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VW-Bus, Mistwetter, "Köln-Kalk.." und die Eishockey WM...

Eine Fahrt zum Eishockeyspiel Deutschland gegen Dänemark in Köln
von

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Es ist 5.30 Uhr in der Früh. Der Wecker begann munter sein Lied zu trällern und Kate schlug genervt auf die Snooze-Funktion. Drehte sich wieder um und vergrub sich in den Kissen und ihren gefühlten hundert Wolldecken, die sie sich über die Bettdecke gebreitet hatte. 3 weitere Versuchen des Weckers, sie zu wecken später schälte sie sich aus dem Bett und schlurfte ins Bad. Zähne putzen, Gesicht waschen, Radio nebenbei hören, Haare machen, Schminken. Alles könnte so schön sein. Wenn es doch nicht: 1) so früh wäre, 2) draußen nicht der Regen auf die Dachplatten klatschen würde, wie die ankommende Sintflut und 3) nicht in diesem Moment in Bruder Steve in bekannter Hulk-Manier ins Bad stürmen würde. Rumms, Tür auf. Rumms, Tür zu. Deng, Klodeckel gegen die Wand geknallt. Flatsch, auf der Schüssel niedergelassen…

„Guten Morgen“, sagte Kate mit einem Seitenblick. „Komm’ ja nicht auf die Idee jetzt zu *piep*en.“

„’n Morn’“, kam es zurück, reingebrummelt in seinen nicht vorhandenen Bart. „Nee, des mach i dann später an der Raststätte…“ Und grinste sie unter seinem blonden Haarschopf heraus an.

„’n Mohren gibt’s vielleicht später. Und um viertel nach sechs ist Abfahrt.“ Sie grinste ebenfalls und packte noch diverse Schminksachen in eine Tasche, nahm das Glätteisen und gesellte sich dann zu ihrer kleinen Reisetasche in den Gang. Darin fristeten schon circa zehn Deutschlandfahnen, ein Schal, zwei Boston Bruins-Trikots und fünf Autofahnen ihr Dasein. Und natürlich frische Unterhosen, Ersatzpulli, -shirt und –hose, eine Kappe und eine warme Jacke fürs Eisstadion. Als Steve sich auch aus dem Bad bewegte, füllte das ganze sich dann schnell noch mit Gummibärchen, Warsteiner Lemon, Paulaner, Hustenbonbons und anderen Schlecksachen. Wobei das Bier schließlich noch in einer Kühltasche im Auto verstaut wurde.

Kate starrte milde entsetzt auf die Tasche, die aus allen Nähten zu platzten drohte und seufzte.

Steve guckte sie an. „Braucht ma alles.“

„Ganz sicher…“

„Wann kummt dr Vater?“

„Jetzt glei, denk i. Mitm Schorsch im VW-Bus.“

„Hoffentlich isch des a gscheider Karre. Mit am gscheide CD-Spieler.“

„Wull.“

Draußen tönte eine Hupe, Kate machte die Tür auf, duckte sich unter dem Regen und huschte auf den VW-Bus zu. Tasche rein, Steve rein, sich selber rein. Tür zu. Los ging’s. Auf nach KÖLN!
 

Gleich zwei Kilometer weiter, im nächsten Ortsteil lud man Steves Kumpel, sprich Schorsch’s Sohn Flo ins Auto. Die Sitzordnung verteilte sich vorerst so: Ganz vorne, der Fahrer Schorsch und Kates und Steves Vater, Gerry, auf dem Beifahrersitz. Mittlere Reihe: Kate und Steve. Ganz hinten: Flo.

Von ganz hinten kam die Frage: „Wann simmer da?“, doch ein Blick aus dem Rückspiegel ließ den Übeltäter schnell verstummen.

Zuerst ging’s vom sehr südlichen Allgäu nach Landsberg, wo man noch Flo’s Schwester Alex einladen musste und sich dann endlich auf die achtstündige Fahrt nach Köln machen konnte. Auf Höhe Steingaden gab es allerdings gleich die erste Panne: Der CD-Player. Der funktionierte nicht. Steve von der Mittelbank reichte seinem Vater diverse CDs nach vorne. Alle wurden mit dem Signal ‚Error’ wieder ausgespuckt.

„Was isch nach do drauf?“ fragte Kate.

„Elektro.“

„Ach du Schande, “ kam es vom Fahrer. „Do isch kua Wunder, dass der CD-Spieler des ned frisst.“

„He, Elektro isch cool!“

„Elektro isch ungefähr so cool, wie wenn dei Mutter die ganze Zeit mit Chinastäbchen auf rostigen Kochtöpfen rumkratzt.“

„I mein ja immer, da hängt die CD irgendwie“, sagte Gerry.

„Ja, die hängt drei Stunden am Stück.“

Nachdem der Gerry noch Alan Parsons Project ausprobiert hatte und die CD ebenfalls wieder ausgespuckt wurde, ging man zu Antenne Bayern über und ließ die CDs eben CDs sein.

„Isch hald a VW“, sprach der Fahrer.

In Landsberg gesellte sich Alex zu der munteren Gruppe und weiter ging’s auf der Autobahn, Richtung Stuttgart zuerst. Die Sitzordnung gestaltete sich nun so. Vorne: gleich, Mittelreihe: Die Buben. Hinten: Kate und Alex.
 

Raststätten, Frühstück, McDonalds, Holländer, und Stau… (aber auf der anderen Straßenseite):
 

Da diverse Pinkel- und Raucherpausen vonnöten waren, kam man nicht umhin, die Raststätten zu umgehen. Die besten waren ja die, wo sich nur ein einzelner Klo-Bunker befand, bei dem man die Türgriffe nicht anfassen konnte, ohne Gefahr zu laufen sich die Pest oder diverse andere Sachen einzufangen. Dem Problem wurde mit Einmal-Handschuhen abgeholfen, das nächste Problem mit den ekligen Kloschüsseln war nicht ganz so einfach zu handhaben, wurde aber ebenfalls gemeistert ohne mit dem bösen Streptococcus mutans oder diversen anderen kleinen Feinden in Kontakt zu kommen. Kate und Alex waren sich einig: „Männer haben’s irgendwie einfacher. Hosenschlitz auf, auspacken, Pinkeln, alles wieder einpacken, Hosenschlitz zu. Wir Mädels haben bei solchen Sachen immer das nachsehen, entweder man pinkelt sich in aller Hektik über die Finger, oder man kippt fast um, wenn man breitbeinig über der feindlichen Kloschüssel zu schweben versucht.“

verarbeiten. Auf Höhe Ellwangen kehrte man zum Frühstück bei McDonalds ein und schlug sich zum ersten Mal am Tage so richtig den Bauch voll. Zugute kam, dass überhaupt nichts los war und die Mitarbeiter unsere Allgäuer soweit ignorierten wie nötig war, denn die gaben zuhauf komische Kommentare ab.

Die Tabletts waren gefüllt mit EggMcMuffin, McGriddles, Kaffee, McToast und diversen anderen Sachen mit fantasievollen Namen. Am Ende waren alle so voll, dass man sich nur schwer wieder ins Auto hieven und weiterfahren konnte. Vorher war allerdings noch einmal Rauchen und Klogehen angesagt. Der CD-Spieler wurde weiterhin verflucht, und beschlossene Sache war, dass wenn man am 22. Mai nach Madrid fahren wollte, dringend ein anderes Auto her. Dabei wurden Ansprüche gestellt, die jeden Luxuschauffeur blass werden ließen: Tempomat, CD-Spieler (am besten mit automatischem Wechsler), getönte Scheiben, bitte statt silbern ein schwarzer Bus, Getränkekühlfach… Geeinigt wurde sich auf zumindest Tempomat und CD-Spieler. Und die Freude war natürlich groß, wenn man nur daran dachte, dass man diese Woche nach Köln zum Eishockey ungefähr 800 Kilometer fahren musste, dann eine gute Woche später sich auf den Weg nach Madrid machen würde, für ein Fußballspiel von 90 Minuten ungefähr 1900 Kilometer und gute 21 Stunden Fahrzeit auf sich nahm.

Die Zigaretten wurden ausgedrückt und alle stiegen wieder ins Auto.
 

Vorbei ging’s an Rothenburg ob der Tauber, Würzburg… Als man am Wertheim Village vorbeifuhr gab’s von Seiten der Mädels beinahe eine Meuterei, da man unbedingt einkaufen wollte, dies aber aus Zeitgründen nicht konnte.

„Wie wär’s mit einkaufen?“ fragte Alex.

„Bin dabei.“ Kate grinste.

„Nix gibt’s, mir fahren nach Köln. Kua Zeit fürs einkaufen…“ Flo warf einen beifallheischenden Blick zu Steve, der allerdings wie ein Wackeldackel mit Kopfhörern sich hin und her wiegte und erst aufsah, als man ihm einen spitzen Ellbogen in die Seite rammte. „Was?“

„Die können jetzt nicht einkaufen. Keine Zeit.“

„Nöö…“ Die Kopfhörer wieder auf ihren angestammten Plätzen. Unterhaltung beendet. Man nahm schließlich noch ein Bier und beruhigte sich schnell wieder. Man konnte ja auch wann anders mal ins Shoppingcenter fahren.

An einer weiteren Raststätte kurz vor Frankfurt wurden 50 Cent für jeden gezahlt, um einmal aufs Klo zu gehen. Am Schluss stand Flo vor dem VW-Bus und sammelte von allen die Marken ein. Er ging in den Shop und versuchte vergeblich für 2,50 € (soviel gaben die Marken insgesamt ab) irgendetwas Essbares zu finden, was in diesem Geldrahmen blieb. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt, aber dieses Mal war sie schon vor Tagen beerdigt worden. Also gab’s eine Tafel Schokolade für 3 Euro.

„Die muss ja aus Gold sein“, war der Kommentar vom Schorsch. „Also: genießen…“
 

Die Suche nach dem gebuchten Hotel
 

Endlich kam man in die Nähe von Köln. Zum hundertsten Mal sprach das Navi: „Sie nähern sich einem Überwachungspunkt“ und war mittlerweile schon zum Hintergrundgeräusch verschmolzen. Doch als es gar zu vielversprechend aussah, lotste das das Navi den Partybus oder auch genannt das Gleufimobil (Gleufi = Depp, Dödel in Steve & Flo-Sprache) in irgendein Wohngebiet, das eindeutig nicht so aussah, als sei irgendwo ein Eisstadion, geschweige denn ein Hotel in der Nähe. Man landete vor einem Pub. Schorsch hielt das Fahrzeug an, alle schauten milde verwirrt aus dem Fenster. Dann stiegen alle aus, und die Raucher widmeten sich erstmal ihren Zigaretten und überlegten, wer oder was sie in diese Situation geführt haben mochte.

„Hier simmer aber it richtig…“ Der Schorsch.

„Nöö…“ Steve wackelte weiterhin mit den Kopfhörern hin und her.

„Wo simmer denn dann?“

„Welche Adresse hat ma überhaupt ins Navi eingegeben?“

„Na, hoffentlich sin mer ned in Berlin gelandet… welcher Gleufi hot’n des Navi programmiert?“

Steve. Alle waren sich einig. Doch der grinste nur blöde vor sich hin.

„Welche Adresse hat ma eingegeben?“

„Köln-Kalk!“ brüllte der Schorsch und brach in Gelächter aus. Dieser Spruch sollte noch zum Dauerbrenner avancieren.

„Solinger Straße. Die wo ma mir gsagt hat…“ Steve tat entrüstet.

„Des war die Adresse von dem Irish Pub, du Dödel!“

„Ja, mei… Fahr mer hald weiter…“

Das Navi wurde neu programmiert. Alle stiegen wieder ein, die Autofahnen wurden an die Fensterscheiben gehängt und weiter ging’s.

Ein paar Kilometer weiter. Man wähnte sich bereits am Ziel, doch da wurde man bitter enttäuscht, als es nochmals auf die Autobahn ging.

„Jetzt hot aber kuaner Berlin eingeben, oder?“ Flo wollte ja nur sichergehen.

„Halt!“ kam es von hinten. „Holt mal einer die Fahnen rein, die fliegen ja weg bei hundert km/h.“

Schorsch lenkte das Gefährt Richtung Straßenrand, und bei ungefähr zehn km/h wurden die Scheiben geöffnet und die Fahnen wurden eingeholt. Hinten begann ein Hupkonzert, angeführt von einer blonden Holländerin in einem Ford Fiesta. Aber die Fahnen waren gerettet. Immerhin.

„Hau bloß ab, du Käse-Antje!“

„I fress’ di!“

„Schaug, dass’d weiter kummsch, mit deim saublede Karre!“

Auf der Rückbank wurde die Scheibe runtergekurbelt und Fäuste flogen nach draußen. Der Fiesta versuchte Fahrt aufzunehmen, wurde aber von dem VW-Bus geputzt, wie der Häkkinen damals öfters mal vom Schumi. Mehr oder weniger böse Schimpfworte und Gesten flogen hin und her, aber der VW-Bus gewann. In allen Belangen. 

Man befuhr einige mehrspurige Stadtautobahnen, oder wie auch immer man das nennen wollte. Fuhr sogar schon am Eisstadion, der Lanxess Arena vorbei. Schorsch lieferte sich ein Duell mit einem Lastwagen mit Anhänger, das er nur aus dem Grund verlor, weil er ja nicht wollte, dass alle schon vor dem Eishockeyspiel zerquetscht wurden und er also dem LKW die Vorfahrt an eigentlich unserer grünen Ampel schenkte. Das Hotel wurde auch gefunden, und man fand heraus, dass das Hotel und der Irish Pub, den Gerry vorher auch schon herausgesucht hatte, den gleiche Straßennamen hatten, allerdings circa zehn Kilometer voneinander entfernt.

Das Auto wurde geparkt, die Zimmer bezogen, und man befand alles für super. Alles da: Dusche, Betten, Platz für die Taschen, Spiegel, Balkon. Auf letzterem wurde gleich die erste Beratung abgehalten, wann und wie man jetzt zum Stadion kommen sollte.

Gerry informierte alle, dass unten an der Rezeption ein Begrüßungskölsch wartete und man da dann auch eine Stadtkarte kriegen konnte. Also warf man sich in Schale, sprich, man band sich die Fahnen um die Hüfte, zog alles was man an Trikots fand an, malte sich noch ein paar Deutschlandfahnen auf die Backe und zog aus dem Zimmer und ab zur Rezeption. Wie ein großer Gaudiwurm. Aber natürlich ein bayerischer Gaudiwurm.

Alex und Kate konnten sich mit dem Kölsch nicht anfreunden, aber die Buben tranken sowieso alles, was nur irgendwie mit Alkohol definiert werden konnte. Am Schluss waren die Flaschen alle leer, der Pegel noch nicht so hoch, wie er hätte sein sollen, man hatte eine Karte bekommen und die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war kostenlos, weil das so auf den Tickets fürs Eishockey stand.

Und so zogen alle aus, Richtung S-Bahn Station. Vor dem Hotel las man ein älteres Paar auf, welches einen undefinierbaren Dialekt sprach, die aber ebenfalls zum Stadion wollten und so nahm man sie kurzerhand ins Schlepptau.

Flo und Kate, die Rotznasen, fanden unterwegs schließlich ihre langersehnte Apotheke und kauften jeweils ein Nasivin Spray und bekamen eine Packung Taschentücher dazu geschenkt.

„Wieso kaufts ihr denn ned eins zusammen.“

„Glaubst du, i mog die Rotzfahne von dr Kate in meiner Nase hom?“ belehrte Flo seinen Papa.

Die erste S-Bahn zum Stadion wurde versäumt, hätte man es allerdings dem Flo nachgemacht, der einfach die Beine in die Hand nahm und eine Kreuzung überquerte, ohne auf Ampeln, Autos und LKWs zu achten, hätte man sie erwischen können.

„So macht ma des.“

„Ja, so macht ma des, wenn ma nacha platt wie a Pizza aufm Asphalt liegen will, du Gleufi.“

Und endlich saßen alle in der S-Bahn, schauten sich verwundert um, wie’s in der Großstadt so zuging. Aber irgendwie war man zufrieden, dass man wenigstens schon den Weg zum Eisstadion geschafft hatte.
 

Vor dem Stadion
 

Die S-Bahn hielt vor dem Stadion, also sagen wir mal so: ungefähr dreihundert Meter davon entfernt. Der Bahnsteig war irgendwie voll. Voller Fans in den unterschiedlichsten Monturen. Hätte man wissen wollen, wie viele Trikots es in ganz Deutschland von den Eishockeyvereinen gab, hätte man hier anfangen können zu zählen, man hätte eine ganz gute Quote zusammengebracht.

Unsere Bande, eingefleischte EV-Füssen Fans, waren dementsprechend auch in den Trikots ihrer Mannschaft anzutreffen. Zumindest die Papas, Schorsch und Gerry. Steve war in einem alten Deutschland Trikot aus den 80er Jahren und Flo immerhin mit einem EV Füssen Schal, die Mädels begnügten sich mit Fahnen in allen Variationen und an allen Positionen, um die Hüfte, als Kappe auf dem Kopf, als Farbe auf der Backe, als Schuhbändel…. Und das erste, was sie erblickten, als sie sich aus dem Getümmel vor der S-Bahn losgerissen hatten, waren zwei ESV Kaufbeuren Fans, die eben aus einem Subway kamen. Schlimmer ging’s nimmer.

„Auweh, do sind Kaufbeirer!“ entfuhr es Steve, und die angesprochenen drehten sich erbost um, erblickten die Füssener und schlugen sich die Hänge vors Gesicht. Da fuhr man bis nach Köln, achthundert Kilometer und was stand als allererstes vor einem: Die schlimmsten aller Eishockeyfans, die man sich vorstellen konnte. Allerdings standen weitere Verbrüderungen und Verfeindungen nicht unter einem guten Stern, denn den Flo zog sein Magen in Richtung des Subway.

Man kaufte jeweils eines dieser, mit allem Gemüse das man finden konnte, vollgepackten Sandwiches und verspeiste es in einem Eck des Restaurants. Die Kaufbeurer sah man nur noch am Fenster vorbeiziehen. Und später war man froh, dass man sie in einem Stadion mit achtzehntausend Zuschauern nicht noch einmal fand.

Alle Sandwiches waren verputzt, das Cola geleert, alle gingen nochmal aufs Klo und dann ritten sie los… Entschuldigung, dann liefen sie los. Zum Stadion.

Skoda, einer der Hauptsponsoren der Eishockey WM 2010 in Deutschland hatte seine Zelte schon aufgeschlagen, wortwörtlich. Autos standen herum, natürlich alles Skodas… Dann liefen alle möglichen Leute mit unmöglichen Papphelmen herum, die aussahen wie Eishockeyhelme und auf denen auf der Stirn groß und breit „Skoda“ prangte. So brachte man seine immerhin Werbung billig an seinen Mann. Gerry und Schorsch, beide mit Helmen auf dem Kopf und mit grünen Skoda-Papphänden an den normalen Händen gaben ein urkomisches Bild ab. Wie zwei Skoda-Schlümpfe von den sieben Skoda-Bergen.

Ein paar Fotos wurden vor dem Stadion geschossen, dann begab man sich Richtung Eingang. Eine Ladung Adrenalin schoss durch alle Körper, als Gerry einen Tick zu lang in der Tasche nach den Tickets kramte, schließlich aber fündig wurde. Ein Strom der Erleichterung durchzuckte die Beine unserer Helden, die dann von denselben durch den Eingang getragen wurden. Kate wurde um eine Flasche Fanta erleichtert, welche sie versuchte, halbgar unter ihrer Deutschlandfahne ins Stadion zu schmuggeln.

„Pass bloß auf, dass die dich nicht einbuchten, bevor des alles losgeht, “ grinste Flo.

„Jo“, sagte Kate. „ich plane einen Anschlag mit ’nem lätschigen Schluck Fanta. Dänemark, nehmt euch in Acht…“

„Boah, Alter. Köln-Kalk, ey.“ Steve schaute genervt in die Luft.
 

Das Spiel: Deutschland – Dänemark
 

Unsere Helden standen im Eingangsbereich der Lanxess Arena, Eingang Südost hatte es geheißen. Etwas orientierungslos sahen sie sich um, rundherum Dänen, Deutsche, Verrückte… Alles bunt gemischt, und irgendwie fühlten sich alle so richtig wohl hier. Direkt auf zwölf Uhr befand sich die erste Würstchenbude und links eine Treppe zum Klo. Nun raten Sie mal, wohin sich alle zuerst hinbegaben?

Richtig, aufs Klo. Nur der Gerry machte eine Ausnahme und schaute sich den Würstchenstand mal näher an. Nach fünf Minuten waren alle wieder vollzählig und man begann den Aufstieg Richtung Block 716 über gefühlte tausend Treppen. Die Knie krachten, die Bänder rissen schier, doch schließlich war man oben und klagte darüber, dass man alt werde. Die Väter würden diesen Ausspruch noch ein paar Mal benutzen, den jüngeren wurde es dann verboten. „So an Schmarrn reden“, meinte der Schorsch. „Wenn des uaner darf, dann mir Alten…!“

Von oben hatte man einen super Ausblick über die Dächer Kölns und war doch froh, dass man mit den alten Knochen den Aufstieg auf den Lanxess Everest überhaupt noch gepackt hatte.

Dann endlich tat sich der Eingang auf, von wo man schon die grellen Lichter der Arena sehen konnte, vor Kate trat Steve hindurch, und Kate knipste mit der Kamera den Moment, als sie im Stadion standen und einen Blick auf die schon gut gefüllte Arena und das grell weiß leuchtende Spielfeld warfen. Es war der Hammer! So viele Leute bei einem Eishockeyspiel hatte noch keiner unserer Helden gesehen, achtzehntausend sollten es nachher sein, gut und gern sechzehntausend davon Deutsche.

Sie spürten alle bereits das Kribbeln auf der Haut, wenn sie daran dachten, dass da unten nachher die Deutschen um den Sieg kämpfen würden, und dabei die ganze Arena hinter sich stehen haben würden.

Sie suchten ihre Plätze, fanden sie und ließen sich erstmal, wie erschlagen von den Eindrücken, auf den gepolsterten Sitzen nieder. Starrten durch die Arena, wandten den Kopf, um zu sehen, wie weit nach oben es noch ging. Sie befanden sich sehr weit oben, nur wenige Sitzreihen waren es noch bis unters Dach, doch trotzdem bot sich eine super Sicht aufs Spielfeld. In der Mitte hing der riesige Videowürfel, laute Musik stimmte die Zuschauer auf das Spiel ein. Der Titelsong der Eishockey WM „Stuck On Replay“ lief alle paar Minuten. Dann ging es über zu „We will Rock you“ und „Put your hands up in the air”, was alle begeistert mitmachten.

Die Mannschaften wurden vorgestellt, gellende Pfiffe für die Dänen, lauter Applaus für die Deutschen. Das erste Snickers wurde auf Seiten Steves und Flos ausgepackt und schmatzend verspeist. Die fünf Spieler, die als erstes aufs Eis gehen würden, wurden nochmals ausdrücklich vorgestellt: Dennis Endras, Korbinian Holzer, Robert Dietrich, André Rankel, Felix Schütz und Marcel Goc. Endras für Rob Zepp, der noch gegen Finnland im Tor stand.

Die Arena wurde immer voller, nur wenige Plätze sahen leer aus, doch auch die würden sich schnell füllen.

Bei den Dänen standen als erstes: Patrick Galbraith, Philip Larsen, Stefan Lassen, Morten Madsen, Frans Nielsen und Lars Eller auf dem Eis.

Dann fanden sich zwei Spieler am Mittelkreis gegenüber, die Schläger bereit, die Gesichter konzentriert, der Schiri hob den Arm mit dem Puck. Und ließ ihn fallen! Das Spiel begann!

Kate beugte sich weit nach vorn, um auch ja keinen Szene zu verpassen. Und die Deutschen warteten auf jeden Fall nicht ab, sondern gaben sofort Gas. Der Deutsche Hager legte sich mit einem Dänen an und schon waren die Schiris da, um sie zu trennen. Hager konnte es aber nicht lassen und haute einen Dänen gegen die Bande und saß ab jetzt für 2 Minuten in der Kühlbox. Die Dänen in Überzahl.

Gerry zückte die Kamera und schoss ein paar Fotos von der vollen Arena.

Die Dänen hatten eine Riesenchance, der Schütze verzog aber. Glück für die Deutschen.

Dann gab’s eine Strafzeit für Sulzer, der sich nun zu Hager auf die Bank gesellen durfte. 5 zu 3 Situation. Und das gleich zu Beginn…

Und dann fiel das Tor für Dänemark. Endras sah da ganz schön alt aus. Die dänischen Fans brachen in Jubel aus und ein Seufzen ging durch die Arena. Kate und Alex warfen die Hände vors Gesicht. „Mist!“

Dänemark war immer noch in Überzahl, aber immerhin waren die Deutschen wieder zu viert. Und dann folgte schon wieder eine Strafe für Deutschland. Felski bekam 2 Minuten. Das Publikum stand erbost auf und gellende Pfiffe hallten durch die Arena. Was sollte denn das schon wieder?

Dann war Sulzer zurück und Deutschland wieder zu viert. Ullmann kam mit der Scheibe durch, aber dann stand Wolf unglücklich im Abseits. Hoffentlich kam bald der fünfte Mann wieder aufs Eis, dachte Kate und kniff die Augen etwas zu.

Dann kam ein Däne auf Endras zu und fuhr ihn über den Haufen. Sofort Rudelbildung, nur keiner den Torwart anfassen, dachten die deutschen Spieler und beinahe gab’s ein Handgemenge. Aber dann: keine Strafen, nur ein Bully in der neutralen Zone. Es waren erst sieben Minuten gespielt. Nun gab’s auch eine Strafe für die Dänen. Dietrich zog ab, aber der dänische Torwart hielt sicher.

Und dann knallte es! ENDLICH!

TOR für Deutschland!!! Sulzer zog ab, von der blauen Linie und Goc stand vor dem Tor und war mit dem Schläger dran. Und drin war das Ding!

Alles sprang auf, ein dumpfer Schrei hallte durch die Halle und Gänsehaut überzog Kates Arme. Alle lachten und ballten die Fäuste! „Deutschland, Deutschland“ -Rufe aus allen Kehlen. Der frühe Fehler war damit korrigiert und nun war das Publikum wach und tobte.

Und dann stand plötzlich Ullman ganz frei vor dem Tor, aber der Däne war bereit. Die Deutschen waren jetzt endgültig am Zug und machten Druck aufs gegnerische Tor.

Hager zog von rechts zum Tor, aber Tripp verzog den Nachschuss knapp. Dann musste Hager auf die Strafbank, wegen Hakens. Und auf einmal schlug plötzlich einer der Dänen unserem Barta den Schläger ins Gesicht und wanderte ebenfalls in die Box.

Und dann war Drittelpause. Die Zeit war wie im Flug vergangen, man konnte kaum glauben, dass zwanzig Minuten so schnell vorbei waren.

Alex und Kate standen von den Sitzen auf und suchten in dem Getümmel draußen nach dem Klo. Gerade so schaffte man es und es waren bereits zwei Minuten gespielt, als sie wieder auf ihren Sitzen saßen.

Müller war an der Scheibe und drehte sich, drehte sich noch einmal, drehte sich um noch mehr Dänen herum, aber der Schuss der anschließend von Krüger kam war ungefährlich.

Dann kam eine Durchsage, dass es bei Italien gegen Lettland ebenfalls 1 zu 1 stand.

Dann Rankel an der Scheibe, zog ab. Goc und Schütz standen ebenfalls vor dem Tor und warten auf den Abpraller, der aber nicht kam, da der Däne die Scheibe sicher in seiner Fanghand hatte.

Dann eine Strafe gegen Dänemark wegen Haltens. Die Deutschen machten weiter Druck auf Dänemark.

Kate schloss kurz die Augen und atmete tief durch, dann kam die nächste Runde von „Steht auf, wenn ihr Deutsche seid!“ und alles stand. Klatschte in die Hände. Sang lauthals mit. Dietrich schlenzte die Scheibe, aber der Dänentorwart war wieder zur Stelle. Noch 50 Sekunden Powerplay. Dann Felski mit einer Chance, die eigentlich nach Tor schrie, aber er vergab sie.

Dann kam Endras mal wieder an die Scheibe, erst der fünfte Schuss, den er abwehren musste. Aber dann musste er doch noch öfters eingreifen, denn die Dänen schienen auf einmal einen Höhenflug zu haben, der aber dann doch nicht wirklich gefährlich wurde.

Barta brachte die Scheibe wieder vors Tor, aber Kreutzer kam nicht am Dänentorwart vorbei.

Plötzlich: TOOOOR!!!

Schütz erkämpfte sich die Scheibe, drehte sich und zog ab! Und drin war das Ding! Vor dem Dänen waren so viele Deutsche, das er nichts sehen konnte und die Scheibe einfach durchflutschte.

2 zu 1 für Deutschland.

Dann aber kamen die Dänen, Endras war dreimal zur Stellte und rettete. Ebenso auf der anderen Seite der Däne gegen Barta.

Und dann passierte es noch einmal, Kate stand schon halb auf den Beinen, sah wie Goc abzog und die Scheibe sich langsam wie in Zeitlupe aufs Tor zu bewegte, sie war schon hinter der Linie als ein Däne noch den Schläger hintenrein stocherte und sie wieder aus dem Tor beförderte.

TOOOR für DEUTSCHLAND! 3 zu 1.

Die Halle stand und schrie, aber dann wollte der Schiri den Videobeweis. Egal, Nico Goc ließ sich feiern, ebenso wussten die meisten, dass das Ding eindeutig drin war. Nochmal stieg die Spannung in der Halle.

Der Schiri hatte den Videbeweis gesehen und alle Augen waren auf ihn gerichtet. Dann deutete er auf den Mittelkreis. Er gab das Tor! Natürlich!! Was auch sonst?! Abermals hallte der Torschrei durch die Halle und alles feierte.

Jetzt Ullmann mit einer tollen Chance. Und Deutschland wieder am Drücker. Und Endras wurde von allen Fans lautstark gefeiert. Noch einmal versuchte es ein Däne, blieb aber irgendwo in der Verteidigung der Deutschen hängen.

Dann gab’s 2 Minuten für Alex Sulzer, weil der das Tor verschoben hatte. Hm.

Und dann war auch das 2. Drittel zu Ende.

Unsere Allgäuer lehnen sich auf ihren Sitzen zurück und atmeten tief durch. Ein Becher Cola machte die Runde, Flo legte sich fast mit ein paar Kerlen aus der hinteren Reihe an, die ihm dauernd an seinem Skoda-Helm herumfummelten. Von irgendwoher kam die Nachricht, dass Deutschlands Stürmer Christian Ehrhoff auf dem Weg von den Staaten nach Deutschland war, weil er mit den Vancouver Canucks aus den Playoffs ausgeschieden war. Den konnten wir gut gebrauchen für die weiteren Spiele.

Und dann begann auch schon das letzte Drittel. Deutschland noch in Unterzahl, aber Ullmann brachte die Scheibe hinten raus.

Eine La-Ola ging durch die Zuschauerreihen, verschwamm aber irgendwie wieder…

Dann Endras mit einer klasse Reaktion. Das Publikum atmete tief durch. Dann Deutschland wieder komplett. Goc probierte es mit einem Bauerntrick, aber der Däne machte die Ecke zu.

Strafe für Dänemark wegen hohen Stocks.

Dann blieben aber einige Pässe von den Deutschen hängen. Dann war das Powerplay rum ums Eck. Aber es passierte gerade nicht mehr viel, ein paar Mal Icing von die Dänen, aber sonst nichts.

Kate fragte Gerry, und er sagte: Wenn wir heute gewinnen, und die USA die Finnen schlagen, sind wir Gruppenerster. Das wär’ doch ein Ding!

Nochmal eine Strafe für die Dänen. Haken.

Ein Wahnsinn, wie die Deutschen spielen, wenn man da an Olympia denkt… Gute Chance von Dietrich, aber leider kein Tor.

Und schon wieder ging ein Däne in die Box.

Und dann knallte Goc die Scheibe an die Querlatte. Huuh! Das wär’s gewesen!

Dann lag auf einmal die Scheibe im Tor, aber der Schiri ruderte mit den Armen und will den Videobeweis. Schon wieder. Seltsame Situation. Kate konnte auch nicht gut sehen, ob das nun ein Tor war oder nicht.

Kein Tor.

Dann musste Felski vom Eis, Powerplay für die Dänen.

Dann waren’s nur noch vier Minuten zu spielen. Die Fans standen wieder und feierten schon mal die Mannschaft. Ein tolles Spiel! Lässt jedes Eishockeyherz höher schlagen. Alles dabei, vor allem Spannung und vor allem: Tore.

Noch 2 Minuten. Und noch eine Strafe gegen Ullmann. Aber das war der absolute Witz, denn da war absolut gar nichts gewesen.

Dann machte der Dänentorwart sich vom Eis und es geht 6 gegen 4. Aber die Scheibe kam nicht durch.

Noch eine Minute!

Die Scheibe knallte an den deutschen Pfosten. Zefix, war das knapp!!

30 Sekunden noch, bange Blicke zur Uhr.

Und dann flog die Scheibe wieder aus der deutschen Hälfte. Noch 10 Sekunden.

Und dann endlich: SCHLUSS! Deutschland in der Zwischenrunde!

Party in der Lanxess Arena, die Fans standen schier auf den Sitzen. Deutschland in der Zwischenrunde, was für ein Ding!
 

Zwischen dem Spiel ist vor dem nächsten Spiel
 

Noch lange feierten die Fans ihre Mannschaft und gebrüllt wurde: „Wir woll’n die Deutschen sehn!“ So lange bis sich endlich ein Teil der deutschen Mannschaft wieder aus der Kabine bewegte und mit den Fans feierten.

Dann begann sich das Stadion allmählich zu leeren, damit für das nächste Spiel USA gegen Finnland saubergemacht werden konnte.

„So, was dua mer jetz?“ fragte der Schorsch und schaute in die Runde.

„I hob an Durst“, sagte Kate. „Mei Stimme isch o weg. Mei, des ganze Geschrei…“

„Such mer uns was zum trinken, “ schlug Alex vor. „Geh mer einfach ne Runde und schaun wo mer rauskummet.“

Sie machten sich auf den Weg ums Stadion herum, drehten noch eine Runde durch den Fanshop und Alex und Kate ließen sich mit einem Fan, der als der Tod verkleidet war, ablichten. Was für ein Kostüm…
 

Cola für 6 Euro: „Des sind ja zwölf Mark! Geht’s no?“
 

Man fand leider keinen normalen Laden, in dem man Getränke zu einem normalen Preis kaufen konnte, also mussten sie mit einem Stand vor dem Stadion begnügen. Und dann gab’s den ultimativen Knaller, als sie den Preis für eine Cola hörten.

„6 Euro?“ fragte der Schorsch. „Oder redsch du Kölnerisch und i verstand di bloß nicht?“

Der arme Kerl am Stand wusste gar nicht, wie ihm geschah. Er hielt dann nur die Hand auf und der Schorsch musste ihm die 6 Euro geben, sonst war’s nichts mit Trinken.

Dann hatte er den Becher in der Hand und oben schwamm seltsamer Schaum.

„Des isch jetz a Witz, oder? Des isch doch a Bier.“

Kate erbarmte sich und nahm einen Schluck. Verzog das Gesicht und nickte. „Bier. Oder irgendso a komische Mischung. Cola-Bier-Fanta-etc.“

„Wahrscheinlich die ganze Restle, wo in dene Gläser bleiben zam geschüttet.“

Alle schüttelten sich simultan.

Der Schorsch winkte abermals den armen Getränkeverkäufer heran und verlangte ein neues Cola, da sich das alte ja nicht als solches herausgestellt hatte.

Gerry und Steve waren derweil ein Stück weiter gegangen und schauten sich zwischen all den vielen unterschiedlichen Fans um. Finnen waren jetzt zuhauf unterwegs. Aber fast keine Amerikaner. Und natürlich noch haufenweise Deutsche, die feierten.

Und dann war es auch schon wieder an der Zeit ins Stadion zu gehen, für ein neuerliches Spiel. Man hatte zwar noch eine Stunde Zeit, wollte diese aber sitzend verbringen und so einigte man sich darauf, dass man sich wieder in die Arena begeben wollte.

Drinnen teilten sie sich dann auf und machten sich auf die Suche nach etwas zu Essen, schlenderten noch etwas in der Gegend herum und Alex und Sophie holten sich eine Currywurst und Pommes.

Danach ging’s nochmal aufs Klo und zurück zu den Sitzen im Stadion.
 

Das Spiel: Finnland gegen USA
 

Ganz ehrlich, ich war fix und fertig das Deutschlandspiel zu schildern. Wenn ich nun auch noch mit diesem Spiel anfange, dann werde ich verrückt. Googelt doch den Spielbericht einfach, wenn ihr jede Einzelheit wissen wollt. Jedenfalls gewannen die Finnen 3 zu 2 und die USA kann sich nun in der Abstiegsrunde vergnügen.
 

Nach dem Spiel
 

Nach dem Spiel ging es drunter und drüber. Es dauerte schon eine Weile bis man überhaupt aus dem Stadion herauskam und dann war alles überfüllt von Finnen, die völlig aus dem Häuschen waren, da sie USA in die Abstiegsrunde geschossen hatten.

Deutschland erwartete nun unter anderem Russland. Gegen Ovechkin, den russischen Superstar.

Es ging die Straße hinab, in Richtung der S-Bahnstation, vorbei an einem Stand, wo sie Cola Zero verschenkten. Kate, Gerry, Steve und Flo versuchten es damit, was allerdings in die Hose ging.

Kate nahm einen Schluck. „Uäh, was isch denn des für a Mist?“

Steve tat sich schwer daran, die Dose nicht irgendeinem Finnen an den Kopf zu werfen. Gerry leerte die Dose, als sei Wasser (oder zumindest Whiskey) darin. Flo gab gar keinen Kommentar dazu ab, aber sein Gesicht sprach Bände.

An der S-Bahnstation gab es einen Stau, dann fuhr die Bahn ein und ein Gedränge wie in der Tokioter U-Bahn entstand. Unsere Allgäuer wurden zwischen Finnen, Dänen, anderen Deutschen und Amis eingequetscht. Es stank wie in einem Kuhstall, wie Steve bemerkte. Schweiß, Bier und andere Ausdünstungen vermischten sich zu einer Masse, die zum schneiden dick war. Kate saß auf einem Sitz, hatte Glück gehabt, falls man das so nennen wollte, denn die Luft schien da unten noch schlimmer zu sein.

Die S-Bahn fuhr und fuhr und mehr als einmal schwebte die Frage: „Wo fahren mir eigentlich hin? Sind mir richtig?“

Gerry nickte und nickte nur. Und dann stiegen alle aus und fanden sich an einem unbekannten Bahnsteig, keiner wusste so recht wo man war. Gerry wurde zusehends sauer, da alle die ganze Zeit auf ihm herumhackten, weil sie falsch waren.

„Mir sind hald in Köln-Kalk,“ meinte der Schorsch grinsend.

„Jetzt hör’ aber mal mit dem Scheiß auf,“ maulte der Flo seinen Vater an.

„Aber i ko doch da nix dafür, des is doch saulustig!“

„Jo, Köln-Kalk, ey“, sagte Kate mit angehauchtem „K“, dass sich dann wie ein „ch“ anhörte, und brach ebenfalls in Gelächter aus. (Was da dran eigentlich so lustig war ließ sich irgendwie nicht herausfinden, aber es war’s einfach… :-)

Schließlich einigte man sich, dass man so einen Kölner einfach fragen würde, und der schickte sie wieder in die U-Bahn und sie fuhren mit der nächsten Bahn weiter.

Und dann kam man da raus, wo man hinwollte. Am Hauptbahnhof.

„Jetzt seh’ mer ja den Dom endlich“, sagte Alex.

„Wull, Kölle Alaaf!“ schrie Stefan.

„Falsche Jahreszeit, aber wurscht, uns kennt hier ja keiner“, Flori grinste.
 

Vor dem Kölner Dom
 

Sie bahnten sich den Weg aus dem Untergrund nach oben auf den Vorplatz des Bahnhofs. Es war kurz nach elf. Kate versuchte mit ihrer Kamera ein schönes Bild vom Dom zu schießen, aber die Dunkelheit machte ihr einen dicken Strich durch die Rechnung. Irgendwie wurde es dann doch noch was, und dann ging der Satz um: „Wir haben Hunger, Hunger, Hunger…“

Alle beschlossen dieses Mal in ein Restaurant zu gehen und den McDoof außen vor zu lassen. Die Absicht stellte sich allerdings als nicht tragbar heraus, als man dann am dritten Restaurant freundlich bestimmt abgewiesen wurde, da man gleich schließe, hieß es. Ob es an dem Aufzug unserer Fans liegen mochte, oder an der Uhrzeit… Vermutlich an beidem. 

Man schlenderte also weiter, durch die nächtlichen Straßen Kölns. Nein, nicht durch Köln-Kalk, wo sowieso keiner wusste, wo es war. Und hin und wieder sah man einige schräge Gestalten herumlaufen, sodass Kate und Alex sich hinter ihren Vätern versteckten und sagten, sie würden keinen Schritt mehr weggehen. Die Eishockey-Fans, die man von ihrem Wesen her ja noch einschätzen konnte, waren längst verschwunden. In den Kneipen, ihren Hotels oder sonst wo.

Irgendwann begann es sich abzuzeichnen, dass man kein Restaurant mehr finden würde und da leuchtete es gelb aus dem Dunkel. Und unsere Allgäuer stießen sich an und grinsten. Und flüchteten schnell in die Wärme, da es wieder zu nieseln begonnen hatte.
 

McDonalds zum gefühlten zehnten Mal an dem Tag
 

Wieder war es der Gasthof zum Goldenen M, den man als Futtertrog erwählte. Es gab Pommes, McChicken, McRib und Flo und Steve verdrückten jeweils 2 BigMäc, als sei das ein kleiner Snack zwischendurch. Alle waren froh, dass sie sich ein bisschen ausruhen konnten, nach den Spielen und froh, dass die Deutschen weiter waren. Jetzt konnte ja fast nichts mehr schief gehen.

Eine gefühlte Stunde später, man packte alles zusammen, band sich abermals Fahnen und alles um und machte sich wieder auf den Weg. Richtung S-Bahn und Hotel.
 

Irrfahrt in der S-Bahn
 

Im Hauptbahnhof mussten dann erst einmal noch Zigaretten gekauft werden, die Schlange am einzigen zu dieser Uhrzeit noch geöffneten Stand war dementsprechend lang. Und die nächste S-Bahn mit der Linie 18 fuhr in 3 Minuten. Alex machte dem lahmen Verkäufer Dampf und man schaffte es geradeso noch hinunter und in die Bahn.

Dieses Mal war Platz für alle zum Sitzen. Alle lehnten sich zurück und schauten aus dem Fenster, wo’s allerdings wenig zu sehen gab, es war ja dunkel.

In schönsten bayerisch unterhielt man sich und Kate erntete ab und zu ein paar verwirrte Seitenblicke von anderen Fahrgästen und brach dann, als „Köln-Kalk“ mit gehauchtem K fiel, zusammen mit Schorsch wieder in wieherndes Gelächter aus.

Und auf einmal hieß es aussteigen. Und alle stiegen aus und fanden sich an einem unbekannten Bahnsteig mitten im Nirgendwo wieder. Der andere Fahrgast, der die schrägen Seitenblicke auf unsere Helden geworden hatte, war ebenfalls ausgestiegen, traute sich aber nicht so recht zu vermuten, die Bayern wären hier falsch. Wohl aus Angst er bekäme ein paar Breitseiten ab.

Alle schauten den Gerry an und Fragzeichen schwebten über ihren Köpfen.

„Simmer hier richtig?“

„Glob i it“, meinte der Steve. „Mir standet im Dunkeln, und keine Sau weit und breit…“

„Außer so a paar Kölner..., “ warf Alex ein.

„Des passt scho,“ sagte Gerry. „Mir warten einfach auf so a andere Bahn und fahren wieder zurück.“

„Also gibst zu, dass mir falsch sind?“

„Nein, des war von Anfang an geplant.“

Gemurmel machte sich breit, und Gerry begriff dass er hier auf verlorenem Posten stand. Und schließlich sagte der Kölner, der mit ausgestiegen war und mittlerweile auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig auf seine Bahn wartete: „Einfach die 3er Linie nehmen, aber nicht die, sondern die übernächste.“

„Alles klar“, hieß es einstimmig.

Und Steve musste am Kragen gepackt und zurückgehalten werden, als die nächste Bahn einfuhr. „Nicht die!“

„Ja, Zefix! Leck mi doch am Oarsch!“

Und dann fuhr endlich, endlich die andere (richtige) Bahn ein und die Helden kamen ihrem Hotel näher. Es war dann noch ein paar Minuten Fußmarsch zum Hotel, doch den bewältigte man auch noch mehr oder weniger geduldig. Die Buben wollten unbedingt noch in eine Kneipe, aber in der nähe des Hotels sah es sehr mau aus.

Also beschloss man, endlich ins bett zu gehen. Es war ungefähr halb zwei. Und um acht Uhr wollte man wieder heimfahren.

Man teilte sich auf, in die jeweiligen Doppelzimmer, legte Fahnen und Skoda-Helme ab, sprang noch schnell unter die Dusche. Und dann warteten endlich weiche Kissen und eine Decke auf einen. Die Welt war wieder in Ordnung.
 

Früh
 

Kate und Alex schälten sich widerwillig aus den Betten, als der Wecker um halb acht losging. Es ging ab ins Bad zum schminken, dann wurde der ganze Krempel gepackt und in den Taschen verstaut. Und alles zum Auto gebracht.

Noch kurz an der Rezeption verabschiedet und ins Gästebuch eingetragen und ab ging’s. Zurück in den VW-Bus und ab Richtung Bayern, ins Allgäu.
 

Heimfahrt
 

Die Heimfahrt war erfüllt von Gerede über die kommende Fahrt nach Madrid, wo es am 21. Mai hin losgehen sollte. Freitagmittag wollte man fahren, um irgendwann Samstagmittag vor Ort zu sein. Einstimmig wurde beschlossen, dass man ein anderes Auto brauchte, wo der CD-Spieler intakt war und vor allem, der leiser war und mehr Komfort bot. „Was denn noch alles?“ hieß es vom Gerry. „Soll mer doch eher fliegen?“

„Kein Geld, “ kam es von der Jugend.

Gerry schüttelte ratlos den Kopf und ergab sich in sein selbst gewähltes Schicksal.

Am späten Nachmittag kam man im Allgäu an, total fertig und kaputt von der Autofahrt. Aber die Freude war trotzdem groß, wenn man daran dachte: Deutschland im Eishockey weiter, und am Freitag darauf ging’s nach Madrid wo der FC Bayern spielte.
 

Und eins kann ich euch auch noch sagen, der „Trip to Madrid“-Bericht wird in kürze folgen… Yeah!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kalliope
2010-07-09T20:49:23+00:00 09.07.2010 22:49
Ich bin über ein paar Ecken an diesen Text hier gekommen und froh darüber xD Die ganzen Seiten konnte man wirklich flüssig lesen und das Beste an allem war ja noch der bayerische Akzent. Dein Stil gefällt mir auch gut. Das muss wirklich eine ziemlich amüsante Fahrt gewesen sein. ^^
Liebe Grüße,
Kalliope
Von: abgemeldet
2010-06-26T07:05:44+00:00 26.06.2010 09:05
Sehr lustiger Bericht, hab stellenweise schallend gelacht.
Gleufi, was für ein amüsanter Neologismus :)
Allerdings hatte ich ab und an das gefühl das du wörter vergessen hast (da sätzen absolut keinen sinn ergaben usw.) ansonsten habe ich nur zu bemängeln das ich vielleicht die einzelnen "abschnitte" in einzelne Kapitel gepackt hätte.

lg
abgemeldet


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