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Etwas, das man sieht, aber nicht gesehen werden kann

Fortsetzung der ersten Staffel
von

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Vor der Wahl

So, nachdem ich mir die Finger wund getippt habe und nun vollkommen erledigt bin, gibt es hier das neue Kapitel. Ich muss sagen, ich bin doch eigentlich ganz zufrieden damit, auch wenn es sich an manchen Stellen ziemlich... psycho anhört ^^

Viel Spaß beim Lesen!

KaitoDC
 

Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version
 

Aibou – Partner

Otogi Ryuji – Duke Devlin

Muto Surogoku – Solomon Muto

Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler

Honda Hiroto– Tristan Taylor

Mazaki Anzu – Tea Gardner

Atemu – Atem (Pharao, Yami)

Mou hitori no boku – Mein anderes Ich
 

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Kapitel 32 – Vor der Wahl
 

Kame konnte es kaum glauben, was er hier dachte, wie groß sein Verlangen danach war, jemandem Schaden zuzufügen. Was ist mit mir los?!

„Das Schauspiel kann beginnen“, sagte Teishi triumphierend.
 

Kalte Wut loderte in ihm, Hass vergiftete sein Denken. Ihm war so, als würde dieses Toxikum durch seine Adern pulsieren, die Oberhand allmählich gewinnen. Sein Ich in den Hintergrund drängen.

„Wieso denn auf einmal so ruhig, Kame?“ Teishis Stimme war nicht erhoben, es kam eher einem Flüstern gleich, hallte in der Stille laut wider. „Was geht dir durch den Kopf?“

Kame schüttelte den Kopf, wusste nicht, was er dachte. Er hatte die Augen zusammengekniffen, sein Kopf begann zu schmerzen. Es war zu viel.

Habe ich mich tatsächlich so sehr in ihn getäuscht?... – Vielleicht... – Hat er mir von Anfang an etwas vorgemacht? – Vielleicht nicht... – Warum tut er mir das an, was habe ich ihm getan?... – Nichts... – Wieso jetzt, warum nicht früher? – Was geschah?... – Früher war Teishi nicht so, er hat sich in den letzten Monaten verändert... – Richtig... – Ich kann nicht glauben, dass er mir all die Jahre etwas vorgespielt hat. Nein! – Was geschah? – Er war mein Freund, ich kenne ihn! – Was geschah? – Etwas muss sich zwischen uns gestellt haben! – Was? – Seit wir in Ägypten waren, hat er sich derartig seltsam benommen. – Was? – Die Suche nach Informationen, all die Papyri, die Steintafeln über... Kame riss seine Augen entsetzt auf, die Erkenntnis ließ ihn wie zu Eis erstarren. Teishi beugte sich interessiert vor, es blitzte in seinen Augen auf.

Was hat sich zwischen euch gestellt? – Der Namenlose Pharao...
 

Satoi rannte in das Museum hinein, in die Vorhalle, und schaute sich suchend um. Okay, geradeaus kann ich nicht, wenn ich nicht gerade von Steinbrocken erwischt werden will. Sie blickte nach rechts, hoffte auf einen Korridor, der zumindest in die Richtung von Kame führte – und wurde nicht enttäuscht. Ein Flur, der im Gegensatz zu den anderen eher im Dunkeln lag, erstreckte sich schräg vor ihr. Mit entschlossenem Blick wollte sie den Korridor betreten, doch da hörte sie eilige, teilweise schwerfällige Schritte hinter sich, als würden diejenigen jeden Moment stolpern und mit der Nase voran den Boden küssen wollen, und drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen um.

Ihr bot sich ein äußerst amüsantes Bild. Fünf Achtzehnjährige, die, auf Knien gestützt, vor ihr standen und laut um Luft rangen, Jonouchi hielt sich sogar an Otogis Schulter fest, als würde er umkippen, wenn er ihn nicht als Halt hätte. Als hätten sie alle einen Marathon bestritten.

„Das war ziemlich gefährlich von dir, Satoi“, meinte Yami etwas atemlos.

„Ich lasse mich ganz bestimmt nicht von diesen Monstern aufhalten, meinem besten Freund zur Hilfe zu eilen“, erwiderte sie lediglich, drehte sich um und schritt, eher rannte, voran. Die anderen folgten ihr hastig.

Am Ende des Ganges war ein leichtes Licht zu erkennen, dessen Quelle irgendwo links zu sein schien. Die Freunde eilten weiter, bogen um die nächste Ecke – und hielten mit einem Mal an. Ihre Augen weiteten sich.

Sie befanden sich nun in einem Raum, der hell erleuchtet war, die Wände waren ungewöhnlich kahl, im Gegensatz zu den anderen Sälen, die voller Steintafeln und Gemälden bestückt waren. Hier war es jedoch vollkommen leer, abgesehen von den beiden Personen, die sich mitten im Raum in einigen Metern Entfernung gegenüberstanden.

Teishi und Kame.

Doch... Kame, er stand nicht, er kniete am Boden, mit der linken Hand verhinderte er, dass er vornüber kippte, während er mit der rechten seinen Kopf hielt, sein Gesicht war schmerzverzerrt. Als würde ihn etwas quälen, nicht körperlich. Lediglich ein Gedanke, eine bestimmte Vorstellung.

Da wandte sich Teishi auf einmal zu ihnen um. Die Freunde blickten ihn augenblicklich an, bisher hatten sie ihm kaum Aufmerksamkeit geschenkt, zu sehr waren sie geschockt vom Anblick Kames, denn so kannten sie ihn nicht, so schwach. Doch als sie zu diesem Mann sahen, von dem sie doch so viel gehört und ihn nun endlich gefunden hatten, stockten ihnen der Atem. In Teishis Augen war Vergnügen zu erkennen, ein gewisser Glanz von Triumph schimmerten in ihnen, seine Lippen hatten sich zu einem herablassendem Grinsen verzogen. Er sah die Freunde interessiert an, beinahe herausfordernd. Los, greift schon ein...

Satoi wollte am liebsten zu Kame eilen und ihm von dem Gedanken befreien, der ihm so offensichtlich Schmerz bereitete, und hatte gleichzeitig das Bedürfnis, Teishi die Nase zu brechen. Sie wusste nicht, was sie mehr wollte.

„Du!“, schrie Jonouchi wutentbrannt, die anderen zuckten erschrocken zusammen. Der Blonde hatten große Lust, auf Teishi losgehen, seine Hände waren bereits zu Fäusten geballt, dass seine Handknöchel weiß hervortraten. Er kam jedoch nicht dazu, überhaupt einen Schritt auf Teishi zu zu gehen.

„Halt!“, rief Satoi, ihre Stimme hatte etwas leicht Panisches an sich. Sie streckte schnell ihren Arm aus und hielt Jonouchi auf.

„Warum-?!“, wollte dieser verständnislos wissen und sah das Älteste unter ihnen zornig an. Diese zeigte schweigend zum Referendaren, Katsuya folgte ihrem Blick – und sog scharf die Luft ein. Die anderen erstarrten.

Gerade einmal einen halben Meter hinter Kame schwebte ein Monster in einem dunklen Umhang, sein Körper war nicht zu sehen, lediglich die Kapuze ließ einen Kopf oder auch Schädel erahnen, in seinen knochigen Händen hielt er eine Sense, dessen tödliche Spitze nicht einmal einen Zentimeter von dem Haarschopf des Referendaren entfernt war.

„Klug von dir, ihn aufzuhalten, Satoi“, sagte Teishi und applaudierte spottend in die Stille hinein.

Satoi erdolchte ihn mit ihrem Blick.

„Oh, diesen Blick kenne ich. So hast du mich das erste Mal, als wir uns getroffen haben, ebenfalls angesehen“, lachte Teshi leicht, es klang verächtlich.

„Wie konntest du, Teishi?“, rief Satoi, versuchte, ruhig zu bleiben. Ihre Stimme zitterte leicht vor unterdrückter Wut.

Teishi neigte leicht den Kopf, sah sie interessiert an. Er schwieg mit einem undeutbaren Lächeln.

„Warum tust du ihm das an? Du bist sein bester Freund gewesen, und nun?!“ Sie war mehr als nur aufgebracht, voller Zorn. Sie war temperamentvoll, das wusste Satoi, bei jedem kleinsten Ärgerns begann sie sich, spielerisch, aufzuregen, aber noch nie war sie so kurz davor gewesen, auszuticken. Wo war bloß ihre Selbstbeherrschung hin, die ihr trotzdem immer in schwierigen Situationen half, einen kühlen Kopf zu bewahren?
 

All diese Worte und selbst die Anwesenheit von Satoi und den anderen war Kame nicht wirklich ins Bewusstsein gedrungen, sogar von der Tatsache, dass, wenn er nur seinen Kopf etwas nach hinten geneigt hätte, er sicherlich nicht unverletzt aus dieser ganzen Sache herauskommen würde, nahm er keine Notiz; die Geräuschflut drang in seine Ohren, doch sein Gehirn schien es nicht zu verarbeiten. Viel zu sehr nahmen ihn seine Gedanken ein.

Nein, der Namenlose Pharao ist nicht schuld!, sagte er sich immer wieder, wie ein Mantra; er versuchte, sich selbst von diesem Satz zu überzeugen, doch da war noch eine andere Stimme. Eine Stimme, die ihm etwas anderes sagte. Eine Stimme, der er überraschend gewillt war zu glauben, was sie sagte. Der Referendar wusste nicht, was mit ihm war, so kannte er sich nicht, es sollte ihn in Panik versetzen, dass er eine andere Stimme als die seine in seinem Kopf hörte! Doch dies tat es nicht, ganz im Gegenteil. Er vertraute ihr – er wollte ihr vertrauen. Der Namenlose Pharao hat sich zwischen euch gedrängt... Er ist der Grund dafür, dass dein bester Freund zu deinem schlimmsten Feind geworden ist... – Meinem schlimmsten Feind? Selbst in seinem Kopf hörte sich seine Stimme entsetzt an. Das versucht dir zumindest der Pharao einzureden... – Einreden...? – Ja... Er will, dass ihr euch bekämpft... Aber das ist falsch... Teishi ist dein Freund... – Er ist mein Freund... ja, ich kann mich nicht in ihn geirrt haben, er ist mein Freund! – Und Freunde halten zusammen... Hilf ihm... – Wie? – Der Pharao darf nicht weiter existieren... Er hat genug Schaden angerichtet!
 

„Verdammt nochmal, wieso?!“

Keine Antwort.

Satoi und Teishi sahen einander stumm an, Satois Mimik wandelte sich. Zuvor hätte sie vor lauter Wut jemanden, am liebsten Teishi, schlagen können, es war, als sei sie eine tickende Zeitbombe gewesen, doch nun... . In ihren Augen lag ein Ausdruck, den Yugi und seine Freunde nie erwartet hätten zu sehen. Verzweiflung und Hilflosigkeit spiegelten sich in ihren Augen wider.

„Ich verstehe nicht, wie er sich so sehr in dich hatte täuschen können. Er ist nicht dumm, er weiß, wann man ihn anlügt“, flüsterte Satoi, ihre Stimme klang enttäuscht. Bitter.

Kaltes Lachen. „Er war dumm genug, mir zu vertrauen.“

Mit einem Mal war Satoi so, als hätte ihr jemand einen Schalter im Kopf umgelegt. Sie sah rot.

Neben ihr erschienen plötzlich zwei Sensen, die in einem beängstigendem türkisfarbenem Schimmer leuchteten und von zwei in Bandagen gewickelten Händen gehalten wurden, nach und nach erschien auch der restliche Körper mit dem Gesicht, welches von einer weißen Maske bedeckt wurde. Nur ein blaues Funkeln in den schwarzen Höhlen war zu erkennen, wo stattdessen zwei Augen hätten sein sollen. Seine Beine wurden zum Boden hin immer durchsichtiger, er wirkte wie ein Geist, der den Tod bringen würde. Der Anblick bescherte einem eine angstvolle Gänsehaut.

„Bösartiger Anwärter, Angriff!“, schrie Satoi wutentbrannt und ihr Monster schoss vor, direkt auf Teishi zu.

„Nein!“, riefen die fünf übrigen Freunde und sahen entsetzt zu Kame, in der Befürchtung, der Sensenmann der Karten, Teishis Monster, würde ihn nun angreifen.

Plötzlich ging alles furchtbar schnell. Teishis Sensenmann verschwand auf einmal, als Kame sich blitzschnell erhob und zu seinem besten Freund rannte. Der bösartige Anwärter raste auf Teishi zu. Kame wirbelte herum – und stand nun zwischen Teishi und Satois angreifendem Monster. Er hatte Teishi den Rücken zugedreht.

„Stopp!“, schrie Satoi panisch. Ihr Monster blieb mitten in der Luft stehen, seine Sensen berührten hauchzart Kames Brust, welche sich aus Vorsicht weder hob noch senkte, ansonsten hätten die beiden tödlichen Waffen ihn sicherlich nicht gerade leicht verletzt. Das Monster zog sich widerwillig zurück.

Es herrschte Stille, die schwer auf den Freunden lastete. Sie alle konnten ihren Augen nicht trauen, konnten nicht glauben, was sich in den letzten Sekunden vor ihnen abgespielt hatte. Kame hatte sein Leben aus Spiel gesetzt, nur um Teishi zu retten. Demjenigen, der ihn verraten hatte, der, der für all dieses Leid verantwortlich war.

„Warum...?“, flüsterte Satoi und sah zwischen Teishi und Kame hin und her. Ihre Stimme bebte, hatte einen verzweifelten Ton angenommen. Sie verstand nicht.

„Ich werde es nicht zulassen, dass ihr meinem besten Freund etwas tut“, sagte Kame eisern und sah Satoi kalt an. Seine Freundin zuckte zurück, machte unwillkürlich einen Schritt nach hinten. Das war nicht ihr Freund, den sie seit Jahren kannte und dem blind vertraute, für den sie die Hand ins Feuer gelegen würde. Dieser Mann vor ihr war ein Fremder, jemand, der äußerst gefährlich war.

Yami keuchte leise auf. Er ist es!, schoss es ihm durch den Kopf. Er ist es, der die Schatten anzieht! Sie haben ihn verändert, dieser Teishi musste ihn gereizt haben, seine Wut und Hass auf ihn verstärkt, sodass die Schatten es leichter hatten, ihn zu kontrollieren. Sie müssen seine Gedanken manipuliert haben! Er konnte es deutlich spüren, diese dunkle Aura, die Kame nun umgab und nicht mehr von ihm wich. Sein steter Begleiter zu sein schien.

„Aber Yato, hast du vergessen, was er dir angetan hat? Er hat dich die ganze Zeit über angelogen, dir etwas vorgespielt! Er ist nicht dein bester Freund!“, schrie Satoi, ihre Gedanken rasten. Alles schien plötzlich so unwirklich, das konnte nicht passieren. Vielleicht war das alles lediglich ein Alptraum, von dem sie in wenigen Minuten sicherlich erwachen würde, ganz bestimmt...

„Er hat mir nie etwas vorgespielt“, entgegnete der Referendar überraschend ruhig, doch gleichzeitig schaffte er es, seine Stimme schneidend klingen zu lassen. Satoi sah ihn verzweifelt an. „Er war schon immer mein Freund, und ist es jetzt noch. Derjenige, den ihr sucht, der, der böse ist und versucht hat, Teishi und mich auseinander zu reißen, steht neben euch, nicht wahr, Namenloser Pharao?“ Mit diesen Worten ließ er seinen Blick zu Yami gleiten, der ihn schweigend musterte.

„Was?!“, riefen die Freunde fassungslos und konnten Kame nur mit offenen Mündern anstarren. Wie kam er bloß auf diesen absurden Gedanken, Yami wäre an allem schuld? Sie konnten nicht verstehen, was nun mit Kame war, wie dieser sich dazu hatte entscheiden können, auf der Seite von Teishi zu stehen, obwohl es ganz offensichtlich war, dass dieser der Drahtzieher war und ihn lediglich benutzt hatte.

Kame sah den Pharao weiterhin durchbohrend an, sein Blick zeugte von purem Hass und Abscheu.

„Yato, wie kannst du-?!“, hatte Satoi nur noch ansetzen können, als sie jedoch eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie drehte sich irritiert um und sah hinter sich Yami, der nur leicht den Kopf schüttelte und ihr damit bedeutete, dass es sinnlos war. Er trat ein wenig vor, behielt Kame die ganze Zeit im Auge.

„Das ist nicht dein Freund Kame, Satoi. Nicht nur. Er ist nicht mehr er selbst, sondern wird von den Schatten kontrolliert, die seine Gedanken manipulieren. Sie lassen ihn glauben, Teishi sei immer noch sein Freund und ich wäre für dies alles verantwort-“

„Ach, du miemst also immer noch den Unschuldigen“, unterbrach ihn Kame laut, seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. „Wieder versucht du alle zu täuschen, Pharao, doch darauf falle ich kein weiteres Mal herein. Du bist böse!“

Yami sah ihn schweigend an. Sein Blick verriet nichts von seinen Gefühlen oder Gedanken. Yugi sah besorgt zu ihm hinauf. Diese Worte treffen ihn mehr, als er sich anmerken lässt...

„Das ist nicht wahr, und das weißt du auch, Kame. Lass dich nicht von diesen Schatten beeinflussen, sie verändern dich. Kämpfe gegen sie an!“

Lachen. Alle Köpfe, außer dem Kames, zuckten in Teishis Richtung. Dieser lehnte lässig hinter dem Referendaren an der Wand und hatte das ganze Schauspiel äußerst vergnügt beobachtet. Es haftete ein überlegenes Grinsen auf seinen Lippen.

„Du denkst doch nicht wirklich, dass er sich wieder gegen mich stellen würde, oder? Für so naiv hatte ich dich eigentlich nicht gehalten, Pharao. Er hält mich für seinen besten Freund und wird seine Meinung auch nicht mehr ändern. Den Schatten kann niemand widerstehen.“

Dieses Mal ließ sich ein Blitzen in Yamis Augen zu erkennen. Wut war kurzzeitig in ihnen zu sehen gewesen, das Millenniumspuzzle leuchtete leicht auf und das Auge des Horus war für einen Augenblick auf seiner Stirn zu sehen, als es einen Wimpernschlag später auch schon wieder verschwunden war.

„Oh, habe ich da etwa einen empfindlichen Nerv getroffen?“ Teishis Grinsen wurde breiter. „Gefällt dir das etwa nicht, dass dein kleiner Yugi von den Schatten heimgesucht wird?“

Yugis Augen weiteten sich entsetzt. Er weiß es?!

„Du hast es die ganze Zeit gewusst?“, sagte Yami bedrohlich leise, Zorn flackerte in seinen Augen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, das Auge des Horus erschien abermals auf seiner Stirn. Mit einem Mal spürten die Freunde eine ungeheure, dunkle Macht von Yami ausgehen, die ihnen nicht ganz geheuer war. Es macht einem Angst. „Du hast also geplant, dass Yugi von den Schatten eingeholt wird? Du wusstest, dass sie ihn versuchen würden zu zerstören?!“ Seine Stimme war bis zum Ende hin immer lauter geworden. Seine Selbstbeherrschung schien ihn verlassen zu haben.

Yugi trat neben seinen Freund, legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Yamis Hände entspannten sich ein wenig.

„Ich überlasse nichts dem Zufall“, erwiderte Teishi nur und ließ wie beiläufig seinen Blick schweifen, der letztendlich an Otogi hängen blieb. Seine Mundwinkel zuckten. Jetzt!

Plötzlich kamen von überall her zuckende Blitze, die Sicht der Freunde trübte sich, dann spürten die meisten einen Ruck nach hinten, Anzu, Jonouchi, Satoi und Yugi wurden mit einem Mal aus der Gruppe gerissen und fanden sich an den verschiedenen Ecken des Raumes wider. Hinter ihnen standen Monster, die sie festhielten. Ihre eigenen Monster, ihre Beschützer, schwebten nur wenige Zentimeter vor ihnen, doch sie konnten nichts tun, um ihre Meister zu befreien, ohne sie in Gefahr zu bringen.

Einzig Yami und Otogi standen noch frei im Raum, doch – Otogi hatte sich in dem kurzzeitigen Chaos zu Kame gesellt, ein spöttisches Grinsen umspielte seine Lippen. Seine Augen wirkten düster, bedrohlich.

„Otogi?!“, konnten die vier gefangenen Freunde nur fassungslos herausbringen. Erst jetzt erkannten sie, dass die Monster, die sie überwältigt hatten, alles Ryujis Monster waren. Nur Satois 'Wächter' war keins von seinen Monstern, es war ein Zombie, der eher einem Damön glich. Seine Hände waren klauenartig und er trug dunkle Hörner auf seinem Kopf, sein ganzer Körper schien nicht greifbar zu sein, sondern als würde er direkt aus dem Schatten heraus kommen. Satoi sah mit geweiteten Augen zum Kame, der sie mit einem gleichgültigen Blick bedachte. Anscheinend war das Monster, welches sie festhielt, aus seinem Deck. 'Verzweiflung aus der Finsternis'... seit wann hat Yato diese Karte in seinem Deck?

Langsam aber sicher war das alles zu viel, in derart kurzer Zeit hatte sich das Blatt gewendet. Es schien, als würde dies alles kein gutes Ende für sie nehmen.

„Ja, auch er hat für mich gearbeitet, schon seit Wochen“, erklärte Teishi. „Er war mein Spion, seitdem er euch vor dem Museum begegnet ist.“

Deshalb also hatte Mou hitori no boku das Gefühl gehabt, jemand Böses würde uns beobachten..., dachte Yugi und sah zwischen Otogi und dem Pharao hin und her. Allmählich beschlich ihn ein unbehagliches Gefühl, das er nicht wirklich einzuordnen vermochte. Vielleicht Enttäuschung, oder gar Verzweiflung? Warum müssen meine Freunde immer wieder leiden? Sie werden in all diese Sachen mit hineingezogen und in Gefahr gebracht, selbst Otogi, der nur gelegentlich etwas mit uns zu tun hat, wurde von unserem Feind erwischt und ausgenutzt. Und Kame... jetzt wird er auch noch von den Schatten kontrolliert! Verdammt, warum muss das alles hier geschehen? Es muss doch eine Möglichkeit geben, das alles zu beenden! Es muss!

Nun stand Yami alleine mitten im Raum, seine Freunde waren gefangen und konnten nur hilflos zusehen, während vor ihm seine drei Gegner standen, zwei von ihnen waren seine Freunde und wurden von den Schatten kontrolliert.

„Und, was willst du nun tun, Pharao? Niemand kann dir mehr helfen, es gibt nur noch eine Möglichkeit, es zu beenden. Eine einzige Chance.“ Atemu wurde plötzlich blass, alle Farbe schien mit einem Mal aus seinem Gesicht gewichen zu sein. Seine Augen weiteten sich kaum merklich. Nein...!

Teishi lächelte ihn an. „Du weißt es.“

Yamis Hände begannen zu zittern, er ballte sie wieder zu Fäusten, um es zu unterbinden, doch vergebens. Sie zitterten weiter, als wollte sie ihm beweisen, dass er seine Reaktionen nicht mehr verbergen konnte.

Seine Freunde sahen ihn verwirrt an, hatten nicht die leiseste Ahnung, wovon die Rede war.

„W-Was weißt du, Mou hitori no boku?“, fragte Yugi vorsichtig, sah seinen Freund voller Sorge an. Er wusste, dass dieser versuchte, sich stark zu geben, doch seine Schutzmauer fing an zu bröckeln. Er schien nach einem anderen Ausweg zu suchen, seine Augen flackerten unruhig, doch er endete anscheinend in einer Sackgasse. Er kniff die Augen zusammen, schüttelte leicht den Kopf. Ich kann das nicht... ich kann ihm das nicht antun, ich...

„Es gibt eine Chance, dass ihr alle hier heile herauskommt“, sagte Teishi in die Stille hinein und beobachtete den Pharao aus scharfen Augen. Atemu hatte seinen Kopf gesenkt. Teishis Grinsen wurde breiter. Er genoss es sichtlich, dem Pharao Schmerzen zu bereiten. „Der Pharao dürfte in der Lage sein, mit seiner gesamten Kraft und Magie alle Schattenwesen und schwarzen Seelen herbeizurufen, ins Schattenreich zu sperren und dieses zu verschließen. Doch... ich fürchte, der werte Namenlose Pharao benötigt bereits seine gesamte Magie, um diesen Schutzwall um die Seele seines kleinen Zwillings aufrecht zu erhalten, habe ich recht?“

Das letzte bisschen Farbe wich aus Atemus Gesicht, sein ganzer Körper begann kaum merklich zu zittern. Yugi sah ihn geschockt an. Die anderen waren nicht minder entsetzt, Hoffnungslosigkeit machte sich allmählich unter ihnen breit. Es war ein furchtbares Gefühl, das durch Mark und Bein ging.

„Mou hitori no boku...“, flüsterte Yugi sanft.

Atemu schüttelte den Kopf, wie ein kleines Kind, das nicht hören wollte.

„Mou hitori no boku, bitte...“

Wieder Kopfschütteln.

Stille.

Dann – eine leise, leicht zittrige Stimme kam von der Mitte her. Es war ungewohnt, ihn so zu hören, sonst war seine Stimme stets fest und entschlossen, doch nun schien auch er einmal seine Fassade nicht mehr aufrecht erhalten zu können. „Ich kann das nicht, Aibou... . Ich kann diesen Schutzwall nicht einfach so vernichten, diese Schatten werden dich zerstören, wenn ich es täte. Ich will nicht, dass du verletzt wird, das kann ich nicht zulassen, verstehst du, Aibou?“ Mit diesen Worten sah Yami auf und blickte Yugi direkt an. Yugis Augen weiteten sich noch mehr. Pure Verzweiflung war in den Augen des Pharao zu sehen. „Ich habe es mir doch geschworen, dich für immer zu beschützen...“

Und wieder herrschte Schweigen. Yami brach fast augenblicklich wieder den Blickkontakt, er schien es nicht mehr ertragen zu können, seinem Aibou in die Augen zu schauen.

Yugi sah ihn weiterhin an, er wusste, wie schwer es seinem anderem Ich fiel. Einerseits hing nun wieder die ganze Welt von ihm ab, alles lastete auf seinen Schultern, niemand schien ihn davon befreien zu können. Er wusste, er hatte die Möglichkeit, dies alles zu beenden, doch wenn er diese Chance ergreifen würde, würde er seinem besten Freund schaden, ihn an die Schatten ausliefern. Seinem besten Freund, dem er so viel zu verdanken hatte und gleichzeitig immer wieder in Gefahr brachte.

„Mou hitori no boku, bitte, sieh mich an...“ Seine Stimme, nur ein Flüstern.

Yami rührte sich zunächst nicht, doch nach einer Weile, mindestens eine Minute war bereits vergangen, sah er auf. Etwas war in seinen Augen, das Yugi nicht wirklich deuten konnte. Es war, als hätte er Angst, Yugi in die Augen zu blicken. Angst, vor Yugis Reaktion.

Yugi lächelte ihn jedoch beruhigend an, ein sanfter Ausdruck lag in seinen Zügen.

„Du kannst mich nicht immer und überall beschützen, Mou hitori no boku. Das ist selbst für den Namenlosen Pharao unmöglich.“
 

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Sensenmann der Karten: http://www.yugioh-wiki.de/w/images/b/b1/Sensenmann_der_Karten.jpg

Bösartiger Anwärter: http://www.yugioh-wiki.de/w/images/0/00/B%C3%B6sartiger_Anw%C3%A4rter.png

Verzweiflung aus der Finsternis: http://www.yugioh-wiki.de/w/images/4/43/Verzweiflung_aus_der_Finsternis.jpg



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2013-09-07T17:02:02+00:00 07.09.2013 19:02
Hey ^_^

Hm. Also nach diesem Kapitel würde ich darauf tippen, das der Preis für die Rettung wohl doch yugi sein könnte. Entweder hat yami die Möglichkeit die Mauer fallen zu lassen und rettet die Welt dabei verliert er yugi an die Schatten. Oder er beschützt yugi und schatten zerstören die Welt. Keine leichte Entscheidung.

CuCu Jyorie



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