Zum Inhalt der Seite

Wolfsblut II

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Titel: Wolfsblut II

Teil: 27

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Wütend trat Tius gegen eine der Kisten vor ihm. Krachend splitterte das Holz unter seiner Attacke und brach, doch das befriedigte den Jäger noch lange nicht. Er war so wütend! Wütend auf seinen Stiefbruder, der ihn ständig aufzog, wütend auf diese Wölfe die glaubten mit ihm spielen zu können und vor allem war er wütend auf sich selbst, weil er das alles zuließ.

Er ging zu der Zielscheibe, die an einer Wand des Hinterhofes angebracht war und zog die Dolche heraus. Nun eigentlich zog er sie aus der Wand daneben, er hatte kein einziges Mal getroffen und das nur weil er sich nicht konzentrieren konnte. Ihm ging einfach zuviel im Kopf herum, allen voran zwei Werwölfe. Jeder von ihnen hatte ihn schon einmal entwaffnet und das mit einer spielerischen Leichtigkeit, die ihn erschreckte. Zwar hatte dieser Werwolf Arkin sein Wort gehalten und seine Waffe nur in den Müll geworfen, aber das machte die Sache nicht besser. Es war genauso erniedrigend gewesen im Müll nach seiner Waffe zu suchen, wie einfach um eine Neue zu bitten. Und er war seinem Plan die andere zurückzubekommen noch keinen Schritt näher gekommen.

Tius steckte die Messer, wieder in die dafür vorgesehenen Halfter an seinem Körper. Alle bis auf eines das er nachdenklich in der Hand behielt. Warum hatte er sich kein einziges Mal wehren können? Die Ausrede das es zu schnell gegangen war galt nicht, ebenso wenig wie, das es den anderen Jägern nicht anders gegangen wäre. Das Problem war bei ihm zu suchen nicht bei den Anderen. Es war sein Leben das auf dem Spiel stand und das er nun schützen musste. Das er dazu scheinbar nicht imstande war, war einfach nur erbärmlich.

Ein leises Knurren kam aus seiner Kehle, als sich seine Hand um den Griff des Messers zur Faust ballte. Arkin und Key, diese beiden Werwölfe, das waren seine Feinde. Key mehr als Arkin, doch beide hatten seinen Stolz verletzt und das konnte er nicht ungeahndet lassen. Wie stand er denn vor den anderen Jägern da, wenn sie dahinter kamen? Gut, die Chance war gering, doch wenn sie es doch herausfanden, galt die Ausrede das er noch in der Ausbildung war wohl kaum. Er musste diese Wölfe aus dem Weg schaffen, nur leider wusste er nicht wie er das machen sollte. Ihm war bewusst, dass er dafür einen Plan brauchte, denn auf den Zufall konnte er sich bei so etwas nicht verlassen, doch ihm wollte nichts einfallen. Einfach vergessen konnte er diese Sache aber auch nicht.

Tius fuhr herum und seine Hand mit dem Dolch bohrte sich durch den innersten Kreis der Zielscheibe. Tränen aus Wut und Verzweiflung liefen über seine Wangen und dass er diese nicht verhindern konnte ließ ihn auch noch Scham empfinden. Er war überfordert, mit einer so lächerlichen Situation, das konnte doch nicht sein. Hilfe, das war es was er benötigte, doch die würde er hier kaum bekommen. Sie waren alle Menschen, den Geschöpfen der Nacht unterlegen, was konnte er schon ausrichten. Laut den Geschichten der Älteren war das zwar einmal anders gewesen, doch das konnte Tius nicht glauben. Menschen blieben immer Menschen, selbst vereint waren sie ihnen nicht gewachsen. Immerhin hatte er eine gute Ausbildung genossen und man sah ja wie viel ihre Gruppe erreichte, nämlich nichts. Sie konnten froh sein, wenn sie keinem Vampir oder Werwolf über den Weg liefen.

„Tius?“ Eine weibliche Stimme rief nach ihm vom Eingang des Hinterhofes.

Hastig wischte er sich mit dem Ärmel über die Augen und Wangen um alle verräterische Spuren zu beseitigen. „Ich bin hier.“

„Oh gut. Dein Lehrer sucht dich, es ist Zeit für dein Training.“

Tius ging zum Eingang und sah dort Lina ein weiteres Mitglied ihrer Gruppe. Eigentlich hatte er diese schon an der Stimme erkannt, schließlich lebte er mit ihr schon seit seiner Kindheit in dieser Gruppe.

Fragend sah sie ihn an. „Ist etwas?“

Hastig schüttelte er den Kopf und grinste leicht. „Nein, ich habe nur darüber nachgedacht, wann ich wohl einen ersten Auftrag bekomme.“

Lina erwiderte sein Lächeln. „Du wirst schon deinen Auftrag bekommen, wenn dein Lehrer der Meinung ist das du dafür bereit bist. Dann kannst du endlich Gottes Auftrag erfüllen.“

Wie immer wenn Lina mit ihrem geistlichen Kram kam, verdrehte Tius die Augen. Sie war wohl das was man einen religiösen Eiferer nannte. Sie hielt es für ihre Pflicht diese Welt von Vampiren und Werwölfen zu befreien, weil es Gottes Wille war. Zum Glück war sie die Einzige in dieser Gruppe, die diese Ansichten vertrat.

Mahnend hob Lina einen Finger. „Verdreh nicht so die Augen, Tius. Du darfst nicht zweifeln, das wollen die Kreaturen der Nacht nur.“

Zweifeln? Ja, er zweifelte im Moment, aber nicht an seinem Glauben an Gott, da der nicht existent war, sondern an der Effektivität ihres Handelns. Aber in einem hatte Lina Recht, wenn er nun begann an dem was er machte zu zweifeln, dann war er nicht zum Jäger geeignet und würde einen raschen Tod sterben. Da war es dann egal ob durch Werwölfe oder Vampire. „Ich werde nicht zweifeln, Lina.“

Ganz bestimmt nicht, vielleicht erreichten sie nicht viel, doch wenn sie nur eines dieser Geschöpfe zur Strecke brachten, war das immerhin etwas. Vor allem Tius hatte da schon zwei Ziele vor Augen und eines davon würde er zu Fall bringen. Da würde ihm bestimmt etwas einfallen und wenn er nur die Gunst des Augenblickes nutzte.
 

Arkin verließ den Sitzungssaal gefolgt von einigen anderen Ratsmitgliedern. Erst wurde er wieder zu einer dieser Sitzungen verdonnert und dann auch noch so eine Mitteilung.

Vor der Tür wartete bereits sein Bruder auf ihn, anders als er war dieser von seinem Vater nicht zur Sitzung eingeladen worden.

„Was ist passiert?“ Key schenkte ihm nicht besonders viel Aufmerksamkeit, sondern musterte die Gesichter der älteren Werwölfe.

„Wohl nicht so gut gewesen was?“

Arkin knurrte leise. „Definiere ‚nicht gut’.“

„Was ist passiert?“ Man merkte das Key unbedingt wissen wollte was passiert war. Denn dass etwas passiert war, das merkte man.

Plötzlich legte sich eine Hand auf Arkins Schulter und dieser sah auf. Er sah Darian hinter sich stehen, einen Finger auf den Mund gelegt. Ein eindeutiges Zeichen sich nicht hier zu unterhalten, oder streiten worauf ihr Gespräch wahrscheinlich eher hinauslief.

„Kommt mit.“ Er deutete ihnen ihm zu folgen. Auch wenn Darian versuchte es zu vertuschen, auch er war beunruhigt.

Arkin und Key warfen sich einen fragenden Blick zu, folgten ihm aber ohne ein weiteres Widerwort. Wenn Arkin ehrlich war hatte er bei der Versammlung nicht wirklich verstanden warum diese Sache so schlimm war. Es war eine Ungeheuerlichkeit, das stimmte aber nicht weiter beunruhigend.

Darian führte sie zu seinem Arbeitszimmer und ließ die Tür hinter sich offen.

Arkin, der als Letzter eintrat, schloss sie hinter sich. Erst dann sah er zu Darian, der sich auf seinem Sessel setzte, allerdings keine Anstalten machte mit einer Erklärung zu beginnen.

Verwirrt sah Arkin zu Key, doch dieser setzte sich nur auf die Couch. Anscheinend waren sie noch nicht vollzählig, deswegen nahm er neben seinem Bruder Platz und versuchte sich in Geduld. Eine Disziplin in der er noch nie gut abgeschnitten hatte.

Die Tür öffnete sich und Justin betrat das Zimmer, auf seinem Arm trug er ein Baby. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, fixierte er Darian und hob drohend seinen Zeigefinger. „Ich hasse deine Schwester.“

Darian gestattete sich ein leichtes Lächeln, doch seine Stimme klang eher gelassen als amüsiert. „Da bist du nicht der Einzige.“

„Jedesmal wenn ich etwas vorhabe kommt sie und drückt mir Calypso in den Arm.“ Genervt ließ sich Justin in einen Sessel fallen, worauf das Baby ein leises Glucksen von sich gab.

Arkin warf einen Seitenblick zu Key, doch dieser schien kein Interesse an seiner Cousine aufzubringen. Er konnte ihn ja auch verstehen, immerhin hatte er endlos viele Halbgeschwister, da fiel eine weitere Verwandte nicht weiter ins Gewicht. Dass er aber nur ihn als Bruder bezeichnete, machte Arkin irgendwie stolz und das nicht nur weil er sonst nur Halbschwestern hatte.

Abermals öffnete und schloss sich die Tür und Taro schlüpfte in den Raum.

„Und?“ Darian sah interessiert zu seinem Freund, es war klar, dass die Antwort für ihn wichtig war.

Taro schüttelte den Kopf. „Keine Maßnahmen, wir warten ab.“

Langsam wurde Arkin mulmig, war er hier in eine geheime Sitzung geraten? Aber warum, sein Vater hielt ihn sonst doch immer aus solchen Sachen heraus. Ehrlich gesagt legte er auch keinen Wert darauf in so etwas verwickelt zu werden. Aus den Augenwinkeln merkte er, wie sich Key leicht nach vorne beugte.

Ja, war klar dass ihn das nun noch neugieriger machte. Key konnte sich für solche Sachen begeistern, ja er liebte das politische Parkett. Für ihn selbst war das jedoch nur eine Berg und Talfahrt und seit Beginn ging es für ihn steil nach unten.

Ungeduldig bewegte Justin seine Arme, wohl ein missglückter Versuch seine Tochter zum Einschlafen zu bewegen. „Worum geht es nun eigentlich?“

Arkin ließ sich etwas zurücksinken, er wusste ja schon worum es ging. Die Überraschung, ebenso wie die Empörung die dieser Nachricht folgte, hatte er schon hinter sich. Bei Key und Justin würde es kaum anders sein.

Darian sah zu Taro und dieser nickte zustimmend, während er sich gegen die Tischplatte von Darians Schreibtisch lehnte.

„Einer unserer Clans wurde angegriffen.“

„Was?“ Key sah seinen Vater geschockt an.

„Von wem?“

Doch nur Einer der sich aufregte, Arkin zeigte sich beeindruckt. Allerdings hätte er das einrechnen müssen, denn einmal von Rhys ausgenommen verband Justin nichts mit ihrem Clan. Er lebte mit ihnen, teilte alles mit ihnen, zeugte sogar Kinder und kam so seiner Pflicht nach, doch war er keiner von ihnen. Zumindest nicht richtig, immerhin war sein Ursprung ein Mensch gewesen. Was aber nicht bedeutete, das Arkin ihn nicht respektierte, denn das wäre ein fataler Fehler.

Nun richtete sich Darians Blick auf Justin. „Das wissen wir nicht, aber die Taktik kommt uns bekannt vor.“

Natürlich bemerkte Justin den Blick und verdrehte stöhnend die Augen. „Oh nein, nicht schon wieder.

Hör zu ich kenne die Jäger, die sind dazu nicht mehr imstande. Damals habe ich euch alles gesagt um sie systematisch auszurotten, das was noch übrig ist, ist nicht einmal erwähnenswert.“

„Es war deine Taktik. Das Gleiche wie in St. Petersburg. Wir werfen dir ja nichts vor, sondern weisen nur auf die Fakten hin.“ Taro versuchte die Situation wieder etwas zu beruhigen.

„Das können wir doch nicht auf uns sitzen lassen, Vater.“

Irgendwie fand es Arkin äußerst amüsant sich das Ganze als stiller Beobachter anzusehen, vor allem da sein Bruder einmal wirkliche Emotionen zeigte. Manchmal zweifelte er ja daran das Key noch dazu fähig war.

Darian schüttelte bedacht den Kopf. „Das werden wir auch nicht, aber wen sollen wir angreifen? Die Vampire? Die Jäger?“

„Wer wusste denn alles davon?“ Arkin war selbst überrascht das ihm diese Frage herausgerutscht war. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt sich in dieses Gespräch einzumischen.

Sein Vater zuckte mit den Schultern und sah zu Darian. „Alle. Jeder Vampir, jeder Werwolf, jeder Jäger der damals dabei war.“

„Davon ist keiner mehr übrig. Ich hatte alle Jäger damals um mich, das war meine Stammmannschaft und die habe ich damals in die Luft gejagt.“ Justin wirkte nun mehr als nur mehr leicht wütend.

Klar, dass er sich aufregte, denn soweit Arkin wusste, war das damals seine Eintrittskarte in den Clan gewesen. Wenn nun jemand versuchte seine Leistung zu schmälern und Fehler einräumte gab es nur diese Möglichkeit zu reagieren.

Taro hob nur beschwichtigend die Hände und lächelte beruhigend. „Keiner will sagen, dass du damals nicht ganze Arbeit geleistet hast. Aber wir müssen nun einmal alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.“

Arkin fiel auf, das Darian schon seit einigen Moment nichts mehr sagte, weswegen er einen Blick in dessen Richtung riskierte. Doch dieser sah nur auf Arkin, besser gesagt jemanden neben Arkin.

Auch Arkin blickte nun neben sich auf seinen Bruder. Dieser saß nachdenklich neben ihm und starrte auf den Boden.

Der Schwarzhaarige kannte diesen Blick, diese Haltung. Key dachte nach und das intensiv, meistens kam dabei etwas ziemlich intelligentes dabei heraus, weswegen er ihn nicht dabei unterbrach. Auch wenn das Ergebnis meistens nicht erfreulich für ihn war. Doch wer wusste auf welche Schlussfolgerungen sein Bruder kam, vielleicht waren sie ja hilfreich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück