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Dragon Age: Origins

Bestimmung
von

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Zeichen der Zuneigung

 

Langsam ging ich voran, spürte, wie mein Herz heftig in der Brust schlug und sich eine Gänsehaut auf meiner Haut ausgebreitet hatte. Meine Schritte hallten in der Finsternis wieder, in der ich mich befand.

Kurz ging ich noch ein Stück, dann blieb ich schließlich stehen und blickte unsicher herum. Alles was ich sehen konnte, war tiefste Finsternis die alles und jeden verschluckt hatte. Bis auf mich.

Unsicher biss ich mir auf die Lippen und ballte meine Hände zu Fäusten. „Hallo?“, rief ich mutlos.

Ich hatte bereits mehrere Male gerufen, doch nie hat jemand geantwortet. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, das hier irgendjemand ist, der mich beobachtet.

Oder ich werde nur einfach verrückt. Kein Wunder bei dieser Finsternis hier, in der ich bestimmt schon Stunden umher irre.

Frustriert fuhr ich mir durch mein rotes Haar und schloss kurz die Augen.

Wie soll es denn jetzt nur weiter gehen? Bin ich für den Rest meines Lebens dazu verbannt, hier herumzuirren?

Vielleicht werde ich ja schon vermisst? Wenn es jemanden geben sollte, der mich vermisst. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da niemand wäre…

Ein kurzes Leuchten ließ mich beinahe aufschreien und zurück taumeln. Was beim Erbauer war das?!

Noch ein Lichtstrahl, einer Sternschnuppe gleich, flog über meinen Kopf hinweg und schlug geradewegs in die Stelle ein, wo ich zuvor gerade noch das Leuchten gesehen hatte.

Gebannte starrte ich auf den kurzen Funken, ehe dieser genauso schnell wieder erloschen war. Dieses kurzzeitige Licht hatte etwas Wärmendes gehabt. Nun wurde es wieder dunkel und kalt.

Ohne es selbst zu merken, bewegten sich meine Beine geradewegs auf die Stelle zu, wo ich vermutete, dass dort die Absturzstelle dieses Funken gewesen sein muss.

Ein leichtes Kribbeln breitete sich in mir aus, je näher ich kam. „Hallo!“, rief ich erneut.

„Komm her“

Etwas erschrocken weiten sich meine Augen und mein Herz schlug deutlich schneller. Sofort beschleunigten sich meine Schritte.

Diese Stimme, sie klang so vertraut! Irgendwoher kenne ich diese warme Stimme.

Als ich endlich an der Stelle stand, wo ich mir sicher war, dass der Funken dort herunterfiel, war dort jedoch nichts.

Enttäuscht verschränkte ich die Arme vor der Brust, während mir ein kleiner Seufzer entwich. „Also doch nichts“

Die erdrückende Stille umgab mich langsam wieder und ließ mich zittern.

Ich hatte so gehofft, dem hier entkommen zu können. Ich weiß nicht warum ich hier bin, was ich hier soll, oder was überhaupt passiert ist. Ich weiß nur eines… ich will hier weg!

Unsicher rieb ich mir über meine Arme und versuchte die beginnende Kälte auszublenden. Dann jedoch leuchtete es plötzlich und flog direkt vor meine Nasenspitze. Der kleine Funken, einem großen Glühwürmchen gleich, schwirrte um mich herum.

Verdutzt betrachtete ich es und konnte ein zögerliches Lächeln nicht unterdrücken. Irgendwie ist dieses Licht so…wunderschön!

Zaghaft streckte ich meine Hand nach dem Leuchten aus, als es sich von selbst auf meine Hand setzte und sanft glühte.

Entzückt sah ich zu dem Licht und musterte es. „Wie schön du doch bist. Hilfst du mir vielleicht einen Weg hier raus zu finden?“

Auf einmal leuchtete das Funkeln hell auf und umschwirrte mich aufgeregt. Ich musste kichern, als es dabei meine Haare in Unordnung brachte.

„Hey, was soll das denn?“, fragte ich schmunzelnd. Irgendwie ist es wirklich putzig, für ein Glühwürmchen.

„Du bist in großer Gefahr!“

Erschrocken hielt ich die Luft an, während mein Lächeln mir regelrecht aus dem Gesicht entglitt. Das ist doch wieder diese vertraute Stimme von vorhin! Und es scheint, als würde dieses überdimensionale Glühwürmchen zu mir sprechen.

Unsicher zog ich meine Augenbrauen zusammen und starte auf das Licht. „Was…?“

„Der Dämon ist immer noch da, du musst ihm entkommen!“, sprach das Glühwürmchen aufgeregt und wirbelte erneut um mich herum, während ich verwirrter denn je war.

„Dämon? Was für ein Dämon?“, fragte ich zerstreut.

Besagtes Glühwürmchen war nun wieder nah vor meinem Gesicht und leuchtete mir unwohl grell in die Augen. Schnell schloss ich diese, während ich erneut die drängende Stimme hörte.

„Erinnere dich wieder! Wie das Gesindeviertel angegriffen wurde, die Magister und an die anderen!“

Sofort riss ich die Augen auf und hielt erschrocken den Atem an. Akute Kopfschmerzen trieben mir Schmerzenstränen in die Augen, zudem breitete sich der Schmerz nun rasend schnell über meinen Rücken aus und ich stöhnte schmerzhaft auf.

Entsetzt schnappte ich nach Luft, als ich spürte wie mein Rücken regelrecht in Flammen stand. Etwas Warmes lief meine Beine hinab und ließ mich beinahe würgen.

Verbissen blickte ich zu dem Licht auf, während ich zitternd auf die Knie ging und verzweifelt versuchte den Schmerz auszublenden… und die immer wieder aufblitzenden Sequenzen vor meinen geistigen Auge.

Ein brennendes Gesindeviertel, unzählige Leichen und Feuer… überall Feuer und verzweifelte Schreie.

Wäre ich diesem verdammten Licht nur niemals gefolgt! Das habe ich nun davon, nichts weiter als verdammte Schmerzen!

 

„Schnell, schnell!“

 

Ich blickte knurrend zu Boden und biss die Zähne zusammen, während ich die immer wieder auftauchenden Bilder zu verdrängen versuchte.

„Halt die Klappe, verdammt!“, maulte ich und bemerkte nun mit Schrecken die Blutpfütze, in der ich gerade hockte.

Hastig stand ich auf und schrie leise, als mein Rücken erneut lichterloh brannte und mich kurz wimmern ließ.

Verdammt, was ist denn nur los?! Woher kommen diese Bilder und warum tut mir alles weh?

Seltsames Knurren ließ mich zusammenschrecken und mein Herz beinahe zum Stillstand bringen.

Was beim Erbauer, war das? Das klang… nicht gut.

Diesmal wurde das Knurren finsterer, ein seltsames Flüstern war zu vernehmen, welches sich einmal ganz nah und dann wieder weit weg anhörte.

Augenblicklich wurde es kälter. Mein warmer Atem stieg kurz in der Finsternis auf, ehe es genauso schnell wieder verschwunden war.

 

„Der Dämon hat dich gefunden! Gefunden!“

 

Ich starrte wieder zu dem Funken auf und ballte meine Hände zu Fäusten. „Wegen deinem Geplärr hätte mich mittlerweile jeder finden können!“, fuhr ich es aufgebracht an.

Mittlerweile wurde das Flüstern zu einem undefinierbarem Gejaule, welches mir durch Mark und Bein ging.

Verdammter Mist… ich hab Angst!

Hektisch sah ich mich um und schluckte einmal schwer. Die seltsame Blutpfütze, in der ich hockte, hatte sich in weitere kleine Rinnsale ausgebreitet. Und in einiger Entfernung konnte ich sehen, wie sich aus dem Blut eine Gestalt zu formatieren versuchte.

Panisch sprang ich sofort auf und stolperte los.

Das kann nicht wahr sein! Das ist ein beschissener Alptraum, ein verdammter Alptraum!

Doch sehr weit kam ich nicht, denn ein brennendes Gesindeviertel ließ mich wieder innehalten. Und diesmal sah ich es so klar…

Der Baum des Volkes verbrannt, Valendrian tot… und… und…

„Sorris, Shianni…Papa…“

Tränen sammelten sich in meinen Augen als ich sie erschrocken aufriss und mir plötzlich wieder alles einfiel… alles…

Der Magister mit dieser Elfin, die mir Vater nahm. Die Peitschenhiebe auf meinem Rücken, die sich so tief in meinen Rücken gegraben hatten, das ich dachte ich müsste sterben.

Wimmernd blickte ich an meine Beine hinunter und erblickte dort das Blut, als es mir von meinen Rücken hinter gelaufen war.

Oder…bin ich etwa schon längst tot?

 

„Schnell, Schnell!“

 

Das Glühwürmchen schwirrte erneut um mich herum, während ich starr vor Angst war und wimmernd die Augen zukniff.

„Sie sind alle tot, alle sind gestorben wegen mir“, flüsterte ich und schluchzte einmal auf, als ich anfing zu zittern.

Sorris ertrank, Vater wurde getötet weil er sich in den Pfeil warf, der für mich bestimmt war…es ist alles allein meine Schuld. Weil ich nicht aufgepasst habe.

Und Shianni…liegt vermutlich auch irgendwo mit aufgeschlitzter Kehle in der Gosse.

Meine ganze Familie ist gestorben, alle sind fort und ich bin allein…ganz allein. Für immer.

 

Das unheimliche Knurren wurde diesmal lauter, war bereits so nah, dass ich schwören konnte, dass sein heißer Atem über meine Ohren strich. Meine Haut fiel unwohl an zu kribbeln.

Gelähmt vor Angst, konnte ich nichts weiter tun, als auf den Boden zu starren und stumm zu weinen. Mein Herz raste, mein Verstand schrie ich solle rennen, doch ich konnte es nicht…und wollte es nicht. Soll mich dieser Dämon doch töten, dann ist es wenigstens endlich zu Ende!

Alles zu Ende…

 

Ein starkes Licht erschien auf einmal und ließ besagten Dämon hinter mir gepeinigt aufschreien. Perplex erwachte ich aus meiner Starre, als das Glühwürmchen grell leuchtend um mich herum schwirrte.

„Gib nicht auf! Nichts ist zu Ende, folge dem Licht!“

Dem Licht…?

Ehe ich jedoch nach fragen konnte, packte mich etwas grob am Arm und wirbelte mich herum. Geängstigt blickte ich in mein verzerrtes Selbst.

Schnell wollte ich zurückweichen, als ich die langen Klauen sah, die eigentlich meine Fingernägel sein sollten und sich nun unwohl in meine Haut bohrten.

Ein unheimliches Knurren drang aus meinem anderem Selbst, während ihm schwarzer Geifer aus dem Mund tropfte und dabei ihre langen spitzen Zähne demonstrierte.

Sie sah aus wie ich… und dann doch wieder nicht!

Der Druck um meinen Arm wurde stärker und als ich den Schmerz spürte, schrie ich meine Panik laut heraus.

„Geh weg, lass mich in Ruhe!“, schrie ich angewidert wollte zurückweichen, doch der Fäulnisgeruch aus ihrem Mund ließ mich benommen taumeln.

„Aber du willst doch sterben“, hörte ich meine eigene Stimme in mein Ohr säuseln und ließ mir dadurch eine Gänsehaut auf meinen Körper entstehen.

Sterben? Mitten in der Dunkelheit? Von meinem eigenem, verkorksten Ich?

Beim Erbauer, lieber sterbe ich im Kampf gegen die dunkle Brut, als… so! Das ist absolut erbärmlich!

Das Glühwürmchen raste in das Gesicht meines anderen Ichs und leuchtete erneut hell auf. Jaulend vor Schmerz ließ sie mich los.

So schnell ich konnte, rannte ich davon, als ihr erbostes Knurren mir einen Schauer über den Rücken jagte.

Verdammt, wo soll ich denn hin?!

„Zum Licht!“, echote die vertraute Stimme erneut.

Überrascht weiteten sich meine Augen, als ich nicht weit entfernt etwas aufleuchten sah. Sofort rannte ich schneller.

Ich hörte mein Blut durch meine Adern rauschen, spürte den heftigen Herzschlag und meinen angestrengten Atem, als ich verzweifelt meine Hand nach dem Licht ausstreckte.

Nur noch ein bisschen!

 

„Du entkommst mir nicht!“, fauchte der Dämon, als ich spürte, wie er mein Haar leicht mit seinen Klauen streifte.

Erschrocken drehte ich mich leicht, als mich nun warmes Licht erfüllte. Der Dämon schrie voller Zorn auf, verschwand jedoch augenblicklich.

Warme Wellen glitten durch meinen Körper und entspannten mich. Alles fühlte sich so leicht an.

Das Glühwürmchen war wieder vor mir und pulsierte zart. Vorsichtig schloss ich meine Hände um es, lächelte schwach.

„Danke… Glühwürmchen“, flüsterte ich und drückte es sachte an meine Brust. Ohne es wäre ich wohl verloren gewesen.

„Viel Glück, pass auf dich auf… mein kleines Mädchen“

….Vater!

 

 

 

Leise knisterte das Feuer im Kamin, strahlte in dem düsteren Raum etwas Licht und Wärme aus. Kurz sah ich den Flammen dabei zu, wie sie sich gierig nach oben streckten, dann wand ich mich wieder ab und blickte zu Wynne, die gerade dabei war sämtliche Verbandsutensilien zu verstauen.

Ihr Blick galt kurz mir, dann sah sie leise seufzend zu ihrem Patienten im Bett herab. „Zevran, Ihr solltet auch wieder schlafen. Ihr seht einfach nur schrecklich aus, so habe ich Euch noch nie gesehen“

Ein Schmunzeln kam über meine Lippen, ehe ich mich von der Wand abstieß an der ich mich eben noch gelehnt hatte und zu der Magierin schritt. „Ah, macht Euch nur keine Gedanken um mein Aussehen, auch wenn ich das sehr zu schätzen weiß. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr doch noch Interesse…?“

Wynne schüttelte sofort den Kopf und sah mich strafend an, so dass ich mir kurz vorkam wie ein kleiner Junge, der sich nun wieder eine Strafpredigt anhören muss. Tatsächlich hob sie ihren Zeigefinger tadelnd hoch. „Wir wissen beide, dass Euer Interesse an mir allein Eurer Belustigung dient. Aber ich meine es ernst. Ihr könnt sie nicht beschützen, wenn ihr übermüdet seid“

Ein dünnes Lächeln entstand auf meinen Lippen, doch es erreichte nicht meine Augen. „Lasst das meine Sorge sein, Wynne“

Die leichte ungewohnte Kühle in meiner Stimme ließ die Magierin kurz etwas verwundert auf mich blicken, doch ihre Mimik festigte sich schnell wieder. „Wie ihr meint, Zevran. Es war lediglich ein Ratschlag.“

Schmunzelnd blickte ich wieder ins Feuer, sagte darauf aber nichts.

Sie seufzte kurz erschöpft. „Ich werde mich nun hinlegen. Es ist bereits spät, wenn sich etwas an ihrem Zustand ändert, gebt mir Bescheid“

Damit verschwand Wynne aus dem Zimmer und wir waren nur noch zu zweit.

 

Ich lauschte dem Knistern des Feuers und Kallians schweren Atem, welcher angestrengt von ihren Lippen kam.

Fahrig strich ich mir durch mein ungekämmtes Haar und schloss kurz müde die Augen. Am liebsten würde ich mich wirklich hinlegen und schlafen. Seit wir damals losgegangen waren, um im Gesindeviertel nach dem Rechten zu sehen und schließlich zu Erfahren das diese Magister alles zerstört haben, bin ich schon wach.

Das müssen über drei Tage sein. Vermutlich länger, ich habe diesen Raum kaum verlassen um mich nach dem Stand der Sonne zu erkundigen.

Grimmig öffnete ich meine Augen wieder, glitt mit meiner Hand in eine Seidentasche meiner Lederhose und murrte innerlich.

Wenn nicht bald etwas geschieht, wird mein Vorrat schneller aufgebraucht als gedacht.

Schließlich fand ich das, was ich suchte und holte ein einzelnes lilafarbenes getrocknetes Blatt hervor. Ein auffälliges, längliches großes Hochblatt (http://de.wikipedia.org/wiki/Hochblatt) ist mit der Blütenstandsachse lang verwachsen. Das duftende Blatt ist radiär symmetrisch (http://de.wikipedia.org/wiki/Radiärsymmetrisch) und fünfzählig.

Genießerisch roch ich dran, ehe ich mir ein Becher voll Wasser besorgte und das zerbröselte Blatt darin auflöste.

Ein kleiner Trick von den Krähen, wenn es um verdeckte Aufträge geht, besonders um Beobachtungsaufgaben in der Nacht. Solche Aufgaben waren die ersten, welche man bei den Krähen lernt. Und viele sind bereits im Kindesalter gestorben, während sie bei diesen Missionen einschliefen. Entweder wurden sie von den Krähen getötet dafür, dass sie ihren Auftrag so miserabel ausgeführt haben, oder die Person die sie ausspionieren sollten hat sie entdeckt und hingerichtet.

Wie dem auch sei, dieses kleine, feine Blatt wird dafür sorgen, dass ich wach bleibe. Zumindest für die nächsten acht Stunden. Danach sollte ich das nächste zu mir führen, doch ich habe nicht mehr viele.

Braska… in Antiva gab es diese Blätter in jedem Markt zu kaufen, diese Fereldener haben noch nie etwas von dieser Pflanze gehört.

 

„Uhm“

Ich trank den Becher in großen Schlucken leer, ehe ich mich dann schließlich zum Bett begab und auf Kallian hinab sah. Sie lag mit dem Bauch auf dem großen Bett und sah darin irgendwie verloren und klein aus.

Kleine Schweißperlen liefen ihre Stirn hinab, während sie leicht zitterte und nochmals leise stöhnte. Ich sah auf die Verbände auf ihren Rücken, die sie komplett umhüllten. Erbsengroße dunkle Punkte stachen erneut unter dem weißen Verband durch und ließen mich knurren.

Leise setzte ich mich auf dem Stuhl, der neben dem Bett stand, nahm dem Lappen, der in einer Schüssel mit Wasser lag, wrang diesen aus und tupfte damit Kallians Stirn ab.

Ihre Gesichtszüge schienen sich leicht zu entspannen, als ich mit dem kalten Lappen ihre erhitzte Stirn kühlte.

„Dummkopf“, sprach ich leise, doch im Moment war ich mir nicht sicher ob es an mich, oder sie gerichtet war.

Ich ließ den Lappen wieder ins Wasser fallen, starrte Kallian wieder an und lauschte ihrem Atem. Erneut musste ich zu dem Verband schauen, während sich meine Hand leicht zu einer Faust ballte.

Kallians Rücken war so aufgerissen gewesen, dass sie beinahe gestorben wäre. Als wir zurück auf Isabelas Schiff gelangt waren, sahen wir das Elend. Wynne meinte, als wir den Magister getötet haben, war damit auch der Zauber gelöst, der Kallians Hautfetzten noch halbwegs beisammen gehalten hatte.

Wynne und Morrigan setzten alles ein, um sie vor dem Verbluteten zu retten. Magie, Kräuter, spezielle Verbände und Tränke. Isabela meinte schließlich, dass sie diese Verletzungen kennen würde, in Tevinter gibt es spezielle Sklavenpeitschen, welche die Magister einsetzten, um an das Blut ihrer Opfer zu kommen. Dabei ist in den Geißeln ein Hauch von dunkler Magie eingewebt, der die Wunden die zugefügt wurden, nur schlecht heilen ließ.

Schließlich müssen die Magister stets an frisches Blut kommen. Und das schnell.

Kallians Wunden wollen einfach nicht heilen und seit Tagen wacht sie nicht mehr auf. Hat hohes Fieber und dazu den Blutverlust. Morrigan kommt jede Stunde, flößt ihr dabei dieses widerliche Gebräu ein, um sie vor dem Verbluten zu bewahren, genau wie damals als wir auf diesen Schamanen getroffen waren und dieser unbedingt ihr Blut wollte.

Tz, wie lange ist das schon wieder her? Ein halbes Jahr?

Mein Blick glitt zu Kallian und ich überlegte kurz, wie lange ich schon mit ihr reiste. War es schon ein Jahr? Vermutlich, aber irgendwie kam es mir viel länger vor.

Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ins Kaminfeuer, sah den Flammen beim Tanzen zu und hing meinen Gedanken nach.

Damals ging ich nach Ferelden, um zu sterben.

Es war mir von Anfang an klar, dass ich den Kampf gegen einen legendären Grauen Wächter wohl verlieren würde. Doch es war mir egal, der Tod schien mir damals gnädiger als ein Leben mit dem Wissen, das ich dafür verantwortlich war, dass Rinna starb.

Diese Frau… hatte mich berührt. Doch es machte mir auch Angst und mich zudem schwach. Ich wusste es und das war wohl der Grund, warum ich Taliesin zu schnell Glauben schenkte sie hätte uns verraten, als erst mal selbst nachzuforschen.

Sie liebte mich und ich sie. Doch das wurde mir erst bewusst, als sie fort war. Ihre Präsenz hatte mich gestärkt und wurde ein Teil von mir. Als sie tot war, blieb nichts als Leere.

Und um diese zu füllen, blieb mir nur mein eigener Tod. Zumindest dachte ich das, immerhin hatte nichts mehr Sinn für mich. Der Wein schmeckte nach Wasser, die Huren waren ohne Bedeutung und auch andere Rauschmittel verhalfen mir nicht, mich aus meiner Lethargie zu holen.

Den Krähen war es egal, war ich doch nichts weiter als ein Instrument ihres Willens. Austauschbar und ersetzbar zudem.

Wozu also Leben, wenn ich das verloren habe, was mein Leben erfüllt hatte?

Also Ferelden. Es war lächerlich, und die Meister wussten es, doch es war ihnen nur recht, dass ich fort ging. Mein Geprahle hat sie sowieso immer gestört.

Der Auftrag war recht simpel, einen Grauen Wächter töten. Doch wie sich herausstellte, war es nicht nur einer, sondern sogar zwei. Zudem war die zweite eine Elfin mit feuerrotem Haar, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte.

Sie war aufbrausend und burschikos, absolut untypisch für Frauen wie in Antiva. Zwar waren die Frauen bei den Krähen und auch im Bordell nicht immer feminin, doch ihr Umstand, in dem sie sich befanden, hat sie so geformt.

Doch das Mädchen vor mir wirkte nicht so, als ob sie aus einem dieser Etablissements kommen würde, im Gegenteil sogar. Als ich sie etwas neckte, wurde sie sofort rot im Gesich, was mich innerlich schmunzeln ließ.

Eine der Grauen Wächter stürzt sich furchtlos in die Horden der dunklen Brut, wird aber unsicher bei schmeichelnden Worten.

Es schien lustig zu werden, denn ihre wachen grünen Augen musterten mich ausgiebig, schienen sich jedes Detail von mir genau einprägen zu wollen.

Wozu sofort sterben, wenn ich vorher etwas Unterhaltung bekommen kann? Seit Monaten hatte ich nicht mehr herzhaft gelacht, doch sie brachte mich irgendwie dazu.

Im Kampf gegen diese dunkle Brut zu sterben, war wohl etwas heroischer als gegen einen Grauen Wächter.

Ich gab Kallian den Schwur bei ihr zu bleiben, doch nach nicht mal einen Monat hat sie mich davon entbunden. Eigentlich hätte ich gehen können wohin ich wollte, doch wozu?

Zu den Krähen konnte ich nicht zurück und dieses Ferelden war mir absolut fremd. Also blieb ich bei ihr, in der Hoffnung auf unseren Reisen noch ein paar Wertgegenstände mitnehmen zu können.

 

Erneut hörte ich Kallians schweren Atem und schaute nun zu ihr. Wieder waren Schweißperlen auf ihrer Stirn und wieder tupfte ich sie weg, was sie mir mit leicht entspannten Gesichtszügen entlohnte.

„Was machst du nur?“, fragte ich die Rothaarige leise, doch es folgte keine Antwort. Beinahe wütend ergriff ich ihre Hand und starrte sie an. Seit Tagen warte ich darauf, dass sie endlich die Augen öffnet!

Keine Reaktion.

 

Frustriert blickte ich zu Boden, hielt aber ihre Hand weiterhin fest, während ich leise seufzen musste. „Ich habe dir doch schon mal gesagt, es ist manchmal frustrierend mit dir zu tun zu haben. Jetzt zum Beispiel“

Wieder driftete ich leicht mit meinen Gedanken ab, während ich die Steinfugen auf dem Boden betrachtete und unterschwellig über Kallians Handrücken strich.

 

Als ich mich dieser Truppe angeschlossen hatte, wusste ich nicht im Geringsten, wohin es uns denn verschlagen würde. Zur Urne der heiligen Asche, mit ihren widerwärtigen Prüfungen. In die tiefsten Wälder zu den Dalish und sogar in die Zwergenstadt Orzammar.

Und überall hat sie uns hingeführt und geleitet. War unsere Anführerin die stets voran ging. Nie ließ ihr unbeugsamer Wille sie scheitern oder brechen. Stürzte sich in den Kampf und wir folgten ohne Zögern.

Das hat mich fasziniert, besonders an einer Frau. Wie gesagt, die meisten Frauen in Antiva waren ruhig, sittsam und herzlich. Was nicht heißen muss, dass sie sich nicht zu wehren wussten.

Aber Kallian… war anders. In vielen Dingen.

Es war mir sehr schnell klar, dass ihre Verlegenheit bei manchen meiner Worte nicht geschauspielert war, sondern wirklich für Gefühlschaos bei ihr führte.

Ihre Unberührtheit reizte mich in der Tat. Auch wenn ihre Unsicherheit und Verlegenheit mit unter anstrengend war, so wollte ich es doch wenigstens einmal in den Genuss kommen…etwas Reines zu kosten.

Wie sich herausstellte, wollte sie danach wissen, ob ich sie liebe. Dabei hatte ich gehofft, es wäre ihr von Anfang an klar gewesen, dass es sich lediglich um reines Vergnügen handelt.

Ich hätte es ihr vielleicht vorher sagen sollen, immerhin ist sie unwissend in solchen Dingen gewesen. Dank mir hat sie vieles gelernt, was mich zugegebener Maßen mit Stolz erfüllt hat.

Mein Blick fiel auf die Lederhandschuhe, die ich auf den Nachttisch gelegt hatte, um den Waschlappen aus der Schüssel zu holen.

Kallian hat sie mir geschenkt, ebenso wie die Lederstiefel, die ich gerade trage. Nie hatte ich zuvor etwas geschenkt bekommen, weder im Bordell noch bei den Krähen. Dort waren Besitztümer verboten.

Und sie schenkte mir diese Sachen, weil sie dabei an mich denken musste. Besonders die Lederhandschuhe hatten mich berührt. Sie hatte sich darin erinnert, als ich ihr von meiner Mutter erzählt habe, die ich nie kennengelernt habe. Lediglich die Handschuhe waren alles, was ich von ihr besaß.

Nie hat jemand mal an mich gedacht, von jeher kenne ich es so dass sich jeder selbst der Nächste ist. Und Kallian…

Ich drückte ihre Hand und blickte auf das blasse Elfenmädchen herab.

Ihre Berührungen, ihr Duft, ihre hitzig funkelnden Augen und dieses feuerrote Haar, ihr Lachen und ihr trotziger Blick… einfach Kallian mit all ihren Facetten.

„Wage es nicht, zu sterben“

 

Stille im Raum, doch ich hatte das Gefühl, meine zittrige Stimme würde im Raum wiederhallen.

 

Wie konnte sie es schaffen, mich so zu schwächen?

Wie konnte sie es schaffen, mich so aus den Fugen zu bringen?

Wie konnte sie es schaffen, dass ich sie mehr liebe als mich?

 

„Bitte“, flüsterte ich und strich über ihre Hand, die Angst sie zu verlieren permanent im Hinterkopf, als Wynne mir gesagt hatte, dass es durchaus möglich wäre, das Kallian sterben könnte.

Nur wenige haben die Kontrolle durch Blutmagie überlebt, und noch weniger hatten je versucht so ein Opfer zu behandeln. Die meisten starben nur wenige Stunden nach der Blutkontrolle. Der Körper konnte den Blutverlust einfach nicht regulieren, ebenso das Körper und Geist auseinandergerissen wurden, nur um dem Dämon dort Platz zu geben.

Selbst wenn sie erwacht, wird sie vielleicht nie wieder dieselbe sein. Könnte sogar dem Wahnsinn verfallen sein.

Ich starrte zu Boden und biss die Zähne zusammen.

 

 

 

Vater… das war Vaters Stimme! War er… das Glühwürmchen gewesen, welches mich zum Licht geführt hatte?

„Vater“, entfuhr es mir.

Tränen rannen mir über die Wangen und plötzlich löste sich die Schwärze um mich herum auf. Ein Frösteln durchlief meinen Körper, von dem ich geglaubt hatte, mich getrennt zu haben.

„Nein, ich bin’s“, hörte ich eine leise Stimme.

Ich öffnete die Augen und ich konnte es kaum glauben, aber ich sah in das besorgte Gesicht von Zevran.

Ich war zu schwach, um irgendetwas sagen zu können. Nicht mal die Augen konnte ich lange genug offen halten. Aber ich lebte.

Ich zitterte vor Kälte am ganzen Körper, obwohl ich klatschnass geschwitzt war. Man hatte mich in einen ganzen Berg von Decken eingewickelt und ich hörte in der Nähe ein Feuer knistern.

Ich zwang mich nochmals die Augen zu öffnen.

Ich befand mich in einem Zimmer in irgendeinem Schloss, vermutlich das Anwesen von Arl Eamon.

„Kallian?“

Erschöpft blickte ich auf, als ich meinen Namen hörte und sah wieder zu Zevran. Er musterte mich genau, während seine Fingerspitzen sachte über meine Hand strichen.

„Wie… lange?“, fragte ich mit krächzender Stimme. Eigentlich wollte ich noch etwas sagen, doch meine Stimme versagte.

„Lange. Vermutlich fünf Tage schätze ich.“, antworte Zev sofort. Er erhob sich, während ich nachdenklich die Wand gegenüber anstarrte.

Fünf Tage? Was war passiert?

Sofort schmerzte mein Kopf und ich kniff gepeinigt die Augen zusammen und rollte mich wimmernd zusammen.

Was ist denn nur auf einmal los mit mir?! Ich habe das Gefühl, das mir gleich der Schädel explodiert, je länger ich nachdenke.

Das Bett senkte sich leicht herab, als ich spürte wie sich jemand auf die Bettkante setzte. Zaghaft öffnete ich die Augen leicht und versuchte krampfhaft meine Schmerzen auszublenden, während ich zu Zevran sah.

Seine Augen schienen mich verschlingen zu wollen, was mich unbewusst zittern ließ.

Verdammt, habe ich irgendwas falsch gemacht?

Ohne Vorwarnung zog er mich in seine Arme, drückte mich eng an sich und legte seine Hand auf meinen Kopf.

Der plötzliche, heftige Schmerz in meinen Rücken infolge der heftigen Bewegung ließ mich kurz keuchen, doch mein Herz machte kurz einen Hüpfer.

Leicht verwirrt starrte ich die Wand an, während Zevran mich enger an sich drückte. „Du lebst“, hauchte er mir ins Ohr und ließ mich dadurch erzittern.

„Was ist passiert?“, wisperte ich, als ich mich an Zevran krallte und ihn nicht mehr loslassen wollte. Seine Stimme klang so gebrochen. So kenne ich ihn doch nicht… zuletzt klang seine Stimme so, als er mir von Rinnas Tod erzählt hatte.

Er zögerte, dann blickte er mich wieder an, nahm mein Gesicht in seine Hände. Strich mit dem Daumen über meine Wangen, während ich ihn nur anstarren konnte.

Erst jetzt fiel mir auf, wie müde Zevran doch aussah. War er die ganzen fünf Tage bei mir geblieben und hat auf mich aufgepasst?

 

„Dein Vater ist tot. Erinnerst du dich nicht an den Angriff im Gesindeviertel? Alles wurde zerstört“, sprach er leise.

Meine Augen wurden größer, während sich ein schwerer Klumpen in meinem Bauch zu bilden schien.

Davon hatte ich doch eben erst geträumt! Diese ganzen Bilder die ich gesehen hatte, waren doch nichts weiter als Hirngespinste!

Ich atmete hektischer, merkte nicht wie Tränen über meine Wange liefen, als ich mich an Vater zurück erinnerte wie er blutend am Boden lag.

Nein… nein… das… war kein Traum. Sondern ein wahr gewordener Alptraum, ich erinnere mich wieder an alles. Das brennende Gesindeviertel, die Schreie der anderen in ihren brennenden Hütten, der brennende Vhenadahl vor dem Valendrain ebenfalls tot lag. Und der Magister…

Beinahe verschluckte ich mich an meinen Tränen. „Wo ist Shianni!?“, rief ich alarmiert, als mir einfiel wo ich sie zuletzt gesehen hatte. Misshandelt vor meinen Füßen, ohne dass ich ihr helfen konnte.

Ich versuchte mich zu erheben, wollte aus dem Bett raus, doch Zevran ließ mich nicht los. „Sie lebt und Sorris auch“, sprach er beruhigend in mein Ohr, woraufhin ich erleichtert aufschluchzen musste.

Sorris lebt noch? Ich dachte, ihn hätte ich ebenso verloren. Pure Erleichterung brach nun aus mir heraus.

Weinend drückte ich mich an Zevran und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und heulte nun hemmungslos. Vor Trauer, Wut, Angst und auch Erleichterung.

Fest klammerte mich an ihn, atmete seinen Duft ein, der mich etwas beruhigte und spürte wie er sanft durch mein zerzaustes Haar fuhr, während er mich weiterhin an mich drückte.

 

Nach einer halben Ewigkeit, zumindest kam es mir so vor, starrte ich in den Kamin in dem nur noch ein schwaches Feuer brannte. Eine kleine Träne bahnte sich noch den Weg über meine nasse Wange, während ich mich an Zevran schmiegte und seinem Herzschlag lauschte.

Er war die ganze Zeit still gewesen, während ich geheult hatte.

Mir wurde bewusst, dass ich noch nie vor Zevran geweint hatte, zumindest nicht so offen.  Immerhin bin ich stark, gewitzt… und eben doch nur ein kleines schwaches Mädchen, welches ich immer zu verstecken versuchte.

Papa, ich vermisse dich.

Schnell kniff ich die Augen zu, um nicht wieder losheulen zu müssen, denn die nächsten Tränen bahnten sich bereits an.

 

„Ich hatte Angst, ich könnte dich verlieren“

 

Überrumpelt öffnete ich nun doch wieder die Augen und schielte leicht zu Zevran. Er sah mich an, woraufhin ich nun ebenfalls auch direkt ansah und kurz schniefen musste.

„Angst?“, wiederholte ich unsicher flüsternd. Wann hat Zevran denn Angst?

Seine goldenen Augen fingen erneut meinen Blick ein und ließen mich erstarren. „Ja, du warst dem Tode näher, als du denkst“

Widerwillig erinnerte ich mich an den Magister zurück, wie dieser mich auspeitschte und meine Heimat zerstört hatte. Doch ansonsten war dann nichts weiter als Schwärze in meinen Erinnerungen.

Unsicher blickte ich weg und biss mir auf die Lippen. „Ich-ich weiß nichts mehr“

Seine Hand umschloss sanft mein Kinn und brachte mich nun wieder dazu ihn anzusehen.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen, ein ehrliches erleichtertes Lächeln.

„Sei froh“

Seine Lippen legten sich sacht auf meine, als er sich zu mir vorgebeugt hatte. Ich ging darauf ein, genoss die ersten sanften Berührungen seit längerem sichtlich.

Dann löste er sich von mir, sah mich wieder direkt an, während mir wieder bewusst wurde, dass meine Wangen glühten.

 

„Es fällt mir schwer, Kallian. Also hör gut zu“

 

Unsicher sah ich ihm dabei zu, wie er etwas aus seiner Seitentasche holte. Und als ich erkannte was es war, wurde mir beinahe schlecht.

Der Ohrring, den Zevran mir schenken wollte, doch als er sagte es wäre kein Zeichen der Zuneigung gewesen, bin ich wütend ins Gesindeviertel gerannt zu meinem Vater.

Mit einem Mal wurde mir bewusst, was Vater damals zu mir gesagt hatte. Ich solle Zevran sagen, dass ich ihn liebe, ansonsten würde ich mich noch ewig weiter quälen.

Gerade als ich es ihm sagen wollte, kam Zevran mir zuvor.

 

„Ein Meuchelmörder muss lernen, Gefühle zu unterdrücken. Sie bedeuten Gefahr. Und er nimmt sich sein Vergnügen, wo immer sich Gelegenheit bietet. Mehr zu verlangen wäre unverantwortlich.“

Seine Stimme klang fest, doch wenn ich es nicht besser wüsste, konnte ich eine Spur Unsicherheit heraus hören.

Zevran sah zu dem Ohrring in seiner Hand und strich mit dem Daumen leicht drüber, dann sah er mich wieder an. „Ich dachte, zwischen uns wäre es genauso. Ein wenig Spaß und Ablenkung, sonst nichts. Und doch…“, gestand er mir nun.

Ich bekam große Augen, ehe ich etwas dagegen tun konnte, sprach ich meinen Gedanken überrascht aus. „Willst du damit sagen, dass du mich liebst?“

Auf seinem Gesicht zeigten sich leise Zweifel, während er sich unsicher durch sein Haar strich und kurz den Blick abwandte. „Ich weiß es nicht. Woran erkennt man das? Ich wuchs unter Leuten auf, die ein Trugbild der Liebe verkauften. Und dann lernte ich ein kaltes Herz zu entwickeln, um töten zu können. Alles was mir je beigebracht wurde, sagt mir das meine Gefühle falsch sind“

 

Ein kleiner stechender Schmerz war in meinem Herzen. Hastig sah ich auf meine leicht zitternden Hände und ballte sie zu Fäusten.

Wie oft habe ich mich darüber aufgeregt, das Zevran mir nie seine Zuneigung offen gezeigt hat? Und dabei habe ich immer außer Acht gelassen, wie er aufgewachsen war. Er hat es nie gelernt.

Kein Wunder, dass er mich da nicht lieben kann und wird… ich Närrin. Trotzdem tut es weh…

Auf einmal ergriff Zevran wieder meine Hände, was mich überrascht aufblicken ließ, während er ernster den je zu mir schaute. „Aber ich kann nichts dagegen tun. Seit du das Schloss hier verlassen hattest, bin ich gänzlich verwirrt. Verstehst du auch nur ansatzweise, was ich meine?“

Als ich ihm sagte, ich nehme den Ring nur an wenn er etwas bedeutet? Hat es ihn doch so sehr beschäftigt? Unglaublich.

Doch er ist sich unsicher, dabei bin ich auch nicht gerade die große Romantikerin.

Leicht legte ich den Kopf schief, als ich wieder unsicher auf meiner Lippe kaute.

„Ich bin auf diesem Gebiet auch nicht sonderlich gut bewandert, Zevran“

 

Zevran starrte mir direkt in die Augen, sämtlicher Schalk und Frohsinn darin verschwunden. Ich bekam eine Gänsehaut. „Ich muss wissen, ob es für uns eine Zukunft gibt. Irgendetwas…. auf, ich weiß auch nicht“

Schnell nahm ich all meinen Mut zusammen, ehe er sich wieder in Luft auflösen konnte.

„Ich weiß nicht, ob es eine Zukunft gibt… ich meine, der verdammte Erzdämon muss besiegt werden.“ Ich schluckte einmal meine aufkeimende Angst hinunter, blickte Zevran direkt an und lächelte leicht. „Aber ich weiß, was ich für dich empfinde“

Aufgeregt starrte ich ihn an, während er nun doch etwas überrascht drein blickte. Meine Wangen fingen wieder an zu glühen.

Es dauerte nicht lange, dann lächelte Zevran geradezu erleichtert. Sein Lächeln war warm und hinterließ ein Kribbeln in meinem Bauch.

Beim Erbauer… ich… liebe ihn wirklich.

 

„Ich… habe immer noch den Ohrring. Ich möchte ihn dir immer noch geben… als Zeichen der Zuneigung. Wirst du ihn annehmen?“

Mein Herz schlug aufgeregt schneller, während ich nun auf seine Hand starrten konnte, in welcher der Ohrring lag. Heißt das jetzt etwa…?

Wieder blickte ich zu ihm auf, als seine andere Hand zärtlich über meine Wange strich und er leicht schmunzeln musste. Es schien ihn zu amüsieren, dass er mich etwas aus der Bahn geworfen hatte.

„Das klingt nach einem Antrag“, platze es mit hochrotem Kopf aus mir heraus, während ich Zev anstarrte.

Meint er das etwa ernst, oder hat er sich versprochen? Das wäre zu viel des Guten!

„Nur wenn du das willst“, sprach er ruhig, wohl doch in vollem Besitz seiner geistigen Kräfte.

Beim Erbauer! Nein, das ist doch ein Traum!

Überfordert wollte ich nach hinten kippen, als mich der Elf am Handgelenk festhielt und mich zurück zog. Abwartend sah er mich immer noch an, während ich verlegen zu ihm blickte.

Er wartet auf eine Antwort… und mir fehlen die Worte!

Nie hätte ich zu träumen gewagt, dass wir beide uns so nahe kommen. Und er meint das ernst, kein Scherz und keine zweideutigen Anspielungen.

„Ich nehme ihn an“, flüsterte ich mit laut klopfendem Herzen, während ich ihn wohl ansah wie ein verschrecktes Kaninchen.

Denn er lächelte nun doch etwas belustigt, doch ebenso erleichtert. „Mehr muss ich nicht wissen. Jetzt fühle ich mich besser, viel besser“

Den Tränen erneut nahe fiel ich ihm einfach in die Arme, ignorierte den brennenden Schmerz auf meinem Rücken.

Ehe ich noch etwas zu ihm sagen konnte, wurde die Tür geöffnet. Verwirrt sah ich auf und erblickte Morrigan im Türrahmen stehend, wie sie uns beide skeptisch musterte.

„Ihr seid also wach, dann werde ich die anderen holen“

Damit war sie bereits verschwunden.

 

Ihre Freude war dieser Hexe mal wieder anzusehen. Dieses Biest.

Aber die anderen wiederzusehen erfreute mich zusehends. Zevran schmunzelte kurz, als er mein strahlendes Lächeln bemerkte.

„Vergiss nicht, Alistair mit seinem neuen Titel anzusprechen“

Fragend legte ich den Kopf schief. „Titel? Was für ein Titel denn bitte?“

„König Alistair“, sprach der Blonde amüsiert.

„Was?!“,rief ich erschrocken aus, da hörte ich bereits viele aufgeregte Schritte geradewegs auf unser Zimmer zu.

 

 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2015-04-05T02:20:55+00:00 05.04.2015 04:20
Spitzen Kapitel


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