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Dragon Age: Origins

Bestimmung
von

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Anfang vom Ende

Morrigan stürmte an mir vorbei, ich schaute ihr nicht einmal hinterher. Erst als ich hörte, wie sie die Stufen der Wendeltreppe hinab eilte, atmete ich laut aus.

Fahrig strich ich mir durch mein rotes kurzes Haar und sah schließlich in die Richtung, in der Morrigan verschwunden war.

Leicht kaute ich auf meiner Unterlippe herum, ballte meine Hände zu Fäusten.

War das wirklich das Richtige? Habe ich richtig gehandelt?

Mit einem hatte Morrigan durchaus Recht: ich hätte mit Alistair das Leben führen können, was wir uns beide schon immer erträumt haben. Zumindest gehe ich davon aus, das Alistair mit Elissa sein restliches Leben verbringen will.

Jedenfalls schon mal eine gewisse Zeitspanne.

Und ich würde mit Zevran leben, gemeinsam mit ihm Abenteuer erleben. Jeden Abend neben ihm einschlafen und jeden Morgen neben ihm aufwachen.

Und dann zirka zwanzig Jahre später, werden wir alle eines qualvollen Todes sterben, weil uns Morrigan mit ihrem Erzdämonen-Balg heimsuchen und die Welt in den Abgrund reißen wird.

Ich verzog das Gesicht und ging schließlich in mein Zimmer zurück und schloss die Tür hinter mir. Auf dem kleinen Tisch vor dem Kamin entdeckte ich ein paar Weinflaschen, die mir anscheinend der Arl netterweise zugekommen lassen hat.

Erneut setzte ich mich auf den hölzernen Stuhl und starrte in das Feuer im Kamin. Nebenbei entkorkte ich die Flaschen und setzte die erste gleich an meine Lippen.

Mit großen, gierigen Schlucken hatte ich sie in kürzester Zeit geleert und warf sie anschließend frustriert ins Feuer.

Grimmig sah ich dabei zu, wie die Flammen sich gierig um die Flasche legten und sie zu verschlingen drohten.

Unruhig tippte ich mit meinem Finger auf die Stuhllehne, während ich mit meiner anderen Hand bereits die nächste Flasche ergriff.

Beim Erbauer, ich werde mich so sehr betrinken, bis ich einfach von selbst in einen tiefen Schlaf falle. Das bringt mir zwar am nächsten Tag schlimme Kopfschmerzen ein, verschont mich aber von Alpträumen.

Hastig setzte ich die zweite Weinflasche an meine Lippen und trank sie schnell aus, ehe ich diese auch schwungvoll in den Kamin schleuderte. Das Glas zersprang in tausende Teile.

Ein Gefühl der Schwerelosigkeit fing an sich langsam um mich zu legen, woraufhin ich gemächlich die Augen schloss.

Ich sank Stück für Stück in auf dem Stuhl in mich zusammen und dämmerte schließlich friedlich weg.
 

„Kallian“

Ich murrte innerlich, als ich spürte, wie ich an den Schultern gerüttelt wurde. Doch nicht lange, denn das Rütteln hörte auf und ich konnte mich wieder dem friedlichen Schlaf hingeben, der mir zustand.

Erschrocken riss ich die Augen auf und japste nach Luft im selben Moment, als eiskaltes Wasser über mich geschüttet wurde.

Hastig sprang ich aus dem Stuhl um und sah mich hektisch um.

Zevran sah mich verstimmt an, in seinen Händen hielt er einen Bottich, aus dem Wasser tropfte. Fassungslos starrte ich ihn an, mein Herz schlug nach wie vor ungewöhnlich schnell.

„W-was sollte…das?“, fragte ich ihn aufgeregt, als ich mich wieder halbwegs gesammelt hatte.

Doch der Elf mir gegenüber verdunkelte seine Miene geradezu. „Kannst du mir verraten, was du dort machst?“

Perplex starrte ich ihn an. „Was meinst du denn?“

Zev stand blitzschnell vor mir und stieß mich verärgert in den Stuhl zurück, beugte sich dabei über mich, während er seine Hände an der Stuhllehne abstützte. Es gab kein Entkommen für mich.

„Du bist großteiles abweisend, seit du mit Riordan und Alistair fortgegangen warst. Selbst dieser Bastardprinz spricht kaum noch mit den anderen. Und dann betrinkst du dich mal wieder fast besinnungslos. Ich will wissen was los ist“

Sein warmer Atem blies mir leicht ins Gesicht, während ich in Zevrans wütende Augen starrte. Doch zu meinem Leidwesen sah ich darin auch Kränkung.

Anscheinend hab ich ihm mit meinem Verhalten doch verletzt.

Meine aufkommende Wut infolge der spontanen Abkühlung seitens Zevrans, hatte sich schnell in Rauch aufgelöst. Wie konnte ich ihm wütend sein, immerhin wird das vielleicht meine letzte Nacht hier auf Erden sein.

Hastig sah ich woanders hin, wich Zevrans Blick schnell aus, damit er nicht sehen konnte, wie schlecht mir gerade wurde. Doch niemand konnte sich Zevrans Zuwendung entkommen.

Er packte mich am Kinn und drehte mein Gesicht zum ersten Mal seit ich ihn kenne, wirklich gewaltsam zurück, damit ich ihn doch ansehen musste. Entsetzt sah ich wegen der ruppigen Behandlung drein.

„Du wirst mir nicht entkommen, das weißt du“, flüsterte er gegen meine bebenden Lippen.

Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass es wirklich kein Entkommen geben wird. Weder für mich, noch für Zevran…
 

„Ich werde sterben“
 

Die geflüsterten Worte hallten in den halbdunklen Raum nur leicht wieder. Das Kaminfeuer war fast abgebrannt, lediglich eine leichte Glut herrschte noch im Kamin. Doch mein Atem ging stoßweise, während ich nach weiteren Worten suchte.

Denn Zevran sah mehr als verwirrt und unsicher auf mich hinab, dann wich er von mir zurück starrte mich aber immer noch unablässig an. „Was redest du da?“

Nach kurzem Zögern erhob ich mich ebenfalls, sah Zevran traurig an, der Drang ihm alles zu erzählen stieg mit brachialer Gewalt in mir auf.

Doch ich hatte ja einen Eid geschworen. Der große Eid der Grauen Wächter, nichts von dem Ritual preiszugeben und dem dazugehörigem großen Opfer im Kampf gegen den Erzdämon.

Wütend schmiss ich den Stuhl um, der daraufhin laut polternd zu Boden fiel. „Das ist alles nicht fair!“

Frustriert fuhr ich durch meine Haare, ehe ich mich wieder von Zev abwandte und unschlüssig in die Glut blickte.

Ich muss es Zevran erzählen, das bin ich ihm einfach schuldig. Nach allem was wir zusammen durchgestanden haben, soll er wenigstens wissen, warum ich sterben soll und wie.

Es herrschte erneut Schweigen, während ich meine Hände zu Fäusten ballte und die Glut weiterhin beobachtete. Das Feuer schien noch leicht auf meiner Haut, worauf ich leicht schmunzeln musste. Beinahe sah meine Haut rot aus.

„Ich sagte dir doch, dass Duncan dieser Grauer Wächter mich mitnahm, nachdem er mich praktisch gerettet hatte weil die Stadtwachen mich hinrichten lassen wollten. Immerhin hatte ich ja diesen perversen Lord getötet.“, fing ich nach einer Weile an zu erzählen, starrte immer noch in den Kamin.

„Ja“, war alles was er in einer ruhigen Tonlage beantwortete.

Leicht nickte ich, ehe ich weitersprach. „Ich ging mit, weil ich dachte ich könnte eh schnell wieder verschwinden. Kurz ein paar Monster töten und alle sind zufrieden. Doch es war nicht so leicht wie gedacht“

Leise seufzte ich, als ich mich an Daveth und Ser Jory zurückerinnerte. Und mir wurde leider bewusst, dass ich deren Gesichter so gut wie vergessen habe. Da waren nichts weiter als verschwommene Erinnerungen, die ich am liebsten nur vergessen will.

„Duncan hatte noch zwei weitere Rekruten neben mir. Alistair war schon bei den Grauen Wächtern und half Duncan mit bei den Vorbereitungen für das Ritual“

Ich hörte leise Schritte hinter mich, doch sie waren recht schnell wieder verstummt. „Was für ein Ritual?“, wollte Zev wissen und diesmal war seine Stimme etwas näher.

Grimmig zog ich die Stirn in Falten und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe ich einmal laut ausatmete. „Jeder Rekrut der Grauen Wächter muss das Blut der Dunklen Brut trinken. Dafür werden wir gegen die Verderbtheit immun und können die Dunkle Brut spüren“

Wieder herrschte Stille, während sich auf mein Lippen ein abfälliges Lächeln bildete. „Und ich in meinem Leichtsinn ging davon aus, dass auch das kein Problem sei. Doch Daveth starb kurz nachdem aus dem Kelch trank und Ser Jory bekam daraufhin kalte Füße. Er stellte sich Duncan entgegen, der ihn dann tötete“

Ich verlor mich in der schwachen Glut, während ich weitersprach, die Erlebnisse von jener Nacht so deutlich in meinen Erinnerungen wie schon lange nicht mehr. „Also hatte ich die Wahl: Mich gegen Duncan stellen und auf jeden Fall sterben, oder das Blut dieser Monster trinken und nur vielleicht sterben. Ich entschied mich dann für Letzteres“
 

Meine Nackenhärchen stellten sich auf, als ich sogleich weitersprach. „Ich dachte ich verbrenne von innen. Die Verderbtheit durchdrang jede Faser meines Körpers, ich bekam keine Luft mehr und die Kraft in meinen Beinen war fort. Also stürzte ich, japste verzweifelt nach Luft. Dann wurde alles schwarz und das war der Augenblick, als ich ihn zum ersten Mal sah und hörte“

Wieder leise Schritte von Zevran, ich konnte spüren, dass er direkt hinter mir stand. Sein warmer Atem strich mir über den Nacken. „Was war das?“

Die leise Anspannung die langsam in Zev erwachte, ließ auch mich nervöser werden, je weiter ich mit meiner kleinen Gruselgeschichte fortfuhr. Wie würde Zevran auf das Ende reagieren?

„Der Erzdämon. Ein riesiger Schatten, überall verzweifelte Schreie und sein Gesang, der sich mit dem Geschrei der Monster mischte.“

Nun drehte ich mich und wagte es, vorsichtig in Zevrans Augen zu blicken. „Nun war ich ein Grauer Wächter geworden, obwohl sie erst dachten ich wäre ebenfalls gestorben, schließlich wachte ich auf dem Scheiterhaufen neben dem toten Daveth auf.“

Ein trauriges Lächeln erschien nun auf meinem Lippen. „Dann dachte ich könnte fliehen, doch die große Schlacht von Ostagar war bereits im vollen Gange. Ich traf auf Loghain, wurde Zeuge, wie er den König verriet und wollte ihn aufhalten. Er schlug mich nieder, ich floh vor der dunklen Brut und landete dann in der Korcari Wildnis, bis ich irgendwann Morrigan traf und die führte mich wiederum zu Alistair. Er wurde von Flemeth gerettet. Und der Rest ist…wie sagt man so schön? Geschichte“

Zevrans Gedanken schienen mir unergründlich für einen Moment, denn er verzog nicht einmal die Miene, während er mich musterte. Grummelnd sah ich zu meinen Fingern, die ich selbst etwas knetete um mich zu beruhigen.

„Graue Wächter können keine Kinder bekommen, zumindest ist es sehr schwer, hat Alistair mir mal erzählt. Zudem habe ich nur noch 30 Jahre zu leben, dann ereilt mich der Ruf und ich gehe in die Tiefen Wege, um dort im Kampf gegen die Dunkle Brut meine letzte Schlacht zu schlagen“

Mit einem schiefen Grinsen sah ich zu Zev auf. „Aber das betrifft mich ja nicht, ich sterbe ja schon früher. Denn jetzt komme ich zu der wichtigsten Aufgabe eines Wächters“

Wieder holte ich tief Luft, wollte gerade weitersprechen, da kam Zev mir zuvor. „Warte. Du lebst nur noch 30 Jahre? Warum?“

Leicht überrascht, wegen der plötzlichen Unterbrechung, sah ich ihn wieder an. „Na, weil die Verderbtheit in meinem Blut dafür sorgt, irgendwann kann mein Körper die Verderbtheit nicht mehr abwenden. Dann höre ich wohl Stimmen in meinem Kopf flüstern und bekomme schreckliche Träume. Das sind Anzeichen für den Ruf“

Ich blickte nachdenklich wieder in die schwache Glut. „Jetzt habe ich auch schlimme Alpträume, aber das liegt wohl eher an der herrschenden Verderbnis. Das war einer der Gründe, warum ich mich praktisch in den Schlaf trinken wollte…“

„Was war der andere?“, fragte mich Zev nach einer Weile, als ich immer noch gedankenverloren in den Kamin blickte.

Beinahe schreckte ich hoch, doch sammelte mich recht schnell. Das Brüllen des Erzdämons hallte mir fast in den Ohren. „Der andere Grund ist der, was uns Riordan erzählt hatte…“

Kurz holte ich Luft, konnte es selbst fast nicht glauben, dass ich diese Wörter nun doch aussprechen werde. „Der Grund, warum nur Graue Wächter den Erzdämon erschlagen können, liegt in unserem Blut. Als ich das verderbte Blut trank und überlebte, habe ich mir eine große Bürde aufgelegt. Die Essenz des Erzdämons überträgt sich auf mich, wenn ich ihn töte. Dann sterbe aber auch ich. Wenn ein normaler Soldat den Erzdämon töten wollte, würde die Essenz einfach auf ein anderes Wesen der Dunklen Brut übergehen. Immer und immer wieder“

Es herrschte Schweigen, während ich mich dazu entschloss, ein wenig in der schwachen Glut herumzustochern.

„Ich habe Alistair ins Gesicht gesagt, dass ich den letzten Schlag gegen dieses Monster tun werde. Immerhin ist er bald König, ich bin eine unbedeutende Elfe aus dem Gesindeviertel. Er ist dagegen, das weiß ich, aber mir ist das egal. Ich habe mich entschieden“

Hörbar atmete ich aus, genoss kurz die schwere Last jemandem erzählt zu haben. Dann fing meine Stimme kurz zu zittern an.

„Und dann stand Morrigan in meinem Zimmer. Sie erzählte mir, es gäbe eine Möglichkeit, die Grauen Wächter zu retten“

Augenblicklich ergriff mich Zevran an den Schultern und drehte mich um. Erschrocken sah er mich an, während die Tränen meinen Wangen hinunterliefen und ich mir auf die Lippen biss, um nicht zu schluchzen. „Aber ich lehnte ab! Sie wollte, das Alistair ihr ein Kind zeugt und dieses Kind würde die Essenz des Erzdämons in sich aufnehmen, wenn ich das Monster erschlage!“

Ich merkte nicht wie ich immer hysterischer wurde, je mehr ich mich in Rage erzählte. „Aber zu welchem Preis?! Kannst du dir Morrigan als gute Mutter vorstellen? Kannst du glauben, dass sie nicht später zurückkehren wird um uns alle zu vernichten? Kannst du-!“

Ich wollte weiter schreien, doch Zev drückte mich eng an sich, legte seine Hand auf meinen Kopf und strich drüber. Ich konnte daraufhin mein Schluchzen nicht mehr unterdrücken und wurde nun regelrecht geschüttelt von meinem Weinkrampf.

„Das ist nicht fair! Ich konnte es einfach nicht, Zevran! Ich konnte es einfach nicht…“

Wir sagten beide nichts mehr, ich weinte mal wieder erbärmlich einige Zeit, hatte mich aber schlussendlich doch noch gesammelt.
 

Langsam wich ich von Zev zurück, sah unsicher zu Boden und wischte mir die letzten verbliebenen Tränen weg. Dann schließlich sah ich wieder in den Kamin. Mit einem Mal kam ich mir so erschöpft vor wie nie zuvor in meinem Leben. Mein ganzer Körper schien zu schmerzen und regelrecht nach Ruhe und Entspannung zu schreien. Doch das ging nicht. Nie wieder wahrscheinlich.

„Ich hasse es, ein Grauer Wächter zu sein. Ich wollte das nie“, fing ich nach einer Weile wieder flüsternd an, als niemand von uns etwas gesagt hatte.

Mit steigendem Hass starrte ich auf das letzte Fünkchen Glut, welches beinahe verloschen war. „Ich hasse die Grauen Wächter. Ich hasse ihr Ritual, mit dem sie wohl schon so viele umgebracht haben. Ich hasse die Dunkle Brut, die Verantwortung auf meinen Schultern, das Flüstern in meinem Kopf und den Erzdämon.“

Da seufzte ich leise auf, drehte mich wieder langsam zu Zevran um und sah ihn traurig lächelnd an. Im Dunkeln konnte ich ihn nur schemenhaft erkennen, seine Mimik konnte ich nicht deuten.

„Aber ich bin ein Grauer Wächter, ich werde das tun, was getan werden muss. Ich tue es für diesen verdammten Duncan, der mir mein Leben versaut hat. Ich tue es für Daveth, der beim Ritual sein Leben ließ, als er dieses verderbte Blut trank. Ich tue es für Jory, weil er so voller Angst war und schließlich von Duncan umgebracht wurde. Ich tue es für all die Brüder und Schwestern in diesem elenden Orden, die auch das für mich tun würden. Ich bin ein Grauer Wächter und das ist meine Bürde“
 

Erneut Schweigen.
 

Leise seufzte ich und starrte wieder zu Boden, dabei auf meine Lippe kauend. Es war ja nicht so, dass ich erpicht darauf war zu sterben und vermutlich zur Legende zu werden. Was nützen denn auch Legenden über einen, wenn man tot ist? Ich habe dann daran meinen wenigsten Spaß.

„Ha, du elender Sturkopf“

Perplex sah ich in Zevrans Gesicht. Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen, doch in seinen Augen konnte ich ein verräterisches Glitzern erkennen.

Ich zwang mich ebenso zu einem Grinsen, das nicht minder genauso heuchlerisch war wie das von Zevran. „Ja, das habe ich schon öfters gehört. Ich bin eben nicht zu bremsen“

Dann lachte ich gezwungen und schaute wieder zur Seite. Ich kann Zevran einfach nicht mehr in die Augen sehen… und mir auch nicht mehr.

„Deswegen… wollte ich mir etwas Fusel gönnen. Den Untergang der Welt einmal nur kurz entkommen. Kannst du das nachvollziehen?“, fragte ich leise.

Zevran hob sachte mein Kinn an und ich sah ihn nun wieder etwas unsicher an. Ich wusste nicht was kommen würde, aber ich rechnete mit vielem. Von: Du Idiot, warum bist du nicht auf Morrigans Angebot eingegangen?! Bis zu: Du stirbst morgen? Na dann suche ich mir eben eine andere Bekanntschaft, die einen etwas längeren Lebensfaden in naher Zukunft aufweist.

Doch Zev sagte nichts davon, legte seine Lippen sacht auf meine und brachte mich dazu leise aufzuseufzen.
 

Augenblicklich legte ich meine Arme um seinen Hals und drückte mich eng an ihn. Sein bekannter Lederduft betörte meine Sinne, als seine Lippen über meine Wange strich und schließlich hinab zu meinem Hals.

Kurz verweilten wir eine Weile so, lauschten dem Atem des jeweils anderem. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Haar, wollte jeden Duft aufnehmen und in mir einsperren.

Seine Hand strich über meinen Hosenbund, seine Küsse weiterhin über meinem Hals und in mir fing eine Flamme an aufzulodern, die mich wohl innerlich verbrennen würde.

Ein weiteres Seufzen entwich mir, während ich sachte an seinem Ohr knabberte, meine Hand vergrub sich in seinem Haar und ich zog wohlig daran.

Die Hose fiel zu Boden, mein Widerstand ebenso. Vorsichtig blickte ich Zevran mit geröteten Wangen an, mein Atem hatte sich leicht beschleunigt.

Auf seinem Lippen erschien sein bekanntes selbstzufriedenes Grinsen, wenn er sich einer Sache sicher war.

„Oh, ich weiß um deinen Tatendrang, wenn es darum geht die verschiedensten Spirituosen auszulöschen.“

Leicht bockig sah ich drein und zog nun eine Schnute. Bilde ich mir ein, oder macht sich Zevran mal wieder lustig über mich?

Dann wurde seine Miene jedoch wieder ernst, mir ahnte übles. „Die tapferen Grauen Wächter, sterben also heldenhaft im Kampf. Wie heroisch, wirklich“

Seine Worte trieften regelrecht vor Sarkasmus, dann ließ er ab von mir und blickte mich ernst an, die Stirn dabei in Falten gelegt.

Grimmig biss ich mir auf die Lippen, als ich beobachte wie Zev mich von oben bis unten musterte, immer noch halb nackt vor ihm stehend. „Ja, sehr heroisch! Ich wollte schon immer im Kampf sterben, um eine Legende zu werden!“

Ein dünnes Lächeln entstand auf seinen Lippen, als sich der blonde Elf durch sein Haar strich und sich nun langsam auszog. „Dann lass uns diese letzte Nacht genießen, meinst du nicht?“

Verblüfft sah ich zu Zevran, als er nun vor mir stand wie ihm der Erbauer erschaffen hatte. Mit seinen alten Narben und den neuen Narben, die er auf unserer gemeinsamen Reise bekommen hat.

„Letzte Nacht?“, wisperte ich ungläubig, starrte zu ihm auf. Meint er das jetzt etwa ernst?

Tränen sammelten sich wieder in meinen Augen, als ich verbissen zu Boden starrte und hastig von Zevran zurück wich. „Ja, bevor ich dann elendig sterbe!“

„Ich bleibe bei dir, bis zum Schluss. Versprochen, meine kleine Wildkatze“

Mit diesen Worten berührten seine Lippen meine, sanft, fast schon zärtlich. Der Kuss wurde bald schon wilder, besitzergreifender. Ich schlang die Arme erneut um seinen Hals und er griff mit einer Hand in mein rotes Haar.

„Komm mit!“, knurrte er mir gegen die Lippen und packte mein Handgelenk um mich mitzuziehen.

Er kam in Fahrt und alleine schon der Gedanke ließ mich brennen, also wehrte ich mich nicht weiter gegen Zevran. Ich wollte ihn genauso wie er mich.

Und wenn es die letzte Nacht für uns beide sein sollte, dann sei es eben so.

Seine Lippen lösten sich nicht ein einziges Mal von meinen, während wir zusammen auf das Bett sanken.

Die Finger seiner einen Hand verschränkten sich mit meinen. Die Andere fuhr mir über Wange und Hals, streichelte mir sanft über die Seite und unter das Hemd, schloss sich um meine linke Brust, sein Daumen sanft auf meiner erwachten Knospe. Bei dieser Berührung keuchte ich leise auf und schmiegte mich enger an ihn.

„Diese Nacht wird dir unvergesslich werden“, säuselte er an meinem Ohr und berührte meine Schläfe sanft mit den Lippen.

Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. „Alle Nächte mit dir sind unvergessen“

Er küsste meinen Hals, das Dekolleté und zog mit den Zähnen an den Bändern, die das Hemd zusammenhielten. Als sich seine weichen Lippen um meine Brust schlossen und daran saugten, zog ich scharf die Luft ein und ein leises Stöhnen entrang sich meiner Kehle. Meine Finger vergruben sich in seinem samtenen blonden Haar. Ich fühlte ihn an meiner Haut lächeln und tiefer gehen. Er schob den Stoff meines Oberteils hoch und bedeckte meinen Bauch mit hauchfeinen Berührungen seines Mundes, biss mir verspielt in die Hüfte und zog mir die Hose von den Beinen, zupfte mit den Zähnen an meiner Wäsche und kam mir wieder entgegen, als ich mich aufsetzte. Küsste mich sofort und streifte mir daraufhin das Hemd über den Kopf und sah mich an.

Mit rotgefärbten Wangen, zerzaustem Haar und leicht glasigem Blick sah ich ihn ebenfalls an. Zevran schien selbst mit offenem und leicht zerzaustem Haar perfekt, während ich wohl oder übel wieder völlig durch den Wind aussah.

Doch ehe ich mir weiterhin darüber Gedanken machen konnte, hauchte mir Zevran drei Worte in mein Ohr, von denen ich nie gedacht hätte, sie wahrhaftig und ehrlich aus seinem Munde zu hören, als er sachte mit seinen Lippen daran nippte. Augenblicklich war sämtlicher Widerstand in mir niedergerungen.

Zev rang mich nieder und sein Gesicht war über mir, sein Körper hart und geschmeidig auf dem meinen ...
 


 

Mit angewinkelten Beinen saß ich auf dem Bett, bette mein Kopf auf die Knie und sah hinaus aus zum Fenster, wo ich bereits den roten Himmel begutachtete, der zusehends die schwarze Finsternis vertrieb.

Der Morgen war angebrochen.

Und damit die kommende Schlacht, den Trubel unten im Hof konnte ich bereits deutlich vernehmen. Arl Eamon wird alle Truppen sammeln und dann wird es gleich losgehen Richtung Denerim. Der Gewaltmarsch, der mir und den Truppen schon alles abverlangen wird, von der kommenden Schlacht ganz zu schweigen.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, bei dem Gedanken an die kommende Schlacht. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie viele dabei sterben werden. Wie viele Söhne, Töchter, Väter, Mütter und Freunde sterben werden. Wie viele Leben einfach ausgelöscht werden, weil der Erzdämon erwacht ist und seine verderbte Meute in den Krieg schickt.

Ein erschöpftes Seufzen entwich meinem Mund. Schnell schloss ich die Augen, um dieses rot nicht weiter sehen zu müssen. Irgendwie erinnerte es mich… an Blut.

„Du bist wach“

Zevrans Fingerspitzen strichen über meinen nackten Rücken und hinterließen eine Gänsehaut auf meiner erhitzten Haut.

„Dein Rücken sieht viel besser aus, ich werde die Verbände dann noch ein Mal neu anlegen“

„Nein“

Ich konnte regelrecht spüren, wie Zevrans Blick sich in meinen geschundenen Rücken bohrte, doch ich erhob mich nun vom Bett und schritt zum Fenster. Aufmerksam sah ich hinaus, beobachtete, wie voll der Hof war. Wie Elfen, Zwerge und Menschen sich zu formatieren versuchten in diesem Durcheinander.

Ich legte meine Arme um meinen Oberkörper und atmete hörbar aus, wand mich von diesem Schauspiel ab und blickte zu Zevran.

„Ich denke, wir haben dafür keine Zeit. Es wird schon gehen“

Wie aufs Stichwort klopfte es laut an meiner Tür. „Wächter, macht euch bitte fertig, wir brechen in Kürze auf!“, rief eine fremde Männerstimme.

Vermutlich irgendein Soldat, der von Eamon geschickt wurden war.

Kurz musste ich schmunzeln. „Oh, siehst du? Was habe ich gesagt?“

Zügig ging ich zu meiner neuen Grauen Wächter Rüstung, griff danach doch hielt im selben Augenblick inne. Unsicher starrte ich auf das Wappen mit den abgebildeten Griffons und den Kelch in der Mitte dazu.

Kommandantin der Wächter.

Und vermutlich nur diese eine Schlacht, dann bin ich dem Erbauer sei Dank, diesen grässlichen Titel wieder los.

Ich kam nicht umhin spöttisch zu lächeln.

Stoff raschelte leise, als ich hörte wie Zevran sich anzog. Sachte strich ich mit meinem Finger über das Emblem der Grauen Wächter und blieb an dem einen Tropfen hängen, der in den Kelch fällt.

Verdorbenes Blut und dadurch ein verdorbenes Leben.

„Ich werde mich ebenfalls fertig machen, das solltest du auch“, hauchte die dunkle Stimme des blonden Elfen in mein Ohr.

Leicht schreckte ich hoch, als ich dadurch aus meinen Gedanken erwachte. Doch Zevran legte seinen Lippen auf meinen Nacken, strich federleicht mit diesen über meine Schulter verharrte dort eine Weile.

Dann löste er sich abrupt und verließ schnell mein Zimmer.

Unsicher sah ich ihm nach, als ich etwas Nasses auf meiner Schulter spürte und ich mir relativ sicher war das es nicht aus Zevrans Munde kam, sondern ganz woanders.

Oh Erbauer, steh mir bei!
 

Das Sonnenlicht berührte gerade den Boden, als das gewaltige Heer aus Menschen, Elfen und Zwergen das Dorf zwischen den lehmigen Hügeln verließ und sich auf den Gewaltmarsch nach Denerim aufmachte.

Frauen verabschiedeten sich von ihren Männern. Kinder weinten oder liefen aufgeregt zwischen den Reitern umher. Alle schienen sich auf das Ende vorbereitet zu haben, das niemand länger hinauszögern konnte.

Wir hatten alle Kräfte um uns gesammelt.

An der Spitze ritt ich mit meinen Gefährten und Bann Teagan. Selbst Arl Eamon kam mit uns, wurde jedoch vorher tränenreich von Lady Isolde und seinem Sohn Connor verabschiedet.

Ich kam nicht umhin ihnen einen kurzen verstohlenen Blick zuzuwerfen. Auch wenn Isolde eine dumme Kuh sein sollte, ihren Mann scheint sie wirklich über alles zu lieben.

Dieses Mal saß ich in einem richtigen Pferd ebenso wie meine Gefährten, während wir über die flacher werdenden Hügel im Süden des Calenhadsees trabten.

In meinem Kopf war nichts als Leere, das einzige was ich tat, war zu reagieren. Nur mein Körper arbeitete unermüdlich, wenn wir auf dunkle Brut stießen.

Nicht mehr lange, dann würde es zu Ende sein, so oder so.

Es würde sich das Schicksal des ganzen Landes entscheiden. Ein Jahr lang hatte es in Alistairs und meinen Händen gelegen und der heutige Tag fühlte sich wie eine Befreiung an.

Die Dunkle Brut würde mit Sicherheit vor uns Denerim erreichen, also mussten wir so schnell wie möglich dorthin gelangen.

Immerhin waren in Denerim Shianni, Sorris und Alarith! Wenn ich sie durch die Dunkle Brut verliere, nach allem was wir durchgestanden hatten, nur weil ich zu langsam war, würde ich mir das nie im Leben verzeihen können.

Teagan und ich hatten daher beschlossen, dass wir den ganzen Tag ohne Pause durchreiten würden. Die Zwerge, ebenso wie die Elfen waren nicht beritten und würden länger brauchen. Höchstwahrscheinlich würden sie die ganze Nacht durchmarschieren müssen, um rechtzeitig nach Denerim zu gelangen. Mit dem restlichen Heer, das sich aus Eamons, Loghains und Howes Männern zusammensetzte, würden wir vorreiten und auf das Beste hoffen.

Die Leben von vielen Tausenden lag in unseren Händen.

Ich durfte nicht zulassen, dass noch mehr sterben würden. Wir hatten diese Armee um uns versammelt, um die Gefallenen in Ostagar zu ersetzen. Ich musste hoffen, dass es reichen würde.

Mein Blickfeld beschränkte sich auf die paar Zentimeter zwischen den Ohren meines Pferdes, während ich immer wieder etwas hin und her rutschte.

Mein Hintern schmerzte bereits höllisch, Pferde waren einfach nicht meine Tiere, von ihrer enormen Größe abgesehen. Immer wieder versuchte ich nach Zevran Ausschau zu halten, doch nirgends konnte ich ihn entdecken, es schien als wäre er mit der Menge verschmolzen.

Es wurde ein langer Tag. Die Landschaft flog nur so an uns vorbei und es kam mir vor als würde ich meine einjährige Reise im Schnelldurchlauf noch mal erleben.

Meine Wächterrüstung glänzte regelrecht im Schein der Sonne. Meine beiden neuen Dolche aus Veridium würden mich hoffentlich im letztem Kampf meines Leben so weit bringen, bis ich dann endlich vor dem Erzdämon stehe, nur um ihn dann auch den Garaus zu machen.

Er oder ich. Alistair muss ich mir irgendwie vom Leib halten, sonst stürzt er sich noch heldenhaft auf das Monster.

Apropos Alistair…

Ich schaute zur Seite, als besagter zukünftiger König an mir vorbei ritt, dicht gefolgt von Elissa. Beide sahen, gelinde gesagt, einfach nur schrecklich aus. Die Augenringe schien richtige Krater gegraben zu haben und beide wirkten absolut ermüdetet.

Sonst waren alle meine Gefährten da, bis auf Morrigan. Dieses Miststück, am liebsten hätte ich sie noch dem Erzdämon zum Fraße vorgeworfen!

Der graue Himmel wurde langsam schwarz, als wir die Südhänge erreichten. Ein bedrohliches Grollen kündete an, was ich den ganzen Tag über schon befürchtet hatte, doch noch schien das Gewitter zu weit entfernt zu sein, um noch hoffen zu können, dass es vielleicht weiter zog. Obwohl mich der Gedanke langsam beschlich, das es sich um etwas ganz anderes handelt als ein Gewitter.

Immer wieder biss ich mir nervös auf die Lippen, doch meine Nervosität wollte nicht versiegen bis schließlich meine Unterlippe anfing zu bluten.

Die Nacht brach herein und mit ihr kamen die ersten Regentropfen. Schon nach wenigen Minuten hatte es sich bereits richtig eingeregnet.

Es dauerte nicht lange und wir waren alle durchnässt. Meine Laune sank Richtung Tiefpunkt.

Ein einziges Mal nickte ich im Sattel ein und wurde gefühlte zwei Sekunden später von dem Wiehern meines Gauls geweckt.

Erschrocken sah ich mich um und erkannte bestürzt, wo wir waren. Den Brecilianwald hatten wir noch nicht vollständig hinter uns gelassen, doch der Himmel schien zu glühen, über dem Ort, an dem ich Denerim vermutete. Mir fiel auf, dass wir angehalten hatten.

Die anderen waren bereits von den Pferden gestiegen.

„Was ist los?“, fragte ich verwirrt.

„Wir lassen die Pferde hier und gehen das letzte Stück zu Fuß“, erklärte mir Fergus hastig und half mir von dem Pferd herunter.

Der Tagesritt steckte mir tief in den Knochen und ich hatte nicht bloß Schwierigkeiten beim Laufen. Meine Waden, meine Oberschenkel und mein Hintern schmerzten bei jeder Bewegung. Wütend biss ich die Zähne zusammen und fluchte leise vor mich hin.

Wie sollte ich so nur kämpfen? Mein Rücken tut weh, genauso wie der Rest meines Körpers wie mir schien. Fluchend schwankte ich zum nächsten Baum, um mich daran festzuhalten.

„Kallian, alles in Ordnung?“

Ich drehte mich um und sah angespannt in Riordans Gesicht. Ich musste einen lächerlichen Anblick abgeben, wie ich mich mit gespreizten Beinen und schmerzverzerrtem Gesicht an einem Baum festklammerte.

„Ja“, stieß ich gepresst aus und grinste dabei erbärmlich. „Es geht schon. Ich bin es nicht gewohnt zu reiten.“

Er nickte verstehend. „Dann solltest du die wenige Zeit nutzen, um dich auszuruhen. Wir werden hier auf den Rest des Heeres warten, um Denerim geschlossen zurückzuerobern.“, sprach er ruhig.

„Ist es gefallen?“, fragte ich schockiert. Sofort waren alle Schmerzen wie weggeblasen.

Riordan sah unsicher zu Boden. „Meine Späher berichten, dass die ganze Stadt von Dunkler Brut eingenommen wurde. Das Gesindeviertel steht in Brand, sowie andere Teile der Stadt. Und zu allem Überfluss wurde der Erzdämon gesichtet.“

Alles in mir zog sich zusammen. Das Gesindeviertel brennt?! Schon wieder?! Nein!

„Dann werden wir es hier und jetzt beenden!“, sagte ich mit unvorstellbaren Groll in der Stimme. Sie werden dafür büßen! Wehe sie tun meiner Familie was zu leide!

Riordan nickte mir noch einmal zu, dann ging er zu seinen Männern, als er bemerkte, dass ich regelrecht davor war, loszuschreien.

Die Dunkle Brut wird mehr als dafür büßen, dass sie sich ausgerechnet Denerim ausgesucht hat um unterzugehen. Ich werde jeden einzelnen von ihnen töten! Bis nichts weiter als Hackfleisch von ihnen übrig ist!
 

Ich ließ mich gegen den Baum sinken und störte mich nicht an der schwarzen Schliere, die an meiner Rüstung und zum Teil in meinen Haaren hängen blieb. Das Pochen und Summen in meinem Kopf war fast schon ein Dauerzustand geworden, seit die Verderbtheit sich soweit ausgebreitet hatte.

Mein Blick glitt ein weiteres Mal zu meinen Gefährten. Alle wirkten angespannt und erschöpft. Selbst Sten konnte ich ansehen, dass er zusehends unruhiger wurde.

Zevran gesellte sich plötzlich zu mir, als er wie aus dem Nichts wieder auftauchte. Seit wir losgeritten waren, hatte ich ihn nicht wieder gesehen.

Unschlüssig sah ich ihn deswegen an und rutschte etwas, um ihm Platz zu machen.

„Du weiß schon, dass ich das hier nur für dich tue, oder?“

Er grinste mich breit an, doch mittlerweile konnte ich in seinen Augen sehen, dass er durchaus Angst hatte. All sein schauspielerisches Talent schien in diesen Tagen bedeutungslos.

„Normalerweise würde ich jetzt in Antiva sitzen, in irgendeinem Freudenhaus und mich meines Leben erfreuen“, sagte er noch immer grinsend, mich dabei musternd.

„Wenn du nicht mit mir hier wärst, dann würde es bald keine Freudenhäuser mehr geben. Weder in Antiva, noch sonst wo in der Welt“, erwiderte ich leise und schaute wieder zu Boden.

„Dass es so schlimm kommt… und ich dachte bis jetzt wirklich, in Ostagar war es schrecklich“

„Wie war es in Ostagar?“, wollte Zevran wissen. Unsicher sah ich wieder langsam auf.

„Es war seltsam. Ich wusste nicht, was mich wirklich erwartete. Schließlich hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt kaum etwas darüber gewusst, dass uns eine Verderbnis bevorstand. Und außerdem war immer fest der Annahme, es wären nur Hirngespinste von irgendwelchen Alten, damit sie eine schöne Gruselgeschichte in petto haben“

„Es kam anders als du dachtest, nehme ich an?“, fragte Zev nach, ich nickte leicht.

„Als ich diese Monster dann mit eigenen Augen sah und sie hörte und selbst riechen konnte, wurde mir klar, dass diese Gruselgeschichte weitaus lebendiger war als in meinen schlimmsten Alpträumen“, erwiderte ich leicht schaudernd.

„Das hier ist so viel endgültiger…“, flüsterte ich bebend. Zevran ergriff meine Hand und drückte sie sachte. Dankbar lächelnd sah ich zu ihm, doch in seinen Augen sah ich Sorge…und Schmerz.

Ich nickte ein weiteres Mal an den Baum und Zevran gelehnt ein. Der Regen störte mich nicht mehr, an einer Lungenentzündung würde ich die nächsten Tage eh nicht mehr sterben.

Als ich das nächste Mal geweckt wurde, herrschte Aufregung unter den Männern. Der Rest des Heeres war da.

Es ging los.

Bann Teagan kam auf mich zugelaufen und zog mich auf die Beine.

„Ihr und Alistair solltet zu den Männern reden!“, sagte er und schleifte mich mit sich.

„Was?“, stieß ich panisch aus. Ich hasste es, Reden zu halten. Noch dazu mit Alistair, der das wahrscheinlich genauso vermasseln würde wie ich!

Alistair sah nicht minder begeisterter aus. Doch als er mein panisches Gesicht sah, schien er wahrhaft zu schmunzeln.

„Das ist nicht lustig!“, fauchte ich mit hochrotem Kopf, als ich bereits spürte, wie sämtliche Blicke sich auf uns beide gerichtet hatten.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als Alistair plötzlich meine Hand nahm. Entgeistert und mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an.

Zu meiner Überraschung lächelte er mich an, während ich wohl aussah als würde ich gleich kollabieren.

„Es ist soweit. Duncan hatte Recht. Es gibt noch mehr Schlachten, die gekämpft werden müssen. Lass uns hoffen, dass das hier nicht die letzte ist. Möge der Erbauer über dich wachen, Kallian.“

„Über dich auch“, flüsterte ich unsicher, als ich zu ihm aufsah. Meine Nervosität war jedoch mit einem Mal verschwunden.

Der Druck von seiner Hand um meiner verstärkte sich und er führte mich zu unserer Armee.

Im strömenden Regen standen wir vor den Männern und Frauen, die uns dabei helfen würden, die Verderbnis hier und jetzt zu zerschlagen. Meine Angst selbst etwas sagen zu müssen, löste sich bald in nichts auf, als Alistair anfing zu sprechen.

„Wir stehen Auge in Auge mit der Dunklen Brut! Seht sie an mit festem Blick, aber fürchtet sie nicht!“

Er zog mich vor sich und sprach weiter. „Die Frau, die hier neben mir steht, ist eine Elfe! Eine Elfe im Rang eines Grauen Wächters und ich sage Euch, noch nie gab es einen ruhmreicheren Wächter! Sie hat alle Widrigkeiten überlebt und ohne sie wäre heute keiner von uns hier! Heute werden wir Denerim retten! Heute werden wir den Tod meines Bruders, Eures Königs, sühnen! Für Cailan!

Aber vor allem werden wir den Grauen Wächtern heute zeigen, dass wir uns ihres Opfers voller Hochachtung erinnern!

Für Ferelden! Für die Grauen Wächter!“

Die Masse jubelte. Hunderte Menschen, Elfen und Zwerge brüllten aus vollem Halse ihre Zustimmung und ich stand da und war gerührt.

Wir würden diesen Kampf gewinnen. Dessen war ich mir sicher!

Alistair zog sein Schwert und reckte es gen Himmel. Unsere Armee tat es ihm nach und stürmte dann an ihm vorbei, zu auf die riesige Rauchwolke am Himmel, die Denerim sein musste.

Fast wurde ich umgerannt, als das Heer losrannte. Alistair zog mich dichter an sich heran, ehe wir dann einfach mit dem Strom an Elfen, Zwergen und Menschen mit trieben.

Im Laufschritt erreichten wir nur wenige Minuten später den Hügel und das abscheuliche Ausmaß der Verderbnis wurde sichtbar.

Der Himmel war rot über Fereldens Hauptstadt und die Dächer qualmten und brannten lichterloh. Selbst der strömende Regen vermochte das Feuer nicht zu löschen. Menschen versuchten sich verzweifelt mit Keulen und Äxten gegen die Ungeheuer zu verteidigen, die ihre Heimstadt angriffen, doch die Dunkle Brut metzelte einfach alles nieder, was ihnen in Reichweite war. Sogar die Tore waren von diesen Monstern aufgebrochen worden. Etwaige Barrikaden waren niedergerissen oder wahrscheinlich einfach überrannt. Unzählige Hilferufe schlugen mir entgegen, vermischt mit dem unheimlichen Lachen der Dunklen Brut, deren Präsenz kolossal war. Ich habe noch nie im Leben so viele der dunklen Brut gesehen!

Auf einmal wurde der Kampflärm ausgeblendet.

Ein gewaltiges Brüllen ließ die Erde erbeben und mein Blut zu Eis gefrieren.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich auf den dunklen Umriss zwischen den Wolken.

Über der Stadt sah ich ihn.

Der Erzdämon!

Der Anfang vom Ende.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  fahnm
2015-07-28T00:46:56+00:00 28.07.2015 02:46
Hammer Kapitel
Mach weiter so^^
Von:  OswaldBaskerville
2015-07-27T11:51:05+00:00 27.07.2015 13:51
mein armes herz Q____Q
wie soll ich das nur überstehen?!!?!?!
das kapitel ging mir so unglaublich nah.. du hast wirklich einen wundervollen schreibstil!


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