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Dragon Age: Origins

Bestimmung
von

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Über das Frostgipfel Gebirge

Ich starrte vor mich hin, während ich selbst im Zeltinneren den lauten pfeifenden Wind hörte. Er war die letzten Stunden stärker geworden, vermutlich herrschte draußen ein Schneesturm.

Grummelnd schmiegte ich mich enger an Zev und schloss wieder leicht die Augen. Schon im Zelt war es kühl, wie kalt soll es dann draußen sein? Lieber nicht dran denken…

Zevrans warmer Atem kitzelte auf meiner Haut, während er leise etwas vor sich hinmurmelte. Neugierig drehte ich mich zu ihm um und bemerkte, dass er noch immer schlief. Sein sonst gepflegtes Haar stand etwas ab, die Augen geschlossen…er sah so friedlich aus.

Fasziniert betrachtete ich seine Tätowierung im Gesicht. Ob sie wohl irgendwelche Bedeutung hat…ob es schmerzvoll war?

Ich blickte skeptisch auf die Tätowierung und überlegte angestrengt. Im Gesindeviertel hatte niemand eine Tätowierung, schließlich sind diese sehr teuer und wir waren allesamt nur arme Elfen.

Behutsam strich ich nun darüber und musterte ihn weiterhin. Zevran ist der schönste Elf, den ich je gesehen habe. Dieses weiche blonde Haar, der durchtrainierte Körper, diese goldbraunen Augen und vor allem diese Tätowierungen, die mich jedes Mal aufs Neue faszinieren.

Und dieser arrogante Kerl wusste nur zu gut, dass er überaus attraktiv war!

Frustriert drehte ich mich wieder weg und biss mir auf die Lippen. Ein kurzer Stich war in meinem Herzen, doch ich blendete es aus. Es war nicht die Zeit in Liebeskummer zu versinken! Falls ich es überhaupt Liebeskummer nennen soll… schließlich liebe ich ihn nicht!

Da bin ich mir… fast… sicher! Es ist nur so, dass ich mich an seine Gegenwart gewöhnt habe. Genau das ist es! Es wie ein chronischer Husten. Daran hat man sich ja auch schnell gewöhnt.

Ehe ich jedoch weiter an den Gedanken festhalten konnte, spürte ich wie Zevran seinen Arm um meinen Bauch legte und mich enger an sich zog. Ein leises amüsiertes Lachen kam über seine Lippen, was mir wiederum einen Schauer über den Rücken jagte. Wie gesagt, alles nur Gewöhnung!

Schmunzelnd küsste er meinen Nacken, was ich beinahe seufzend kommentierte. Leicht schmiegte ich mich enger an ihn und genoss wieder seinen vertrauten Duft von Leder. Dieser verdammte Meuchelmörder…

„Ihr seid schon wach.“, stellte er fest und wickelte seinen Finger um eine meiner Haarsträhnen. Kurz schielte ich zu ihm und beobachtete ihn. Er schien von meinem roten Haar fasziniert zu sein. „Schon lange“, murmelte ich leise und drehte mich nun ganz zu ihm um.

Seine goldbraunen Augen fixierten mich, während ich verzweifelt versuchte, seinem Blick standzuhalten. Wenn ich jetzt seinem Blick ausweichen würde, dann würde das vermutlich den Eindruck erwecken, ich könnte ihm nicht standhalten. Und anschließend würde ich schluchzend und dramatisch aus dem Zelt flüchten.

Wie dämlich… niemals!

Grimmig sah ich ihn deswegen an, was er jedoch nur mit einem amüsierten Grinsen erwiderte. „Ihr seht so bockig aus, meine Liebe. Was geht in eurem reizenden Dickschädel vor sich?“ Etwas skeptisch sah ich ihn nun doch an. „Reizender Dickschädel? Was soll das denn bedeuten?“

Süffisant grinsend lehnte er seine Stirn gegen meine, was mich beinahe erschrocken zurückweichen ließ. Dass er immer so nah kommen muss! „Dass ich eure Entschlossenheit und Sturheit sehr schätze. Den Rest natürlich auch…“ , flüsterte er in mein Ohr.

Ich starrte ihn an. Hatte ich gerade richtig gehört? Er schätzt den Rest von mir auch? Reizend…

Sofort erhob ich mich und warf die Decke dabei zu Boden. Grummelnd blickte ich auf ihn herab, während Zevran aufmerksam meinen Körper musterte und dabei die Stellen betrachtete, an denen er eindeutige Spuren hinterlassen hatte.

Mir meiner Blöße bewusst werdend, sah ich mit zusammengebissenen Zähnen zu Boden und versuchte nun tatsächlich nicht heulend aus dem Zelt zu flüchten. Dieser Elf…

„Das freut mich zu hören“, sprach ich gereizt und zog mir schnell meine Lederrüstung an, während ich weitersprach. „Aber ich werde jetzt gehen. Wir müssen diese Asche finden und diesen alten Sack retten.“

Ein erneutes Grinsen huschte über Zevrans Gesicht, als er sich grazil erhob und auf mich zuschritt. So sehr ich es auch versuchte, so konnte ich meinen Blick nicht von ihm abwenden. Besonders nicht dann, wenn er sich so offen zeigte wie der Erbauer ihn erschuf. „Ich liebe eure charmante Art und Weise, wie ihr auf den Punkt kommt“

Grimmig blickte ich zu Boden, als ich spürte wie der blonde Elf seine Hände an meine Hüfte legte und sein Gesicht erneut in mein Haar vergrub. „Ich weiß, dass du verstimmt bist.“, sprach er leise. Sofort biss ich die Zähne zusammen und blickte trotzig weg. „Aber du weißt, dass ich dir das nicht geben kann, was du willst. Aber ich werde auf dich aufpassen.“

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als ich mich von ihm losriss. „Du bildest dir zu viel darauf ein. Ich muss eine Verderbnis beenden und habe keine Zeit dafür, in unnützen Gefühlen zu versinken.“ Ich schielte zu Zev, der mich kurz skeptisch anblickte. „Schließlich bin ich ein Grauer Wächter…und nun los.“

Ohne ihn ein weiteres Mal anzublicken, verließ ich das Zelt und befand mich nun draußen. Ich starrte in den Schnee und kräuselte leicht meine Lippen.

Ich liebe ihn nicht… bestimmt nicht! Wozu auch? Er würde mir nur das Herz brechen. Besser ich bin allein… auch für ihn. Wenn ich sterben sollte, ist er traurig. Vielleicht. Könnte aber auch sein, dass es ihm am Allerwertesten vorbeigeht und er sich lediglich mit mir vergnügen wollte.

Seufzend schüttelte ich den Kopf und schloss die Augen. Zevran…warum komme ich mir dann so mies vor? Er sagt, er würde auf mich aufpassen und das wiederrum ließ mein Herz kurz vor Freude hüpfen.

Ein Bellen ließ mich aufblicken. Hasso kam hechelnd zu mir gerannt und schmiegte sich bellend an mein Bein. Mit seinen großen Augen sah er freudig zu mir auf, was mich zum Schmunzeln brachte. Ich streichelte seinen massigen Schädel, was er schwanzwedelnd kommentierte. „Braver Hasso!“, lobte ich ihn lächelnd.

Ich ließ mein Blick wieder über das Lager schweifen. Es schneite zwar, aber es war nicht so schlimm wie ich erst dachte. Manchmal kam eine Windböe auf, die mir Schnee ins Gesicht fegte, aber sonst nichts weiter Dramatisches. Auf jeden Fall können wir weitergehen.

„Kallian!“, rief jemand und ließ mich so etwas überrascht zusammenzucken.

Alistair kam auf mich zugestürmt und sah mich eindringlich an. „Ist alles in Ordnung mit euch?“

Etwas skeptisch sah ich zu ihm auf und zog eine Augenbraue nach oben. Warum ist er denn so besorgt? Klang fast so, als wäre ich nur knapp dem Tode entronnen.

„Ja, ich denke schon. Mir ist immer noch arschkalt und dieses ständige Bergsteigen bereitet mir Muskelstechen. Aber sonst ist alles gut.“, sprach ich und zuckte nur leicht mit den Schultern. Wer weiß, was wieder in Alistair vor sich geht.

Ehe er mir jedoch antworten konnte, trat Zevran hinter mir aus dem Zelt. Alistairs Gesicht wurde erst blass, dann jedoch schnell puterrot und angespannt. „Was macht Ihr hier?!“, blaffte Alistair den Elf an, der daraufhin nur amüsiert grinste.

Verwirrt blickte ich zwischen den beiden hin und her. Warum regt sich Alistair so auf?

„Oh, ich habe nur meine geschätzte Wächterin getröstet, als ihr friedlich in eurem Zelt geschlummert habt.“

Noch bevor ich etwas sagen konnte, packte Alistair den Elf am Kragen und schleuderte ihn beinahe gegen einen Baum. Wütend funkelte er in Zevrans Augen, der dies ebenso kommentarlos erwiderte. Paralysiert sah ich zu den beiden.

Was beim Erbauer, ist denn hier nur los?? Ich löste mich doch noch aus meiner Starre und zerrte an Alistairs Arm, mit der er immer noch Zevran festhielt.

„Hört auf! Lasst Zev los!“, rief ich zornig. Warum ist Alistair nur so angespannt?? Das ist gar nicht seine Art! Doch der Templer reagierte nicht, selbst dann nicht, als ich ihm auf den Fuß trat.

Vermutlich lag’s aber auch an der Rüstung, die er trug.

Alistair flog plötzlich durch die Luft und landete, nach Luft japsend, auf dem Boden. Überrascht sah ich mich um und erblickte Morrigan, die uns alle kühl musterte. „Ihr seid alles Narren.“, war das Einzige, was sie sagte.

Schnell eilte ich neben Zevran und musterte ihn aufmerksam. „Ist alles in Ordnung?“ Er jedoch grinste erheitert und fixierte Alistair, der augenblicklich aufstand. „Ihr macht euch ja richtig Sorgen, meine Liebe“

Perplex sah ich drein. Er… hat recht! Sofort wich ich von Zevran zurück und räusperte mich. „Natürlich nicht! Ich weiß doch, dass euch nichts passiert ist. Ich wollte lediglich… höflich sein.“

Zevran grinste verrucht und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wodurch ich wieder verlegen zu ihm blickte. „Gewiss“, sprach er wissend und blickte mir direkt in die Augen. Beinahe versank ich in diese goldbraunen, glühenden-

„Kallian! Dieser… dieser Elf verletzt euch nur! Er benutzt euch!“, rief Alistair wütend, während ich erschrocken aus meiner Tagträumerei erwachte. Was behauptet er da?

Ich starrte zu Alistair, der nach wie vor Zevran anfunkelte. Ich konnte deutlich in seinen Augen die Mordlust aufblitzen sehen.

Ohne zu zögern stellte ich mich vor dem Meuchelmörder und sah unerschrocken zu Alistair auf. „Ich bin auch eine Elfe, falls ihr das vergessen haben solltet!“, sprach ich zähneknirschend. „Außerdem ist es meine Sache, mit wem ich mich abgebe.“

Gerade wollte der Templer etwas erwidern, als ich ihm das Wort abschnitt. „Keine weitere Diskussion! Wir haben Wichtigeres zu tun, als hier einen Streit vom Zaun zu brechen!“

Ich stampfte an Alistair vorbei und half den anderen dabei, ihr Zelt abzubauen. Den schadenfrohen Blick, den Zevran Alistair zuwarf, bemerkte ich jedoch nicht.
 

Inzwischen waren wir wieder Stunden unterwegs und der Wind wurde immer stärker, ebenso der Schneefall. Fest kniff ich die Augen zusammen und zog meinen Umhang fester zu. Der Wind wehte eisig und ließ meine Ohren schmerzen. Besonders an der Spitze waren sie empfindlich, wie ich gefrustet feststellen musste.

Leliana ging neben mir und sah sich angespannt um. Wir liefen alle einen schmalen Pfad entlang, direkt an einer Klippe. Sollte einer von uns fallen… nun es geht weit hinunter. Das war gar nicht gut.

Die Bardin sah auf mich hinab und hielt sich notdürftig an der Steinwand neben ihr fest. „Ich glaube, wir sollten Halt machen! Der Schneesturm ist zu stark!“, schrie sie beinahe, da der Schneesturm laut in unserer aller Ohren pfiff.

Ich blickte angespannt in die Tiefe hinab und musste kurz schlucken. Obwohl es eiskalt war, schwitze ich stark. Diese Klettertouren sind einfach nichts für mich!

Gerade wollte ich etwas erwidern, als ich ein starkes Kribbeln wahrnahm. Eine dunkle Vorahnung… dunkle Brut!

Hektisch sah ich mich um und zückte bereits meinen Dolch, Alistair tat es mir gleich und blickte sich angespannt um. Er hatte es auch gespürt. Morrigan zischte aufgebracht und zog ihren Zauberstab.

Dann erblickte ich den ersten Hurlock. Seine Grimasse wurde breiter, als er uns entdeckte und schließlich auf uns zustürmte. Ohne zu zögern tat ich es dem Ungeheuer gleich und stieß ihn geschickt den Abgrund hinab. Laut kreischte es auf, was dazu führte, dass es in meinen Ohren kurz schmerzhaft klingelte.

Im selben Moment jedoch tauchten vor mir fünf weitere dieser Ungetüme auf, welche sich bereits gierig die Zähne beleckten. Schnell wich ich einem aus, als dieser sein Schwert in meinen Schädel rammen wollte, doch übersah ich so den anderen, der mich knurrend zu Boden schleuderte. Der Genlock war über mir, während mir bereits sein verdorbener Geifer ins Gesicht tropfte.

Angewidert drehte ich den Kopf zur Seite und wollte das Ungetüm von mir stoßen, doch es verbiss sich plötzlich in meinen Arm, was mich laut aufschreien ließ. Verdammte Scheiße!

Ohne zu zögern rammte ich meinen Dolch in dessen kahlen Schädel. Das verderbte schwarze Blut spritzte mir ins Gesicht und ließ mich beinahe knurren. Diese verdammten Monster gehörten ausgerottet!

Ich stieß den toten Genlock von mir und stand hektisch auf. Sofort blickte ich zu meinen Gefährten und registrierte, dass die meisten nur mit kleineren Blessuren davon gekommen waren. Die Brut wurde erfolgreich vernichtet, allerdings meldete sich umgehend mein Wächtersinn und riet mir eindeutig, die Beine in die Hand zu nehmen und zu verschwinden. Es kommen mehr… viel mehr!

„Rückzug!“, rief ich panisch und hörte sie bereits in der Nähe knurren und durch den Schnee stampfen. Es würde nur noch Sekunden dauern, dann wären sie hier!

Wenn wir auf einem richtigen Schlachtfeld irgendwo in der Ebene ständen, wäre es kein Problem, diese Monster zu köpfen. Aber wir waren hier mitten auf einem Berg und spazierten hier gefährlich nahe an einer Klippe entlang. Das würde nicht gut ausgehen!

Sofort drehten sich alle um und versuchten so schnell es ging den Berg hinab zu steigen. Ich drehte mich immer wieder nervös um und lauerte praktisch darauf, dass diese Monster um die nächste Ecke biegen würden.

Auf einmal jedoch hörte ich Elissa erschrocken aufschreien, was mich hektisch zu ihr sehen ließ. Sie war die Klippe hinab gefallen und hielt sich nun mit größter Mühe an einem Felsvorsprung fest. Doch ich konnte das Gestein bereits unter ihrem Gewicht bröckeln hören. Gleich würde sie hinab fallen.

Alistair packte sie ohne zu zögern am Handgelenk und versuchte, sie hochzuziehen. Genau in diesem Moment gab das Gestein nach und ließ die beiden beinahe in die Tiefe stürzen, wenn Fergus im letzten Moment nicht Alistairs Bein ergriffen hätte und ihn festhielt.

Eisern versuchte er sich irgendwo festzuhalten, doch er rutschte genauso schnell ab, wie die beiden, die er so verzweifelt festhielt.

Leliana ergriff die Hand des Couslands und versuchte sich angestrengt an der Steinwand ihr gegenüber festzukrallen. Doch auch ihre Finger fanden keinen rechten Halt. Gerade wollte ich ihnen zu Hilfe eilen, als ich ein bekanntes Knurren vernahm. Mit großen Augen starrte ich auf die dunkle Brut, die uns nun praktisch auf den schmalen Pfad eingekesselt hatte.

Das war verdammt mies! Vier von uns konnten nicht kämpfen und ich stand auf meiner Seite praktisch alleine da, weil Leliana und die anderen eine Art Rettungskette gebildet hatten um Elissa festzuhalten.

Ehe ich jedoch über so viel Pech fluchen konnte, griffen diese verderbten Ungeheuer bereits an. Mühevoll parierte ich bereits den ersten Axtschlag mit meinen Dolchen und erzitterte kurz. Mein Arm, in denen eines dieser Monster gebissen hatte, schmerzte höllisch. Hektisch blickte ich zu der Stelle und bemerkte erst jetzt, wie stark sie doch blutete.

Verdammt, sehr lange kann ich mit dem Arm nicht mehr kämpfen! Warum müssen diese Bastarde ausgerechnet jetzt auftauchen?!

Leliana schrie entsetzt auf, als sie den Halt verlor und durch den Schnee rutschte. Fergus, Alistair und Elissa schrien ebenfalls erschrocken auf als es für sie abwärts ging.

Scheiße! Hektisch sah ich zu Sten, der gerade einem Hurlock den Kopf abschlug. „Sten! Haltet sie fest!“, brüllte ich verzweifelte. Er war der einzige, der noch kräftig genug schien um sie alle festzuhalten.

Doch für diese kurze Unachtsamkeit gegenüber der Brut, bekam ich prompt die Quittung. Ein verdammter Hurlock verbiss sich in meine Schulter und schleuderte mich dabei gegen die Steinwand. Ein pochender Schmerz an meinem Hinterkopf ließ mich gequält aufstöhnen und vernebelte mir die Sicht.

Kurz war aller Schmerz ausgeblendet und ich hatte einen Augenblick Zeit, um klar zu denken. Tja, das war es also? Nachdem wir alle so weit gekommen sind, werden wir hier so unehrenhaft sterben? Die eine Hälfte stürzt den Berg hinab, die andere wird von der Brut zerfleischt und aufgefressen.

Großartig! Beschissener können manche Tage einfach nicht enden…

Ehe ich mich aber so einem Schicksal ergeben konnte, erfüllte eine seltsame Wärme die Umgebung. Perplex öffnete ich die Augen und staunte nicht schlecht, als ich Wynne erblickte. Sie glühte komplett weiß auf und seltsame Funken schienen von ihr auszugehen.

Einmal erhob sie ihren Stab; eine enorme Druckwelle entstand und die dunkle Brut fiel kreischend in die Tiefe.

Keuchend rutschte ich in den Schnee und sah sie gebannt an. Sie wirkte jetzt mehr wie ein Geist als wie ein Mensch.

Ich konnte jedoch nicht nachfragen, was dies zu bedeuten hat, da ich bereits die nächste Welle der dunklen Brut spürte. Sofort ergriff ich meinen Dolch und wollte mich aufrichten.

Ein heftiger Schmerz in meiner Schulter ließ mich jedoch aufjaulen. Schnell atmend sah ich zu der Stelle und würgte beinahe. Dieses Monster hat seine vergilbten Zähne verdammt tief in meine Haut gegraben.

Verbissen starrte ich in den Schnee und versuchte meine verbliebenden Kräfte zu mobilisieren. Rote Punkte zierten kurz darauf den Schnee und ich ahnte, dass es mein Blut sein musste. Scheiße…

Warme Wellen durchströmten meinen Körper in diesem Moment und ließen mich wohlig erschauern. Der Schmerz verschwand beinahe augenblicklich und neue Kräfte schienen in meinem Inneren zu erwachen.

Ein Grunzen ließ mich hochfahren und ich erblickte einen Genlock, der vor mir stand und mir gerade sein Schwert in den Rücken rammen wollte. Ehe es jedoch soweit kam, hatte ich ihm bereits einen Kopf kürzer gemacht und erhob mich nun verbissen.

Ich fühlte mich viel besser! Wie aufgeladen mit neuer Energie!

Schnell sah ich nach hinten und bemerkte, dass es den anderen ebenso erging. Sie wirkten alle flinker, agiler und auch kräftiger. Sten hatte kein Problem damit, die anderen einfach so Stück für Stück hochzuziehen. Und es waren immerhin vier Menschen mit schwerer Rüstung!

Somit waren die restlichen der dunklen Brut auch keine Gefahr mehr für uns. Grinsend stellte ich mich ihnen entgegen und tötete jeden gnadenlos, der meine Klingen kreuzte.

Als der Kampf vorbei war, wollte ich geradewegs zu Wynne stürmen, doch sie brach in diesem Moment zusammen. Das weiße Glühen, was sie grade noch umgab, war verschwunden und ließ nun eine blasse und alte Frau zurück, die sich nicht mehr regte.

„Wynne!“, rief ich erschrocken und hielt ihre Hand fest, die sich kalt anfühlte. Fast wirkte es so, als würde sie schlafen. Ich jedoch hatte das ungute Gefühl, das sie tot ist.

Morrigan schnaufte einmal laut auf und zerschlug meine Ängste. „Sie atmet, also lebt sie noch.“

Erleichtert sank ich den Schnee und atmete erleichtert auf. Dem Erbauer sei Dank!

Sie hat unserer aller Leben gerettet! Es wäre mehr als ungerecht, wenn sie deswegen mit ihrem Leben hätte bezahlen müssen. Immerhin war sie in der Gruppe wie eine Mutter für uns alle. Außerdem konnte sie wunderbar Socken stopfen, wer sollte diese frustrierende Arbeit sonst übernehmen?

Fergus stand anstrengend atmend neben ihr und blickte auf die alte Magierin herab. „Was beim Erbauer war das? Ich hatte plötzlich das Gefühl, als würden ungeahnte Kräfte durch meinen Körper fließen.“

Tja, mir ging es da nicht anders. Auch wenn es nur für einen Moment war. Diese Kräfte waren unglaublich… ich hatte das Gefühl, als hätte ich Bäume ausreißen können.

Aufmerksam musterte ich Wynne. Da war wohl noch etwas, was sie mir erzählen müsste. Es wirkte nicht so, als hätte sie einen ganz normalen Zauber gewirkt.
 

Sten trug Wynne über den Berg, den wir mit größter Mühe und Anstrengung endlich überquert hatten. Der Himmel hatte sich verdunkelt und ein heller Vollmond warf gespenstische Schatten in die Nacht.

Grimmig blickte ich in das Tal hinab, in welchem ich Haven entdeckte. Es wirkte wie ein kleines, friedliches Dorf.

Nur ziemlich abgeschottet vom Rest der Welt. Als wollten sie sich abkapseln, um nicht entdeckt zu werden. Vermutlich interpretiere ich schon wieder zu viel hinein.

Ich massierte meine Schläfe und schloss kurz die Augen. Morgen würden wir in Haven ankommen, dann müssten wir diesen Scholaren finden, der sich angeblich in Haven aufhält und dort die Urne der toten Andraste sucht.

Was für ein Müll. Auf so einen Ammenmärchen können auch nur verzweifelte Shems kommen! Frustriert wand ich mich von dem Dorf ab und ging zurück zu den Anderen.

Wir hatten eine Höhle gefunden, die uns Schutz vor dem Schneesturm bot und zudem noch groß genug war, dass wir uns alle darin aufzuhalten konnten.

Ich betrat die Höhle und blickte kurz zu den Anderen, die Großteils alle friedlich schlummerten. Es war ein anstrengender Marsch gewesen, der uns allen viel abverlangt hatte. Doch wir hatten es geschafft. Mal wieder, wie ich schmunzelnd zugeben musste. Anscheinend waren wir alle von Ehrgeiz getrieben.

Leise ließ ich mich neben Wynne nieder. Sie blickte nachdenklich in das kleine Feuer, welches wir entzündet hatten und schien in ihren Gedanken versunken. Sie war erst vor Kurzem erwacht, aber hatte noch nicht viel erzählt. Immer noch wirkte sie schwach und gefährlich blass. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr und ich wollte nun konkret wissen, was es war.

„Wynne… was ist auf dem Berg passiert?“, fragte ich sie eindringlich und ergriff ihre immer noch kalte Hand. Sie zuckte überrascht zusammen und blickte mich dann an. Ihre Stirn legte sich in Falten und sie seufzte leise.

In ihrer Stimme schwang Unsicherheit mit, als sie zu erzählen begann. „Ich dachte es wäre aus.“ Sofort sah ich sie angespannt an. „Was genau wäre aus?“ Doch sie schloss nur wieder leicht die Augen und senkte ihren Kopf. „Alles.“

Ich starrte sie immer noch an. Ich hatte ebenfalls gedacht, es wäre alles aus gewesen. Das wir dort oben alle sterben werden. Doch Wynne rettete uns… mit ihrer seltsamen Magie.

„Ich muss euch etwas sagen…ich bin eigentlich nicht mehr am Leben.“, sprach die alte Magierin plötzlich und mir klappte daraufhin der Kiefer nach unten.

Soll das ein Witz sein?? Ich hätte nicht gedacht, das Wynne schwarzen Humor besitzt.

Trotzdem zuckte ich kurz mit meinen Mundwinkeln und schmunzelte. „Wynne, der Witz war nicht sonderlich gut.“ Doch sie schüttelte nur mit ihrem Kopf. „Lasst es mich erklären. Als im Turm damals die Abscheuchlichkeiten angriffen, habe ich die Kinder verteidigt. Doch eine Abscheuchlichkeit hatte mich schwer verletzt. Ich fiel zu Boden und spürte den kalten Stein auf meiner Haut. Ich war mir sicher, dass mein Leben nun vorbei wäre. Doch dann ergriff eine angenehme Wärme von mir Besitz und flüsterte mir etwas ins Ohr. Kurz darauf stand ich wieder mitten im Raum und hatte keine Schmerzen mehr.“

Unsicher blickte ich in ihre grauen Augen. Das klang unglaublich. Aber… war sie nun tot oder nicht? Oder war sie sogar von einem Dämon besessen? Bis jetzt hatte sie eigentlich immer einen vernünftigen Eindruck hinterlassen. Sacht lächelte sie mich an. „Keine Sorge, das war kein Dämon, sondern ein Geist. Es gibt im Nichts nicht nur Dämonen, sondern auch Geister, die unser Wohl möchten. Allerdings haben nur die wenigstens Magier welche getroffen.“

Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe und musterte sie nochmal. „Heißt das, der Geist hält euch am Leben?“, fragte ich zögerlich und schließlich verstand ich auch den Rest der Geschichte. Es war nicht Wynne, die uns geholfen hatte, sondern der Geist! Er hat seine Kräfte dazu benutzt, um uns alle zu schützen.

Beim Erbauer, habe ich denn keine normalen Freunde??

Die alte Magierin nickte sacht und lächelte schließlich. „So ist es. Er hält mich am Leben. Anscheinend ist der Geist der Annahme, dass meine Aufgabe noch nicht beendet sei. Deswegen hält er mich weiterhin am Leben.“

Sehr großzügig von dem Geist. Und dennoch unheimlich. Bedeutet das eigentlich, dass ich mich hier mit einer Leiche unterhalte? Hoffentlich habe ich noch etwas zu trinken übrig…

„Ich weiß nicht wie viel Zeit mir bleibt. Wenn der Geist seine Kräfte einsetzt, fühle ich mich enorm geschwächt. Ich kann diese Fähigkeit nicht ständig einsetzen…“ Ehe sie jedoch weitersprechen konnte, ergriff ich wieder ihre Hand und drückte sie.

„Dann setzt sie nicht nochmal ein! Diese Situation war eine absolute Ausnahme, diese Bastarde werden es nie wieder schaffen, uns so einzukesseln. Dafür werde ich sorgen!“

Wynne lächelte mich milde an, als ich mich schließlich erhob und ihr kurz zuzwinkerte. „Ich passe auf Euch auf. Versprochen.“

Egal ob tot oder lebendig! Schließlich folgen mir hier alle in ein Abenteuer, das vermutlich für die meisten nur tödlich enden kann.

Ich wies Wynne an sich auszuruhen, während ich mich ans Feuer zu den Anderen setzte. Meine Glieder schmerzten nach wie vor und meine Augen fühlten sich mittlerweile schwer wie Blei an. Ich blickte zu Zevran, welcher neben mir saß.

Er hatte die Augen geschlossen und sich gegen die Steinwand hinter sich gelehnt. Er schien zu schlafen…

Dieser Blödmann… er bereitet mir nichts als Kopfzerbrechen! Und eins ist gewiss, mit dem werde ich mich nie wieder einlassen, das schwöre ich!

Als die Müdigkeit mich schließlich doch überrannte, lehnte ich mich ebenfalls an die Steinwand und bettete meinen Kopf auf Zev’s Schulter. Leise seufzte ich, als mir der vertraute Duft in die Nase stieg und mich sicher einschlafen ließ.

Den Arm, den Zevran um mich schlang, bekam ich gar nicht mehr mit. Ebenso sein amüsiertes Grinsen, welches sich auf seine Lippen kurzzeitig gelegt hatte.



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