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Der Glanz deiner Augen

von

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Sooooooo, mal wieder was neues von mir - diesmal ein OS.

Ich weiss, ich sollte eigentlich lieber an meiner anderen FF weiter schreiben, aber das war mal wieder so ne Blitzidee die mir da gekommen ist und die ich unbedingt habe aufschreiben müssen! *nick nick nick*

Nyoooooooo... mehr gibt's eigentlich nicht zu sagen.

Hoffe, er gefällt euch ^.^
 

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Disclaimer: Die Personen gehören nur sich selbst und die Story ist voll und ganz erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu wahren Begebenheiten oder zu anderen Geschichten sind nicht gewollt und nicht beabsichtigt. Ich verdiene hiermit kein Geld usw. usw.
 

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New York, USA
 

Ein letzter Kuss.

Ein letzter Hauch.

Ein letztes Berühren ihrer Lippen.

Ein letztes ‚Ich liebe dich‘, ehe du aus meinem Leben verschwunden bist. Für immer.
 

Nie… nie mehr habe ich dich wieder gesehen. Nie mehr mit dir gesprochen… dich nie mehr berührt.

Bis heute. Heute, 3 Jahre später.

Heute stehst du vor mir. Du siehst aus wie damals, als du mich verlassen hast.

Dasselbe Lächeln, dieselben Augen, die mich schüchtern anschauen.

Alles wie damals.
 

Fast alles.

Der Glanz, den ich an deinen Augen immer so sehr geliebt habe, ist verschwunden. Sie sind leer – stumpf.
 

„Hey Aoi…“, richtest du das erste Mal das Wort an mich, „lange… lange nicht gesehn!“, tse. Allerdings! ‚Lange nicht gesehn‘ das würde ich auch sagen!!!

3 Jahre sind’s gewesen! 3 Jahre 1 Monat 16 Tage 7 Stunden und 29 Minuten, wenn du’s genau wissen willst.

So lange bist du einfach verschwunden gewesen, wie vom Erdboden verschluckt.

Ohne dich je zu melden. Ich… ich habe dich vermisst.

Die ganzen Jahre.

Immer… jeden Tag, jede Sekunde, habe ich gehofft, dass du zurück kehrst.
 

Und jetzt bist du hier. Aber nicht allein.

Eine Frau ist an deiner Seite.

Ihre Arme hat sie um den deinen geschlungen, sieht dich verträumt an: „Schatz… wer ist das? Du hast uns noch gar nicht vorgestellt!“

Moment… zurückspulen bitte… SCHATZ?!

Geschockt blicke ich dich an. Das… das ist nicht wahr, oder?

Sag mir, dass es nicht wahr ist!!

Sag es!!

KAI!!!
 

Du erkennst meinen Blick, schüttelst langsam den Kopf, bevor du deine Aufmerksamkeit wieder der Frau zuwendest und ihr mit einem schwachen Lächeln antwortest: „Das ist Aoi, mein… ein guter Freund von mir…“, wieder schaust du mich an, aber ich blicke an dir vorbei.

So ist das also… ‚ein guter Freund‘ mehr bin ich nicht für dich.

Danke. Verletzt richte ich meinen Blick zu Boden, ich kann dir nicht in die Augen schauen.

Denn sonst… denn sonst würdest du meine Tränen sehn, meinen Schmerz, die Leere, die sich in mir ausgebreitet hat.

„Aoi?“, verlangst du erneut nach meiner Aufmerksamkeit, „das ist Kioko, meine… meine Verlobte“, augenblicklich schnellt mein Kopf nach oben.

Was hast du gesagt…?
 

Fassungslos schaue ich dich an, suche deinen Blick – vergebens.

Du erwiderst ihn nicht, schaust an mir vorbei, fixierst einen Punkt an der Wand hinter mir. An der Wand meines Wohnzimmers.
 

„Hi!“, strahlend streckt sie mir ihre Hand entgegen, wartet darauf, dass ich sie ergreife.

„Hi…“, kommt es tonlos über meine Lippen. Was erwartest du von mir? Dass ich ‘nen Freudentanz aufführe, oder was?!
 

„K-kommt doch rein…“, ja, richtig gelesen. Ich hab die beiden bis jetzt vor meiner Wohnungstür stehen lassen, habe sie nicht hereingebeten. Der Schock ist zu gross gewesen, als du plötzlich vor mir gestanden hast.

Aber jetzt hat mein Verstand gesiegt, mein Verstand und meine guten Manieren. Lautlos trete ich zur Seite, damit die beiden in meine kleine Wohnung eintreten können.
 

Noch immer schmiegt sie sich an dich.

Zugegeben, sie ist schön. Gross, schlank, lange schwarze Haare, porzellanfarbene Haut, schöne, blaue Augen.

Wirklich, sie ist schön… ich kann dich verstehn. Dass du sie gewählt hast, auch wenn ich es nicht akzeptieren kann.

Denn… ich liebe dich.
 

„Setzt euch doch…“, biete ich ihnen mein Sofa an, „wollt ihr was trinken?“, ich brauche Ablenkung, jetzt! Sofort!
 

Als ich in der Küche stehe, gleitet eine einzelne Träne meine Wange gen Boden. Verdammt!

Ich wollte doch nicht weinen. Noch nicht!

Nicht, wenn du noch da bist!

Hart beisse ich mir auf die Lippe. Nein… ich will nicht weinen. Bitte nicht…
 

„Aoi?“, höre ich da auf einmal deine Stimme in meiner Küche.

Ich brauche mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass du im Türrahmen stehst.

Was… was tust du hier?!

Solltest du nicht im Wohnzimmer sein? Bei deiner… VERLOBTEN?! Gedanklich spucke ich diese Aneinanderreihung von Buchstaben geradezu aus – doch kein Laut verlässt meine Lippen.
 

Ich kann deine Schritte hören, kann hören, wie sich die Tür hinter dir schliesst. Plötzlich stehst du hinter mir, nur noch wenige Zentimeter trennen uns voneinander.

Ein Schauer streicht über meinen Rücken, wenn ich mir vorstelle, wie nah du mir bist. So nah… und doch unerreichbar.
 

Noch ein Schritt, ein kleiner – mehr hat uns nicht getrennt. Und noch immer habe ich mich nicht umgedreht, als sich plötzlich deine Arme um mich schlingen.

Augenblicklich halte ich den Atem an.

Was soll das?

Warum… warum tust du das?

Wieso?
 

„Solltest… solltest du nicht… draussen… sein?“, bringe ich stockend hervor. Ich muss mich zusammen reissen, um meine Tränen im Zaum zu halten. Ich will nicht weinen, nicht vor dir. Nicht in deiner Gegenwart!
 

Ich zittere – ob vor Anstrengung, meinen Schmerz in mir zu verschliessen, oder in Anbetracht deiner Nähe … ich weiss es nicht.

„B-bei…“, tief atme ich ein, ehe ich nochmals beginne, „bei deiner Verlobten?“, ich kann nicht anders, als all meinen Hass gegen diese Frau in dieses eine Wort zu legen.
 

Du lächelst, ich kann es spüren. Aber es ist nicht ein fröhliches Lächeln, es ist traurig, nachdenklich.

„Sie ist gegangen… ich hab sie nach Hause geschickt“, antwortest du mir dann. Ach… zusammen wohnt ihr also auch?!

Gut, was habe ich erwartet… ihr seid schliesslich verlobt.
 

„So… hast du?“, antworte ich dir leise, noch immer habe ich mich nicht zu dir umgewandt.

„Wieso…?“, warum hast du sie weggeschickt?

Wieso?
 

„Ich… ich wollte mit dir reden“, beginnst du. Mit mir reden? Augenblicklich wirble ich herum. Du willst mit mir reden?

„Worüber…?“, frage ich heiser, „worüber Kai?“, wieder eine Träne. Ich kann sie nicht mehr zurückhalten, es geht einfach nicht mehr.

„Shhhht…“, sanft streichst du mir mit dem Daumen über die Wange, wischst meine Träne weg, „weine nicht…“
 

„Ich soll nicht weinen?“, ich kann nicht glauben, was du da sagst, „wie denn?! Ich habe dich geliebt!!! Ich habe drei Jahre lang auf dich gewartet, habe jeden Tag darauf gehofft, dass du vor meiner Tür stehst und zu mir zurückkommst. Ich… ich habe dich vermisst!“, meine Tränen haben gesiegt, verschleiern meine Sicht, aber es ist mir egal. Ich brauche meine Augen nicht, um meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, nachdem ich sie jahrelang verschlossen gehalten habe.

„Ich habe gewartet!! Und… und dann kommst du mit… mit dieser… Frau da…“, atemlos mache ich eine Pause, drohe an meinen Tränen zu ersticken, „und… und bist mit ihr verlobt!! Sag mir wieso! Sag es mir!!!“, ich will nicht mehr, als einen Grund! Einen einfachen, simplen Grund, warum du mich verlassen hast, warum du mich nicht mehr liebst. Warum du mir das nicht selbst hast sagen können.

„Was… was habe ich falsch gemacht?! Warum bist du gegangen, damals? Wieso?“, ich will Antworten… Antworten auf Fragen, die mich jede Minute deiner Abwesenheit gequält haben: „Ich… ich weiss noch, was du gesagt hast“, ein Schluchzen entfährt meiner Kehle, „als… als du gegangen bist. Du… du hast gesagt, du gehst… zu deinen Eltern, für… für 2 Wochen. M-mehr nicht… und… und dann… dann hab ich dich nicht wieder gesehn!!“, meine Stimme versagt, „n-nie… wieder…“, es ist nur noch ein Flüstern, das meiner Kehle entkommt. Zu mehr bin ich nicht mehr im Stande.
 

„Shhhhhht… ganz ruhig…“, du ziehst mich in deine Arme, habe ich mich doch in meiner Rage von dir entfernt, habe dich von mir gestossen. Beruhigend streichst du mir über den Rücken, während meine Tränen dein Hemd nässen.
 

„Es… es tut mir Leid… verzeih mir…“, durchbrichst du schlussendlich die Stille, „es… lass… lass es mich erklären“, zögernd schaue ich auf, streiche mir mit dem Handrücken über die geröteten Wangen.

Erklären?
 

„Setz dich…“, langsam drückst du mich auf meinen Küchentischstuhl, während ich dich keine Sekunde lang aus den Augen lasse. Nie mehr werde ich dich aus den Augen lassen, nicht, ehe ich nicht meine Antworten habe!!

„Ich…“, du ringst nach Worten, ich spüre es, „weisst du… damals, als… als ich… gegangen bin. Ich hab dich nicht angelogen!“, beeilst du dich zu sagen, „ich wollte wieder kommen, ehrlich!“

Warum hast du’s dann nicht getan? Ich brauche die Frage nicht zu stellen, du verstehst sie auch so, kannst aus meinen Augen lesen, wie aus einem offenen Buch.
 

„Es… ich bin wirklich zu meinen Eltern gegangen. Ich…“, kurz schaust du zu Boden, ehe du meinen Blick wieder mit dem deinen einfängst, „ich wollte ihnen von dir, von… von uns erzählen. Ich wollte dich als meinen festen Partner vorstellen“, leise seufzt du auf, ehe du dich auf meinen Küchentisch setzt, mich noch immer fest anschaust.

Du wolltest… du wolltest was?!

Ich komme nicht dazu, meinen Gedanken weiter zu führen, denn du sprichst weiter, leise, aber du brauchst nicht laut zu reden, hier, in der Stille meiner Küche, verstehe ich dein Flüstern auch so.

„Aber… sie… verdammt, wo soll ich nur anfangen!“, verzweifelst vergräbst du dein Gesicht in deinen Händen, schweigst. Vorsichtig lege ich meine Hände auf deine, ziehe sie von deinem Gesicht: „Von Anfang an… erzähl es mir… alles…“, wieder lächelst du, diesmal erleichtert.

Du nickst, schliesst die Augen. Noch einmal holst du tief Luft, bevor du anfängst: „Ich bin zu ihnen gegangen und… ich wollte ihnen von dir erzählen, aber… sie haben es schon gewusst!“, bitte WAS?!

„Ich… ich weiss auch nicht, wie, aber… sie haben es gewusst und… du kannst es dir ja denken, oder?“, meinst du resigniert. Oh ja, das kann ich. Schliesslich kenne ich deine Eltern, total konservativ und homophob!

Ich kann sie nicht ausstehn, wenn ich ehrlich bin.

„… und… Kioko… sie… die Verlobung war die Idee meiner Eltern.“

„Aha…?“, aber das erklärt noch immer nicht, warum du darauf eingegangen bist. Warum du jetzt verlobt bist!

Eine Idee… eine Idee ist kein Befehl.

Aber um ehrlich zu sein, bin ich froh zu hören, dass es nicht deinen Gehirnzellen entsprungen ist, diese Frau ehelichen zu wollen.

„Tse… Idee…“, du scheinst selbst gemerkt zu haben, wie sehr dieser Begriff an der Realität vorbeischlittert, „sie haben mich gezwungen! Gezwungen, mich mit jemandem zu verloben, den ich noch nicht einmal mag!!“

„Gezwungen…?“, ich verstehe nicht, „womit? Welches… welches Druckmittel haben sie denn gehabt?“, erklär es mir!

Du schweigst, schaust mich nur traurig an.

„Sag es mir!!“, verlange ich nun eindringlicher.

„… dich“, es ist nur ein Hauch, doch verstehe ich dich sehr gut, aber… aber ich begreife nicht.

„Mich?“, ungläubig blicke ich dich an, aber du nickst nur, ehe du mir antwortest: „Hai… dich… sie… sie haben mir gedroht, dass… dass dir etwas passiert, wenn… wenn ich Kioko nicht heiraten werde. Weisst du… sie… sie haben Verbindungen und… ich… es tut mir Leid, ich… ich wollte dich… beschützen!“, jetzt ist es aus. Tränen brechen aus dir hervor, leise schluchzt du, als du dein Gesicht in deinen Händen vergräbst, dich vor mir verstecken willst.

„Es tut mir so Leid…“, immer wieder dieser eine Satz. Immer wieder murmelst du ihn vor dich hin, während du dich kaum merklich vor und zurück wiegst, „verzeih mir.“
 

Du sagst die Wahrheit. Ich weiss nicht, warum ich mir dessen so sicher bin, aber ich spüre es einfach. Du lügst mich nicht an. Deine Tränen sind echt. Ich habe in deine Augen gesehen – und ich habe die Wahrheit gesehen. Denn… die Worte eines Menschen können lügen, seine Augen können es nicht. Und die deinen konnten es erst recht nie – noch nicht einmal deine Worte. Auch wenn drei Jahre verstrichen sind, seit ich in deine Seelenspiegel blicke durfte.

Du sagst die Wahrheit – ich weiss es einfach.
 

Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen stehe ich auf, ziehe dich in meine Arme: „Wofür entschuldigst du dich? Du… du wolltest mich beschützen… was also…tut dir Leid?“, will ich wissen. Du hast das Richtige getan. Ich weiss es.

„Alles!!“, stumm vergräbst du dein Gesicht an meiner Schulter, „ich… ich wollte dich nie zum Weinen bringen…“

„Hast du doch nicht!“, meine weinerliche Stimme ist nicht gerade überzeugend. Wie auch, ich lüge dich ja auch schamlos an. Ich hab sehr wohl geweint, jeden Tag, seit du mich verlassen hast.

„Doch…!“, ein verzweifeltes Lächeln schleicht sich auf deine Lippen, „ich hab es gespürt“, es ist nur ein Flüstern, das deinem Mund entflieht, „ich… ich liebe dich doch…“, hauchst du da auf einmal gegen meinen Hals.

Augenblicklich drücke ich dich von mir weg. Was hast du da gerade gesagt?

„Was hast du gesagt?“, will ich wissen. Hast du das wirklich gesagt? Hast du wirklich die drei Worte ausgesprochen, die ich die ganzen drei Jahre lang so sehr vermisst habe?

„Ich liebe dich“, gestehst du mir unter Tränen, „noch immer…und… und für immer!“

Ich bin nicht fähig dir zu antworten, zu sehr überwältigen mich meine Gefühle. Ohne zu überlegen, lege ich meine Lippen auf die deinen, küsse dich, wie ich 3 Jahre lang niemanden mehr geküsst habe. Wie ich nie mehr jemand anderen küssen werde, ausser dich!

„Ich dich auch…“, für immer und ewig. Aber das weisst du auch so, das brauche ich dir nicht zu sagen, jetzt sowieso nicht. Worte sind überflüssig.

Noch einmal küsse ich dich, länger, intensiver.

Und noch einmal, ich kann nicht genug von deinen Lippen bekommen, konnte ich noch nie. Werde ich auch nie. Viel zu sehr liebe ich sie.
 

Ein Kuss folgt dem anderen, unsere Umgebung haben wir beide schon längst vergessen. Es gibt nur noch uns. Uns und diesen Kuss.
 

„Ich liebe dich…“, flüsterst du gegen meine heissen Lippen.

„Ich dich auch“, entgegne ich dir, ehe ich dich fest in meine Arme ziehe. Ich werde dich nie mehr loslassen, nie mehr, bis sich sterben werde.
 

Stumme Tränen benetzten deine Wange, leise schluchzt du auf, weitere Tränen.

Ich kenne sie, die Tränen der Verzweiflung. Sie sind die einzigen, die in der Stille meiner Küche zu hören sind.

Und wieder küsse ich dich. Immer und immer wieder.

Ich liebe dich – und ich will dir zeigen, wie sehr ich dich liebe. Fahrig lasse ich meine Hände über deine Seiten wandern, streichle deine Haut. Auch die deinen kann ich auf meinem Rücken spüren, wie sie sich in meine Schulterblätter krallen.

Atemlos plündere ich deinen Mund – will dich schmecken. Wer weiss, wann ich es das nächste Mal darf? Ob ich es überhaupt noch einmal darf?
 

Unsere Küsse verlieren sich, zitternde Körper pressen sich aneinander, verschmelzen miteinander.

Vereinigung – warum können wir nicht zusammen sein?
 

Leidenschaft.

Liebe…

Und unendliche Verzweiflung.
 


 

„Aoi…?“, durchbrichst du leise die Stille des nächsten Morgens.

„Hm?“, fragend blicke ich dich an. Du klingst bedrückt, ich ahne weshalb, aber hören will ich es von dir.

„Ich… ich will weg von hier…“, Tränen schimmern durch deine Stimme, sanft ziehe ich dich in meine Arme. Kurz überlege ich, ehe ich mich selbst sagen höre: „Dann lass uns gehen!“

Ich spüre, wie du augenblicklich die Luft anhälst.

Es war eine blöde Idee, ich weiss. Entschuldige. Gerade will ich mir selbst widersprechen, will dir sagen, dass du es vergessen sollst, dass ich mal wieder nur Unsinn gesprochen habe, als du mich ungewollt daran hinderst, mit einer einfachen Frage: „Wohin?“

„Japan“, kommt es schneller von mir, als ich denken kann. War ja klar, ich will nach Hause. Schliesslich bin ich dort aufgewachsen, habe bis vor ein paar Jahren dort gelebt. Meine Familie ist dort – und all meine Freunde, allen voran mein bester Freund Reita.

„Okay…“, dein Flüstern unterbricht meine Gedankengänge. WAS hast du da gesagt? Hast du… hast du gerade eben… zugestimmt?!?!

„Wie bitte?!“, entfährt es mir. Ich kann es nicht glauben, fassungslos schaue ich dich an, aber wieder nickst du, schweigst aber.

Es ist dir ernst, ich fühle es.

Okay… ganz ruhig Aoi, ganz ruhig… er hat dir gerade zugestimmt, mit dir nach Japan zu gehen. Er… er kommt mit dir! MIT DIR!!!!

Er kommt mit dir nach Hause…!!
 

Ich muss es zuerst verarbeiten. Irgendwie… habe ich das Gefühl, vor Freude platzen zu können und andererseits, packt mich Unsicherheit, Angst – vor der Zukunft, vor unserer Zukunft.

Der Arm, den du um mich schlingst, dein sanfter Kuss auf meine Stirn, hohlen mich in die Wirklichkeit zurück.

„Hast du Angst?“, du kennst mich zu gut, noch immer. Du kennst mich besser, als jeder andere Mensch auf dieser Welt, besser als ich mich selbst.

Leicht nicke ich. Es bringt nichts, dich zu belügen. Ich möchte es auch nicht, du hast die Wahrheit verdient, immer.

„Ich vertraue dir“, auch wenn dieser Satz wohl für die meisten keine Beschwichtigung darstellen würde, so beruhigt er mich irgendwie. Dein Vertrauen macht mich stark, „…aber… du musst auch mir vertrauen…“, schon wieder unterbrichst du meine Gedanken: Dir vertrauen? Was glaubst du denn?!?!

„Das tu ich doch!“, brause ich auf. Glaubst du allen Ernstes, dass du mein Vertrauen nicht… bekommst? Dass ich dir nicht vertraue? Entrüstet schaue ich zu dir auf, eben erst hast du dich aufgesetzt.

Du lächelst, ruhig, engelsgleich: „Dann ist ja gut…“, wieder ein Lächeln. Es ist so rein, so beruhigend… einfach nur unglaublich schön.

„Ich liebe dich…“, flüstere ich bevor meine Lippen die deinen verschliessen.

„Ich dich auch“, nuschelst du zwischen zwei Küssen.
 

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Wenn ich heute daran zurück denke. An diesen einen Tag damals, der mein… der unser ganzes Leben verändert hat. Damals, als wir Hals über Kopf entschieden haben, unsere damalige Heimat zu verlassen, um wieder dorthin zurück zu kehren, wo wir hingehören. Hierher, nach Japan.

Nach Hause.
 

Genau genommen, ist die Idee verrückt gewesen. Wir sind verrückt gewesen – und total verliebt. Genauso wie heute. Ja, ich liebe dich noch immer, nein… noch viel mehr!

Auf den Tag genau, ist es heute 3 Jahre her, seit wir die USA verlassen haben. Nein, wir sind nicht noch am selben Tag geflogen – es gab keinen Flug.
 

Ich weiss noch, wie ich dich an diesem Morgen nach Hause gefahren habe, wie du im Wagen unsicher neben mir gesessen hast.

Leicht verschwimmt mir die Sicht vor Augen, als ich die alten Bilder vor meinem inneren Auge aufflammen lasse.
 

****Flashback****
 

„Können wir nicht gleich gehen?“, der Ausdruck deiner Augen sagt viel mehr aus, als deine Bitte, die du in deinen Hemdkragen hinein flüsterst. Wir stehen vor deinem Haus, das du mit deiner Verlobten bewohnst, seit kurzem, wie du mir gesagt hast.

„Kai… du brauchst doch deine Sachen… wir haben es doch besprochen, weisst du noch?“, zögerlich nickst du.

Wir haben alles haargenau durchgesprochen, als du noch vor wenigen Stunden in meiner Küche auf meinem Schoss gesessen hast und wir gefrühstückt haben.

Du wirst jetzt da rein gehen, wirst unauffällig deine Sachen packen und heute Abend, nein… heute Nacht, werde ich dich abholen kommen. Unser Flieger fliegt heute Nacht um 23:44 – unser Flieger in unser neues Leben.

Noch einmal wiederhole ich den Plan, du nickst, hast dir alles genau eingeprägt. Kurze stocke ich noch, ehe ich etwas aus meiner Hosentasche krame, es dir hinhalte. Verwirrt blickst du meine Hand an: „Aoi… glaubst du wirklich… dass das nötig ist?“, du scheinst nicht gerade begeistert von meiner Idee zu sein, deiner Verlobten eine Ladung Schlafmittel ins Essen zu mischen.

Ein leichtes Grinsen ziert meine Lippen, als ich nicke. Leise seufzt du, murmelst ein: „Du bist doch verrückt“, während du mir die beiden Schlaftabletten aus der Hand nimmst und sie in die eigene Hosentasche steckst. Ich muss lächeln – auch du lächelst.

Und ich liebe dieses Lächeln.

Gerade willst du aussteigen, hast schon die Hand an der Wagentür, als die meinige nach vorne schnellt und dein Handgelenk umschliesst. Verwirrt blickst du mich an, als ich dich sanft zu mir ziehe, dir einen Kuss auf deine wundervollen Lippen hauche.

„Ich liebe dich“, ja, ich liebe dich. 1000 Mal könnte ich es dir sagen, und nicht müde werden, diese Worte auszusprechen.

Dein unvergleichliches Lächeln schleicht sich auf deine Lippen, während du deine Hand auf meine Wange legst, sie sanft streichelst und in der Stille meines Wagens flüsterst: „Ich dich auch… bis gleich!“, und schon bist du aus dem Wagen gestiegen und läufst die letzten Meter zur Haustür, die sich heute das letzte Mal öffnen wird, um dich zu empfangen.
 

Kaum hat sich die Tür hinter dir geschlossen, drücke ich auf das Gaspedal, fahre nach Hause… um meine Sachen zu packen.

‚Bis gleich!‘, das hast du damals auch gesagt. Damals, vor drei Jahren, als du für so lange Zeit aus meinem Leben verschwunden bist. Aber ich weiss, dass es diesmal nicht so sein wird. Dieses Mal werde ich dich bald wieder sehn! Dieses Mal… dieses Mal ist es anders.

Ich weiss es.
 

Zu Hause angekommen, laufe ich sofort zu meinem Bett, unter dem sich mein Koffer verbirgt. Mein Koffer… vor sechs Jahren habe ich ihn gekauft, als ich hierher in die USA gekommen bin. Vor sechs Jahren… In jeder Wohnung habe ich ihn sogleich unter mein Bett geschoben. Auch bei dieser hier. Seit diesem Tag, an dem ich diese Wohnung betreten habe, habe ich ihn nie mehr hervorgeholt. Ich habe mir vorgenommen, ihn erst wieder zu benutzen, wenn ich dieses Land verlassen würde – für immer.

Dass es schon nach sechs Jahren so weit seit würde, habe ich natürlich nicht gedacht, aber… ich weiss genau, es ist der richtige Zeitpunkt. Jetzt.

Heute.

Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, wenn ich daran denke, wie Reita heute Morgen reagiert hat, als ich ihm gesagt habe, dass ich in weniger als 24 Stunden wieder in Japan sein werde. Er hat fast einen Herzinfarkt bekommen, hat irgendetwas von Willkommensparty oder so gemurmelt, hat es gar nicht glauben können, dass ich wieder zurück komme.

Er ist mein bester Freund aus Kindertagen. Aber ich bin nach Amerika gegangen – er ist geblieben. In seiner Heimat, dort, wo er hingehört. Immer an Weihnachten, oder auch sonst während dem Jahr, wenn ich nach Hause geflogen bin, habe ich ihn besucht.

Ja… mein bester Freund Reita.

Wie’s aussieht, werden wir beide erst einmal bei ihm unterkommen. Zum Glück wohnt er in einem grossen Haus… na ja, Villa triff es besser. Vor ein paar Jahren hat er sie von seinem verstorbenen Onkel geerbt. Keine Ahnung warum er das Teil bekommen hat, aber heute bin ich froh darum, ganz ehrlich. Sowieso, dass er sich so kurzfristig bereit erklärt hat, uns bei sich wohnen zu lassen.

Danke Reita… ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte.
 

Immer mehr Kleider stopfe ich in meinen Koffer, bis er voll ist. Zufrieden schliesse ich ihn, nur um kurze Zeit später, meine Reisetasche aus dem Schrank zu nehmen und diese mit den restlichen Dingen voll zu packen. Summend laufe ich mit ihr durch meine Wohnung, packe all meine Sachen, mein ganzes Leben, das ich sechs Jahre lang gelebt habe, in diese eine Tasche.

Bald schon ist sie voll.

Zum Glück, hab ich noch eine zweite. Und wieder summe ich glücklich vor mich hin. Ja, ich bin glücklich… schliesslich habe ich meinen Kai wieder, nach so langer Zeit.

Schon bald ist auch diese Tasche voll. Gerade eben lege ich das letzte Foto hinein, vorsichtig. Es ist mir sehr wichtig, es ist unser letztes Foto, an dem Tag aufgenommen, an dem du zu deinen Eltern gefahren bist.

An dem ich geglaubt habe, dich nie mehr wieder zu sehn.

Mit einem verklärten Gesichtsausdruck streiche ich über dein lächelndes Gesicht. Ich liebe dieses Bild. Es zeigt uns, unsere Liebe und unser Glück. Und gerade jetzt, in diesem Moment, wird mir bewusst, wie sehr ich dich vermisst habe.

Wie sehr ich dich liebe, wie sehr ich dich immer geliebt habe.

Und dass ich nicht mehr ohne dich sein kann… es auch gar nicht will.
 

Eine halbe Stunde später stehe ich mit dem Telefon in meiner Küche und wähle die Nummer meines zweiten besten Freundes: Ruki. Ich habe ihn erst hier kennen gelernt, wir haben zusammen studiert. Er ist auch Japaner, genau wie ich – und genau wie ich, liebt er sein Land und ist eigentlich bloss deswegen in die USA gezogen, um neue Erfahrungen zu sammeln.

Er ist ein paar Jahre jünger als ich und total durchgeknallt. Genau das, was ich als guten Freund brauche.

Warum ich ihn anrufe?

Ich will ihm sagen, was ich heute Morgen beschlossen habe.

Will ihm sagen, dass wir uns so schnell nicht wieder sehen werden, dass ich tun werde, was ich tun muss, dass ich wieder nach Hause zurück kehre.
 

„Hallo und guten Tag! Ruki am Apparat!“, erklingt es da auch schon total fröhlich aus dem Hörer.

„Hey Kleiner, ich bin’s“, ich bin der einzige, der ihn so nennt – und wohlgemerkt auch der einzige, der das darf. Jedem anderen würde er den Kopf abreissen, von Hand versteht sich.

„Aoi, du altes Klappergestell“, tse, die drei Jahre, also bitte!, „was kann ich für dich tun?“, ich kann richtig hören, wie er sich in seinem schwarzen Ledersessel zurücklehnt und sich gerade eine seiner blonden Strähnen aus dem Gesicht streicht, dabei grinst wie ein Honigkuchenpferd.

„Ich zieh aus!“, platzt es wie von Geisterhand aus mir heraus.

„Ah ja…?“, nun gut, es ist mir klar, dass Ruki mit dieser Information nicht gerade viel anfangen kann – geschweige denn will. Schliesslich habe ich ihm bis jetzt einfach immer die Adresse gegeben, nachdem ich umgezogen bin, ohne zuvor noch ein grosses Trara darum zu machen, dass ich es überhaupt tue.

„Weg von hier! Ich geh zurück nach Hause!!“, ich bin ganz euphorisch, um mich ihm klar verständlich zu machen. Natürlich ist mir das bewusst, aber es geht einfach nicht anders. Ich bin viel zu aufgeregt.

„Moment, Moment…“, vor meinem inneren Auge kann ich direkt sehen, wie seine Augenbrauen in die Höhe wandern und er versucht, eine logische Struktur in meine dahin geworfenen Sätze zu bekommen.

„Was soll das heissen, du kehrst nach Hause zurück? Wohin denn bitte?!“, er klingt empört, weil er keinen Durchblick hat. Ich kann ihn ja verstehn. An seiner Stelle wäre auch ich verwirrt.

„Japan“, antworte ich ihm, „wir kehren nach Japan zurück!“

„WIR?! Wie…?! MOMENT! Du… du willst… WAS?!“, er schreit fast in den Hörer.

„Ich will –“, weiter komme ich nicht, denn er unterbricht mich: „Weisst du was?!“, seine Lautstärke hat sich gedrosselt, zumindest ein wenig, „bleib stehn! Rühr dich nicht vom Fleck! Beweg… dich einfach nicht, okay?“, er ist ganz aufgeregt, „ich bin in zehn Minuten bei dir!“, das einzige, was mir vom Gespräch mit meinem besten Freund übrig bleibt, ist ein monoton klingendes Besetz-Zeichen.

Er hat aufgelegt.
 

Und wie er es angekündigt hat, steht er keine zehn Minuten später vor meiner Tür und klingelt Sturm – irgendwie verständlich.

Mit einem sanften Lächeln öffne ich die Tür und werde von einem schnaubenden Ruki angeblickt, der sich augenblicklich an mir vorbei in meine Küche drängt und sich dort einen Whisky genehmigt.

Aha… ich glaube, ich habe vergessen zu erwähnen, dass er sich in meiner Küche fast so gut auskennt, wie ich es tue.

Langsam scheint er sich zu beruhigen – natürlich bin ich ihm gefolgt. Sein Atem verlangsamt sich, bevor er sich betont langsam zu mir umdreht und mir fest in die Augen schaut.

„Also… dass ich das richtig verstehe, ja? Du willst also… zurück nach Japan? Einfach so?“, er ist zurecht misstrauisch. Schliesslich habe ich in all den Jahren, in denen ich ihn kenne, nie einen Gedanken daran verschwendet, zurück zu kehren.

„Es…“, tief hole ich Luft, ehe ich ihm von der ganzen Geschichte berichte, kein einzelnes Detail auslasse.
 

„Wow… okay… Aoi. Das ist… heftig! Aber echt jetzt!“, ungläubig sackt er auf meinem Küchenstuhl zusammen. Ich glaube, er muss die ganze Sache erst einmal verarbeiten. Zumindest lässt der abwesende Blick darauf schliessen.

Nach ein paar Minuten der Stille ist dann soweit. Er durchbricht sie: „Und… du bist dir ganz sicher? Aoi?“, mit abwartenden Augen schaut er mich an, durchdringend, aber auch besorgt, wie ein richtiger Freund.

„Ja“, gebe ich ihm mit fester Stimme zur Antwort.

„Okay… dann… phu… das… kommt überraschend!“, ein gequältes Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, ehe es einem ehrlichen Platz macht und er seine linke Hand, die noch eben mit seinen Haaren gespielt hat, sinken lässt: „Dann… werde ich mich dann also um deine Wohnung kümmern, oder?“

BITTE?!

Was will er?!

Mit grossen Augen blicke ich ihn an: „Nein! Das… das musst du nicht tun, ich… ich werde schon jemanden finden, der das für mich erledigt… ich meine… das ist ein Haufen Arbeit… und so… den will ich dir nicht auch noch auftragen!“

„Du hast diesen Jemand schon gefunden. Mich. Hör zu… wofür hat man denn Freunde?“, mit einem Seufzen auf den Lippen wuschelt er mir durch meine schwarzen Haare, patet anschliessend meinen Kopf.

„Arigatou…“, bringe ich bloss heraus. Womit habe ich einen solchen

Freund eigentlich verdient?

„Schon okay…“, ratlos lässt er seinen Blick durch meine Küche schweifen, bis er wieder an mir hängen bleibt: „Hast du schon gepackt?“

Ich nicke, bin unfähig, auch nur eine Silbe über meine Lippen zu bringen.

„Hm…“

Wieder Stille. Er sucht nach Worten, findet sie jedoch nicht. Immer wieder öffnet er seinen Mund, will etwas sagen, schliesst ihn jedoch wieder, ohne auch nur ein Wort gesprochen zu haben.

Dann… nach endlosen Minuten erhebt er erneut seine Stimme, sie ist heiser: „Wann… wann geht dein Flug?“

„Eine Viertelstunde vor Mitternacht“, antworte ich ihm.

„Hm… nicht mehr allzu viel Zeit, was?“, ein leises Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. Ein melancholisches Lächeln.
 


 

Stunden später stehe ich mit dir am Flughafen, mitsamt unserem Gepäck und unseren Tickets. Unseren Tickets in unsere gemeinsame Zukunft.

Ruki ist auch da – er hat uns zum Flughafen gefahren. Er hat geweint.

„Was… was soll ich denn ohne dich machen?“, flüstert er, als er mich so fest an sich drückt, dass ich glaube, meine Lungen seien bald zerquetscht.

„Ich verlasse nur das Land… ich sterbe schon nicht! Wir werden uns wieder sehn“, lächle ich. Auch mir fällt es schwer, meine Mundwinkel zu verziehen. Denn ich weiss, ich werde ihn vermissen. Ich werde ihn wahnsinnig vermissen.

Denn hier, in den USA, ist er mein bester Freund. Er war immer für mich da, hat mir immer zugehört, war einfach… er. Ruki. Takanori Matsumoto – der beste zweite beste Freund, den man sich wünschen kann.

„Ich werde dich vermissen“, nuschle ich in seine Halsbeuge.

„Ich dich auch! Ruf… ruf mich an, wenn ihr angekommen seid, okay?“, Tränen lassen seien Augen glänzen. Aber ich hasse diesen Glanz – ich kann es nicht leiden, wenn meine Freunde weinen müssen.

Aber ich habe nicht die Macht, seine Tränen zu verhindern, sie zu stoppen.

„Werde ich“, noch einmal nicke ich, ehe ich mich sanft von meinem Gegenüber lösen. Wir müssen gehen – der Flieger wartet nicht.

„Macht’s gut, ihr beiden! Viel Glück!“, noch einmal zieht Ruki uns beide in seine Arme, würde uns am liebsten gar nie mehr loslassen!

„Schreibt mal, ja? Und… und kommt mich mal besuchen, okay?“, seine Stimme zittert, genauso wie meine und die von Kai.

„Werden wir“, durch seinen Tränenschleier lächelt er, Kai. Und ich liebe dieses Lächeln.

„Danke… okay dann… ihr müsst…ich hab euch lieb“, er lässt uns los, gibt uns beiden noch einen Kuss auf die Wange – besiegelt so unser Versprechen. Langsam nehmen wir unsere Taschen – den Rest haben wir schon beim Gepäck aufgegeben – und machen einen Schritt nach dem anderen von ihm weg. Setzen einen Fuss vor den vorhergegangenen.

„Wir dich auch…“, flüstere ich noch, ehe wir uns endgültig abwenden und die Kontrolle durchschreiten. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
 

Ängstlich taste ich nach deiner Hand, brauche deinen Halt, Kai. Und du gibst ihn mir. Gibst mir die Kraft, immer weiter zu laufen. Sanft drückst du meine Hand, lächelst mich zuversichtlich an.

Und jetzt weiss ich: Meine Entscheidung war die richtige. Unsere Entscheidung war die richtige.

Bereuen werde ich sie nicht – niemals.

Denn ich folge meinem Herzen. Und es führt mich zurück in meine Heimat, gemeinsam mit dir.

Japan – wir kommen…
 


 

Ein halbes Jahr später

„DU WILLST BITTE WAAAAAAS?!“, was hat er da gerade gesagt?! Hab ich mich wirklich nicht verhört?!

Fassungslos starre ich den Telefonhörer in meiner Hand an.

„Na, na, na… ich WILL nicht, ich WERDE! Unterschied, ja?“, ich kann das Grinsen förmlich spüren, das auf Rukis Lippen liegt.

„Aber… ich meine… warum so plötzlich?“, ich kann es noch immer nicht glauben.

„Tja… meine Heimat ruft mich, Schätzchen. Und ausserdem… hier hält mich nichts mehr. Und… irgendwie habe ich langsam erkannt, wo ich hingehöre“, antwortet er mir seelenruhig.
 

Was er mir eben gesagt hat?

Dass er nach Japan kommen will! Zurück in seine Heimat!!

Und dazu noch in dieselbe Stadt wie wir, Kai, ich und unsere Freunde!!
 

„Okay, das… das ist… wow…“, mir fehlen die Worte. Was soll ich denn auch sagen? Ich meine, ich bin… überwältigt!

Ja, ich denke… das ist das richtige Wort dafür.

Er lacht, es ist ein fröhliches Lachen: „Alles klar! Freut mich, dass es dir gefällt!“

„Gefallen?! Du machst wohl Witze: ich FREU MICH RIESIG!!!“

„Dann ist ja gut“, noch immer hat er nicht aufgehört, zu lachen.

„Aber sag mal… wann… wann kommt dein Flug? Also, wann kommst du hier an? Sag schon!“, ich will alles wissen!

„In zwei Wochen. Hab mir auch schon eine Wohnung besorgt – und nen Job hab ich auch schon, also… sagen wir, fast. Egal, ich hab alles geregelt. Ich bin ja so ein Genie!“, ja, das ist typisch Ruki. Selbstlob bis zum Geht-nicht-mehr.

Und wieder muss ich lachen. Hätte nicht gedacht, das ich ihn so schnell wieder sehen werde – und dann auch noch für immer.

Kai wird sich freuen, wenn ich ihm davon erzähle. Aber das muss ich später tun. Er ist gerade nicht da – er hat Schicht, er arbeitet als Koch in einem sehr angesehen Hotel.
 

Ja… Kai und ich haben uns hier ein neues Leben aufgebaut. Ein wundervolles Leben. Wir wohnen zusammen, haben gute Freunde – und Reita habe ich auch immer in Griffnähe. Meinen besten Freund.

Kai hat auch einen besten Freund gefunden: Uruha. Ein guter Freund von Reita und mir. Die beiden verstehen sich wirklich super. Fast so gut, wie Reita und ich.

Und wenn Ruki jetzt auch noch kommt – ja, dann… dann sind wir komplett. Endlich.
 

**** Flashback Ende ****
 

Zweienhalb Jahre sind seit der Ankunft von Ruki in Japan vergangen.

Zweienhalb Jahre, in denen ich meine Entscheidung keinen Augenblick bereut habe.

Sicher, es war nicht immer einfach – doch welches Leben ist das schon?

Aber… jedes Hindernis, jede Schwierigkeit – sie waren nichts im Vergleich zu diesen drei Jahren, die ich damals ohne dich habe Zurecht kommen müssen.

So etwas habe ich nie mehr erlebt. Du hast mich nie mehr verlassen.

Du bist immer an meiner Seite geblieben – Tag für Tag, Nacht für Nacht.

Und jeden Tag, jede Stunde, ja sogar jede Sekunde, habe ich dich mehr geliebt. Immer und immer mehr.
 

„Woran denkst du, Aoi?“, deine fröhliche Stimme reisst mich aus meinen Gedanken, als sich starke Arme um meine Taille schlingen und mich an einen warmen Körper hinter mir pressen. Kai…

„An damals…“, antworte ich dir verträumt, ehe ich mich schwungvoll zu dir umdrehe und direkt in dein wundervolles Lächeln blicke.

Und in deine Augen.

Deine braunen Augen – diese faszinierenden braunen Augen.

Und sie glänzen. Vor Freude, vor Glück.

Auch meine glänzen.
 

Denn der Glanz deiner Augen ist zurückgekehrt.
 


 

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Ich hoffe, euch hat die Story gefallen - natürlich mit für mich obligatem Happy-End! ^.^
 

Bis zur nächsten Story! ^.^
 

mlg

Kayuki



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MaLu_van_Bensharel
2010-12-11T16:28:05+00:00 11.12.2010 17:28
awww wie süß
X3
schöööne ff


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