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Wenn der Mond fällt

Die Freiheit der Wölfe
von

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Die Fäden ziehen sich zusammen

Es wurde wieder hell, als Nori langsam erwachte. Sie lag immer noch im Innengehege, war dort völlig aufgewühlt eingeschlafen.

Der russische Wolf lag ebenfalls noch, den massigen Kopf auf die Vorderpfoten gelegt.

Mara, Mara hieß ihre Freundin, dachte sie. Sie musste sich nur erinnern, an ihren Geruch, ihren Namen, ihre Stimme, ihren weißen Pelz.

„Geht es dir besser?“, fragte der russische Wolf dann unvermittelt in die Stille und Nori riss den Kopf herum. Sie hatte gedacht, er würde schlafen.

„Ja. Ja, ich werde mich weiter um alles kümmern. Es wird nichts passieren.“ Sie versuchte zuversichtlich zu klingen, und sie wusste, dass er es dies auch wusste.

„Pass auf.“

Er sah nicht gut aus. Er war ein Wolf, der an ländergroße, riesige Gebiete gewöhnt war, nun lag er in einem Käfig.

Draußen blieb Nori stehen. Der Himmel sah seltsam aus, duster. Noch viel schlimmer war der schwere Geruch der Nässe, der die Luft tränkte.

Sie hatte keine Zeit mehr. Sie musste fertig werden. Wo blieben die Menschen?

Ihr Herz schlug schneller, als sie das Loch inspizierte. Und Tarr hinter sich hörte.

„Tarr!“, rief sie erschreckt aus und verfiel instinktiv in eine Verteidigungshaltung.

„Interessant, wo du dich immer herumtreibst, Nori. Du magst diesen Wolf, den Fremden, nicht war? Nein, versuch nicht zu lügen. Du hast heute Nacht vor seinem Käfig geschlafen. Du stinkst nach ihm.“, knurrte er, die Lefzen angeekelt zurückgezogen.

„Ja. Er ist nicht so schlecht wie alle denken.“ Jetzt hat er mich, dachte sie ängstlich. Er wusste alles, wenn er sie ansah, durchbohrte er sie mit dem Blick. Er würde sie aufhalten, oder schlimmer noch, angreifen.

Ein Knall ging durch das Gehege, das Tor hatte sich geöffnet. Menschen. Die Menschen.

Nori zitterte, vor Angst, vor Erleichterung. Sie waren gekommen. Schnell lief sie davon, ließ Tarr alleine stehen und mischte sich unter das Rudel.

Der Tag schritt voran, die Menschen schritten auf und ab, doch – sie öffneten das Innengehege nicht. Nori zitterte nervös, ging auf und ab.

Plötzlich erschallte der Donner.

Einmal kam Nori nah genug an das Gehege und der Wolf flüsterte leise:

„Heute Abend, heute Abend werden wir frei sein.“

Und dann, so erinnerte sie sich später, begannen sich die Ereignisse zu überschlagen.
 


 

Immer dunkler wurde es, die Wölfe wurden unruhiger, ebenso wie die Menschen. Eifrig liefen sie durch das Gehege, räumten um und ab.

Sie musste an Tarr denken. Er hatte ihr gesagt, er wüsste was mit Mara wäre. Wenn sie gehen würde, würde sie nie wieder etwas von ihrer Freundin hören. Sie musste es einfach wissen.

„Tarr!“

Der Regen begann, als würde der Himmel sich öffnen. Die Menschen würden sagen: Wie Sturzbäche, wie Tränen, doch mit solchen Beschreibungen hielten Wölfe sich nicht auf.

Doch Tarr war nicht zu finden. Wo war er? Das Gehege war nicht groß, er konnte nicht verschwinden. Doch Mara war auch verschwunden.

Der Wind riss ihr an dem Fell, als sie zu dem Loch streunte. Sie würde hier warten, bis die Menschen ihn herauslassen würden. Sie grub noch ein wenig.

Wozu brauchten die Menschen so lange? Sie mussten doch nur ein Tor öffnen, ihn herauslassen…

Mit einem Mal roch sie den widerlichsten Geruch den sie kannte, den Geruch ihrer Monster, mit denen sie Sachen transportierten, Mechanismen die einem Wolf vollkommen unergründlich waren.

Sie blieb geduldig sitzen, ihr Fell begann an ihrer Haut zu kleben und das Wasser lief über ihre lang gezogene Schnauze.

Ein Mann brachte etwas in das Gehege und der Geruch veränderte sich. Vor Überraschung weiteten sich Noris Augen. Nichts, nein, fast nichts hätte sie dazu bewegt ihren Platz zu verlassen, doch dies bewegte sie dazu.

Ohne Nachzudenken rannte sie zu dem Menschen. Es war Mara, er trug sie in das Gehege.
 

Der Geruch ihrer Freundin hatte sich verändert, sie roch nach einem anderen Wolf, nach einem anderen Gehege, nach Menschen, aber im Kern, im Wesentlichen roch sie noch nach Mara, ihrer Freundin.

Voller Glück sprang sie zu ihrer Freundin, ungeachtet des Menschen der sich schnell fortbewegte.
 

Kurz vor ihr blieb sie stehen. Irgendetwas war anders, doch dann, sprang sie ihre Freundin an, schlechte über ihre Schnauze, so vertraut wie immer, schmiegte sich dicht an sie. Mara erwiderte die Liebkosungen, doch dann rappelte sie sich auf.

Sie ist größer geworden, stellte die graue Wölfin fest. Oder, nein, sie kam ihr nur größer vor, Sie sah reifer aus, wie eine echte Wölfin, um die sich die jungen Rüden balgten.

„Mara, du bist wieder da, ich bin so froh.“

Nun schmiegte sich die weiße Wölfin erneut an sie, nun auch so herzlich wie sie selbst.

„Wo warst du so lange? Ich habe mich so schlecht gefühlt, ich dachte, ich würde dich vergessen.“

„Die Menschen haben mich zu anderen Wölfen gebracht. Erst wollte ich es nicht, ich wollte immer zurück zu euch, zu dir.“, sagte sie sanft und wollte fortfahren, als Nori sie unterbrach.

„Mara, wir müssen uns beeilen.“

Es war schwer, all ihre Ängste, ihren Plan und ihre Bekanntschaft mit dem russischen Wolf in wenige Worte zu fassen, aber Nori gelang es gut und Mara lauschte, zuckte verwundert mit den Ohren, doch sie folgte ihr.

Donner folgten ihnen, viel näher als zuvor, und beide mussten dem Instinkt sich hinzukauern und eng an den Boden gepresst liegen zu bleiben widerstehen.

Immer mehr Menschen kamen in das Gehege, einige sahen zu Mara herüber.

Wann würden sie endlich das Gehege öffnen?

Sie trieften vor Nässe, als sie ankamen, ein Blitz in der Ferne zuckte kurz durch die Dunkelheit. Was machten die Menschen bei Misha?

Es ging alles zu schnell, Mara war wieder da, der Regen, die Menschen.

Die weiße Wölfin sah sorgenvoll in das Gehege.

„Nori, ich werde mich um das Loch kümmern. Das Wasser läuft hinein und der Schlamm, ich werde es offen halten. Und, ich muss dir etwas…“

Donner unterbrach sie erneut, ließ Menschen wie Wölfe gemeinsam zusammenzucken.

Noch war der Sturm nicht über ihnen. Noch nicht.

„Das ist dein Sturm, Nori! Nutze ihn!“, rief Mara aus der Ferne, dann verschwand sie im Dunkel und im Regen und der Rest ihrer Worte ging im Donner unter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cat-girl
2010-09-24T18:05:45+00:00 24.09.2010 20:05
Oh, je! Das geht ja gut los. Morgen, Nori.
Eh, Misha! Wach auf!
Normalerweise ist es unmöglich, das Wölfe jemanden oder etwas vergessen, Hunde merken sich doch auch alles ihr Leben lang.
Hey, erschreck' mich nie wieder so!
Das er es auch wusste, du kannst das dies auch raus nehmen....
Klingt, als ob es bald regnet...
Die ist aber schnell zu dem Loch gekommen...
Oh nein! Gleich gibt’s Krieg im Rudel!
Oh nee. Jetzt kommen auch noch die!
Warum machen die das Gehege nicht auf? Weswegen sind sie gekommen?
O.o wieso denn überschlagen... was ist da passiert? Und wo bleibt Mara?
Jetzt erfahre auch ich was mit Mara ist... hoffentlich...
Oh nein! Tor! Jetzt ist auch noch Tarr weg... verdammt
Wölfe verschwinden doch nicht...
Was wollen die denn jetzt schon wieder?
Oh Tor! Was haben sie da gebracht? Etwa Mara...
Was … was ist mit ihr? Wo war sie so lange... sie ist doch bitte nicht tot?!
Hä? was haben die mit ihr gemacht? Warum war sie in einem anderen Gehege? O.o
schleckte …
Was ist mit Mara... schön, dass sie Nori noch erkannt hat... *erleichtert ist*
Mara war reifer? Was ist denn mit ihr passiert?
Ich bin auch froh, dass Mara wieder da ist!
Ich bin so erleichtert... dass Mara wieder da ist... und dass sie mit dem Plan zurecht kam...
Gute Frage, warum lassen sie Misha nicht raus? Und warum starren sie Immer zu Mara? O.o
Ja, cool! Mara ist mit dem Plan einverstanden... sie kümmert sich sogar um das Loch... aber was hat sie denn? Was muss sie Nori denn sagen?

Ein schönes Kapitel^^
Ich bin so erleichtert, dass Mara wieder da ist... dass es ihr gut geht und dass sie mit dem Plan voll und ganz einverstanden scheint... aber was bei Tor und Fenris wollte sie Nori denn sagen? Ich mache mir Sorgen um sie... und das ist Nori's Gewitter... cool!


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