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Perlmutt

von

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LESTARD (IV): »Dieser Tage scheinen Sie gefragt zu sein.«

Die Fenster der Untergrundbahn zogen Schlieren vom Dreck. Urian Adlard musterte sein Spiegelbild zwischen den Köpfen zweier ihm gegenübersitzender Passagiere hindurch in der Scheibe und hatte das Gefühl, sich einem restlosen Versager gegenüberzusehen. Obwohl er geduscht hatte, standen seine Haare wüst vom Kopf ab. Im Neonlicht der Deckenlampen war seine Haut aschfahl, die dunklen Tränensäcke gruben sich schroff in seine Augenhöhlen und ließen sie noch tiefer erscheinen. Seine Augen glänzten wie im Fieber; er konnte nicht sagen, ob es an der Lichtreflexion im Bahnwaggon lag oder an dem Antidot, das er genommen hatte. Urian senkte den Blick auf den Boden vor seinen Füßen. Seine Jacke stank nach Schießpulver, Alkohol und Schweiß. Die Tatsache, dass er, seit er wieder auf den Beinen war, diverse Leute in ähnlich verwahrloster Aufmachung angetroffen hatte, war ein schwacher Trost. Das also war das Bild, das man aktuell von ihm gewann: Ein übermüdeter Taugenichts, der sich über den Jahreswechsel im Suff den Schädel eingeschlagen hatte. Kümmerlich.

Urian fuhr sich mit der Hand an die Stirn und berührte das Pflaster, das seine Platzwunde verdeckte. Er hatte eine Gehirnerschütterung davongetragen. Eine leichte. Faraday hatte die Wunde versorgt und auf Schonung bestanden, und Urian hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er sie »im Dienst« erhalten hatte. Das Kopfschütteln des Arztes sah er noch deutlich vor sich.

»Sie haben ein Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen.«

Urian hatte ihm ein schiefes Lächeln geschenkt. »Dann verraten Sie mir Ihr Geheimnis.«

Faraday hatte ihn eindringlich gemustert. »Das Geheimnis ist offen: Lassen Sie es sein.«

»Ich habe eine mitfühlende Ader, wie Sie wissen.«

»Mitfühlend.« Faraday hatte ausgesehen, als müsste er ein Schnauben unterdrücken. »Sie sehen schlechter aus als vor zwei Wochen. Was sagen die Tabletten?«

Als Urian ihn daraufhin widerstrebend um ein neues Rezept gebeten hatte, war Faradays erste Reaktion ein weiteres Kopfschütteln gewesen.

»Sagen Sie nicht, Sie haben sie schon aufgebraucht.«

Also hatte Urian geschwiegen und seinen Blick das Übrige tun lassen.

Faraday war vor Fassungslosigkeit aufgestanden. »Urian, die letzten Male haben Sie die Einnahme verweigert, wann immer es ging. Ich musste Sie schier treten, damit Sie sich an die Zeiten hielten. Und jetzt muss ich aus Ihnen herausquetschen, dass Sie keine Medizin mehr haben.«

»In den letzten Tagen war ziemlich viel los. Zu Silvester ist London ein Wespennest.«

»Dann meiden Sie die Stadt an solchen Tagen. Bleiben Sie zu Hause.«

»Ich bin kein Einsiedler!«

»Wenn es Ihnen aber gut tut!« Faradays Stimme hatte an Schärfe und Strenge zugenommen. »Und bitte halten Sie Sich an unsere abgesprochene Dosierung, Urian.«

»Das Antidot betäubt alle Sinne.«

Faraday hatte ihm einen bedauernden Blick zugeworfen. »Das ist seine Wirkungsweise. Ich würde Ihre Behandlung gern umstellen, das wissen Sie.«

»Das Gespräch haben wir schon einmal geführt«, hatte Urian erwidert. »Von welchem Geld, Doktor?«

»Dann schränken Sie bitte Ihre Unternehmungen ein. London bekommt Ihnen nicht. Zu viele Menschen. Sie sollten für eine Weile an die Küste fahren, irgendwo aufs Dorf. Einsam unterwegs, meine ich.«

Da hatte Urian lachen müssen. »Ich möchte Sie nicht vor den Kopf stoßen, aber auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: von welchem Geld? Ich danke Ihnen, aber ich kenne meine Situation.«

Faraday hatte ihn ohne Frage für einen jugendlichen Sturkopf halten müssen. Der Arzt hatte geschlagen geseufzt und eine Zeit lang geschwiegen, um dann das Thema zu wechseln. »Wie geht es Mireille?«

»Besser. Sie arbeitet wieder.«

Faraday hatte zufrieden genickt. »Was macht Ihr Antrag?«

»Abgewiesen.«

»Schon wieder?«

Urian hatte bloß genickt.

Faraday hatte schlucken müssen. »Der wie vielte war es jetzt?«

»Der sechste«, sagte Urian laut – und zuckte in seinem Bahnsitz zusammen. Der unverhoffte Klang seiner eigenen Stimme holte ihn schlagartig in die Gegenwart zurück. Blinzelnd sah er sich um.

Die Passagiere auf den Plätzen ihm gegenüber hatten gewechselt. Zwei Mittelschüler, die sich irgendwann dort niedergelassen hatten und denen der Schlaf noch in den Augen stand, starrten ihn an, unsicher, ob dieser verlebte Kerl mit seinem unverständlichen Halbsatz womöglich sie angesprochen hatte.

Es war der vertraute Klang der Computerstimme, der schließlich ihren Blickkontakt beendete. Urian knöpfte seinen Jackenkragen zu. Eigentlich musste er noch zwei Stationen fahren, aber er hatte das Gefühl, nicht länger sitzen zu können. Er erhob sich mit Bedacht – als er nach dem Praxisbesuch gerannt war, um die Bahn zu erwischen, hatte es ihm sein Kopf mit Schwindel und Schmerz gedankt. Aus Gewohnheit griff er in seine Hosentasche, um nach dem Mobiltelefon zu tasten.

Es war nicht da. Urian wirbelte zu dem Platz herum, auf dem er gesessen hatte, und kippte seitlich weg. Sein geschundener Kreislauf arbeitete einträchtig mit dem Bremsvorgang der Bahn zusammen, um ihn straucheln zu lassen. Erst, als er sich an einer der Haltestangen abgefangen hatte, fiel ihm wieder ein, dass sein Handy bis frühestens zum nächsten Tag noch dazu verdammt war, unbrauchbar bei ihm zu Hause zu liegen.

Er verdrehte die Augen: Diesen Umstand vergaß er andauernd. Während er sich zur Waggontür schleppte, stellte er fest, dass die beiden Teenager ihn immer noch befremdlich musterten.

Urian schenkte ihnen ein Lächeln, das einem Zähnefletschen gleichkam. »Frohes Neues«, sagte er weich und trat auf den Bahnsteig hinaus.
 

Izhak Hendel führte das Deutsche Viertel in der dritten Generation. Schon zu Zeiten, da seine Großeltern noch die Geschäfte getätigt hatten, waren offizielle, inoffizielle und selbsternannte Staatsdiener zahlreicher Nationen bei ihnen eingekehrt. Das Deutsche Viertel hatte die Immigrationswelle miterlebt, den Bürgerkrieg und die Spaltung Englands. Seitdem seine Familie vor der Zusammenlegung Europas zum Kontinentalstaat ins Vereinigte Königreich geflohen war, schrieb dieses Haus die Geschichte mit. Hendel wusste, dass sein Lokal nicht der einzige Anlaufpunkt in London war, und er unterhielt ein gepflegtes Netzwerk mit seinen Kollegen. Niemand hatte es je festgeschrieben, aber die Räume des toten Briefkastens waren neutrale Zufluchtsorte. Staatenlose Flecken auf den Stadtplänen, wenn man es so wollte.

Die Silvestertage waren eine von mehreren Feierlichkeiten, zu denen das Deutsche Viertel seine Tore zu jeder Stunde geöffnet ließ. Ein anstrengendes Geschäft, wenngleich auch ein über die Maßen lukratives. Das alljährliche Straßenfest gehörte zu den Veranstaltungen, an denen Izhak Hendel neben der klingelnden Kasse vor allem des guten Tones wegen teilnahm. Seine Stammgäste brachten sein Auskommen auf angenehme Art und Weise ein, aber sich als einziger Nachbar nicht an der örtlichen Gaudi zu beteiligen, wäre wie ein Schlag vor den Kopf gewesen. Seitdem das Fest vorüber war, verkehrte hier zum überwiegenden Teil wieder die alteingesessene Kundschaft, und das Geschäft war ruhiger geworden. Der altbewährte Fluss hatte sich wieder eingestellt; Tag und Nacht existierten nicht mehr, nur der Feiertag und der Schichtwechsel.

Hendel ließ den Blick über die Köpfe seiner Gäste schweifen. In den letzten Wochen war sein Haus zu jeder Tages- und Nachtzeit gut besucht gewesen; erfahrungsgemäß war dies ein Zeichen dafür, dass der nächste größere Zusammenstoß bevorstand. Seit einiger Zeit vergab Hendel die Schlüssel für die Hinterzimmer mehrmals täglich. Söldner und Gardisten rotteten sich zusammen. In geschlossener Gesellschaft wurden stündlich legitime und noch öfter illegitime Konferenzen abgehalten, während die Kundschaft im Schankraum mit konsequenter Gelassenheit weghörte. Der Wirt war sich sicher: Der einzige Grund, weshalb die Regierungen Häuser wie seines duldeten, war, dass sie gelernt hatten, sie mitzubenutzen.

Eine Bewegung gegen das gemäßigte Treiben ließ Hendel innehalten. Inmitten der Gäste tauchte ein junger Mann auf. Mitgenommen sah er aus, aber fest entschlossen. Für bekannte Gesichter hatte er nur ein Nicken und ein knappes »Morgen« übrig. Raschen Schrittes durchquerte seine ausgefranste Erscheinung den Schankraum in Richtung des Tresens.

Der Wirt verkniff sich eine gutväterliche Floskel und lächelte matt, als Urian Adlard vor ihm zum Stehen kam.

»Dieser Tage scheinen Sie gefragt zu sein«, sagte er beiläufig. »Käffchen?«

Urian spürte, dass er unwillkürlich zu grinsen begann. »Später vielleicht«, erwiderte er und wandte sich dem Flur hinter dem Schankraum zu.

Auf diese Auskunft hatte er seit dem vorigen Mittag gewartet. Lestards Nachricht an Charlotte vom Vorabend war nicht mehr gewesen als ein ungeplanter Zwischenfall: der Brief in seinem Fach, nur eine Finte; der Weg über Dritte, weil Charlotte mit ihm verkehrte und sich der von Lord Belzac auferlegten Ausgangssperre zu unterwerfen hatte. Urian schauderte beim Gedanken daran, in welch kurzer Zeit Lestard Informationen sammelte und evaluierte.

Und darauf reagierte.

Mit einem herrischen Kopfrucken zwang Urian sich zur Konzentration. Der Brief, den er eigentlich wollte, musste ein Wachssiegel tragen. Dolch und Schlüssel.

Er wartete auf Antwort von Phinæus Sheldon. Eigentlich, dachte er, schon viel zu lange. Der atlantinische Präsident verfügte über einen ganzen Stab Boten. So schwer er persönlich ausfindig zu machen war, so leicht war es üblicherweise, als Bekannter mit ihm über den toten Briefkasten in Schriftwechsel zu treten. Wer auch immer seinerzeit dieses System eingeführt hatte, Urian dankte ihm im Stillen dafür.

Mit klopfendem Herzen schloss er sein Postfach auf.

Und erstarrte.

Inmitten dunkelroter Wachssplitter lag ein winziger Zettel, in vertraut geschwungener Handschrift mit nur einer Zeile beschrieben.
 

Du bist unverbesserlich.
 

Urian sackte innerlich zusammen. Seine Hand glitt von dem Schlüssel ab. Er musste sich zusammenreißen, damit ihm nicht die Beine nachgaben.

Mit fahrigen Bewegungen angelte er den Zettel und die Wachsreste aus seinem Fach. Normalerweise kam es nicht vor, dass Nachrichten des toten Briefkastens abgefangen wurden. Selbst die Garde verlangte nur im Zweifelsfall Einsicht in den Schriftverkehr. Urian knetete einen der Splitter zwischen den Fingerkuppen. Mit seiner Anfrage an Phinæus musste er Lestard gründlich ins Handwerk gepfuscht haben. Dies hier war die letzte Warnung, dessen war er sich sicher.

Ein Frösteln überlief ihn. Es war an der Zeit, sich einzugestehen, dass er in diesem Spiel verloren hatte.

Die Auskunft des atlantinischen Präsidenten hätte ihn von jedem Verdacht reingewaschen, den Lord Belzac oder der Inquisitor gegen ihn hegen mochten. Tatsächlich wäre sie Gold wert gewesen. Zeugnis seiner persönlichen Unbedarftheit. Eine dezente Ermahnung, sich in atlantinische Geschäfte nicht einzumischen.

Oder das genaue Gegenteil.

Dieser Gedanke ließ ihn stocken: Das war alles andere als Nichts.

Urians Atmung beschleunigte sich. Der Schlag auf die Finger, den Lestard ihm versetzt hatte, hatte ihm zugleich eine ungemein wichtige Information geliefert.

Phinæus Sheldon hatte, seitdem Atlantis ins Leben gerufen worden war, nie Interesse an einer direkten Herausforderung der Behörden gehabt. Dass Lestard den Kontakt zwischen ihm und Urian unterbinden wollte – nein, dass die Antwort für den Princeps überhaupt von Interesse war, bedeutete im Endeffekt nichts anderes, als dass Phinæus an seinen Aktivitäten nicht beteiligt sein konnte. Mehr noch: dass er womöglich gar nicht eingeweiht war. Sollte dies der Fall sein, dann musste Lestard sein Eingreifen fürchten und es um jeden Preis verhindern wollen. Und anders als bei Urian, hatte er es bei Phinæus offensichtlich nicht gewagt, dessen Postfach zu sabotieren. Mit wem auch immer er und Jean Laval kooperierten, sie genossen nicht die Rückendeckung ihrer Organisation.

Und schlussendlich belegte Lestards Reaktion auch, dass er, Urian, nicht in seine Pläne verwickelt war. Der Princeps misstraute ihm. Was auch immer Phinæus ihm geantwortet hatte – Lestard hatte vorgesorgt, damit Urian es nicht in die falschen Hände gab.

In Charlottes Hände. Und über sie zwangsläufig weiter an Lord Belzac.

Urian spürte, wie sich eine tiefe Ruhe in ihm ausbreitete. Der Schock wich einem regelrechten Hochgefühl. Leichtfüßig kehrte er zum Schankraum zurück. Er hatte, was er brauchte. Wenn er diese Information weitergab, war er aus dem Schneider.

Hendel erblickte ihn, noch bevor er den Tresen erreicht hatte. »Das Gesicht sieht nach Sieg aus«, stellte der Wirt fest.

Urian schenkte ihm ein Grinsen und legte eine Fünfpfundnote auf die Theke. Er war in Feierlaune. »Ich würde gerne auf den Kaffee zurückkommen. Und ich muss euer Telefon benutzen.«

Ein zufriedenes Lächeln spielte um Hendels Lippen. »Jederzeit«, sagte er und reichte Urian das Wechselgeld. »Kaffee kommt sofort.«

Urian schaute dem Wirt nach, der an der gewaltigen Kaffeemaschine zu hantieren begann. Ein unbezahlbares Monstrum, ausgestattet mit drei Hähnen, verkleidet mit gebürstetem Aluminium. Im Deutschen Viertel gab es, so sagte man, den besten Kaffee Londons. Urian hatte den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung niemals überprüft. Und wenn er gewollt hätte, dann hätte ihm sein leerer Geldbeutel entgegengegähnt. Tatsache war: Der Kaffee hier schmeckte. Und er hatte seinen Preis. Als Urian hörte, wie sich das Geräusch der Kaffeemühle unter die Stimmen der Gäste mischte, ließ er sich auf den nächstbesten Barhocker sinken und öffnete die oberen Knöpfe seiner Jacke. Wann war er zuletzt nur auf ein Getränk hier gewesen? Und zwar eines, zu dem man ihn nicht großzügiger Weise eingeladen hätte. Im letzten Oktober, als er vor Lestard geprahlt hatte, diesmal würde sein Ausreiseantrag angenommen? Nein, rief er sich ins Gedächtnis. Damals hatte der Princeps bezahlt.

Urian seufzte. Er konnte sich nicht erinnern. Seine Finger spielten mit den Münzen in seiner Hand. Er ließ sie sachte auf die blankpolierte Holzplatte des Tresens klappern und beobachtete, wie sie in seinem Schatten flackernde Reflexionen auf die Maserung warfen.

Dann sah er den zweiten Schatten über seiner Schulter.

Urian rutschte das Herz in die Hose. Er fuhr auf dem Absatz herum – da traf ihn die Faust.

Ächzend sackte er auf dem Hocker zusammen, das Gesicht in den Händen vergraben.

»Oh, das wollte ich nicht«, sagte eine Männerstimme, die das Gelächter kaum zurückhalten konnte. »Was drehst du dich auch so schnell um?«

»Wie ungeschickt von mir«, stöhnte Urian und betastete seine Augenbraue. Der Schlag hatte gesessen. Vermutlich würde er sogar seine Gesichtshälften einander wieder angleichen: links die Platzwunde, rechts das Hämatom.

Urian ließ die Hände sinken und hob den Kopf. Um ihn herum waren die Gespräche schlagartig verstummt. Dafür, so stellte er fest, war er der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit. Als die Leute sahen, dass er ihre Blicke erwiderte, schlugen sie die Augen nieder.

Mit einem flauen Gefühl im Magen wandte er sich um, nur um im nächsten Moment mitten in der Bewegung zu erstarren.

Das erste, worauf sein Blick fiel, waren die Schusswaffe und das Paar Tonfas, die an einem ledernen Waffengurt hingen. Zwei glänzende Knopfreihen zogen sich über den schweren, dunkelblauen Stoff einer Uniform. Urian folgte ihnen mit den Augen aufwärts, über Absatznähte und ein ganzes Arsenal von Rangabzeichen hinweg. Je höher er kam, desto mehr spürte er sich selbst auf dem Hocker schrumpfen. In dieser Ehrfurcht gebietenden Uniform steckte ein noch mehr Ehrfurcht gebietender Hüne.

Urians Mund fühlte sich staubtrocken an. Mit einer Mischung aus Schreck und Faszination beobachtete er, wie sich über ihm das Gesicht eines Mannes in den Vierzigern vor lauter Schalk verjüngte, bis er einem Schuljungen glich, dem ein vortrefflicher Streich geglückt war.

»Morgen, Urian«, sagte der Hauptmann der Garde.

»Jorrin«, stieß Urian lahm hervor.

Sein Gegenüber stützte sich mit einem Ellenbogen auf dem Tresen ab und nickte zwinkernd in Richtung der anderen Gäste. »Sind wir wieder unter die ehrlichen Häute gegangen?«

Urian zwang sich, der Geste des Hauptmanns nicht mit dem Blick zu folgen. »Und du, ziehst du mir meine ehrliche Haut jetzt ab?«

Jorrin de Rijk lachte. »Nicht in diesen Wänden.«

Urian rang sich ein Lächeln ab. Zu seiner Erleichterung kam just in dem Moment Izhak Hendel mit seinem Kaffee zurück, sodass er sich um einen Kommentar drücken konnte.

»Morgen, Herr Gardehauptmann!«, sagte der Wirt beschwingt. »So hochoffiziell trifft man Sie selten.«

»Ich mache nur einen Abstecher.« Jorrin blinzelte Urian neckisch zu, bevor er sich ganz Hendel zuwandte. »Bin bald wieder weg, keine Sorge.«

Urian ließ die beiden Männer plaudern, kauerte sich auf seinem Hocker zusammen und nippte an dem Kaffee. Verstohlen suchte er mit den Augen den Schankraum ab. Kein weiterer Gardist war zu sehen, aber einige Gäste beobachteten ihn immer noch argwöhnisch.

»Was kann ich Ihnen bringen?«, hörte er Hendel in dem Moment fragen.

Jorrin warf einen schnellen Blick auf Urians Tasse. »Das Gleiche, bitte.«

Hendel zögerte einen Moment, dann entfernte er sich raschen Schrittes. Urian sah seine Felle davonschwimmen.

»Du siehst erschöpft aus«, stellte Jorrin fest. »Lange Nacht gehabt?«

»Silvester«, murmelte Urian zwischen zwei Schlucken Kaffee.

»Natürlich.« Jorrin grinste. »London im Rausch. Hier soll wieder viel ziviles Volk unterwegs gewesen sein. Warst du auch da?«

»Nicht lange.« Urian ließ seinen Blick über die Köpfe der anderen Gäste schweifen: Fürs Erste hatten sie sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten zugewandt. »Du weißt, wie ich zu Menschenmengen stehe.«

»Ah, immer noch das alte Leiden, was?« Der Hauptmann zog sich nach kurzem Umsehen einen Aschenbecher heran und angelte eine Schachtel Zigaretten aus der Rocktasche. »Kann ich dir damit was Gutes tun?«, fragte er und streckte Urian die offene Packung hin.

Urian schüttelte dankend den Kopf und nahm einen weiteren Schluck Kaffee.

»Hast du aufgehört?«

Als Urian bloß in seine Tasse lächelte, zuckte Jorrin die Achseln und zündete sich eine Zigarette an. »Man sieht dich immer alleine herumziehen. Was machen Frau und Kinder?«

Urian zwang sich, die Tasse endlich einmal abzustellen. »Welche Frau? Welche Kinder?«

Jorrin schnaubte amüsiert. »Urian Adlard. Der ewige Eigenbrötler.« Er nahm einen weiteren Zug, wandte sich dem Wirt zu, der den Kaffee brachte, und reichte ihm einen Schein. »Danke, mein Freund. Der Rest ist Trinkgeld.«

Urian beobachtete, wie Hendel überrascht die Augenbrauen hochzog und sich ebenso schelmisch wie geehrt vor dem Hauptmann verneigte, um die beiden dann endgültig allein zu lassen.

»Also, Urian.« Jorrin schnippte Asche in den Aschenbecher. »Immer noch keine gute Partie in Aussicht?«

Urian starrte auf die glühende Zigarettenspitze. »Um ehrlich zu sein, habe ich dafür im Moment keinen Kopf.«

»Bis zum Hals in Arbeit?«

Urian nippte an seinem Kaffee.

Jorrins Miene verdüsterte sich. »Ist es wegen Mireille?«

Urian nickte stumm, dankbar für diese Ausflucht, die nicht einmal gelogen war.

Jorrin seufzte und ließ sich auf einem Hocker neben ihm nieder. »Die Krankheit nagt sehr an ihr, was?«

Urians Finger glitten fahrig über den Tassenrand. »Im Moment sieht es wieder recht gut aus«, gab er zu. »Aber das kann sich jeden Tag ändern.«

»Sie ist eine Kämpfernatur«, erwiderte Jorrin. »Sie wird es schon packen.«

Urian zwang sich zu einem tapferen Lächeln. Zumindest hoffte er, dass es eher tapfer als verbissen wirkte.

Jorrin klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und nahm zum ersten Mal einen Schluck von seinem Kaffee. »Eben sahst du ganz glücklich aus«, meinte er. »Was gab es zu feiern, bevor ich dich halb niedergestreckt habe?«

Urian zuckte die Achseln. »Ich habe einen guten Job gemacht.«

Da lachte der Hauptmann auf. »Ah, die mageren Zeiten sind vorbei, was?«

Urian fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. »Das wird sich zeigen.«

»Meine Güte, du hast genug Optimismus, um ein Dutzend Todgeweihte in Seligkeit vergehen zu lassen.« Jorrin schüttelte den Kopf. »Weißt du, was dein Problem ist?«

»Klär mich auf.«

Jorrin musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen und zeigte mit der Zigarette auf ihn, bevor er sie im Aschenbecher ausdrückte. »Dir fällt hier die Decke auf den Kopf«, erklärte er. »Du solltest mal raus aus London. Was Anderes sehen. Einen Urlaubsflirt haben.«

Urian verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen. »Das Gleiche hat mein Arzt auch gesagt.«

»Guter Mann«, befand Jorrin und wandte sich nun ausgiebiger seiner Kaffeetasse zu. »Wir fahren diesen Sommer auch endlich mal wieder weg. Und zum ersten Mal ganz ohne Kinder.«

Urian hob die Augenbrauen. Er wusste, dass der Hauptmann zwei Töchter hatte. Zuletzt hatte er sie vor genau einem Jahr in Begleitung ihrer Eltern auf dem Silvesterfest hier in Camden gesehen. Wenn er sich recht erinnerte, war das ältere der beiden Mädchen ungefähr im selben Alter wie Charlottes Sohn.

»Und wohin geht es?«

Urian fragte aus reiner Höflichkeit. Wenn Jorrin das bemerkte, überspielte er es gekonnt. »Alexandria, mein Freund«, verkündete er verschwörerisch und lehnte sich mit leisem Lachen auf seinem Hocker zurück. »Was sagt man dazu: Da macht der Hauptmann der Garde mit seiner Frau Urlaub in verdienter Zweisamkeit – und wo fährt er hin? In die Stadt, in der die Congregatio ihr Hauptarchiv hat.«

Erneut ließ Urian ihm ein Lächeln zuteilwerden. »Die Arbeit verfolgt dich.«

»So weit lasse ich es nicht kommen.« Jorrin streckte den Arm zu einer ausladenden Geste aus. »Wir haben ein Landhaus gemietet. Auf der einen Seite liegt die Stadt, auf der anderen das Meer. Das wird eine Zeit purer Entspannung. Wir tun nur, wonach uns der Sinn steht.« Er bleckte vergnügt die Zähne. »Romantisch, was?«

Gegen seinen Willen musste Urian das Grinsen erwidern. »Absolut«, sagte er und ließ den Hauptmann weiter von den geplanten Ferien erzählen, ohne ernsthaft hinzuhören. Stattdessen versenkte er sich endgültig in den Geschmack seines Kaffees und in seine Überlegungen, wie er Jorrin am gescheitesten abwimmeln konnte. Lord Belzac würde früher oder später wieder bei Charlotte auflaufen. Idealerweise wollte Urian sie zu dem Zeitpunkt bereits eingeweiht haben. Sein Blick ruhte auf dem kabellosen Telefon, das neben der Kasse stand. Fast in Reichweite. Bisher war es gut gelaufen, aber jetzt musste er schleunigst zusehen, dass er den Hauptmann loswurde. Zwar hatte er noch ein wenig Geld in der Tasche, aber er konnte sich weit bessere Investitionen vorstellen als noch mehr Kaffee, bloß um den Schein zu wahren. Urian bemerkte, dass seine Fingerkuppen ungeduldig gegen das Porzellan in seinen Händen trommelten, und packte fester zu. Mittlerweile musste er die Tasse fast waagerecht kippen, um noch an Kaffee zu kommen.

In diesem Moment schlug Jorrin ihm herzhaft auf die Schulter. Urian spuckte den Schluck in die Tasse zurück und beugte sich hustend über den Tresen.

Jorrin brach in Gelächter aus, das sowohl seiner Anekdote, als auch Urian gelten mochte. »Ich sag dir: Töchter! Als Vater hast du keine Chance. Sie wickeln dich immer wieder um den Finger.«

Urian räusperte sich und warf dem Hauptmann einen Seitenblick zu. »Wir haben wohl einen guten Start ins neue Jahr gehabt«, brachte er hervor.

Jorrin zwinkerte ihm zu. »Und es verspricht auch, gut weiterzugehen.«

Urian stürzte den Rest Kaffee in einem Zug hinunter. Der Hauptmann schien sich regelrecht an ihm festgesaugt zu haben. Charlotte hier zu kontaktieren, war ein Ding der Unmöglichkeit. Ein paar Straßenzüge weiter gab es eine Telefonzelle, die er benutzen konnte. Urian stellte seine Tasse ab und erhob sich von dem Hocker. Ein wenig trauerte er dem Geld nach, das er Hendel für die Benutzung des Telefons bereits gezahlt hatte, aber noch länger wollte er nicht warten.

Bevor er überhaupt ein Wort des Abschieds über die Lippen bringen konnte, fasste Jorrin abermals nach seiner Schulter. »Willst du noch einen?« Mit der freien Hand zeigte der Hauptmann auf seine leere Tasse.

Urian schüttelte dankend den Kopf.

»Komm schon, ich lade dich ein!«

»Ich würde gerne. Aber ich muss wieder los.« Urian schüttelte die Hand ab und machte sich daran, seine Jacke zuzuknöpfen.

Jorrin erwiderte nichts.

Als der Hauptmann schweigsam blieb, fiel Urian auf, dass es im Schankraum abermals still wurde. Mit betont trotziger Miene sah er auf, um sich den Blicken der Leute zu stellen, und bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Jorrin ihn scharf beobachtete. Jede Spur eines Lächelns war von den Zügen des Hauptmanns abgefallen.

»Dann ist dies der Moment«, sagte er ernst, »wo ich dich bitten muss, mit mir nach draußen zu kommen.«

Urian spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Die Blicke der Leute bohrten sich in seinen Rücken. Er setzte zu sprechen an, aber die Stimme versagte ihm und er brachte nur einen kehligen Laut heraus. Mit aufgerissenen Augen starrte er den Hauptmann der Garde an und schluckte.

Jorrin klopfte ihm auf die Schulter; eine halb kameradschaftliche, halb fordernde Geste. »Komm.«

Urian hielt sich aufrecht, den Blick beständig auf Jorrins Hinterkopf gerichtet, und mied den Augenkontakt mit den anderen Gästen, während er dem Hauptmann mit steifen Schritten durch die Mitte des Schankraums zur Tür folgte. Auf den Treppenstufen am Eingang wurden seine Beine bleischwer. Jorrin stieß die Holztür auf und wartete im Türsturz, um Urian vorbeizulassen. Tageslicht sickerte die Stufen hinab in den Schankraum; Urian kniff unter der plötzlichen Helligkeit die Augen zusammen.

Als er sich an das Licht gewöhnt hatte, sah er sich drei Gardisten gegenüber, die neben dem Eingang Stellung bezogen hatten. Sie waren nicht einmal so alt wie er, Mitte Zwanzig, wenn er großzügig schätzte. Und sie besaßen die Abgebrühtheit, ihn völlig ausdruckslos anzustarren. Urian biss die Zähne zusammen.

Hinter ihm fiel die Tür des Wirtshauses ins Schloss. Jorrin de Rijk ging mit ausladenden Schritten an ihm vorbei und nickte einem der drei Jungspunde zu. Urian zwang sich zur Ruhe, als der beauftragte Gardist hinter ihn trat und seinen Arm ergriff. Er hörte Metall klirren. Gleich darauf spürte er, wie sich das kalte Eisen der Handschellen um seine Handgelenke schloss.

»Urian Adlard«, sagte der Hauptmann der Garde. Sein Tonfall war jetzt offiziell; die Kameradschaft, die sie im Deutschen Viertel gepflegt hatten, existierte hier draußen nicht. »Sie sind vorläufig festgenommen im Auftrag des Ersten Sekretärs.«

Urian schüttelte mit gesenktem Blick den Kopf. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die beiden verbliebenen Gardisten zu seiner Linken und zu seiner Rechten Stellung bezogen. Keiner von ihnen legte Hand an ihn.

»Kommen Sie«, sagte der Gardist, der hinter ihm stand. Urian setzte sich in Bewegung, sorgsam darauf bedacht, sich nicht dem Gleichschritt der Soldaten anzupassen. Er wandte sich noch einmal zu Jorrin um, doch der machte keine Anstalten, sich ihnen anzuschließen. Stattdessen lehnte der Gardehauptmann an der Mauer der Schankstube und erwiderte seinen Blick gelassen. Seine Aufgabe hier war noch nicht beendet.

Der junge Gardist hinter ihm legte ihm die Hand auf die Schulter und schob ihn vorwärts; eine unmissverständliche Geste. Urian wandte sich wieder nach vorn. Die Menschen auf der Straße warfen ihnen erstaunte Blicke zu; einige blieben stehen, um das Schauspiel zu verfolgen, andere sahen peinlich berührt weg oder beschleunigten ihre Schritte.

Urian musterte die Uniform des Gardisten, der rechts von ihm ging. In seiner momentanen Verfassung musste er sich inmitten dieser gestriegelten Lackaffen wie der hinterletzte Lump ausnehmen. Ein verwahrloster Penner, am Neujahrsmorgen in irgendeiner Spelunke aufgegabelt und abgeführt von der erlesenen Garde des Ersten Sekretärs höchstpersönlich. Eine gestrandete Seele, zur Schau gestellt inmitten dreier vielversprechender Jungoffiziere, die allesamt in eine schillernde Zukunft blickten. Na, der Saufkopf würde es mit Bestimmtheit verdient haben.

Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf Urians Gesicht. Das neue Jahr wurde immer besser.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
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Von:  _Myori_
2011-11-12T10:37:49+00:00 12.11.2011 11:37
mir ist das herz ebenso in die hose gerutscht wie urian, als die stimmung seines gesprächs mit jorrin so krass gekippt ist- ich hatte echt die hoffung gehabt, dass urian da noch heile aus der sache rauskommt... tja, pustekuchen uu"
aber sehr spannendes kapitel!
Von:  SakuraxChazz
2011-07-15T15:08:37+00:00 15.07.2011 17:08
Urian musterte die Uniform des Gardisten, der rechts von ihm ging. In seiner momentanen Verfassung musste er sich inmitten dieser gestriegelten Lackaffen wie der hinterletzte Lump ausnehmen.
Ich versteh den letzten Satz irgendwie nicht... Ich will da immer aussehen lesen, was in dem Satzbau auch keinen Sinn ergibt... Vielleicht kannst du mich ja mal bei Gelegenheit darüber auklären^^

Und ich finde das Kapitel echt klasse^^ Die Idee mit dem toten Briefkasten in dem Wirtshaus. Genial. Und Lestard kam ja auch wieder irgendwie vor. Was der Kerl alles weiß. Und verstößt sowas denn nicht eigentlich gegen das Postgeheimnis? Aber immerhin hat Urian jetzt den vollen Durchblick und könnte glücklich sein. Wenn nicht Rijk gewesen wäre.. Oder Jorrun.. Ich stolper ständig über diesen Namen wenn ich ihn lesen will... Ich hab keine Ahnung ob ich ihn richtig ausspreche wenn ich denke.. <.< Das hört sich jetzt an.. Also wenn ich still lese, hoffe ich das ich ihn im Kopf richtig ausspreche. Aber das ist definitiv ein Teil der Story, den ich dann nur kurz erläutern würde. Einfach weil ich den Namen nicht gescheit aussprechen kann. Freut sich meine Mum. Ich will ja noch immer, das sie sich das mal ansieht. Aber Computer sind halt nicht ihr Ding. Ich würde ja alles ausdrucken, aber dafür fehlt mir im Moment die Zeit und die Erlaubnis. Auch wenn bis jetzt hier noch nirgends ein Wächter oder ähnliches installiert wurde, damit man nicht alles kopieren kann. Aber bei sowas frag ich lieber erstmal^^ Mach ich dann später. Erstmal hat meine mum ja noch genug anderes.
Und ich muss mich ja noch auf das letzte Kapitel stürzen. Wenn das auch so toll ist, bin ich schneller durch als ich dachte^^ Ich hab noch eine Stunde Zeit.. das schaff ich bestimt! Muss ich einfach!
Und Urian wird abgeführt T.T Was hat er denn so wahnsinnig schlimmes getan? Wehe die Foltern den oder ähnliches. Er leidet doch schon so genug. Und schade das er und Yuriy sich nicht beim Arzt getroffen hatten. Da war er ja gerade früh genug.

LG Saku^^
Von: abgemeldet
2011-05-15T10:21:12+00:00 15.05.2011 12:21
Man... mir war so klar, dass dieser Jorrin irgendwas vor hat. Der war ja mal viel zu freundlich und tauchte natürlich auch ganz passend in dem Moment auf, in welchem sich Urian ein bisschen sicher gefühlt hat.
Klasse... echt klasse, meine Liebe. Du bist doch doof. >o<
Aber ich auch. *lol*
Hab ganz schön lange für den Kommie gebraucht, dabei hab ich das Kapitel ja einige Male gelesen, aber naja... ich bin manchmal auch unverbesserlich. Allerdings hab ich das noch nicht auf so einem tollen, handgeschriebenen Zettel stehen gehabt. Ist vielleicht auch besser so, wenn man bedenkt, was für Rattenschwänze solche Nachrichten nach sich ziehen können.
Ja, ja... so ist das hier.
Anfangs war ich ein wenig verwirrt, weil Urians Gedankengänge wirklich temporeich geschildert waren, aber solange er zu einem ihn beruhigenden Ergebnis gekommen ist, ist doch alles in Butter.
Aber dieser doofe Jorrin (nein... eigentlich war... ist er mir trotzdem noch halbwegs sympathisch) musste ja alles zunichte machen. Nee, nee, nee... bin ja gespannt, wie lange die beiden es noch miteinander ausgehalten hätten, hätte sich Urian noch einen Kaffee bestellt...
Und noch einen, und noch einen... und dann vielleicht noch eine Zigarette...
Da hätten sich die Leute draußen aber schön die Beine in den Bauch gestanden...
Lustige Vorstellung...

Aber was ich eigentlich noch sagen wollte. Schöne Beschreibung von Urians körperlichen und auch geistlichen Zustand am Anfang. Der ist doch mal voll ein Wrack. Hätt er Yu mal nicht so viele von seinen Tabletten gegeben. Leichtsinn kann manchmal tödlich enden. Oder eben... so taumelig wie hier. Ich war auch ein wenin im taumeln, weil ich mir nicht gleich vorstellen konnte, wo er in der Bahn eigentlich sitzt, aber dann bin ich nach reichlicher Überlegung doch zu dem Schluss gekommen, dass er wohl seitlich sitzt. Wie sonst sollte man sich selbst mustern können... so zwischen zwei Köpfen hindurch am Fenster...
Blubb und bla... muss ziemlich dreckig gewesen sein das Fenster, wo ihm die Dreckspuren aufgefallen sind, obwohl er doch sich selbst angeglotzt hat. XD
Ja, ja... die Details wieder...
*drauf rumhack hack*
Was noch?
Ach ja... Faraday hat voll und ganz recht. Urian nimmt sich viel zu viel vor und viel zu viel zu Herzen und versinkt noch im Trubel von gedanklicher Anarchie... so ohne jegliche Ordnung im Hirn. Der arme Kerl. Aber das wird schon wieder.

Und was ist eigentlich ein toter Briefkasten?
Also bei mir haben Briefkästen noch nie gelebt. Also nicht offensichtlich zumindest. oO
Die Beschreibung von Urians Optimismus ist auch nicht schlecht. Todweihete in Seligkeit...
Fische fröhlich blubbern in der Wüste...
o.o
Ja...
Mehr Bockmist fällt mir nicht ein. Urian tut mir leid. Der kriegt echt dauernd das Nudelholz übern Nischl. Der sollte sich wirklich mal ne Frau zulegen. Eindeutig. Der Junge braucht mal was anderes als den Stress. XD

lg Rej
Von:  -Zoria-
2011-04-08T19:18:24+00:00 08.04.2011 21:18
So, jetzt bin ich vorerst fertig. 10 Kapitel am Stück gelesen, ich muss sagen, mir schwirrt ganz schön der Kopf.
Sämtliche Zusammenhänge zwischen allen Figuren und was sie wollen und wer oder wie sie sind, sind mir noch nicht klar. Aber es wird besser.
Zwei Dinge mag ich ganz besonders:
Die Parallelwelt, die du erschaffen hast, glaubhaft, so "normal", dass du nicht ständig ausschweifend erklären musst aber auch so außergewöhnlich, dass es immer wieder interessant ist. Sollte dir mal langweilig sein, dann mach uns doch einen kleinen Geschichtsexkurs, und erklär kurz, was die Spaltung/der Bürgerkrieg bedeuten und sonstige allgemeine Informationen, die du für wichtig hältst :)
Die Namen. Mir fällt es immer schwer, mir Namen auszudenken. Deine gefallen mir alle sehr und passen auch zu den Figuren. Bloß bei Lestard bin ich ein bisschen skeptisch. Zu nahe an Lestat aus Interview mit einem Vampir, und der letzte an den ich in diesem Zusammenhang denken will ist Tom Cruise...
Übrigens mag ich auch die teilweise sehr schwulstigen Ausdrücke, über die sich Rej ab und zu mokiert ;) Hauptsache sie sind sparsam gesät und passen ins Gesamtbild.

Ich freue mich auf mehr. Obwohl es mir sicher sehr, sehr schwer fallen wird jetzt immer einen Monat zu warten, wo ich bin hierher alles in einem Rutsch durchlesen konnte^^

Hochachtungsvolle Grüße :)
Rosina
Von:  SamAzo
2011-03-12T01:03:46+00:00 12.03.2011 02:03
>Was sagen die Tabletten?<
Nun, was sagen die so... für gewöhnlich?
Meine sind immer sehr schweigsam. Es sei denn, ich verleihe ihnen eine Stimme: 'Nein, nehm mich nicht... Ich hab Frau und Kinder...'

Urians neues Jahr fängt mal ganz und gar nicht gut an.
Wenn es in dem Tempo weiter geht, hat er weniger als eine Woche zu leben...
Und das fänd ich gar nicht toll. Also lass dem Guten mal etwas Ruhe...
Wobei... wie ist es in so einer Congregatio Zelle?
Haben dir überhaupt welche?
Wie verhören die einen?
Mei mei mei...
Da bahnt sich ja noch viel mehr Spaß an.

(PS: Zu wenig Lestard in diesem Kapitel!)


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