Zum Inhalt der Seite

Break it down

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Die Luft war kalt. Die Stille raubte mir den Atem. Stille war nicht gut. Stille war nie gut. Mein Blick irrte durch die Dunkelheit, doch die Schatten lichteten sich nicht. Die Dunkelheit hatte mich fest im Griff. Nichts sehen, nichts sagen, nichts hören, nichts fühlen. Im Grunde hatte ich keine Möglichkeit festzustellen wo ich war. Ich erinnerte mich...aber das war alles. Was, wenn all das ein Traum war? Wie um die substanzlose Umgebung in der ich mich befand Lügen zu strafen, sah ich Bilder vor mir. Personen, die ich hätte kennen müssen...aber ich konnte keine Verbindung zu ihnen herstellen. Der Tower...aber nein...das war falsch. Alles. Der Tower war tot. Alles war tot. Diese Welt existierte nicht mehr. Es war, als hätte jemand einen Schleier beiseite gezogen, und da hinter die wahre Essenz meines Lebens, meiner Welt zum Vorschein gebracht, die Schatten, das ewige Nichts, das immer dahinter gelauert hatte. - Nein.
 

Nicht das Nichts. Das Pandämonium. Nicht jemand. Ich. Es war nicht möglich, dass...Verdammt, all diese Bilder! Ungelebt. Verschwendet. Lebensmittelverschwendung war schlecht. Andere hätten sich darüber gefreut. Ich spürte, wie sich meine Gedanken mehr und mehr verwirrten, es ging zu Ende. Das spürte ich. Das schmeckte ich. Das war alles, was real war. Weicher, vertrauter Wahnsinn erfüllte meinen Kopf. Aber...nein. Durfte...ich? Ich? Für einen kurzen Moment tauchte etwas aus den Tiefen meines Bewusstseins auf, wie aus braunem Schlamm, doch genauso schnell verschwand es wieder, ohne mich auch nur zu streifen. Ich. Andere hätten sich darüber gefreut. Ich hatte jemanden um ein Versprechen betrogen. Einen Schwur. Ich...Ich denke nicht, dass das nötig sein wird, Turk?
 

Bilder. Farben. Stimmen. Dieses Gesicht...war viel zu deutlich. Genauso wie die Stimme. Sie sollten verschwinden. Sie sollten alle verschwinden und mich in Ruhe lassen.

Es ist nötig, Sir.
 

Ja...Da war dieses Siegel. Er konnte es nicht brechen. Warum nicht? Er hatte nicht vor jemanden zu Schaden. Er wollte nur...

Hana.

Hana? Anscheinend. Jetzt legten sich die Bilder und Filmausschnitte ein aberwitziges Tempo vor, fast wie eine außer Kontrolle geratene Dias-Show. Und da war...Hana? Ja. Wer sie wohl war? Vor sehr langer Zeit hatte er es gewusst. Vielleicht.

Der Gedanke ließ die Bilder erlöschen, als hätte ich einen Lichtschalter gedrückt. Vielleicht. Ganz genau.

Und so ergab ich mich in die Dunkelheit. Dann kam das Licht.

Kapitel 1/1 Beyond the skies / No mercy

Ich lächelte. Fuck, ja, ich lächelte! Und genau dieser Gedanke war es, der mein Lächeln kollabieren ließ. Etwas desorientiert ließ ich mein Glas sinken und mein Blick glitt schnell und geübt durch den Raum. Alte Gewohnheit. Notwendiger als alles andere. Immerhin war ich noch am Leben, nicht wahr? Klar, und einen besseren Beweis gab es nicht. Ich war am Leben. - Oder zumindest atmete ich. Ein, aus. Yippieh.

... Was für ein Drama. Was für ein scheiß-verfickter erbärmlicher Tag. Was für ein scheiß-verfickter Job. Was für ein scheiß-verfickter Beleg dafür, dass ich zu viel Zeit mit Reno verbrachte. Was für ein scheiß-verficktes Leben.
 

Als es an meiner Tür klopfte stand ich schneller senkrecht als ich denken konnte. Und dann setzte ich mich wieder. Verwirrt runzelte ich die Stirn und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Merkwürdig. Ich kannte dieses Klopfen. Seit wann bitte tauchte er mitten in der Nacht bei mir auf? Während ich Urlaub hatte? Warum rief er mich nicht einfach an? Und viel wichtiger: Seit wann tauchte er überhaupt bei mir auf?

Hatte ich schon erwähnt, dass ich Urlaub hatte?
 

Langsam, aber dennoch ohne zu zögern stand ich wieder auf und pirschte mich an die Haustür heran. Von der Seite natürlich. Diese Tür würde niemals einem Kugelhagel standhalten. Warum hatte er überhaupt geklopft, anstatt die Klingel zu benutzen? Was, wenn ich mich geirrt hatte? Es konnte jemand anderes sein. Jemand, der nicht unbedingt zum Kartenspielen gekommen war.

Wow, langsam passte sich mein Humor seinem ja regelrecht an! Schon beängstigend...

Zaghaft streckte ich die Hand aus. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, ohne bestimmten Grund. Nur ein ungutes Gefühl. Dem ich für gewöhnlich trauen konnte. Natürlich. Einen Moment lang verharrte ich so, abwartend, lauschend, reglos... Warum zur Hölle kam nichts mehr? Er musste doch zumindest nochmal klopfen, damit ich... Unfug! Mit einem etwas schweinischen Fluch, den ich wenig überraschend auch von Reno hatte, riss ich unwirsch die Tür auf, auf alles gefasst. Nur nicht darauf, dass der Director des Departments of Investigation ShinRa, mir wortwörtlich in die Arme fiel. Er tränkte die weiße Bluse, die ich trug, mit Blut. Viel Blut.
 

In Ermangelung einer besseren Idee parkte ich ihn zuerst mal auf dem Sofa, auch wenn die Polster anschließend wohl ruiniert wären. Ich würde wie es aussah in nächster Zeit ohne hin nicht viel Zeit auf dem Sofa verbringen... Hey, das war eine ganz neue Art sich Arbeit mit nach Hause zu nehmen...

Reno, definitiv Reno. Wie es aussah brauchte ich den Abstand von all dem wirklich, um den Tseng mich gerade brachte.
 

Ohne zu zögern schälte ich ihn aus dem Jackett, dass er noch immer trug, und riss die Knopfleiste einfach auseinander, anstatt mich lange damit aufzuhalten. Konnte das ganze Zeug wirklich von ihm sein? Er sah aus, als hätte er in Blut gebadet, sein Hemd hatte keinen einzigen weißen Fleck mehr, aber das Rot war seltsam ausgewaschen, fast mehr rosa, seine Haare waren klitschnass und klebten an seiner schneeweißen Haut... Er hatte garantiert Blut verloren. Und war er ins Wasser gesprungen? Gefallen? Egal.
 

Nur leider war Tsengs Brust vollkommen in Ordnung, und hob und senkte sich überraschend kräftig, wie ich erleichtert feststellte. Ein, aus, und ich hatte noch Witze darüber gemacht.

Als ich eine Hand an seinen Rücken legte, um ihn umzudrehen, wusste ich woher sein Blut kam. Und als ich ihn auf den Bauch gelegt hatte, und das blutige Stück Stoff, dass schon an den Wunden klebte endgültig entfernte, wusste ich auch, warum es so viel war. Sein Rücken war ein Schlachtfeld. Ein. Verficktes. Schlachtfeld.

Es sah aus, als gäbe es kein Stück Haut mehr, das nicht aufgeplatzt war. Mein erster Gedanke war, dass das niemand mehr richten konnte. Mein Zweiter, dass es jemanden geben musste. Und Mein Dritter, und letzter, dass wir ein Problem hatten. Ein ziemlich großes. Denn es war keine Explosion gewesen, die seinen Rücken derart zerfetzt hatte, oder solche Sperenzchen. Das waren lange blutige Striemen, die nur eine Ursache haben konnten und es war wahrlich nicht schwer darauf zu kommen.

Tseng war ausgepeitscht worden. Standrechtlich. Professionell.

Und das, ja, das war in der Tat ein Problem.
 

Als der Arzt gegangen war - mit einer Menge Geld und einem unsichtbaren Todesurteil über seinem Kopf, für den Fall, dass er jemandem erzählte woher es kam. Er würde nicht reden. Der Mann arbeitete für sie, zumindest waren sie zweifellos seine größte Einnahmequelle und bisher war noch nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. - Kein Wunder. Wer posaunte schon rum, dass er für die Turks arbeitete? In Momenten wie diesen begriff ich, warum Tseng so auf unser Image pochte.

Tseng...

Verdammt, dieses Mal hatte es ihn hart erwischt, auch wenn er wohl zweifellos überleben würde, solange es keine Entzündung gab. Trotzdem gingen mir die Worte des Docs nicht aus dem Kopf. Überleben, ja... Die Blutung stoppen, sicher... Vielleicht sogar die Schmerzen, irgendwann... Aber die Narben loswerden? Keine Chance. Und das war wenig verwunderlich. Immerhin war von seinem Rücken nicht mehr viel übrig. Hackfleisch, wie die Reno-Stimme in meinem Kopf fröhlich erklärte, auf immer und ewig. Meine Güte, wenn das der Anfang von diesem Engelchen-Teufelchen Ding war, wo blieb dann mein zugewiesenes Engels-Ding? Eigentlich hätte mir das völlig egal sein sollen. Ich war ein Turk. Was interessierte mich das schon? Mich ging nur die Frage etwas an wie lange er ausfallen würde. Und das war sicher lange genug; auch der Doc hatte keinen Tipp abgeben wollen. Ich musste das hier melden. Dringend. Aber wem? Rufus? - Naja... Vermutlich. Reno? - Guter Scherz, dann müsste ich trotzdem entscheiden, was nun zu tun war, immerhin war ich unfreiwilliger Weise sein Boss, und unfreiwilliger Weise Zeuge von dem hier.
 

Seufz. Eindeutig. Seufz.
 

Das bedeutete dann wohl... Ich durfte mich bei meinem Boss melden. Im Urlaub. Und zwar nicht bei dem, der gerade in meinem Bett lag. Scheiße, ich musste mir diesen Zynismus abgewöhnen. Rufus in meinem Bett? Ich sah die Albträume schon kommen... Außerdem war das kein guter Gedanke, um ihn bei solchen Telefonaten im Hinterkopf zu haben, nicht nur, wenn es um Rufus ging, diese Sache war nicht gut. Gar nicht gut.
 

Die Stimme des Präsidenten bohrte sich in meinen Kopf, während ich unruhig neben dem Bett auf und ab tigerte. “Nein, Sir, ich habe keine Ahnung was passiert ist. Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzten sollte er - Ja, Sir. Ja... Ja.” Seufzend beendete ich das Gespräch. Dieser Mann brachte mich noch an den Rand des Wahnsinns! Alle Männer!

Schweigend musterte ich Tsengs blasses Gesicht. Auf was für einer Mission er wohl gewesen war? Das hätte jeden von uns erwischen können...

Aber nein, es erwischte ihn. Als ob er sonst keine Sorgen hätte... Ich schmunzelte. Wir alle hatten unsere kleinen Probleme, das war wohl normal, und das nicht nur für Turks. Mein Mitleid hätte ihm vermutlich ohnehin nicht geschmeckt. Nicht Tseng. Nicht... hatte er sich gerade bewegt? Überrascht ließ ich mich neben dem Bett in die Hocke sinken und beobachtete jede Regung seines Gesichts. Er war dabei aufzuwachen. Entweder das, ohne pessimistisch wirken zu wollen, oder die Schmerzen verfolgten ihn bis in seine Träume. Ich konnte ihn gut genug einschätzen, um die fest zusammengepressten Kiefer zu bemerken, oder die angespannten Muskeln, die den Schmerzen sicherlich keine Linderung verschafften. Deshalb war ich auch nicht überrascht, als er mit einem mal die Augen aufschlug. Erleichtert, ja. Aber nicht überrascht.

Einige endlose Atemzüge lang schien sein Blick mitten durch mich hindurch zu gehen, dann hob sich der unsichtbare Schleier über seinen hellbraunen Augen und er sah mich an. Sprachlos, wie es schien. Fast befürchtete ich, er würde wieder ohnmächtig werden, dann holte er Luft und flüsterte so leise, dass ich Probleme hatte ihn zu verstehen: “Schließ die Tür ab. Jetzt.”

Kapitel 1/2 Beyond the skies / Disfunctional

Irgendetwas stimmte nicht an diesem Abend. Reno hatte mich in eine Bar genötigt. So weit war alles normal. Wir hatten schon ein paar Stunden in entsprechender Bar und mein Partner war gerade mit einer entzückenden Blondine in kaugummirosa Bustier verschwunden. Herzlichen Glückwunsch. Aber auch das war nicht überraschend gekommen.

Als ich mein PHS aus der Tasche zog, um einen Blick auf die Uhr zu werfen - aus Gewohnheit nur, ich würde ohnehin nicht ohne Reno gehen, und er mochte Blondinen - fiel es mir auf. Es war längst nach Mitternacht. Wo war Tsengs Kontrollanruf geblieben? Offiziell war es selbstverständlich keine “Kontrolle”. Er hielt einfach nur... seinen Second Commander auf dem Laufenden - Für gewöhnlich! Genau deshalb bekam ich ja auch die Anrufe - der Second hatte durchaus seine Gründe vorübergehend nicht erreichbar zu sein, mal mehr, mal weniger, und das war selbst für Tseng kein Geheimnis, der sich wirklich nicht darum riss ins einem Privatleben rumzuwühlen, wenn das nicht nötig war. Doch - wie konnte es anders sein - gerade jetzt, als ich mein PHS wieder in die Tasche stecken wollte, sprang der Vibrationsalarm an, und ich warf einen weiteren Blick aufs Display. Ein wenig verspätet. Und noch schlimmer: Es war nicht Tseng. Meine Stimme hob sich automatisch ein wenig, als ich das Gespräch annahm, um den Lärm in der Kneipe zu übertönen. “Hallo, Hana.” Nur Schweigen kam zurück. “Hana?”

- “Rude? Rude...” Erneut zögerte sie am anderen Ende. Sie klang als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Was bei Hana zweifellos beunruhigend war. “Ich bin zu Hause. Du... solltest herkommen.” Unsicher blinzelte ich in die Richtung, in die Reno verschwunden war. “Ist es denn wichtig?” Dabei war die Frage überflüssig. “Ja. Es geht... Um Leben und Tod. Bring Reno mit.”
 

Es ging überraschend schnell, sich den missgelaunten Reno zu schnappen und bei Hana vorbeizufahren, und doch kam es mir wie ewig vor. Die Tür sprang auf, noch bevor wir ganz aus dem Wagen gestiegen waren und Hana stand in der Tür. Sie war noch blasser als sonst, und in ihren Augen flackerte irgendetwas auf, das dort nicht hin gehörte. Nicht bei ihr. Schweigend winkte sie uns ins Haus und verschwand wieder.

Ich hatte nie zuvor ihr Haus betreten, und es war bei Weitem gemütlicher, als die Appartements im Tower. Im Schlafzimmer fand ich auch Elena. Und Tseng. Sie saß neben ihm auf der Bettkante und wandte den Blick nicht von seinem Gesicht ab, als wir hereinkamen. Sie sah aus, als würde nur die Gewohnheit sie davon abhalten, seine Hand zu nehmen. Ich spürte wie Reno, der hinter mir ins Zimmer kam, wie angewurzelt stehen blieb, doch ich trat näher an das Bett, in dem Tseng lag. Jemand hatte ihn so weit aufgestützt, dass er fast aufrecht saß, und ich hatte nicht das Gefühl, dass er es selbst gewesen war. Die Decke schlug keine Falten, als hätte er sich, seit er dort lag, noch kein einziges Mal bewegt. Ein blütenweißer Verband spannte sich um seinen ganzen Brustkorb, und ein langer, unsauberer Schnitt zog sich über seine Wange. Stirnrunzelnd sah ich Elena an, die mich kaum zu bemerken schien, doch ehe ich auch nur den Mund aufbekam, antwortete Hana auf die schweigend gestellte Frage. Sie hatte sich an Reno vorbei ins Zimmer geschoben. „Wir haben keine Ahnung was passiert ist, er war nicht bei Bewusstsein, als wir ihn gefunden haben, es ist nur, sein…“

“Sein Rücken“, beendete Elena den Satz steif, und sah mich endlich an. „Das ist alles.“ Obwohl ihre Augen trocken waren, hörte man die Tränen in ihrer Stimme. Das musste wohl bedeuten, dass es ernst war, sehr ernst. Jetzt räusperte Reno sich vernehmlich, und zog sämtliche Blicke auf sich. „Wie lange liegt er da schon… so?“

Hanas Antwort hörte ich nur mit halbem Ohr zu, und kniete mich stattdessen zu Elenas Füßen ans Bett, bemerkte ihren überraschten Blick, kümmerte mich aber nicht darum. Tsengs Brust hob und senkte sich regelmäßig, doch ansonsten zeigte er kein Lebenszeichen. Trotzdem verstand ich, was es war, dass Elena so nervös machte, auch ohne zu wissen, was passiert war. Seine Züge waren viel zu angespannt, um einen Glauben zu machen, dass er wirklich weit weg war, wie damals, nachdem der Tempel über ihm zusammengestürzt war. Er schien an der Schwelle zwischen Ohnmacht und Bewusstsein zu schweben, und vielleicht war Elena der Meinung, dass sie ihn aufwecken konnte. Nur durch ihre Anwesenheit. Und war das so abwegig? Sie war eine gute Seele, und jeder wusste, wie nah die Beiden sich standen, ganz egal was man von den Gerüchten um sie hielt. „Er ist einfach vor ihrer Tür aufgetaucht.“ Jetzt war es an mir, verwundert aufzusehen, denn Elenas Stimme klang ruhiger denn je. „Vermutlich war er in der Nähe… Als sie die Tür aufgemacht hat, war er jedenfalls kaum noch bei Bewusstsein… Und seitdem liegt er hier so. Der Arzt sagt, dass er wieder aufwacht, aber…“ …aber sieh ihn dir doch an!

„Er wacht wieder auf.“

„Ich weiß. Ich hasse es nur, dass er uns nicht sagen kann, was passiert ist. Das ist alles.“

Für einen Moment schwiegen wir, und lauschten der halblauten Unterhaltung der anderen Beiden, als Elena sich plötzlich vorbeugte. „Tseng…“

Der Director hatte, vielleicht tatsächlich von den Gesprächen aufgerüttelt, die Augen geöffnet, und versuchte jetzt, ohne eine Miene zu verziehen, sich ganz aufzusetzen. Automatisch streckte ich die Hand aus, um ihn zu stützen, doch er ließ sich bereits mit einem erschöpften Seufzen zurücksinken. „Tseng…“, setzte Elena erneut an, aber der Rest ihrer Worte strandete anscheinen irgendwo auf dem Weg. Diesmal war es Hana, die den Satz beendete. Tseng sah mit steinerner Miene zu ihr auf. „Wie geht es dir?“

„Miserabel.“ Schweigend sah ich Reno an, während ich mich aufrichtete, aber er nickte nur und zuckte gleich darauf die Schultern. Hana hatte sich von ihm abgewendet und blieb mit verschränkten Armen neben dem Bett stehen. Nur jemand der sie seit Jahren kannte, hätte die Erleichterung in ihrem Blick deuten können. Was ihr durch den Kopf ging stand ihr ausnahmsweise deutlich ins Gesicht geschrieben- zumindest für uns. Solange er reden konnte, würde er durchkommen.

„Kein Wunder.“ Ihr Blick wurde wieder einige Nuancen kälter, ließ sie sich umstandslos auf den Bettrand sinken. „Was ist passiert?“

Überraschenderweise kühlte sich auch Tsengs unverändert harte Miene merklich ab. „Was macht ihr hier? Rufus ist noch im Tower, ist es nicht so?“ Erneut machte er Anstalten sich aus den Kissen zu hieven, ließ es diesmal aber fast sofort bleiben und schauderte leicht. „Ihr Idioten. Das hier hat nichts mit euch zu tun, gar nichts! Zurück an die Arbeit!“

„Wir wollten schauen was du angestellt hast, Boss, mehr nicht“, murmelte Reno, dem Anschein nach mehr zu sich selbst, in die verblüffte Stille.

Die Einzige die ihn stur ignorierte, war Hana, und unter ihrem unnachgiebigen Blick, schien Tseng tatsächlich weich zu werden- aber nur für einen Moment. Er schloss die Augen. „Ich werde einfach etwas vorsichtiger sein müssen.“

Er hatte Recht. Wir alle, würden vorsichtiger sein müssen. Diese Tatsache hatte sich wie eine weiche, erstickende Decke über uns ausgebreitet- und das, obwohl wir noch gar nichts wussten.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu dieser Fanfic (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Nocturna
2010-08-19T14:04:06+00:00 19.08.2010 16:04
Oh ja, die Fantasie ist definitiv am Durchdrehen xD
Alleine „professionell” *drop*
Aber du hast einmal sie statt ich geschrieben Oo
Von:  Nocturna
2010-08-19T13:58:10+00:00 19.08.2010 15:58
Beunruhigend. Ziemlich beunruhigend.
Klingt nach ziemlich langer Gefangenschaft, oder Drogen, oder ohnmächtig oder so...
Man ist gespannt~


Zurück