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Seven years from now

von

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Verantwortung

Ein außerplanmäßiges Update, wegen der langen Flaute :) Hoffe, es gefällt euch. <3

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Don't kid yourself

And don't fool yourself

This love's too good to last

And i'm too old to dream
 

Don't grow up too fast

And don't embrace the past

This life's too good to last

And i'm too young to care
 

Don't kid yourself

And don't fool yourself

This life could be the last

And we're too young to see

(Muse - Blackout)
 

Mit Yun war es nach fast zwei Monaten vorbei. Sie trennten sich im Guten, aber Shindo konnte sich einfach nicht mehr auf eine Beziehung konzentrieren.

Seine Mutter lag nach ihrem Verkehrsunfall noch immer im Krankenhaus. Die Ärzte sagten ihn ständig, sie sei auf dem Weg der Besserung, aber er konnte keinen Unterschied erkennen. Doch es war auch keine Verschlechterung sichtbar, also könnte sie, wenn man dem Doktor Glauben schenkte, bald aus dem künstlichen Koma erwachen. Mittlerweile hatte er seine Mutter einige Male gemeinsam mit Touya besucht. Dieser gab ihm etwas Halt.

Mit Yun war Shindo gern zusammen gewesen und sie blieben weiter Freunde, aber jetzt, wo er mit den Gedanken ständig woanders war, wollte er niemanden mehr so nah bei sich haben. Er wollte lieber öfter für sich sein und vor sich hin grübeln. Sie sahen sich immer noch fast genauso oft wie vor der Trennung, aber nicht mehr unter dem Beziehungsaspekt.

Dass Touya und Ayumi noch immer so verliebt wie eh und je waren, machte ihn dafür umso glücklicher. Touya lächelte häufiger und redete fast nur noch von ihr, aber er schaffte es trotzdem, in wichtigen Momenten auch für Shindo da zu sein, was dieser ehrlich bewunderte. Er selbst würde das nicht so zuverlässig hinkriegen.

Haru hatte die Insei-Prüfung bestanden und kam auch zu der mittwöchigen Lerngruppe. Er schien viel Spaß am Go zu haben, auch wenn er immer noch halb auf Kriegsfuß mit Touya stand und seine Freude deswegen nicht zeigte. Die anderen Jungs in der Lerngruppe konnten ihn immer noch nicht besonders gut leiden, was immer wieder zu erbitterten Partien führte. Unter den Insei war er dafür schnell beliebt, weil er sich so einfach begeistern konnte. Sein Name in Touyas Telefon war zwischenzeitlich schon 'Straßenköter', 'Unhold' und 'Ekelpaket' gewesen, bis Touya festgestellt hatte, dass Namensänderungen auch mit einer PIN belegt werden konnten.

In diesem Jahr fiel Shindos Geburtstag auf einen Freitag. Am Abend lud er die Jungs, sowie Touya, Ayumi und Yun zu sich ein. Die jüngeren Pros wussten nichts von seiner früheren Beziehung mit Yun, er hatte es ja auch nicht vor sich her getragen. Aber auch mit ihnen hatte der Kindergärtner sich leicht angefreundet, obwohl sie sich nur wenige Male begegnet waren.

Er hatte überlegt, einen seiner früheren Insei-Freunde einzuladen, aber spontan fiel ihm nur Waya ein, denn Isumi war nach China gezogen, Fuku hatte den Betrieb seines Vaters auf Kyushu übernommen und mit den anderen war der Kontakt weit früher abgebrochen. Und Waya und Touya auf eine Feier zu bringen war selbst nach so vielen Jahren keine gute Idee, weswegen er es seit vier Jahren vermied.

Weil Shindo nicht wusste, was er machen konnte, damit alle auf seiner kleinen Feier zufrieden waren, bat er Yun um Hilfe. Der schlug einen Spielabend vor, und da sie keine weiteren guten Ideen hatten, war es beschlossen.

So trafen sie sich gegen sieben. Yun beschenkte ihn bereits vorher: er hatte zwei mittelgroße, linsenförmige Kuchen gebacken, einer weiß und einer schwarz, und sie sahen aus wie große Go-Steine. Das Geburtstagskind war überglücklich gewesen und hatte ihn stürmisch umarmt und geküsst. Kurz darauf war Miyagi gekommen, wie immer etwas zu früh. Die anderen kamen kurz darauf – Haru hatte er natürlich nicht eingeladen – und schenkten ihm einen großen Band mit Shuusaku-Kifus, über den er sich riesig freute. Er hatte sie mit schwarzen und weißen Kuchenstücken belohnt.

Ayumi kam einzeln und war vor Touya da. Sie überreichte Shindo einen großen Blumenstrauß und eine Flasche Sake, auf der 'Glückswasser' stand. "Damit du Akira das nächste Mal besiegst", fügte sie zwinkernd hinzu.

Touya war zu spät, weil er noch von einer Reporterin aufgehalten worden war. Er hatte sogar Shindos Geschenk in seiner Wohnung vergessen, versprach aber, es später zu holen. Als sie komplett waren, begannen sie mit den Brettspielen, die Yun mitgebracht hatte. Go war nicht dabei.

Sie fingen mit einer abgewandelten Form von 'Mensch ärgere dich nicht' an, mit einem großen Feld für bis zu acht Spieler. Shindo hatte unerwartet viel Spaß dabei, besonders, wenn er Touyas Figuren einen Strich durch die Rechnung machen konnte. Bald hatte er sich alle Mitspieler zum Feind gemacht und kam kaum ein paar Schritte weit, ohne geschlagen zu werden. Sie lachten ausgelassen, als Shindo zum zehnten Mal seine Figur zurückstellen musste. Schließlich gewann Hikaru-kun, der still vor sich hin gespielt hatte, um bloß keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ayumi wurde Zweite und Touya Dritter.

Sie spielten mehr als fünf Spiele an diesem Abend und Shindo gewann kein einziges, was ihm allerdings nichts ausmachte. Er war ein guter Verlierer. Gegen Mitternacht gingen die Jungen, denn sie wollten keinen Ärger mit ihren Eltern bekommen. Die Erwachsenen blieben zurück und Shindo holte seine neue Cocktailausrüstung hervor, die er sich selbst spendiert hatte.

Was er mixte schmeckte zwar nicht sonderlich gut, aber es war genießbar, mehr verlangten seine Gäste zum Glück auch gar nicht. Sie redeten angeregt über ihre kleinen Schützlinge, die mittlerweile für Touya, Ayumi und ihn wie Kinder waren. Langsam verstand Shindo das Verhältnis, das damals zwischen Morishita und Waya bestanden hatte: sein Lehrer hatte Waya auch wie einen Sohn behandelt, manchmal sogar besser als seine eigenen Kinder, die selbst kein Go spielten.

Alle drei, sowie Miyagis Freund Satoru, der mittlerweile auch fester Bestandteil der Lerngruppe war, waren noch gut im Rennen um den Tengen vertreten. Shindo zweifelte zwar noch immer nicht daran, dass er Touyas Herausforderer sein würde, aber mittlerweile schätzte er ihre besser als nur für die erste Vorrunde ein. Den Gosei hatte Touya vor einer Weile knapp verfehlt, an Ogata war er gescheitert. Als nächstes stand der Meijin auf dem Programm, wieder eine Chance, sicher auf Shindo zu treffen.

Während Touya und er überlegten, welcher ihrer Schützlinge wohl am weitesten kommen würde und wer die meisten Fortschritte gemacht hatte, wandten sich Yun und Ayumi gelangweilt ab und fragten einander über den Job aus. Yun konnte immer viele Anekdoten erzählen von den Kindern, die er betreute. Bald hörten sie ihm alle drei gespannt zu und Shindo lächelte ihn glücklich an.

Gegen drei schlief Yun auf der Couch ein, während die anderen über den Tokyoter Verkehr diskutierten. Ayumi gehörte zu denen, die der Umwelt zuliebe noch Bahn fuhren, obwohl sie es dort nicht selten mit etwas anhänglichen Zeitgenossen zu tun hatte. Shindo und Touya schworen auf ihre Autos, obwohl auch die Straßen oft verstopft waren, das zogen sie aber den stickigen, engen Zügen gern vor.

Schließlich verabschiedeten sich auch Touya und Ayumi, und als sie gegangen waren, hievte Shindo Yun hoch und schleifte ihn ins Schlafzimmer und in sein Bett. Yun roch toll, immer noch nach Mandel, aber diesmal nicht nach Fingerfarben. Shindo hatte ihn immer noch sehr gern. Gerade, als er sich dazulegen wollte, klopfte es. Er richtete sich wieder auf und trottete zum Eingang.

Touya stand davor und hielt ein flaches, in Geschenkpapier gewickeltes Paket in der Hand. "Ich hatte es doch unten vergessen", meinte er und reichte es Shindo. "Alles Gute zum Vierundzwanzigsten."

"Pssst, sag das nicht so einfach", murmelte Shindo. "So alt bin ich auf gar keinen Fall." Er zog Touya in die Wohnung und riss arglos das kleine Geschenk auf. Zum Vorschein kam ein Bilderrahmen, darin ein Bild von ihnen beiden. Es war vom Hokutopokal in Korea, aber nicht das, das sie im Fotoband bewundert hatten. Auf diesem Bild standen sie in der Eingangshalle des Hotels, anscheinend während einem der ersten zwei Tage. Shindo schien zu reden und hatte die Hand zu einer ausschweifenden Geste gehoben. Touya stand neben ihm und sah lächelnd zu Boden.

"Woher hast du –"

"Ich hab bei Ayumis Vater angefragt, der hatte mit den anderen Sponsoren die Bilder ausgesucht und mich dann mit dem Fotografen in Verbindung gesetzt. Er hatte noch ein paar Bilder von uns, aber das hier war einfach perfekt."

Shindo lächelte. Das Bild war wirklich perfekt. Das waren sie beide, in ihrer abgestimmten Koexistenz. Shindo kommunikativ und mitreißend und Touya sanft zuhörend, Seite an Seite. Er umarmte Touya und hielt ihn eine Weile im Arm. Seit es mit Yun aus war, hatte er irgendwie mehr Bedürfnis nach Nähe. "Danke", murmelte er. Er zog Touya mit sich in die Wohnung. "Jetzt musst du noch bleiben."

Touya lächelte und tat, wie geheißen. Shindo machte ihnen schwarzen Tee, den er übermäßig zuckerte. Damit setzten sie sich jeweils an ein Ende von Shindos bequemer Couch, sodass sie sich ansehen konnten.

"Halte ich dich von Ayumi fern?" fragte Shindo.

Der andere schüttelte den Kopf. "Sie ist todmüde. Zwei aus ihrem Team sind krank geworden und sie schuftet für beide mit. Da ist nicht viel mit ihr anzufangen, sobald ihr Kopf das Kissen berührt hat." Shindo war zu müde für ein zweideutiges Kommentar und vermutlich war Touya dankbar dafür.

"Ich würde gerne wieder ins Ausland", murmelte Touya in seinen Tee. Er trank nicht, aber er genoss die aufsteigende Wärme. "Ayumi hängt an Japan."

Shindo betrachtete ihn nachdenklich. "Ich hänge auch an Japan", meinte er und lächelte schief. Natürlich hatte er nicht erwartet, dass Touya ihn bei solchen Überlegungen einbezog, aber irgendwie vielleicht doch. Gegen wen sollte er sonst andauernd spielen?

Shindo schlief nach einer Weile mit dem Tee in der Hand ein. Touya nahm ihm die Tasse ab und stellte sie auf den Tisch, dann stellte er leise den Fernseher an und verließ die Wohnung.

~x~

Am nächsten Mittwoch hatte Touya um sechs Uhr abends eine Partie und Shindo erklärte sich bereit, die Lerngruppe zu übernehmen, bis der Ouza da war. Weil er den Termin erst vergaß, kam er zwanzig Minuten zu spät an, und die Jungen warteten bereits genervt. Zu allem Überfluss hatte er Touyas Schlüssel wie immer nicht sofort zur Hand und den brauchte er auf jeden Fall, denn in seiner Wohnung standen nicht genug Goban und sie wollten auf Touya in dessen Wohnung warten. Also ging er noch einmal nach oben, die eigene Wohnung umkrempeln. Nach fünfzehn Minuten war er endlich fündig geworden und Murphys Gesetz verfluchend rannte er wieder nach unten, um den Jungs aufzuschließen. Für Ende September war es im Treppenhaus recht kalt und die fünf waren nicht gerade bester Laune, als er sie endlich einließ.

Auch für Essen hatte er nicht gesorgt – von Touya waren sie das gewohnt. Also rief er schnell bei einem Pizzalieferanten an und holte Saft aus dem Kühlschrank. Die Jungs hatten bereits die Goban in die Zimmermitte geschoben und erste Partien begonnen.

Shindo seufzte. Da hatte er ja schon mal gründlich versagt. Hoffentlich verpetzten sie ihn nicht. Touya traf nur eine halbe Stunde später ein und sorgte schon allein mit seiner Anwesenheit für mehr Ruhe. Haru beschwerte sich sofort, dass Shindo sie vergessen hatte und warf diesem dann einen grimmigen Blick zu.

Der Meijin entschuldigte sich für kurze Zeit, weil er sich noch nicht einmal hatte umziehen können, und ging schlapp nach oben. Touya hingegen war voller Energie und spielte gleich die erste Partie gegen Sageki, während Miyagi ihnen zusah.

"Tja, da hat euch Shindo wohl etwas hängen lassen, hm?" murmelte er bei einem der Eröffnungszüge. Haru neben ihm schnaubte verächtlich, doch die anderen ignorierten ihn.

"Wir waren kurz davor, zu gehen", meinte Sageki düster und knallte geräuschvoll einen Stein auf das Goban.

"Ich dachte, er ist so eine Art Idol für euch", lächelte Touya.

Sageki wiegte den Kopf und erwiderte nach kurzer Pause: "Shindo-san ist wie der coole Onkel, und du bist unser Vater. Ihn sehen wir vielleicht zweimal im Jahr und er darf all die tollen Sachen machen – uns Zeug schenken und Eis kaufen und bei ihm dürfen wir lange aufbleiben. Aber sobald es ihm zu viel wird, gibt er uns an dich weiter, ein Machtwort möchte er auch nicht sprechen, weil er ja der Coole ist. Es ist die Rolle, in der man sich des Wohlwollens der Schützlinge sicher ist, aber bei der man keine Verantwortung übernehmen muss."

Verantwortung... Das war tatsächlich ein gutes Stichwort, dachte Touya. Verantwortung war Shindos Schwäche, vermutlich der Grund, warum er sich nie auf Beziehungen einließ, sondern früher One-Night-Stands bevorzugte und auch bei Yun immer darauf bestanden hatte, dass es nichts Ernstes sei.

Touya hatte eine Idee, wie er Shindo etwas mehr Verantwortung aufbürden konnte. Gleich am nächsten Tag würde er ihr nachgehen. Jetzt musste er sich erstmal darauf konzentrieren, die Stimmung der Jungen wieder etwas zu heben und auch Shindo aufzumuntern, wenn dieser wieder da war. Dass er die Gruppe so enttäuscht hatte, schien ziemlich an ihm zu nagen.

Shindo war nach einer halben Stunde wieder da, frisch geduscht und diesmal fast in Hochstimmung. Er wirbelte ins Wohnzimmer und verlangte sofort eine Partie gegen Sageki. Dieser hatte seinen Stimmbruch mittlerweile so gut wie überstanden, nur noch selten sprang seine Stimme verzweifelt zwischen den Tonlagen hin und her und Shindo konnte sich nicht mehr darüber lustig machen.

"Wer ist übrigens das süße Mädchen, mit dem ich dich letztens gesehen habe?", grinste Shindo ihn kurz nach Beginn ihrer Partie an.

Sageki lief rot an, meinte aber nur lässig: "Eine Insei."

"Habt ihr auch schon Freundinnen?" fragte Shindo lächelnd in die Runde.

Die Jungen sahen betreten zu Boden, bis auf Haru, der so konzentriert spielte – oder Shindo wie immer so gekonnt ignorierte – dass er die Frage nicht mitbekommen hatte. Sie schüttelten alle die Köpfe, bis auf Satoru. Dieser erwiderte: "Keine Freundin, aber meine Hochzeit ist bereits beschlossen worden, als ich drei war." Er zuckte mit den Schultern. "Ich brauche mir also keine Sorgen machen."

Manchmal waren die Jungen viel erwachsener als er selbst, dachte Shindo. Es war seltsam, aber auch ein bisschen beruhigend. Sie waren die Zukunft der Go-Welt, Verantwortungsbewusstsein war essenziell. Auch wenn Touya ihm immer einen Mangel genau davon vorwarf.

Während der Partien spielte Sageki den DJ, denn er legte immer wieder andere von Touyas klassischen CDs auf. Shindo merkte, dass Sagekis Spielweise mit der Art der Beschallung wechselte. Heute hatte er sich für Wagners Walküre entschieden und entsprechend offensiv war seine Strategie.

An diesem Abend hörten sie schon um zehn mit den Spielen auf, weil die Jungen Lust bekamen, einen Film zu sehen. Hikaru und Haru stürmten nach oben in Shindos Wohnung, um einen auszusuchen. Die inhaltvollen Filme aus Touyas Sammlung interessierten sie nicht besonders, aber sie liebten Shindos DVD-Kollektion. Wenn Sageki sich CDs von Touya auslieh, lieh Hikaru sich DVDs von Shindo aus.

Nach kurzer Zeit kamen sie zurück, zwei japanische Horrorfilme in der Hand. Sie wollten den anderen die Wahl lassen, aber da die keine Ahnung hatten, was überhaupt der Unterschied bei Horrorfilmen sein sollte, fiel die Wahl doch wieder ihnen zu. Sie schoben den neueren der Filme ein und setzten sich dann vor die Couch.

Touya hatte längst festgestellt, dass eine Couch und ein Sessel zu wenig waren für seine mittlerweile wachsenden Runden, die er empfing. Er wollte schon lange auf Sofasuche gehen, aber es hatte sich einfach nicht ergeben. Touya nahm im Sessel Platz und sah Shindo zu, der sich auf die Couch fläzte.

"Shindo –"

"Jaja, das Leder, das Leder, ich weiß, Touya! Kauf dir verdammt nochmal eine Sitzgelegenheit auf der man auch sitzen darf." Sie rollten simultan die Augen.

Miyagi setzte sich neben Shindo, Sageki saß ganz außen. Satoru musste wohl oder übel auch auf dem Boden.

Die einzigen, die wirklich Spaß an dem Film hatten, waren Haru, Hikaru und Shindo, während Miyagi neben ihm wie Espenlaub zitterte, bis er den Arm um den Jungen legte. Touya dachte öfter, dass Shindo einen guten Vater abgäbe, selbst nach dem Zwischenfall früher am Abend. Miyagi jedenfalls schien sich durch die Umarmung zu beruhigen.

Touya wusste nicht, was andere an solchen Filmen gut finden konnten. Man bekam Angst und sonst nichts. Besonders gut unterhalten fühlte er sich jedenfalls nicht. Da waren ihm Shindos inhaltlose Westernstreifen um einiges lieber.

~x~

Am nächsten Tag, als er eigentlich seine neue Geschenkidee für Shindo besorgen wollte, überraschte Ayumi ihn nach seinem Feierabend. Sie hatte einen Picknickkorb gepackt und wollte mit ihm in einen großen Park gehen. Das war viel zu verlockend, als dass er es überhaupt hätte ablehnen können. Noch dazu sah sie wieder wunderschön aus. Ihre Haare waren etwas lockig, das hatte sie für ihn getan, und weil sie sich beeilen musste, um pünktlich zu kommen, waren ihre Wangen rot und die Augen funkelten.

Er liebte diese Frau so abgöttisch, dachte er zum hundertsten Mal. Mit einem sanften Lächeln schob er die Hand in ihren Nacken und zog sie zu einem zärtlichen Kuss zu sich. Ihre Lippen waren warm und weich. Ihm wurde schwindlig von ihrer Nähe und sein Herz wollte auch nicht aufhören, durchzudrehen. Wie sollte er das nur ein Leben lang aushalten?

Er steuerte das Auto an, doch Ayumi nahm seine Hand und zog ihn in Richtung Straße. "Es ist doch nicht weit, sei nicht so faul." Seufzend drückte er ihre Hand und verschlang ihre Finger dann ineinander.

Wie konnte eine Frau nur so perfekt sein?, dachte er nicht zum ersten Mal. Nicht nur, dass sie in ihrem Beruf erfolgreich war, nebenbei schaffte sie es, eine perfekte Freundin zu sein, noch dazu sah sie immer wunderschön aus.

Sie verbrachten den Nachmittag gemeinsam im Grünen und Touya schwebte in Glückseligkeit. Ayumi erzählte ihm von ihrem Team, das langsam wieder vollständig war, sodass sie nicht mehr allzu viele Nachtschichten schieben musste. Im Gegenzug erzählte er von der Go-Welt. In drei Wochen stand bereits die Entscheidung um den Tengen-Herausforderer an. Die letzte Vorrunde um Shindos Titel, den Meijin, hatte auch schon begonnen und würde etwa einen Monat später im Titelmatch enden.

Als der Abend hereinbrach gingen sie zurück zum Institut und zu Touyas Auto. Schweigend fuhr er sie beide zu sich. Es war eine Weile her, dass sie die Nacht miteinander verbracht hatte, und Touya war entsprechend aufgeregt als sie die Treppen zu seiner Wohnung nahmen, immer wieder von sehnsüchtigen Küssen unterbrochen. Seine Finger zitterten so stark, dass ihm der Schlüssel zweimal aus der Hand fiel. Er lachte atemlos, schloss schließlich auf und zog Ayumi mit sich.

~x~

Das Sofashopping verlegte er auf den nächsten Vormittag. Ayumi musste bereits um sieben los und er stand um neun auf. Er überlegte, Shindo mitzunehmen, aber der würde ihm ja sowieso nur reinreden. Gut, die Ledercouch war vielleicht wirklich nicht die beste Idee gewesen, wenn man einen ständigen Besucher wie Shindo hatte, aber sie hatte ihn einfach so angelächelt. Und die Verkäuferin war so nett gewesen.

Er seufzte. Vielleicht war er manchmal einfach zu leichtgläubig. Er nahm seinen Schlüssel von der Kommode, warf noch einen Blick um sich und verließ dann die Wohnung. Das Einrichtungshaus seiner Wahl war eine halbe Stunde entfernt, die er summend und gut gelaunt zurücklegte.

Diesmal ließ er sich nicht beraten, sondern schlenderte alleine die Gänge entlang und sah sich um. Mittwochs waren sie normalerweise zu siebt und er hatte nur Sitzgelegenheiten für vier von ihnen. Schließlich landete er bei den langen Ecksofas. Da hätten vermutlich noch mehr Leute Platz.

Eine ganze Weile stand er vor einer dunklen Ledercouch und debattierte innerlich. Auf der einen Seite er, auf der anderen Shindo. Er selbst deutete immer wieder auf die unschlagbare Optik hin und dass er sich ruhig mal etwas leisten könne. Shindo argumentierte, dass er gerade eine Couch kaufen wollte, auf der eine Truppe Halbstarke rumlümmeln würde und dass das nun gerade das Unpassendste schlechthin war.

Touya biss sich auf die Unterlippe. Genau deswegen hatte er Shindo nicht mitgenommen. Wieso dachte er jetzt extra darüber nach, was der Meijin zu seiner Wahl zu sagen hätte? Das war wirklich nervig.

Schließlich ging er langsam und etwas niedergeschlagen weiter. Er hielt vor einer anderen Couch aus dunklem Stoff, der etwas nach Jeans aussah. Das wäre zwar nie seine erste Wahl gewesen, aber es sah in Ordnung aus. Vermutlich würde Shindo sie mögen. Der Preis konnte ihn jedenfalls nicht schocken. Sein Konto quoll über vor Geld, das er nie nutzte. Nicht einmal die Anschaffung seines Autos hatte ein großes Loch hineinschlagen können, da würde er ein Sofa schon verkraften.

Er sprach einen jungen Verkäufer an, der vermutlich genauso alt war, wie er selbst und sich so ein Sofa nicht leisten konnte. Er folgte ihm zu einem der Tresen mit Computern und diktierte genau, welches Sofa mit welchem Stoff er wann und wohin geliefert bekommen wollte.

Als das erledigt war, setzte er sich in sein Auto und fuhr weiter. Jetzt würde er Shindo etwas kaufen. Er hatte schon genaue Vorstellungen, was es sein sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Khyre
2014-03-04T17:02:25+00:00 04.03.2014 18:02
Also als Zwischenbilanz (ich weiß, dass die Geschichte etwas älter ist):
Sehr schön geschrieben, die Charas sind auch glaubwürdig und die Handlungen sind sinnvoll verknüpft. Ich finde es toll, wie du die Umwelt und die Menschen darstellst. Man kann sich die Szenen sehr gut vorstellen.
Aber was fehlt ist die Spannung, der große Höhepunkt, das Ziel, die Unsicherheit, ob nicht doch etwas unerwartetes passieren wird - kurz, der große Bogen.
Wenn es so weiter geht, ist es eine "nette Geschichte", aber nicht mehr. Alltag, der dahin blättert.

Was ist mit dem göttlichen Zug?
Er kommt in deiner Beschreibung vor, wird aber über die vielen Kapitel hinweg nicht mehr thematisiert.

Was ist mit der Spannung zwischen Shindou und Touya? Du beschreibst ihre Beziehung glaubwürdig und lebendig, aber mit der Zeit geht immer mehr von der anfänglichen Reibung verloren. Man bekommt das Gefühl, dass beide eben irgendwann Erwachsene werden, die ein zufriedenes und vergleichsweise bürgerliches Leben führen werden. Dabei ist Shindou ein Junge, der quasi von einem Go-Gott ausgebildet wurde und Touya sein spannungsgeladenes Gegenstück. Sie müssten nicht nur einfache Freunde sein, da steckt mehr drin.

Ayumi. Eine wunderschöne Person, nahezu perfekt. Aber was für eine Funktion hat sie noch? Perfekte Charaktere sind am Anfang toll, aber auf Dauer langweilig. Wo ist der Haken an den Beziehung zwischen Touya und ihr? Sie streiten sich, vertragen sich dann aber wieder wie Intellektuelle, vernünftige, erwachsene es eben tun und wachsen nicht aus dem Streit. Am Anfang hat sie eine Wirkung auf Touya, später ist sie nur noch sein Engel, der ihn im Gegenteil sogar davon abbringt, ernsthaft Go zu spielen (gedanklich meine ich). Romane bieten eine Chance, Charaktere Dinge tun zu lassen, die wie Magie viel größere Wirkung im jeweilgen Leben des anderen haben.

Der kleine Junge. Über ihn kann ich noch nicht viel sagen, aber auch er wirkt "entschuldigt". Seine Geschichte hat sich bis vor zwei Kapiteln noch als parallelen Spannungsbogen fortgesetzt und seine Verfolgung war spannend. Nun stellt sich heraus, dass er nur einen Vergeltungsschlag ausgeübt hat und ein neues Talent wird. Damit verliert er wieder an Tiefe.
Als Leser habe ich mich gefragt, ob er mit Ayumi in Verbindung steht. Oder dass er vielleicht ein alter Nachfahre von Sai ist. Er hätte alles Mögliche sein können, aber letztlich ist er nur ein talentierter kleiner Junge.

Shindou. mir gefällt seine rastlose Art. Die wird im Anime schon angedeutet und man kann sich gut vorstellen, wie er von einer Beziehung zur nächsten wandert. Aber warum? Meist stecken hinter einem solchen Verhalten ungeahnte Sehnsüchte. Aber dafür gibt es keine Andeutungen und letztlich verliert sich dieser schwierige Charakter mit der langen Zeit, die es hier braucht, um seine Geschichte zu erzählen. Die erste Erfahrung mit diesem Koreaner hätten ihn noch mehr aufwühlen können. Der Koreaner könnte noch präsenter sein. Welche Rolle spielt Touya hier? Ich sage nicht, dass er und Shindou unbedingt ein Paar werden müssen, aber Touya ist immerhin ein Mann und omnipräsent in Shindous Leben. Shindou meinte zwar, dass er Touya als "geschlechtslos" ansieht. Andererseits ist er auch ein neugieriger Charater, der gerne herum experimentiert. Warum sich nicht noch ein paar weitere Gedanken zu Touya machen?

Der Zeitbogen. Eine Geschichte sieben Jahre später anzusetzen fand ich von vorne herein kritisch. Zumindest ein bisschen etwas sollte in dieser Zeit zwischen Touya und Shindou passiert sein.

Was ich jetzt alles angeführt habe sind einfach Dinge, die mir aufgefallen sind. Die Geschichte ist immer noch gut! Ich hoffe, dass sie dir weiter helfen (falls du sie dir einmal durchliest ^^')
Ich habe schon einige Geschichten lektoriert und war von deiner von Anfang an ziemlich begeistert. Die Geschichte pausiert schon seit Jahren, aber ich finde, in dir steckt Potential als Autorin. Weiter so :)
Ich würde mich freuen, wenn du meine Anmerkungen aufmerksam durchliest.
Liebe Grüße,
Khyre


Von:  Rebi-chan
2011-02-05T16:22:41+00:00 05.02.2011 17:22
*blink*
Ist heut schon Mittwoch? o.o
Oder immer noch Samstag und du hast meinen sehnlichsten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und das nächste Kapitel schon vorzeitig hochgeladen? *o*
*einfach mal umknuddel* xD

Aber~
Ich mag keine Cliffhanger >< xD
Was wird Akira ihm schenken? o.o >< Mag wissen xD

Wie immer ein sehr schönes Kapitelchen *o*
Freue mich schon auf das nächste <3

LG Rebi-chan


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