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Hausarrest + Schokosauce = ♂+♂ ?

Von Thunfischen und Algebra ...
von

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.Anruf zu späten Stunden.

Stumm liege ich auf meinem Bett zwischen Pullis, meiner Decke, ein paar Playstation Portable Spielen und kaue auf einem Kuli. Es ist halb vier Uhr morgens und ich kann nicht schlafen. Ob Jonas wohl eine heftige Standpauke seiner Eltern bekomme hat …? Irgendwie habe ich manchmal wirklich Angst um ihn, seine Eltern sind wegen seiner Neigung so … kalt zu ihm. Ich kann mir das gar nicht vorstellen … meine können zwar schon ziemlich streng sein, aber sie würde mir nie solche Blicke zuwerfen.

Die hab ich schon öfter gesehen, diese Blicke zwischen Jonas und seinen Eltern. Nicht schön, sag ich euch, sie starren ihn manchmal an, als wäre er ein Alien, und er starrt zurück, hasserfüllt.

Seufzend drehe ich mich auf meinen Bauch, werfe den Kuli über den Rücken ans Fußende meines Bettes und starre auf das Poster einer halbnackten Frau, das vor meinem Bett klebt und frage mich wie so oft in den letzten Wochen, ob ich nicht doch irgendwie abartig bin oder so. Aber das mit Jonas fühlt sich nicht falsch an, und deswegen bleibe ich bei meiner Meinung: Wir werden das durchstehen, das mit unseren Elter, das in der Schule und mit Freunden und Verwandten, und zwar gemeinsam.

Aber was er mir da erzählt hat, von seinen Exfreunden … es schockiert mich nicht wirklich, nein, irgendwie bewundere ich das sogar … Er hat schon Erfahrungen gemacht, hat schon geliebt und wurde auch schon mit Enttäuschungen konfrontiert, die ich nicht kenne. Und auf einmal fühle ich mich um so vieles jünger, unerfahrener und naiver als er.

„Shit …“

Meine Stimmung schwingt um … von Euphorie ins depressive … mein Gott, ich bin so ein Weichei geworden.

Plötzlich klingelt mein Handy. Zuerst glaube ich, schon Halluzinationen zu erleiden, da mich zu dieser unmenschlichen Uhrzeit doch niemand anrufen würde, doch als ich aufsehe, sehe ich auf meinem Schreibtisch das Display meines Handys blinken. Langsam wühle ich mich aus dem Zeug auf dem Bett und trete vor den Schreibtisch.

Jonas.

Warum ruft er an? Es ist bereits kurz nach vier, er sollte längst schlafen!

„Jonas?“, frage ich deshalb gleich nach dem Abheben, doch es antwortet mir nicht Jonas, sondern …

„Hallo? Bist du Dennis? Ich ruf an, weil dein Freund hier grad mehr oder weniger K.O. an mir hängt und sich die Seele aus dem Leib kotzt. Das war die erste Nummer, die ich gefunden hab, deshalb wollte ich fragen, falls du grad Zeit hast … ob du vielleicht kommen könntest um ihn abzuholen …“

Was … zur Hölle …

„Hallo, bist du noch dran? Dennis?“

„J-ja, ich bin noch da, was …“

„Warte, es ist grad ziemlich- Hey hey, nicht umfallen, ich halt dich fest, ganz ruhig, nicht weinen! … Ah sorry, dein Freund – ist er überhaupt dein Freund? Ich weiß ja nicht, wie du zu ihm stehst, aber du hattest Kurzwahlnummer eins, deswegen dachte ich mir-“

„Schon gut, ich hole ihn, wo seit ihr?“, frage ich energisch um den Redeschwall des Fremden zu unterbrechen. Oh Gott, was war hier nur los? Jonas, was hast du schon wieder angestellt …?

„Äh, okay, ahm, wir sind vorm ‚Flashlight‘, weißt du wo das ist?“

„Ich hab keinen blassen Schimmer“, antworte ich, während ich schlampig in irgendwelche wärmeren Klamotten schlüpfe und aus dem Zimmer laufe.

„Dennis Schatz? Was ist denn los?“, höre ich plötzlich die verschlafene Stimme meiner Mutter hinter mir, doch ich drehe mich nicht um, rufe einfach zurück: „Jonas geht’s nicht gut, er ist in der Stadt, ich muss ihn abholen!“

„Wenn du die Haupstraße länger entlangfährst, am ‚Corpse‘ und am ‚Labelle‘ vorbei, diese Pafümerie, dann musst du nach der dritten Ampel rechts, dort ist das ‚Flashlight‘“, begann der Fremde zu erklären. Das war nicht weit, wir wohnten nur zwei Straßen von der Hauptstraße entfernt, und auch von diesem ‚Flashlight‘ war es kein weiter Weg bis zu uns.

„Okay, ich bin in fünf Minuten da!“, rufe ich ins Telefon, lege auf, kralle mir den Schlüssel, der neben der Haustüre hängt und stürme aus dem Haus. Wie von einer Horde Büffel verfolgt rase ich durch die nächtlichen Straßen, mein Atem geht schnell, mein Herz schlägt mit einem monströsen Tempo, und ich habe Angst, schreckliche Angst, dass Jonas etwas Schlimmes zugestoßen sein könnte.

Mit einem Affenzahn überquere ich die Seitenstraße und laufe die Bundesstraße entlang, am ‚Labelle‘ vorbei hinauf zu den Ampeln.

Ich passiere die erste Ampel. Autos rasen an mir vorbei, obwohl es noch so früh ist, merkwürdige Menschen weichen mir aus, besoffene Jugendliche schreien mir dämliche Dinge nach.

Da ist die zweite Ampel. Verdammt, warum hat Jonas das gemacht? Was hat ihn dazu getrieben? Ich vermute sehr stark, dass dieses ‚Flashlight‘ irgendein Club ist, und Jonas wird sich dort sicher betrunken haben, weswegen er sicher am Reiern ist.

Dritte Ampel. Jetzt nur mehr in die Straße, dort müsste es sein.

„Jonas?“, rufe ich laut. „Jonas? Bist du hier?“

„Bist du Dennis?“, höre ich plötzlich die Stimme des Anrufers von der anderen Straßenseite. Sofort wirble ich herum, erkenne ein paar Meter weiter auch schon die Leuchtenden Buchstaben über dem Eingang des ‚Flashlight‘ und sehe daneben einen großen jungen Mann stehen, der meinen Jonas wirklich in seinen Armen hält. Mit Herzklopfen laufe ich über die Straße, nähere mich ihnen und komme keuchend und röchelnd vor ihnen zum Stehen, stütze mich auf meinen Oberschenkeln ab.

„Scheiße … Jonas, was machst … du nur immer …?“, krächze ich außer Atem und sehe auf.

„D- … Dennis …? Bissu das …?“, nuschelt der nur, und ich richte mich langsam auf, schenke nun dem guten Samariter meine Aufmerksamkeit.

„Danke, dass du Jonas rausgebracht und ihm geholfen hast …!“, meine ich leise, sehe ihn an. Verdammt, was ist das, ist das ein neuzehnjähriger Brad Pitt oder so?! Nein … er ist ein wenig schmäler … generell etwas hagerer. Aber blond ist er, und tolle Augen hat er.

„Schon okay, Jonas ist wirklich ein Zuckerstück, ich glaube da drinnen hätte es noch zwanzig andere Jungs gegeben, die ihm gerne rausgeholfen hätten …!“

… BITTE WAS?!

Okay okay, ganz ruhig Dennis …!

„Ä-ähm … wie meinst du das?“

Das muss ich erst einmal verdauen … Hört sich das gerade wirklich so an, wie es sich anhört …?

„Naja, Jonas ist ja schon ein hübscher Bursche. Und sicher nicht älter als zwanzig, und auf sowas stehen die meisten Kerle von heute: jung und knackig. Aber was rede ich da, du wolltest ihn gerade nach Hause bringen. Ich könnte dir helfen ihn zu tragen, gehen kann er glaub ich nicht mehr …“

„M-M-Moment mal, Jonas war wirklich gerade in einer SCHWULEN-BAR?!“, kreische ich aufgebracht und sehe den Brad Pitt mit aufgerissenen Augen an. Der schaut nur etwas irritiert und bricht dann in schallendes Lachen aus.

„Sag mir nicht, ich hab dir grad sein größtes Geheimnis verraten und dir erzählt, dass er schwul ist …!“, kichert er noch immer, aber ich schüttle nur verwirrt den Kopf.

„Nein, das weiß ich, ich meine, ich … wir … wir sind zusammen …“ Verdammt, warum erzähle ich ihm das überhaupt? Ich kenne diesen Typen doch gar nicht …!

„Autsch, Beziehungskrise?“, fragt der nur – will anscheinend auf Jonas‘ Aufenthalt in besagter Bar hinweisen – mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwie mitleidig aussieht.

„Nein … Nein! Ganz und gar nicht! Ach … ist egal, i-ich … ich nehme ihn jetzt mit nach Hause …“, seufze ich nur erschöpft, und ein Dröhnen in meinem Kopf macht mich wiedermal auf die inhumane Uhrzeit aufmerksam.

„Also willst du keine Hilfe …?“

„Nein, es geht auch so …“

„Okay“, meint Brad, geht einige Schritte auf mich zu und hilft mir, mir Jonas irgendwie um die Schulter zu hängen. Schließlich habe ich die Idee, ihn einfach Huckepack zu tragen, was dann schließlich auch irgendwie angenehmer für uns beide – Jonas und mich – ist.

„Also dann, viel Glück bei eurer Heimreise …!“, ruft mir Mr. Pitt hinterher, und fügt dann noch ein lachendes „Ach ja, und mein Name ist übrigens Stephan!“ hintenan. Ich bedanke mich nochmal lautstark, während ich langsam aber sicher den Heimweg antrete, mit einem halb schlafenden und vor allem grummelnden und sabbernden Jonas auf dem Rücken.

„Was du immer für Sachen anstellen musst, Jonas …“, murmle ich, während ich mich den dunklen Gehsteig entlangquäle. Jonas mag ja schlank sein, aber leicht war er deswegen nicht gerade … besonders auf Dauer. Und wieder einmal beginne ich über die möglichen Gründe von Jonas‘ Sauftour nachzudenken. Ich wette dass es wegen seinen Eltern war. Gott, ich kann seine Eltern wirklich nicht ausstehen …! Diese ignoranten, großkotzigen … ich verliere mich. Ähm ja … hach … ich sollte so schnell wie möglich nach Hause, Jonas fängt schon an auf meinem Rücken zu zittern.

„D-Dennis …“, flüstert er zischend, krallt sich in mein Hemd und vergräbt seinen Kopf in meiner Halsbeuge.

„Alles wird gut, Jonas, gleich bist du bei mir zuhause …“, meinte ich halb abwesend, um ihn zu beruhigen. Es waren nur mehr wenige hundert Meter bis zu meinem Haus. Gott sei Dank, Jonas wird mittlerweile wirklich immer schwerer.

Schließlich bin ich vor unserer Haustür angekommen. Vorsichtig lockere ich den Griff um Jonas‘ Schenkel, lasse ihn langsam an meinem Rücken runter gleiten, drehe mich um und halte ihn fest, damit er nicht umfällt.

„Wir sind bei mir Zuhause, Jonas, gleich kannst du dich hinlegen“, flüstere ich ihm zu, während ich mit meiner anderen Hand, die ihn nicht festhält, umständlich die Wohnungstüre aufsperre. Wie sich herausstellt kann Jonas mittlerweile wieder etwas besser gehen, denn er schafft es auf eigenem Fuß in den Vorraum, taumelt gleich zu den Treppen. Ich kicke meine Schuhe schnell in eine Ecke und helfe meinem Freund die Treppen hoch, führe ihn in mein Zimmer.

„Geschafft“, seufze ich erleichtert, als ich Jonas zum Bett bringe und er sich erschöpft darauf fallen lässt. Ich lasse mich ebenfalls neben ihn sinken, bleibe jedoch noch etwas sitzen, sehe Jonas unverwandt an.

„Warum hast du das gemacht, Jonas?“, frage ich ihn leise, konnte den Missmut in meiner Stimme nicht ganz unterdrücken. Angesprochener dreht seinen Kopf nur langsam etwas in meine Richtung, sieht mich jedoch nicht an. Ich starre ihn noch immer an, als er schließlich leise und mit heiserer Stimme antwortet: „Ich … ich hatte plötzlich das Bedürfnis … mich zu … betrinken.“

„Und warum, wenn ich fragen darf?“ Diese Seite kenne ich noch nicht von ihm, und ehrlich gesagt bin ich nicht gerade froh darüber, sie kennen zu lernen.

„Meine Eltern ham‘ total den Aufstand gemacht, als ich so spät nach Hause gekommen bin … Wir ham‘ uns gestritten … sie wollten mir verbieten überhaupt noch raus gehen zu dürfen, weil sie gedacht haben, ich würde dieses Treffen nur als Vorwand für Partyfeiern benutzen. Also bin ich ausgerastet und abgehaun.“ Er klingt müde, erschöpft und ein wenig reuevoll.

„Und du musstest unbedingt in einen Schwulenklub abhauen …?“, frage ich ein wenig skeptisch.

„Sorry … ich … ich schwöre dir, ich hab mit niemandem-“

„Schon gut, Jonas, schon gut“, unterbreche ich ihn leise, sehe seinen leicht verzweifelten Blick, und zwinge mir ein Lächeln auf. „Vergessen wir das, du solltest ein Wenig schlafen. Morgen ist Sonntag, wenn du willst kannst du ein wenig hierbleiben, bevor du zu deinen Eltern gehst.“

Er lächelt mich dankbar an, hebt seine Hand und zieht mich an meinem Nacken näher zu sich. Er riecht sehr stark nach Alkohol, als er mir mit leiser Stimme zuflüstert: „Danke Dennis. Ich liebe dich.“

„Ich dich auch, du riesiger Idiot“, flüstere ich, bevor ich mich neben ihn sinken lasse, ihm noch einen zärtlichen Kuss gebe und dann die Decke über uns ausbreite.

„Schlaf gut, Jonas.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2012-08-30T18:14:40+00:00 30.08.2012 20:14
Hey!
Find den FF nach wie vor toll und würd mich riesig über ne Fortsetzung freuen. Kommt da noch eine? :/

Lg, Asmiralda. ^o~
Von: abgemeldet
2011-12-12T16:03:36+00:00 12.12.2011 17:03
Hach ja.. Der FF ist einfach nur zuckersüß *-*
Erinnert mich ein wenig an Tagebucheinträge..

Du hast echt Talent zum Schreiben, es macht richtig Spaß mit zu lesen. :]
Hoffentlich geht's bald weiter. ;]
Von:  Shiki-loveMooncookie
2011-12-12T14:23:05+00:00 12.12.2011 15:23
Ich finde in dem kapi hast du echt schön geschrieben ;D
Jonas tut mir so leid! >.< solche scheiß Eltern !
Von:  tenshi_90
2011-12-11T14:49:14+00:00 11.12.2011 15:49
Hey!

Das find ich scho echt komisch, dass sich Jonas da so betrinkt.. Er kann einem aber auch echt leid tun, dass seine Eltern so komisch sind...

Ich bin gespannt wies weitergeht =)

LG
Von:  Ran34
2011-12-11T13:35:33+00:00 11.12.2011 14:35
Am Ende dachte ich nur: Ihhhh... Jonas hat sich doch grade übergeben x.X
Naja, aber das Kapi war an sich wirklich gut und vor allem Turbulent!
Ich hoffe, dass die beiden bald eine harmonische Beziehung führen >.<

lg~


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