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Unexpected Love

"Das ist jetzt nicht echt passiert, oder?"
von

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Ganz kurz & Ganz lang

Mittwoch
 

Nun, es geschah nichts besonderes am Mittwoch...

Okay, ich dachte viel über Herr Hawen nach, aber sonst war nichts. Ich sah ihn nicht in der Schule, nicht im Zug und nicht im Supermarkt oder so...

Dann komme ich mal zum Donnerstag.
 


 

Donnerstag
 

Ja, der Donnerstag. Joce und Joan versüßten mir den Morgen, indem sie einfach pennten. Nein, das war nicht böse gemeint, ich gönne den beiden den Schlaf, sie machen immer so viel für mich. Etwas gefrühstückt, und nebenbei was für die Beiden dagelassen, ja außer Geschirr zum spülen, verließ ich dick eingepackt das Haus. Der Schnee ließ ein wenig nach. Er lag zwar noch 40cm, aber es schneite halt nicht mehr. Der Zug fuhr im gewöhnlichen „Deutsche Bahn“-Tempo, ich ging noch den Rest zur Schule und begab mich in den Unterricht. Kein Deutsch, also nichts nennenswertes, und ich fuhr wieder nach Hause.
 

Und wen traf ich wieder im Zug? Herr Hawen. Lächelnd sah er mich und begab sich wieder zu mir. „Hey, Ian. Wie war Schule?“ Ich nickte und erzählte ihm knapp, dass alles in Ordnung sei. Er schien erfreut. „Und... wie sieht es heute mit ein bisschen Nachhilfe aus? Hast du Zeit?“ Wieder nickte ich. Ob wohl ich fast meinen Kopf beim nicken verlor, weil ich sehr doll nickte. Geiler konnte es einfach nicht kommen! „Würde mich freuen! Also wenn Sie Zeit haben...“ Er seufzte mit einem angenervten Unterton. Der war zwar ironisch gemeint, aber ich reagierte, für mich typisch, darauf. „Ja, wenn ich keine Zeit hätte, hätte ich dich nicht gefragt.“ Und wieder sah ich in ihm den Lehrer und es war mir noch unangenehmer als es bei einer anderen Person gewesen wäre. Wie konnte ich auch nur so doof sein?
 

Er drückte meine Schulter und zog mich leicht zu sich. „Hey, ist doch okay. Tut mir leid, wenn ich dir vorkomme, als würde ich dich für dumm verkaufen wollen. Ich habe nichts gesagt. Ja, ich habe Zeit für dich.“ Genau, betone auch noch, dass du für ´mich´ Zeit hast, dachte ich mir. Du hast mich schon derbe verunsichert, schlimmer kanns kaum noch kommen! Nun gut, ich ignorierte das vorgehende Gespräch und ließ mich auf den Versuch, das unangenehme zu vergessen, ein. Er schaffte es mich wieder zu lockern, wir redeten noch über einiges hier und da und letztendlich stiegen wir wieder gemeinsam aus dem Zug aus, zu mir nach Hause gehend.
 

Wie auch schon beim ersten Mal bat ich ihn herein, nahm ihm Jacke und ähnliches ab und wie er schon wusste setzte er sich ins Wohnzimmer.
 

Nach einigen interessanten Gesprächen kamen wir zum eigentlichen Thema, zum meinen Schwächen in meinen Schulfächern. Er beschäftigte sich intensiv mit mir, nahm sich für mich, ohne auf die Uhr zu schauen, Zeit und schien auch selber irgendwie Spaß daran zu haben. Und das, was ich hier erzähle, dauerte schon so seine Zeit... Dafür, dass er beim letzten Mal schon um fünf weg war wunderte ich mich sehr über sein jetziges Verbleiben bei mir. „Oh! Herr Hawen! Müssen Sie nicht los? Es ist schon nach Fünf Uhr! Scheiße, das tut mir voll leid!“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe doch jetzt erst als Lehrer angefangen, also habe ich noch keine Klausuren und Arbeiten und Tests zum korrigieren da... Zeit habe ich also schon mal... oder möchtest du mich loswerden?“ „Nein!“ Ich schlug mir die Hand vor die Augen. Wie konnte ich nur so was sagen? Das muss so verdammt dumm rüber gekommen sein... Klar, ist ja auch die typische Masche: ´Oh, schon so spät? Zeit zum Socken bügeln! Würden sie sich bitte verpissen?´ „Scheiße... Ich möchte Ihnen nur nicht ihre Zeit stehlen.“
 

Immer noch hatte ich dieses Lehrerbild im Kopf, weshalb mir diese Situation dreifach so schlimm vorkam. Wie konnte ich so dreist zu ihm sein? Oder zumindest: Wie konnte ich etwas sagen, dass so dreist rüber kam? Ich biss mir auf die Zähne und wollte am liebsten erst mal im Boden versinken, zerplatzen wie eine Luftblase oder verdampfen wie eine Wolke, als eine Hand die meine aus meinem Gesicht nahm und mich zwei tief blaue Augen ansahen. „Tut mir leid, ich wollte nicht sagen, dass du den Eindruck machst, dass ich gehen soll. Wohl eher habe ich das gesagt, weil ich vielleicht dachte, dass ich dir deine Zeit stehle, Ian.“
 

Noch immer hielt er meine Hand, wahrscheinlich weil er wusste, dass sie mir sofort wieder ins Gesicht geflogen wäre. Jetzt war meine vergangene Aussage zwar egal, aber die jetzige Situation! Es sei seine Schuld?! Dann, dass er sich bei mir entschuldigte, weil er meine Zeit stehlen würde! Er! Ein Lehr...
 

„Nenn mich Noël.“ Aus seinem sanften, behutsamen Griff wurde ein fester Handschlag. „Okay? Privat bin ich einfach kein Lehrer. Will ich auch gar nicht sein. Also: Sei nicht so nervös, ich bin jetzt Noël.“ Ich zögerte, konnte auch eigentlich gar nicht so direkt reagieren, was Noël merkte: „Ach komm, lass mal den Mist hier mit Schule und so einfach vergessen. Dann bin ich jetzt einfach ein netter ´Nachbar´, ein Kollege oder so was. Sind doch auch nur 4 oder knapp 5 Jahre unterschied. Also... sollen wir einen... ´geheimen Cut´ machen? Zwischen Schule und Privatleben?“ Er lächelte mich hoffnungsvoll an.
 

Wie kam er darauf, mir so was vorzuschlagen? „Wieso? Wie kommen Sie darauf?“ „Ach, Ich merke, wie unangenehm es dir ist in mir die ganze Zeit den Lehrer zu sehen. Die ober Respekt-Person. Jetzt ist es doch auch schon fast zu spät, jetzt habe ich dich auch schon hier, zu Hause, besucht, begonnen dich zu duzen, alsoooo....“ Ich versuchte einfach mal ruhig zu bleiben. Ich sah ihn also an, versuchte ihn als einfachen jungen Mann zu akzeptieren, ein einfacher junger Mann, mit tief blauen Augen, mit nachtschwarzen Haaren und mit so... Äh, was zu Hölle denke ich hier?
 

„Na ja, aber das Bild des Lehrers werde ich nicht einfach so aus dem Kopf bekommen. Nur das du das weißt... Noël.“ Noël ließ zufrieden meine Hand los. Es war mir irgendwie unheimlich, dass er so viel Interesse zeigte, zumindest schon so früh. Ich war ein Schüler wie jeder andere und dennoch bestand der darauf, dass ich mich nicht in seiner Umgebung unwohl fühlte. Vielleicht lag es wirklich an seinem Alter, vielleicht wollte er doch eigentlich noch kein 'Erwachsener' in dem Sinn sein.
 

Na ja gut, auch wenn dem nicht so wäre, wahrscheinlich hätte ich genau so reagiert. Ich hätte mich so einem eingeschüchterten Deppen auch nicht umgehen können, also versuchte ich ihn nicht mehr als Lehrer zu sehen, was mir erst schwer fiel. Das zu ihm auf sehen war halt noch da, natürlich nicht das 5cm herauf sehen, weil er größer war als ich, sondern dieses ´großen Respekt haben´ und voll höflich sein... Aber ich traute mir zumindest langsam zu ihm mal in die blau... in die Augen zu schauen...
 

Er war mir dennoch irgendwie 100%ig fremd. Ich wusste zwar wie er hieß, ungefähr wo er wohnte... aber er war ein Fremder. Aber wie konnte ich das schnell ändern? Wenn ich es nicht schnell ändern würde, würde ich ihn wieder siezen... „Nun... Was machst du so Privat, außer dich um mich kümmern?“ Noël war überrascht, dass ich ihm diese Frage stellte. Man sah aber auch, dass ihm gefiel, dass ich nach seinem Privatleben fragte. Er fuhr sich durch die Haare und glänzte mich regelrecht an. „Tse, das willst du wissen? Also ich sammle Briefmarken, schaue Liebesfilme aus den 70ern, spiele mit den alten Leuten Bingo und suche nach dem weglosen Weg der Liebe.“ Man hätte echt meinen Blick sehen sollen. Ich wunderte mich, dass ich mir nicht auf die Hose gesabbert hatte. „Wollen Sie... Willst du mich verarschen?“ Noël rückte näher zu mir und fixierte mich, erst mit seinen Blicken, dann mit einem Arm, mit welchem er sich neben meinem Kopf abstützte. „Glaubst du wirklich, ich würde dich anlügen?“ Ich wurde nervös. „Zumindest hoffe ich, dass Sie... du mich angelogen hast. Also sag mir bitte, dass es ein Bluff war... Sonst... ist das halt ein bisschen gruselig... oder nicht?“ Er kam mir noch näher und flüsterte regelrecht: „Gut, dann sage ich dir, dass es ein Bluff war, aber ob ich es auch so meine ist was anderes.“ Und ich schluckte schwer. Grinsend entfernte er sich wieder von mir.
 

Echt, was war er nur für einer? Ich grinste auch einfach mal in der Hoffnung, er wollte mich einfach nur verarschen... Irgendwie stockte mir der Atem. Aber ich wollte immer noch mehr herausfinden. Also über ihn. Aber anders, irgendwie. Also nicht so anders, als... ne?
 

„Na ja, gewöhne dir mal daran, dass ich nun erst mal 'du' sein werde und wir sehen uns morgen in der Schule wieder, haben ja 6te und 7te Deutsch.“ „Oh mein Gott, was für ein krasser Abgang...“ Ich sammelte mich und sah, wie Noël aufstand und in Richtung des Flures ging. „Ach scheiße,“ murmelte ich. „Ich habe es verhauen. Wie blöd kann man sich denn anstellen? Mich sollte man echt als Messlatte für so was nehmen... Geiler Start...“ Mein Lehrer war wieder eingekleidet in seinen Wintersachen, gab mir bei der Gelegenheit auch die geliehene Mütze zurück und holte seine eigene aus seiner Manteltasche. „Nun, wie gesagt, bis spätestens Morgen oder, vielleicht bis heute Abend.“ Nachdenklich schüttelte ich den Kopf und wollte fragen, was er meinte, da ließ er mich dann stehen und verließ die Wohnung. „Heute Abend? Wie meinte er das?“ Während ich so nachdachte, was er damit sagen wollte, bemerkte ich etwas knisterndes in der Mütze. Es war ein Zettel. Ein Zettel mit einer Handynummer drauf. Es war seine.
 

/Kannst dich ja bei mir melden, also so für Termine für Nachhilfe und so ;) /
 


 

Ich konnte mir einen freudigen Ausruf nicht verkneifen. Es war wohl doch alles nicht so schlimm wie ich dachte... Schnell zückte ich mein Handy, speicherte die Nummer und gab natürlich als Name ein: 'Noël'. Vor allem hatte ich dieses Erfolgsgefühl, weil ich... ja, irgendwie war ich stolz darauf, mit einer Autoritätsperson ein so gutes Verhältnis zu haben. Die Freude erst mal verdaut machte ich mich daran mir etwas zu essen zu machen, sodass meine Schwestern auch noch was von meiner Heiterkeit hatten, und, nun, der Rest war mal wieder unwichtig. Bis ich, heute mal sehr über früh, im Bett war. Ich schnappte mir mein Handy und simste kurz die neue Nummer an.
 

[Hey da, hier ist Ian. Melde dich mal wenn
 

du noch Zeit hast.]
 

„Hm, war die Nachricht nicht ein bisschen... zu unangemessen? Ach man, ich soll ihn doch duzen und so, dann muss ich ihm auch so schreiben!“ Ich schickte ab.... wartete dann also... so einige Minuten. Schnell aber gab ich auf. „Hm, vielleicht hatte er doch noch was zu tun... Hehehe, typisch Männer, aber ich werde jetzt nicht beleidigt sein oder beim Klingeln des Handys aufspri...“ Gerade das Ding weggelegt, klingelte es und ich griff schneller danach als ich wahrscheinlich beim erwischen der heiß gewordenen Nachttischlampe 'Aua' geschrien hätte. Nun ja... ich schämte mich kurz dafür, dass ich mich selber verarscht hatte und sah dann die SMS, von ´Noël´.
 

[Guten Abend Ian, klar habe ich noch Zeit,
 

sonst hätte ich ja nicht „Bis heute Abend“
 

gesagt ;) Was gibt es denn?]
 

Erfreut über seine locker gehaltene Antwort schreib ich kurz, was ich ihm nun zurück simsen würde. Ein bisschen überarbeiten hier... das hört sich noch zu blöd an... ach man, kein Lehrer!... Ich war fast so schlimm wie ein Mädchen... Ich schüttelte den Kopf und schickte nun einfach ab, was da stand.
 

[Einerseits wollte ich dir schreiben, damit du
 

auch meine Nummer hast, andererseits...
 

hast du morgen Zeit? Ach mom, erstmal
 

generell, wann hast du ungefähr immer Zeit,
 

also so für Nachhilfe und so was?]
 

Einige Minuten später, seine Antwort. Ich drehte mich einmal im Bett um und öffnete den Text.
 

[Für dich immer ;) Nun, also sonst immer, außer
 

Mittwochs, da habe ich den freien Tag für Lehrer,
 

damit die so Tests und so was korrigieren können
 

und den sollte ich mir immer für Notfälle
 

freihalten. Wie wäre es so mit regulär, wenn wir
 

zusammen mit dem Zug fahren? Wann hast du
 

immer bis zur 7ten? Ich habe immer erst nach
 

der 7ten Schluss alsoooo... ]
 

Seinen ersten Satz gekonnt überlesen, damit ich nicht paranoid werde, tippte ich schnell:
 

[Dienstags, Donnerstags und Freitags. Das passt
 

dann doch sogar^^ Dann weiß ich ja schon mal
 

Bescheid. Aber wenn es mal nicht geht, kannst mich
 

immer anschreiben. Würde ich dir auch nicht
 

übel nehmen XD]
 

Ein bisschen gewartet, ein bisschen im Bett rumgerollt und eine neue SMS:
 

[Sehr gut! Wenn wir das dann regelmäßig halten
 

wirst du auch schnell deine Noten bessern
 

können :D Ich würde echt abgehen, wenn du
 

sichtbar besser wirst! Ich denke mal, ich lasse
 

dich dann wieder in Ruhe, es ist schon spät, du
 

musst heia bubu machen.]
 

Ich nickte verschämt, lächelte und schrieb die von mir aus letzte Nachricht:
 

[Ich würde mich auch freuen wie sonst was!
 

Na ja, spät ist es schon... also gut, ich
 

wünsche dir eine angenehme Nacht und so was.
 

Wir sehen uns Morgen, Herr Hawen :)]
 

Und die letzte aller Nachrichten für diesen Tag versprach mir gute Laune für den Nächsten:
 

[In Ordnung, dann wünsche ich dir auch eine
 

angenehme Nacht und so was, bis Morgen,
 

mein lieber Herr Richer^^]
 

Ich legte mein Handy weg und schlug mein Kissen neu auf. Dann kuschelte ich mich in meine Decke und schlief ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yunia-chan
2010-09-30T17:43:06+00:00 30.09.2010 19:43
Hey du! Sooo, in diesem Kappi fällt mir wieder auf wie normal Noel mit Ian umgeht, also nicht einfach diese langweilige Schuler Lehrer Beziehung sondern...mmh, wie soll ich sagen,... halt eine Schüler Lehrer Beziehung auf gleichgestellter Stufe! (Verständlich?)^^ Ich mag das total und es macht auch viel mehr spaß soetwas zu lesen!!
Außerdem hast du diesen Gedankenkonflikt von Ian, also das er einfach nicht von Lehrer auf 'Freund oder Bekannter' umspringen kann, total treffend dargestellt! Ich meine, wer würde seinen Lehrer auch einfach mit sich auf die selbe Stufe Stellen? Egal wie jung der Lehrer ist!?
Und ich finde es einfach total süß wie Noel immer schreibt 'für DICH doch immer' oder ähnliches und dieses 'dich' so betont! Das finde ich total toll!!^^
Also, dann bis demnächst! Bye!!^^


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