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Unexpected Love

"Das ist jetzt nicht echt passiert, oder?"
von

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Und das Ende

Dienstag

Ich wachte auf, direkt mit diesem Gedanken: „Was willst du eigentlich?“ Ich wachte auf und alles war so schnell B bevor es A war. Ich hüpfte zwischen den Gräben hin und her. Keine Ahnung, wo hin ich wollte. Erst mal sollte ich aufstehen.

Irgendwie zwang ich mich auf meine Beine und machte mich fertig. Es lief eigentlich wie immer, aber dennoch so anders. Ich stapfte durch die restliche Kälte. Ich stieg in den Zug. Ich stieg wieder aus und ging zur Schule. Zum Glück war kein Deutsch. Wäre mir unangenehm gewesen.

Mir wäre ein zusammentreffen so unangenehm gewesen, dass ich sogar meinen Lehrer in der letzten Stunde fragte, ob ich Ausnahmsweise früher gehen dürfte, um einen Zug früher zu bekommen. Wegen Arzttermin sagte ich. Und somit durfte ich gehen.

Am Abend sollte noch immer der Treff mit dem Kurs sein. Ich sollte eigentlich nicht fehlen. Bei der Gelegenheit in der Bar zu sein, könnte ich mich ja ablenken. Vielleicht könnte ich meinen heterosexuellen Charme spielen lassen...

Darauf bereitete ich mich den Rest des Tages vor. Anziehen. Aber was? Sah ich in letzter Zeit ´anders´ aus? Ich suchte mir weißes Hemd, da drunter schwarzes, langarmiges Shirt und lockere Jeans. Und lockerer Gürtel. Das kam immer gut. Und ein Bandanna um den Hals. Haare machen. Nach hinten? Oder wieder nach unten? Nach unten. Ganz klar. Noël sollte nicht denken, dass ich mich nun versuche zu ändern. Eben nicht. Er soll sehen, dass ich immer noch der Selbe bin, aber halt hetero. Eben nicht anders!

Schnell kam der Abend. Also wieder in den Zug, ab in Richtung Schule und dann die paar Straßen weiter. Ich war noch nie in dieser Bar. Hoffentlich gab es da schöne Mädchen und Frauen. Irgendwas musste mich ja ablenken.

Ich kam so pünktlich, dass ich nicht der Erste und auch nicht der Letzte war. Noël und weitere Leute waren schon an der Theke.

„Hey, Ian hat’s auch geschafft!“ Noël drehte sich um und so neutral wie er konnte nickte er mir zu. Das war’s. Ich sah wo anders hin. Nicht mehr Interesse andeuten. An den äußersten Rand meines Kurses platz genommen, war ich der kleinen Clique der Mädchen und jungen Frauen am nächsten. Cool.

Zwei bis drei dieser Frauen schauten immer wieder zu mir rüber. Eine dieser war auch meine Blicke wert. Sie war bestimmt auch 19, wirkte aber reifer. Sie war nicht so am kichern und alles. Bestimmt war sie die große Schwester von einer dieser hysterischen Weiber. Ich guckte rüber, sie auch, ich lächelte, sie auch und ich widmete mich dem Barkeeper zu. ´Soll ich oder soll ich nicht? Käme es kitschig wenn ich ihr einen Drink bringen lasse? Und wenn nicht, was soll ich ihr dann bringen lassen?´ Super. Ich konnte jetzt schon alles falsch machen und mich als vollkommenen Homo outen. Ich sollte mal versuchen sie abzuschätzen und dabei kannte ich mich nicht mal mit Cocktails und so was aus! Scheiße!

„Ian? Hey Alter!“

„Huh? Was ist Dave?“ Der Typ aus meinem Kurs, David, rückte etwas zu mir und steckte mir ganz nebenbei eine Strategie.

„Willst du die da betören?“

„Woher...? Fällt das so auf?“

„Ist okay. Bestell ihr eine starke Bloody Mary. Sag, dass da viel Alk drinnen ist, damit sie schnell blau wird und die Kinder da nicht mehr ertragen muss und eine Mary, weil sie auch gefährlich aussieht. Verstehst du, was ich meine?“

„Klar, danke.“ Hoffentlich klappte das mal. Ich tat wie er sagte.

Nach einigen Minuten wurde ihr der Drink vor die Nase gestellt und eine kurze Bewegung deutete auf den Spinner, der den spendierte: Mich. Sie lächelte, sah wieder zu mir, sah dann aber wieder weg. Was hieß das denn nun?

Sie versteckte sich kurz zwischen den Köpfen der zu kindischen Mädels und kam dann wieder hervor. Und in meine Richtung. Alles klar, jetzt kam es drauf an!

„Hey.“

„Hey.“

„Wie komme ich zu der Ehre?“ Sie hob ihren roten Drink.

„Nun...“ Und sofort auf Tuchfühlung gehen. Das konnte ich. Sternchen, Grins, Sternchen. Ich neigte mich zu ihr, als solle niemand anderes hören, wie zu der Ehre kam. Daher kam sie mir auch näher. Ungehemmt. So was am Anfang lockert immer die Stimmung. „Also, ich dachte mir... du siehst ganz schön gestresst aus mir dem kleinen Zirkus da hinten und... na ja, der Cocktail passt zu dir. Ich dachte einfach mal, du stehst auf kleine Gefahren?“ Sie brauchte nicht lange, um diesen Spruch als Anmache zu erkennen. Aber es schien ihr zu gefallen.

„Du schätzt mich schneller richtig ein, als so manche, die sich Freunde schimpfen. Gefällt mir. Nenn mich Nessy. Vanessa klingt scheiße.“

„Alles klar, Nessy. Nenn mich Ian. Klingt zwar auch scheiße, aber da raus einen Spitznamen machen ist schwer.“ Sie lachte. Jawohl, ich hatte es nicht verlernt!

„Ach quatsch. Freut mich, Ian.“ Sie hob wieder ihr Glas. Ich griff nach meinem und hob es ebenfalls. Dann tranken wir.

„Und? Was machst du hier? Scheinst auch nicht unbedingt freiwillig hier zu sein.“

„Na ja... ist eigentlich ein Kurstreffen hier. Deutsch Lehrkurs. Aber... ich finde dich gerade interessanter. Was machst du denn hier? Musst du auf die kleinen Mädels aufpassen?“

Sie nickte leicht beschämt und überfordert. „Ja ja, die kleine Schwester hat B-Day. Und da muss die Große auf die Kleine aufpassen, weil die Kleine in eine Bar will. Deswegen... muss ich auch in spätestens einer Stunde den Sack Flöhe da nach Hause bringen...“

„Aber das muss ja dann nichts heißen, oder?“ Ich nahm einen Zettel aus meiner Hemdtasche und wie zufällig fand ich einen Kugelschreiber in meiner Hosentasche. Meine Nummer kannte ich auswendig. Muss man, wenn man so ein Player wie ich ist! „Wenn du magst...“ Nessy grinste nun auch, steckte aber nur den Zettel weg. „Meine Nummer gebe ich dir erst, wenn ich dich besser kenne! Ich bin nicht so leicht zu haben!“

„Das habe ich nie bezweifelt.“ Und mit solchen Aussagen macht man dann den Sack zu.

Nessy war mir echt sympathisch. Sie war keine Tussi und sie war halt nicht leicht zu haben. Aber sie blockte nicht. Es war so ein Spielen. Sie ließ es aber auch drauf ankommen mit ihrem Outfit. Eine braune Lederkorsage mit Trägern, eine braune Jeansjacke drüber und eine relativ weite schwarze Hose. Dazu ihre braunen Haare, meine Länge. Und ihre Augen.

Wir erzählten uns noch einiges und lachten viel. Angetrunken waren wir auch. Ich gab einiges aus. Ich drängte sie aber zu nichts. Sie bestellte munter. Was alles in so ein hübsches Fräulein reinpasste! Die hatte meinen Respekt! Ich ignorierte total meinen Kurs. Und die Blicke von Noël.

Gegen 22 Uhr wurde der Abschied schwer. „Och Ian, das tut mir so leid! Ich muss die Kinder hier wegbringen! Aber das war echt ein toller Abend!“ Sie stand auf, gab mir zumindest 20 Euro für einige der Cocktails, die sie locker verputzt hatte, und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Aber weißt du was? Das muss ja nicht jetzt enden! Hier, schreib dir meine Nummer auf.“ Ihr Handy gezückt und mir die Nummer mit dem Namen ´Eigene Nummer´ gezeigt konnte ich mir sicher sein, dass sie mich nicht verarscht. War irgendwie süß.

„Alles klar. Ich kann mich ja melden, wenn hier das Kurstreffen offiziell zu Ende ist. Ich hoffe nur, bis dahin hast du dich noch nicht hingelegt.“

„Niemals. Ich werde warten. Also melde dich auch!“

„Klar.“ Nun wand sich Nessy ab und trat an den Kindergeburtstag. „Hey Mädels. Auf, auf! In acht Minuten kommt unser, nein, euer Bus nach Hause! Kommt oder ich sag euren Müttern, dass ihr wolltet, dass ich euch Tequila bestelle!“ Alle hatten ihre Jacken an und verließen allmählich den Laden. Zu guter Letzt wurde ich noch mal von diesen niedlichen Augen angeblitzt. Dann war sie weg. So, nun hieß es, warten bis Noël uns befreite. „Iaaaaaaan! Geil ist die, die du dir da angelächelt hast! Respekt!“

„Heeey, Dave! Ohne dich hätt’ ich das nicht geschafft! Ich schulde dir was, Alter!“ Okay, vielleicht war es doch von Noël eine gute Idee, den Treff heute und hier zu machen.

David war okay. Ich hab den Rest mit ihm geredet und regelrecht noch gesoffen und endlich kam die erlösende Aussage: „Nun gut. Wir haben 23:30 Uhr. Ihr seid nun frei! Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht und man kann das mal wiederholen.“ Ich wusste, dass er unter keinen Umständen wollte, dass es aber genauso wieder ablaufen sollte. Aber ich war so blau, dass es mir scheiß egal war. Ich ging einfach. Ich wollte mich ja noch bei Nessy melden.

Nicht einmal ein kurzer Schwenk zurück war von mir gekommen. Ich war einfach zu besoffen um an Noël zu denken. Mir war klar: Erst nach Hause, bevor ich total blau in der Pampa lande und keine Ahnung habe, wie ich wieder zurück komme. Also ab nach Hause mit dem Zug. Kein Problem.

In den heimischen 4 Wänden trank ich erst Mal was Normales. Da waren bestimmt noch immer 1,5 bis 2 Promille in mir am Tanzen! Und diese ließen mich unsicher werden. Zur Sicherheit setzte ich mich auf das Sofa und blieb ganz ruhig. Ich holte schon mal mein Handy raus. Oh, eine SMS? Hatte es da jemand nicht ohne mich ausgehalten? Und wie es da einer nicht ausgehalten hat.
 

[Ian, pass bitte auf dich auf. Du bist

echt ganz schön betrunken. Wenn

du Probleme hast, melde dich bitte.

Und wenn du zu Hause bist.

Noël]
 

Wie schön das war, dass sich jemand Sorgen machte. Wie eine Wand, an welche man sich immer lehnen konnte. Ich wurde melancholisch.

Ich wusste gar nicht, ob Nessy jetzt eine war, die bei mir die Tendenz hatte ein ´One-night-stand´ zu sein, vielleicht doch eine Partnerin oder doch nur eine Freundin? Ich meine, unser Beisammensein gerade war wie unter Kollegen. Da war eigentlich kein sexuelles Interesse. Ob es daran lag, dass sie so Kollegen-mäßig war oder sie einfach nicht die Richtige gewesen wäre oder ich vielleicht doch anders war... Ich vermisste Noël. Alles drehte sich und ich war allein. Sollte ich mir eingestehen, dass ich, wenn überhaupt, etwas zwischen A und B war und nicht schwarz oder weiß? Oder sollte ich doch versuchen zu schauen, ob ich vielleicht doch ´normal´ war? Egal, ich wollte irgendwie nicht allein sein. Nur darum ging es mir gerade. Eine weitere Welle Alkohol schoss mir in den Kopf. Mich griff Mut.
 

[Hey Nessy Süße,

Du das wird nichts, so wie wir

das jetzt wollten. Du warst echt

ne Liebe, wir können uns echt

gerne mal Privat treffen, mit

anderen Zielen dann auch. Aber

so... so wird das leider nichts.

Ich hab mich da in was rein verrannt.

Ich hoffe, wir bleiben trotzdem

im Kontakt. Es liegt an mir.

Liebe Grüße und eine gute Nacht,

Ian]
 

„Hoffentlich hab ich das jetzt gut rüber gebracht. So was zu schreiben ist echt schwer... Ich meine, Frauen fassen alles negativ auf!“ Aber wie ich die Frauen kannte antworteten sie immer hin schnell.
 

[Hey Ian,

Ist schon okay, ich versteh dich :)

Direkt ins Bett wäre ich eh nicht

mit dir gegangen ;D Was ich aber

weiß, diese andere Person, die dein Herz

erobert hatte, muss echt ein

Glückspilz sein. Man schreibt sich

noch und dir auch eine gute Nacht!

PS: Danke, dass du dich gemeldet

hast ;) Nessy :*]
 

„Fiel das so auf, dass ich noch jemanden im Hinterkopf hatte und deshalb so war? Danke Nessy.“ Ich schaute auf die Uhr. „Scheiße! Schon halb eins?“ Ich musste zu Noël!

Jacke und alles Andere, was ich auf die schnelle bei der Hand hatte über geschmissen lief ich los.

Der kalte Wind peitschte mir ins Gesicht. Mitten in der Nacht war es echt schlimmer als mitten am Tag. Und es war stockdunkel. Aber ich fand zu ihm.
 

„Ian? Was machst du hier?!“ Bedröppelt und gebranntmarkt von der Kälte stand ich vor seiner Tür und sah ihn mit großen Augen an.

„Ich will zu dir...“

„Ist etwas passiert?“

„Ich liebe dich.“ So schnell ich auf den Punkt kam, so verwirrt und dann aufgelöst nahm mich Noël in seine Arme.

„Ian.... ich liebe dich auch....“ Es war warm. Wunderschön warm. Und ich war in Sicherheit. Sicher vor allem und jedem. Vor allem war mir noch immer sehr schwindelig, aber ich konnte mich fallen lassen. Ich vertraute ihm wie keinem anderen. „Ich liebe dich Noël.“

„Ich dich auch Ian.“
 

Ende
 

-> Bei Interesse schaut doch einfach bald mal bei meinen anderen Ff's nach, denn in den kommenden Tagen werde ich die original Story der beiden hier anfangen hochzuladen ;)
 

Grüße~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Maldoran
2011-03-24T21:38:20+00:00 24.03.2011 22:38
Hey!

Also, ich verstehe eines überhaupt gar nicht; wieso Du auf diese Story so gut wie gar keine Kommis bekommen hast? *verwirrt bin* Tz!
Okay, ich muss zugeben, am Anfang hatte ich schon gewisse Probleme mit Deinem doch... etwas so ganz anderen Schreibstil, als ich ihn bisher gewohnt war... bin. Ich lese viel. Hier ... und auch anderswo. Hauptsächlich... nein, eigentlich ausschließlich shonen-ai.
Aber nach ein- zwei Kapiteln war ich dann voll drin. Und dabei. Dieser andere Schreibstil hat mir dann letztlich doch sehr gut gefallen, es "rumpelt" zwar manchmal etwas... ich meine, die Sätze sind oft sehr knapp und kurz, aber gerade DAS machte dann den Reiz aus. Finde ich. Du hast immer alles genau auf den Punkt gebracht, in relativ kurzer Zeit und mit den passenden Worten und Ausdrücken.
Und so ganz nebenbei musste ich an manchen Stellen wirklich ganz doll Schmunzeln und leise vor mich hinkichern. Da war was... warte mal... als Ian krank wurde, sowas wie "er fühlte sich wie von einem Wal begattet". Das hab ich mir gemerkt, weil ich das so witzig fand diese Aussage und auch noch nie gehört habe! Und solche Sachen waren noch öfter zu finden/lesen, worüber ich mich königlich amüsiert habe.
Auch die "coolen" Sprüche fand ich toll, und das hörst Du nun aus dem "Mund" einer 46-jährigen!! Haha!

Deine Charas gefallen mir auch gut; Ian so... naja, jung, witzig, unerfahren, stolpert streckenweise ganz gewaltig in seinen eigenen Gefühlen herum, versucht ständig, sich gegen Noel zu wehren, und gegen seine aufkommende Gefühle für ihn. Und Noel ist so... zuversichtlich, sich seiner eigenen Gefühle ganz sicher und gibt nicht auf, Ian für sich gewinnen zu wollen! Gerne hätte ich auch seine Gedanken während der Story verfolgen wollen. Dieses zielstrebige an ihm, dieses fordernde, drängende Verlangen nach Ians Liebe.. wow! Das hat mich total beindruckt, ehrlich! Das hast Du immer wieder gut rübergebracht, finde ich.

Auch die "heißen" Szenen waren schön beschrieben; alles, was nötig war, und nichts, was gestört hätte, oder irgendwie komisch gewirkt hätte. Genau das richtige Maß! *zwinker* Man muss nicht immer alles so ausführlich beschreiben, Noels Worte reichten schon aus... *kicher*... bei Ian und bei mir! *rot werd*

Alles in allem eine schöne Story, etwas wild, etwas schräg in der Ausdrucksweise, eben ungewohnt für mich, aber trotzdem konnte ich nicht aufhören zu Lesen! Und werde auch noch in andere Storys von Dir reinschnuppern... bin neugierig. Leider hab ich nicht immer soviel an Zeit, die ich gerne hätte zum Lesen...

Was mir auch imponiert hat; trotz der wenigen Kommis hast Du es durchgezogen!

GLG
Vala


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