Flirtation

Ice Cream

Es war Sakuras Einfall gewesen. Um die so erfolgreich beendete Mission zu feiern, die ihr Team vor kurzem zu Ende gebracht hatte. Sasuke war sich nicht mehr ganz sicher, wie sie es genau formuliert hatte. Es war auch nicht mehr wichtig.

Was zählte war, dass ihn nur noch wenige Schritte von einer kleinen Strandhütte trennten, die für das Wochenende ihre Unterkunft werden sollte.
 

Naruto als aufgeregt zu beschreiben, schien die Untertreibung des Jahrhunderts. Er wirkte wie ein Kleinkind, dem man gerade zum ersten Mal etwas Süßes gegeben hatte. Der Blonde tanzte beinahe durch die Eingangstür des Hauses und stürmte Minuten später auch schon dem nur ein paar hundert Meter entfernten Meer entgegen. Es war beinahe schon bewundernswert, wie leicht er sich für eine Sache begeistern konnte.

„Ich denke, ich gönn mir auch gleich mal ne nette Abkühlung. Wie steht’s mit dir, Sasuke?“

Sakura hatte den Blick in Richtung Meer gerichtet und betrachtete amüsiert ihren chaotischen Teamkollegen. Sasuke setzte währenddessen seinen Rucksack zu Boden und griff nach einem Handtuch, ehe er erwiderte: „Ich räum noch meine Sachen aus, dann komm ich runter.“

Sakura antwortete mit einem Nicken und spazierte durch die Terrasse auf den Strand hinaus. „Lass dir nicht zu lange Zeit.“

Zwei Tage waren nicht so schlimm, ging es dem Schwarzhaarigen durch den Kopf. Gut, vielleicht würde er sich in kürzester Zeit zu Tode langweilen, aber diesen Trip war er seinen Freunden ohnehin schon lange schuldig gewesen. Und ein wenig Erholung schadete ihm genauso wenig…
 

-
 

Ihre Zunge berührte vorsichtig das cremige Etwas in ihren Händen und ihre Mundwinkel wanderten langsam nach oben. Ein seltsam verführerisches Lächeln bildeten sich auf ihren Lippen und brannte sich in sein Gedächtnis, wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Sie strich sich eine Strähne ihres schulterlangen Haars aus dem Gesicht und drehte sich in seine Richtung. Noch immer dieses Lächeln, gefolgt von einer feinen Augenbraue, die bei seinem Anblick in die Höhe schnellte. Ein Tropfen Schweiß glitt langsam ihre Wange entlang, manövrierte sich vorsichtig an die Spitze ihres Kinns und endete auf dem Stoff ihres Tank Tops. Gebannt starrte er weiterhin auf die gekonnten Bewegungen ihrer Zunge, die sanft um die Tüte Eis in ihren Händen kreiste. Für einen Augenblick fragte er sich, ob die Luft ein wenig stickiger und heißer geworden war. Lag es an seiner Einbildung?

Ihre Füße schwankten langsam vor und zurück, wie die eines kleinen Schulmädchens, und sie blickte weiterhin amüsiert in seine Richtung. Sie saß aufrecht in einer anscheinend schon etwas in die Jahre gekommenen Hängematte, im Schatten eines Baumes, und zu ihren Füßen stand der kleine Rucksack, den sie zuvor mitgenommen hatte.

Sasuke musste sich an das rhythmische Ein- und Ausatmen seines Körpers erinnern, als er sie vor ein paar Stunden zum ersten Mal in ihren knappen Strandsachen gesehen hatte. Ein weißer Bikini, mit kleinen rosa Blütenblättern verzieht, und ein relativ freizügiges Tank Top zierten ihren Körper. Freizügiges Tank Top im Sinne von durchsichtig. Wenn da nur nicht das Bikini Oberteil im Weg gewesen wäre…

Sasuke fragte sich, woher diese plötzlichen Gedanken kamen. Seit er sie mit der mehr als knappen Garderobe zu Gesicht bekommen hatte, konnte er kaum seinen Blick von ihrem Körper abwenden, und allmählich fragte er sich, ob es an der Hitze des Sommers lag.

„Du siehst… neidisch aus.“ Sie klang einem Lachanfall nahe und ihre Zunge glitt erneut über das cremige Etwas in ihrer rechten Hand. Der melodische Klang ihrer Stimme erinnerte ihn an die Glocke eines Eiswagens, die jeden Passanten näher heranlocken und zum Kauf einer Tüte verlocken sollte.

Sie hatte recht. Vollkommen recht. Sasuke war zum ersten Mal in seinem Leben neidisch, beinahe eifersüchtig, auf eine Tüte Schokoeis.

Er wusste nicht, was in diesem Moment von ihm besitzt ergriffen hatte, als er langsam auf sie zuschritt und wie in Trance neben ihr auf der Hängematte Platz nahm. Ehe er sich versah, so als würde er einen Film beobachten und selbst nur Zuschauer sein, befand sich seine Hand auch schon Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt und strich sanft ein Strähne ihres Haares zur Seite. Vielleicht war es nur seine Einbildung, aber ihre Augen schienen für einen Augenblick zu leuchten, und das unverkennbare Grün wirkte ebenso glücklich wie geheimnisvoll auf ihn.

„Jetzt grade wär ich gern die Tüte Schokoeis in deiner Hand…“

Ihr Lächeln schaffte es ohne Mühe den atemberaubenden Sonnenuntergang, der sich langsam hinter dem Horizont des Meeres dem Ende zuneigte, in den Schatten zu stellen.

Anfangs war es eine Art Grinsen, dann entwickelte es sich in kleines Gelächter und endete mit einem seltsam ernsten Gesichtsausdruck, so als wäre ihr gerade etwas wichtiges bewusst geworden.

„Weißt du Sasuke, du musst aufpassen mit solchen Bemerkungen. Man könnte denken, du würdest mit mir flirten.“

Er musste ebenfalls Lächeln und richtet seinen Blick zurück auf die Idylle vor ihnen. Eine Weile lang schwiegen die beiden und Sasuke genoss das angenehme Gefühl einer leichten Brise auf seinen Wangen. Die Stille wurde nur vom sanften Rauschen des Meeres beeinträchtigt, das unbeirrt Welle um Welle des kühlen Nass ans Ufer beförderte, in dem sie Minuten zuvor noch geschwommen hatten.

„Und wenn es so wäre?“

Eine Weile lang sagte sie nichts. Sasuke fragte sich schon, ob sie ihn überhaupt verstanden hatte. Vielleicht war er einen Schritt zu weit gegangen.

„Möchtest du auch ne Tüte? Im Gefrierschrank oben hab ich vorhin noch etwas Eis eingekühlt…“ Er hatte mit vielem gerechnet, aber mit dieser Antwort nicht.
 

Der Schwarzhaarige nutzte die Gelegenheit, als er die Stufen in Richtung des Strandhauses empor stieg, um seine Gedanken und Gefühle, eine bestimmte Kunoichi betreffend, zu ordnen. War er plötzlich verknallt in sie? Lag es an dem zugegebener Maßen mehr als heißen Strandoutfit? Und was noch wichtiger war, warum wirkte sie so teilnahmslos? So, als wäre ihr seine neu gewonnen Zuneigung gleichgültig. Und seit wann machte er sich Sorgen um solche Themen?

Sasuke wurde durch das leise Schnarchen seines blonden Teamkollegen aus seinen Gedanken gerissen und er starrte ungläubig in die Richtung des Geräusches. Der Chaot hatte sich den Nachmittag über mit seinen enthusiastischen Strandabenteuern anscheinend zu sehr verausgabt, er schlief jedenfalls wie ein Baby auf dem Sofa des Wohnzimmers des kleinen Hauses.

Sasuke schlenderte vorbei an dem Blonden in die Küche und öffnete den Gefrierschrank. Was er fand, war jedoch keine weitere Tüte Eiscreme. Viel mehr lag ein kleines Post-it in der Lade mit der vermeintlichen Süßspeise.
 

Gibt es nen Grund dafür, warum du mich schon den ganzen Tag so seltsam anstarrst, Sasuke? Liegt’s am Outfit?

Wenn dir so gefällt, was du siehst, warum machst du mir nicht mal n süßes Kompliment? ;)
 

Sakura
 

PS.: Die letzte Eiscreme hab ich genommen. Wenn du also noch etwas willst, musst du schnell sein…
 

Sasuke stieß ein lautes Lachen aus und manövrierte sich so schnell wie möglich durch die Küche hinaus auf die Terrasse. Er hatte nicht einmal die Gefrierschranktür hinter ihm geschlossen.

Er raste die Stufen hinab, schoss über den mittlerweile kalt gewordenen weißen Sand des Strandes in Richtung Ufer und kam außer Atem vor seiner rosahaarigen Freundin zu stehen. Sie trug ein leicht verspieltes Lächeln auf den Lippen.

„Du hast heute schon den ganzen Tag über so träumerisch gewirkt, da hab ich dir ne kleine Nachricht hinterlassen. Ach ja, sorry, aber die Eiscreme hast du um ne Minute verpasst. Und sie war köstl…“

Sasuke Lippen hinderte sie daran, den Satz zu beenden. Seine Zunge berührte die ihre und schoss kleine elektrische Impulse in sein Gehirn, die er noch nie zuvor so deutlich gefühlt hatte. Er hatte nur noch einen Gedanken…

Schokoeis. Sie hatte recht, es war köstlich.