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Demon's wish

Wie das Böse auszog, das Gute zu besiegen
von

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Der vergebliche Versuch, normal zu sein

Der Weg war schon vor geraumer Zeit hinter ihm zwischen den Bäumen verschwunden. Und auch die hatte er hinter sich gelassen. Er war auf einer normalen Wiese zwischen all den Hügeln angelangt, in deren Mitte ein flacher, heller Stein lag, groß genug, um es sich darauf bequem zu machen.

„Hier ist es gut“, entschied er, setzte sich im Schneidersitz darauf und legte die Hände vor sich zusammen, als würde er beten.

Er verharrte lange in dieser Position, die Sonne wanderte am Himmel weiter und weiter, mehrere Stunden, bis es früher Nachmittag wurde. Der Junge hatte sich die ganze Zeit über nicht bewegt, man hätte meinen können, er würde schlafen. Aber er schlief nicht. Wieso hätte er das auch tun sollen? Er war mit Sicherheit der einzige, dem dieser Tag eine Gedenkfeier wert war. Auch wenn Feier etwas übertrieben klang, es war eher eine sehr lange Schweigeminute gewesen, für die er sich extra vom Rest der Welt zurückgezogen hatte. Denn dieser Tag hatte heute vor genau sieben Jahren eine besondere Bedeutung für ihn bekommen. An eben jenem Tag hatte er zwei der drei wichtigsten Personen in seinem Leben und auch sonst alles verloren. Der Tag, an dem er anders geworden war. Die Ereignisse von damals waren schlimm genug gewesen, um jährlich noch einmal daran zu denken. Mit einem tiefen Seufzer stand der Junge auf und ging los, zurück unter Menschen.

Am späten Nachmittag war selbst ein Dorf wie das, das er gefunden hatte, voll von ihnen. Voller normaler Menschen. Auf den ersten Blick unterschied er sich überhaupt nicht von ihnen, war genau so wie alle anderen auch – ein normaler Mensch eben. Aber nahm man sich die Zeit, ihn sich etwas genauer anzusehen, entdeckte man schnell ein paar Dinge, die so nicht hätten sein dürfen – kleine Unstimmigkeiten, die ihn zu etwas anderem als einem normalen Menschen machten. Das Gegenteil von normal – das war anders. Und genau das war der Junge: Anders. Er konnte nicht mehr normal sein. Nie wieder. Vielleicht war er es auch noch nie gewesen. Wer konnte das schon so genau wissen?

Er war etwa 14 oder 15 Jahre alt, in jedem Fall klein für sein Alter und wirkte etwas schmächtig. Er machte nicht den Eindruck, als könnte er sich in einer Prügelei zur Wehr setzen. So weit war er eigentlich noch wie andere Menschen auch, abgesehen davon vielleicht, dass es für jemanden wie ihn scheinbar zu gefährlich war, allein herumzuziehen.

Der Junge trug eine schwarze Hose, die fast bis zu den Knien hochgekrempelt war, und ein rotes Hemd, unten und an den Ärmeln mit einem gelben Flammenmuster, bei dem nur ein Knopf zugeknöpft war. Beides wirkte alt und abgetragen. Dazu kam ein staubiger, khakifarbener Rucksack, der so vollgestopft war, dass es den Eindruck machte, er würde gleich explodieren. Außerdem trug er ausgelatschte, braune Sandalen, die aussahen, als würden sie jeden Moment auseinanderfallen. Seine gesamte Ausrüstung hätte man wahrscheinlich für 500 Mell kaufen können, was in etwa dem Preis einer gewöhnlichen Zeitung entsprach. Er hatte sie allerdings nicht gekauft, sondern – wie alles, was er im Moment besaß, und auch alles, was er so aß, - gestohlen. Die einzige Ausnahme bildete das breite, schwarze Band mit dem roten Stern an seinem linken Handgelenk. Das war ein Geschenk gewesen, von der dritten wichtigen Person in seinem Leben.

Was ihn äußerlich von anderen Menschen unterschied, war eine helle, orangene Strähne, die mitten in dem chaotischen, nussbraunen Haarmeer leuchtete. Es sprach natürlich nichts gegen braune Haare – oder orangene, auch wenn sie selten waren. Es gab nur einfach keine Leute, die von Natur aus zweifarbige Haare hatten – zumindest keine normalen. Ein paar Adlige hätten sich natürlich den Spaß gönnen können, eine Strähne bunt zu färben, aber wenn der Junge das Geld hätte, sich die Haare zu färben, gäbe es keinen Grund für ihn, in derartig verschlissenen Sachen herumzulaufen. Aber seine Haare waren nun mal so, schon seit seiner Geburt; ebenso wie seine Augen.

Er hielt den Kopf extra leicht gesenkt, damit man sie nicht sehen konnte. Es hätte bestimmt einen Aufruhr verursacht, wenn jemand sie gesehen hätte und nicht spontan an farbige Kontaktlinsen dachte. Denn sie waren rot. Feuerrot. Und Menschen hatten keine roten Augen. Vielleicht hätte er deswegen schon vor diesem Tag vor sieben Jahren ahnen sollen, dass er nicht dazugehörte.

Er war anders als andere Menschen.

Denn er war kein Mensch.

Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der er wirklich gedacht hatte, er wäre wie alle anderen, trotz der orangenen Strähne und der roten Augen. Dann waren diese Dinge passiert, die er eben so wenig erwartet hatte wie das, was er wirklich war. Vor genau sieben Jahren. Es war einfach ein unglücklicher Zufall gewesen. Wäre alles nur ein kleines bisschen anders abgelaufen, wären die Dinge nicht so, wie sie jetzt waren. Er hätte das Band mit dem roten Stern nicht. Er müsste seine roten Augen nicht verstecken. Und er würde nicht über die Inseln reisen, nur um etwas zu suchen, an dessen Existenz kaum noch jemand glaubte.

Aber es war nicht schlecht. Zugegeben – er war allein, musste sich verstecken, war ständig auf der Flucht und besaß nichts -, aber es war schon in Ordnung so. Es fühlte sich richtig an. Richtiger als das Leben, das er vorher geführt hatte, als er sich noch für einen Menschen hielt. Auch wenn sich das mit dem Reisen zunächst etwas schwieriger gestaltet hatte als angenommen.
 

Die Welt bestand aus Inseln, die frei über das Meer trieben. Weltkarten waren deshalb unmöglich, und wer von einem Wetterbericht sprach, machte sich öffentlich zum Gespött der Leute, denn auch das machte durch das freie Herumschwimmen der Inseln meistens das, was niemand erwartete. Die Inseln selbst waren der Größe nach durchnummeriert worden, von I1 bis zu IZ. Die letzte Insel – so etwas gab es nicht. Es wurden ständig neue entdeckt, und hin und wieder konnte es auch passieren, dass Teile von bereits vorhandenen Inseln abbrachen und sich selbstständig machten.
 

Schließlich hatte er es aber doch geschafft, als blinder Passagier auf einem Schiff, das einen der Momente, in denen sich zwei Inseln besonders nahe kamen, zur Überfahrt genutzt hatte. Anders war es nicht gegangen, denn er hatte… ein kleines Problemchen mit Wasser. Vorausgesetzt, man wollte es als Problem bezeichnen, wenn jemand bei jedem Regenschauer ohnmächtig wurde und bei Kontakt mit jeglicher Art von Flüssigkeit zusammenbrach. Aber immerhin – er hatte die letzten sieben Jahre überstanden, ohne auch nur einen einzigen Tropfen zu trinken. Hatte auch seine Vorteile, kein Mensch zu sein. War aber auch schon der einzige.
 

„Monster!“

Tsumes Schrei hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Er bekam fast Kopfweh davon. Das konnte aber auch an der Flut von Erinnerungen liegen, die er mit diesem Tag verband. Obwohl es ja eigentlich eine Nacht gewesen war…

Seltsame Dinge, die niemand für möglich gehalten hätte und die vielleicht besser niemals geschehen wären.
 

Blut.

Ein Schrei. Licht, vielleicht ein Blitz.

Verrat.

Opfer.
 

Das war seine Vergangenheit.

Dämlicher Kerl. Hatte ihm das Band mit dem Red Star geschenkt und war dann einfach gestorben.

Sterben war einfach. Für andere sterben sogar noch einfacher. Und dann hatte er sich wahrscheinlich auch noch für einen Helden gehalten. Und keinen Gedanken an ihn verschwendet. Wie er sich fühlte. Was aus ihm werden sollte, wenn er einfach aufgab und sich umbringen ließ. Dämlicher Kerl.

Und sein Leben hatte weitergehen müssen, weil er so dumm gewesen war, es ihm zu versprechen. Seine Geschichte ging weiter.

Seine Geschichte – das war etwas Seltsames.

Wo begann eine Geschichte? Auf der ersten Seite, hätten manche jetzt vielleicht gesagt. Aber das taten sie nicht. Geschichten begannen nie auf der ersten Seite. Die Erinnerung der Charaktere, ja, schon ihre bloße Existenz – es setzte voraus, das schon vorher etwas geschehen war. Und deshalb konnten Geschichten ganz einfach nicht mit der ersten Seite, dem ersten Wort beginnen.

Aber wo hatte seine Geschichte begonnen? Bestimmt nicht heute, bestimmt nicht hier. Bestimmt nicht jetzt. Vielleicht hatte sie mit seiner Geburt begonnen. Vielleicht mit dem Tag vor sieben Jahren. Vielleicht, als dieser dämliche Kerl sein Leben weggeworfen und ihm den Red Star geschenkt hatte. Vielleicht hatte sie auch noch gar nicht begonnen, sondern würde das erst tun, wenn er seine Gang gründete. Oder…

Vielleicht begann seine Geschichte ja auch mit der Legende von Devil´s Heart
 

Es hieß „Die Legende von Devil´s Heart“, ganz einfach darum, weil alle diese Erzählung, die schon seit Menschengedenken existierte, so nannten. Der korrekte, wissenschaftliche Fachbegriff dafür wäre aber wahrscheinlich ,Sage´. Was eine Sage von einem Märchen unterschied, war, dass sich zwischen all den erfundenen Gestalten und Begebenheiten immer ein Fünkchen Wahrheit versteckte – etwas, das wirklich so geschehen war, zwischen all dem erzählerischen Unsinn. Das schwierige war nur, dass man Jahrhunderte oder vielleicht sogar Jahrtausende später nicht mehr sagen konnte, was das Erfundene und was das Reale war, weshalb es oft kompliziert war, zwischen Historik, Sage und Märchen zu unterscheiden. Aber bei der Legende von Devil´s Heart war der Fall eindeutig.

„Zu Anbeginn der Zeit, als die Welt gerade anfing, zu existieren, bevölkerte Gott die Erde mit den Menschen und hielt gütig seine schützende Hand über sie, weshalb sie ihm dankten und ihn verehrten. Neidisch auf die Dankbarkeit, die Gott für seine Güte und Gerechtigkeit erhielt, sandte der boshafte Teufel ohne jeden Grund seine grausamen und abscheulichen Diener, die Dämonen, auf die Erde, wo sie mordeten, plünderten und Gottes wunderbares Werk mit ihrer Unreinheit beschmutzten. In tiefste Verzweiflung gestürzt flehten die Menschen Gott um Beistand an; der Allmächtige erbarmte sich und erschuf aus jedem der fünf Elemente weitere, menschenähnliche Lebewesen, die, mit seiner heiligen Kraft ausgestattet, dazu auserkoren waren, den Menschen zu helfen: Die Engel, die aus der Luft kamen, um die Menschen an sichere Orte zu leiten; die Riesen, die mit unglaublicher, körperlicher Stärke und Waffen aus Metall alles Böse zurückschlugen; die Meermenschen, die mit Wasser das Leben an sich erhielten und alles reinigen konnten; die Zwerge, die aus Stein alles erschaffen konnten, was zum Schutz benötigt wurde; und die Elfen, die mit Feuer im herzen alles Unrecht auslöschten.

Erbost durch Gottes Gnade startete der Teufel, der nicht zum Aufgeben bereit war, einen weiteren verabscheuungswürdigen Versuch, Gottes Schöpfungen zu vernichten und zu unterjochen. Aus den finstersten Tiefen der Hölle rief er die dunkelsten Kräfte, die niemand jemals hätte gebrauchen dürfen, und griff die Menschen damit an, wohlwissend, dass Gott all seine heilige Kraft brauchen würde, um sie vor der abscheulichen Finsternis zu bewahren. Gott legte, obwohl er von dieser hinterhältigen Falle seines Feindes wusste, schützend seine Hand über alle seine Völker und wehrte die Flüche des Teufels ab, wobei er seine gesamte Kraft verbrauchte.

Doch als der Teufel seinen unverdienten Sieg bejubeln wollte und unvorsichtig wurde, schaffte Gott es, beseelt von dem ehrenhaften Wunsch, seine Schützlinge zu retten, einen heiligen Schutzwall um die Erde zu legen. Der Teufel, der dies nicht erwartet hatte, wurde von dem hellen Licht des Walls gereinigt, so dass er niemals wieder seine Untaten würde begehen können. Doch anstatt seine Niederlage einzusehen und zu akzeptieren, sprach er während seiner letzten Atemzüge noch den dunkelsten aller verbotenen Flüche aus: Eines von Gottes Völkern sollte immer voller Missgunst den anderen gegenüber sein und sein rachsüchtiges Werk fortführen, und seine Diener, die Dämonen, sollten die Kinder der Menschen befallen wie eine Krankheit, um weiterhin unschuldige Leben auszulöschen.

Gott aber konnte auch diesen boshaften Plan durchkreuzen; er bestimmte, dass jedes Volk für sich leben sollte, um keine Gefahr für die anderen darzustellen, und gab den Menschen die Gabe der Einsicht, damit sie erkennen konnten, welche von ihnen in Wahrheit Dämonen waren, und so viel Reinheit, dass einige von ihnen besondere heilige Kräfte erhielten, mit denen sie die anderen beschützen konnten. Dann musste er die Erde sich selbst überlassen und sich in weit entfernte Sphären zurückziehen, um die Kraft, die er im Kampf gegen den Teufel verloren hatte, zurückzuerlangen.

In seiner Erschöpfung bemerkte er nicht, dass die Seele des Teufels, durch und durch beschmutzt von seinen finsteren Gefühlen und den verbotenen Flüchen, im heiligen Wall nicht geläutert wurde und verschwand, sondern auf die Erde fiel, wo sie unentdeckt weiterexistierte. Die Menschen nannten dieses finsterste Stück der Materie Devil´s Heart, und alle Dämonen suchten nach seiner bösen Macht.“

Das war die Zivilisten-Version der Sage. Während der Anfang ganz offensichtlich nur erzählerische Ausschmückung war, so gab es doch Dämonen auf der Welt, die fast alle auf der Suche nach Devil´s Heart waren. Es gab viele verschiedene Vorstellungen davon, was dem Finder widerfahren würde; Weltherrschaft, die einzig wahre Freiheit, unbegrenzte Macht, ewiges Leben, die Rückkehr des Teufels – eine Idee war verrückter und surrealer als die andere. Irgendwann waren es dann nicht mehr nur Dämonen gewesen, die es finden wollten, sondern auch andere Kriminelle; inzwischen nannte man alle Verbrecher Devils. Sie schlossen sich zu teilweise gigantischen Organisationen zusammen, die man allgemein als Gangs bezeichnete.

Auf der anderen Seite gab es die Angels, die Gesetzeshüter, die unter dem Kommando von Six World standen. Dabei handelte es sich um eine Art Weltregierung, die vorrangig die sechs größten Inseln kontrollierte, von denen sie auch diesen Namen erhalten hatte. Die oberste Leitung war ein Mysterium, bei dem einige von einem Zusammenschluss aller Generäle, andere von sonstigen Personen und manche sogar von Gott selbst sprachen. Auch bei den Angels gab es Leute mit besonderen Fähigkeiten; manche Kritiker behaupteten steif und fest, dass es sich bei ihnen nur um Dämonen im Dienste der Gerechtigkeit handelte, aber in der Regel wurden sie ,Heilige´ genannt. Die drei berühmtesten von ihnen stützten das ganze System von Six World – die Shakai. Jeder von ihnen konnte ein Element kontrollieren und war für zwei der großen Inseln zuständig. Außerdem gab es Gerüchte, dass sie unsterblich waren, denn jeder von ihnen war vor bereits über hundert Jahren bekannt geworden.
 

Angels und Devils – vielleicht wollte das Schicksal ja, dass sie den Kampf von Gott und dem Teufel auf ewig weiterführten. Es waren zwei von Grund auf verschiedene Seiten, die sich niemals würden vereinen können; man konnte nur auf einer sein.

Und der Junge wusste, auf welcher er stand; seine Entscheidung war vor auf den Tag genau sieben Jahren gefallen.

Er seufzte wieder. Er sollte mit diesen trübsinnigen Gedanken aufhören, bevor er noch suizidgefährdet wurde. Am besten erst mal etwas essen, das half immer.
 

Im nächstbesten Lokal bestellte er gleich mal die halbe Karte; er hatte zwar den ganzen Tag noch nichts gegessen und es wurde langsam schon Abend, aber er wollte nicht zu sehr auffallen – er war erst gestern nur knapp einem wütenden Mob entkommen. Was musste man auch immer gleich gejagt werden, nur weil man kein Mensch war? Dämliche Normalos. Dann musste er jetzt eben mit gerade mal 137 Gerichten auskommen, er konnte ja morgen doppelt so viel essen, bevor er wieder zum Staatsfeind erklärt wurde und auf Nimmerwiedersehen verschwinden musste.

Die paar Restchen, die sie ihm in diesem Laden doch tatsächlich als 137 Gerichte andrehen wollten, waren schnell verschlungen, auch wenn er sich danach noch hungriger fühlte als vorher. Danach verschwand er äußerst stilvoll durch ein offen stehendes Fenster und einige Seitengassen. Als er das wütende Geschrei des Wirtes hörte, schloss er darauf, dass seine Abwesenheit bemerkt worden war, und lief etwas schneller. In sicherer Entfernung trat er auf eine der breiteren Straßen und… machte einen großen Schritt zurück zwischen die Häuser, weil er ein kleines Stück rechts von sich einen Trupp Angels, sah, der leicht an der Uniform zu erkennen war: Dunkelblaue Hose, ein weißes T-Shirt, eine ebenfalls weiße Mütze und die dunkelbraune Weste, auf deren Rücken das Zeichen des Shakai zu sehen war, dem die Insel unterstand.

Hier, auf I5, und auch auf I6 waren es Flügel, das Symbol des dritten Shakai Tsubasa, der die Luft kontrollierte.

I3 und I4 unterstanden Jishin, dem zweiten Shakai, der die Erde beherrschte und mit Zweigen gekennzeichnet wurde.

I1 und I2 waren durch das Flossen-Symbol bekannt, regiert vom ersten Shakai Suiryu, den manche als das Wasser selbst bezeichneten.

Angeblich hatte es vor über 200 Jahren auch mal jemanden gegeben, der das Metall kontrollieren konnte, aber er war an etwas gestorben, das sich niemand erklären konnte, weshalb die meisten bezweifelten, dass er überhaupt jemals gelebt hatte.
 

In der Mitte der Gruppe stand ein junges Mädchen, etwa 14 Jahre alt, das ebenfalls die Uniform trug und so laut mit den anderen stritt, dass der Junge auch in einiger Entfernung und sicher in der aufziehenden Dunkelheit zwischen den Häusern verborgen, noch jedes Wort mitbekam. Es ging anscheinend darum, dass das Mädchen der Meinung war, die Uniform werde „ihrem makellosen und anbetungswürdigen Aussehen“ nicht gerecht, während die anderen sie davon zu überzeugen versuchten, dass „nur unsere Meinung allein wahrscheinlich nicht ausschlaggebend für eine Änderung sein wird, Sarah-sama.“ Sarah-sama… Also musste das Mädchen wohl die Anführerin des Trupps sein. Sie hatte rotviolette, gelockte Haare, etwas länger als schulterlang, und ihre Augen waren so hellblau, dass sie schon fast weiß wirkten. Gut, er war nicht der Typ, der andere nach ihrem Äußeren bewertete – schließlich sah er selbst auch recht klein und ungefährlich aus -, aber irgendwie schien auch an Sarahs Charakter nichts zu sein, das eine solche Stellung erklären würde. Sie wirkte ganz einfach durch und durch harmlos. Niemand, vor dem er sich in Acht nehmen müsste.

Allerdings war die Sonne inzwischen fast vollständig verschwunden, und wenn er bei Nacht herumlief, würde er schon wieder auffallen. Es war höchste Zeit, dass er von hier wegkam.

Schnell trat er aus der Gasse und lief in die Richtung, die ihn am schnellsten von der Gruppe wegbrachte, nämlich die entgegengesetzte, in der Hoffnung, dass sie ihm keine Aufmerksamkeit schenken würden.

„Wer bist du?“, hörte er plötzlich hinter sich eine fordernde Stimme, die wahrscheinlich Sarah gehörte, und blieb stehen, überlegend. Er könnte einfach weitergehen, weglaufen und leben wie bisher, unbekannt und ohne größere Probleme.

Oder er könnte antworten.

Er könnte die Wahrheit sagen. Aber das würde ihm nichts außer Schwierigkeiten und Gefahr bringen.
 

Wann begann eine Geschichte?

Wann begann seine Geschichte?

Er drehte sich zu der Gruppe um. Seine Augen leuchteten genau so blutrot wie der letzte Streifen der untergehenden Sonne hinter ihm.

„Ich bin ein Devil.“

Seine Geschichte begann in dem Moment, in dem er sich entschied, sie beginnen zu lassen. Jetzt. Und sie würde erst enden, wenn er starb.

„Was zum…?!“, entfuhr es Sarah, als sie die ungewöhnliche Augenfarbe bemerkte und seine Antwort hörte. „Du hast wirklich den Nerv, das einfach so zuzugeben?! Und was sind das für Augen?“

„Das sind meine Augen.“

„Du… du… Ich nehm´ dich fest!“, keifte se wütend, fummelte irgendwo aus den Untiefen ihrer Weste eine Pistole hervor und richtete sie auf den Jungen, während die anderen Angels hinter ihr in Position gingen. „Los, ergib dich!“

„Nein, keine Lust.“ Er hatte Recht gehabt, Sarah war wirklich eine absolute Amateurin. Es war irgendwie lustig, dass sie die Situation so ernst nahm und er nicht mal vorsichtig sein musste. Er konnte ein lautes Lachen nur mit Mühe unterdrücken, musste aber trotzdem grinsen.

Sarahs Gesichtszüge entgleisten langsam vor Wut, sie brachte kein Wort heraus und nestelte so nervös an ihrer Pistole herum, dass es wohl nur noch eine Frage der Zeit war, bis diese in den Dreck fiel. Darum konnte man auch nicht genau sagen, ob es Absicht oder Zufall war, als sie tatsächlich abdrückte.

Aber sie drückte ab.

Es knallte.

Die Kugel flog auf den Jungen zu.

Durchbohrte ihn.

Trat auf der anderen Seite, ein kleines Stück über seinem Rucksack wieder aus und riss ein Loch in sein Hemd. Ein kleines, rundes Loch.

Genau wie das, das sich jetzt in seiner Brust befand, gut zu sehen weil das Hemd nicht richtig zugeknöpft war.
 

Menschen starben an so etwas.

Dämonen starben an so etwas.

Jeder starb an so etwas.

Aber der Junge lebte.

An den Rändern des Lochs glühte seine Haut. Flammen loderten auf, leckten gierig darüber, schlossen es mit einem Zischen und erloschen wieder. Die Wunde war verschwunden – nur dem kaputten Hemd war der Schuss noch anzusehen.

Wortlos drehte der Junge sich um.

„Das… kann nicht sein… Unmöglich… Ein… Ein Dämon?!“, japste Sarah schockiert.

Sie wusste, was es hieß, und er wusste auch, was es hieß. Schon seit sieben Jahren. Dämonen gab es so oft wie das, woran sich ihre Kräfte orientierten. Es konnte hunderte von Hundedämonen geben, tausende Blumendämonen, Millionen Insektendämonen; aber Elementdämonen waren absolut einzigartig.

Er war ein Feuerdämon.

Der Feuerdämon.

Es würde niemals einen anderen geben.

Die Sonne verschwand endgültig am Horizont und tauchte alles augenblicklich in Dunkelheit. Der Junge ging weiter. Keiner der Angels wagte es noch, ihn aufzuhalten. Er konnte nicht noch einmal stehen bleiben. Seine Geschichte hatte jetzt begonnen.

Aber so leicht würde Raven nicht sterben.
 

Der mysteriöse Engel mit den schwarzen Flügeln, der die Erlösung aus der Dunkelheit bringt…
 


 

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So~, also ist das erste Kapitel doch mal fertig geworden^,^

Der letzte Satz hat nicht wirklich was mit der Geschichte zu tun, aber ich hab ihn mal da hingeschrieben. Raven ist schließlich das englische Wort für Rabe, da kann man so schön poetisch werden... xD

Dass man nur allgemeine Informaionen bekommt, den Namen erst am Schluss erfährt und alles andere irgendwie mysteriös verschlüsselt ist, ist volle Absicht, keine Verpeiltheit!

Die Sage in der Mitte hasse ich persönlich, aber sie muss leider so schrecklich subjektiv sein, da kann ich nichts dran ändern...

Und das mit den fünf Elementen hat schon seine Richtigkeit, es gibt schließlich auch Kulturen, wo Metall ein eigenständiges Element ist. In dieser Fanfic hat es sogar einen tieferen Sinn, dass man manchmal von vier und manchmal von fünf spricht...

Und wer Fragen hat: FRAG!!! Ich freu mir einen ab, wenn ich Fragen beantworten kann (und ich freu mich sogar noch mehr, wenn ich sie absichtlich unbeantwortet lassen kann xD)! So hab ich immerhin das Gefühl, das ihr das hier auch lest. Sobald jemand etwas wissen will, richte ich bei den Charakterbeschreibungen einen Frage-Antwort-Bereich ein.

Okay, das war dann alles... glaub ich xD

LG, Kazumi, die alle zu Tode knuddelt, die DW bis hierhin gelesen haben ^,^



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  riepsner
2011-11-04T19:30:07+00:00 04.11.2011 20:30
finde den anfang schon sehr vielversprechend, hab nur gerade keine Zeit weiter zu lesen, würde es aber unheimlich gerne tun.
deswegen auch nur ein kurzer kommi:
dein Schreibstil ist der hammer, schön ausgeshcmückt, lustige vergleiche, gute Dialoge und Gedankengänge, man versteht die Geschichte gut, und auch die Umgebung kennt man ;)
und die Story ist wirklich interessant, gerade weil ich es gut finde, dass die Hauptperson "böse" ist.
Und er ist etwas besonderes, wie viele Hauptpersonen, aber ich denke die HP muss halt was besonderes sein ;)
Ich mag die Charaktere, sie haben jetzt schon unterschiede/eigenheiten!
Also, ich les auf jeden fall weiter !!
Von:  Akashl
2010-10-04T15:27:35+00:00 04.10.2010 17:27
Ok! Muss ich jetzt einen 10 seiten alngen kommi zu einer 10 seiten langen FF schreiben? JA!Mach ich das einfach mal...nun ja eher probiere ich es...Muss erstmal versuchen mir dein kapi bildlich vorzustellen...Jap das ist krass xDDD

Pro:
-Der Schreibsstil!
-Die charakter beschreibungen ^^
-keine Fehler (du bist mein vorbild xD)
-Diese misteriöse story
-die tollen infos immer!
usw....

Kontra:(Was fällt mir ein zu mängeln?)
-Das Gott der tolle ist xDD (Der teufel rockt mehr!)

sonst eigentlich nichts.....xDD
So jetzt mal andere sachen....Wirsdtr du mich echt zu tode knuddeln? Q~Q Ich will nicht setreben xDDD

Lg.....ähm wie war das.....Doku-chan!
Von: abgemeldet
2010-10-04T07:53:08+00:00 04.10.2010 09:53
Zunächst muss ich ehrlich zugeben: Ich bin sprachlos, im positivem Sinne. ^^
Ich komme mir so klein vor, im Gegensatz zu deiner FF. Dein Schreibstil ist wunderbar und lässt sehr gut lesen. Irgendwelche Grammatikfehler (falls diese überhaupt vorhanden sind) habe ich auch keine entdeckt.
Des weiteren haben mich die Vielfalt und die ganzen Details umgehauen. Deine Ideen sind richtig toll und wirken gut durchdacht. Ich fand die Idee, dass die Welt nur noch aus lauter Inseln besteht am interessantesten und ich fand die Erklärungen zwischendurch sowie die Sage stets passend. Und das die Sage subjektiv erzählt wurde fand ich persönlich gar nicht so schlimm. ;)
Ich könnte den Kommi jetzt noch weiter in die Länge ziehen, weil mich vieles an der FF bereits jetzt fasziniert hat. Du hast mich total geflasht. :D

> Sterben war einfach. Für andere sterben sogar noch einfacher. Und
> dann hatte er sich wahrscheinlich auch noch für einen Helden gehalten.
> Und keinen Gedanken an ihn verschwendet.

Das sind so wahre Worte, die mich am meisten in diesem Kapitel berührt haben. Ich habe Soki aus Onimusha: Dawn of Dreams auch dafür gehasst, dass er den Helden spielen musste. Allgemein finde ich es furchtbar, wenn sich Leute für andere opfern (obwohl ich so was dramatisch ja am meisten liebe und selbst gern in Geschichten einbaue). Die Hinterbliebenen haben es dann immer am schwersten ...

Jetzt hör ich aber wirklich auf, ehe das kein Ende nimmt hier. XD
Fragen habe ich an der Stelle so an sich noch keine, aber ich melde mich, sobald welche aufkommen. Doch vorerst warte ich gespannt auf weitere Kapitel. =3


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