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Red Moon

Bellas Leben nimmt eine völlig ungeahnte Wende: sie wird zum Werwolf
von

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Aussprache

Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen. Denn ich habe euch

mit diesem Kapi das Treffen mit Edward angekündigt. Aber ich habe meinen 'dramatischen Bogen' neu geplant und ein paar Szenen verschoben. Und daher kommt jetzt erst noch eine Aussprache... dafür wird es auch immer spannender...udn dann, im nächsten Kapi, da kommt er dann wirklich - versprochen.

Nicht böse sein... sondern lesen

Eure Hi-chan
 

Aussprache
 

Die Fahrt mit meinem alten Chevy dauerte zum Glück nicht lange, und schon bald hatte ich unser Haus erreicht. Ein heimeliges Gefühl überkam mich, und ich war froh, wenigstens noch ein Zuhause zu haben, über das ich mir sicher sein konnte. Auch wenn Leah Recht hatte und ich mich einfach breit gemacht hatte bei den Blacks: hier, bei meinem Vater, war ich wirklich daheim, und mit einer gewissen Befriedigung fischte ich nach dem Schlüssel, öffnete die Haustüre und stapfte die Treppe hinauf zu meinem Zimmer. Ich stieß die Türe auf und ließ die Taschen einfach zu Boden gleiten. Auspacken konnte ich morgen noch.

Charlies Auto hatte nicht vor der Türe gestanden. Seltsam, so spät war er selten noch unterwegs. Morgen musste ich auch gleich Sam anrufen und ihm meinen Umzug mitteilen. Hoffentlich würde es keinen Ärger geben, aber ich war mit meiner Ausbildung so gut wie fertig und hatte mich soweit im Griff, dass ich Charlie nicht für gefährdet hielt. Hier draußen, am Rande der Stadt, sah mich eh keiner, und für das Training konnte ich ja weiterhin ins Reservat fahren. Hauptsache raus aus Jacobs Bett. Das war wirklich dringend nötig. Ich konnte ihm das nicht noch weiter antun, nur weil es für mich so bequem war.
 

Ich öffnete das Fenster, da die Luft in meinem Zimmer abgestanden und staubig roch. Kühle Nachtluft drang herein, und ich meinte noch das Feuer zu riechen, an dem ich noch vor einer halben Stunde gestanden hatte, aber wahrscheinlich hing dessen Geruch nur in meinen Kleidern und Haaren. Die Feier hatte mir tatsächlich gefallen. Alle waren so ausgelassen und fröhlich gewesen, und ich war mitten unter ihnen. Aber trotzdem gehörte ich nicht wirklich dazu, das hatte Leah mir klar gemacht. Ich zog die verräucherten Sachen aus und zog meinen Pyjama an, die Wäsche brachte ich gleich nach unten. Ich würde morgen viel zu waschen haben. Als ich aus der Waschküche zurückkam, klopfte es leise an der Türe, und ich dachte schon, es wäre Charlie, der endlich heim kam, doch als ich die Türe öffnete, sah ich in Jacobs vorwurfsvolles Gesicht.

„Mensch, warum bist du einfach verschwunden? Ich hab mir Sorgen gemacht.“ Ich ließ ihn herein, warf aber noch einen Blick auf die Straße, ob ich vielleicht Charlies Wagen kommen sah.

„Du weißt nicht zufällig, wo Charlie steckt?“

„Doch, weiß ich. Bei uns im Reservat. Es gab wieder mal eine Anzeige wegen dem Feuer. Und als er kam, um nachzusehen, ob es wo brennt, hat er natürlich auch nach dir gefragt und dich nicht gefunden. Keiner hat dich gefunden…weil du ohne was zu sagen abgehauen bist.“ Er schob die Lippe vor und schaute mich strafend an. Ich wusste nicht so recht, was ich antworten sollte.

„Aber ich hab mich doch bei Billy verabschiedet…“, entgegnete ich noch zu meiner Verteidigung.

„Das hab ich auch erst erfahren, als ich heimgegangen bin, um dich zu suchen. Billy war sehr überrascht gewesen, dass du einfach gepackt hast und gegangen bist. Was ist denn passiert? War jemand fies zu dir?“

Ich war erstaunt, dass er so schnell drauf kam, was vorgefallen war. Vor ihm konnte man kaum etwas geheim halten. Er beobachtet zu gut und seine Rückschlüsse passten meistens verdammt gut.

„Nein, nicht fies, mir hat jemand einfach nur die Wahrheit gesagt.“

„Na, der kann was erleben…“ Jacob schien richtig sauer zu sein und wie immer hielt er zu mir, ohne dass er überhaupt die Fakten wusste. Er wusste vieles nicht... sehr vieles. Und es war fraglich, ob er noch so zu mir halten würde, wenn er es wusste. Doch es war an der Zeit, dass er es erfahren sollte. Leahs Worte waren hart gewesen, aber sie hatten mir die Augen geöffnet. Und auf einmal wollte ich, dass Jacob die Wahrheit erfuhr, wie ich wirklich war, welchen Antrieb ich hatte, denn ich hatte ihn zu lange benutzt, betrogen, ausgenommen und manipuliert, und ich war bereit, einen Schlussstrich zu ziehen und die Konsequenzen zu tragen. Es wurde höchste Zeit.
 

„Hast du Hunger? Denn was ich dir jetzt sagen muss, wird eine Weile dauern.“ „Kommt darauf an, was du hast“, erwiderte er ein wenig verdutzt, und wir gingen zum Kühlschrank, um zu sehen, was Charlie an Vorräten hatte. Nicht all zu viel, wie sich heraus stellte, aber wir machten uns ein paar Sandwiches und nahmen uns je eine Cola mit in mein Zimmer. Ich würde morgen auch unbedingt einkaufen müssen, denn mein Dad war nicht vorbereitet auf meinen ständigen Hunger, den ich inzwischen hatte.

Wir aßen die Brote auf meinem Bett sitzend, dann stellten wir die Teller auf den Schreibtisch. Nach meiner mehrwöchigen Abwesenheit kam mir das Zimmer so ungewohnt vor. Ich hatte es noch nicht so lange, als dass ich mich hier gleich vollkommen wohl fühlen würde, aber es war doch mein Zuhause, vor allem jetzt, wo Jacob da war.
 

„Also, was hast du mir denn alles zu erzählen? Und warum bist du einfach abgehauen, ohne mir ein Wort zu sagen.“ Ich starrte auf meine Hände und suchte nach den ersten Worten. Jacob saß gespannt neben mir und betrachtete nachdenklich mein Gesicht im trüben Schein der Nachttischlampe, die ich angeschaltet hatte. Ich sah, wie er meine Hände beobachtete und wie ich wieder die Narbe rieb, die juckte. Fast glaubte ich schon, er wollte sie ergreifen, ließ es dann aber doch sein. Auch wenn er mich nach meiner Flucht gleich gesucht hatte, da war immer noch dieser Abstand zwischen uns, der existierte, seit er zurückgekommen war.

„Das hat beides miteinander zu tun. Ich bin abgehauen, weil mir klar geworden ist, dass ich dich nur ausnutze.“

Er schien eher belustigt zu sein. „Und wer hat das gesagt?“

„Das spielt keine Rolle… denn es ist einfach die Wahrheit. Ich bin zu weit gegangen. Ich hätte das nicht tun dürfen, mich einfach bei euch einquartieren.“

Etwas verärgert hob er die Brauen. „Vielleicht war es aber anders herum, und ich hab dich bei uns einquartiert.“

„Hm, aber ich hätte nicht in deinem Bett schlafen dürfen. Ich wusste doch, wie du zu mir stehst, und genau deswegen hätte ich das nie tun dürfen.“

„Sagt wer? Ich will jetzt endlich wissen, wer da gequatscht hat.“ Langsam schien er richtig verärgert zu sein, denn seine Stimme hatte einen unheilvollen Klang. Er wusste, dass alle Rudelmitglieder seine Gedanken kannten, und somit hätte es jeder sein können. „Ich hab da auch noch ein Wörtchen mitzureden, und ich kann mich gut erinnern, dass ich dich in mein Bett geholt habe. Und ob ich damit klar komme oder nicht, geht nur mich was an.“ Seine Augen funkelten wütend, dann erhellten sie sich. „Das klingt nach Eifersucht… die Jungs wären eher neidisch… Leah!“

Ich war überrascht, wie schnell und zielsicher er herausgefunden hatte, mit wem ich gesprochen hatte.

„Jetzt lass dich nur nicht von der ihrem ständigen Gejammer und Genörgel fertig machen. Die hat immer was zu Meckern.“

„Sie hat aber Recht, Jacob. Ich habe dich ausgenutzt, die ganze Zeit. Und es tut mir leid.“

Er lachte auf. „Ich denke, ich hab genug Grips, um zu erkennen, was du mit mir vorhast, und ich hab meinen eigenen Willen, um zu entscheiden, ob ich das mitmache oder nicht. Lass das mal meine Sorge sein.“

Das hatte ich befürchtet, dass er abzuwiegeln versuchte und es als nichtig hinstellen würde. Aber er wusste ja nicht mal genau, was ich mir schon alles geleistet hatte. Damals, als Edward weg und ich nur eine leblose Hülle gewesen war. Er hatte mich zusammen gehalten, er hatte mir mein Leben zurückgegeben. Ohne ihn wäre es mir nie so gut gegangen. Und dabei hatte ich die ganze Zeit gewusst, dass ich ihn nur ausnutzte.

„Wenn du wüsstest…“, flüsterte ich nur, wurde aber unterbrochen, als ich unten die Türe aufgehen hörte. Charlie kam ins Haus gepoltert und stampfte die Stufen hoch. Erwartungsvoll riss er die Türe auf und blickte zu uns herein.
 

„Oh, du bist also wirklich wieder hier… und hast Besuch. Hi Jacob, auch schon hier? Du hast sie vor mir gefunden. Billy hat gesagt, dass du wieder daheim bist, Schatz.“ Charlie schaute erleichtert, und ich hatte gleich ein schlechtes Gewissen.

„Tut mir leid, Dad, ich hätte Bescheid geben sollen. Ich wohn ab jetzt wieder zuhause.“

„Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mehr eingekauft. Ist dein Kurs vorbei?“ Ich lächelte gezwungen. Genau, der ‚Kurs‘. Der lief ja noch eine Weile.

„Ähm, ja, fast, ich werde die letzten Tage von hier aus hinfahren. Danke, Dad, ich kauf morgen ein, mach die keine Sorgen. Ich kümmere mich jetzt wieder um alles.“

Charlie grinste nur und drehte dann auf den Fersen um.

„Dann lass ich euch mal alleine.“
 

Jacob grinste ebenfalls, dann wandte er sich wieder mir zu. “Was weiß ich denn alles nicht?“

Und ich war bereit, ihm von den Stimmen zu erzählen, wie ich es schon einmal tun wollte. Und nie getan hatte, denn Edward war zurückgekommen, und ich hatte geschwiegen. Aber er hatte es verdient, die Wahrheit zu wissen. Er sollte wissen, wie egoistisch ich wirklich sein konnte. Und wie verrückt. Das war ich ihm schuldig. Und dann würde er mich nicht mehr so in Schutz nehmen und so positiv sehen. Das war die Strafe. Aber es musste sein.
 

„Damals, als ich zu dir kam mit den Motorrädern…“ - er nickte, und ich sah ihm an, dass er die Erinnerung an diesen Moment vor sich hatte – „da hatte ich einen ganz anderen Grund, warum ich sie repariert haben wollte.“

„Aha, nicht nur die neue Sucht nach Adrenalin?“ Er grinste schief, als er das sagte.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin eigentlich nie sehr mutig gewesen.“

„Das habe ich mir gedacht. Aber was war es dann wirklich?“ Er senkte den Kopf und sah mich aus seinen schwarzen Augen neugierig an. Er hatte wirklich keine Ahnung, und es war mir peinlich, was ich ihm nun gestehen musste. Aber sei‘s drum, er hatte es verdient.

„Immer wenn ich mich in Gefahr brachte, hörte ich seine Stimme… und das war alles, was ich wollte.“
 

Erst einmal herrschte Stille. Er schien sehr überrascht zu sein. Jetzt wurde ihm wohl einiges klar. Vor allem nichts Schmeichelhaftes für mich. Er musste mich für total durchgeknallt halten. Aber so schnell gab Jacob nicht auf. Seine nächste Frage kam schneller, als ich gedacht hatte.

„Und wie bist du überhaupt erst darauf gekommen, dich in Gefahr zu bringen?“

„Er hatte mir verboten, etwas Gefährliches und Leichtsinniges zu tun. Aber er hatte sein eigenes Versprechen nicht gehalten, und daher wollte ich meines auch nicht mehr halten. Und darum tat ich Gefährliches und Leichtsinniges.“

„Oh ja, das kann man sagen…“

„Und als ich es tat, hörte ich seine Stimme in meinem Kopf, die mich warnte, mich schalt. Es war alles, was mir von ihm geblieben war… und ich wollte nur diese Stimme wieder hören. Als ich dann die Motorräder sah, da wusste ich, dass ich eine Möglichkeit gefunden hatte.“

„Und da bist du zu mir gekommen, damit ich dir dabei helfe, gefährlich und leichtsinnig zu sein.“ Ich nickte nur.

„Das war es also… und ich dachte mir noch, du hättest einen Geist gesehen, als du damals zum ersten Mal die Kupplung losgelassen hast. Darum wolltest du immer weiter und weiter üben, obwohl du schon krankenhaureif warst.“

Wieder nickte ich. „Und ich habe dich wochenlang dafür arbeiten lassen.“

„Damit du gegen einen Baum fahren und dich beinahe umbringen konntest.“ Er sah nicht entzückt aus.

„Tut mir echt leid. Ich hätte es dir von Anfang an sagen sollen, warum ich das machen wollte.“

„Dann hätte ich dir natürlich nicht geholfen… und das wusstest du. ‚Hey, hilf mir mal, die Kisten wieder ans Laufen zu kriegen, damit ich mich damit um den nächsten Baum wickeln kann, denn dann hör ich meinen Typen mir ins Ohr säuseln und das brauch ich so dringend‘. Klar, ich wäre ganz scharf darauf gewesen…“ Er lachte rau auf, dann kaute er nachdenklich an seiner Unterlippe.

„Wenn du dich noch erinnern kannst, ich hatte damals extra nachgefragt, was du getan hättest, wenn ich dir nicht geholfen hätte. Ich hatte schon die Befürchtung, dass du mich vielleicht nur ausnutzen wolltest. Und du hast voller Überzeugung getönt, dass du dann was anderes gefunden hättest, was wir zusammen machen könnten. War das dann gelogen?“ Er klang misstrauisch, und ich wusste, dass wir einen schmalen Grat entlang gingen. Ein falscher Schritt, und meine Freundschaft mit ihm stand auf dem Spiel. Trotzdem wollte ich unbedingt ehrlich sein – einmal wenigstens. Ich fragte mich schon, woher mein Mut auf einmal kam.
 

„Nein, wirklich nicht, da wollte ich schon längst mit dir zusammen sein. Bestimmt.“ Ich schaute Jacob eindringlich an und fasste vorsichtig nach seiner Hand. Ich wollte nicht, dass er auch noch Zweifel an meiner Zuneigung bekam. Denn die war wirklich von Anfang da gewesen. Vorsichtig strich ich mit meinen Fingern über die Adern auf seinem Handrücken – mehr traute ich mich nicht zu tun.

„Ich mochte dich damals schon total. Aber ich gebe zu, dass ich ohne dich das alles nicht überstanden hätte. Du hast mich zusammen gehalten, du hast mich gerettet, ich habe dich so dringend gebraucht. Wieder was, wo ich dich ausgenutzt habe. Mit dir war alles so leicht und einfach, und ich fühlte mich ganz. Mein Herz tat mir nicht mehr so weh. Und wir haben dann ja auch was anderes gemacht zusammen. Weißt du noch? Hausaufgaben… und Wandern… oh …“

„Was ‚oh‘?“

Äußerst verlegen blickte ich von seiner Hand zu ihm hoch, senkte dann aber gleich wieder den Blick. „Tja, das Wandern. Das hatte auch noch einen anderen Hintergrund.“

„Die Lichtung, die du gesucht hast, die hatte was mit ihm zu tun.“ Wieder hatte er äußerst scharfsinnig geschlossen, und ich nickte nur noch beschämt. Zur Ablenkung fuhr ich weiter die Adern auf seiner Hand nach. Wenn ich es so durchging, dann blieb langsam nicht mehr viel, was wirklich durch und durch aufrichtig gewesen war.

Unwillig verzog er das Gesicht. „Mensch, komm schon. Ich hatte durchaus gewusst, dass du wegen dem Blutsauger so fertig warst. Meinst du, ich hätte das nicht gemerkt?“ Die ganze Zeit hatte er meine Finger beobachtet, die über seine Hand glitten. Jetzt nahm er meine Hand und strich mir mit dem Daumen sanft über meinen Handrücken.

„Ich hatte durchaus gewusst, dass du dauernd an ihn denkst. Aber ich dachte, wenn ich bei dir bin, kann ich wenigstens auf dich aufpassen. Dabei hab ich dir nur geholfen, noch mehr Blödsinn zu machen.“

Diesmal musste ich auflachen. “Ach, das habe ich schon auch alleine hinbekommen. Weißt du noch, die Klippe?“

Er nickte nur.

„Damals warst du so lange weg. Erst wegen deiner Verwandlung, und dann, weil ihr Victoria gejagt habt. Und ohne dich habe ich es nicht mehr ausgehalten. Du hast mir so gefehlt, und ohne dich ertrug ich es einfach nicht mehr länger: ich musste seine Stimme wieder hören – und daher bin ich gesprungen.“

„Weil du dich umbringen wolltest?“ Jetzt sah er doch geschockt aus.

„Nein, nein, das wollte ich nie. Ich wollte nur was Gefährliches tun, um seine Stimme wieder zu hören. Und dann hat es mir sogar Spaß gemacht. Echt jetzt.“

„Und hast du sie gehört?“ Das klang sehr sarkastisch.

„Ja.“

„Na dann hat es sich ja gelohnt.“ Seine Stimme war jetzt absolut zynisch. Er ließ meine Hand wieder los und sah mich bitter an, und ich wusste, dass ich das aushalten musste, denn ich hatte es verdient.

„Jacob, bitte… ich weiß, dass ich das nur überlebt habe, weil du mich gerettet hast.“

„Ja, und ich hab mir verdammte Scheiß-Sorgen um dich gemacht. Ich hatte gedacht, ich hätte dich verloren, dass du mir unter den Händen wegstirbst, und dabei springst du da nur mal so runter, um Stimmen zu hören. Man, bist du fertig.“ Missmutig schüttelte er den Kopf, dass die fransigen Haare nur so flogen.

„Ja, ich bin fertig. Ich war absolut fies zu dir, und gemein. Und der Gipfel war…“

Hier traute ich mich selbst kaum weiter zu reden, aber es musste jetzt raus, alles, und ich war schon so weit gegangen, und auch wenn er mich hassen würde dafür, ich wollte alles aufdecken.

„Also was mich am meisten fertig gemacht hatte… ich wusste immer von deinen Gefühlen zu mir, und ich hatte dich auch immer gewarnt. Und ich war soweit, damals an dem Tag, als Alice auftauchte, nach dem Sprung von der Klippe… ich war soweit, dass ich… mit dir… du weißt noch, wir hatten uns fast…“ geküsst, hatte ich sagen wollen, und ich erinnerte mich wieder, meine Wangen in seinen heißen Händen, seinen Atem auf meinem Gesicht, seine Lippen so nahe, dieses verrückte Gefühl im Bauch, und ich hätte es damals zugelassen. Ich hätte mich nicht mehr dagegen gewehrt, und wir wären ein Paar geworden. Und dann hatte das Telefon geläutet und Edward war dran gewesen.

„Ja, ich weiß, ich hab es nie vergessen.“ Er knurrte richtig, und ich fragte mich, ob es wirklich klug war, diese Erinnerung wieder hervor zu kramen.

„Ich hatte so Schmetterlinge im Bauch, und ich wollte dich… aber ich hatte auch genau gewusst, dass ich dich für ihn stehen lassen würde. Und das hab ich ja auch kurz darauf getan.“

Mir brach die Stimme, und ich bekam die Erinnerung nicht mehr aus dem Kopf, wie Jacob mich gehalten hatte, wie er geweint hatte, bevor ich nach Volterra aufbrach, wie ich ihn nicht mal mehr ansehen konnte vor Scham, vor Unglück, ihn einfach zu verlassen. Und doch hatte ich es getan. Meine Kehle tat weh, ich musste schlucken, und mir war bewusst, dass meine Augen überliefen. Trotzdem machte ich weiter.

„Ich will dich nur vor mir warnen, Jacob. Ich nutze dich aus, vor allem, wenn es um Edward geht. Ich bin dann egoistisch und gemein zu dir. Es tut mir leid, aber es ist wohl so. Und ich merke es nicht mal. Ich sitze hier und warte auf ihn, aber ich habe Angst vor dem was kommt. Schon so vieles ist zerbrochen, und ich habe keine Ahnung, wie es weiter geht, was bleiben wird – ob du bleiben wirst. Aber ich will, dass du weißt, was für ein Mensch ich bin, und dass du dir im Klaren bist, das ich dich wohl immer wieder benutze. Ich hab mir furchtbare Mühe gegeben, es nicht zu tun und dich nicht zu verletzen, ich habe mich von dir fern gehalten, damit ich ja nicht wieder was anstelle, und auch, um dir keine falschen Hoffnungen zu machen. Aber ich bin nicht gut genug darin. Ich bleibe immer wieder bei dir hängen. Und ich denke bei allem viel zu wenig an dich. Darum ist es auch besser, ich wohne wieder hier.“
 

So, jetzt war es raus. Irgendwie fühlte ich mich erleichtert. Ich traute mich nicht, die Tränen abzuwischen, ich saß nur still neben ihm und wartete auf seine Reaktion.
 

Jacob schwieg.
 

Und er hatte aufgehört, meine Hand zu streicheln, er hielt sie nur noch fest. Sein Blick suchte meinen, und ich hielt ihm tapfer stand, auch wenn ich ihn ein wenig verschwommen sah. Ich befürchtete schon, dass er aufstehen und gehen würde, denn ein Ruck ging durch seinen Körper. Aber dann blieb er doch auf meiner Bettkante sitzen und wandte sich mir zu.

Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht so recht deuten. Hoffentlich war er nicht zu sauer auf mich.

„So, nachdem nun sonnenklar ist, dass mein Engel in Wirklichkeit ein Dämon aus den tiefsten Abgründen der Hölle ist, hörst du mir mal zu.“

Auch wenn sein Ausspruch spaßig klang, war kein Anflug von Witz auf seinem Gesicht zu erkennen. Ganz im Gegenteil. Eine steile Falte stand zwischen den schwarzen Brauen, und er schaute ungewohnt ernst. Es schien ihm wichtig zu sein, was er nun sagen wollte, und ich lauschte gebannt.

„Jetzt will ich dir mal was über dich und deinen Edward sagen dürfen.“

Ich nickte nur zustimmend. Jetzt kam die Revanche.

„Mir ist klar, dass er dir viel bedeutet. Er ist dein erster Freund, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Und du nimmst die Sache verdammt ernst. Zu ernst, finde ich… ja, ich weiß, das willst du nicht hören, aber jetzt bin ich dran.“

Ich hatte mit den Augen gerollt, aber ich beherrschte mich und ließ ihn reden.

„Komm, der ist dein allererster Freund. Wie willst du wissen, ob das, was du fühlst, wirklich die große Liebe ist und nicht die überschießenden Hormone eines jungen Teenagers?“

„Das sagt ja gerade der Richtige…“, konnte ich mir nicht verkneifen.

Das saß. Er schwieg wieder, dachte aber nur über seine nächsten Argumente nach. Ich sollte ihn reden lassen, ohne immer Kontra geben zu müssen. Ich biss mir auf die Zunge und nahm mir vor, nicht wieder dagegen zu reden, egal was er noch vorbrachte.
 

„Ich glaube, bei euch war mehr Magie als Liebe im Spiel.“

„Magie?“ Ich schaute ihn zweifelnd an.

„Ja. Er ist ein Vampir. Und die ziehen Menschen an. Ihr Aussehen, ihr Duft, ihre Bewegungen, all das wirkt unwahrscheinlich verlockend... auf Menschen.“ Er brauchte nicht betonen, dass es für Werwölfe nicht so war. Doch seine Worte erinnerten mich an das, was Edward selbst einmal gesagt hatte. Dass er eine einzige Versuchung für mich sei, dass alles an ihm auf mich wirken würde, um mich anzulocken und einzufangen. Sein schimmernde Haut, der betörende Duft, seine außergewöhnliche Schönheit und Anmut, der Klang seiner Stimme.
 

„Er war wie eine Droge, von der du süchtig wurdest. Du wurdest total von ihm angezogen und konntest gar nicht anders, als dich hoffnungslos in ihn zu verlieben.“ Dabei fiel mir auf, dass er in der Vergangenheit sprach. Er hoffte wohl, dass dieses Kapitel endgültig abgeschlossen sei. Ich konnte es mir nicht verkneifen und schürzte die Lippen. Nein, ich war nicht bereit, mir meine Liebe als Drogensucht auslegen zu lassen.

„Ich bin kein Junkie“, schnaufte ich verächtlich und zog ihm meine Hand weg. „Ich habe mich verliebt und keine Drogen geschnüffelt.“

„Wirst schon sehen, wenn du ihn wieder triffst. Jetzt wirkt es nicht mehr so aufreizend, jetzt ist er ein ganz normaler Kerl wie jeder andere auch, und dazu stinkt er sogar noch.“ Er grinste mich frech an, dieser Gedanke schien ihn zu begeistern. Ich knuffte ihn in die Seite.

„Nimm dir das nicht so zu Herzen. Du kannst nichts dafür, dass du ein Wolf geworden bist und er unser Todfeind ist. Und dass du nicht mehr auf seine Dröhnung reagierst.“

Jetzt musste ich auch grinsen. Und seufzen.
 

„Ich bin noch nicht fertig, das muss ich jetzt nämlich mal loswerden“, merkte er an und sinnierte weiter. Er wurde wieder ernst, und allmählich bekam ich Angst vor seinen Bemerkungen. Sie streiften ein wenig zu sehr die Realität, denn es waren Dinge, die mir selbst schon oft genug durch den Kopf gegangen waren.

“Dein Edward ist der perfekte Schauspieler. Er spielt dir die Rolle des erzromantischen Liebhabers vor, dass alles zu spät ist. Das hat er voll drauf, und er hat es selbst zugegeben, dass er Jahrzehnte dafür geübt hat.“ Wieder freches Grinsen.

„Dieses ewige Geschmachte, die ach so tiefen Blicke, das effektvolle Auftreten, dieses demonstrative Geküsse, grade wenn ich daneben stehe. Und wir Normalsterblichen haben die Ehre, bei seiner Inszenierung zuschauen dürfen, wie er den leidenschaftlichen Lover mimt.“

„Er ist halt ein sehr gefühlsbetonter Mensch.“ Ich wollte das nicht so unkommentiert stehen lassen.

„Ja, schon recht, aber bei euch kommt ein Drama nach dem anderen, das ist doch nicht normal: erst verließ er dich,“ - hier verdrehte er die Augen nach oben und wischte sich mit einer Hand affektiert über die Stirn - „dann wollte unser Romeo sich umbringen als er meinte, seine Julia sei tot.“ Jetzt stach er sich mit einer dramatischen Geste einen unsichtbaren Dolch in die Rippen und ließ dann den Kopf sinken. Als er die Augen schloss und auch noch die Zunge heraus hängen ließ, konnte ich nicht anders und musste kichern.

„Dann muss er dich ständig retten oder sich opfern, natürlich immer mit der entsprechend dramatischen Selbstdarstellung.“ Er ergriff mit der Linken meine Hand und legte seine zur Faust geballte Rechte auf sein Herz, dann streckte er sie mit einem wirklich bemerkenswert leidenden Blick nach mir aus. Das war schon beinahe hollywoodreif. Ich hüpfte schon vor lauter Lachen auf der Bettkante hin und her. Wie schaffte er es nur, mich auch noch bei so einem Thema zum Lachen zu bringen? Seine Augen blitzen, als er mich so amüsiert sah, aber er schien noch mehr auf dem Herzen zu haben und machte weiter, jedoch wieder bedeutend ernster.

„Selbst bei den kleinsten Dingen achtete er ständig darauf, wie er auf dich wirkt, damit er ja immer gut dasteht. Man, hat mich das angekotzt, das mit anzusehen. Er spielte den fürsorglichen Liebhaber, den gnadenvollen, selbstlosen Typ, dabei ging es ihm immer nur um den Effekt bei dir. Wenn ich auf dich sauer war, dann hat er dir huldvoll vergeben. Aber wo ich dir die Wahrheit gesagt hatte, da hat er dich angelogen und hintergangen, aber natürlich alles ‚nur für dein Wohlergehen‘.“ Seine Stimme klang spöttisch, und ich wusste genau, auf was er alles anspielte: wie Edward mich nach Florida gelockt hatte, oder als Alice mich einladen musste, damit ich nicht mitbekam, wie sie Victoria jagten. Das waren nur wenige Beispiele gewesen, mir würden auf Anhieb noch mehr einfallen.

„Er hat mit dir gespielt wie mit einem Püppchen: er hat dich angelogen, dich manipuliert, dir ein schlechtes Gewissen eingeredet, um dir dann wieder ach so großherzig zu vergeben. Dem Mistkerl war es immer nur wichtig, dass du so gespurt hast, wie er wollte. Und dazu war ihm jedes Mittel recht. Hauptsache er stand danach gut da – besser als ich auf alle Fälle.“

Der Wettbewerb… ihr Kampf um meine Gunst fiel mir ein, wie sie beide bei mir punkten wollten. Und dass Gespräch in der Nacht im Zelt, das ich belauscht hatte. Edward hatte sogar alles zugegeben. Manchmal kam ich mir wirklich ein bisschen einfältig vor, dass ich all dies so einfach vergessen konnte.

„Du stehst auch gut da…“, flüsterte ich nur leise und streichelte ihm wieder die Hand. Jacob war wirklich immer ehrlich zu mir gewesen – so wie jetzt. Und auch wenn es ein wenig wehtat, was er alles aufdeckte, so musste ich gestehen, dass er mit so gut wie allem Recht hatte. Warum hatte ich Edward immer vergeben?
 

„Danke. Das tut gut zu hören.“ Er schwieg wieder und blickte ein wenig betreten auf unsere Hände, die in meinem Schoß lagen. „Ich will dich ja auch nicht fertig machen, ich will nur, dass du mal über alles nachdenkst, bevor du ihn wieder siehst.“
 

Ich nickte nur schweigend. Ich hatte Edward schon so lange nicht mehr gesehen, und ich wusste, dass alles anders war, wenn ich bei ihm war. Dann waren alle schlechten Gedanken wie weggewischt. War das die sagenumwobene rosarote Brille, mit der man den geliebten Menschen sah? Oder tatsächlich die Magie eines Zaubers? Oder fiel ich tatsächlich nur auf Edwards gute Schauspielerei herein? Langsam wurde ich immer unsicherer, aber das wollte ich auf keinen Fall zugeben. Jacob war befangen und alles andere als objektiv, und trotzdem konnte ich seine Argumente nicht von der Hand weisen.
 

„Ach Bella, ich kann dich schon verstehen, warum du so nachsichtig mit ihm bist. Du hast wohl eine Menge gesucht in deinem Leben und bei diesen Blutsaugern gefunden. Eine Familie, eine Freundin und einen Liebhaber. Du warst gerade von deine Mutter weggezogen, warst völlig neu in der Gegend, kanntest keinen, hattest keine Freunde, und da war nichts schöner, als wieder zu jemand zu gehören.“

„Ja, sie gaben mir alles, was ich so vermisst hatte“, gab ich zu.

„Und sie sind reich, exotisch und extravagant. Wolltest du da deinen Teil abhaben, weil es bei Charlie so einfach, bieder und unspektakulär war? Oder wolltest du mit von der Partie sein, weil du unter normalen Menschen noch nie wirkliche Freunde gefunden hattest?“ Woher wusste er das? Langsam wurde er mir unheimlich.

„Also ums Geld ging es mir noch nie…“, antwortete ich ausweichend.

„Das glaub ich dir sogar.“

Empört schaute ich ihn an. „Na hör mal, ich lüge dich doch nicht an. Ihren Stil habe ich immer bewundert, aber ich wusste auch, dass ich als Mensch nie mit ihnen mithalten konnte. Und mit meinen bisherigen Mitmenschen bin ich auch noch nie klar gekommen. Und sie akzeptierten mich, waren offen und aufgeschlossen. Ich wollte voll und ganz zu ihnen gehören, weil ich sie ebenfalls mochte und bewunderte, nicht weil ich was abhaben wollte.“

„Man, du spinnst doch. Ich habe nie kapiert, warum du dich dann vollkommen aufgeben wolltest, nur um dazu zu gehören? Bella, das kann es doch nicht sein.“ Seine Stimme klang sehr vorwurfsvoll, ich wusste ja, wie er zu dem Thema stand.

Hier in der dunklen, vertrauten Umgebung meines Zimmers war es ganz leicht, darüber zu reden. Und bevor ich groß nachdenken konnte, was ich da sagte, schoss es aus mir heraus. „Es sollte ewig sein, für immer. Nicht etwas, was mir nach kurzer Zeit schon wieder genommen wurde. Und ich wollte stärker werden, damit mich keiner mehr dauernd beschützen musste und ständig sein eigenes Leben für mich riskierte. Und ich wollte endlich einmal schön sein!“
 

Sein Atem stockte. „Und für das alles wärst du bereit gewesen, dein Leben wegzuwerfen? Wärst lieber für den Rest deines Lebens eine kalte, blutsaugende Bestie geworden?“

„Aber ich wollte nie Menschen aussaugen!“

Er schüttelte ungläubig den Kopf.

„Bella, Schatz, nichts hält ewig, alles ist im Wandel. Man muss immer wieder von vorne anfangen – aber das macht das Leben aus. Und wenn du dich vollkommen aufgeben musst, um wo dazu zu gehören, dann ist es das nicht wert. Du bist viel zu wertvoll, um dein Leben einfach so wegzuwerfen. Und du BIST schön, so verdammt schön. Hast du dich in letzter Zeit überhaupt mal im Spiegel gesehen?“

Er riss mich vom Bett hoch und schob mich zu meinem großen Spiegel hinüber. Dort stellte er mich auf und deutete auf mein Gegenüber.

„Da, schau dich an. Du warst schon immer hübsch, aber jetzt bist du wunderschön.“ Er stand hinter mir und betrachtete versonnen mein Spiegelbild und ich erkannte mich mehr in seinen Augen als auf der glatten, gläsernen Oberfläche. Sanft strich er mir die Haare aus dem Gesicht und fuhr mit den Fingern an meinem Kinn entlang, das sich kantiger abzeichnete, als ich es in Erinnerung hatte. Dazu die deutlich modellierten Wangenknochen, die dunklen, glänzenden Augen, meine vollen Lippen und die blasse, glatte Haut… ich musste zugeben, dass ich mir selbst ganz gut gefiel. Ich hatte mich wirklich sehr positiv verändert über die letzten Wochen.
 

„Du bist so schlank und durchtrainiert, und schnell geworden bist du auch, flink, wendig und elegant. Weißt du noch, wie du es Paul gegeben hast? Dich braucht keiner mehr beschützen, meine kleine Bella.“ Er lachte leise auf bei dem Gedanken, wie ich dem mächtigen, silbernen Rüden von hinten ins Genick gesprungen war und ihn so lange gepackt hatte, bis er aufgab. Und ich wurde tatsächlich rot bei all seinen Komplimenten. Er stand immer noch hinter mir und tastete mit seinen Blicken meinen Körper ab, und wieder meinte ich, seine Hände auf meiner Haut zu spüren, dabei war es nur die Wärme seines Körpers, die durch meine Kleidung drang und meine Haut erhitze. Die Röte, die mir mal wieder ins Gesicht stieg, war bei dem schwachen Licht der Nachttischlampe zum Glück nicht sonderlich zu sehen. Ich musste zugeben, ich war selbst recht zufrieden mit meinem Aussehen. Zum ersten Mal in meinem Leben gefiel mir mein eigener Körper. Und dass es so war, hatte ich auch Sam zu verdanken und seinem Fitnessplan. Und meinen Wolfsgenen. Und mir kam mir der Gedanke, dass ich die Verwandlung gar nicht mehr nötig hätte.
 

„Wie einsam musst du nur gewesen sein, wie ausgeschlossen von allem musst du dich gefühlt haben und wie verletzlich, dass du dir gewünscht hast, ein Vampir zu werden. Gut, dass das nun vom Tisch ist.“

„Wieso vom Tisch? Vielleicht werde ich ja noch…“

Seine Reaktion war heftig. Er riss mich herum, so dass er mich direkt ansehen konnte. Sein Blick war absolut entsetzt.

„Bist du verrückt geworden? Diese Option besteht nicht mehr. Für einen Werwolf ist ihr Gift absolut tödlich.“

„Das… habe ich nicht gewusst.“ Ich war immer noch davon ausgegangen, dass mir immerhin bei diesem Thema noch alles offen stand. Ich sackte in mich zusammen und ließ mich auf mein Bett sinken. Damit konnte ich wieder einen Punkt von meiner Wunschliste streichen.

Ich schluckte. Jetzt hatten sie beide, was sie wollten. Edward und Jacob. Es war mir zumindest ein Trost, dass ich als Wolf auch nicht altern würde. Und dass ich eh schon bekommen hatte, was ich wollte. Zumindest zum Teil.
 

Wieder herrschte Schweigen, und Jake setzte sich wieder neben mich. Es herrschte schon eine seltsame Stimmung zwischen uns. Nicht einmal mit Alice hatte ich so offen über all meine geheimen Bedürfnisse geredet.
 

„Eins würde ich noch gerne wissen…“ Jacob war heute wirklich ungewöhnlich hartnäckig, Noch nie war er so in mich gedrungen, er hatte sonst schnell aufgehört zu fragen, wenn er merkte, dass mich etwas zu sehr berührte oder mir unangenehm war. Immer hatte er Rücksicht genommen und lieber geschwiegen, als mich zu verletzen. Dass er heute so forsch war, überraschte mich sehr. Aber ich hatte ihm ja deutlich signalisiert, dass ich offen reden wollte, und es hatten sich bestimmt viele Fragen in seinem Kopf angestaut, die er mal loswerden wollte.

„Warum hat er dich denn unbedingt heiraten wollen? Ihr seid doch noch so jung? Hatte er Angst, du würdest ihm sonst davon laufen?“

Wieder hörte ich in meiner Erinnerung seinen markerschütternden Schrei, als er von meiner Verlobung erfahren hatte. Nie hätte ich gedacht, dass ein Tier einen so grauenhaften Laut von sich geben kann, so voller Schmerz und völliger Verzweiflung. Meine bevorstehende Hochzeit war für ihn schon immer eine schreckliche Qual gewesen, und diese schien ihn noch immer nicht loszulassen.

Die Antwort auf seine Frage würde peinlich werden, aber ich wollte jetzt nicht mit Ausflüchten anfangen. Trotzdem druckste ich ein wenig herum.

„Er war ja schon älter, also ziemlich alt. Und es war ihm sehr wichtig, dass er mich… ehrenhaft berühren konnte. Er war in einer anderen Zeit aufgewachsen, da durfte man das erst nach der Hochzeit.“ Jetzt drehte Jacob neugierig seinen Kopf zu mir herüber.

„Bella, jetzt sag nicht…?“ Ich konnte seinen irritierten Gesichtsausdruck deutlich erkennen, und ich wusste, auf war er hinaus wollte.

„Die Hochzeit, sie hat nie stattgefunden… heißt dass, dass ihr nie…?“ Zum Glück sprach er es nicht aus und mir schoss das Blut in den Kopf, sodass ich bestimmt aussah wie eine Tomate. Trotzdem war er mir auch diesmal eine ehrliche Antwort wert. Also schüttelte ich verneinend den Kopf. Er blickte wieder in die Ferne und schwieg.

„Du hättest den alten Furz geheiratet, nur damit er seine Konventionen einhalten konnte.“ Ich nickte nur schwach. Wieder ein neues Schimpfwort für Edward. Es würde ihn amüsieren.

„Und ich habe immer gedacht, du wärst da so versessen drauf gewesen.“

„Nein, gar nicht. Ich fühlte mich viel zu jung dafür.“

„Aber du hättest alles für ihn gemacht.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

„Glaub schon. Weil ich ihn so liebe.“

„Du tust zu viel, nur um zu gefallen. Bella, bitte. Denk mal nach, denk auch mal an dich.“

Jetzt wurde ich sarkastisch.

„Das tue ich viel zu oft.“
 

Wieder Schweigen.
 

„Liebst du ihn denn noch? Und was willst du jetzt tun? Wirst du mit ihm wegziehen?“ Sein Blick war unsicher und zweifelnd, und ich war versucht, ihn wie immer zu trösten, zu beruhigen und es positiv für ihn darzustellen. Aber das hatte ich die ganze Zeit getan, und wo waren wir gelandet? Also entschloss ich mich, einfach nur ehrlich zu sein. Mit einem tiefen Seufzer antwortete ich ihm.

“Jacob, ich weiß es selbst nicht. Es hat sich so vieles verändert. Ich bin zum Wolf geworden, die Hochzeit ist geplatzt, die Cullens sind weggezogen. Nichts ist mehr, wie es war. Und ich habe keine Ahnung, was kommen wird.“

Er nickte nur, dann stand er plötzlich vom Bett auf und drehte mich mir noch einmal zu.

„Dann schau, was du tun willst. Und vergiss nicht, mir Bescheid zu geben, falls du wegziehst. Hau nicht ohne Abschied ab.“ Er war schon auf dem Weg zur Türe, da drehte er sich noch einmal um und heftete seine glühenden Augen auf mich.

„Aber es wäre mir Recht, dass wir uns erst wieder sehen, wenn du weißt, was du willst.“ Dann zog er die Türe zu und ich fühlte mich vollkommen verlassen.

Jetzt war ich absolut ehrlich gewesen, aber mir kam es noch schlimmer vor als alles davor.
 

ooOOOoo

So, weg isser. Langsam verlassen alle Bellas Leben. Nicht mal mehr Vampir kann sie werden. Langsam bleibt ihr gar nichts mehr... was meint ihr dazu???

Kommis erwünscht!!

Bussi

Hi-chan



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Legoory
2012-01-13T19:38:44+00:00 13.01.2012 20:38
Krass. So ehrlich waren die Beiden ja noch nie zueinander. Ob das jetzt so gut war, wird sich zeigen. Vorallem wie es mit Edward weiter geht. Ich hatte ja auch schon immer das Gefühl, dass er sie manipuliert.
Jetzt ist Jake mal wieder gegangen. Mal wieder muss Bella sich entscheiden. Ich hab die Befürchtugn, dass sie sich zum Schluss mal wieder bei Jacob ausheult xD
Von: abgemeldet
2010-12-19T17:33:19+00:00 19.12.2010 18:33
die erklärungen die du hier zusammengeschraubt hast könnten wirklich zu der geschichte gehören...da ist man sich jetzt bei edward wirklich nicht sicher^^
Von:  eilatan89
2010-11-20T21:27:10+00:00 20.11.2010 22:27
Die arme Bella wurde im diesen Kapitel am ende echt gequält, aber ich hoffe ihre Augen sind jetzt offen, und sie entscheidet sich für Jacob weil sie dann Sie sein kann, sich nicht verändern muss usw. Jacob ist so viel besser. Ich bin nicht son Leah Fan, und hoffe das es auch kein Jacob x Leah Kapitel geben wird oder ähnliches. Die zentrale Geschichte Jacob, Edward, Bella und die anderen mehr im Hintergrund ist auch einfacher zu verstehen worum es geht usw. aber es ist nur meine Meinung. Das Kapitel war toll man konnte mit den beiden sehr gut Mitfühlen weil du das so toll beschrieben hast was Bella und was Jacob dazu denken. Und ich denke Jacob hat recht das Edward viel zu viel von seinen Zauber auf Bella wirken gelassen hat. Und wenn sie beim nächsten (hoffentlich gaaaaanz schnell hoch geladendes) Kapitel Edward begegnet dann merkt das da kein Zauber mehr ist Bella sich auch schnell entschieden hat.
Ja ich weiß ich bin ein riesen Jacob Fan aber so denken viele weil sie sich da wirklich bei ihm nicht verändern muss auch nicht so viel aus den Leben gerissen wird sprich sich von seinen Vater oder Mutter trennen muss usw.
und wenn es sowas im wahren leben geben würde würde jeder vernümftige mensch sich für das Wolfs leben das zentralere leben entscheiden als das Vampierleben wo man ständig sich von den Läuten die man mag trennen muss usw. das würde auch kein Mensch aushalten können oder?

lg eilatan89

Ps. son langen Kommentar habe ich noch nie geschrieben xD
Von:  saso2
2010-11-20T18:57:29+00:00 20.11.2010 19:57
Oh wieder schönes kapitel
wie du das mit eddi beschrieben hast ah ich hab mich so weggeschmissen, eddi der dramaking xDDD
na ja schreib schnell weiter bin gespannt wie es weiter geht
LG saso ^^
Von: abgemeldet
2010-11-20T17:06:09+00:00 20.11.2010 18:06
Soo... also erst mal... HA! ICH BIN ERSTE BEIM NEUEN KAPI!!! xDDD
Und... wie immer so schön geschrieben Q.Q Auch wenn mir Bella ja jetzt irgendwie ein bisschen leid tut v.v Aber ich denke... jetzt wo Jake gegangen ist wird sie sich schnell bewusst werden, wie viel er ihr in Wirklichkeit bedeutet und das sie einfach nicht ohne ihn kann! Das war ja früher auch schon so... Wenn Edward weg war, gabs immer noch Jacob, aber wenn der Weg war, war die Qual riesig!
Ich hoffe es macht bei ihr endlich mal Klick und so >_<
Ich hoffe das nächste Kapitel kommt jetzt super-mega-schnell (nein, ich bin gar nicht drängelnd xD), weil ich unbedingt wissen muss wies weitergeht >_____<
Also hau in die Tasten!
Ganz liebe, knuddelige Grüße,
Yuki♥


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