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Red Moon

Bellas Leben nimmt eine völlig ungeahnte Wende: sie wird zum Werwolf
von

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Der Krankentransport

So Leute, es geht weiter. Viele fiebern schon, wie es mit Bella weiter geht und was Jacob wohl inzwischen so treibt. Das könnt ihr hier erfahren.

Liebe Grüße und tausend Danke für eure vielen, schönen Reviews

Eure Hi
 

Der Krankentransport
 

Die Schläuche und Kabel waren mir längst alle abgenommen worden, meine Entlassungspapiere waren unterschrieben wie auch ein Attest über meine Erkrankung, das ich so bald wie möglich am College vorlegen wollte. Carlisle hatte es mir freundlicherweise kurz vor seiner Abreise ausgestellt, als ich ihn darum gebeten hatte. Er freute sich, mir in irgendeiner Weise bei meiner Ausbildung behilflich sein zu können, wo ich schon das Studium in Dartmouth ausgeschlagen hatte. Er verstand, dass ich in der Nähe meines Vaters bleiben wollte und hielt es auch für eine gute Wahl, vor allem, da ich dann den Schutz und die Nähe des Wolfrudels hatte. Dass ich mir dort auch die Nähe von jemand ganz bestimmtem erhoffte, ließ ich dabei unerwähnt. Das war kein Thema, dass ich mit dem Vater meines Ex-Freundes auch nur ansatzweise besprechen wollte, egal wie gut er Jacob auch kannte. Carlisle war ihm gegenüber sogar immer recht freundlich eingestellt gewesen, aber ich wollte auf keinen Fall schon wieder in ein Fettnäpfchen treten.
 

Danach hatten wir noch ein Abendessen serviert bekommen, dass ich ziemlich hungrig verschlang. Charlie freute sich, dass ich schon wieder so zulangen konnte, denn das sei ein gutes Zeichen für meine Besserung, meinte er. Mir war es eher peinlich, aber ich war mal wieder ‚hungrig wie ein Wolf‘ und konnte mich einfach nicht zurückhalten.

Kurz nach dem Essens klopfte es leise an der Türe, und zu meiner Überraschung steckte Sue Clearwater ihren Kopf herein und lächelte, als sie uns sah. Ich war ein wenig verblüfft, dass gerade sie uns abholen kam, aber Charlies Streifenwagen stand ja noch vor dem Krankenhaus, und Sue arbeitete dort. Insofern war es wohl naheliegend. Mein Vater konnte diesen Wagen auch für private Fahrten benutzen, er hatte nicht mal einen eigenen, wohl gerade deswegen, und ihm machte es auch nichts aus, mit diesem auffälligen Gefährt einkaufen zu fahren oder sonst wie herumzukutschieren. Ihn kannten eh alle Bewohner von Forks, und da er sowieso ständig in Bereitschaft sein musste, war das eine ganz praktische Lösung.
 

Sue kam auf mich zu und umarmte mich herzlich. Sie freute sich sehr, dass es mir schon wieder so gut ging und überreichte mir auch gleich eine Tüte mit Wäsche. Dad hatte sie anscheinend gebeten, mir etwas mitzubringen, da ich ja immer noch meinem Schlafanzug anhatte, in dem mich mein Vater gefunden und abtransportiert hatte. Sue hatte inzwischen auch meinen Vater begrüßt, und ich hatte die Vertrautheit erkennen können, mit der sie ihn berührte, als sie mit ihm sprach. Ich war so beschäftigt damit, in die Tüte zu sehen, dass mir nicht auffiel, dass sie die Türe hinter sich nicht wieder geschlossen hatte. Als ich wieder aufblickte, war da auf einmal Jacob im Zimmer.
 

Mit ihm hatte ich jetzt gar nicht gerechnet.
 

Ich sah ihn nur von hinten, wie er gerade die Türe schloss, aber ich hatte ihn sofort erkannt. Ich stand nur da und starrte zu ihm hinüber, sah seinen breiten, muskulösen Rücken und die schmalen Hüften, die in Jeans steckten, und als er sich dann umdrehte und ich sein Gesicht erblickte, da setzte erst mein Herz aus, danach raste es. Gut, dass ich nicht mehr an den Monitoren angeschlossen war, sie hätten bestimmt schrillen Alarm geschlagen.

Er stand immer noch vorne an der Türe und schaute schief grinsend zu mir herüber, den Kopf leicht schräg gestellt. Und jetzt? Jetzt kam er auf mich zu…
 

„Ich konnte ihn nicht abhalten, mitzukommen“, meinte Sue nur schelmisch lächelnd mit einem kurzen Blick zu Jacob. Charlie blickte ebenfalls recht verdutzt auf, jedoch begrüßte er Jake sofort recht freundlich und stand nicht so verdattert da wie ich.

„Das ist aber nett, dass du auch vorbei schaust, Jacob.“
 

Ich selbst dagegen stand wie gelähmt im Raum und wusste nicht, was ich sagen sollte.

Jake war gekommen!

Er stand tatsächlich vor mir.

Er hatte beschlossen, nicht mehr weiter vor mir davon zu laufen.

Und ich brachte keinen Ton heraus.

Ich musste nur an den Kuss denken, denn ich ihm vor… zwei Nächten? … gegeben hatte, und wie er dann geflüchtet war. Das war so peinlich gewesen, und ich lief schon bei dem Gedanken daran rot an.

Oh du meine Güte, was dachte er denn jetzt von mir?

Und wie stand es um uns beide?

Wollte er mich noch haben?

Oder war das nur rein freundschaftliches Interesse?

Der beste Freund, der mich halt im Krankenhaus besucht?
 

Er kam mir langsam entgegen, den Blick aus seinen dunklen Augen fest auf mich geheftet. Er ließ mich nicht mehr aus den Augen, und ich wurde immer nervöser, war immer weniger in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Je näher er kam, umso weicher wurden meine Knie. Seine inzwischen beinahe kinnlangen, blauschwarzen Haare waren ein wenig zerzaust und fielen ihm ins Gesicht, und so konnte ich von ihm nicht so viel erkennen wie er von mir. Diese halblangen Haare standen ihm unheimlich gut. Wobei er mir mit jeder Haarlänge gefiel… aber die ganz langen waren besonders schön… wie damals, als er mit nackten Oberkörper und diesen langen, seidigen Strähnen neben mir in meinem Transporter gesessen hatte. Wie hatte ich damals nur widerstehen können, als er mich küssen wollte? Er war so wunderschön… zum Sterben schön…
 

„Bella?“

Ich zuckte zusammen, als ich seine etwas heisere Stimme hörte.

Ich war so vertieft in seinen Anblick gewesen, hatte ihn so angehimmelt, dass ich gar nicht mehr reagiert hatte. Jetzt stand er direkt vor mir, und bevor ich Zeit hatte, mir auszudenken, was ich nur sagen sollte, hatte er mich längst gepackt und hochgehoben.
 

„Mensch Bella, was hast du nur jetzt schon wieder angestellt? Schon wieder Notaufnahme?“

Er drehte sich mit mir lachend im Kreis, seine Arme hatte er mir um die Taille geschlungen, und wenn ich nur ein bisschen weniger strapazierfähig gewesen wäre, hätte ich mir bei dieser innigen Umarmung bestimmt was gebrochen. So fest hatte er mich schon ewig nicht mehr gehalten. Überall spürte ich seine Arme und seine festen Muskeln, und mir wurde ganz schwindelig, so nah bei ihm zu sein. Er drückte mich immer noch heftig an sich, und ich glaubte seine Sorge zu spüren, mich hier im Krankenhaus vorzufinden, als auch die Freude, dass es mir wieder gut ging.
 

„Jake…“ Meine Stimme klang heiser, und ich wusste kaum, was ich überhaupt sagen sollte. Jacob machte keinerlei Anstalten, mich loszulassen, und mir wurden die Blicke bewusst, die Charlie und Sue uns zuwarfen, daher wollte ich lieber wieder runter auf den sicheren Boden. Hier oben sah ich eh nichts von ihm als seine Haare und seine breiten Schultern von oben.

„Hey, Jake, lass mich runter.“
 

Er ließ mich an sich entlang nach unten gleiten, ganz langsam, bis auf Höhe seines Gesichts. Unsre Blicke trafen sich, und ich erkannte, dass er in Wirklichkeit genauso verlegen war wie ich. Der Abstand unserer Lippen war dermaßen gering, dass ich total nervös wurde. Sein Atem streifte meine Haut, und ich schien mit jedem Hauch an Fassung zu verlieren. Mein Herz hämmerte wie wild, und ich begann glatt zu zittern. Ich schaute tief in seine schwarzen Augen, die mich seltsam fremd musterten. Wenn ich nur wüsste, was er in diesem Augenblick dachte oder fühlte. Einen Penny für seine Gedanken…

War er immer noch sauer auf mich?
 

Er war so hübsch, so umwerfend schön, die schmale Nase, diese herrlichen Wangenknochen, die seinem Gesicht dieses exotische Aussehen gaben, das unbeschreibliche Grübchen in seinem markanten Kinn, und diese wunderschönen, vollen Lippen. Ich wollte sie berühren, diese Lippen, wollte sie kosten. Leicht lehnte ich mich nach vorne und spürte, wie auch er mir entgegen kam… und riss mich zusammen, weil ich wusste, dass mein Vater uns immer noch beobachtete. Ich warf Charlie einen kurzen Blick zu, er schaute uns tatsächlich immer noch zu, und ich wurde noch röter im Gesicht, als ich es von der in mir aufsteigenden Hitze eh schon war. ‚Nein, Bella, reiß dich zusammen, dein Vater schaut dir zu. ‘

Ich bat Jacob mit den Augen, mich herab zu lassen… und im gleichen Augenblick sah ich, wie seine Nasenflügel bebten.

Nein!

Nicht schon wieder!

Bitte nicht!
 

Er ließ mich beinahe schlagartig los und ich konnte mich gerade noch abfangen, um nicht allzu laut auf dem Boden aufzukommen. Seine Arme lagen noch lose um meinen Körper, aber als ich zu ihm hinauf blickte, sah ich sein empörtes Gesicht. Ich musste nicht fragen, um zu wissen, was er hatte.

Ich roch nach Vampir.

Schon wieder.
 

Er sagte gar nichts, aber sein enttäuschter Blick sprach Bände. Er trat sogar einen Schritt zurück, weg von mir. Mehr hätte er mich im Augenblick nicht verletzen können.

„Schon wieder Cullen“, murmelte er dann nur angewidert vor sich hin.
 

Charlie hatte das mitbekommen und schaute erstaunt zu Jacob hinüber.

„Woher weißt du…?“ Er warf Sue einen fragenden Blick zu, die zuckte aber nur mit den Achseln. Anscheinend hatte er Jacob noch gar nicht erzählt, dass die Cullens hier gewesen waren und mich behandelt hatten.

„Das ist jetzt aber ungerecht, Jacob. Dr. Cullen und Edward haben Bella gerettet. Ohne sie wäre sie nicht schon wieder so gesund.“

Jacob schaute etwas verblüfft drein, sagte aber nichts. Ich überlegte gerade, wo mich Edward überall angefasst hatte. Er hatte mich auf alle Fälle umarmt. Das hatte Jacob natürlich gerochen, denn zum Duschen und Umziehen war ich ja noch nicht gekommen.

Ich war wütend, wütend auf Jacob, der schon wieder sauer war und mich mit finsterem Blick anschaute, und wütend auf mich selbst, weil ich bei dem ersten Treffen mit Jacob gleich wieder nach Edward roch. Warum musste mir das auch andauernd passieren? Dabei konnte Jacob froh sein, dass Edward rechtzeitig da gewesen war. Immerhin hatte er mir das Leben gerettet. Warum musste Jake auch nur so stur und so schnell eingeschnappt sein? Ich würde mich nicht dafür entschuldigen, das konnte er vergessen. Wobei ich ihn ja auch verstehen konnte, dass er so reagierte. Er hatte bestimmt seine Bedenken, was mein Liebesgeständnis betraf und dass ich mich von Edward getrennt hatte, und anstatt dass er alles bestätigt fand, war genau das Gegenteil der Fall. Eine dumme Sache…
 

Was aber am schlimmsten war… Jacob sagte jetzt gar nichts mehr. Er schaute mich nicht mal mehr an, sondern half stumm, meine wenigen Sachen einzusammeln. Ich hätte heulen können. Und ich konnte nicht einmal mit ihm reden, weil wir nicht alleine waren. Ich wollte nur noch hier weg, und so schnappte ich mir Sues Tüte und ging ins Bad, um mich dort schnell umzuziehen. Als ich wieder heraus kam, erläuterte Charlie gerade Sue, was alles passiert war und wie ich durch das beherzte Eingreifen von Edward und den schnellen Transport mit dem Hubschrauber hier rechtzeitig angekommen war und gleich operiert werden konnte. Er dachte ja immer noch, dass die Operation mich gerettet hätte.

Jacob hörte schweigend zu, die Hände wieder vor der muskulösen Brust verschränkt. Dann ging auch schon die Türe auf und eine Schwester schob einen Rollstuhl herein, in den ich mich setzen musste. Sie bestand darauf, dass ich gefahren wurde, denn innerhalb des Krankenhauses lag mein Wohlergehen in ihrer Verantwortung, und sie wollte unbedingt vermeiden, dass ich auf Grund eines möglichen Schwächeanfalls stolpern und stürzen könnte. Also musste ich zähneknirschend nachgeben.

Jacob fuhr mich immer noch wortlos bis zu dem großen Eingangsportal. Mein Vater ging mit meinen Papieren schon zu dem großen Schalter hinüber, um mich offiziell abzumelden, während Jacob mich mitsamt meinem Rollstuhl in die Ecke zu den anderen schob, die dort herum standen. Ich befürchtete schon, er wolle mich dort einfach stehen lassen, da bückte er sich, griff mir unter die Kniekehlen und die Achseln und hob mich einfach hoch. Ich fühlte mich leicht wie eine Feder in seinen Armen, und nachdem er mich fester gepackt hatte, landete mein Gesicht direkt vor seinem. Mir war das nun doch ziemlich unangenehm, trotzdem legte ich meine Arme um seinen Hals. Mein Dad hatte noch zu tun, und so konnte ich wenigstens leise mit Jacob reden, der einfach an mir vorbei zum Schalter starrte.
 

„Jacob, hör auf, schon wieder beleidigt zu sein. Es ist nicht, wie du denkst.“

„Ach ja, und wie ist es dann? Ich dachte, du hättest diesen Blutsauger in die Wüste geschickt. Das hattest du mir doch vorgemacht.“ Er zischte die Worte mehr, als dass er sie sprach. Meine Güte, konnte dieser Junge wütend sein. Er verzog das Gesicht zu einem Flunsch.

„Ich hab ihn auch in die Wüste geschickt.“

„Ach ja? Und warum ist er dann schon wieder bei dir aufgetaucht?“

„Weil er meine Operation vorbereitet hatte.“ Jetzt schaute er ein bisschen überrascht.

„Seit wann ist der denn Arzt?“

„Seit langem. Er hat zwei Abschlüsse in Medizin. Und die OP war dringend nötig und eigentlich schon länger geplant, weil das Gift, das noch in dem Vampirbiss an meinem Handgelenk steckte, mir als Wolf sehr geschadet hatte. Daher sollte die Narbe samt Gift entfernt werden. Aber das Gift war schneller, und es hätte mich getötet, wenn er nicht dagewesen wäre. Also stell dich nicht so an.“

Nun sagte er nichts mehr.

Ich rieb ihm mit einer Hand sanft den Nacken, um ihn zu beschwichtigen, aber er reagierte nicht, sein Gesicht blieb stoisch und unbewegt, ganz die beherrschte Sam-Maske, die er trug, wenn er ziemlich außer sich war und sich beherrschen musste.

„Und was hat er dann zu deiner Rettung beigetragen?“

Ich zögerte, ob ich ihm das wirklich sagen sollte. Aber ohne eine Antwort würde er sich auch nicht zufrieden geben. Also lehnte ich mich noch näher zu seinem Ohr hin, damit wirklich niemand mithören konnte und flüsterte: „Er hat mich ausgesaugt.“

Jetzt presste er die Lippen zusammen, dass sie ganz weiß wurden.

„Dieser verdammte Blutsauger…“

„Jacob, jetzt hör aber auf. Das war die einzige Möglichkeit, das ganze Gift aus mir heraus zu bekommen. Es hätte mich sonst umgebracht. Er hat mich gerettet, und alles, was du kannst, ist sauer auf ihn zu sein? Du bist ja so eifersüchtig.“

Jetzt schaute er noch finsterer drein, und ich war froh, dass Charlie und Sue noch an dem Schalter zu tun hatten und gar nicht her schauten.

„Bin ich nicht“, entgegnete er mit vorgeschobener Unterlippe. Irgendwie sah er süß aus.

„Du hättest mir ja auch ruhig was sagen können“, schmollte er weiter.

„Wann denn? Du warst ja nie da…“

Tja, das saß. Immerhin schaute er mich jetzt wieder an. Sein Blick flatterte, und er schien zu überlegen, was er darauf erwidern sollte.

„Ich …brauchte Zeit zum Nachdenken.“

„Ach ja? Und beim Nachdenken musste dir Leah helfen?“ Meine Stimme klang ungewollt schnippisch.

Auf einmal grinste er, aber leider recht fies.

„Du bist ja so eifersüchtig“, wiederholte er spöttisch meinen Satz.

Ich schwieg und zog nun ebenfalls sie Lippen kraus.

„Bin ich nicht“, wiederholte ich ebenfalls seinen Satz von vorhin, wohlwissend, dass dies eigentlich ein Spiel war oder zumindest hätte sein können, wenn Jacob dazu aufgelegt gewesen wäre. Aber er schaute nicht gerade entspannt drein, und ich versuchte, das Thema auf etwas anderes zu bringen.

„Was ist denn nun eigentlich mit Leah?“

Er presste die Lippen zusammen, als ob er mir gar keine Antwort geben wollte und schaute weiter geflissentlich zu dem Schalter hinüber. Irgendwie kam ich mir blöd vor, wie abgestellt in seinen Armen am Ausgang des Krankenhauses zu liegen, aber niemand schien sich daran zu stören. Es war normal hier, das die Kranken durch die Gegend geschleppt wurden, ob nun in Rollstühlen, auf Bahren oder eben auf den Armen einer Person.

Ich langte mit einer Hand nach seinem Gesicht und drehte es gewaltsam zu mir her.

Erst wölbten sich noch seine schwarzen Brauen über den tiefen Augenhöhlen, dann wandte er mir endlich seinen Blick zu und gab mir eine Antwort, wenn auch grimmig.

„Ich hab sie auf meinem Nachhauseweg erwischt, wie sie sich davon schleichen wollte. Sie wollte trampen, bis runter nach Arizona. Das konnte ich ihr zum Glück ausreden. Ich hab sie dann zum Flughafen nach Seattle gefahren und ihr Geld für den Flug geliehen. Der ging aber erst sehr spät abends, und so war ich bei ihr geblieben, bis sie eingestiegen war.“

Irgendwie fand ich es nett, dass er so fürsorglich gewesen war, aber ein anderer Teil in mir freute sich auch, das Leah nun weg war.

„Und was will sie in Arizona? Charlie hat was von einem neuen Job erzählt. Den hätte sie sich doch auch hier suchen können.“

„Sie wollte unbedingt weit weg, damit Sam sie nie wieder zu etwas zwingen kann. Und der Ort, wo sie hin wollte, ist doppelt so weit entfernt wie unser Rudelfunk jemals gereicht hat. Sie hoffte, dass sie dort vor ihm Ruhe haben würde und er sie nie wieder rufen kann. Außerdem gefiel ihr der Job. Sie würde die Assistentin einer alten Navajo-Frau werden, die in Rente gehen will, und der Laden, in dem sie arbeiten wird, ist recht groß. Sie verkaufen dort Silber- und Türkisschmuck an Touristen, und wenn sie sich bewährt, könne sie den Laden sogar einmal leiten. Sogar studieren könnte sie nebenher.“

„Und ihrer Mutter hat sie kein Wort gesagt?“

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Sue und Charlie endlich fertig waren und nun neben uns standen. Sue beantwortete den Satz selbst.

„Nein, sie hat mir kein Wort gesagt, vielleicht aus Angst, dass ich sie nicht gehen lassen würde. Womit sie auch Recht haben könnte. Nach Harrys Tod wollte ich sie auf keinen Fall los lassen. Und darum ist sie wohl heimlich davon.“

Sue wandte den Blick ab, das fehlende Vertrauen ihrer Tochter schmerzte sie offensichtlich sehr, aber ich konnte auch Leah verstehen, die unbedingt ihrem Martyrium bei Sam entkommen wollte. Ich war überrascht, als Charlie einen Arm um Sue legte und sie sanft drückte. So mitfühlend kannte ich ihn gar nicht.

Die sonst so herbe Frau lächelte ihn dankbar an. „Jetzt wissen wir ja, wo sie ist. Und Jacob hat sie sicher auf den Weg gebracht.“ Plötzlich kam mir meine Eifersucht sehr kleinlich vor, und ich fasste Jacobs Nacken etwas fester.

Wir waren nun eh abfahrtbereit, und er trug mich mit federndem Schritt die Stufen hinunter zu der Einfahrt, in der sie den Streifenwagen einfach mit blinkenden Lichtern hatten stehen lassen. Wie praktisch. So erhielten sie bestimmt kein Knöllchen wegen falschem Parken.

Charlie beugte sich sofort in den Wagen und schaltete die Lichter aus, nicht ohne Jacob einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen zu haben. Der zuckte nur unberührt die Schulter. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er gefahren war. Zwei Indianer in einem Streifenwagen – bestimmt ein ungewohntes Bild.

Charlie dirigierte Jacob zur Beifahrerseite, wo er mich in den Sitz verfrachtete, als ob ich ein altes Mütterchen wäre, und mich auch noch festschnallte wollte. Energisch schob ich seine Hand weg und schloss die Gurtschließe selbst. Mein Vater setze sich dann ans Steuer, nicht ohne Jacob vorher von der Fahrertüre zu verscheuchen.

„Ab nach hinten, ich fahre selbst. Du bist heute schon genug gefahren. Setz dich zu Sue.“
 

Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte mit ihm hinten sitzen können, im Dunkeln des Wagens, wo ich hätte versuchen können, mit ihm Händchen zu halten... wenn er darauf eingegangen wäre. Aber Charlie meinte, ich hätte es vorne bequemer, und ich musste die Lehne noch etwas nach hinten drehen und bekam seine Jacke als Kopfkissen, damit ich ein wenig schlafen konnte. Es würde über zwei Stunden dauern, bis wir auf der 101’er um den ganzen Nationalpark herum gefahren wären und Forks erreichen würden. Und ich schlief tatsächlich ein auf der langen, stillen Fahrt, und bekam nicht einmal mehr mit, wie sie mich in mein Bett verfrachteten. Die ganze Sache hatte mich wohl doch ziemlich mitgenommen.
 

ooOOoo

Wer sich wundert wegen Jakes langen Haaren: ich habe mich da an das Buch gehalten, und da hat Jacob seine Haare schon bald wieder wachsen lassen, nachdem er von Edward gesteckt bekommen hatte, dass Bella seine lange Mähne so gefallen hatte. Im Film dagegen trägt er sie ab seiner Verwandlung immer rappelkurz, wobei ich den Eindruck habe, dass das eher vom Schaulspieler Taylor Lautner kommen könnte, der nämlich immer nur kurze Haarte trug und vielleicht keine Lust mehr auf eine Perrücke hatte *g*



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Legoory
2012-01-18T14:08:22+00:00 18.01.2012 15:08
Wer ist da jetzt eifersüchtiger? *lach*
Süß die Zwei, hoffentlich sprechen sie sich bald aus.
Von:  saso2
2011-01-07T14:20:11+00:00 07.01.2011 15:20
cooles kapitel
ic fnds echt lustig das jake gleich wieder eifersüchtig war
und bella ja eben so ^^
na ja passen eben in dieser geschichte gut zusammen ^^

na ja schreib schnell weiter
lg saso
Von:  eilatan89
2011-01-07T14:19:34+00:00 07.01.2011 15:19
Ich denke der Hunger ist aber ganz Nomral, wenn man das ganze Blut ausgesaugt bekommen hat und danach wieder frisches bekommen hat. Nach einer Blutspende sollte man ja auch viel Essen (ich kenn mich da aus mein Bruder ist im Deutschen Roten Kreuz) Und der Wolf in ihr macht den Rest.
So viele gefühle direckt hintereinander freude weil Jacob sich wieder blicken gelassen hat. Wut weil Jacob wütend geworden ist weil Edward ihr leben gerettet hat (was ich aber nich verstehen konnte warum ist man wütend wenn jemand auch wenn es der Ex ist ihr Leben gerettet hat?). Und danach auch noch Trauer. Sie war bestimmt nicht wegen der Narbe so müde sondern wegen den ganzen Gefühlen xD.
Na ja jetzt bin ich aber zimlich ratlos wie es weitergehen soll mit den beiden? Mit kommt das so vor als ob die beiden sich da in was Festgefahren haben!

Super Kapitel bin schon ganz gespannt aufs nächste!

lg eilatan

Von: abgemeldet
2011-01-07T11:48:32+00:00 07.01.2011 12:48
es kommt gut voran...diese sache ist schneller und besser überstanden als gedacht...wirklich ein suuuper kap!!! die kommen sich immer näher!!!

ich hoffe es geht bald weiter!!!
lg


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