Dead Crows
Müde stapfte Madara in die Küche, setzte Wasser für einen Tee auf und suchte sich etwas zu essen. Schließlich fand er ein halbtrockenes Brot, welches ihn mehr als zufrieden stellte.
Er hatte immer noch keinen großartigen Hunger, obwohl er schon seit Tagen kaum etwas aß.
Aber er hatte auch nicht das Bedürfnis danach, fühlte sich dadurch nicht geschwächt.
Vielleicht war das auch nur eine Auswirkung der Technik, dank der sich sein Leben verlängerte.
Immerhin war er bei der Gründung Konohas dabei gewesen, war seitdem kaum gealtert.
Vielleicht konnte er dieses Jutsu endlich perfektionieren.
Madara öffnete das Fenster, lehnte sich aufs Fensterbrett und schaute raus, ließ den Wind durch seine Haare streichen.
Es bot sich ihm ein friedlicher Anblick, wie sich die letzten paar Nebelschwaden langsam auflösten. Die Sonne stand schon ein Stück über dem Horizont und breitete ihr warmes Licht über der Welt aus.
Die Tür öffnete sich und Pain trat ein.
„Morgen.“ brummte er muffig, trat zur Küchentheke und warf die Kaffeemaschine an.
Madara beobachtete ihn amüsiert.
Es war wirklich eine erstaunliche Wandlung von Pain vor uns nach seinem ersten morgendlichen Kaffee.
Kaum hatte er die Tasse geleert, huschte ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht und schaute gleich viel freundlicher drein.
Plötzlich kam Zetsu durch die Wand.
„Es ist soweit.“
Der Schwarzhaarige schaute auf und nickte.
Im nächsten Augenblick war er aus der Küche verschwunden und tauchte neben der Pflanze auf, unter ihm der Kampf zwischen Itachi und Sasuke in den letzten Zügen.
Auch Kisame war da, beobachtete das Geschehen kritisch. Als er Madara sah, nickte er ihm kurz zu.
„Der Hachibi ist ein richtiger Freak, spricht nur in Reimen. Aber wir konnten ihn gefangen nehmen, Mizukage-sama“
Madara schnaubte verächtlich. „Einen Mizukagen gibt es nicht mehr. Aber gut, bring ihn zu Pain, er wird sich darum kümmern.“
Der Kiri-Nin nickte und verschwand, während der Schwarzhaarige seine Aufmerksamkeit den beiden Kämpfenden zuwandte.
Der Kleine hatte es also tatsächlich geschafft.
Itachi war zwar geschwächt, aber er hatte es seinem Bruder bestimmt nicht leicht gemacht.
Gerade schleppte sich der Schwarzhaarige zu dem kleineren hin, konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er spuckte Blut, lächelte aber als er seinen Bruder an der Schulter fasste und ihn ein letztes Mal an die Stirn tippte.
Itachis Ausdruck war glasig geworden, er starrte auf einen Punkt weit hinter seinem Bruder und brach schließlich zusammen, wurde von Sasuke halb aufgefangen.
Der Kleine starrte seinen toten Bruder an, konnte noch gar nicht verstehen, was gerade geschehen war.
Nur langsam realisierte er seinen Sieg, aber auch die Konsequenzen.
Madara sah, wie der junge Uchiha langsam an der Felswand entlang auf den Boden rutschte, ohnmächtig geworden war.
Schnell war er neben den beiden, nahm Itachi hoch und verschwand mit ihm in ein altes Uchihaversteck.
Um Sasuke würde er sich später noch kümmern.
Er wollte zunächst Itachis Augen, so wie die von jedem anderen aus dem Clan. Nur deswegen hatte er das Abschlachten der Uchihas damals gebilligt.
Wortlos machte er sich ans Werk.
Erinnerungen kamen hoch, an längst vergangene Tage.
Itachi hatte ihn schon immer an seinen eigenen Bruder erinnert.
Wahrscheinlich hatte er ihn nur deshalb damals als Schüler aufgenommen.
Izuna
Madara seufzte bei der Erinnerung an ihn.
Bei seinem Clan hatte es dem Schwarzhaarigen nichts ausgemacht,ihnen ihre Augen zu entreißen, doch sein Bruder hatte ihm seine Augen freiwillig gegeben.
Damit er sie für das Wohl des Clans einsetzen, ihm zur Macht verhelfen konnte.
Seine Eltern hatten ihn verachtet.
Doch er war seinen Weg gegangen, hatte bewiesen, dass er nicht nur ein Visionär gewesen war.
Er hatte seinen eigenen Clan gegründet, seine Eltern damit getilgt.
Izuna war der Einzige, der immer hinter ihm gestanden hatte, jede seiner Entscheidungen akzeptiert und verstanden hatte.
Nur einmal hatte er sich über seinen Befehl hinweggesetzt, ihm sein Augenlicht geschenkt.
Und das hatte er auch prompt mit dem Leben bezahlen müssen. Im nächsten Kampf war er gefallen, hatte ihn alleine gelassen.
Madaras Blick wurde durch eine einzelne Träne getrübt.
Mit blutigen Ärmel und immer noch ein kleines Messer in der Hand, wischte er sie fort.
Doch sein Blick war immer noch unscharf.
Er konnte die Hand vor Augen kaum noch erkennen, nahm nur einzelne Farben wahr.
Verwirrt stolperte der Schwarzhaarige ein paar Schritte rückwärts, stütze sich an der Wand ab und unterdrückte einen Schwindelanfall.
Seine Augen waren geblendet und er musste sie zusammenkneifen, weiter Halt an der Wand suchend.
Er hatte das Gefühl jeden Moment auf dem Boden aufzuprallen.
Doch nichts dergleichen geschah und ebenso schnell es gekommen war, ging das Gefühl auch wieder.
Madara blinzelte ein paar Mal, merkte, dass er wieder sehen konnte und schaute sich verwirrt um.
Was war das?
Ein Genjutsu? Aber von wem?
Körperliche Schwäche? Warum trat das in letzter Zeit so häufig auf?
Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, vertrieb seine Gedanken.
Jetzt war nicht der Augenblick darüber nachzudenken, er hatte wichtigeres zu tun. Er musste Itachis Augen konservieren, bevor es zu spät und das Sharingan unbrauchbar war.
Also trat er wieder zu dem Tisch und brachte sein Werk zu Ende.
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Madara tauchte wieder im Hauptquartier auf, ging direkt in Pains Büro.
Der Orangehaarige schaute auf. Er hatte die letzten Akten von seinem Schreibtisch in ein kleines Regal geräumt und ließ dieses gerade in Flammen aufgehen. Der Schwarzhaarige beachtete das nicht weiter.
„Mach dich bereit. Du weist, dass ich kein Versagen dulde. Nicht von dir.“
Pain nickte ernst.
Während Madara sich auf den Weg machte, ließ der Leader die Dokumente langsam herunter brennen, wartete an seinen Schreibtisch gelehnt, bis nur noch ein Haufen glühende Asche übrig war.
Er seufzte leise.
Dann war es jetzt wohl soweit.
Ein letztes Mal schnappte er sich seinen Mantel und verließ den Raum.
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Er trat aus dem Schatten der Schatten der Bäume ins helle Sonnenlicht, nur wenige Meter von der Mauer Konohas entfernt.
Direkt hinter ihm folgte Konan, hatte es sich nicht nehmen lassen, ihn beim Angriff zu unterstützen.
„Juchiyose no Jutsu.“
Pain schlug die Flache Hand auf den Erdboden, beschwor seine anderen fünf Körper. In Rauchwolken gehüllt tauchten sie auf, blickten ernst zum Leader. Dieser schaute mit seinen starren, alles durchdringenden Augen zur äußeren Mauer, als könne er sehen, was sich dahinter verbarg.
„Die Schlacht kann beginnen.“ meinte er leise und seine anderen Ichs liefen los, sprangen auf die Mauer und verteilten sich.
Der Orangehaarige warf Konan einen Blick zu, welche ihm zu nickte, und die beiden rannten den anderen hinterher.