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Das fehlende Teil

Deutschland ist seit so langer Zeit nicht ganz.
von

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Niemals alleine

„Soo, wir kommen zu den Tagespunkten! Erstens: Ein Hamburgerfrühstück, im Flugzeug hierher gab es nur so widerliches Grünzeug. Zweitens: ... aaah!“

Alfred fielen seine Notizen aus der Hand, als Arthur aufstand und den stehenden selbsternannten Helden an seinem Ohr wieder in eine sitzende Position zog.

„Du bist hier nicht der Boss, wie oft soll ich dir das noch sagen?!“

Alle waren es gewohnt, dass die beiden sich stritten, es war normal.

„Also, warum wir heute zusammengekommen, ist“, führte England in deutlich gemäßigterem Ton fort, während sich Amerika das rot angeschwollene Ohr hielt, „unser alljährliches Treffen hier in Deutschland. Also...“

Er sah in die Runde und anscheinend interessierte sich niemand für das, was er sagte. Alfred starrte ihn wütend mit Tränen in den Augen an, Feliciano aß Pasta, Ivan erzählte Francis etwas, woraufhin dieser mit einem ein wenig verängstigten Gesichtsausdruck seinen Stuhl etwas von dem Russen wegschob (während dieser vergnügt vor sich hin grinste) und Matthew sprach mit Kiku über den Winter in Kanada und den in Japan.

Ludwig hörte dem Treiben nur mit halbem Ohr zu; vielmehr hing er seinen Gedanken nach, die schon schon seit einiger Zeit heimsuchten.
 

Überall, wohin er ging, verfolgten ihn die Farben Schwarz und Weiß. Dieses Graffiti, was er vor einigen Wochen gesehen hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

Es kam wieder in Mode, sich seinen Wurzeln bewusst zu werden; etwas, was er sich schon länger erhofft hatte, denn schließlich wollte er, dass sein Volk stolz auf sein Land sei.

Doch damit kamen wieder alte Feiertage ins Gespräch; kleine Gruppen feierten auf einmal wieder den Sedantag oder Kaisers Geburtstag. Buttons mit den preußischen Nationalfarben wurden produziert, man besann sich auf die alte Geschichte.

Jedes Mal, wenn er davon etwas mitbekam, war es wie ein Stich in seinem Herzen.
 

„Bruder, deine Flagge ist langweilig.“

Der kleine Ludwig saß auf dem Schreibtisch seines großen Bruders und wickelte die Fahne, die neben ihm herunterhing, gedankenverloren um seinen Arm.

Gilbert drehte sich von seinem Kleiderschrank zu dem kleinen Blonden herum. „Wie bitte?!“

Ungerührt nestelte Ludwig weiter an der Fahne herum. „Der Adler ist hässlich und es gibt keine Farben. Einfach nur schwarz-weiß, wie traurig.“

Der Erwachsene zog sich seinen Mantel an und setzte sich seinen Hut auf. „Als ob ein solcher Dreikäsehoch wie du eine Ahnung davon hätte...“, sagte er nur angesäuert. Er holte sich sein Schwert und befestigte es an seinem Gürtel.

„Ziehst du wieder in den Krieg, Bruder?“ Erst jetzt fiel dem Kleinen auf, dass sein Bruder in seine Kampfuniform trug - anders als seine Flagge war diese auffällig, blau und rot.

Ludwig wurde traurig. Wieder würde er seinen Bruder ewig nicht sehen können - ohne ihn war es zu Hause so langweilig. Zwar war Gilbert sehr streng zu ihm und manchmal auch gemein, aber... er war sein Bruder.

„Ein Mann weint nicht“, sagte der Preuße nur trocken, als er merkte, dass sein kleiner Bruder Tränen in den Augen hatte. Doch dann ging er in die Hocke und murmelte etwas leiser: „Du weißt doch, dass ich dir jeden Tag schreiben werde.“

Sofort hellte sich Ludwigs Miene auf. „Versprochen?“

„Natürlich. Ich halte doch immer mein Wort.“

Plötzlich kam dem Kind ein Gedanke. Er musste schlucken. Schließlich durfte er nicht weinen. Aber fragen musste er trotzdem. „Und... und kommst du wieder gesund nach Hause? Du... Du darfst mich nämlich nicht alleine lassen!“

Beleidigt sah er mit an, wie sein Bruder einen Lachanfall bekam.

„Kesesese... Ach Ludwig“, keuchte er, ein wenig außer Atem vor Lachen, und auf einmal wurde sein Grinsen unerwartet und ungewohnt sanft, „du weißt doch, dass ich dich niemals alleine lassen werde.“

„Niemals?“ Große, feuchte, blaue Augen sahen nach oben, als Gilbert wieder aufrecht stand und seinen kleinen Bruder betrachtete, auf den er so stolz war.

„Nicht in einer Million Jahren!“

Seitdem war die preußische Flagge schön in Ludwigs Augen. Die schönste Flagge der Welt. Denn wenn er sie im Wind wehen sah, hieß es, dass sein geliebter Bruder mit einem Siegergrinsen wieder nach Hause kam.
 

„Und doch hast du mich allein gelassen...“

„Hmmm? Hast du gesagt, du willst auch was?“ Mit strahlenden Augen hielt Feliciano Ludwig seinen Teller hin. „Hier, du kannst ein paar Gabeln davon essen, wenn du magst!“

Der Deutsche beachtete das Angebot nicht. Er stand auf und nahm sich seine Jacke.

„Mir geht es heute nicht gut, besprecht eure Sachen ohne mich weiter, ich gehe nach Hause“, sagte er im Vorbeigehen zu den anderen, niemanden ansehend.

Verdutzt blickten ihm sechs Augenpaare hinterher. Bloß Ivan grinste wie immer vor sich hin.
 

Er konnte sich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren, in seiner Freizeit konnte er sich nicht mehr amüsieren.

Immer brachte irgendetwas in diesem Land seine Gedanken zurück zu seinen Erinnerungen. Zu seinen Erinnerungen von ihm.

War es denn möglich, dass ein verschwundenes Land wieder auftaucht? Hervorgerufen durch den bloßen Willen des Volkes?

Hervorgerufen durch den bloßen Wunsch seines kleinen Bruders?
 

Der Wind, der frische Wind, der schon seit Wochen durch sein Land zog, alles mit sich riss, eine neue Ära einleitete und Ludwig so sehr verwirrte, ihm so viele Hoffnungen machte, Hoffnungen, die eigentlich vollkommen irrational waren, führte ihn nach Hause.

Zuhause...
 

„Du bist wieder da!“

Freudig begrüßte der blonde Teenager seinen großen Bruder, der blutverschmiert, aber mit der üblichen Siegermiene ihr Zuhause betrat.

Plötzlich verbeugten sich alle Diener Gilberts vor Ludwig - das hatten sie bisher noch nie getan.

Verdutzt blieb Ludwig vor der ganzen Delegation stehen. „Was ist hier los?“

Das Feuer in den Augen des Preußen brannte heller denn je. Freudestrahlend verkündete er: „Ich habe Francis besiegt! Das heißt, es steht der Gründung des Deutschen Reiches nichts mehr im Weg! Du wirst endlich dein Land haben!“

Der junge Deutsche war sprachlos. Nach einigen Sekunden erst fing er sich wieder.

„Das heißt... Ich muss... Jetzt allein ein Land führen? Aber wie? Und...?“

Preußen klopfte dem neuernannten Deutschen Reich so stark auf die Schulter, dass dieser fast umfiel. „Ach Quatsch, natürlich helfe ich dir dabei! Ich habe dir doch gesagt, ich werde dich nicht alleine lassen! Kesesese, du bist manchmal so dumm, Kleiner.“

„Danke, Bruder.“ Schüchtern umarmte Ludwig Gilbert.

Der Ältere drückte ihn kurz an sich und flüsterte: „Ich tue alles für dich“, doch einen Bruchteil einer Sekunde später hielt er ihn vor sich weg und rief: „Wie peinlich! Hör doch auf, du kleiner Idiot, und sei nicht so erbärmlich rührselig!“

Doch Ludwig wusste mittlerweile, dass so viel von seinem Bruder Fassade war. Gerade eben war sie wieder ein wenig gebröckelt. Für jeden Moment mit Gilbert war Ludwig so dankbar.
 

Der Wind, der so sehr nach Königsberger Klopse roch, nach Vogelfedern, nach Blut und Schwarzpulver, nach dem Geruch der Geborgenheit seiner Kindheit, nach Liebe und Strenge und Erziehung, nach Strammstehen und Lachen, nach Weinen und nach Trost, schickte ihn herauf, in seine Wohnung.

Ludwigs Hände zitterten in seiner Vorahnung, es konnte nicht sein, nein, nein, aber warum war er denn so besessen von dem Gedanken, so unglaublich überzeugt davon, dass...
 

„Dieses Fernsehen find ich verdammt cool! Schau mal, Bruder, da laufen kleine Leute in dem Kasten herum!! Unglaublich. Das muss ein Deutscher erfunden habe, stimmt‘s? Wie ein kleines Kino, weißt du noch, wie wir früher ins Kino gegangen sind? Das war der totale Hammer. Übrigens war ich so cool, und bin hier einfach reingekommen. Hab ich halt drauf. Ach, übrigens, hallo, kleiner Bruder!“

Das Grinsen, dass er so vermisst hatte, strahlte Ludwig mit voller Intensität an.
 

„Gilbert?!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  angel_of_sand
2010-10-14T09:27:01+00:00 14.10.2010 11:27
ich liebe die "Germans" >//<
und klein Ludwig war ja so kawaii ~
(so habe ich ihn mir übrigens auch vorgestellt *hüstel*)
aufjedenfall werd ich weiterlesen ~ x3
Von:  Elestial
2010-10-09T17:42:01+00:00 09.10.2010 19:42
Awww *.*
Tolles Kapitel oAo
Ich find, du hast die einzenen Charaktere gut getroffen, so wie sie drauf sind^^
(Japan heißt übrigens Kiku und nicht Kaku mit menschlichem Vornamen^^)
Ita-chan ist ja süß: "magst du was abhaben?" xD
Aber Ludwig tut einem so leid T T
Armes Doitsu ><
Irgendwie kann ich dir aber nicht abkaufen,das Gilbert wirklich wieder da ist^^'
Dafür hast du dich zu kritisch gegenüber jeglichen Theorien geäußert xD
Aber reiche Phantasie Doitsus... da würde er mir nur noch undedlich mehr leid tun TT TT
Bin gespannt, wie es sein wird^^



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