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Ein Funken Hoffnung

von

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Von heißen Quellen und unfreiwilligen Festessen...

...und ganz am Ende echt 'n Regenbogen
 

Ich ließ meinen Blick über den Eingang des Ryokans schweifen, während ich mir Mühe gab, möglichst missmutig auszusehen. Hier sollten wir also bleiben? Abgeschoben von unserem großen Bruder, ans Ende der Welt, in irgendein altes, japanisches Hotel an einem Ort, der so viel Natur um sich hatte, dass man das Gefühl bekam, in einer anderen, und zwar sehr, sehr alten Zeit gelandet zu sein! Hier gab es ja nicht einmal einen Bahnhof in der Nähe! Wir waren von dieser ewig weit weg scheinenden Endstation abgeholt worden, von Autos, die wirkten, als müsste man sie allesamt erst einmal anschieben, um sie überhaupt zum Laufen zu bringen. Die uns allerdings auch erst in zwei Tagen wieder abholen würden.

Von wegen „nach dem Rechten sehen“ und „ein paar Bekannten eine Nachricht überbringen“. Das war doch alles Unsinn gewesen! Abgeschoben hatte er uns, jawohl, einfach ans Ende der Welt geschickt, um seine Ruhe zu haben. Ich bemühte mich, die Nachricht, die Keiji mir gegeben hatte nicht aus purem Ärger hervorzuziehen und zu zerknüllen. Dafür ballte ich die Hände kurz zu Fäusten und atmete tief durch. Der konnte froh sein, wenn ich den doofen Zettel überhaupt abgab, jawohl. Ein Mist war das hier! Und dem verlieh ich auch deutlich Ausdruck.

„Bullenscheiße.“, knurrte ich vor mich hin.

Mein bester Freund neben mir hingegen schien sich davon gar nicht stören zu lassen. Eher im Gegenteil – seine Blicke glitten bewundernd über die Fassade, als sehe er einen solchen Eingang zum ersten Mal. Die andauernden Beschwerden über die Reise und über die mangelnde Bequemlichkeit der Autos waren offenbar vergeben und vergessen. Andererseits mochte es durchaus der Fall sein, dass ihm ein solcher Aufenthaltsort neu war. Dafür, dass Josh in Japan aufgewachsen war hatte er erstaunlich wenig Ahnung von dem, was dieses Land so zu bieten hatte, fand ich zumindest. Weder ein Sommerfestival noch das japanische Neujahrsfest waren ihm wirklich aus eigener Erfahrung geläufig. So abwegig war es also gar nicht, dass er ein solches Hotel noch nie von Innen gesehen, geschweige denn bewohnt hatte.

„Die haben hier sicher heiße Quellen, oder?“, hakte er nach, woraufhin ich schnaubte.

„Alter, die haben se bei sowas doch immer.“, machte ich deutlich, schaffte es aber nicht, noch ebenso schlecht gelaunt zu sein wie zuvor. Vielleicht, und nur vielleicht, gab es ja Schlimmeres, als mit seinem besten Freund in einem Ryokan festzusitzen. Dennoch litt ich hier nicht allein. Mein Blick glitt zu den anderen beiden Anwesenden, von denen zumindest einer voll und ganz mein Leid teilte. Seth schien ebenso begeistert von einem zweitägigen, tatenlosen Aufenthalt zu sein wie ich. Inu neben ihm allerdings schien die Szene geradezu mit den Augen aufzusaugen. Ich hätte gewettet, dass er früher oder später wieder seinen Skizzenblock zückte, um sie irgendwie auf Papier zu bannen. Warum wir außerdem alle hierher kommen und dann auch noch zwei Tage bleiben sollten war mir schleierhaft. Ich mochte es zwar nicht sonderlich gern, allein die Stadt zu verlassen war war kannte mich hier womöglich nicht aus, aber einen verdammten Zug zu nehmen hätte ich auch allein geschafft! Außerdem, warum sollten wir dann hier bleiben? Ich jedenfalls empfand es als nichts weiter als ein aus dem Weg Räumen unsererseits, was mich in eine Mischung aus Sorge und Enttäuschung versetzte. Keiji hatte hoffentlich eine verdammt gute Erklärung, wenn wir zurückkamen, oder er würde etwas zu hören bekommen! Großer Bruder hin oder her, jawohl!

Seufzend wandte ich mich dem Eingang zu. Was blieb uns schon für eine Wahl? Zurück zum Bahnhof, der eine gefühlte Ewigkeit weit weg war würde man uns erst in zwei Tagen bringen und um draußen zu kampieren war es eindeutig zu kalt, auch wenn glücklicherweise selbst hier, in deutlich größerer Höhe, kein Schnee mehr lag. Zwar trugen die Kirschbäume, die um das Haus standen, bereits Knospen, doch es wurde besonders nachts noch außerordentlich frisch. Murrend schnappte ich also meine kleine Reisetasche, in die ich lediglich ein paar Wechselklamotten und etwas Waschzeug gepackt hatte und marschierte auf den Eingang zu.

Als ich eintrat wandte ich mich gerade den anderen zu, um eine Schimpf- und Beschwerdetirade loszulassen, als sich neben mir plötzlich etwas bewegte und ich erschrocken zur Seite stolperte. Joshs Reflexe bewahrten mich davor, unsanft auf dem Boden zu landen, während mich eine Frau einen Augenblick überrascht, dann aber freundlich ansprach. Sie entschuldigte sich dafür, so plötzlich aufgetaucht zu sein, doch ich bekam gerade einmal ein leises Brummen hervor. Die hatte mich verdammt noch mal ganz schön erschreckt! Was sollte das hier sein, ein Trainingswochenende? Unser großer Bruder würde etwas zu hören bekommen, wenn wir wieder zurück kamen. Doch statt uns um das Haus oder in den Wald zu jagen, um dort irgendwelche Übungen zu machen lächelte sie uns freundlich an.

„Es freut mich, dass ihr sicher hierher gefunden habt.“

„Ist ja weit genug im Nichts.“, ließ Seth sich vernehmen, wobei ich mir ein Schmunzeln verkneifen musste. Recht hatte er ja, mein kleiner Bruder. Doch die Frau ließ sich nicht beirren.

„Ich bin Sakura und darf euch hier willkommen heißen. Keiji-san hat uns mitgeteilt, dass ihr uns ein wenig zur Hand gehen werdet, während all unsere Bediensteten im Urlaub sind. Eigentlich hat unser Ryokan über diese Zeit hinweg geschlossen, doch nach diesem Wochenende öffnen wir wieder, weshalb fast alles schon vorbereitet ist. Ihr dürft die Quellen und Bäder sowie die Aufenthaltsräume nach Herzenslust nutzen. Nur beim Bereiten des morgigen Abendessens und Vorbereiten der Zimmer könnt ihr uns gern behilflich sein.“

Etwas hilflos warf ich den anderen einen Blick zu. Wir sollten kochen? Ich konnte ja noch den Tisch decken, aber kochen? Mehr als Reis, Tütensuppe und Fertigcurry, wenn überhaupt, lag weit außerhalb meiner Fähigkeiten, dazu stand ich sogar. Andererseits, Sakura – der Name war schon so klischeehaft, dass ich bezweifelte, dass es ihr echter war – hatte gesagt, dass das Essen morgen stattfinden sollte, also hatten wir noch ausreichend Zeit, um uns Sorgen darum zu machen. Jetzt jedenfalls kümmerte ich mich um das, was vor uns stand.

Sakura führte uns durch das kleine Hotel. Zeigte uns die Eingänge zu den Bädern, von denen es eins für Frauen, eins für Männer und ein gemischtes gab, wies uns auf die Aufenthaltsräume und das Zimmer hin, in dem wir morgen essen würden, bis sie uns schließlich zu zwei nebeneinander liegenden Gästeräumen führte, vor denen jeweils zwei aufgerollte Futons lagen.

„In den anderen Zimmern werden gerade noch die Tatamimatten gelüftet, diese beiden haben wir für euch ein wenig früher fertig gemacht.“

Ich nickte, ehe ich die Futons betrachtete. Zwei und Zwei...

Na gut, Seth und Josh würde ich ohnehin nicht zusammen in ein Zimmer lassen. Auch wenn die beiden sich mittlerweile trotz einiger spitzen Kommentare zumindest ansatzweise aneinander gewöhnt hatten konnte ich mich dem Gefühl nicht erwehren, dass mich beschlich, wenn die beiden allein miteinander waren. Ihr Hintergrund erlaubte ihnen einfach nicht, unbefangen mit ihnen umzugehen, was ich vollkommen verstand.

Aber sie waren mir beide wichtig, auch wenn ich ihnen das selbstverständlich nicht unter die Nase reiben würde. Keinem von beiden. Ha, von wegen! Dennoch war das Grund genug für mich, dafür zu sorgen, dass es schlichtweg nicht zu den Reibereien kommen konnte, die in Streit enden mochten. Es reichte mir schon aus, zu wissen, dass sie sich niemals wirklich vertrauen oder anfreunden konnte, zumindest konnte ich es mir nicht vorstellen. Also stand ich dazwischen, notfalls bereit, in beide Richtungen auszuteilen oder aus beiden einzustecken, wenn es notwendig werden würde.

Außerdem nahm ich an, dass Seth am wenigsten Schwierigkeiten damit haben würde, mit Inu in einem Zimmer zu schlafen. Er kannte den zurückhaltenden Jungen schließlich sehr gut und sie beiden schienen wirklich eng befreundet zu sein, auch wenn ich noch nicht genau sagen konnte, wie gut mir das gefiel. Natürlich hatte ich mich gefreut, als Inu und die anderen es endlich geschafft hatten, Nagano zu entkommen und ich gesehen hatte, wie erleichtert und glücklich Seth damit war, dass seine Freunde endlich frei waren. Selbstverständlich war auch ich erleichtert gewesen, Nagano diesen Schlag versetzt zu haben, ebenso wie ich froh über den Erfolg meines von mir adoptierten, kleinen Bruders und die Rückkehr der von ihm vermissten Personen gewesen war. Dennoch konnte ich deren Gegenwart einfach noch nicht zuordnen. Ich hatte mich mit Takeshi unangenehm oft in die Haare bekommen, da bei uns, wie Seth erklärt hatte, „Sturkopf auf Sturkopf“ traf. Das sagte gerade der Richtige...

Daiki war anders, viel nachgiebiger. Er nahm mir meine kratzbürstigen Kommentare nicht übel und ich fand ihn fast schon, wie Seth sagen würde, nett. Die beiden waren allerdings im Augenblick bei Takeshis Vater. Kurz fragte ich mich, ob sie sonst ebenfalls hierher mitgekommen wären, doch verwarf ich den Gedanken schnell wieder. Sie waren nicht hier, also warum darüber nachdenken wollen? Auch wenn ich mit den beiden vielleicht die Hoffnung gehabt hätte, Seth und Josh eher von einem Konflikt abhalten zu können, aber notfalls würde ich Inu dazwischen werfen. Das war zwar nicht nett, aber bisher meistens wirksam gewesen. Zusammen in ein Zimmer würden sie aber ganz sicher nicht geraten!

Ich nahm also eine der Futonrollen auf, drückte sie Josh in die Hand und betrat das rechts liegende, kleine Zimmer. Als niemand Anstalten machte, sich zu rühren sah ich ungeduldig zurück.

„Was'n los, Lackaffe? Brauchste ne extra Einladung? Beweg dein'n Arsch oder penn drauß'n.“

Daraufhin schien Josh sich zu entschließen, dem nachzugehen, denn er schnappte sich den zweiten Futon, trat ein und meinte grinsend:

„Sag doch einfach, dass du mit mir ein Zimmer teilen willst – das ist bei einem Prachtkerl wie mir ja nun wirklich nicht ungewöhnlich.“

Ich schnaubte, musste aber grinsen.

„Ich will nur nich', dass du hier Scheiße baust.“, konterte ich. „Irg'ndwer muss ja auf dich aufpass'n, Blödmann!“

Doch Josh ließ sich nicht von meinen Worten stören und löste stattdessen das Band, das den Futon zusammenhielt. Sein Blick glitt zweifelnd durch das Zimmer.

„Haben die hier keine Betten?“, hakte er noch nach, nachdem er den Futon ausgerollt hatte und probeweise betastete.

„Meine Fresse, was los? Hier gibt’s wohl kaum n Prinzessinnenzimmer.“

Josh schürzte die Lippen, ehe er murmelte, dass es ja zumindest etwas Besseres als das hier geben würde. Ich sah ihn nun ebenfalls leicht verärgert an. Es war ein sauberes, hübsches Zimmer, die Futons waren frisch und die Tatamimatten frisch ausgelegt. Nichts, worüber man sich beschweren konnte.

„Das is total okay hier.“, betonte ich deswegen. Josh sah missmutig auf.

„Für dich vielleicht.“, meinte er schnippisch, woraufhin ich ihn finster ansah.

„Ne, für mich isses mehr als okay.“, meinte ich und breitete grob den Futon auf.

„Sonst hab ich nämlich nich' ma' sowas!“

„Und das heißt jetzt, dass ich mich damit begnügen muss?“, murmelte Josh dennoch. Ich blitzte ihn an.

„Genau, Lackaffe! Das heißt's!“

Schweigend und mürrisch bereiteten wir unsere Schlafplätze vor.

„Immerhin,“ lenkte ich dann etwas ruhiger ein, „kannste dich im Wasser entspannen, oder?“

Josh seufzte und sah auf.

„Und das soll mich trösten?“, meinte er pikiert. Ich konnte nicht umhin, ihn anzugrinsen und fügte hinzu:

„Keine Ahnung, aber s is' alles, was du hier hast – außer mir. Also find dich damit ab, Blödmann!“

Doch Josh musste ebenfalls schmunzeln und hob die Augenbrauen.

„Ach ja? Ist das ein Angebot?“, fragte er, woraufhin ich ihm den Mittelfinger zeigte.

„Davon träumste, Arschloch.“, gab ich grinsend zurück.

„Am besten probieren wir hier gleich die Quellen aus,“ meinte Josh schließlich, „dann haben wir morgen Zeit für den Rest. Glaubst du, dass wir nach dem Baden noch kurz in den Karaokeraum können?“

Joshs neu erwachte Begeisterung ließ mich schmunzeln. Ich konnte nicht umhin, mich selbst ein wenig auf das, was dieses Wochenende für uns bereithielt zu freuen. Ich war Quellen und Bädern ja nicht abgeneigt, im Gegenteil. Eigentlich genoss ich so etwas sogar. Josh plapperte weiter vor sich hin, wobei seine Erzählungen immer mehr wie aus einem zweitklassigen Kitschanime klangen, dass ich kichern musste.

„Und wenn wir geh'n erwarteste bestimmt n Regenbogen zum Abschied oder so'n Scheiß, hm?“, neckte ich ihn, woraufhin er mir jedoch nur mit großen Augen entgegensah.

„Glaubst du, es gibt einen? Was sagt denn der Wetterbericht?“

Ich sa ihm verständnislos entgegen. Warum musste der ausgerechnet in solchen Momenten ernst nehmen, was man sagte? Er hatte doch sonst so viel mit diesem Ironiekram am Hut! Da versuchte ich es einmal, ihm entgegenzuwirken und hatte ihm damit einen Floh ins Ohr gesetzt. Ich hüstelte und widmete mich nun meinem Futon.

„Keine Ahnung, woher soll ich'n das wiss'n? Erstma' hab'n wir ja die Quell'n und den Kram, oder?“

Das schien Josh zumindest wieder auf andere Gedanken zu bringen, als er mich fragte, ob ich glaubte, dass es hier Yukatas gab, so dass ich schon wieder lächeln musste.

„Boah, Alter, ich hab kein'n Dunst!“, ließ ich ihn wissen, ehe ich mich aufrichtete. Es war schon recht spät, wenn ich baden wollte, dann sollte ich das wohl gleich tun.

Es war nicht schwer, mich in dem Hotel zurechtzufinden, auch wenn es ein wenig ausladend errichtet war. Doch die Gänge waren deutlich symmetrisch angelegt und machten das Orientieren einfach. Kurz überlegte ich, ob ich Seth nicht trotzdem mitnehmen sollte – er erstaunte mich immer wieder mit der Tatsache, dass ein Mensch sich tatsächlich derart oft und hartnäckig verlaufen konnte – aber verwarf den Gedanken dann. Hier würde sich ja wohl sogar Seth zurechtfinden. Es war wirklich einfach, sogar ich wusste schon ganz genau, wo ich hin musste.

Josh begleitete mich, bis wir vor dem Eingang zum Bad standen und ich kurz stockte, bevor ich ihn ansah. Er erwiderte den Blick kurz irritiert, ehe ich hüstelte und mit ausgestrecktem Finger auf das Zeichen über dem Eingang verwies, das deutlich „Frauen“ zeigte. Josh schien seinen Irrtum zu bemerken, denn er machte einen schnellen Schritt zurück und winkte ab.

„War nur ein Witz.“, sagte er schnell und ich schnaubte. Blöder Witz! Es war so schon komisch für mich, dass die anderen wussten, dass ich ein Mädchen war. Zudem hatte Keiji mit von Beginn an gesagt, dass er den Umstand meiner Verkleidung hier mit meiner Erlaubnis offenlegen würde, um uns Missverständnisse zu ersparen. Dafür war ich ihm einen Augenblick fast an den Hals gesprungen, doch letzten Endes hatte er Recht. Besser war es, wenn die wenigen Anwesenden Bescheid wussten, zumindest solange Keiji auf deren Verschwiegenheit vertraute, ehe mich jemand noch für einen Jungen hielt und ins falsche Bad steckte oder in andere, unangenehme Umstände zustande kamen. Ich hatte ihm zwar sehr klar gemacht, dass ich nicht vorhatte, mit solche Situationen gefallen zu lassen, aber mein großer Bruder hatte mich schließlich davon überzeugt, dass es besser war, es erst gar nicht zu solchen kommen zu lassen. Für mich und vor allem alle anderen Beteiligten.

Josh wandte sich nun um, doch fragte noch einmal mit einem Augenaufschlag, ob ich sicher war, dass ich keinen Wert auf seine Gesellschaft legte, woraufhin ich ihm etwas aus meiner Waschschüssel nachwarf, was ihn endlich in dem richtigen Eingang zum Männerbad verschwinden ließ. Ich sammelte meine als Wurfgeschoss missbrauchten Habseligkeiten ein und ging letztendlich ebenfalls zum Frauenbad durch.

Es dauerte einige Zeit, bis ich mich dazu überwunden hatte, mich auszuziehen, ehe ich eilig ein Handtuch um mich wickelte. Obwohl ich wusste, dass ich allein war konnte ich nicht umhin, mich unwohl dabei zu fühlen, mich zu entkleiden und damit nicht nur meine Haut, sondern auch meine Umstände, die ich sonst so gut verbarg, frei zu legen. Nach kurzem Durchatmen verließ ich schließlich den Umkleidebereich und betrat das Bad, nur um kurze Zeit später erstaunt auf die Szene, die sich mir bot zu starren.

Es sah aus wie ein Freiluftbad aus einer Reisebroschüre!

Der naturbelassene Stein formte sich zu einem etwa etwa einem Meter tiefen Becken, in dem klares, dampfendes Wasser stand. Davor waren einige Sitzgelegenheiten zu finden, vor denen jeweils zwei Wasserhähne angebracht waren, einer für warmes, einer für kaltes Wasser, sowie neben jedem Platz aufgestapelt einige Holzbottiche, mit denen man sich das Wasser über den Körper gießen konnte. Langsam betrat ich den Badebereich, spürte, wie das Holz unter meinen Füßen in den Stein überging, der angenehm warm war. Die Spiegel, die es noch im vorderen Teil gab ignorierte ich vehement. Es reichte schon, wenn mir bewusst war, dass ich hier schutzlos und ohne Kleidung umherlief. Ich wollte meine schmale Gestalt nicht auch noch sehen müssen. So komisch es sogar vor mir selbst klang, ich war meinen eigenen Anblick einfach nicht mehr gewohnt. Er kam mir unpassend, fast falsch vor – und manchmal sogar ein wenig unzureichend.

Eilig säuberte ich mich gründlich, ehe ich zu den Steinstufen huschte.

Mit einem leisen Seufzer sank ich in das warme, fast heiße Wasser. Eigentlich liebte ich natürliche Quellen, selbst Badehäuser hatten für mich immer einen Reiz gehabt. Damals waren wir, besonders da wir nie ein eigenes Band gehabt hatten, fast jeden Tag in einem gewesen. Meine Mutter hatte den Besitzer irgendeines dieser Häuser gekannt, was uns manchmal eine kostenfreie oder zumindest günstige Alternative eingeräumt hatte, auch wenn wir oftmals bis kurz vor Schließung des Badehauses warten und uns dementsprechend beeilen hatten müssen.

Seit wann hatte ich eigentlich keines mehr besucht? Die Gedanken plätscherten wie das Wasser um mich herum durch meinen Kopf. Das musste gewesen sein, bevor ich mir diese Verkleidung angewöhnt hatte. Als Mädchen war ich noch dann und wann in einem gewesen, wenn ich es mir gerade leisten konnte. Dann hatte ich den unsinnigen Versuch unternommen, mir einzureden, mich von all dem Schmutz, der mich umgab und in den ich mich manövriert hatte zu befreien. Einfach alles abzuwaschen, alles fortzuschwemmen – einmal hatte ich das Wasser so heiß gedreht, dass ich mich beim Übergießen damit verbrüht hatte. Ich stieß einen leisen Seufzer aus. Offenbar war ich schon immer ein Idiot gewesen. Manche Dinge änderten sich wohl nie.

Ich schloss die Augen und genoss das wohlige Gefühl, das ich sehr lange hatte missen müssen. Das Wasser umgab mich wohlig warm, wie ein Schutzschild gegen die Kälte, die an mein Gesicht drang und sich als Kontrast dennoch sehr angenehm anfühlte. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, bis ich plötzlich ein Geräusch vernahm. Es war das Klappern eines der Holzgefäße. Sofort fuhr ich erschrocken auf, dass man deutlich das Plätschern, das ich verursachte vernahm. Im Nebel, der durch das heiße Wasser entstand konnte ich kaum etwas erkennen, wich aber vorsichtshalber hinter einen Felsen, der in etwa der Mitte des Beckens aufragte zurück und fuhr wütend auf.

„Wer is' da?“

Kurz herrschte Schweigen, ehe eine zögerliche Stimme nachhakte:

„Rei...?“

Ich runzelte die Stirn. War das Inu? Was machte der denn hier? Das hier war doch das Frauenbad! Vielleicht war es ironisch, dass ich hier war, aber ich konnte trotz allem schlecht in das Bad für Kerle marschieren. Von Seth einmal abgesehen, der ohnehin gemeint hatte, dass er einen Teufel tun und sich hier ausziehen würde. Vielleicht sollte ich mein Brüderchen einfach angezogen ins Wasser werfen, diesen dämlichen Sturkopf. Etwas Entspannung und das warme Wasser würden ihm nämlich sicher gut tun und Angst musste er hier schließlich auch keine haben. Notfalls sorgte ich dafür, und wenn ich vor dem Bad Wache halten musste. Wobei es sicher besser war als Josh und Seth zusammen in ein Bad zu stecken. Meine Güte, was tat ich eigentlich noch hier? Ich hätte die beiden gar nicht allein lassen dürfen. Bevor meine Gedanken zu hektisch im Kreis zu rennen begannen ließ Inu sich plötzlich wieder schüchtern vernehmen.

„Die... die Angestellten meinten, dass das hier vielleicht angenehmer für mich wäre, solange niemand drin ist...“

Man hörte ihm die Peinlichkeit, die es offenbar für ihn bedeutete, in das Frauenbad verwiesen zu werden an, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass es anders als gut gemeint gewesen war. Trotzdem empfand ich es als unpassend. Sie hätten sich auch etwas anderes einfallen lassen können anstatt Inu hierher zu schicken – und das hatte nicht einmal etwas damit zu tun, dass ich mich hier befand!

„Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass du hier drin bist.“, beeilte er sich zu sagen.

Ich unterdrückte ein Seufzen. Seit unserer ersten Begegnung schien Inu ein paar Schwierigkeiten mit mir zu haben. Allerdings konnte man es ihm auch nicht verdenken. Immerhin hatte es vielleicht nicht besonders freundlich gewirkt, wie ich auf seinen Namen – oder eher sein Pseudonym – reagiert hatte. Schließlich hatte ich ihn empört angeschrien und ihm klar gemacht, dass ich ihn ganz sicher nicht „Hund“ nennen würde. Wenn er schon wie ein Haustier heißen wollte, würde ich lieber gleich „Pochi“ zu ihm sagen. Dieser Spitzname würde ihm auch, trotz Seths deutlichem Einspruch und dem Umstand, dass er mir über lange Zeit hinweg deswegen sauer gewesen war, bleiben, bis Inu es schaffte, mir deutlich zu machen, wie ich ihn stattdessen nennen sollte. Ja, mir war klar, dass Inu sehr sanftmütig und zurückhaltend war. Doch ich war überzeugt davon, dass jemand, der so viel durchgemacht hatte wie er ausreichend Stärke besaß, sich auch für sich selbst einsetzen zu können. Und bis er mir das bewies, würde ich ihn bei dem Namen nennen, den ich für ihn ausgesucht hatte. Davon abgesehen, fand ich, war alles besser als „Hund“.

„Schon okay, Pochi.“, murrte ich schließlich.

„Ich wollte eh guck'n, was der Rest macht. Kannst hier bleib'n.“

„Seth wollte noch sehen, ob er etwas zu trinken auftreiben kann, weil er meinte, er geht definitiv erst ins Bad, wenn Josh wieder da ist.“, beantwortete Inu meine unausgesprochene Frage.

Ich schürzte die Lippen. Mein Brüderchen wollte also ohne mich etwas zu trinken besorgen? Na, dem würde ich was husten. Hoffentlich kam er sturzbetrunken aus dem Bad heraus, so dass ich ihn das bitter bereuen lassen konnte. Andererseits erleichterten Inus Worte mich. Das klang zumindest nicht, als würden Seth und Josh gerade einen Kleinkrieg beginnen, was ich insgeheim ein wenig befürchtet hatte. Zudem hatte Seth offenbar trotzdem vor, sich ein Bad zu gönnen. Es tat erstaunlich gut, das zu hören.

Inus Räuspern machte mich darauf aufmerksam, dass ich zu lange Zeit mit Nachdenken verbracht hatte.

„Dann... werde ich mal sehen, was Seth macht. Sag einfach, wenn du fertig bist, dann...“, begann er zögernd. Er hatte mir doch gerade gesagt, was Seth tat. Wenn Inu schon eine Ausrede suchte sollte er doch wenigstens eine gute nehmen!

Ich seufzte leise, ehe ich mich fragte, ob es denn wirklich etwas ausmachte. Ich verschwand fast völlig hinter dem Stein im hinteren Beckenbereich und Inu stand da draußen und fror. Ich musste ihm schließlich weder zu nah kommen noch er mir.

„Schon okay.“, gab ich ihm deshalb schließlich zu verstehen.

„Komm halt rein, Pochi. Aber eins sag ich dir gleich,“ fuhr ich scharf auf, „wenn du näher als fünf Schritte rankommst brech ich dir was, was weh tut!“

Inu klang allerdings kein bisschen eingeschüchtert, eher, als lächle er, als er sich höflich bedankte und ich das Wasser hörte, das er in einen der Bottiche ließ, um es sich überzugießen. Ich schloss die Augen und musste lächeln. Die Geräusche, wie jemand sich wusch kamen mir vertraut, fast nostalgisch vor. So oft war ich mit meiner Mutter allein im Badehaus gewesen, zu jedem anderen Zeitpunkt war es ihr unmöglich gewesen, sich nackt zu zeigen. Ich sah sie praktisch vor mir, trotz allem eine schöne Frau, die letzten Endes nicht einmal vor ihrer Tochter alle Scham hatte niederkämpfen können, die sie bei dieser Gelegenheit beschlichen hatte. Ich hätte sie öfter in den Arm nehmen sollen – ihr sagen sollen, dass ich sie gern hatte und dass es mir nichts ausmachte, was sie getan hatte. Dass sie meine Mutter war und das nichts mit ihr als Frau zu tun hatte. Aber ich hatte schon immer Probleme mit den richtigen Worten gehabt. Es war frustrierend!

Es dauerte einige Zeit, bis ich bemerkte, dass die Geräusche aufgehört hatten, stattdessen aber kein Wasserplätschern zu hören war. Irritiert hob ich den Kopf – und erstarrte. Der Nebel hatte sich ein wenig gelichtet, dass ich Inu, mit einem Handtuch um die Hüften, gut erkennen konnte. Er stand noch am Rande des Beckens, hatte einen Skizzenblock in der Hand, die andere, die den Stift hielt huschte nur so über das Papier – und gerade hatte es gewirkt, als habe er mich beobachtet.

„Alter!“, fauchte ich. „Was machst'n du da?“

Er zuckte erschrocken zusammen, als er bemerkte, dass ich ihn ansah und ließ den Block sinken.

„Ich, ähm, ich dachte nur...“

Es dauerte kurz, bis er sich gefangen hatte, ehe er plötzlich erklärte, während er mit dem Finger in meine Richtung zeigte:

„Den Kirschbaum. Ich habe den Kirschbaum gemalt.“

Ich ließ mich ein wenig tiefer ins Wasser gleiten, dass ich mich umwenden konnte, ohne Inu irgendwelche Einblicke zu gewähren – auch wenn ich wusste, dass es bei mir reichlich wenig einzublicken gab – und meine Augen weiteten sich überrascht. Hinter uns, am Rande der Absperrung, die den Bereich hier umgab stand tatsächlich ein großer Kirschbaum, dessen Äste über die Quelle ragten. Das heiße Wasser hatte ihn offenbar früher zum Blühen gebracht als die anderen Bäume. Erst jetzt bemerkte ich, das in dem Bereich hinter mir vereinzelt Blütenblätter schwammen und auch auf meiner Haut einige klebten. Also hatte er gar nicht mich angesehen, sondern den Kirschbaum hinter mir? Unweigerlich atmete ich auf. Dann blickte ich wieder zu ihm, milde gestimmt.

„Hey, Pochi.“, meinte ich dann und lehnte mich wieder an den Felsen.

„Willste nun reinkomm'n oder nich'?“

Er lächelte, was mich ebenfalls grinsen ließ, nickte, und ich wandte den Blick ab, dass er ebenfalls ins Wasser konnte.

Wir sprachen kaum, doch musste ich gestehen, die Atmosphäre mit Inu noch nie so entspannt erlebt zu haben. Vielleicht lag es daran, dass wir trotz unserer Blöße nichts vor dem anderen zu befürchten hatten oder einfach, dass wir im gleichen Wasser saßen, ohne uns Gedanken darüber zu machen. Aber obwohl wir kaum Worte wechselten fühlte es sich wie beidseitiges Einverständnis an, das herrschte, bis ich schließlich spürte, wie die Hitze mir zu Kopf stieg. Ich machte Inu deutlich, dass ich hinaus wollte, was ihn sich umwenden und zusätzlich die Hände vor die Augen halten ließ, wofür ich ihm dankbar war. Denn trotzdem war es mir unangenehm, hinter ihm hinauszuschlüpfen und ich war froh, als ich schließlich wieder im Vorraum stand, in dem ich mich eilig ankleiden konnte. Etwas unschlüssig nahm ich meine Sachen in die Hand, ehe ich die für Gäste bereitgelegten Yukata bemerkte. Sollte ich wirklich? Andererseits – unwillkürlich musste ich an Joshs Worte denken. Ein Yukata gehörte also dazu? Dieser Trottel würde sicher einen anziehen, obwohl er wahrscheinlich gar keine Ahnung hatte, wie genau man das machte. Nicht, dass es schwer war, aber dennoch. Ich beschloss, ebenfalls einen anzuziehen. Natürlich nicht, um ihm eine Freude zu machen oder so! Sondern um ihm zu zeigen, wie man so etwas wirklich anzog! Genau!

Nichts darunter zu ziehen schaffte ich allerdings dennoch nicht, so dass ich zumindest Unterwäsche und ein dünnes Unterhemd anzog, ehe ich den leichten Yukatastoff anlegte und in die ebenfalls bereitstehenden Sandalen schlüpfte. Es war ein ausgesprochen nostalgisches Gefühl, das mich beschlich, während ich zu unserem Zimmer zurückkehrte.

Dort erwartete ich eigentlich Josh, doch keine Spur von ihm. Irritiert sah ich mich um. Er würde ja wohl kaum länger im heißen Wasser sitzen als ich. Auch wenn ich es einige Zeit nicht getan hatte war ich von klein auf an den Besuch in solchen Bädern gewöhnt. Ich bezweifelte, dass Josh viel Erfahrung damit hatte. Ein zu langer Aufenthalt würde ihm also lediglich Kopfschmerzen und Schwindel bescheren, aber das wusste doch jedes Kind – oder nicht? Vage Sorge beschlich mich, woraufhin ich beschloss, mich zumindest ein wenig umzusehen. Vielleicht hatte Josh ja einfach bereits eine Beschäftigung gesucht. Wie ich ihn kannte hatte er sich bereits ein Mikrophon im Karaokeraum gesichert, zu dem es mich schließlich auch führte. Zu meinem Erstaunen – und meiner Besorgnis – hingegen war dieser leer. Die Anlage war noch nicht einmal angeschaltet. Da ich aber ziemlich sicher war, dass Joshs Weg ihn nach einem Bad schnurstracks hierher führen würde begann ich langsam unruhig zu werden. Ich eilte zum Männerbad und betrat den Umkleidebereich. Meine Augen glitten über die Fächer für die Kleidung, doch ich bemerkte nur einen Satz Klamotten, und das war nicht Joshs. Nachdem ich auch hier niemanden finden konnte ging ich einen Schritt weiter zum Eingang, allerdings nicht hindurch und rief kurz ins Bad hinein. Es war wie erwartet Seths Stimme, die mir antwortete.

„Was ist? Bin ich schon so unwiderstehlich, dass du mit mir baden willst?“, hörte ich ihn sagen, was mich trotz der Situation grinsen ließ.

„Alter, wenn ich überhaupt da reinkomm, dann um dich zu ertränk'n!“

Ich unterdrückte ein Lachen, ehe ich hinzufügte:

„Pochi meinte, du has' was zu Trink'n besorgt?“

Ich hörte Seth schnauben. „Du sollst ihn nicht so nennen!“

Dennoch fuhr er fort, nicht weniger missgelaunt klingend.

„Sie wollten es mir nicht geben. Meinten, wir sollen es lieber bis morgen aufheben. Aber immerhin kriegen wir in der Küche eine Kleinigkeit zu essen. Da solltest du mal nachsehen. Oh,“ als er weitersprach, klang er eindeutig schadenfroh, „und schau mal in dein Zimmer, da liegt wahrscheinlich eine Überraschung für dich. Ist vorhin an mir vorbeigetorkelt.“

Kaum gesagt beschlich mich schon eine Vermutung und nachdem ich Seth noch einen frechen Kommentar an den Kopf geworfen hatte eilte ich auch schon wieder zurück zu meinem Startpunkt. Ich öffnete die Tür und stieß einen leisen, erleichterten Seufzer aus. Tatsächlich, hier lag er, mit einem kühlenden Tuch auf der Stirn, hochrotem Gesicht und – natürlich – in einen Yukata gekleidet. Wahrscheinlich hatte er trotz seines Zustandes nicht widerstehen können und unbedingt so ein so ein Ding tragen wollen. Sturkopf, ehrlich.

Ich trat näher, woraufhin er die Augen öffnete und sich aufrichten wollte.

„Rei! Schau mal, der Yukata...“, begann er, woraufhin ich sofort bei ihm war und ihn zurück auf seinen Futon drückte.

„Schon gut, Lackaffe. Hab's geseh'n. Mach ma' halblang.“

Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken.

„Wusste ja, dass du dich koch'n lässt wie n Hummer.“

Josh sah mich vorwurfsvoll an.

„Die haben das Wasser einfach zu heiß gemacht!“, erklärte er mir im Brustton der Überzeugung. Ich grinste.

„Schon klar...“, meinte ich nur, ehe ich mich umsah.

„Haste schon was zu Trink'n?“

Josh hob eine bereits leere Wasserflasche, die er offenbar in der Hand gehabt hatte und ich nickte.

„Bleib hier, sonst kippste noch ganz um. Ich hol uns was. Und dann wirste schlaf'n, du Blödmann. Wie kann man auch so lang im Bad bleib'n, bis man schwindlig wird...“

Mein bester Freund sah mich an und hob vielversprechend die Augenbrauen.

„Du kannst das nächste Mal ja mitkommen und aufpassen.“

Ich schmunzelte und streckte ihm die Zunge heraus.

„Ich könnte dich auch k.o. schlag'n, bevor du reingehst. Spart mir Arbeit.“

Joshs deutliches „Das schaffst du eh nicht“ ignorierend verließ ich das Zimmer, nicht ohne jedoch die Nachricht Keijis an mich zu nehmen, um uns noch ein paar kühle Getränke zu besorgen. Ich klapperte einige Räume ab und fand das Pensionsleisterpärchen schließlich im Esszimmer. Sakura stellte mir ihren Mann Jun vor und fragten mich, ob bei Josh alles in Ordnung war doch ich winkte ab. Er war so selbst schuld, wenn er nicht auf sich aufpasste! Dennoch war ich erleichtert, dass Jun Josh dessen Erzählung nach vom Bad zurück ins Zimmer geholfen hatte. Schließlich zückte ich die Nachricht und überreichte diese.

„Hier.“, meinte ich nur, klang aber nicht so missgelaunt, wie ich ursprünglich wegen des Briefs gewesen war. Überhaupt, ein Brief. Konnte Keiji nicht irgendwie anders...

Sakura lächelte mich freundlich an und nahm das Papier an sich.

„Vielen Dank, Rei.“, gab sie von sich, was mich verlegen hüsteln ließ.

„Kein Ding.“, meinte ich nur und sah zu Boden. Das war ja nichts Besonderes und mal ehrlich: Ich hatte es schließlich nicht für die beiden, sondern meinen großen Bruder getan.

„Wir sind froh, dass du uns das gebracht hast. Es wäre zu gefährlich gewesen, es uns per Post oder anderweitig zukommen zu lassen.“

Sakura sah lächelnd zu Jun.

„Es ist sehr freundlich von dir, dass du extra dafür hergekommen bist. Keiji hatte Recht, du bist wirklich sehr verlässlich.“

Ich starrte Sakura einen Augenblick an, darum bemüht, nicht meinen Mund aufklappen zu lassen. Was? Mein großer Bruder hatte gesagt ich sei verlässlich? Als ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss eilte ich zum Kühlschrank in der daneben befindlichen Küche.

„Schon okay.“, murrte ich, während ich den Raum wechselte.

„Hol mir noch schnell was zu trinken.“

Dort atmete ich außer Sichtweite der beiden tief durch, ehe ich zurückkehrte.

„Is' schließlich mein Job.“, betonte ich dann noch einmal und war froh, dass die beiden nichts weiter zu dem Thema zu sagen hatten. Sakura wies mich noch einmal darauf hin, dass wir den beiden morgen zur Hand gehen würden und wünschte mir eine gute Nacht ehe ich fluchtartig das Esszimmer verließ. Verlässlich, spukte es mir durch den Kopf. Keiji hatte gesagt, ich sei verlässlich. Mit einer Mischung aus Herzklopfen bis zum Hals und Unsicherheit, ob ich das verdient hatte trat ich zurück ins Zimmer. Nebenan hörte ich, wie Inu und Seth sich leise unterhielten.

Josh allerdings war bereits eingeschlafen, was mich erneut grinsen, dennoch angenehm ruhig werden ließ. Dieser Kerl war entweder dämlich oder einfach zu vertrauensselig. Vielleicht beides. Was auch immer, ich konnte nicht umhin zu denken, dass man wirklich immer auf ihn aufpassen musste. Ich stellte die Wasserflasche neben seinen Futon, dorthin, wo er sie gut erreichen konnte, ehe ich die Decke über ihn breitete und mich schließlich auf meinen Schlafplatz kuschelte. Ein wenig unangenehm war mir das Gefühl, dass wir erstens in einem Raum schliefen, dessen dünne Schiebewände sich nicht abschließen ließen und dass zweitens Seth und auch Inu nicht in unmittelbarer Reichweite waren, wenn etwas passierte. Zwar nebenan, aber immer noch von uns getrennt. Immerhin, dachte ich bei mir – ich teilte das Zimmer mit der Person, deren Gegenwart mir wahrscheinlich von allen am wenigsten ausmachte. Die ich sogar, um ehrlich zu sein, ziemlich gern hatte. Auch mit Seth hätte ich vielleicht etwas Ruhe gefunden, mit Inu wäre es schon schwieriger geworden. Es war nicht, dass ich ihn als gefährlich empfand, ich kannte ihn einfach noch nicht lange und gut genug, um ihm derart zu vertrauen. Seth war einfach ein Glücksfall gewesen. Und Josh... Josh war eben mein allerbester Freund.

Mit diesen Gedanken schlummerte ich schließlich ein.

Wie zu erwarten gewesen war schlief ich alles andere als gut, doch als ich am Morgen endgültig erwachte geschah es fast zeitgleich mit Josh. Obwohl mich leichte Kopfschmerzen beschlichen, womöglich hatte auch ich es ein wenig mit der Zeit im Bad übertrieben. Aber ich wusste, dass dies bald vorbei wäre, insbesondere, wenn ich ausreichend trank.

„Guten Morgen!“, rief mir mein bester Freund munter entgegen als er sah, dass ich wach war, was ich mit einem Brummeln beantwortete. Konnte der einen nicht einfach in Ruhe aufwachen lassen? Ich murrte ihm zu, dass er gefälligst entweder die Klappe halten oder mir einen Kaffee oder zumindest Tee besorgen sollte – ich bezweifelte, dass es in einem traditionellen Ryokan diese westliche Bohnenbrühe geben würde - und arbeitete mich aus dem Futon. Joshs Laune allerdings tat das keinen Abbruch, von seinen Beschweren über die Unbequemlichkeit abgesehen und bis wir an der Küche angekommen waren war ich von seinem Geplapper und den Erzählungen dessen, was er heute noch alles vorhatte bereits wachgenervt worden, was ich ihn auch deutlich spüren ließ.

Trotzdem erschnupperte ich dort mit Erleichterung den Duft von frischem Kaffee, der mir auch bereitwillig von Sakura gereicht wurde. Sie stellte uns zwei weitere Mitarbeiter, Miyaki und Asami, vor, die mit ihr und ihrem Mann, der uns nun ebenfalls begrüßte, dabei halfen, die Pension auf die nach dem Wochenende kommenden Gäste vorzubereiten.

Ursprünglich hatte ich vorgehabt, uns etwas zum Frühstück zu besorgen und uns dann aus dem Staub zu machen. Vielleicht konnten wir uns in einen der Gesellschaftsräume zurückziehen, wenngleich ich genau diesem Teil, nämlich der Gesellschaft, zu entgehen versuchte, vielleicht Ping Pong spielen oder nachdem wir uns erholt hatten noch eine Runde in den Quellen entspannen, was wir heute Nachmittag allerdings so oder so tun würden. Doch Sakura konfrontierte uns nicht nur damit, zu ihnen an den Tisch zu sitzen sondern auch gleich mit dem aktuellen Tagesplan, in den auch sofort bei etwas späterer Ankunft Seth und Inu involviert wurden.

Nach einem leichten Mittagessen würden wir uns noch ein wenig die Pension ansehen dürfen, ehe wir dann hier und da in der Pension Hand anlegten und später dann dabei halfen, das üppige Abendessen vorzubereiten. Das artete ja regelrecht in Arbeit aus, fand ich. Auch Josh war der Meinung, allerdings empörter als ich, denn mit mühsam zurückgehaltenem Entsetzen brach ein: „Ich dachte, wir machen hier Urlaub?“, aus ihm heraus. Ich zuckte nur mit den Schultern. Es stellte kein Problem für mich dar, für das, was ich bekam zu arbeiten, eher im Gegenteil. Zu wissen, dass ich mir das, was ich hier bekam verdient hatte beruhigte mich eher, als dass es das Bewusstsein, jemandem etwas schuldig zu bleiben.

Wir verbrachten also den Vormittag damit, an allen möglichen Stellen im Haus zu helfen. Wir halfen bei den angekündigten Vorbereitungen, die sich als vielfältiger herausstellten als gedacht. Von der Reparatur einiger schadhafter Möbelstücke bis hin zum Einlegen der Tatamimatten in den Zimmern und dem anschließenden Einräumen der Zimmer waren wir überall beschäftigt. Mittags gab es Misosuppe und Reis, um uns den Appetit auf den Abend hin nicht zu verderben.

Über den frühen Nachmittag hinweg hatten wir etwas Zeit für uns. Seth ging noch einmal Baden, Inu war irgendwohin zum Zeichnen verschwunden und Josh machte sich schon einmal mit der Karaokeanlage vertraut, wobei ich ihm Gesellschaft leistete, bis mir trotz der vorherigen Mahlzeit wieder der Magen knurrte. Ich beschloss, zuzusehen, zumindest noch eine Kleinigkeit zu essen aufzutreiben, denn wenn es hier schon vorhanden war sah ich gar nicht ein, zu hungern. Das hatte ich unter erzwungenen Umständen bereits oft genug getan!

Ich meldete mich also bei Josh ab, suchte Sakura auf und ließ anklingen, dass ein kleiner Zwischensnack nicht schlecht wäre, woraufhin sie mich mit einem Lächeln bedachte.

„Hast du schon einmal Edamame gemacht?“, fragte sie mich und ich schüttelte den Kopf. Die grünen, länglichen Schoten der Sojabohne gaben gekocht, gesalzen und abgekühlt einen wirklich leckeren Zwischensnack ab, doch selbst gemacht hatte ich sie noch nie. Erstens war es kompliziert und zweitens hatte ich die Möglichkeit dazu gar nicht. Zumindest hielt ich es für kompliziert. Ich hatte gar keine Ahnung, wie man diese Dinger machte!

Sakuras Schmunzeln wurde nur noch weiter.

„Dann wird es aber Zeit, dass du es lernst.“, ließ sie mich wissen und holte trotz meiner zweifelnden Blicke einen Topf hervor.
 

Eine halbe Stunde später ging ich suchend umher, mit einer gefüllten Schale bewaffnet. Ich war mir sicher, dass auch Inu Hunger hatte, und selbst wenn es nur ein paar gekochte, gesalzene Sojabohnenschoten waren, so hatte ich sie verdammt noch einmal selbst gemacht! Es sollte wenigstens jemand probieren, der mich nicht gleich damit aufzog! Josh und Seth würden die nächsten Schalen bekommen, wenn Inu bestätigt hatte, dass man es zumindest essen konnte. Wobei ich mir dennoch nicht sicher war, ob ich ihnen erklären sollte, dass ich diese Dinger gemacht hatte. Jedenfalls würde ich sie zuerst an Inu versuchen. Dessen Urteil würde wohl noch am freundlichsten ausfallen, egal, wie sie schmeckten und zudem beschlich mich bei ihm nicht sofort der Drang, ihm etwas an den Kopf zu werfen, wenn er sagen würde, dass es nicht schmeckte. Außerdem, auch wenn ich wusste, dass es gemein war, störte es mich bei ihm am wenigsten, ihm etwas zu reichen, von dem ich nicht sicher war, ob es gut war.

Aber wo trieb dieser Kerl sich denn herum? Schließlich fand ich ihn auf der Veranda, tief versunken in was auch immer er gerade auf seinem Skizzenblock festhielt. Ich wusste nicht, warum, aber es kam mir unpassend vor, ihn zu unterbrechen. Einfach gehen wollte ich aber ebenso wenig, denn nicht zuletzt hatte es ja einen Grund gehabt, ihn zu suchen. Ich zögerte kurz, ehe ich an ihn herantrat. Er zuckte ein wenig zusammen, was ich allerdings ignorierte und die Schale mit den Edamame neben ihm abstellte.

„Da.“, sagte ich nur. Inu betrachtete die grüne Zwischenmahlzeit.

„Danke, aber...“, begann er, ehe ich ihn finster ansah.

„Die hab ich selber gemacht. Also halt's Maul und iss es!“

Ich bemerkte, wie Inus Augen sich überrascht weiteten, doch als ich mich schon bereit machte, einen abwertenden Kommentar zu kontern nickte er mit einem Lächeln.

„Danke.“, sagte er erneut, ehe er eine der Schoten ergriff.

„Dann werde ich mal...“, gab er von sich und schob sich eine der in der Schote befindlichen Sojabohnen mit den Lippen in den Mund. Ich versuchte, nicht zu erwartungsvoll auszusehen, als ich ihn dabei verfolgte. Ich war neben Inu in die Hocke gegangen, als er aufsah und mich kauend anlächelte.

„Schmeckt gut.“, meinte er. Wie von selbst erschien ein Grinsen auf meinem Gesicht und ich ließ mich nach hinten sinken, dass ich neben ihm auf der Veranda saß.

„Klar tut's das!“, meinte ich noch, aber um ehrlich zu sein war ich erleichtert. Ich wusste, dass ich nicht gut in Dingen war, die ich nicht gewohnt war. Zu hören, dass ich zur Abwechslung etwas richtig davon gemacht hatte tat unverschämt gut. Während Inu nun die Edamame vertilgte beugte ich mich vor und betrachtete den Skizzenblock, den er aufgeschlagen neben sich gelegt hatte. Er hatte den Garten gemalt – aber auf welche Art und Weise. Ohne darüber nachzudenken was ich tat nahm ich den Block auf und hielt ihn hoch. Über dessen Rand betrachtete ich den Garten, dann wieder das Bild. Es war nur mit Bleistift gezeichnet, doch so voller Details, dass ich nur staunen konnte.

„Krass!“, brachte ich schließlich hervor.

„Das Bild sieht besser aus als in echt!“

Tatsächlich, wenn ich die Zeichnung senkte und das Original betrachtete so war dieses zwar farbenfroh, aber es wirkte einfach nicht so eindrucksvoll. Es strahlte nicht die Ruhe und Gelassenheit aus, die man beim Anblick von Inus Bild fühlte. Unwillkürlich nahm ich das Blatt und wollte das nächste aufschlagen, als Inu erschrocken ausrief:

„Nicht!“

Sogleich ließ ich den Block fallen und wich reflexartig zurück, ehe ich ihn selbst schockiert ansah. Was? War etwas passiert? Ich sah mich um, bereit, irgendwo um mich herum eine Bedrohung wahrzunehmen, doch Inu wirkte eher beschämt als entsetzt.

„Tut mir leid.“, begann er. „Ich wollte nicht...“

Er brach ab und zeigte auf den Skizzenblock.

„Die sind nicht gut.“, haspelte er dann.

Ich runzelte die Stirn. Was sollte das denn jetzt? Wollte Inu einen auf bescheiden machen? Witzig fand ich das ja nicht. Es war ja nicht so, als sei zwischen den Papieren eines dabei, das ich nicht sehen durfte, oder? Außer natürlich...

„Haste da Pornobilder drin, Pochi?“, hakte ich also etwas irritiert nach, ehe ich abwinkte. Dann brauchte er ja wirklich kein Aufheben darum zu machen. Es war nicht, als wäre ich noch nie mit expliziten Szenen konfrontiert worden – eher im Gegenteil.

„Weil wenn's das is', dann is schon okay. Das macht mir nichts.“, versicherte ich daher deutlich, um ihm klar zu machen, dass es ihm nicht unangenehm sein musste.

Inu starrte mich an, als sei er nicht sicher, ob ich scherze. Vielleicht fühlte er sich ertappt?

„Was?“, meinte ich schulterzuckend. „Was'n los?“

Aber statt wütend zu sein oder eine freche Entgegnung hören zu lassen senkte Inu peinlich berührt den Blick. Dennoch ergriff er den Skizzenblock und nahm ihn an sich.

„Die hier darfst du jedenfalls nicht sehen!“, beschloss er, woraufhin ich mit den Schultern zuckte. Ich wollte ihm deutlich machen, dass mir das ja wohl egal war. Obwohl – ein bisschen neugierig war ich schon. Im Stillen musste ich zugeben, dass ich Inu für dieses Talent bewunderte. Es beruhigte mich, seine Bilder anzusehen, auch wenn ich nicht sagen konnte, warum. Ich hatte keine Ahnung von der Technik, nicht von der Strichführung, Farbgebung oder was sonst noch in einem Bild steckte. Alles, was ich sagen konnte war, dass es mir gefiel und für mich eine angenehme Atmosphäre verströmte. Nach kurzem Zögern meinte Inu plötzlich:

„Aber wenn du noch welche sehen willst... ich habe noch andere dabei.“

Überrascht sah ich auf. Es ging also gar nicht darum, dass er mir keine seiner Bilder zeigen wollte? Vielleicht war ja wirklich etwas darin, dessen er sich schämte. Oder dieser Block hier war mehr eine Art Kritzelsammlung? Auch wenn diese wahrscheinlich besser aussah als alles, was ich mit Mühe und Zeit hinbekommen hätte, wenn ich denn die Geduld dafür gehabt hätte. Also ohnehin nie.

Ich nickte schließlich auf die Frage hin. Sogleich stand Inu auf, bat mich einen Moment zu warten und verschwand im Inneren des Ryokan. Ich ließ den Blick wieder durch den Garten schweifen. Inus Bild hatte mir wirklich besser gefallen. Ob er erlauben würde, dass ich es mir irgendwie kopierte? Vielleicht könnte ich es mir ja in mein Zimmer hängen. Ich musste grinsen. Es war das erste Mal, dass ich wirklich mit dem Gedanken spielte, mein Zimmer zu verschönern. Kaum war man mit den ganzen Tussis zusammen wurde man selbst zu einer, ehrlich!

Kurze Zeit später war er bereits zurückgekehrt und reichte mir einen weiteren, bereits gefüllten Block, den ich neugierig durchblätterte. Es waren ganz verschiedene Szenen, teilweise Landschaftsbilder, teilweise Portraits, manchmal auch einfach Formen, die mir nichts sagten. Ich kommentierte die Bilder und auch wenn ich von der Technik oder der Verarbeitung keine Ahnung hatte behalf ich mir eben mit Worten wie: „Das sieht cool aus.“ oder „Krass, wo is'n das her?“. Dann und wann wies ich auf etwas hin, das mir seltsam vorkam und unpassend auf mich wirkte. Zu meiner Überraschung nahm Inu diese Hinweise tatsächlich ernst. Entweder erklärte er mir, warum dieses Detail des Bildes so wirkte oder er betrachtete es selbst und stimmte mir gelegentlich sogar zu, ehe er anmerkte, es bei Gelegenheit zu überarbeiten wollte. Schließlich hatte ich alle Blätter durchgesehen und reichte ihm den Block mit einem Nicken zurück. Schweigend saß ich neben ihm, während er nach kurzem Warten sein aktuelles Bild aufnahm und weiterzeichnete.

„Kommste helf'n, wenn du dein Bild fertig hast?“, fragte ich schließlich, als ich mich aufrichtete. Inu sah mich kurz verblüfft an, doch ehe ich ihn anfahren konnte, was denn an der Frage so komisch sein sollte nickte er lächelnd. Ich seufzte nur kurz, ehe ich in die Küche zurückkehrte.

Im Nachhinein war es unbedacht von mir, etwas anderes als das totale Chaos zu erwarten, aber ich hatte wohl wirklich noch ein wenig Hoffnung gehabt. Zumindest die, es vor Seth und Josh in die Küche zu schaffen. Allerdings war ich ganz offensichtlich zu spät dran, was mich verbissen in mich hineinfluchen ließ. Ich hatte ein Aufeinanderprallen doch verhindern wollen! Sakura sah mir schon missmutig entgegen, während Josh in der einen, Seth in der anderen Ecke der Küche arbeitete.

„Na?“, fragte ich ob Sakuras Reaktion und der Position der beiden hier halb besorgt, halb grinsend. Es sah aus, als habe die Pensionsleiterin sie in die Ecke geschickt. Was wohl geschehen war? Ob Seth eine blöde Klappe gehabt hatte? Vielleicht hatte Josh versucht, seinen Möchtegerncharme bei Sakura spielen zu lassen und war dabei auf Granit gestoßen? Alles war sich einfacher zu überlegen als dass die beiden aneinandergeraten waren. So oder so, die Endsituation empfand zumindest ich als einigermaßen amüsant, wenngleich etwas beunruhigend. Wobei ich zumindest was die Belustigung betraf die einzige zu sein schien.

„Worüber habt ihr euch gestritt'n?“, hakte ich dann neugierig nach, ehe Sakura leise seufzte.

„Es ging um die elementare und unglaublich wichtige Frage der Omelettewürzung.“, klärte sie mich auf, was mich schmunzeln ließ. Ich hatte eine vage Ahnung, worauf es hinauslaufen sollte.

„Süß.“, ließ Josh sich ohne Erklärung vernehmen und ich musste ein Lachen unterdrücken. Das war mir klar gewesen. Mein bester Freund wollte sein Ei gezuckert haben, während ich darauf wetten konnte, dass Seths Geschmack es eher anders bevorzugte, nämlich...

„Salzig.“, ließ mich mein Brüderchen auch gleich darauf wissen, woraufhin ich die Lippen zusammenpresste, um mir ein Kichern zu verkneifen.

„Wo isses denn?“, hakte ich nach, ehe Sakura auf eine Schüssel zeigte. Ich sah hinein. Es schien immer noch rohes, verquirltes Ei zu sein. Fragend hob ich die Brauen, woraufhin die Pensionsleiterin meinte, dass noch nichts von beidem drin war. Hochzufrieden schnappte ich mir ein Fläschchen, während ich darauf achtete, dass auch ja zwei ungläubige Augenpaare auf mir ruhten.

„Wisst ihr was?“, begann ich herausfordernd und kippte das Fläschchen, was beide dazu bringen wollte, mich aufzuhalten, doch es war zu spät.

„Ich mag's mit Sojasoße!“

Und keinen Augenblick später brach in der Küche ein Kleinkrieg aus. Nicht einmal Inus späteres Hinzukommen schaffte es, diesen zu beenden, denn nachdem Seth und Josh nicht eingesehen hatten, dass meine Handlung nur ein Scherz gewesen war hatten wir uns alle drei derart in den Haaren, dass Sakura Josh und mich hinauswarf, um das Geschirr bei Jun abzuholen und den Tisch zu decken, während Seth und Inu als Küchenhilfen behalten wurden. Eisiges Schweigen begleitete den Rest der Vorbereitungen.
 

Als wir alle gemeinsam beim Essen saßen war es nicht im Ansatz die Atmosphäre, die manche von uns erwartet hatten, obwohl ein richtig traditionelles Festessen vor uns auf dem Tisch steht. Gereizte Stille herrschte, als warte jeder darauf, dass irgendwann ein Kommentar fiel, der es ihm unmöglich machte, mit den anderen an einem Tisch zu sitzen. Selbst Sakura und ihr Mann waren ein wenig unangenehm berührt, doch ihre gelegentlichen Bemühungen, ein Gespräch anzuregen blieben fruchtlos. Wir hatten noch nicht einmal begonnen zu essen, obwohl die Sachen doch alle bereits auf dem Tisch standen. Schließlich wurde es mir zu blöd. Ich hatte ja nichts dagegen, die Klappe zu halten, aber das Essen ignorieren konnten die anderen – ich würde das sicher nicht tun. Mit einem deutlichen: „Ich fange jetzt an!“, dem zumindest im ersten Augenblick niemand widersprach bediente ich mich an dem Teller, der direkt vor meiner Schale stand. Unsicher erkannte ich darin den von mir marinierten Tintenfisch. Mist. Warum ausgerechnet etwas, das ich selbst gemacht hatte? Ich hatte gehofft, etwas von Sakura oder zumindest Inu zu erwischen. Seths, Joshs und meine Sachen hatte ich mir eigentlich für später aufheben wollen. Wenn ich entweder so voll gefuttert war, um nicht zu bedauern, dass es wieder weggebracht wurde oder betrunken genug, dass es mir noch gleichgültiger war als sonst, was ich zu essen bekam. Doch nun war ich also an meiner Eigenkreation hängen geblieben. Misstrauisch starrte ich die etwas grob geschnittenen Tintenfischstücke an, ehe ich tief Luft holte und mir eines mit den Stäbchen in den Mund schob. Ich kaute, einmal, zweimal – und riss die Augen auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Gerade wollte ich überrascht etwas ausrufen, als der Tintenfisch sich beim Einatmen dahin verirrte, wo er gar nichts zu suchen hatte – nämlich in meine Luftröhre. Ich hustete heftig und schlug mir auf die Brust, woraufhin meine Nebensitzer, Josh und Seth, mir besorgt auf den Rücken schlugen und mir ein Glas Wasser aufnötigten. Sie gaben erst Ruhe, als ich es ergriffen hatte, obwohl ich noch damit beschäftigt war, meinen Kampf mit dem Fisch in meiner Kehle auszufechten. Schließlich aber manövrierte ich ihn auf die richtige Seite hinüber, woraufhin ich einen großen Schluck Wasser nahm. Es dauerte einen weiteren Moment, bis ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen war. Ächzend stellte ich das Wasser ab und atmete tief ein.

„Meine Fresse...“, presste ich hervor und wischte mir die Tränen vom Husten aus den Augenwinkeln.

„Ich hab gedacht, ich geh' drauf.“, fügte ich noch heiser hinzu, woraufhin Seth hüstelte.

„So schlimm?“, hakte er nach, halb amüsiert, halb besorgt klingend. Ich warf ihm einen empörten Blick zu.

„Alter! Wenn's scheiße schmeck'n würd wär ich ja nich' so abgegang'n. Woher soll ich n wiss'n, dass der Kram sogar ganz gut is'? Schließlich hab ich's gemacht. Was'n Schock, ey.“

Schweigen breitete sich aus, woraufhin ich mehr verwundert als verärgert umhersah. Ich fand das durchaus überraschend, war das nicht logisch? Ich konnte kein bisschen kochen. Also konnte das, was ich zubereitete, nicht gut sein. Aber das hier war es! Es schmeckte nicht umwerfend, aber nicht übel. Sogar recht lecker. Jeder wäre da überrumpelt, oder etwa nicht?

Es war ein leises Kichern, das mir gegenüber erklang und mich mich umwenden ließ. Sakura versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, doch es gelang ihr kaum, was mit einem Mal den Bann zu brechen schien. Auch die anderen stimmten in das Lachen ein, während ich ein wenig verwirrt und nun doch leicht wütend in die Runde sah. So lustig war es also, dass ich mich verschluckte und hier beinahe erstickte, oder was? Doch Josh war es, der mich schließlich ablenkte, indem er mir durch die Haare fuhr und mir eine frittierte Garnele vor den Mund hielt.

„Hast du gut gemacht, Kröte. Hier, als Belohnung.“

Murrend entgegnete ich seinem Blick, sah aber gar nicht ein, warum ich ihm nicht dennoch die Garnele wegessen sollte, weswegen ich kurzerhand hineinbiss.

„Achloff.“, beleidigte ich ihn mit vollem Mund, ehe ich bemerkte, dass die anderen bereits munter dabei waren, die auf dem Tisch gestapelten Gerichte zu vertilgen. Die vorherigen Geschehnisse waren vergessen, als ich sie dabei tatkräftig zu unterstützen begann.

Nachdem wir alle mehr als satt waren halfen wir gemeinsam, die Reste zurück in die Küche zu bringen und abzudecken, um sie morgen zu vertilgen. Joshs Stirnrunzeln ließ mich ihm noch ehe er den Mund aufgemacht hatte deutlich sagen, dass er sich seinen Karaokebesuch an den Hut stecken konnte, wenn er auch nur wagen sollte, irgendetwas von dem Essen wegzuwerfen. Überraschenderweise klappte das ziemlich gut, auch wenn Josh deutlich betonte, dass er nicht vorhatte, die Sachen morgen noch zu essen. Er redete irgendetwas von Fisch und komischen Bakterien, doch ich winkte nur ab und erklärte ihm, dass er keine Ahnung hatte. Allerdings wusste er sicher ebenso gut wie ich, dass ich das Verzichten auf Karaoke nicht durchgezogen hätte. Schließlich lag er mir schon den ganzen Tag damit in den Ohren – und ehrlich gesagt konnte ich ihm das allein deswegen nicht abschlagen, weil ich wusste, wie viel Spaß es ihm machte. Außerdem fand ich es selbst auch ganz witzig. Aber das würde ich ihm mit Sicherheit nicht auf die Nase binden.

Dass jedoch Josh letzten Endes den Anfang des Abends das Mikrophon belegt hielt wäre weniger nervtötend gewesen, wenn er nicht immer Lieder gewählt hätte, deren Text ich kein bisschen verstehen konnte. Blödes Englisch, dachte ich grummelnd bei mir, woraufhin Josh mich natürlich ertappte und damit neckte, dass er es mir ja beibringen könnte, wenn ich wollte. Ich schnaubte.

„Du kanns' auch einfach japanisch red'n, wie alle ander'n hier auch!“

Als Inu hingegen den Fehler tat, anzumerken, dass es doch ganz nützlich war, Englisch zu sprechen warf ich diesem einen vernichtenden Blick zu. Immerhin litt Seth mit mir mit – oder? Der schien eine ziemlich gute Laune zu haben, fast, als wisse er etwas, das mir verborgen geblieben war. Stirnrunzelnd blickte ich ihn an, was er zwinkernd erwiderte. Ich war kurz davor, den Abend einfach abzublasen und mich zu verziehen, als Seth mir zeigte, was er offensichtlich aus der Küche hatte mitgehen lassen. Breit grinsend erwiderte ich seinen Blick.

„Alter... guter Fang!“, lobte ich ihn, woraufhin er von irgendwo auch noch ausreichend Becher hervorzog, um den Sake gerecht unter uns zu verteilen. Fast gleichzeitig begann Josh ein japanisches Lied, das meine Aufmerksamkeit erregte und bei dem ich zugeben musste, dass er das ziemlich gut interpretierte und grinsend ließ ich mich zurücksinken. So klang das doch schon alles viel, viel besser!

Irgendwann begannen Inu und Josh ein Gespräch, während Seth und ich uns unterhielten. Ein wenig bang beobachteten wir beide unsere Freunde, nicht sicher, was wir davon halten sollten, dass sie sich offenbar sehr gut verstanden. Es war klar, dass der Alkohol ein wenig die Zungen lockerte, besonders Inu schien etwas entspannter als zuvor, doch als dieser plötzlich losging und kurze Zeit später mit einem Skizzenblock zurückkam war ich nun doch etwas irritiert.

„Krass. Die werd'n noch echte Kumpel, wenn die so weitermach'n.“, murrte ich, nicht sicher, was der dabei aufkommende schlechte Laune zugrunde lag. Seth pflichtete mir allerdings bei, als Josh plötzlich von der Betrachtung eines gerade aufgeschlagenen Bildes aus den Kopf hob und mich anstarrte, dass ich irritiert zurücksah.

„Was'n?“, fragte ich, versucht, meine Unsicherheit zu überspielen. Was wollte der denn nun von mir? Hatte Inu einen blöden Kommentar über mich abgegeben? Vielleicht darüber gemeckert, dass ich ihn bei dem Kirschbaumbild blöd angemacht hatte? Da war er doch selbst schuld! Er hätte ja auch warten können, bis ich weg war.

Leicht verärgert beschloss ich, auch sehr gut allein Spaß haben zu können und bestimmte, dass ich nun mit Seth etwas singen würde, wobei dieser selbstverständlich kein Mitspracherecht hatte.

Ich war ein wenig überrascht, dass Josh an diesem Abend an Kommentaren über meine zweifelhaften Singkünste sparte, mit denen er mich doch sonst so gern aufzog. Stattdessen forderte er mich sogar andauernd auf, mit ihm zusammen zu singen, was mich nach einer gewissen Zeit – oder eher einem gewissen Alkoholkonsum – sogar dazu brachte, ein englisches Lied mit ihm ins Mikrophon zu grölen, was, wie er mich nonchalant hinwies, natürlich schrecklich klang. Was genau ich da gesungen hatte wusste ich zudem gar nicht, aber es hatte Josh offensichtlich gefallen. Zumindest lächelte er und hatte sogar einen Arm um mich gelegt. Ob er das Lied mochte? Vielleicht sollte ich es einmal auswendig lernen, um ihm eine Freude zu machen?

Der Abend war bereits weit fortgeschritten und der Sake leer, wobei ich mich im Nachhinein fragte, wo die anderen beiden Flaschen, die sich zu der ersten gesellt hatten, hergekommen waren, als Inu sich mit den Worten, dass er kurz auf die Toilette wollte erhob.Der Gedanke, dass Inu den Raum verließ gefiel mir seit geraumer Zeit immer weniger, denn mich beschlich das unangenehme Gefühl des Konflikts zwischen Josh und Seth immer stärker. Ich wusste nicht, wie die beiden reagieren würden wenn tatsächlich einer von ihnen das Thema ansprechen sollte.

Gerade wollte ich vorschlagen, dass jemand Inu begleiten sollte als dieser mit einem Mal derart schwankte, dass er beinahe über den niedrigen Tisch gekippt wäre. Reflexartig streckten wir alle die Arme nach ihm aus, doch es war Seth, der ihn schließlich hielt, ehe etwas Schlimmeres passieren konnte. Ich grinste vor mich hin, ehe ich nuschelnd – wann war meine Zunge eigentlich so schwer geworden – meinte:

„V'lleicht gehder besser schlaf'n?“

Seth schien selbst reichlich amüsiert, während er Inu, der sich an ihn geschmiegt hatte und ihm irgendetwas ins Ohr lallte festhielt, und er nickte.

„Besser is' das.“, ließ er sich noch vernehmen, ehe er sich umwandte und Inu aus dem Zimmer manövrierte. Zurück blieben Josh und ich, der plötzlich neben mir auf dem Sofa saß und einen Arm um mich legte, um mich dann an sich zu ziehen und etwas in mein Haar zu murmeln. Ein wenig verwundert, aber nicht abgeneigt ließ ich mich gegen ihn sinken.

„Hey. Was'n los?“, fragte ich und sah nach oben, wobei ich mein Gesicht an seine Brust drückte. Es war angenehm warm, und obwohl ich vom Alkohol bereits erhitzte Wangen hatte war es immer eine andere Art von Wärme, die ich bei Josh empfand. Eine dieser Art, von der man einfach nicht genug bekommen konnte. So ein Blödmann, dachte ich und schloss einen Moment die Augen. Nein, eigentlich war ich der Blödmann, dass ich zugelassen hatte, dass mir jemand so wichtig geworden war. Aber nun, da es passiert war gab es kein Zurück mehr. Josh hatte diese Position nun einmal inne, und wenn ich ehrlich war dann wollte ich auch gar nicht mehr, dass sich das änderte. Er holte gerade Luft als ich die Augen öffnete, ihn angrinste und gut gelaunt meinte:

„Du bis' mein bes'er Freund, Josh!“

Ich kicherte, als mir deutlich wurde, dass ich bereits ziemlich betrunken sein musste, um so etwas völlig aus dem Blauen zu sagen, aber glücklicherweise war ich auch betrunken genug, dass es mir völlig gleichgültig war. Josh sah mich kurz verblüfft an, ehe er lächelte und ich nicht anders konnte als es ihm gleich zu tun. Ich mochte Joshs Lächeln! Wenn es ihm gut ging dann hatte ich das Gefühl, dass es mir gar nicht wirklich schlecht gehen konnte, egal, was geschah. So kitschig es klang, und das war so sicher wie dass ich das in meinem ganzen Leben nicht einmal dann aussprechen würde, wenn ich Worte dafür finden könnte, aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass es mich glücklich machen würde, wenn Josh glücklich war. Sofern er dabei in meiner Nähe war, natürlich. Und es uns am besten beiden gut ging. Na schön, es gab ein paar Einschränkungen und sicher würde nicht jede Handlung seinerseits mich zufrieden stimmen. Aber wenn die Grundkomponenten stimmten, dann traf das zu. Zumindest konnte ich es mir vorstellen.

Ich stieß einen kurzen Seufzer aus, als meine Gedanken für den Pegel, den wir mittlerweile hatten eindeutig zu kompliziert wurden ehe ich noch einmal aufsah und mich an meinen besten Freund kuschelte.

„Bin müde.“, murmelte ich, obwohl das nicht wirklich stimmte. Schlafen wollte ich gar nicht, aber ich wollte zumindest versuchen, meine Handlung hier zu rechtfertigen. Wobei, war es nicht sogar schlimmer, wenn ich mich an ihn schmiegte, nur weil ich müde war?

„Und betrunk'n!“, fügte ich daher zu, um klar zu machen, dass ich durchaus einen Grund hatte, so anhänglich zu sein.

„Rei,“, begann Josh nach Kurzem und räusperte sich. „Weißt du eigentlich, was du da anhast?“

Ich sah ihn verwirrt an, richtete mich auf, auch wenn es mir nicht so recht passte, dabei von Josh zu weichen und blickte dann an mir herunter. Der Stoff war ein wenig über meine Schultern gerutscht, doch ich trug ja ein, wenngleich ärmelloses, weißes Unterhemd darunter. Zwar hatte der Gürtel sich ein wenig gelockert, aber mir war ja nicht kalt. War es das, was Josh Sorgen machte?

„N Yukata.“, antwortete ich schließlich etwas verspätet und reichlich verwundert. War das eine Fangfrage? Weil wenn ja, dann kapierte ich sie nicht. Joshs Hand lag plötzlich auf meiner Schulter und ich sah ihn fragend an.

„Is' dir... nich' kalt?“, hakte er nach, woraufhin ich schmunzeln musste. Auch Josh verschluckte mittlerweile Buchstaben, so ganz nüchtern war der offensichtlich auch nicht mehr. Ha, wäre ja auch noch schöner, wenn der mehr vertrug als ich. Auf seine Frage hin schüttelte ich eifrig den Kopf, ohne die Freude darüber, dass er sich um mich sorgte unterdrücken zu können.

„Neee, is voll warm!“, erklärte ich, ehe ich ihm wie zum Beweis um den Hals fiel.

„Guck!“, fügte ich noch hinzu, auch wenn ich mir nicht sicher war, wie genau man Wärme „gucken“ konnte. Ich musste kichern, ehe ich mich enger an Josh schmiegte und seine Hand auf meinem Rücken spürte. Ein tiefer Seufzer drückte aus, wie wohl ich mich fühlte, ehe auch Josh seufzte. Es klang nicht ganz so zufrieden und ich sah irritiert auf.

„All's okay?“, hakte ich nach, woraufhin er mich begütigend anblickte und mir durch die Haare strich.

„Klar. Zwerg.“

„Pft. Lackaffe.“ erwiderte ich und streckte ihm die Zunge heraus. Plötzlich spannte Josh sich ein wenig an, was mich wieder aufsehen ließ. Er starrte mich seltsam an, was mich dazu brachte, die Zunge wieder zurückzuziehen. Dennoch ruhte sein Blick einen Augenblick länger auf meinem Mund. Irgendetwas stimmte doch nicht mit ihm. Vielleicht ging es ihm nicht so gut? War er vielleicht wütend oder müde?

„Josh? Willste schlaf'n geh'n?“, fragte ich daher besorgt nach, woraufhin er resigniert lächelte.

„Is' vielleicht besser.“, meinte er nur, was mich nur weiterhin in Sorge versetzte. Wir standen auf und begaben uns in unser Zimmer zurück, wobei wir an dem Durchgang zum Garten vorbeikamen. Kurzerhand steuerte ich darauf zu. Josh fragte mich zwar, wohin ich wolle, aber ich zeigte nur auf die Schiebetür.

„Frischluft.“, meinte ich, in der Hoffnung, dass es Josh helfen würde. Er schien zumindest nichts dagegen zu haben. Erleichtert öffnete ich den Durchgang – und erstarrte, als ich einen Blick in den Himmel warf. Josh sah an mir vorbei, offenbar selbst etwas verwundert.

„Rei? Was ist denn da?“

Wortlos zeigte ich mit einem Finger nach oben auf das klare Himmelszelt. Josh folgte dem, doch ihm schien nichts aufzufallen, denn er hakte noch einmal nach. Empört sah ich ihn.

„Nu' guck doch!“, rief ich aus, trat auf die Veranda und starrte nach oben.

„So... so viele Sterne! So viele Sterne, Josh!“, hauchte ich, als ich die strahlenden, funkelnden Punkte bestaunte.

„Ich hab noch nie... so viele Sterne geseh'n!“

Man hörte Josh an, dass er grinste, als er daraufhin meinte, dass ich wirklich gar nichts kannte, doch diesmal war es mir egal. Der Anblick war überwältigend, einfach unglaublich. Noch nie hatte ich so etwas erblickt. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass es derart viele Sterne gab! Das mussten Tausende, nein, Millionen sein!

Ich drückte ein Auge zu und streckte eine Hand nach oben aus. Meine Finger hatte ich nach dem hellsten und am stärksten leuchtenden Stern ausgestreckt, während meine andere Hand nach Joshs Yukata angelte, um ihn näher heranzuziehen und ihm diesen einen Stern zu zeigen. Dann schloss ich meine nach oben ausgestreckte Hand und reflexartig gleichzeitig die andere, mit der ich Joshs Revers gepackt hatte.

„Guck, Josh!“, rief ich begeistert aus, nicht in der Lage, meine Freude zu zügeln.

„Ich hab'n Stern gefang'n!“

Als ich allerdings zu ihm sah blickte er auf die Hand, die seinen Yukata hielt und lächelte.

„Echt?“, hakte er nur nach und ich runzelte die Stirn.

„Klar!“, bekräftigte ich, nicht sicher, ob ich ihm erklären sollte, dass er auf die falsche Hand sah. So doof war ich nun auch wieder nicht, ich wusste schon, dass man einen Stern nicht richtig fangen konnte. Aber es sah nun einmal so aus – allerdings nur, wenn man mit einem Auge auch auf die Hand sah, die ich in Richtung dieses Sterns ausgestreckt hatte. Josh konnte mir nicht erzählen, dass er das noch nie selbst versucht hatte!

Als er aber meine Hand nahm und in seinen beiden hielt wusste ich nicht so recht, was ich sagen sollte. Es sah aus, als wisse er, was er tue, auch wenn ich es nicht verstand.

„Welchen denn?“, fragte er leise. Ich überlegte kurz, ob seine Frage eine besondere Bedeutung hatte, doch mir erschloss sich nichts, weswegen ich ehrlich und voller Überzeugung antwortete:

„Na, den hellsten. Und größten.“

Josh drückte meine Hand und ich sah ihn nun offen verwirrt an.

„Was'n?“, hakte ich nur nach, doch er schüttelte wortlos den Kopf und überraschte mich nur noch mehr, als er mich plötzlich in den Arm nahm. Verblüfft erwiderte ich die Geste, wobei ich nicht umhin konnte, mein Gesicht an seine Schulter zu drücken und tief einzuatmen. Er roch nach dem Stoff des Yukata, nach Seife und Pflegemitteln, dieser eitle Pfau, aber auch unverwechselbar nach Josh. Einige Zeit war es still, bis Josh schließlich leise, aber belustigt klingend meinte:

„Dafür, dass du so unsensibel bist sagst du manchmal wirklich schöne Sachen – auch wenn du keine Ahnung davon hast.“

Ich machte mich sanft los.

„Alter!“, fuhr ich dann auf. „Keinen blass'n Dunst, was du willst, aber...“

Doch er grinste nur und drückte mich noch einmal, was mich hilflos angesichts der Situation ließ.

„Siehst du?“, fragte er nur. Schließlich schnaubte ich und winkte ab.

„Vollidiot.“, schloss ich die Diskussion, ehe ich den Kopf an seine Brust sinken ließ. So ein Trottel, dachte ich bei mir und einige Zeit standen wir noch hier, bis es doch empfindlich frisch wurde. Mit großem Bedauern ließ ich mich letzten Endes wieder hineinziehen und wir kehrten in unser Zimmer zurück.

„Ich guck nur g'rad, dass Seth und Pochi heil angekomm'n sind.“, ließ ich Josh wissen, ehe ich noch einmal kurz aus dem Raum schlüpfte und an die nächste Tür trat. Etwas unsicher, ob ich mich ankündigen sollte, wenn die beiden nun womöglich schon schliefen blieb ich davor stehen. Ob es nicht reichte, wenn ich einfach nur einen Blick hineinwarf? Schließlich wollte ich auch keinen von beiden erschrecken. Vorsichtig schob ich also die Tür ein wenig zur Seite, dass ich hineinschielen konnte. Das Licht der Sterne beleuchtete die Räume zumindest notdürftig und meine Augen waren von draußen an die Dunkelheit gewöhnt, weswegen es nicht schwer fiel, etwas zu erkennen. Und erkennen konnte ich vor allem, dass die beiden nicht schliefen!

Seth und Inu saßen einander gegenüber, wobei es eher wirkte, als säße Inu auf Seths Schoß. Zwar waren sie noch bekleidet, doch ich hatte genug solcher Szenen gesehen um zu erkennen, dass sie, wenn sie schon nicht dabei, zumindest deutlich auf dem Weg waren. Ich hatte keine Ahnung, ob Seth und Inu wirklich ohne Weiteres miteinander schlafen konnten, nach dem, was sie erlebt hatten – was sie allerdings offenbar nicht davon abhielt, einander näher zu kommen. Sie küssten sich lange und innig, ehe Seths Kopf an Inus Hals wanderte und Inus Hände mein Brüderchen fest umschlungen hielten, den Kopf leicht in den Nacken gelegt. Obwohl sie sich sehr nahe kamen wirkte es, als hielten sie einander fest, als achte der eine so aufmerksam auf die Reaktion des anderen, dass es unmöglich war, etwas anderes als Zuneigung zwischen ihnen auszumachen.

Eilig schloss ich die Schiebetür wieder und unterdrückte das verlegene Hüsteln. Nein, das hatte ich beileibe nicht sehen wollen, das war ganz allein deren Sache! Was hatte ich Trottel mich auch um sie sorgen müssen! Allein der Gedanke, dass Seth... also wirklich! Sich meinen adoptierten Bruder beim Sex vorzustellen hatte in ungefähr die Wirkung, die es auch bei meinem leiblichen gehabt hätte: es gehörte zu den Dingen, die man sich einfach nicht vorstellen wollte! Wobei ich mir ohnehin niemanden beim Sex vorstellen wollen würde, am wenigsten, wenn mindestens ein Mann involviert war. Für mich hingen damit durch meine Mutter zu viele unangenehme Erinnerungen und demütigende Vorstellungen zusammen.

Fast schon hektisch ging ich zurück in Joshs und mein Zimmer.

„Und?“, hakte mein bester Freund nach. „Schlafen sie?“

Ich zuckte zusammen, als ich mich ertappt fühlte und beeilte mich zu nicken.

„Yep! Tief un' fest.“

Josh runzelte die Stirn.

„Was ist denn los?“, fragte er, ehe ich tief durchatmete und mir schnell etwas einfallen ließ. Ich würde ihm sicher nicht erzählen, dass Seth und Inu gerade miteinander knutschten. Und zwar sehr innig und mit hoher Wahrscheinlichkeit mit zunehmend weniger werdender Kleidung.

„Hab mich drauß'n nur erschreckt.“, meinte ich schließlich, was keine Lüge war, weswegen es mir recht leicht über die Lippen kam. Josh allerdings grinste.

„Was? Hast du einen Geist gesehen?“, hakte er nach. Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Alter, sag sowas nich'.“, grummelte ich, woraufhin Josh näher kam, aber seine Stimme senkte.

„Vielleicht war es ein ehemaliger Bewohner der Pension? Der hier umgebracht wurde und seitdem die Gänge heimsucht...?“

Mich schauderte und ich warf Josh einen warnenden Blick zu.

„Halt bloß die Klappe.“, murrte ich weiter, doch Josh dachte gar nicht daran.

„Oder eine Frau, die hier von ihrem Ehemann ertränkt worden ist, weil sie sich im Bad mit einem Geliebten getroffen hat?“

Ich spürte, wie mich langsam aber deutlich Panik beschlich.

„Ne! Jetz' sei still!“, gab ich allerdings reichlich verunsichert von mir, während ich etwas von der Tür wegrückte.

„Was ist, Rei?“, fragte Josh, amüsiert klingend.

„Willst du mir etwa sagen, dass du keine Angst vor Schusswaffen hast, aber dafür vor Geistern?“

Ich sah Josh empört, fast vorwurfsvoll an.

„Knarren kann man sehen! Geister nich'!“, rief ich verteidigend aus. Erst im zweiten Augenblick bemerkte ich, was ich da gesagt hatte. Joshs schadenfrohes Grinsen allerdings ließ es mich sehr schnell wissen.

„Oh, dann willst du sicher wissen, was Sakura uns über die Pension erzählt hat, während du nicht da warst...?“

Damit begann er, eine Schauergeschichte zum Besten zu geben, die in mir den Wunsch weckte, mir die Ohren zuzuhalten. Ich unterbrach ihn immer wieder, doch er ließ sich nicht davon abbringen. Gerade, als er bei dem Teil angekommen war, in dem der ermordete, ehemalige Pensionsbesitzer seine eisigen Hände nach den Besuchern der heißen Quellen ausstreckte packte mich plötzlich etwas an der Schulter und ich schrie auf, ehe ich mit der Faust heftig in Richtung des bedrohlichen „Geistes“ schlug.

Allerdings war es nicht glitschig oder kühl, sondern ziemlich fest und warm, als meine Faust Joshs Unterarm mit voller Wucht erwischte und er mit einem deutlichen „Aua!“ seine Hand zurückzog. Ich atmete schwer und hatte Tränen in den Augen, als ich Josh zitternd anstarrte. Wie konnte er mir sowas antun! Ich hatte mich zu Tode erschreckt!

Das schien allerdings auch ihm klar zu werden, denn als er mich ansah nahm das zuerst amüsierte Lächeln auf seiner Miene einen bedauernden Ausdruck an. Er breitete die Arme aus.

„Na komm her, du kleiner Angsthase.“, meinte er, was ich mir nicht zweimal sagen ließ. Irgendwann würde ihm das schrecklich heimzahlen, aber im Augenblick wollte ich mich nur sicher fühlen und dass dieser Schrecken endlich verging! Josh hielt mich geduldig fest, ich spürte seine beruhigend murmelnden Lippen an meinem Haar und langsam schlug mein Herz wieder in einem erträglichen Rahmen. Gerade drang Inus Stimme durch die Schiebetür.

„Rei? Alles in Ordnung?“, hakte er besorgt nach, was mich dennoch zum Lächeln brachte.

„Ja. Hab mich nur weg'n was erschreckt.“, gab ich ihm zu verstehen. Als Josh mir allerdings leise „Rache ist süß“ zuflüsterte kniff ich ihn strafend in die Seite, seinen empörten Blick ignorierend. Ich wusste ja nicht einmal, wofür er sich rächen wollte! Schließlich hatte ich ihm nichts getan!

„Dann ist ja gut.“, meinte Inu dann erleichtert. Ein Wunder, wie er Seth dazu gebracht hatte, nicht einfach in unser Zimmer zu stürzen, bemerkte ich gerade überrascht.

„Entschuldigt, dass ich euch gestört habe.“

Ich unterdrückte den Drang, zu sagen, dass es wohl eher umgekehrt gewesen war.

„Passt schon, Pochi.“, erklärte ich daher nur. „Gute Nacht. Und... sag auch Seth, dass alles okay is'.“

Man hörte Inu schmunzeln, als er bemerkte, dass mir das Fehlen Seths, der wahrscheinlich schon unruhig im Zimmer wartete aufgefallen war. Ob Inu sich tatsächlich über ihn hinweggesetzt hatte, wohl wissend, dass Seth womöglich mit seiner Reaktion übertreiben würde?

„Mache ich.“, antwortete er. „Gute Nacht.“

Damit hörten wir, wie die Schiebetür des Nebenzimmers geöffnet und geschlossen wurde und leises Stimmengemurmel, ehe es wieder still wurde. Josh hielt mich immer noch im Arm, was ich auch so schnell nicht vorhatte ihm zu erlassen. Ich hatte den Kopf an seine Brust gelegt, die Augen geschlossen und versuchte, die Geräusche um uns zu ignorieren. War das nicht gerade ein Schlurfen gewesen? Und das Tropfen da hinten? Das Scharren weiter vorn?

Frustriert fuhr ich mir durch das Haar. Wie sollte ich so allein schlafen?

„Weißte,“ begann ich nach einer Weile und drückte mein Gesicht an Joshs Yukata.

„Gestern Nacht... war's ziemlich kalt hier drin.“, fügte ich dann murmelnd hinzu. Josh sah auf mich herab, ich konnte es an der Bewegung seiner Muskeln merken.

„Ach ja?“, meinte er amüsiert klingend. „Ist mir gar nicht aufgefallen. Wahrscheinlich war ich zu aufgeheizt von dem warmen Wasser, oder?“

Ich nickte deutlich.

„Meinst du, es wird wieder so kalt heute Nacht?“, fragte er dann und ich, dankbar, dass er das Spiel mitspielte nickte erneut.

„Bestimmt.“, gab ich dann kleinlaut zu verstehen.

„Was sollen wir denn dann tun? Alleine frieren wir sicherlich, oder nicht?“, sprach er weiter. Ich schlang meine Arme um seinen Hals, unendlich froh, dass mein bester Freund zumindest jetzt rücksichtsvoll genug war, seine große Klappe im Zaum zu halten.

„Bestimmt.“, stimmte ich ihm zu. „Aber wenn wir die Futons zusamm'nleg'n geht’s sicher besser.“

Josh nickte.

„Klingt nach einer guten Idee. Was denkst du – wie kalt wird es werden?“

Ich schmiegte mich noch ein wenig enger an Josh.

„Arg kalt. Am best'n, wir geh'n unter eine Decke.“, erklärte ich leise. Josh unterdrückte ein Lachen, ich spürte es an der Anspannung seiner Schultern.

„Ja, das ist wohl das Beste...“, sagte er dennoch und ich nickte. Als er schließlich aufstand beeilte ich mich, meinen Futon an seinen zu legen und danach unter die Decke zu schlüpfen, wo ich ungeduldig darauf wartete, dass Josh es mir gleichtat. Kaum lag er neben mir hatte ich mich an seine Seite gekuschelt und atmete erleichtert auf, als er einen Arm um mich legte. Ich war jederzeit bereit, Josh vor bewaffneten Typen zu beschützen, die dreimal oder von mir aus auch fünfmal so groß und breit waren wie ich. Vor seinem Vater und von mir aus der gesamten Yakuzavereinigung Japans. Aber Geister waren einfach noch nie etwas gewesen, mit dem ich mich hatte arrangieren können! Wenn ich morgen endlich weder geradeaus denken konnte würde ich Josh zeigen, wie sauer ich auf ihn war!

Im Augenblick allerdings war ich nur unglaublich froh, nicht allein zu sein.

„Rei?“, hakte Josh nach einer Weile, als ich von seiner Wärme beruhigt schon fast eingeschlafen war, leise nach.

„Hm?“, machte ich nur, woraufhin er fast flüsternd hinzufügte:

„Denkst du wirklich, dass es morgen einen Regenbogen geben wird?“

Ich musste lächeln. Dachte er wirklich noch daran? Offenbar war das nun eine Art fixe Idee für Josh geworden, oder? Aber in diesem Augenblick wollte ich es so sehr, dass ich das schlaftrunkene Gefühl hatte, notfalls selbst einen für Josh machen zu können, indem ich nur fest genug daran dachte und mir einen herwünschte.

„Bestimmt, Josh. Ganz sicher.“

Und nach kurzem Zögern fügte ich hinzu: „Versproch'n.“

Als wir am nächsten Morgen erwachten und über unsere leicht brummenden Schädel hinwegekommen waren ernüchterte uns vor allem anderen der erste Blick hinaus: Es regnete wie aus Eimern und weit und breit war kein Sonnenstrahl zu sehen.

Ich warf Josh einen entschuldigenden Blick zu, den er auch sogleich richtig deutete und abwinkte.

„Ach, das war doch nur ein Witz. Ich weiß doch, dass man keinen Regenbogen herzaubern kann.“, machte er deutlich, doch ich merkte dennoch, dass er es bedauerte. Einige Zeit sahen wir schweigend aus dem Fenster und nach einem leisen Seufzen murmelte Josh wie zu sich selbst:

„Manche Sachen kann man eben nicht kaufen, oder wie war das?“

Niedergeschlagen, weil ich spürte, wie sehr Josh der Umstand des fehlenden Regenbogens, der offenbar seine Auffassung eines perfekten Abschlusses sein sollte enttäuschte. Als dann sogar Seth mit den Worten „Hm, war wohl nichts mit Regenbogen“ an den Frühstückstisch kam und dabei nicht einmal schadenfroh, sondern fast selbst ein wenig bedauernd klang – lag wohl noch am Restalkohol – wusste ich, womit ich den Vormittag verbringen würde.

Schließlich war das Finden eines Weges eines der wenigen Dinge, derer Fähigkeit ich mich rühmen konnte.
 

Einige Stunden später kletterte ich mühsam durch ein Fenster auf das Dach hinaus. Meine Sachen waren schnell gepackt gewesen und mit den Worten, noch etwas erledigen zu müssen hatte ich mich schließlich verdrückt und bis jetzt, als wir eigentlich aufbrechen wollten, nicht blicken lassen. Nun krabbelte ich gerade zum wiederholten und hoffentlich letzten Mal auf das Dach hinaus.

Die Lautsprecher waren installiert, wenn auch meine Halterung, die ich gebaut hatte mehr kreativ als fachmännisch war, alles war vorbereitet – und es schüttete immer noch. Aber ich hatte nicht vor, mich davon aufhalten zu lassen! Ich grinste über das ganze Gesicht, als ich zum Rande des schrägen, pagodenähnlich gearbeiteten Daches schlitterte. Eine schmale Rinne, die zum Abfließen des Regens diente führte am Rande der Ziegel entlang, unter der man nur beim genauen Hinsehen das Objekt meines Plans ausmachen konnte. Ich bewegte mich vorsichtig in die Mitte dieses Daches, wo ich die klammen Finger nach dem Bändel ausstreckte, den es zu lösen galt.

Von unten hörte ich das Rufen der anderen, doch ich brüllte ihnen nur entgegen, dass sie die Klappe halten sollten und ich schon wusste, was ich tat. Das hier war nichts, von dem sie mich abhalten konnten – wobei ich natürlich nicht meinte, dass ich vorhatte, vom Dach zu springen. Im Gegenteil, am besten, ich schlüpfte nach getaner Arbeit gleich wieder hinein, hier war es nämlich nass und kalt. Aber das hier musste ich noch erledigen!

Durch die Feuchtigkeit hatte sich das Band etwas zusammengezogen, aber das war kein ernstzunehmendes Hindernis. Zwar musste ich mich auf den Bauch legen, um beide Hände frei zu haben, aber das war das kleinste Problem. Schließlich hatte ich das Band gelöst und hielt den Rest nur noch mit einer Hand fest, während ich mit der anderen nach der Fernbedienung tastete – und zusammenzuckte. Mist, die hatte ich doch gut greifbar in meine Jackentasche stecken wollen! Nun aber war sie noch in dem Beutel an meinem Gürtel, in dem ich auch die ganzen Werkzeuge, die ich benötigt hatte verstaut hatte. Mühsam versuchte ich, den Beutel zu öffnen, was sich als viel schwerer als dieser dämliche Bändel herausstellte. Vielleicht, wenn ich die andere Hand zur Hilfe nahm und ganz schnell war?

Ich musste es wohl oder übel auf einen Versuch ankommen lassen.

Also griff ich mit der zweiten Hand zum Beutel hin, was dafür sorgte, dass das, was ich festgehalten hatte, sich offenbarte. Es war ein riesiges Banner, das von einer Seite des Daches zur anderen reichte, bei dem ich verschiedenfarbige Stoffbahnen aus allen möglichen Teilen der Pension zusammen getragen und aneinander gereiht hatte, dass es wirkte, wie ein gewaltiger, wenngleich umgedrehter Regenbogen, der sich über den Eingang des Hotels erstreckte. Zumindest war das meine Absicht gewesen. Fast hatte ich den Beutel offen, ich stemmte mich noch ein wenig weiter nach oben, um besser daran zu kommen – da passierte es. Die Nässe und der mangelnde Halt wurden mir zum Verhängnis, und zwar insofern, dass ich nach vorn mit dem Kopf voran über den Rand des Daches rutschte.

Reflexartig griffen meine Hände zu und sofort hatte ich festen Stoff unter den Fingern, während die erschrockenen Rufe der anderen im rasenden Klopfen meines Herzens untergingen. Verdammt! Das ging ganz schön tief runter! Am besten, ich hangelte mich zur Regenrinne, von dort nach oben und dann...

Ein leises, reißendes Geräusch ließ mich innehalten und bang zur einen Seite des Banners blicken, das ich nicht so fest angebunden hatte wie die andere Seite. Es hatte angefangen zu regnen und ich hatte mir gedacht gehabt, dass es ohnehin nur den Stoff richtig würde halten müssen. Dass ich am Ende an diesem improvisierten Regenbogen hing hatte ich ja nicht ahnen können.

Leider war das Reißen keine leere Drohung und ehe ich reagieren konnte löste sich das Banner mit einem ratschenden Laut, so dass es mich schwungvoll durch die Luft beförderte. Ich hielt mich mit aller Kraft an dem zur Liane umfunktionierten Stoff fest und hoffte nur, dass ich irgendwo landen würde, wo ich mir zumindest nur ein paar Knochen und nicht gleich das Genick brechen würde.

Es ging furchtbar schnell, als ich auch schon unten ankam – und in einem Pulk aus unterschiedlichen harten und weichen Komponenten, vor allem aber etlicher Gliedmaßen landete! Irgendwie schien ich zudem mit dem Beutel und der darin befindlichen Fernbedienung irgendwo angeeckt zu sein, denn plötzlich begann das Lied* aus den Lautsprechern zu dröhnen. (Lied und Text unten anstehend)

„Es ist in Ordnung,“ sang eine muntere Stimme, „sieh nur nach oben, es ist in Ordnung – siehst du nicht die Brücke aus sieben Farben? Wir können endlich unter dem gleichen Himmel lächeln!“

Weit nach oben sehen mussten wir wirklich nicht, wir befanden uns nämlich mitten in einem gewaltigen Wirrwarr aus violettem, hell- und dunkelblauem, grünem, gelbem, orangefarbenem und rotem Stoff.

Der dumpfe Aufprall hatte mir einige blaue Flecken beschert, aber dem Fluchen und Schimpfen um mich herum her – hauptsächlich Seths Stimme – konnte ich entnehmen, dass ich nicht als Einziger etwas abbekommen konnte. Ich kämpfte mich aus dem bunten Stoffchaos heraus und bemerkte überrascht, dass ich inmitten der anderen drei gelandet war, die sich ächzend und murrend aufrichteten. Sie hatten mich aufgefangen!

Josh rappelte sich auf, er war erschreckend blass, als er auf mich zustürzte.

„Rei! Alles in Ordnung mit dir? Rei!“

Ich blickte ihm entgegen – und prustete los. Ich konnte nicht anders! Natürlich hatte ich mich erschreckt, mein Herz raste wie wahnsinnig in meiner Brust, aber das Gefühl, dass da wirklich jemand gewesen war, der mich aufgefangen und damit mit einem kleinen großen Aufprallchaos bezahlt hatte trieb mir gleichzeitig die Tränen in die Augen wie es mich glücklich machte. Ich hätte nie, aber auch niemals gedacht, dass es jemals jemanden geben würde, der sich wirklich rücksichtslos gegenüber sich selbst einfach zwischen mich und den Boden werfen würde.

„Ihr seid Idioten!“, rief ich aus und sah die anderen herausfordernd an, als ich aufsprang.

„Aber ihr seid auch die best'n Idiot'n, die ich kenn'!“, fügte ich dann versöhnlich hinzu, woraufhin Josh aufatmete, ehe er mir durch das Haar strich.

„Du bist so blöd, du kleiner, dämlicher, unvorsichtiger Giftzwerg!“, ließ er mich wissen, was mich dazu brachte, ihm zu Zunge herauszustrecken.

„Du hättest das alles nicht machen brauchen, nur für so einen Quatsch.“

Ich räusperte mich, als mein bester Freund mich indirekt darauf ansprach, dass ich das hier nicht für ihn hätte tun müssen. Aber das war es ja nicht. Ich wusste, dass es kein Zwang war. Aber ich hatte es tun wollen! Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich ihm das sagen sollte. Wie immer, wenn es um solche Momente ging, schaffte ich es nicht, das auch nur ansatzweise in Worte zu kleiden. Ich schmunzelte, als mir der Gedanke kam, es ausnahmsweise einmal wie Josh zu machen. Hoffentlich bildete er sich nichts darauf ein. Doch als der Refrain des Liedes noch einmal spielte griff ich ihn auf, allerdings sprach ich ihn eher leise aus als ihn wie Josh es tun würde lauthals zu singen:

„Es ist schon in Ordnung, guck nur nach oben, siehst du die Brücke aus sieben Farben? Schau in deinen Himmel, der all seine Tränen geweint hat, hey, siehst du wie er hell strahlt?“

Und dann lächelte ich, einfach, weil es sich richtig anfühlte, und fuhr fort:

„Ich sehe es auch, genau wie du, der Regenbogen unseres Bundes hat sich geformt – und jetzt werden unsere beiden Himmel endlich, endlich zu einem werden und uns gehen lassen.“

Doch kaum verklangen die letzten Klänge wurde mir klar, wie blöd ich hier rumstand und wandte den Blick ab, ehe ich die Arme vor der Brust verschränkte.

„Was is' nu? Wollt'n wir nich' fahr'n?“, hakte ich nach, doch unerwartet war es Sakura, die plötzlich neben uns auftauchte und mich mit einem Lächeln bedachte, das in mir einen größeren Gefahreninstinkt weckte als mein Sturz vom Dach es getan hatte.

„Oh, ich denke, ihr werdet sicher noch helfen wollen, das Chaos, das du angerichtet hast zu beseitigen – oder?“

Der Tonfall ließ einem keine andere Wahl, als zu nicken, selbst die anderen taten es mir gleich, woraufhin wir die nächste Stunde damit verbrachten, das Banner komplett zu lösen – diesmal mit Hilfe einer Leiter -, die Lautsprecher wieder an ihren angestammten Platz brachten und auch sonst dafür sorgten, dass von meiner kleinen Regenbogenaktion nichts mehr zu sehen war.

Letztendlich saßen wir reichlich erschöpft im Zug zurück in die Stadt, die ich bereits zu vermissen begann. Ja, sie war genau genommen ein furchtbarer Ort, aber einer, in dem ich mich auskannte. Und wenn man es genau bedachte, war er gar nicht mehr so schlimm wenn man in Betrachtung zog, wen er mir alles beschert hatte... Vielleicht war nicht alles perfekt, nein, es war weit davon entfernt, auch nur ansatzweise so zu sein. Es gab ausreichend Dinge, an denen wir arbeiten mussten, und sicher bekam man all das, was wir uns wünschten nicht umsonst. Doch ganz ehrlich? Wenn die Welt keine Regenbögen für uns übrig hatte, dann machten wir sie uns eben selbst! Jeder auf seine eigene Art und Weise – selbst wenn es bedeutete, dafür von einem Dach zu fallen. Schließlich ging das, solange man dafür von seinen Freunden aufgefangen wurde. Auch wenn ich mich noch an den Gedanken gewöhnen musste.

Irgendwann nickte ich ein, mein Kopf war an Joshs Schulter gesunken und die Aufregung des Tages ging in ruhigem Schlummer unter. Als ich erwachte war Inu der Einzige, der noch wach war. Er hatte offenbar seinen Skizzenblock hervorgeholt und einige Zeit schweigend damit verbracht zu zeichnen. Ich beugte mich so, dass ich einen neugierigen Blick darauf werfen konnte und musste grinsen. Das Bild zeigte uns vier, vor dem Eingang des Ryokan – mit einem riesigen, strahlenden Regenbogen über unseren Köpfen im Himmel.

„Das is' cool, Pochi“, begann ich und schmunzelte Inu an, der sogar verlegen zurück lächelte.

Nickend fügte ich hinzu:

„Echt cool. Jetz' gab's ganz am Ende echt n Reg'nbogen.“
 

* http://www.goldmic.com/video/pv-aqua-timez-niji/8030

** http://www.jpopasia.com/lyrics/8608/aqua-timez/niji.html



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  caty
2012-12-29T23:53:58+00:00 30.12.2012 00:53
♥_____♥
hach, hab nun alles auf einen rutsch durchgelesen und weiß gar nicht, was ich sagen soll
das beste wäre gewesen, ich hätte nach jeder seite schon in die kommentarbox was geschrieben, jetzt sind es so viele eindrücke dass mein kommentar dem gar nicht gerecht werden kann

ich liebe diese geschichte!
hach und rei sowieso
es ist faszinierend sie mal aus der ich-perspektive zu lesen und immer wieder spannend wwie sie denkt xDD

ich finde du hast josh gut getroffen und fast hat er mir ja schon leid getan, dass rei ihn nie so wirklich verstehen will wenn er versucht sich ihr anzunähern xDD
hach, es ist einfach so putzig zu lesen
und amüsant, dass es zwischen deiner geschichte und dem bisschen was ich bisher hab sogar ein paar parallelen gibt
wie joshs problem mit den futonmatten oder reis kommentar ihn k.o. hauen zu wollen und seine erwiderung dass sie das eh nicht könnte xDD

aber auch alles andere war toll und wunderbar beschrieben
der besuch in den onsen, das gemeinsame kochen und abendessen, der karaokeabend und natürlich das regenbogenfiasko xDD
bin noch ganz geflasht von alledem und freue mich darauf, die beiden auch im rpg bald wieder in glücklicheren zeiten zu haben (falls das noch möglich ist, aber notfalls müssen die eben wirklich ma alle in den urlaub geschickt werden xDD)

vielen vielen lieben dank für die tolle geschichte *knuddel*
und sorry dass ich sie erst jetzt gelesen habe
dafür wars nu nochmal ein zusätzliches weihnachtsgeschenk für mich in diesem jahr
Von:  xXKikiXx
2012-02-17T15:11:59+00:00 17.02.2012 16:11
Ich kann mich der Vorrednerin nur anschließen^^
Großes Kopfkino hatte ich auch beim lesen.
Rei hat etwas an sich das faszinierend ist, was Seth ja zum Glück schnell herausgefunden hat, und ich find es toll das du ihn so behalten hast das er immer noch ein Auge auf sie hat. Auch trotz Josh, oder gerade (zumindest für Seth) wegen ihm *fg*
Reis Art zu denken ist einfach herzallerliebst. So einfach und doch so kompliziert. Egal worüber sie gerade nachdenkt oder was sie ausheckt, es ist toll zu lesen und auch nachvollziehbar wenn man sie ein wenig kennt.
Ihre schlichtende Rolle zwischen Seth und Josh ist ihr auf den Leib geschneidert, die wird sie wohl nie wieder los, aber es macht Spaß zu lesen das du dich wohl auch daran gewöhnt hast XD

Außerdem liebe ich ihre Art Dinge wahrzunehmen. Als sie Inu und Seth beim rumknutschen erwischt, das ist so goldig und dennoch so gefühlvoll, ich war (bin) schwer begeistert davon.
Aber natürlich auch der Regenbogen. Wie er sich durch die Story zieht und wie sie ihn doch ermöglicht. Einfach nur herrlich zu lesen und spannend, ich hatte Herzklopfen mit ihr auf dem Dach.
Aber ich habe auch mit ihr vor den geistern gezittert XDD

Wie alles was ich von dir lesen durfte, ist auch diese Story ein Highlight, das mehr als nur einmal erlebt (gelesen) werden muss
*habs übrigens schon drei mal durch*
und ich hoffe auch das noch viele, viele weiterer solcher Momente folgen werden XD

Danke für dieses Leseerlebnis, hab dich natürlich auch gaaaanz toll lieb (wie euch alle), und hoffe auf noch viele solcher tollen Storys *knuddelknutsch*

Kiki ♥♥♥♥♥
Von:  Schattenelf
2012-02-16T21:48:20+00:00 16.02.2012 22:48
Uiuiuiuiui ^^

Ich weiß nicht, wo ich genau anfangen soll. XD Erst einmal auch an dich ein riesiges Dankeschön, dass du dir die Mühe gemacht hast. Dann fehlt noch zu sagen, dass ich wie eigentlich immer schwer begeistert von deinem Detailreichtum und den Beschreibungen bin. Man fühlt sich, als wäre man mittendrin, statt nur dabei. *___*
Zudem finde ich toll, wie der Regenbogen sich wie ein roter Faden durch die Storyline zieht. Das war eine tolle Idee. Rei ist mir sehr sympathisch in ihrer Art, auch wenn sie wirklich sehr wenig versteht. Dennoch hast du es wunderbar geschafft, den Leser verstehen zu lassen, was sie nicht kapiert. Und sie ist wirklich liebenswürdig, auch wie sie mit den anderen umgeht. Dass sie und Takeshi nicht ganz miteinander können oder sich öfter mal in die Haare bekommen, kann ich mir sehr gut vorstellen. Beides Sturschädel. Das hast du richtig erkannt. Und ich finde es auch nicht schlimm, dass Daiki und Takeshi bei seinem Vater sind. Die Viererrunde hat es mir auch angetan. XD
Die Sache mit Inu im Bad hat mir gut gefallen und schön, dass Rei auch da sich hat reinlegen lassen. Allgemein finde ich es schön, wie gut sie doch mit ihm auskommt. Ach, wäre es schön, wenn sie wirklich mal aufeinandertreffen und sich anfreunden können. Sie würde Inu bestimmt schützen können ;)
Und er könnte ganz viele Sachen für sie Zeichnen. Dann hätte sie bald ihr Zimmer voller Zeichnungen. Alle zusammen bei Mara und Mimi *lach*

Allgemein ist es ja auch ein sehr harmonisches Wochenende zwischen den Vieren, bis auf die Episode zwischen Josh und Seth, wo sie sich in der Küche beinahe an die Kehle gehen, wegen der Omlettewürzung. Rei hat das ganz richtig gelöst. Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte. ;) Ach, das Mädel ist toll. Ich wiederhole mich glaube ich auch hier. Und am Ende hat sie mir ja noch mal Herzklopfen beschert. Zuerst sogar vor Angst, weil sie da ungesichert auf dem Dach rumklettert. Gott, dafür hätte ich sie schütteln und anschreien können, aber die Geste dahinter war echt toll und das Lied dazu auch.

Insgesamt bleibt mir nur zu sagen, dass die Geschichte wirklich einmalig geworden ist ♥__♥ Hoffentlich schenkst du uns noch viele solcher kleiner Verläufe, denn sie gehen wahrlich ans Herz. Ich freue mich jedenfalls schon sehr darauf, mehr von dir zu lesen.

Wünsche dir noch einen schönen Abend und hab auch dich ganz doll lieb

Tina / Schatti


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