One-Shot
„Ron, das ist total unlogisch!“, schnauzte ich meinen rothaarigen Freund an.
Es war Abend im Norden Englands. Wir saßen zusammen mit Harry im Gryffindor Gemeinschaftsraum und arbeiteten gerade an unseren Hausaufgaben für Verwandlungen. Welch Wunder war ich natürlich wieder die einzige, die diese wirklich ernst nahm. Ron hatte gerade einen albernen Satz zum Thema „Wie verwandle ich den Spiegel vor mir in ein Insekt?“ verfasst und ich war sichtlich genervt. „Wieso, ich find ihn gut formuliert!“ verteidigte er sich achselzuckend und machte sich weiter daran einen neuen, wirren Satz zu erfinden. Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich hatte mich das ja gar nicht zu interessieren, wenn ich ihn nur nicht so attraktiv finden und ihn immer helfen wollen würde! Kurz darauf seufzte ich.
Ron war gerade wieder mit seinem besten Freund in ein Gespräch vertieft, was natürlich nichts mit Verwandlungen zu tun hatte, als er kurz nach meinem Seufzer aufsah. Er sah mich an und ich seufzte erneut. Warum schaute er mich denn nun so an? Wenn er wüsste wie sehr er mich damit aus dem Konzept brachte!
„Was ist los?“ fragte er mich dann auch noch mit einem leichten besorgten Ton in der Stimme. Ich konnte im Augenwinkel erkennen, wie ein Grinsen auf Harrys Gesicht rutschte. Er durchschaute mich so schnell! Wenn nur Ron das auch tun würde…
„Nichts“ erwiderte ich und schüttelte leicht den Kopf. Ron sah mich noch eine Weile lang an, während ich meinen Kopf schon lange wieder gesenkt und meinen Blick auf den Text vor mir gerichtet hatte. Er schwieg und wir arbeiteten still weiter vor uns hin. Ich mochte diese drückende Stille nicht.
Nach einiger Zeit erhob sich Harry und verriet uns, dass er nocheinmal schnell unter seinen Tarnumhang schlüpfen würde um etwas nachzusehen, Ron und ich wussten gleich, dass er zu hundert Prozent heimlich weder Cho besuchen ging.
Nachdem dann einige andere Gryffindor-Schüler sich in die Betten begaben, saßen Ron und ich schließlich nur noch alleine, dort vor dem Kamin. Ich richtete meinen Blick auf die knisternden Flammen vor mir und war so in Gedanken versunken, dass ich Rons Stimme nicht sofort wahrnahm. „…wirklich alles okay? Hermine?“ Ich sah aprubt zu ihm auf und lächelte leicht. „Ja alles klar! Bist du fertig? Brauchst du noch Hilfe?“ Er lächelte ebenfalls. Wie ich dieses Lächeln liebte!
„Joa kann man vielleicht so bezeichnen, macht aber nichts, den Rest schreib ich morgen bei Dean ab!“ Ich lächelte immernoch und wir sahen uns an. Wir schwiegen eine Weile bis Ron dann die Stille durchbrach. „Kann ich dich mal was fragen, Hermine?“ Sein Blick hatte etwas Ernstes an sich, als er mich fragte.
„Ja.. sicher“, antwortete ich etwas unsicher und war auch etwas überrascht über seine Frage. Wieder schwiegen wir eine Weile, doch Ron hatte dann, wie es aussah, seine Wörter in Gedanken gesammelt und ich vernahm seine ruhige Stimme in dem leeren großen Raum. „Bist du noch an Krum interessiert?“ Kurz blieb ich stumm und sah ihn verwundert an. Was wollte er denn nun mit dieser Frage erreichen? „Erstmal heißt er Victor und… nein… bin ich nicht!“ beantwortete ich seine Frage ein klein wenig genervt. Ron nickte daraufhin nur und schaute zurück auf seine Unterlagen, die auf seinem Schoß lagen.
„Warum?“ wollte ich dann zögerlich wissen und wartete etwas neugierig auf seine Antwort. Und es dauerte auch nicht lange bis ich eine bekam. „Naja… ich wollte einfach wissen,,, ob ich überhaupt seine Chance habe…“ Sein Blick blieb bei seinen Unterlagen stehen.
Ich schaute verwirrt zu ihm herüber. Erst nach einem kurzen Moment erkannte ich, was er meinte und merkte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Ron schien nun meine Reaktion zu beobachten, denn nicht viel später setzte er sich plötzlich neben mich und im Augenwinkel sah ich, dass er ebenfalls vor Scharm rot angelaufen war.
Eine Weile saßen wir schließlich wieder nur stumm da, bis er mich dann ebenso plötzlich an seine Schulter zog und seinen Arm um mich legte. „Ich mag dich wirklich sehr“ flüsterte er mir zu und ich befürchtet mein Kopf würde jeden Moment vor Scharm platzen. Es dauerte einige Zeit bis ich mich wieder gesammelt hatte und etwas erwidern konnte: „Dann… geht es dir so wie mir!“ Ich musste nun wieder lächeln und ich war mir sicher, dass der Rothaarige, in dessen Armen ich gerade lag, es auch tat.
Wieder saßen wir schweigend da. Das war aber auch ein schweigsamer und stiller Abend.
Und nach bestimmt weiteren zwanzig Minuten bewegte sich Ron endlich, drehte sich zu mir und sah mir diesmal tief in die Augen. Ohja, diese Augen! Sie waren so wundervoll!
Wir waren beide rot im Gesicht, lächelten aber. Wir sagten weiterhin nichts und schließlich, nach weiteren gefühlten fünfzehn Minuten, beugte er sich zu mir herunter und küsste mich sanft. Aus Reflex legte ich meine Arme leicht um ihn und erwiderte seinen Kuss, den ich nun schon so lange herbeigesehnt hatte.