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Party Killer

von

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Die andere Nacht

[A/N] Inspirationssong: "Party Killer" von David E. Sugar.

_____
 

Blitzende Lichter bedeckten die Wände des recht kleinen Raums. Wenn man für eine längere Zeit die Wände betrachtete, wurde einem schwindelig - die Lichter wechselten die Farbe ständig und bewegten sich hin und her.

Schwindelig wurde einem auch von der schlechten Luft in dem Raum - alle rauchten und viel Alkohol wurde schon von den betrunkenen Gästen verschüttet.

Wenn man hier nicht komplett abgefüllt war und vor Suff kaum mehr stehen konnte, dann war diese kleine Bar nichts für jemanden, der alle Tassen im Schrank hatte.

Der ohrenbetäubende Beat dröhnte Ludwig in den Ohren, als er sich auf die Suche nach seinem mit Sicherheit schrecklich betrunkenen Bruder machte.

Er war keine zwei Minuten in der Bar, als er ihn auch schon fand - vergraben unter dem dichten, langen, braunen Haar eines Mädchens, das Elizabeta ziemlich ähnlich sah und halb auf ihm lag, während er auf einer kleinen, zerschlissenen Couch saß.

Natürlich war sie es nicht. Elizabeta hatte schließlich Roderich.

Trotzdem küsste und begrapschte er das Mädchen, als ob es um Leben und Tod ginge, nur manchmal machte er ganz kurz Pause, um einen Schluck Wodka zu nehmen.
 

Ludwig brach zum tausendsten Mal das Herz.

Er hatte sich erkundigt, hatte nachgeforscht, was dieses Verhalten zu bedeuten hatte, das er schon so oft an dem Preußen beobachtet hatte. Er hatte ein gutes Beispiel gefunden: „Du mußt nur spielen, dass du selber der Geist bist, der dir begegnen könnte.“*

Gilbert hatte seine sowjetische Gefangenschaft noch lange nicht überwunden.

Und Ludwig wusste, was dies hieß...
 

Gilbert wandte sich endlich von dem Mädchen ab, dass sich schon halb entblößt hatte, in Erwartung, heute noch etwas mehr zu bekommen. Wie immer spürte Ludwigs großer Bruder seine Anwesenheit. Er grinste sein alkoholumnebeltes, verführerisches, wunderschönes Grinsen und schubste das nicht weniger betrunkene Mädchen von sich herunter, um wankend aufzustehen und unsicheren Schrittes zu seinem blonden kleinen Bruder zu gehen.

„Na endlich, West, ich habe schon auf dich gewartet!“
 

Die gleichen Worte wie immer, die er das erste Mal nach dem Fall der Mauer gesagt hatte.
 

Gilbert würde auf irgendeine Party gehen und sich nicht mit Bier, sondern mit Wodka besinnungslos trinken und mit irgendeinem Mädchen rummachen, dass entweder der Ungarin, der Weißrussin oder der Ukrainerin ähnlich sah.

Nachdem sich Ludwig stundenlang Sorgen gemacht hat, würde er sich auf den Weg machen, um seinen großen Bruder zu suchen.

Dieser würde dann, als er seinen kleinen Bruder sieht, alles stehen und liegen lassen, um...
 

„Lass uns wieder eins werden, West.“

Er warf die Wodkaflasche beiseite, um beide Hände für seinen im Gegensatz zu ihm sehr nüchternen Bruder frei zu haben.

Niemand in dem Raum störte sich an den Scherben und dem verschütteten Alkohol, hier war jeder viel zu betrunken, um überhaupt noch etwas zu realisieren. Selbst nicht, dass der platinblonde junge Mann anfing, seinen Bruder überall dort anzufassen, wo man seinen Bruder nicht anfassen sollte.

Gilberts Atem stank nach Fusel, sein Haar war noch unordentlicher als sonst, sein weißes Hemd, an dem sich sein schwarzes Eisernes Kreuz abzeichnete, war voller Flecken, und er wollte nichts anderes, als Ludwig an die Wäsche.

Und trotz Gilberts Auftretens, und obwohl er nie zeigte oder sagte, was Ludwig von ihm wollte,
 

(Ludwig, ich liebe dich)
 

hatte der große Blonde keine andere Wahl: Gefangen in der Sucht nach diesen roten Augen und dieser weißen Haut, nach starken, langen Fingern und verletzenden Küssen schnappte sich Ludwig seinen Bruder, warf ihn auf den Beifahrersitz seines Autos und fuhr viel zu schnell nach Hause, während Gilbert ihm schon das Hemd aufknöpfte, manchmal auch die Hose, und seine spinnenartigen Hände sanft über die muskulöse Brust fahren ließ.
 

Manchmal konnte Gilbert, wenn sie zu Hause angekommen waren, kaum noch laufen.

Dieses Mal schon.

Schnell eilten beide in das Schlafzimmer des Preußen, in dem Ludwig, der schon an die Prozedur gewöhnt war, alles vorbereitet hatte.

Gilbert fragte nicht, wieso. Gilbert sagte nach dem Betreten des Schlafzimmers sowieso nie etwas.

Stattdessen schubste er seinen Bruder auf das Bett, und schwankend kniete er sich, jeweils ein Bein an einer Seite des Jüngeren, über ihn.

Ludwigs Gesichtsausdruck war eine Maske von Leid und Lust; er wusste, dass er den Wahnsinn seines Bruders nicht unterstützen durfte, doch würde er dann jemals auf eine andere Weise diese Berührungen spüren dürfen? Diesen Blick auf sich beobachten dürfen, sehen dürfen, wie der Ältere sich in freudiger Erwartung
 

(mit einer Spur von Schmerz)
 

die Lippen befeuchtete, bevor sie auf das unter ihm liegende Paar trafen?

Nein, Ludwig war süchtig, viel süchtiger als sein Bruder nach Alkohol, er brauchte es, brauchte die freudige und quälende Erwartung, brauchte die Kratzer und Bisse, die ihm zugefügt wurden.

Er brauchte es, um sich einreden zu können, dass Gilbert Beilschmidt seinen kleinen Bruder Ludwig liebte. Und zwar auf die nicht sonderlich brüderliche Art.
 

Seit sein Körper erwachsen mehr oder weniger erwachsen geworden war, sah er Gilbert mit einem anderen Blick an. Nicht mehr der kindlich-bewundernde Blick folgte dem mächtigen Preußen aus hellblauen Augen, sondern ein begehrender, ein hungriger - wenn der Angeblickte es nicht merkte.
 

(Oder vielleicht doch.)
 

Und jetzt nutzte er den Schmerz und die Verarbeitungszeit seines Bruders schamlos aus und ließ sich von ihm benutzen, um seiner eigenen perversen Triebe Willen.

Jeder Schmerz, jedes Lustgefühl, jeder Tropfen Blut, Schweiß oder Speichel ließ Ludwig in seinen Grundfesten erschüttern, Scham und Lust ließen seinen Körper erzittern und nach mehr verlangen.
 

Und, oh, Gilbert gab ihm so viel er wollte. Er war wieder körperlich stark geworden, er hatte Kondition, und vor allem hatte er selbst das Verlangen.

Woraus das Verlangen resultierte, das war Ludwigs dringendste Frage.

Wenn er doch wenigstens nur ein Wort sprechen würde! Ein gehauchtes „Ludwig“, und der Deutsche könnte die Scherben seines
 

(von ihm)
 

verdorbenen Herzens endlich wieder zusammensetzen.

Warum schläfst du mit anderen Frauen?, schrie Ludwig Gilbert mental an, wenn dessen Hände zwischen seinen Oberschenkeln nach oben wanderten.

Warum lässt du dich in die Zeit zurückversetzen, in der es dir so schlecht ging?, fragte Ludwig Gilbert in Gedanken, als dieser ihm in den Hals biss, so dass er vor Lust nach Luft schnappen musste.

Liebst du mich?
 

Nach dem Akt lagen die beiden nebeneinander, ein paar Zentimeter voneinander entfernt.

Normalerweise schlief Gilbert danach sofort ein,
 

(oder tat so)
 

während Ludwig ihn noch die halbe Nacht beobachtete, ihm gelegentlich über seine Wange strich und fühlte, wie sein Herz in immer kleinere Scherben brach und brach und brach.
 

Heute nicht.

Heute blickten rote Augen zurück, als blaue deren Besitzer fixierten, und diese roten Augen waren heute gar nicht alkoholvernebelt.

Plötzlich hatte Ludwig Angst.

Angst davor, dass Gilbert endlich wahrnehmen könnte, was er für einen perversen, manipulativen und gierigen Bruder hatte.

Vielleicht würde er ihn nie wieder berühren? Vielleicht würde es nie wieder diese verbotenen, ekelhaften, zuckersüßen Nächte geben? Vielleicht...
 

Gilbert nahm Ludwigs Gesicht in beide Hände und küsste ihn zum ersten Mal.

Zum ersten Mal richtig.

Kein Gute-Nacht-Kuss von früher.

Kein gieriger, nach Alkohol und fremdem Speichel schmeckender Kuss.
 

Ein zärtlicher, leidenschaftlicher Kuss.
 

„Ich liebe dich, Ludwig.“
 

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*http://de.wikipedia.org/wiki/Identifikation_mit_dem_Aggressor



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Alhaitham
2010-11-04T16:33:00+00:00 04.11.2010 17:33
Hey you. :)

Wuhu. Toll geschrieben. Dein Schreibstil hat mir ebenfalls irgendwie gefallen - las sich auch schön flüssig. <3
Wobei es garantiert noch etwas toller geworden wäre, wenn du den 'Akt', die ganze Lemon-Szene, komplett ausgeschrieben hättest. Jedenfalls wäre es hier garantiert nicht verkehrt gewesen. :/
Nya, dennoch hast du dir ein Lob verdient. ♥

Mach weiter sou & sou.
Greetz Alhaitham
Von: abgemeldet
2010-10-31T17:46:23+00:00 31.10.2010 18:46
Wow
Ich dachte eigentlich, ich mag kein Germancest aber ich glaub ich hab meine Meinung geändert!
Die FF find ich supa^^
WEiter so!


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