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Regret is useless

Wherever you are, I always make you smile ...
von

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What do you want to see?

Es machte ihn wahnsinnig. Ja, es machte ihn wahnsinnig. Dieses Lächeln. Diese aufgesetzte Lächeln. Jeder wusste das es ihm schlecht ging. Man sah es ihm an. Auch wenn er es verstehen konnte, dass er traurig war. Das er verletzt war.

Er sah es sogar an den Liedtexten, die Taka schrieb.

So wie jetzt auch. Taka versuchte ihnen den Text, den er geschrieben hatte, ruhig vorzulesen. Er saß auf einem Stuhl vor dem Tisch, die anderen drei saßen auf dem Sofa.

Er selbst saß ganz links am Rand des Sofas. Den Kopf hatte er auf der linken Hand abgestützt und sein Blick lag an der Wand, während Taka vorlas.

Toru wollte das Gesicht des anderen nicht sehen. Zumindest jetzt nicht. Denn eigentlich mochte er das Gesicht des Älteren. Nur nicht mit diesem Ausdruck. Er wusste genau an wen der Text gerichtet war.
 


 

What do you want to believe? Still nothing can be settled

Hold on your words you say

It's no good
 

Der Text war eindeutig. Genau wie der traurige Blick, den Taka versuchte zu verbergen. Doch es gelang ihm nicht.

Torus Blick wanderte kurz zu dem Sänger. Dessen Blick war auf den Zettel in seiner Hand gerichtet. Während er vorlas, wuchs jedoch ein anderer Ausdruck in seinen Augen. Er las ruhig vor. Aber innerlich war er aufgewühlt. Das sah man deutlich. Er war wütend. Was verständlich war, bei dem was passiert war. Bei dem was Alex getan hatte. Was er der Band angetan hatte. Was er Taka angetan hatte.
 


 

There is nothing left to bleed

My heart can't take this anymore

Hey Liar, Hey Liar

What do you think of living without me?

Hey Liar, Oh yeah Liar

Is there any reason to stay here??
 

Nachdem er fertig war, blieb er still. Genau wie die anderen. Keiner sagte etwas. Sein Blick war immernoch auf den Zette, gerichtet.

Dann sah er jedoch die anderen an. „Was sagt ihr?“, fragte er und sah seine Kollegen erwartungsvoll an. Es dauerte einen Moment, bis Toru sich durchringen konnte, etwas zu sagen.

„Der Text ist gut.“ Er verschränkte die Arme. „Wirklich gut.“

Das meinte er auch ernst. Der Song war wirklich gut. Auch wenn er die Umstände, durch die er entstanden war, nicht so schön fand. Aber da konnte man nichts machen.

Taka schien sich über seine Worte zu freuen. Denn er lächelte. Es war ein ehrliches Lächeln. Wie sehr Toru dieses Lächeln doch vermisste. Lange hatte er es nicht mehr gesehen. Es war fast so, als wäre dieses Lächeln, dass er so sehr an dem Älteren mochte, mit Alex verschwunden war.
 

„Findest du wirklich?“, hakte Taka nach und Toru nickte. „Glaubst du ich würde dich anlügen?“

Jetzt verschwand das Lächeln wieder von dem Gesicht des Brünetten. Da hatte Toru wohl etwas falsches gesagt. Leicht biss er sich auf die Lippe. Hätte er mal die Klappe gehalten. Wäre wohl klüger gewesen. Doch jetzt hatte er es ausgesprochen und konnte es nichgt mehr zurück nehmen.

„Tut mir leid.“, gab der Gitarrist leise von sich. Doch Taka schüttelte leicht den Kopf. „Schon in Ordnung.“

Lügner. Toru wusste, dass es nicht in Ordnung war. Er hatte etwas gesagt, dass ihn an Alex erinnert hatte.
 

„Ich finde den Text auch gut.“, kam es dann von Tomo und Toru wurde somit aus seinen Gedanken gerissen. Der Drummer beugte sich etwas nach vorne, nahm den Zettel von Taka. Sein Blick wanderte über das Gekritzel des Sängers. Man sah Tomoya an, dass er überlegte. „Ich weiß nicht. An sich finde ich den wirklich gut. Aber das wirkt noch nicht so stimming. Du solltest ihn vielleicht etwas überarbeiten.“

Damit gab er Taka den Zettel wieder und nun schaute er noch einmal selbst über diesen. „Mh …“
 

Ryota meldete sich mittlerweile auch mal zu Wort. „Vielleicht sollten Toru und du euch zusammen

Setzen und ihn überarbeiten? Hat bis jetzt ja immer geklappt und die Texte sind super geworden. Zwei Hirne denken besser als eins.“

Breit grinsend sah er Taka an, in der Hoffnung ihn so aufzumuntern. Schien auch zu wirken.

Aber der Gedanke, dass er an diesem Text mithelfen sollte, behagte Toru nicht. Es war ja nicht so, dass er nicht gerne bei Texten half. Das war es wirklich nicht. Aber er wusste, an wen sich dieser Text richtete. Er wusste, was Taka sich mit diesem Text von der Seele geschrieben hatte. An diesem Text rumzubasteln wäre nicht in Ordnung. Das war zumindest seine Meinung.
 

Taka schien mit dieser Idee aber durchaus zufrieden zu sein. „Das ist ein guter Vorschlag!“, verkündete dieser sah den Gitarristen an. „Würdest du mir denn helfen Toru?“

Als ob er jetzt noch Nein sagen würde. Scherzkeks.

„Klar, wieso nicht?“, meinte dieser mit einem leichten Grinsen. Innerlich verfluchte er sich jedoch.

Ihn störte das aufgesetzte Lächeln von Taka und nun war er es, der hier ein falsches Grinsen zu Schau stellte. Wirklich super. Aber bei ihm schien es echt zu wirken. Denn keiner sagte etwas in der Hinsicht.

Taka faltete nur zufrieden seinen Zettel zusammen und steckte ihn in die Hosentasche. „Alles klar.“
 

Toru nickte leicht und klopfte sich kurz mit den Händen auf die Oberschenkel und stand auf, streckte sich leicht. „Dann würde ich sagen, machen wir Feierabend, mh? Was meint ihr?“ Die Proben waren gut gelaufen und sie hatten einen neuen Text. Auch wenn er überarbeitet werden musste.

Als hätten Ryota und Tomoya nur auf diese Worte gewartet, sprangen die beiden auf. „Bis Morgen!“, riefen sie im Chor und schon waren sie verschwunden.
 

Mit gehobenen Augebrauen sah Toru ihnen nach. Dann schüttelte er leicht den Kopf, hörte danach Takas Lachen. Erstaunt sah er diesen an. Anscheinend hatte er wieder gute Laune. Was ihn natürlich freute. Die ganze Zeit war Taka so niedergeschlagen gewesen. Da klang dieses Lachen für Toru wie Musik in seinen Ohren. Eigentlich klang ja jedes lachen von ihm, wie Musik in seinen Ohren. Nur würde er das niemals zugeben. Ganz sicher nicht.
 

„Wieso lachst du?“, fragte Toru und schob die Hände in die Hosentaschen. Taka brauchte einen Moment, ehe sein Lachen langsam abklang. Er wedelte kurz mit der Hand vor dem Gesicht des Gitarristen rum, um ihm klar zu machen, dass er gleicht fertig war mit lachen. Toru konnte sich ein Grinsen dabei nicht verkneifen.

Doch irgendwie nahm das Lachen des Sängers nicht ab. Abwartend stand der Jüngere neben ihm und als er den Eindruck hatte, jetzt könnte Taka wirklch fertig sein, weil er Luft holte, legte er den Kopf seitlich. „Na?“, fragte er und unerwarteter Weise bekam er sogar eine Antwort.

„Geht schon wieder.“
 

Das Taka dies nicht unbedingt glaubwürdig rüber brachte, da er immernoch wild am kichern war, verschwieg Toru einfach mal. Sonst würde er wohl gleich wieder los lachen.

Er blieb weiterhin neben dem Sänger stehen, wartete, bis auch das Kichern verstummte. Nachdem er nun wirklich fertig war, holte er einmal tief Luft. „Jetzt aber wirklich.“, bestätigte Taka noch einmal und er nickte leicht. „Alles klar. Dann lass uns gehen.“

Toru schnappte sich seine Jacke, zog sie sich über und hängte sich seine Tasche über die Schulter.

Taka sammelte in der Zeit ebenfalls seine Sachen zusammen und gemeinsam verliesen sie den Proberaum.
 

Vor dem Gebäude machten sie sich auf den Weg. Taka lief schweigend neben dem Gitarristen. Sie hatten den gleichen Weg. Deswegen bot es sich ja sehr an, gemeinsam zu gehen.

„Sag mal Toru …“, fing Taka dann nach einem Teil der Strecke an. Angesprochener sah ihn an. Doch Taka sah auf den Boden vor sich. „… hast du was von Alex gehört?“

Innerlich seufzte Toru. Wie oft hatte er diese Frage schon gehört. Man könnte meinen, er hatte sich an sie gewöhnt. Aber dem war nicht so. Jedes Mal aufs neue nagte sie an ihm. Weil er genau wusste, wie sehr Taka an Alex hing. Noch immer.

„Nein.“ Toru sah nun wieder nach vorne.

Doch der Sänger reagierte nicht weiter darauf. Anscheinend war das kurze Gespräch damit schon wieder beendet. Oder zumindest das Thema.
 

„Wann wollen wir uns zusammen setzen? Wegen dem Text?“, kam es nach einer kurzen Pause dann wieder von Taka. Einen Moment lang musste Toru überlegen, welchen Text er meinte. Bis es ihm einfiel, dass er den neuen Text meinte, den er ihnen vor erst wenigen Minuten vorgelesen hatte. Er war momentan nicht richtig bei sich.

„Ich weiß nicht. Wann du Zeit hast? Oder wann es dir recht ist?“, schlug er Taka also vor. Nun war dieser es, der überlegte. Wahrscheinlich, wann er Zeit und Lust hatte, sich an den Text zu setzen.
 

„Heute Abend?“

Leicht hoben sich Torus Augenbrauen. Das er sich so bald an den Text setzen wollte, hatte er nun nicht erwartet. Sonst schob Taka sowas immer ewig vor sich her und er selbst war es dann, der ihm hinterher rannte und ihn immer wieder drauf ansprach, wann er denn nun Zeit hatte, für den Text.

Diesmal schien das aber nicht der Fall zu sein.

„Heute Abend ist in Ordnung.“, meinte der Jüngere dann zu ihm, da er eh nichts geplant hatte. Auch wenn er sich noch immer nocht mit dem Gedanken angefreundet hatte, an diesem Text irgendwie herum zu basteln. Es war Takas Text. Takas Text an Alex.
 

Das der Ältere ihn dann so frech angrinste, bekam er im ersten Moment garnicht mit. Erst als er ihn ansprach.

„Dann bin ich dafür, dass du Einkaufen gehst.“

„Hä?“

„Na, wir wollen heute Abend schließlich was Essen und was trinken. Oder etwa nicht?“

„Ist der Gast nicht eigentlich König?“, fragte Toru dann und hob eine Augebraue.

„Nicht bei mir.“, konterte der Sänger dann grinsend.

Daraufhin musste Toru anfangen zu lachen. Taka war wirklich sehr gastfreundlich. Das musste man ihm lassen.

Aber dennoch stimmte er zu, dass er für den Abend einkaufen gehen würde.

„Was möchtest du denn haben?“, erkundigte der Gitarrist sich dann schließlich bei ihm. Doch wirklich hilfreiche Sachen, bekam er nicht gesagt.

„Du weißt doch, was ich gerne esse und trinke. Ist ja nicht das erste Mal, dass du dich Abends bei mir einquatierst.“
 

Da hatte Taka auch wieder recht. Er hatte sich schon ofts Abends mit dem Sänger bie diesem in der Wohnung getroffen. Im Grunde lief es auch immer gleich ab.

Sie aßen in Ruhe erst einmal etwas, dann setzten sie sich an den Text, oder versuchten es zumindest und danach sahen sie sich irgendwelche Filme an oder setzten sich an die Konsole. Wenn sie dann mit dem Text noch nicht fertig waren, machten sie einfach die Nacht durch, bis der Text ihrer Meinung nach perfekt war. So lief es wirklich jedes Mal ab.

Es war sozusagen schon ein Ritual geworden.
 

„Um wie viel Uhr soll ich denn bei dir sein?“, fragte Toru dann, als sie an der Straßenecke ankamen, wo sich ihre Wege immer trennten. Taka blieb stehen und sah auf sein Handy, überlegte kurz.

„Mh… Gute Frage. Wie lange wirst du brauchen?“, stellte er dann die Gegenfrage.

Toru kratzte sich leicht am Kopf. „Ich geh Heim duschen und mich umziehen und danach würde ich einkaufen gehen.“

„Alles klar, dann mach das und komm dann einfach vorbei.“, beschloss der Kleinere der beiden dann einfach und steckte sein Handy wieder weg.

Der Gitarrist nickte leicht und verabschiedete sich dann von Taka. „Bis später.“

„Jopp. Bis später“ Damit machte sich Toru auf den Heimweg.
 

Er hatte es nicht mehr all zu weit, bis zu seiner Wohnung. Es war nur noch ein kleiner Fußweg von fünf Minuten gewesen. Dennoch war er froh, als er endlich Zuhause war.

Kaum, dass er die Wohnung betreten hatte, lies er seine Tasche einfach auf den Boden fallen und zog seine Jacke aus.

Nachdem auch die Schuhe aus waren, hob er seine Tasche wieder auf und ging ins Wohnzimmer. Dort legte er die Tasche auf den Sessel und ging weiter ins Schlafzimmer. Dort suchte er sich frische Sachen heraus, verschwand dann im Badezimmer.

Die frischen Sachen legte er bei Seite und zog sich dann aus, stieg in die Dusche.
 

Das warme Wasser tat gerade wirklich gut. So konnte er sich problemlos etwas entspannen. Auch wenn er nicht wirklich angespannt war. Oder verspannt.

Er dachte nur darüber nach was in den letzten Wochen alles passiert war. Wie so oft.

Seufzend hob er den Kopf, lies sich das Wasser über das Gesicht laufen. Niemals hatte er gedacht, dass ihre Band einmal so eine Krise haben würde. Wenn man es denn Krise nennen konnte.

Obwohl. Beinahe hätten sie ihre Karriere riskiert. Wegen Alex.
 

Wenn er genauer darüber nach dachte wurde er wütend. Wieso hatte Alex auch so einen Mist bauen müssen? Leise fluchte Toru und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht.

Zwar hatte er nicht alles mitbekommen, aber das reichte ihm auch schon. Er hatte nur mitbekommen, was Taka ihm erzählt hatte. Und das Management. Alex hatte nicht mit ihnen darüber reden wollen. Ihm war das zu unangenehm, hatte er ihnen gesagt.

So ein Verhalten fand er ziemlich feige. Aber das hatte er nicht gesagt. Außerdem war Alex sein Freund. Immernoch.
 

Alex und Taka hatten sich gestritten. Über was wusste er nicht. Das hatte Taka ihm nicht gesagt. Und er selbst hatte auch nicht nach gefragt.

Auf jeden Fall ging Alex danach alleine etwas trinken. Er hatte zu tief ins Glas geschaut. Auf dem Weg nach Hause hatte er, betrunken wie er war, ein Mädchen angebaggert und konnte seine Finger wohl auch nicht bei sich behalten. Doch als das Mädchen ihn abwies und sich wohl auch gewehrt hat, sei ihm die Hand ausgerutscht. Natürlich hatte das Mädchen Anzeige erstattet.

So blieb ihnen nur zwei Möglichkeiten. Entweder Alex ging oder ONE OK ROCK würde es nicht mehr geben.

Alex hatte sich entschieden zu gehen. Er hatte ihnen gesagt, die Band wäre sein Traum gewesen und er wolle nicht Schuld dran sein, wenn diese so würdelos unterging. Sie sollten lieber alleine weiter machen, als ihn das miterleben zu lassen.
 

Die Entscheidung hatten sie so angenommen. Nach langer Diskussion. Alex hatte diese Band mitgegründet. Sie wussten nicht, ob es so richtig wäre, weiter zu machen ohne ihn. Doch Alex hatte sie überredet. So entschieden sie sich also, weiter zu machen. Auch für Alex.

Nachdem es offiziell war, dass Alex gehen würde und sie ohne ihn weiter machten, war er noch ein oder zwei mal da gewesen bei den Proben.

Der letzte Song, den sie mit Alex aufgenommen hatten, wurde gecancelt für das Album. Er wurde aus der Planung genommen und der Rest der Songs wurde umgeschrieben, für nur eine Gitarre.

Es ging alles ziemlich schnell. Da hatten das Label und das Management nicht lange gezögert und vor allem, keine Kosten und Mühen gescheut.

So wenig wie möglich sollte an die Presse gelangen. Es war auch, mehr oder weniger, gelungen.

Nun war Alex kein offizielles Mitglied mehr von ONE OK ROCK.
 

Toru drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche, schnappte sich sein Handtuch und trocknete sich ab. Er zog sich an und trocknete sich die Haare noch einmal richtig, ehe er das Bad verlies.

Er ging in die Küche und holte sich dort etwas zu Trinken aus dem Kühlschrank. Er drehte die Wasserflasche auf und trank einige Schlucke.
 

Nachdem es schriftlich festgelegt war, dass die Band nur noch aus vier Leuten bestand, hatte sich Alex nicht mehr bei ihnen blicken lassen. Er war einfach verschwunden von der Bildfläche. Nicht einmal in seiner Wohnung war er anzutreffen. Zufällig hatten sie erfahren, dass er dort schon ausgezogen war.

Keiner wusste wo er war. Das machte Taka schwer zu schaffen. Er hatte Alex das nicht verziehen mit dem Mädchen. Oh nein, dass hatte er nicht. Aber dennoch liebte er diesen Idioten nocht immer.

Er würde es nie zugeben. Aber das brauchte er auch nicht. Man sah es ihm an. Vor allem Toru sah es ihm an. Was ihm schwer zu schaffen machte.
 

Schon lange war er in ihren Sänger verliebt. Wirklich Chancen ausgerechnet hatte er sich aber nie. Denn er war es, der Alex und Taka zusammen geführt hatte und den beiden den Schubs gab, endlich den Mund aufzumachen. Denn Taka war, auch wenn man es ihm nicht ansah, schüchtern bis zum geht nicht mehr. Alex hingegen war einfach nur blind und verpeilt und hatte es einfach nicht gemerkt.

Toru hatte es nicht mehr ausgehalten, sich die ganze Zeit den Liebeskummer des Älteren anzuhören. Also hatte er einen Entschluss gefasst und die beiden verkuppelt. Was garnicht mal so schwer war. Alex ging es nämlich nicht anders als Taka. Was alles wesentlich einfacher machte.

Und vor allem hatte Toru seine Ruhe. Denn auch wenn er gerne für Taka da war, sich anzuhören, wie sehr er einen anderen liebte, wollte er sich nicht antun. Würde er nur selbst darunter leiden. Was er auch tat.
 

Doch im nachhinein litt er viel mehr darunter, zu sehen, wie glücklich Taka mit Alex war. Denn er hatte sich gewünscht, dass er es wäre, der ein Lächeln auf die Lippen des Sängers zauberte mit kleinen Worten. Nicht Alex. Aber er war selbst schuld gewesen. Deswegen sagte er auch nichts. Was hätte er auch sagen sollen?

Doch das es so ein Ende nehmen würde mit den beiden? Das hatte er nicht erwartet. Vor allem, weil rauskam, dass Alex nicht das erste mal Mädchen angeflirtet hatte. Er war auch weiter gegangen. Das hatte Taka noch mehr verletzt, als seine letzte Aktion.

Toru gab sich einen Teil der Schuld. Hätte er die beiden nicht zusammen gebracht, wäre Taka das wohl erspart geblieben. Aber nun war es passiert.
 

„Hör auf in Erinnerungen herumzulungern.“, ermahnte sich Toru nun und stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank. Er schloss diesen und sah auf die Uhr.

Wenn er noch einkaufen gehen wollte, sollte er jetzt los.

Sonst würde er viel zu spät bei Taka ankommen. Auch wenn sie keine Uhrzeit ausgemacht hatten. Aber je früher er da war, desto mehr Zeit hatten sie für den Text. Je früher er da war, desot mehr Zeit konnte er mit Taka verbringen.
 

Nachdem er seine Tasche geholt hatte, zog er Jacke und Schuhe an, schnappte seine Schlüssel und verlies die Wohung.

Unterwegs würde er sich Gedanken machen, was er kaufen würde. Doch eigentlich wusste er es ja schon. Er würde das kaufen, was er immer kaufte, wenn er zu Taka kam.

Sie aßen immer das gleiche, tranken immer das gleiche. Der Abend bei Taka lief immer gleich ab.

Es war wie ein Ritual. Ein Ritual nur für sie beide. Wenigstens etwas, dass nur er mit Taka hatte.

Hey Liar ...

Mit der Einkaufstüte stand er nun vor der Tür des Sängers und verschnaufte erst mal. Er hatte sich beeilt. Dabei war es noch nicht einmal so spät. Aber das war Toru egal.

Jetzt war er ja hier und das war das wichtigste. Japp. Doch bevor er klingelte, schaute er noch einmal in seine Einkaufstüte, kontrollierte, ob er auch wirklich alles hatte. Nicht, dass er irgendwas vergessen hatte und wieder los musste.

Doch er schien alles zu haben. Erleichtert atmete er einmal durch und klingelte dann bei Taka.

Wenige Sekunden später hörte er auch schon die Stimme des Älteren an der Gegensprechanlage. „Komm hoch.“, sagte dieser, ohne darauf zu warten, ob Toru irgendwas erwiderte.

Leicht hob der Gitarrist die Augenbrauen und drückte dann gegen die Eingangstür, als er das Surren hörte.

Wenn man genauer darüber nach dachte, war es ziemlich leichtsinnig von Taka, einfach die Tür zu öffnen, ohne sich zu vergewissern, dass es wirklich Toru war, der da vor seiner Tür stand. Aber okay. Das war die Sache des Sängers.
 

Nachdem er die Treppen hoch gegstiegen war und schließlich vor der Haustür stand, in der bereits Taka auf ihn wartete, schüttelte er leicht den Kopf.

„Woher wusstest du denn, dass ich es bin?“, fragte der Gitarrist und betrat die Wohnung, nachdem er herein gelassen wurde.

„Ich kann hellsehen!“, erklärte Taka total glaubwürdig und legte seine Zeigefinger an die Schläfen und schloss die Augen. „Ich habe in meinen Gedanken gesehen das du kommst.“

Skeptisch sah er Taka an, während er seine Jacke und die Schuhe auszog. „Bist du also unter die Hellseher gegangen, ja?“, fragte er lachend.

Empört öffnete der Ältere die Augen wieder und seufzte dann aber leise. „Nein. Ehrlich gesagt stand ich auf dem Balkon und hab zufällig gesehen das du gerade angelaufen kommst. Deswegen wusste ich, dass du es bist.“, gab er dann schließlich zu.
 

„Aber…!“, begann er dann, schloss erneut die Augen und legte die Zeigefinger wieder an die Schläfen. „Aber?“, fragte Toru und stellte seine Schuhe einigermaßen ordentlich zur Seite und nahm die Einkaufstüte wieder hoch. Taka summte leise und massierte seine Schläfen etwas.

„Ich sehe genau, was sich in deiner Einkaufstüte befindet!“, gab er total mysteriös von sich und öffnete die Augen wieder, fixierte Toru.

Dieser grinste leicht, erwiderte den Blick des anderen interessiert. „Achja? Was denn, oh waiser Taka?“

Angesprochener schloss die Augen wieder, tat so, als müsse er sich anstrengen um irgendwas zu sehen. „Ich sehe … Nudeln!“, begann er. Leicht klatschte Toru in die Hände. „Wirklich gut.“

„Warte, warte, geht ja noch weiter!“, unterbrach er Toru. „Ich sehe … Kohl! Und Karotten!“

Toru fing an zu lachen. Das verklang aber schnell wieder, als er von Taka gegen den Oberarm geschlagen wurde. „Stör meine Konzentration nicht!“, ermahnte er seinen Gitarristen.

„Vergib mir!“, bat Toru grinsend und verbeugte sich vor dem anderen. „Dir sei verziehen.“

Taka schüttelte kurz seine Arme aus, ehe er wieder seine ursprüngliche Position einnahm und die Augen schloss. „Und ich sehe Zwiebeln … Ingwer … und Garnelen!“

Jetzt öffnete er die Augen wieder, sah grinsend Toru an. „Na? Bin ich nicht gut? Natürlich bin ich gut! Na komm, sag schon, dass ich gut bin!“
 

Toru schüttelte lachend den Kopf, klopfte Taka kurz auf die Schulter. „Fast. Ingwer hab ich leider keinen bekommen.“ Das war gelogen. Er mochte keinen Ingwer und hatte ihn deswegen nicht gekauft. Er ging an Taka vorbei und brachte die Tüte in dessen Küche.

Der Sänger folgte ihm und verschränkte die Arme. „Lügner. Du hast den Ingwer absichtlich vergessen!“ Da wurde er wohl ertappt. So ein Mist aber auch. „Woher willst du das denn wissen?“, fragte Toru und packte die Sachen aus der Tüte.

„Weil du Ingwer hasst, deswegen. Außerdem ‚vergisst‘ du ihn jedes Mal. Langsam fällt’s auf.“, erklärte Taka und setzte sich an den Küchentisch, sah beim ausräumen der Tüte zu. „Aber du hast Glück, ich kann es verkraften Yakisoba auch ohne Ingwer zu essen. Genau genommen, finde ich, es macht nicht einmal einen großen Unterschied. Aber ich bin ja sowieso kein Feinschmecker.“

Toru lachte leise auf. „Da sind wir ja schon zwei. Bin ich ja auch keiner, wie du weißt.“
 

Taka griff irgendwann einfach in die Tüte und wühlte kurz in dieser. „Was hast du eigentlich zu trinken mitgebracht?“, fragte er und Toru sah den Älteren nun total schockiert an. „Du weißt das nicht, oh waiser Taka?“ Der Sänger rollte leicht mit den Augen. „Sei nicht so albern…“

Dann schloss er aber die Augen, noch immer die Hand in der Tüte. „Ich sehe … Fanta!“, verkündete er triumphierend, öffnete die Augen wieder und zog eine Flasche Fanta aus der Tüte. „Ha! Wusste ich es doch.“

Toru grinste leicht und nachdem alles aus der Tüte geräumt war, zerknüllte er diese und stopfte sie in eine Schublade in Takas Küche.

Natürlich hatte Taka gewusst, was er alles in seiner Tüte hatte. Dafür musste er kein Hellseher sein. Immerhin holte Toru immer das gleiche. Weil sie jedes Mal das selbe aßen und tranken.

Während er einen Topf aus dem Schrank holte um Wasser aufzusetzen, musste er kurz lächeln. Er musste wieder daran denken, dass es sein Ritual mit Taka war.
 

Während sie darauf warteten, dass das Wasser anfing zu kochen, saßen die beiden sich am Küchentisch gegenüber und Toru schnitt den Kohl in Streifen und Taka schnitt die Karotten in dünne Stifte.

„Heute Abend kommt ein cooler Film im Fernseh. Wollen wir uns den anschauen?“, fragte Taka nach einer Weile und schnappte sich die nächste Karotte, fing an sie in Stifte zu schneiden.

Toru sah kurz zu diesem und zuckte dann mit den Schultern. „Weiß nicht. Was für ein Film ist das denn?“, fragte er, blickte wieder auf seinen Kohl.

„Weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Aber die Vorschau sah cool aus.“, erklärte er grinsend.

Toru hob die Augenbrauen und nickte kurz. „Achso okay. Na dann schauen wir den Film.“

Wenn er scheisse war, konnten sie ja noch immer umschalten oder sich vor die Konsole setzen. Für den Text hatten sie noch die ganze Nacht Zeit.
 

Gerade als er fertig mit seinem Kohl war, kochte das Wasser und er stand auf, schmiss die Nudeln in dieses. Taka schnappte sich in der Zeit die Zwiebel und schnitt diese in kleine Würfel. Die Garnelen waren zum Glück schon geschält. So hatten sie sich eine menge Arbeit erspart.

Toru achtete auf die Nudeln, holte nebenbei eine Pfanne raus und stellte sie neben den Topf auf den Herd. Dann holte er ein Sieb raus und stellte es schonmal in das Spülbecken.

Die Nudeln dauerten nicht all zu lange. Nachdem sie fertig waren, nahm Toru den Topf und ging zum Sieb, um die Nudeln abzuschütten.

Der Topf wurde danach zur Seite gestellt und die Pfanne wurde erhitzt und Öl hineingegeben. Toru gab dann die Garnelen in die Pfanne und nach zirka zwei Minuten kamen die Zwiebeln dazu und kurz darauf die Karotten und der Kohl.
 

Taka saß weiterhin am Küchentisch und überlies Toru das Kochen. So wie immer. Er hatte den Kopf auf seine Hand gestützt und beobachtete den Jüngeren. Dieser war dabei das Gemüse und die Garnelen nicht anbrennen zu lassen, schwenkte die Pfanne hin und wieder.

„Sag mal Toru …“, begann er dann und angesprochener gab nur ein kurzen „Mh?“, von sich. „Wusstest du eigentlich, dass du total sexy aussiehst, wenn du so konzentriert am kochen bist?“

Erschrocken sah Toru zu Taka, als er das hörte. Dann fluchte er aber leise und hielt sich die Hand. „Scheisse…!“

Der Sänger war nun ebenfalls erschrocken und sprang von seinem Stuhl auf, ging zu seinem Kumpel. „Oh Gott Toru! Alles okay?“, fragte er und griff nach dessen Hand. Ihm war etwas Öl auf die Hand gespritzt, als er die Pfanne geschwänkt hatte. Durch Takas Kommentar hatte er nicht darauf geachtet, wie stark er die Pfanne schwenkte.

Der Ältere zog ihn zum Spülbecken und drehte kaltes Wasser auf und hielt die Hand des Größeren darunter. „Geht’s?“, fragte er besorgt und Toru nickte nur leicht. „Ja ja, geht schon. Meine Hand ist ja noch dran.“, versuchte er zu scherzen.
 

Nachdem die Hand genug gekühlt war, wirdmete sich Toru schnell wieder seiner Pfanne, damit ihm bloß nichts verbrannte. „Aber wie kommst du denn jetzt auf sowas?“, fragte er dennoch interessiert. Das Taka ihn mal als ‚sexy‘ bezeichnen würde, hatte er nicht gedacht.

Der Sänger lehnte sich an die Spüle und zuckte leicht mit den Schultern. „Weiß nicht. Das kam mir eben so in den Sinn. Und ich versteh einfach nicht, dass du keine Freundin hast. Du siehst gut aus, kannst kochen und du hälst deine Wohnung ordentlich. Ein Traum jeder Frau!“

Daraufhin konnte Toru nur ein trockenes Lachen von sich geben, griff an Taka vorbei nach dem Sieb mit den Nudeln und gab sie in die Pfanne.

„Blöd nur, wenn einen Frauen so gut wie garnicht interessieren.“, erklärte Toru und reichte Taka das Sieb, welcher dieses wieder in die Spüle stellte. „Na und? Männer sind davon auch nicht gerade weniger beeindruckt.“, widersprach Taka sofort. Das Toru ebenfalls auch auf Männer stand, wusste er schon lange. Nur hatte er Toru noch nie mit einem Mann gesehen. Er wusste, dass der Gitarrist mal einen Freund hatte. Aber das war schon eine Weile her.
 

Toru verrührte die Nudeln mit dem Rest und seufzte leise. „Wenn es dich so stört, dass ich alleine bin, kannst du ja eine Anzeige für mich aufgeben. ‚Einsamer, gutaussehender Gitarrist, der kochen kann und ordentlich ist sucht sie oder ihn fürs Leben.‘ oder sowas.“, schlug er dann grinsend vor und Taka schnaubte daraufhin nur kurz. „Idiot.“

Dann holte der Sänger aber schon mal zwei Teller aus dem Schrank und kam zu Toru. „Sowas würde ich nie machen.“ Er hielt ihm den ersten Teller hin. Toru gab eine Portion auf den Teller und sah den Älteren mit gehobenen Augenbrauen an. „Wieso würdest du das nicht machen?“

Taka stellte den vollen Teller vor sich und hielt nun den anderen Teller hin. „Weil du dann wahrscheinlich nicht mehr für mich kochen würdest, sondern nur noch für deinen Schatz. Fänd ich nicht so toll.“, grinste er Toru an, der kurz etwas brauchte, ehe er anfing zu lachen. „Und mich Idiot nennen.“
 

Mit den vollen Tellern, Stäbchen und Gläsern und der Flasche Fanta machten sich die beiden im Wohnzimmer auf dem Sofa breit und legten die Füße auf den Tisch. Manieren waren hier nicht all zu groß geschrieben. Taka schaltete den Fernseher ein und zappte zu dem Sender, auf dem sein ach so toller Film laufen sollte. Nun war Toru ja mal gespannt.

Der Film lief an und sah auch ziemlich viel versprechend aus. Das musste er zugeben. Aber viele Filme sahen am Anfang gut aus und stellten sich als total schlecht heraus. Also freute er sich lieber nicht zu früh.

„Dann lass es dir mal schmecken.“, meinte Toru und stocherte kurz in seinen Nudeln rum, ehe er welche mit den Stäbchen nahm und pustete. „Lass ich mir doch immer.“, lachte Taka und begann dann zu Essen.

Und wie er erwartet hatte, hatte sich der tolle Film als totale Niete herrausgestellt und sie schalteten durch die Programme und sahen sich etwas anderes an.

Währenddessen aßen sie in aller Ruhe.
 

Das Spülen hatten sie auf Morgen verschoben. Denn auch wenn Toru eigentlich sehr ordentlich war, hatte er keine Lust, direkt nach dem Essen zu spülen. Also würde er das erst Morgen machen. Das dreckige Geschirr würde ihm schon nicht davon laufen. Da war er sich ziemlich sicher.

Stattdessen stellte der Gitarrist die Teller einfach in die Spüle und machte es sich im Wohnzimmer wieder bequem.

Während Toru die Teller weggebracht hatte, hatte Taka einen Block und einen Stift geholt. Nun saßen sie gemeinsam auf dem Sofa, erneut die Füße auf dem Tisch und Taka hatte den Block auf seinem Schoß liegen, spielte mit dem Stift herum.

Anscheinend wollte er unbedingt an diesem Text arbeiten. Sonst hatten sie nach dem Essen noch Fernseh geschaut oder waren zur Konsole umgestiegen. Taka schien ja außerordentlich motiviert zu sein. Eigentlich ziemlich löblich.
 

Taka holte den Text hervor, faltete den Zettel auseinander und nun konnte auch er das gekritzel des Älteren sehen. Er hatte vieles durchgestrichen, dann noch unleserlicher was anderes darüber geschrieben oder daneben.

Anscheinend hatte er selbst ewig gebraucht um die erste Version des Textes fertig zu stellen.

„Also? Irgendeine Idee?“, fragte Taka. Toru starrte noch immer auf den Zettel.

Er fragte sich, wie sich der Sänger gefühlt hatte, als er diesen Text geschrieben hatte. Wahrscheinlich war er wütend gewesen. Oder? Vielleicht war er auch enttäuscht? Oder traurig? Frustriert?

Wahrscheinlich alles auf einmal. Zumindest konnte er sich das ziemlich gut vorstellen. So würde er sich zumindest in Takas Lage fühlen.
 

Erneut wurde er von dem Sänger angesprochen. „Hey… Toru! Hast du eine Idee, oder nicht?“

Nun wurde er aus seinen Gedanken gerissen und er nahm den Zettel kurz an sich. „Mh … ich finde, du könntest ruhig etwas mehr japanisch reinnehmen. Oder was meinst du?“

Sein Blick ruhte auf Taka, der aber auf den Zettel sah, sich die Idee durch den Kopf gehen lies.

„Meinst du?“, fragte er nach, immernoch auf den Zettel blickend. Toru nickte leicht. „Japp. Meine ich.“

Auch wenn Taka wirklich super Englisch sprach und vor allem super verständlich sang, fand er es schöner, ihn Japanisch singen zu hören.

Taka hatte eine so schöne Stimme. Sie hatte so einen ganz besonderen Klang. Er konnte es einfach nicht beschreiben. Aber sie bereitete ihm jedes Mal eine Gänsehaut, wenn er sie hörte.
 

„Hast du eigentlich auch schon eine Melodie im Kopf?“, fragte Toru dann, während er seinen Blick wieder auf den Zettel richtete, sich den Text ansah. Taka nickte leicht. „Ja hab ich.“

Das war nun wirklich überraschend. Meistens mussten Toru oder die anderen zwei sich eine Melodie aus den Fingern saugen. Doch Taka hatte sich anscheinend richtig viel Arbeit gemacht mit diesem Text.

Was aber eigentlich auch kein Wunder war. Es war die Abrechnung mit Alex könnte man sagen.

„Na dann lass mal hören.“, meinte Toru doch Taka schüttelte den Kopf. „Nein. Lass uns erst den Text übersetzen. Oder zumindest Stellen, die wir gut finden.“

Leicht nickte der Gitarrist. „Okay.“

Damit machten sie sich an die Arbeit und saßen knapp zwei Stunden an dem Text. Doch sie sorgten dafür, dass sie beide zufrieden damit waren. Durchaus zufrieden. Vor allem Toru. Denn eigentlich hatte er nicht viel am Text verändert. Zumindest nichts am Ausdruck. Wenn dort was geändert wurde, kam es von Taka aus.
 

Der Sänger schrieb den fertigen Text nun noch einmal ordentlich auf und Toru saß schweigend neben ihm und wartete.

„Passt deine Melodie denn noch zu dem Text? Also kannst du das so denn noch singen?“, fragte der Jüngere und Taka hob nur eine Hand, um ihm zu sagen, er solle noch einen Moment warten und schrieb weiter. Dann, als er fertig war, legte er den Stift bei Seite. „Ich weiß es nicht.“, gab er ehrlich als Antwort. Er nahm den Text in die Hand und schien ihn im Kopf durchzugehen mit der Melodie. Denn seine Lippen bewegten sich minimal und Toru konnte den Blick nicht von ihnen lassen.

Wie oft hatte er sich schon vorgestellt, diese Lippen zu küssen? Er fragte sich, wie es sich anfühlte, sie zu berühren. Sie waren sicherlich weich und hatte eine angenehme Wärme.

Bei der Vorstellung, wurde sein Mund ganz trocken. Doch dann wurde er von Taka abgelenkt, der ihn ansah. „Melodie passt noch ganz gut, denke ich.“
 

Toru nickte nur leicht. Er traute sich nicht, irgendwas zu sagen. Am Ende versagte seine Stimme noch.

„Soll ich es dir mal vorsingen?“, fragte Taka dann und erneut nickte Toru nur leicht. Nun war er wirklich gespannt, wie sich der Song anhörte. Denn er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie er für Taka klang. Das wusste nur der Sänger alleine.

Er blieb einen Moment noch still, schien sich zu konzentrieren. Dann aber begann er zu singen.
 


 

What do you want from me? Just let me breathe a little

What do you want to see? Me ni mieru mono?

What do you want to believe? Still nothing can be settled

Hold on to your words you say it's no good …
 

Toru schloss die Augen und genoss den Moment einfach. Die Stimme des Älteren sorgte, so wie immer eigentlich, für eine Gänsehaut bei ihm. Taka sang weiter und er stellte sich vor, dass Taka nur für ihn singen würde. Doch diese Vorstellung zerplatzte jedoch schnell, wie eine Seifenblase. Denn es war Alex‘ Text. Taka hatte diesen Text für Alex geschrieben… allein für Alex…

Egal, welche Nachricht der Text überbringen sollte, es war ein Text, der nur für Alex bestimmt war. Von Taka.

Bei dem Gedanken musste er leicht Schlucken. In seiner Brust bekam er ein ganz seltsames Gefühl. Er konnte es nicht beschreiben. Aber es war ein unangenehmes Gefühl.
 


 

Hey Liar, hey Liar

Are mo kore mo uso ja mou

I'm tired, so tired

What do you think of living without me?
 

In diesem Text steckten alle Gefühle des Sänger, die er für Alex‘ hatte, noch immer. Egal, wie wütend er vielleicht klang in dem Song… im Grunde vermisste er den anderen Gitarristen. Ohja, Taka vermisste Alex.

Erst fiel Toru auch auf, dass Taka wohl einen Klos im Hals hatte. Denn seine Stimme klang brüchig. Das machte es für Toru nicht gerade einfacher.

Leicht bis er sich auf die Unterlippe, lies den Kopf hängen und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab, hörte Taka weiter zu.
 


 

Hey Liar, hey Liar

What do you think of living without me?

Nee liar, oh yeah liar

Todomaru koto wa muimi??
 

Was er über ein Leben ohne Taka hielt? Nichts. Ein Leben ohne ihn, konnte er sich nicht vorstellen und wenn er nur als ein guter Freund neben ihm durch das Leben ging. Das reichte ihm. Hauptsache er gehörte zu dem Leben des anderen. Hauptsache Taka gehörte zu seinem Leben.

Doch auch diese Frage war nicht an ihn gerichtet. Nein. Die Frage war an Alex gerichtet.

Dessen Antwort war aber anscheinend mehr als deutlich. Er war abgehauen. Ohne etwas zu sagen. Ohne sich zu verabschieden. Ohne sie, vor allem Taka, wissen zu lassen, wo er war. Alex hatte wohl kein Problem, mit einem Leben ohne Taka.

Was Toru nur dafür geben würde, Alex‘ Platz in Takas Leben einzunehmen. Alex‘ Platz in seinem Herzen. Alex war seiner Meinung nach ein Idiot, dass er das alles einfach so riskiert hatte. Das er Taka so hintergangen hatte. Was für ein Idiot Alex doch war, dass er Taka verlassen hatte.
 

Leicht ballte Toru seine Hände zu Fäusten, hielt die Augen weiterhin geschlossen. Das Taka mittlerweile aufgehört hatte zu singen, hatte er garnicht mitbekommen. Die Stimme des Älteren klang noch immer in seinen Ohren. Er war gerade so aufgebracht und wütend, dass er sein Umfeld nicht wirklich wahr nahm.

Erst als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, kam er wieder in die Gegenwart zurück.

„Alles in Ordnung?“, fragte Taka besorgt und sah Toru an. Toru sah genau, dass Taka kurz davor gewesen war zu weinen. Immerhin hatte er ja eben die brüchige Stimme des Sängers gehört.

Leicht nickte der Gitarrist. „Ja, alles in Ordnung. Ich bin.. nur müde..“, log er und seufzte leise. Wenigstens etwas, dass von Takas Text auf ihn zutraf.
 

Hey Liar, hey Liar …

Hold on your words you say

Als Toru am nächsten Morgen wach wurde, seufzte er leise auf, öffnete schwerfällig die Augen. Es war viel zu hell. Wer hatte bloß der Sonne erlaubt so früh aufzugehen?

Mit einem leisen Grummeln drehte er sich auf den Bauch und drückte das Gesicht in das Kissen, zog die Decke über den Kopf. Neben sich hörte er ein leises Lachen.

Blitzschnell hob er den Kopf und zog die Decke von diesem und sah, wie Taka ihn breit angrinste.

Der schien schon eine Weile wach zu sein. Denn wirklich müde sah der nicht mehr aus.

Was er bloß dafür geben würde, jeden Morgen neben dem Älteren aufzuwachen. Aber das würde wohl nie passieren. Eigentlich war er ja kein Pessimist… aber bei der Sache war es was anderes.
 

„Da hat jemand aber gute Laune.“, wünschte der Sänger ihm einen guten Morgen. Doch Toru lies nur erneut ein leises Grummeln von sich hören und zog die Decke wieder über den Kopf. Er war noch immer so verdammt müde. Diese Nacht hatte er so gut wie kein Auge zu getan. So sehr er es auch versucht hatte. Es wollte nicht klappen. Dabei war er verdammt müde gewesen. In seinem Kopf schwirrte aber zu viel rum, als das er hätte schlafen könnte.

Vor allem nachdem er ‚Liar‘ gehört hatte am vorherigen Abend. Er hatte sich total zum Idioten gemacht. Aber er konnte einfach nicht anders. Jetzt musste er einfach nur hoffen, dass Taka nichts gemerkt hatte und ihm abgekauft hatte, das er einfach nur müde war.
 

Doch er konnte nichts für seine Reaktion. Taka hatte so viel Gefühl in diesem Song. Und all diese Gefühle, die in diesem Song steckten, waren für Alex. Nicht für ihn. Das war deprimierend. Sehr deprimierend. Toru würde so gut wie alles für Taka machen. Doch dieser trauerte lieber noch Alex hinterher, der ihn betrogen hatte. Mehr als einmal. Seufzend drehte Toru sich auf den Rücken, blieb jedoch weiterhin unter der Decke.

Sowas hätte er niemals getan. Er hätte einiges anders getan als Alex. Doch das war eigentlich egal.

Denn er würde sowieso niemals die Gelegenheit dazu bekommen, dies dem Älteren zu zeigen.
 

Toru spürte, wie die Matratze sich neben ihn bewegte und schlüpfte mit dem Kopf unter der Decke hervor. Er sah gerade, wie Taka die Beine aus dem Bett schwang und aufstand, sich leicht streckte. Leicht zog der Gitarrist die Decke weiter in sein Gesicht und über die Nase, das gerade seine Augen unter der Decke hervor kamen und er etwas sehen konnte. Auch wenn es wohl nicht viel zu sehen gab.

Taka hatte eine blaue Shorts an und ein weißes T-Shirt. Nicht gerade spektakulär. Doch Toru mochte diesen Anblick irgendwie. Wieso, konnte er sich einfach nicht erklären.
 

Der Sänger drehte sich zu ihm und grinste erneut. „Na komm Schlafmütze. Lass uns was frühstücken, mh?“, schlug er vor und verschränkte die Arme. Doch Toru schüttelte leicht den Kopf.

Verwirrt sah Taka ihn an und hob die Augenbrauen. „Wieso denn nicht?“ Toru nuschelte irgendwas unverständliches in die Decke und schloss die Augen wieder.

Nun schüttelte der Sänger den Kopf. „Was hast du gesagt?“, fragte er nach und Toru seufzte hörbar laut. Dann nuschelte er erneut in seine Decke. Diesmal konnte Taka es aber gerade so mit Mühe und Not verstehen, dass es „Ich bin noch müde …“ heißen sollte.

„Und sowas schimpft sich Leader… Ts…“, gab er mit einem leisen Gähnen von sich. „Ach halt die Klappe Taka..“, kam es unter der Decke hervor und Taka sah zu dieser.
 

Seine linke Augenbraue zuckte gefährlich und er lies die Finger knacken. „Was hast du gesagt?“, fragte er bedrohlich ruhig nach. „Du sollst die Klappe halten.“, kam es erneut unter der Decke hervor, die sich Toru wieder komplett über den Kopf gezogen hatte.

Das war ein Fehler gewesen. Denn schon war Taka mit einem gewaltigen Sprung wieder im Bett und lag nun mehr oder weniger auf dem Knäul aus Decke und Toru. Dieser gab einen genervten Ton von sich und versuchte den Sänger von sich zu schieben. Jedoch ohne Erfolg. Dieser hatte sich an ihn geklammert und wartete, bis Toru aufhörte sich zu wehren. „Na los du Faulpelz! Raus aus dem Bett! Oder ich muss die weh tun. Das willst du doch nicht, oder?“
 

Toru zog sich die Decke vom Kopf und musterte den Älteren skeptisch. Dann fing er an zu lachen. „Du willst mir weh tun? Guter Witz!“

Das lies Taka nicht auf sich sitzen. Nur weil er ein wenig kleiner als der Gitarrist war, hieß das nicht, das er weniger Kraft hatte. Außerdem kam es ja auch nicht auf die Größe, sondern auf die Technik an! Und Taka hatte schon seine Techniken.

„Wart’s nur ab!“, grummelte dieser und griff dann nach Torus Wangen und kniff in diese und zwar alles andere als sanft.

Sofort fing der Leader an zu jammern und griff nach Takas Handgelenken, versuchte die Hände weg zu ziehen. Doch Taka hatte sich fest gekniffen und dachte nicht mal daran los zu lassen.

„Takaaaa~ lass looos!“, bat er und ein gemeines Grinsen legte sich auf Takas Lippen „Ich kann dir also nicht weh tun, was?“ Er war schon gemein. Das wusste er. Doch Toru hatte es nun mal nicht anders verdient. „Ich hab es ja kapiert Taka! Jetzt lass bitte los! Ich mach auch alles was du willst! Versprochen!“
 

Da wurde der Sänger hellhörig, lockerte das Kneifen etwas. „Achja? Wirklich alles?“, fragte er und Toru nickte leicht. „Ja. Hab ich doch gesagt!“

Damit lies der Ältere nun endlich die Wangen von Toru los und dieser rieb sich leicht mit den Händen darüber. Taka war wirklich nicht gerade sanft gewesen.

Taka ging von Toru runter und legte sich neben ihn, zog die Decke über sich. „Dann bring mir das Frühstück ans Bett du Faulpelz.“, forderte der Kleinere und Toru hob die Augenbrauen. Das war alles? Er hatte jetzt sonst was für schreckliche Aufgaben erwartet. Wie zum Beispiel seine komplette Bude putzen in so einem Hausmädchen-Kleidchen oder so etwas in der Art. Aber damit war er durchaus zufrieden.

Seufzend stand er auf und tappte in die Küche seines ‚Gastgebers‘. Dort machte er ihm ein Brötchen und hatte nebenbei Kaffe aufgestellt. Dann schmierte er sich selbst noch eins.

Mit seinem eigenen Brötchen im Mund, Takas Brötchen in der einen Hand und den beiden Kaffeetassen in der anderen machte er sich zurück in das Schlafzimmer.
 

Die Tassen stellte er bei Taka auf den Nachttisch und drückte ihm sein Brötchen in die Hand. „Da du Sklaventreiber.“

Taka sah verwirrt das Brötchen an und dann schob er schmollend die Unterlippe vor „Das hätte ich auch selbst noch hinbekommen.“, meckerte er, nahm dann aber eine der Kaffeetassen und trank einen Schluck. „Hättest du ruhig mit mehr Liebe machen können.“

Daraufhin konnte Toru nur leicht mit den Augen rollen. „Unter anderen Umständen hätte ich das vielleicht gemacht. Aber nicht, wenn ich auf so eine brutale Art und Weise dazu getrieben werde.“

Grinsend sah Taka zu dem Gitarristen. „Och wieso denn? Ich finde die roten Wangen stehen dir.“

Nun war es Toru, der verwirrt aussah. „Bitte?“ Taka fing an zu lachen. „Na schau dich mal im Spiegel Toru!“
 

Sofort ging der Gitarrist in das Badezimmer des Sängers und sah dort in den Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Was er da sah, war nicht gerade toll. Seine Wangen waren rot gefärbt durch Takas Kneiferei. Wenn man es nicht wüsste, würde man denken er würde sich schämen. Oder er hätte sich schlecht geschminkt.

„Dieser Idiot …“, grummelte er leise und drehte das kalte Wasser auf, lies es über seine Hände laufen und legte diese dann an die Wangen und kühlte sie so ein bisschen. Das wiederholte er drei Mal, bis er Takas Stimme neben sich hörte. Toru drehte den Kopf nach rechts und sah zu Taka, der mit verschränkten Armen am Türrahmen stand. „Sorry. War wohl doch etwas fest, hu?“, fragte der Sänger und ging dann zu dem Jüngeren.

Er legte eine Hand an dessen Kinnd und drehte so Torus Kopf leicht, begutachtete, was er angerichtet hatte. „Wird schon wieder weg gehen.“, meinte er dann die Ruhe selbst, lies Toru wieder los.
 

Der bekam das alles aber gar nicht so richtig mit. Man konnte sagen, Toru war grad in seiner eigenen kleinen Welt. Denn das war eben so eine ‚Klischee-Situation‘. In jeder schlechten Fanfiction wäre es wohl jetzt zum Kuss gekommen.

Nein, Toru las keine Fanfiction. Er hatte nur ein oder zwei Mal überflogen, die Tomoya ihm gezeigt hatte, weil er sie so lustig fand.

Er musste zugeben, in der Fanficiton, die Tomoya ihm gezeigt hatte waren wirklich witzige Stellen gewesen. Aber es hatte ihn mehr gewundert, dass ihr Drummer sowas las. Das hatte er aber auch nicht hinterfragt. Würde er auch niemals machen.
 

Doch wenn er sich das so durch den Kopf gehen lies, war das schon sehr verlockend. Er konnte sich diese Situation so gut in Gedanken vorstellen. Das er dabei ziemlich dämlich aussehen würde ignorierte er dabei einfach gekonnt. Er dachte sich seine roten Wangen einfach weg.

Aber in seinen Gedanken konnte er genau sehen, wie Taka und er sich gegenüber standen. Wie Taka nach seinem Kinn griff. Langsam kam der Sänger ihm immer näher, überbrückte auch die letzten Zentimeter zwischen ihnen. Toru schloss seine Augen, erwartete sehnsüchtig die Lippen des anderen und dann …
 

„Toruuu~ Weilst du noch unter uns?“, riss ihn dann die Stimme des Sängers aus seinen Fangirlie-Gedanken, die getränkt von rosa Glitzer und Herzchen waren.

Verwirrt blickte der Gitarrist ihn an. „Hä? Was ist?“

Taka sah ihn an und hob leicht eine Augenbraue. „Du hast eben ziemlich abwesend gewirkt. Alles okay?“ Oh. Das war jetzt peinlich. Er konnte Taka ja schlecht sagen, was dafür gesorgt hatte, dass er so abwesend gewirkt hatte.
 

„J-ja, alles okay.“, meinte Toru und nickte leicht. „Ich bin noch nicht ganz wach…“, meinte er verlegen und kratzte sich leicht am Kopf. Taka musterte ihn eine Weile, zuckte dann aber mit den Schultern. „Na dann trink deinen Kaffee aus. Dann wirst du sicher wach.“, schlug der Ältere dann schließlich vor und erneut nickte Toru, verlies dann zusammen mit Taka das Bad. Im Schlafzimmer nahm er seine Kaffee-Tasse und trank diese fast komplett aus.

Taka ging an seinen Schrank und holte sich frische Sachen raus. Toru hingegen nahm einfach seine Jeans, die er neben dem Bett auf dem Boden liegen hatte und schlüpfte in diese.
 

Mit den frischen Sachen verschwand Taka wieder im Bad und kurz sah er diesem nach. Als er alleine im Schlafzimmer war, lies er sich seufzend auf das Bett sinken und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Jetzt ging es ja durch mit ihm, dass er schon so lächerliche Fantasien entwickelte. Vor allem in Takas Gegenwart. Es war ja nicht so, dass er sich noch nie vorgestellt hatte, wie es wohl war, den Sänger zu küssen und im Arm zu halten. Das war schon öffter vorgekommen.

Aber noch nie wenn dieser neben ihm stand. „Toru… langsam drehst du durch.“, murmelte leise und griff wieder nach seinem Kaffee, trank auch den letzten Rest.
 

Nachdem Taka fertig aus dem Bad kam, trank auch dieser seinen Kaffee aus und brachte ihre Tassen in die Küche. Toru aß schnell sein Brötchen fertig und ging zusammen mit dem Sänger in den Flur, wo er seine Schuhe und die Jacke anzog, genau wie Taka.

„Hast du den Songtext eingesteckt?“, fragte Toru, bevor sie sich auf den Weg machten und Angesprochener nickte nur leicht.

Dann schnappte er sich seine schlüssel, verlies zusammen mit dem Gitarristen die Wohnung und schloss sie ab.
 

Während dem Weg zum Proberaum redeten die beiden nicht unbedingt viel. Toru hatte gerade so einen durch müdigkeit bedingten Tiefpunkt und war froh, wenn er nicht im Laufen einschlief.

Das kannte Taka von ihm. Deswegen lies er den Gitarristen einfach mal. Irgendwann würde er schon wach werden. Auch wenn es wohl etwas dauern würde. Doch spätestens wenn sie im Proberaum saßen, würde es schon gehen. So war es immer. Toru war eben nicht von der schnellen Sorte. Auch wenn man es ihm nicht unbedingt ansah.
 

Irgendwann hatten sie dann den Proberaum erreicht. Taka öffnete die Eingangstür des Gebäudes und ging vorraus in den Flur und zum Proberaum. Toru folgte ihm brav und gähnte leise.

Als sie am Proberaum ankamen, öffnete auch hier Taka die Tür und Toru hatte eigentlich damit gerechnet, dass er direkt rein ging. Doch dem war nicht so. Denn er lief gegen den Älteren, sah verwirrt auf dessen Hinterkopf.

„Was ist los? Wieso gehst du nicht … rein?“ Als er den Blick in den Raum schweifen lies, entdeckte er den Grund. Auf dem Sofa saß doch tatsächlich Alex. Erst hatte Toru geglaubt er hätte sich versehen. Doch da saß er wirklich. Da war Alex.
 

Leicht biss er sich auf die Unterlippe, sah wieder zu Taka. Doch der rührte sich kein bisschen, sondern starrte seinen Ex-Freund nur an.

Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis dieser seine Stimme wieder fand. „Was machst du denn hier?“, fragte er leise, versuchte ruhig zu klingen.

Alex stand langsam auf und ging zu dem Sänger rüber. „Ich wollte mich nur entschuldigen.“, erklärte er und blieb vor dem Sänger stehen. Dieser konnte nur ein leises Lachen von sich geben. „Dich entschuldigen? Kommt etwas spät, oder?“
 

Seit der ganzen Sache waren schon Wochen vergangen. Natürlich hatten sie geredet. Doch nicht einmal hatte sich Alex dafür entschuldigt und jetzt kam er plötzlich damit an.

Toru kam sich gerade etwas fehl am Platz vor. Aber das kam wohl nicht nur ihm so vor. Ein Blick zu Tomoya und Ryota lies ihn wissen, dass es auch ihnen unangenehm war, dass Gespräch mit anzuhören. Doch Taka schien das nicht zu stören. Genauso wenig wie Alex. Der schien sich Momentan nur auf Taka zu konzentrieren. Er hatte ja nicht einmal Toru begrüßt.

„Taka bitte. Hör mir doch zu…“, bat der ehemalige Gitarrist und Taka schüttelte sofort den Kopf. „Sorry. Aber ich will es mir nicht anhören, was du mir zu sagen hast Alexander.“
 

Oh, jetzt wird es aber förmlich…‘, ging es Toru durch den Kopf, als er das hörte. Doch Alex schien das gekonnt zu ignorieren. „Jetzt stell dich doch nicht so an Taka!“

Der Sänger lies nun endlich den Türgriff los und ging einen Schritt auf Alex zu, sah ihn finster an. „Ich soll mich nicht so anstellen, ja? Ich habe allen Grund mich so anzustellen!“, gab er aufgebracht von sich, schien wohl nicht zu merken, wie er immer lauter wurde. „Du hast mich verdammt nochmal hintergangen Alex! Du hast mich belogen! Du hast mich für dumm verkauft und hast gedacht, du kommst damit durch? Ich glaube du-“ Weiter kam er nicht.
 

Alex drückte den Kleineren fest an sich und Toru sah sofort weg. Das wollte er sich nicht ansehen. Er starrte auf den Boden neben sich, ballte die Hände zu Fäusten.

Taka stand total überrumpelt da, den Blick irgendwo hingerichtet. Er schien das gerade noch nicht realisiert zu haben.

„Verdammt … Taka … es tut mir doch leid …“, gab Alex leise von sich, weigerte sich Taka los zu lassen. „ich bereue was ich getan habe. Wirklich…“

Bei diesen Worten kniff der Sänger die Augen leicht zusammen. „Deine Reue kannst du dir sonst wohin stecken. Die nützt mir jetzt auch nichts mehr.“

Taka versuchte sich aus der Umarmung zu lösen, doch Alex lies ihn nicht gehen. „Lass mich los Alex.“, bat Taka und drückte mit den Händen gegen den Oberkörper des Größeren.
 

Doch noch immer weigerte er sich, den Sänger gehen zu lassen. Taka rang um Fassung, was ihm schwer fiel. „Ich kann ja verstehen, dass du sauer bist Taka…“

Taka fing an zu zittern. Die Wut stieg in ihm. Was erwartete Alex denn von ihm? Das er sich entschuldigte und alles war wieder in Ordnung?

„Jetzt lass mich gefälligst los!“, schrie er und befreite sich nun mit aller Kraft aus der Umarmung, sah den anderen wütend an. „Du hast scheisse gebaut! Jetzt komm damit auch klar!“

Damit drehte er sich um und verlies den Proberaum, rannte dabei beinahe Toru über den Haufen, der dem Sänger hinterher sah. „Taka!“

Doch dieser ignorierte sein Rufen und verschwand.
 

Sein Blick wanderte nun zu seinem ehemaligen Kollegen, der aussah wie ein getretener Hund. Eigentich sollte Alex ihm leid tun. Doch das tat er nicht. Ryota und Tomoya sahen ebenfalls zu Alex, dann zu Toru. Alle drei wusste nich, was sie tun oder sagen sollten.

„ich geh nach ihm sehen …“, meinte Toru leise und sah nochmal kurz zu Alex, ehe er Taka folgte.

Ihn einzuholen war garnicht mal so einfach. Denn der rannte, als würde sein Leben davon abhängen. Doch irgendwan wurde er langsamer und Toru kam schwer atmend neben ihm zu stehen. „Taka? Alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig.

Der Kleinere sah ihn an und als sich ihre Blicke trafen, zog sich Toru Herz krampfhaft zusammen. Denn Taka weinte, sah ihn wütend an. „Was fällt diesem Arsch ein? Hier einfach so aufzutauchen und sich zu entschuldigen?“, fragte er aufgebracht.
 

Toru schwieg, was nicht nur daran lag, dass er immernoch nach Luft rang. Er wusste einfach nicht, was er darauf antworten sollte. Er wusste es ja selbst nicht, was Alex sich dabei gedacht hatte.

Taka blckte vor sich auf den Boden, trat kraftvoll gegen einen kleinen Stein, der vor ihm lag. „Ach scheisse.“, fluchte er und vergrub das Gesicht in den Händen.

In dem Gitarristen wuchs die Hilflosigkeit. Zu gerne würde er Taka helfen doch er wusste nicht wie.

Er ging einen Schritt auf ihn zu und nahm ihn vorsichtig in die Arme. Taka legte die Arme um ihn und klammerte sich an den Jüngeren.

„Können wir die Proben Heute nicht ausfallen lassen?“, bat der Sänger leise und Toru nickte sofort. „Klar. Kein Problem…“

Jetzt war sicher nicht mehr daran zu denken zu Proben. Dafür hätte Taka wohl nie im Leben die Nerven.
 

„Soll ich dich nach Hause bringen?“, fragte er dann, aber Taka schüttelte leicht den Kopf. „Nein geht schon. Ich geh alleine nach Hause.“

Sie lösten die Umarmung wieder und Toru musterte Taka besorgt. Der schien das zu merken. „Es geht wirklich. Keine Sorge.“ Toru nickte leicht. „Okay. Schreib mir trotzdem oder ruf kurz an, wenn du Zuhause bist, okay?“ Taka lächelte leicht als er das hörte. „Ja, mach ich Mama. Versprochen. Danke nochmal, dass du die Proben ausfallen lässt.“ Der Leader machte eine abwinkende Handbewegung. „Schon okay.“

Taka verabschiedete sich dann von ihm und ging nach Hause. Toru blieb noch eine Weile stehen und sah ihm nach, bis er außer Sichtweite war.
 

Seufzend fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Wahrscheinlich hatte keiner damit gerechnet. Alex war so plötzlich hier aufgetaucht, wie er verschwunden war.

Als er daran dachte, wie Alex Taka in den Arm genommen hatte, biss er sich leicht auf die Unterlippe. Zwar hatte er es schon oft gesehen wie die beiden sich umarmten und soagr geküsst hatten. Doch da waren sie noch zusammen. Toru wusste das Taka glücklich war.

Doch die Umarmung von eben, die war unangenehm für Taka gewesen. Der Gitarrist versuchte nicht mehr daran zu denken. Versuchte sich abzulenken. Funktionieren wollte es aber nicht.
 

Dann fiel ihm aber etwas auf. Die ganze Zeit hatte er das Gefühl gehabt, Taka vermisste Alex. Doch als die beiden sich eben gsehen hatte, wirkte das nicht so. Takas Begrüßung war ziemlich kalt gewesen seiner Meinung nach. Vielleicht lag es daran, dass Alex einfach so aufgetaucht war. Mit einer Entschuldigung im Gepäck. Aber irgendwie wollteer auch das anzweifeln. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Ihm wüde wohl nichts anderen übrig bleiben, als abzuwarten, wie sich das entwickeln würde.

Zwar klang das ziemlich gemein, doch er hoffte das die beiden nicht wieder zusammen kämen. Taka würde seiner Meinung nach nicht mehr glücklich werden mit Alex.

Daran glaubte er einfach nicht. Das kam vielleicht daher, dass er sich, nachdem die beiden sich mehr oder weniger getrennt hatten, doch Hoffnungen gemacht hatte.

Taka hatte nie irgendwie durchblicken lassen, das Toru Chancen bei ihm hätte, aber dennoch. Irgendwo hatte er wohl doch diesen kleinen Funken an Hoffnung.
 

„Vergiss es Toru. Du bist ein Träumer …“, ermahnte er sich selbst, schob die Hände in die Hosentaschen und machte sich auf den Rückweg zum Proberaum.

Enough already

Toru sass in seinem Wohnzimmer auf dem Sofa und hatte seine Gitarre auf dem Schoß. Er lernte seinen Part für 'Liar'. Doch es fiel ihm nicht gerade einfach. Immer wenn er anfing zu spielen, hörte er Takas Stimme in seinem Kopf, wie er das Lied sang und dann kamen ihm diese Bilder wieder in den Kopf.

Wie sie im Proberaum ankamen. Wie Alex dort sass, dann aufstand und Taka umarmte. Er sah wie Taka das ganze unangenehm war. Dann sah er wie Taka ihn mit Tränen in den Augen und Wut im Gesicht ansah, ihn fragte, wie Alex es wagen konnte hier einfach so aufzutauchen.
 

Langsam lehnte er sich auf dem Sofa zurück, legte die Gitarre neben sich. Toru schloss die Augen und dachte nach. Wieder sah er Takas wütendes Gesicht vor sich und neben den Tränen und der Wut sah er noch etwas. Hilflosigkeit. Taka war hilflos. Hin und her gerissen. Die ganze Zeit hatte der Sänger gehofft, dass Alex wieder kam. Nun war er wieder da. Doch wahrscheinlich war er über seine eigene Reaktion verwundert. Sicherlich hatte er nicht damit gerechnet, dass er so wütend über den Anblick seines Ex-Freundes sein würde.
 

Alex hatte mit so einer Reaktion von Taka sicher auch nicht gerechnet. Der hatte sich das alles sicher nicht so vorgestellt. Denn als Toru zurück in den Proberaum gekommen war, sass der Ex-Gitarrist wieder auf dem Sofa, schien die Welt nicht mehr zu verstehen. Sicherlich hatte er sich das so gedacht, dass er her kam, sich bei Taka entschuldigte und dann wieder alles in Ordnung sei und sie so weiter machen konnte wie vorher. Diese Vorstellung war schon ziemlich naiv. Alex hätte sich doch denken können, dass das nicht so einfach sein würde. Er kannte Taka doch.
 

Doch Toru wollte sich nicht weiter damit beschäftigen. Es klang zwar gemein, aber das war Alex' Problem. Nicht seins. Er selbst hatte genug eigene Probleme. Und selbst die stellte er hinten an. Momentan machte er sich mehr Sorgen um ihren Sänger. Seit dem Vorfall im Proberaum mit Alex waren bereits drei Tage vergangen. Taka kam nicht zu den Proben und ging nicht an sein Telefon. SMS wurden ebenfalls gekonnt ignoriert, wie es schien. Langsam machte er sich wirklich Sorgen. Er hatte ja auch schon mit dem Gedanken gespielt einfach mal vorbei zu schauen. Doch er dachte sich, dass Taka sicher alleine sein wollte. Aber das er sich gar nicht meldete fand Toru nicht so lustig. Am Ende war ihm etwas passiert und keiner wusste bescheid.
 

Seufzend legte er die Gitarre bei Seite und ging zu seinem Telefon, wählte die Nummer des Sängers. Wenn er jetzt nicht dran gehen würde, würde er vorbei gehen. Das nahm er sich jetzt fest vor. In seinem Ohr hallte immer wieder der Freizeichenton. Bis irgendwann das Besetztzeichen einsetzte. Toru nahm den Hörer vom Ohr und sah diesen kurz an, ehe er auflegte. Also würde er jetzt bei dem Sänger mal vorbei schauen und um sehen wie es ihm ging. Auch wenn er sich das schon durchaus denken konnte, wie es diesem ging. Nachdem, was passiert war.
 

Der Gitarrist zog sich um und schlüpfte in seine Schuhe. Nachdem er seine Taschen geschnappt und sein Handy eingesteckt hatte, nahm er seinen Schlüssel und verlies die Wohnung, schloss diese ab.

Während er auf dem Weg zu Takas Wohnung war, versuchte er immer mal wieder bei diesem anzurufen. Doch noch immer ging er nicht an das Telefon. Vor dem Wohnhaus des Älteren angekommen, drückte er unten gegen die Eingangstür um zu sehen, ob sie offen war. Toru hatte Glück. Sie war offen. Also betrat er das Wohnhaus und stieg die Treppen hinauf, bis er im richtigen Stockwerk angekommen war.
 

Toru blieb vor der Wohnung des Sängers stehen und überlegte einen Moment. Aber was sollte er groß überlegen? Außer, dass Taka ihn vor der Tür stehen lassen würde, konnte ihm nichts passieren. Also klingelte er und wartete. Dann klingelte er noch einmal. Wartete wieder. Leise seufzte der Leader und klopfte schließlich. "Taka~ Ich bin’s! Toru!" Nur ob das jetzt was änderte, wusste er nicht. Er blieb noch einen Augenblick stehen, ehe er sich geschlagen gab und wieder ging. Wenn er ehrlich war, deprimierte es ihn gerade etwas, dass Taka sich nicht einmal bei ihm meldete. Aber gut. Wer wusste schon, wie schlecht es dem Sänger gerade ging?
 

Er stieg die Treppen wieder hinunter und verlies das Wohnhaus. Wenn er schon mal unterwegs war, konnte er ja einkaufen gehen. Zuhause hatte er nämlich so gut wie nichts mehr zu Essen. Also lief er zum nächsten Supermarkt. Auf dem Weg dort hin, klingelte irgendwann sein Handy. Er zog es aus der Hosentasche und sah auf den Display. Toru hatte eine SMS bekommen. Von Taka. Leicht hoben sich seine Augenbrauen. Oho. Ein Lebenszeichen des anderen. Wie nett von ihm.

Irgendwie konnte er sich darüber gerade nicht freuen. Dennoch beschloss er die SMS zu lesen.
 

>Hey Toru! Sorry, dass ich dich vor der Tür hab stehen lassen. Kommst du zurück? Bitte. Taka<
 

Am liebsten hätte er ja die SMS ignoriert, wäre Einkaufen gegangen und wäre dann nach Hause. Nur brachte er das nicht über das Herz. Also schrieb er dem Sänger, dass er gleich da sei. Toru verschob das Einkaufen und drehte sich um, ging zurück zu Takas Wohnung. Dort stieg er wieder die Treppen hoch und klingelte bei dem Sänger, gespannt, ob er nun wirklich auf machte.Und tatsächlich. Nach kurzer Zeit hörte er das klicken des Schlosses und die Tür wurde ihm geöffnet. Taka sah ihn an, wie ein kleines Kind, das Angst hatte ausgeschimpft zu werden. Ob das jetzt am schlechten Gewissen lag, wusste er aber nicht.
 

Toru betrat die Wohnung und begrüßte Taka. Zwar nicht so herzlich wie sonst, aber er begrüßte ihn. Nachdem er seine Schuhe ausgezogen hatte und die Tasche abgelegt, folgte er dem Älteren in das Wohnzimmer. Taka setzte sich auf das Sofa, zog die Beine an und lies Toru nicht aus den Augen.Wahrscheinlich ahnte er schon, dass der Leader gleich eine Moral-Prädigt halten würde, weil er sich so lange nicht gemeldet hatte. Doch das hatte er verdient. Das wusste er. Toru setzte sich auf den Sessel, verschränkte die Arme und musterte ihren Sänger. Der sah nicht unbedingt schlecht aus. Also was seinen Zustand betraf, sah er nicht schlecht aus. Er hatte keine Augenringe, schien frisch geduscht und hier stank es auch nicht nach Müll. War schon mal ein gutes Zeichen.
 

"Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?", fragte Toru irgendwann dann um ein Gespräch zu beginnen, da der andere wohl nicht dazu bereit war. Auf die Frage hin seufzte Taka leise. "Es tut mir leid. Ich wollte mich ja melden.", gab er leise von sich und sah auf den Tisch vor sich, um Torus Blick auszuweichen.

"Na schön das es dir wenigstens Leid tut." Den sarkastischen Unterton konnte sich Toru dabei nicht verkneifen. Vor allem hatte es seine Wirkung wohl auch nicht verfehlt. Denn nun sah Taka noch kleiner aus, als er eh schon war. Jetzt tat es dem Leader doch leid. "Sorry... Ich hab mir nur Sorgen gemacht.", erklärte er dann und stand auf, setzte sich neben Taka auf das Sofa.
 

"Wieso hast du so lange nichts von dir hören lassen?", fragte er dann und stubste den Sänger leicht mit der Schulter an. Der grummelte nur leise und rückte ein Stück von Toru weg. "Weil ich nachgedacht habe.", antwortete dieser. "Ich wollte für mich sein. Von keinem was hören und sehen. Einfach mal für mich sein."

Was Toru irgendwie auch verstehen konnte, nach dem Alex so plötzlich wieder aufgetaucht war. Aber dennoch, er hätte doch bescheid sagen können, dass er seine Ruhe haben wollte und nicht einfach einen Bunker aus seiner Wohnung machen. Toru kratzte sich leicht am Kopf. "Hat das nachdenken denn was gebracht?", fragte er dann und sah Taka an. Der brauchte einen Moment, bis er mit der Antwort rausrückte. "Irgendwie ... so ein bisschen ..."
 

Das klang ja nicht unbedingt nach dem gewünschten Erfolg. "Über was genau hast du nachgedacht?", fragte Toru dann, bereute es ihm selben Moment aber schon wieder gefragt zu haben. Wusste er doch genau, worüber Taka nachgedacht hatte. Über Alex und ihn.

"Über Alex und mich.", kam dann auch prompt seine Bestätigung. Gerade so konnte er verhindern, dass er genervt aufseuzte. Langsam konnte er es wirklich nicht mehr hören. Es war so ätzend. Alex hier. Alex da. Überall nur Alex. So gern er den auch als Freund hatte, der andere Gitarrist hatte scheisse gebaut und alles versaut, was man nur versauen konnte. Wieso dachte er dann noch groß darüber nach.

"Und zu welchem Ergebnis kamst du?" Diese Frage stellte er ohne jedes Interesse. Man konnte beinahe sagen, es war eine Höflichkeitsfrage.
 

Taka zuckte leicht mit den Schultern. "Weiß nicht ... Ich habe überlegt ... ihm vielleicht doch noch eine Chance zu geben ... Aber ich weiß nicht ..."

Das hatte gesessen. Und wie. Toru sah schweigend seinen Sänger an und beinahe hätte er wohl los geheult. Wenn nicht wieder diese Wut hoch gekommen wäre.

Ihm platzte gleich wirklich der Kragen. Er versuchte ruhig zu bleiben. Doch es brachte nichts. der Leader stand auf und musste wirklich kurz herzhaft darüber lachen.

Der Ältere sah ihn verwirrt an. "Was ist so lustig?"
 

Toru lief einmal kurz durchs Wohnzimmer, ehe er wieder vor dem Sofa stehen bleib und sein Lachen verstummte. "Was so lustig ist?", wiederholte er die Frage des Sängers. "Willst du das wirklich wissen? Gut. Ich sag es dir! Ich finde es lustig, dass ich euch beiden Dummköpfe verkuppelt habe, damit du endlich glücklich wirst und ich mir dein Geschwärme von Alex nicht mehr anhören muss. Ich finde es lustig, dass dein Traumtyp dich betrogen und belogen hat und du das nicht gemerkt hast. Ich finde es lustig, dass Alex einfach abhaut und du ihm trotzdem nach heulst, selbst nachdem du wusstest was er getan hat." Toru fing wieder an, lief durch das Wohnzimmer. Taka sah diesen etwas fassungslos an. Dennoch sagte er nichts. "Ich finde es lustig, dass Alex plötzlich wieder hier auftaucht und sich entschuldigt, in der Hoffnung, dass du dann wieder zurück kommst. Aber am lustigsten finde ich, dass du dich erst bei mir über ihn beschwerst, mir sagt, was für ein Arsch er ist und was ihm einfällt hier aufzutauchen und mir dann einfach so sagst, du willst ihm noch eine Chance geben."
 

Das alles hatte er in einem sehr ruhigen, fast schon amüsierten Ton von sich gegeben. Toru war gerade verzweifelt. Ja, so konnte man es nennen. Er war verzweifelt. Und was machte man, wenn man verzweifelt war? Genau. Eine Verzweiflungstat!

"Und weißt du was ich am lustigsten finde?" Taka wusste gerade nicht so recht was er machen sollte. Dann schüttelte er einfach den Kopf. Damit hatte Toru aber schon gerechnet. "Das lustigste daran ist, dass ich der größte Idiot bin und mir das alles antue. Dass das alles der beste Beweis ist, wie unfair das Leben sein kann. Alex tut dir so viel an und du liebst ihn noch immer. Das ist wirklich unfair."
 

Langsam sammelte sich Taka wieder, sah den Gitarristen mit gerunzelter Stirn an, lies die Beine von dem Sofa gleiten. "Was willst du mir damit sagen?", fragte er nach, da er das ganze, was hier gerade passierte einfach nicht verstand. Toru blieb stehen, sah wieder zu dem Älteren. "Ich will dir damit sagen, dass ich dich liebe verdammt nochmal!" Da war sie. die große Verzweiflungstat! So hatte er sich sein Liebesgeständnis dem anderen gegenüber nie vorgestellt. Aber es kam sowieso nie so, wie man es sich vorstellte. Doch das alles schien sein Wirkung nicht verfehlt zu haben. Der Sänger sah ihn mit großen Augen an, schien wirklich überfordert zu sein. "Bitte was?", brachte er nur leise hervor. "Du hast schon richtig gehört! Ich liebe dich Taka. Aber das interessiert dich wohl eh nicht. Geh ruhig zurück zu Alex. Lass dir doch noch hundert Mal das Herz brechen. Aber wag es dann ja nicht zu mir zu kommen, verstanden? Verschon mich dieses Mal damit!"

Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er in den Flur und schlüpfte in seine Schuhe, nahm seine Tasche und flüchtete aus der Wohnung.
 

Kaum das er die Tür hinter sich geschlossen hatte, verfluchte er sich für diese dämliche Aktion. Jetzt hatte er alles kaputt gemacht. Wirklich super.

"Ach scheiße ...", kam es leise von ihm, während er die Treppe runter sprintete. Er hatte Angst, dass Taka ihm folgen würde. Das konnte er jetzt nicht gebrauchen. Deswegen war er froh, als er die letzte Treppe hinter sich hatte und draußen an der frischen Luft war. So schnell er konnte, rannte er weg von dem Haus. Für einen Moment spielte er wirklich mit dem Gedanken noch Einkaufen zu gehen. Doch er entschied sich, direkt nach Hause zu gehen und sich dort einzusperren. Zwar war das die gleiche Taktik von Taka, welche er nicht so toll fand ... aber er war verzweifelt! Da war solch eine Taktik durchaus erlaubt Deswegen entschied er sich auch nicht für das Einkaufen. Am Ende kam er wieder und Taka sass vor seiner Tür und wartete dort auf ihn. Nein, nein. Das riskierte er nicht.
 

Wahrscheinlich war er noch nie so schnell gerannt in seinem Leben. Aber es hatte auch etwas gutes. So war er runter gekommen. Toru war nicht mehr so wütend. Jetzt war er nur noch verzweifelt. Er hatte ohne zu überlegen los geplappert. Über die Konsequenzen hatte er sich gar keine Gedanken gemacht. Das hatte er jetzt davon. Wahrscheinlich hatte ONE OK ROCK am Ende gar keinen Gitarristen mehr und einen neuen Leader würden sie dann auch noch brauchen. Das waren ja super Aussichten.

Als er schwer atmend an seiner Wohnung ankam, suchte er mit zitternden Fingern seinen Haustürschlüssel. Ihn zu finden war kein Problem. Nur ihn in das verdammte Schloss zu kriegen.
 

Gerade als er es geschafft hatte und aufschließen wollte, zuckte er heftig zusammen, da hinter ihm eine sehr bekannte Stimme erschien. "Toru!"

Na super. Taka war ja noch schneller als er gedacht hatte. Gut, dass er nicht Einkaufen gegangen war. Schnell widmete er seine Aufmerksamkeit wieder seiner Haustür und schloss diese in Hochgeschwindigkeit auf. "Warte Toru!", bat Taka. Doch keine Chance. Der Gitarrist war blitzschnell hinter seiner Wohnungstür verschwunden und schloss die auch gleich ab. Schwer atmend lies wer sich gegen die Tür sinken und rutschte an dieser herunter, blieb dort erst Mal sitzen und versuchte sich zu beruhigen. Sein Puls war mindestens bei 200 wenn nicht sogar höher. So fühlte es sich zumindest an. Denn sein Herz hämmerte wie ein Presslufthammer gegen seine Rippen. ob das jetzt am Rennen lag oder an Takas plötzlichem auftauchen wusste er nicht. War ihm auch egal. Der Sänger sollte einfach verschwinden.
 

"Toru! Bitte, mach die Tür auf!", kam es immer wieder von dem Sänger. Der stand jetzt sicher schon geschlagene 15 Minuten vor seiner Tür und klopfte und bat immer wieder um Einlass. Doch Toru weigerte sich. Der Leader sass noch immer an der Tür. Mittlerweile hatte er es aber geschafft seine Tasche abzulegen und die Schuhe auszuziehen. Nur traute er sich nicht aufzustehen. Toru hatte Angst, dass seine Beine ihn nicht tragen würden.

"Verdammt Toru! Jetzt lass mich doch rein! Ich will mit dir reden!" - "Ich will nicht mit dir reden! Hau ab!", rief Toru mit bebender Stimme durch die Tür.

Dann war es still. Der Gitarrist spitzte die Ohren. Doch er hörte nichts. Vorsichtig traute er sich doch aufzustehen. Er warf einen blick durch den Türspion. Doch da war niemand. Eine Falle? Er wusste es nicht.
 

Langsam legte er die eine Hand an die Türklinke, die andere an den Schlüssel. So leise wie möglich drehte er diesen im Schloss. Als er es geschafft hatte, drückte er ebenso langsam die Klinke nach unten und öffnete die Tür Zentimeter, für Zentimeter. Immer bereit, sie sofort wieder zuzudrücken.

Doch als die Tür offen war und er in den Flur blickte, war auch dort niemand. Taka war wirklich gegangen. Der hatte aber schnell aufgegeben. Jetzt überkam Toru aber das schlechte Gewissen. Er hätte nicht so gemein zu Taka sein sollen. Aber in dem Moment, als er hörte, dass Taka Alex vielleicht doch noch einmal eine Chance geben wollte, waren bei ihm alle Sicherungen durchgebrannt.
 

Er schloss die Tür wieder, hob seine Tasche auf und ging ins Wohnzimmer. Dort warf er die Tasche auf den Sessel und lies sich auf das Sofa fallen.

Jetzt war er noch verzweifelter als eh schon. Er war vielleicht ein Trottel. Wäre er doch bloß nicht zu Taka gegangen! Doch dann hätte er es zu einem anderen Zeitpunkt erfahren. Vielleicht wenn Tomoya und Ryota noch dabei gewesen wären. Am besten noch Alex. Dann wäre das Drama und vor allem das Chaos perfekt gewesen. Doch vielleicht hätte er sich dann mehr zusammen gerissen und nicht so viel Müll geredet.
 

Doch hatte er wirklich Müll gesagt, als er bei Taka war? Nein. Eigentlich nicht. Toru hatte nur ausgesprochen, was ihm schon so lange auf der Seele lag. Er hatte gesagt, was ihn alles gestört hatte, was ihn aufregte, wie er über diese ganze Sache zwischen Alex und Taka dachte. Doch das wichtigste: Er hatte Taka endlich gesagt, dass er ihn liebte Nur brachte ihm das nun auch nichts mehr. Deswegen wollte er auch nicht mit dem Sänger reden. Zumindest für den Augenblick. Der würde sicher die übliche Masche abziehen. 'Ich fühle mich geschmeichelt. Aber lass uns lieber Freunde bleiben.' Oder vielleicht doch der Klassiker? 'Deine Freundschaft ist mir zu wichtig, als das ich die aufs Spiel setzen möchte!'
 

Genervt seufzte er auf. Am liebsten würde er seine Sachen packen und abhauen. Doch dann würde er das gleich abziehen wie Alex. Das wollte er nicht. Irgendwann würde er Taka so oder so wieder gegenüber treten müssen. Spätestens bei den Proben.

Apropos Proben. Toru hob den Kopf und sah zu seiner Gitarre. Er musste noch seinen Part von 'Liar' einüben.

Das würde ihn hoffentlich etwas ablenken. Also stand der Gitarrist auf, nahm sein Instrument und legte die Noten vor sich auf den Tisch.

Nach einem kurzen Moment, in dem er einmal tief durchatmete, begann er zu spielen. Jetzt schien das alles viel leichter zu funktionieren. Toru konnte sich sogar zu einem kleinen, zufriedenen Lächeln durchringen.

Die ganze Zeit hatte er sich selbst als Lügner angesehen, weil er nicht ehrlich war. Nicht gesagt hatte, wie es wirklich in ihm aussah. Doch er hatte das endlich hinter sich gebracht und alles ausgesprochen.
 

Na ja, zumindest fast alles ...

Just let me breathe a little

Ihm war total schlecht. Am liebsten wäre Toru wieder zurück nach Hause gegangen und hätte sich dort weiter eingeschlossen. Aber die Proben standen an. Da musste er nun mal hin. Wieso hatte er eigentlich nochmal die Stelle des Leaders übernommen? Hätte er das mal jemand anderen aufgedrückt.

Aber es half ja doch alles nichts. Er musste nun mal hin. Früher oder später hätte er sich einem Gespräch mit Taka eh nicht mehr entziehen können. Daher versuchte er es so zu sehen, dass je eher er mit dem Sänger sprach, desto schneller hatte er es hinter sich. Falls Taka überhaupt mit ihm reden wollte. Aber davon ging er stark aus. Immerhin kannte er ihn ja gut genug.
 

Dennoch lies sich der Gitarrist viel Zeit auf dem Weg zum Proberaum. Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass er schon 10 Minuten zu spät war. Da ging doch noch mehr! Toru schlenderte den Weg entlang. Bloß nicht zu eilig sein. Er hatte noch den ganzen Tag Zeit. Dachte er zumindest. Denn sein Handy klingelte und er seufzte genervt auf. Er ahnte schon, wer das sein würde. Deswegen war er auch für einen Moment am überlegen, ob er das Handygebimmel einfach ignorieren sollte. Aber die Idee fand er dann auch nicht so pickelnd und entschied sich, doch dran zu gehen. Also zog er sein Handy wieder aus der Hosentasche. Es war Tomoya. Toru nahm das Gespräch an und legte das Handy an sein Ohr. "Ja? Was gibt’s?", fragte er. "Man Toru. Wo bleibst du denn? Du bist zu spät! Alles in Ordnung bei dir?" Tomoya klang etwas genervt. Aber irgendwie schwang auch Besorgnis in seiner Stimme mit. Das verdutzte ihn etwas. "Klar ist alles in Ordnung bei mir. Ich bin unterwegs. Mach nicht so einen Stress.", versuchte er Tomoya wieder runter zu bringen.
 

Das schien auf zu funktionieren. Denn der gab ziemlich schnell nach und legte dann auch wieder auf. Immerhin war Toru ja gleich im Proberaum. Da mussten sie ja nicht weiter miteinander telefonieren.

Aber auch wenn er nun wusste, dass alle nur auf ihn wartete, war das für ihn kein Anlass, schneller zu gehen. Statt dessen machte er sich noch eine Zigarette an und rauchte diese in aller Ruhe. Doch so sehr er auch trödelte. Es lies sich nicht verhindern, dass er irgendwann doch noch am Proberaum ankam. Jetzt konnte er wohl oder übel einer Begegnung mit Taka nicht mehr aus dem Weg gehen. Außer er nahm jetzt die Beine in die Hand und haute ab, schnappte sich seine Sachen und wanderte aus. Die Idee klang irgendwie verlockend. Aber ein bisschen zu dramatisch für seinen Geschmack. Also warf er den Rest der Zigarette auf den Boden und trat sie aus, betrat dann das Gebäude. Jetzt kehrte auch wieder diese verdammte Übelkeit zurück. Ja super. Das war ja wirklich herrlich. Aber er rang sich dazu durch und ging zum Raum, in dem die anderen sicher schon erwartungsvoll auf ihn warteten.

Toru öffnete die Türe, gab ein kurzes "Hi." von sich und schloss die Tür wieder hinter sich, ehe er direkt damit anfing seine Gitarre aus der Tasche zu holen und sie anzuschließen.
 

So sehr er auch versuchte hatte, die anderen so gut es ging links liegen zu lassen, bemerkte er doch, dass Taka ihn die ganze Zeit im Auge hatte. Wahrscheinlich hätte der Sänger ihn am liebsten unter den Arm geklemmt und wäre mit ihm raus gerannt um zu reden. Toru hatte jedoch das Glück, dass Takas Wachstum nicht ganz so fleißig gewesen war wie sein eigener und der das wohl kaum auf die Reihe bekommen hätte. Hach ja. Es war herrlich in Gedanken so gemeine Witze über die Größe von anderen zu machen.

Doch bevor er weiter vom Thema abschweifte, legte er die Gitarre um und sah zu den anderen drei, die noch immer auf dem Sofa sassen und ihn anstarrten.

Die Augenbrauen des Leaders hoben sich und er verschränkte die Arme. "Ist irgendwas, dass ihr nicht her kommt? Hab ich was verpasst?"

Er sah ganz genau, dass Taka, Tomoya und Ryota alle am überlegen waren, was mit ihm los war. Nur mit dem Unterschied, dass wohl Taka der einzige war, der bescheid wusste. Denn das dieser den beiden was erzählt hatte, bezweifelte er stark.

Da aber keiner auf seine Worte reagierte, ging Toru zu seinem Verstärker, drehte diesen voll auf und haute einmal kräftig in die Saiten. Sofort hörte er das Gejammer seiner Kollegen, die sich die Ohren zu hielten. "Jetzt auf!", forderte Toru die anderen nun ein letzten Mal auf. "Wer nicht hören will muss fühlen. Soll ich nochmal?" Er hob schon den Arm, wollte noch einmal in die Saiten hauen, als Ryota mit ausgestreckten Armen auf ihn zu rannte, seine Hand fest hielt. "Schon gut! Schon gut! Bitte nicht."
 

Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf die Lippen des Leaders. Schön, dass die doch noch auf ihn hörten. Schien wohl gar nicht so schlimm zu werden, wie er gedacht hatte. Taka lies ihn auch in Ruhe, was ihm ziemlich entgegen kam. Auch wenn er zugeben musste, dass es mehr als seltsam war, dass sie noch kein Wort miteinander geredet hatten. Meistens war es so, dass Taka der erste war, der von ihm begrüßt wurde. Aber normalerweise war auch Toru der erste, der zu den Proben erschien. Heute war er der letzte gewesen.

Er ging zu seinem Verstärker und stellte ihn wieder leiser, wartete bis alle bereit waren. "Fangen wir mit Liar an?", fragte Toru und sah die anderen an. Die schienen nichts dagegen zu haben. Zumindest widersprach keiner. Die waren ja Heute ziemlich gesprächig. Doch dann widersprach doch jemand. Taka.

"Können wir nicht mit was anderem anfangen?", fragte er und Toru hob eine Augenbraue. Dann zuckte er aber mit den Schultern. "Von mir aus."

Dann einigten sie sich auf ein anderes Lied und begannen zu Proben. Taka wirkte nicht gerade super konzentriert. Ab und zu stockte er, vergas seinen Text oder verpasste den Einsatz.
 

Woran das lag, konnte sich Toru denken. Doch jetzt hier vor den anderen, würde er das nicht ansprechen. Statt dessen quälten sie sich alle zusammen durch die Proben. Die dauerten bis zum späten Nachmittag. Normalerweise probten sie noch länger. Aber nur, wenn sie einen guten Tag hatten. Was Heute nicht der Fall war. Also wurde nur das mindeste und nötigste gemacht. Toru hoffte jedoch, dass die nächsten Proben besser verlaufen würden. So machte das alles nämlich keinen Spaß.

Er machte sich gerade wieder daran, seine Gitarre einzupacken, als Taka zu ihm kam. Jetzt kam das, von dem er gehofft hatte verschon zu bleiben. Aber er hatte ja gewusst, dass Taka früher oder später mit ihm reden wollen würde. Also lieber früher als später. Toru, sah ihn kurz an, widmete sich dann aber wieder seiner Gitarre, verstaute sie in der Tasche und ging dann vor der Tasche in die Hocke und zog den Reisverschluss zu, räumte dann den Rest in das kleine Fach vorne, dass seine Gitarretasche hatte.

Taka ging neben ihm in die Hocke, sah ihm dabei zu. "Toru?", begann er leise. Noch immer widmete der Leader seine Aufmerksamkeit der Tasche. Auch wenn es da nicht mehr viel zu machen gab. War alles verstaut und zu. So ein Mist. "Hm?", gab er nur leise von sich und wollte wieder aufstehen. Doch der Sänger hielt ihn fest. "Können wir reden?"
 

Leise seufzend löste er sich aus dem Griff des Älteren. "Red doch. Ich halte dir den Mund ja nicht zu, oder?" Daraufhin kam von Taka ein leises Seufzen. Er erhob sich nun ebenfalls und sah kurz Ryota und Tomoya an, die sich von ihnen verabschieden, aber nicht bei der Unterhaltung stören wollten. Taka hob kurz die Hand und auch Toru verabschiedete sich so von ihnen und die beiden zogen dann auch ab. Jetzt war ihm doch ziemlich unwohl. So alleine mit dem Sänger.

Jetzt konnten sie offen reden. Das wollte er nicht.

Der Gitarrist wusste ganz genau was jetzt kam. Diese nervige Predigt von wegen "Lass uns doch lieber Freunde bleiben." und der ganze Mist.

Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, wandte sich Taka wieder ihm zu. "Wieso bist du so distanziert?", fragte er und in diesem Moment musste sich Toru wirklich ein Lachen verkneifen.. Diese Frage war doch mehr als nur überflüssig seiner Meinung nach.

"Weil ich meine Ruhe haben will. Deswegen.", beantwortete er die Frage und schulterte schließlich seine Tasche.
 

Diese Antwort schien Taka getroffen zu haben. Der sah gerade nämlich ziemlich niedergeschlagen aus. "Willst du deine Ruhe vor mir haben?", fragte der Sänger dann leise. Daraufhin konnte der Leader nur leise seufzen. Sein schlechtes Gewissen meldete sich gerade wieder. Doch er wollte nichts mehr sagen, was nicht stimmte, nur um Rücksicht auf Taka zu nehmen. "Ja. Ich will erst mal meine Ruhe haben ... vor dir.", gab Toru dann schließlich zu. Vielleicht hatte er ja auch Glück und Taka verstand das.

"Wieso denn?", wollte dieser dann wissen und Toru schob daraufhin die Hände in die Hosentaschen, sah Taka an. "Weil ich keine Lust habe, mir irgendwelche Sprüche anhören zu müssen, die irgendwie klingen wie 'Lass und lieber Freunde bleiben.'. Ich hab darauf wirklich keine Lust. Ich weiß genau, dass das zwischen uns nichts wird. Also erspar mir das bitte. Okay?"

Taka sah ihn an und man sah ihm an, dass er eigentlich widersprechen wollte. Doch er sagte nichts. Nur seine Schultern sanken etwas und er nickte leicht. "Alles klar. Dann lass ich dich in Ruhe.", gab er niedergeschlagen von sich und ging zum Sofa, nahm seine Tasche. "Bis dann."

Damit verschwand der Sänger aus dem Proberaum.
 

Toru konnte dennoch nicht behaupten, dass es ihm nun besser ging. Jetzt ging es ihm eher noch schlechter. Wieso, konnte er sich aber trotzdem nicht erklären. Immerhin hatte er das doch nur gesagt um sich vor diesen Sprüchen und Reaktionen von Taka zu schützen. Er wusste doch, dass sowas kommen würde.

Also lieber vorbeugen. Dennoch sah er genau, dass es Taka verletzt hatte. Was ihm dann doch leid tat. Aber deswegen würde er jetzt sicher nicht dem Älteren hinter her rennen und das zurück nehmen.

Wenn Toru meinte, es wäre in Ordnung, würde er schon auf Taka zugehen. Solange musste der Sänger eben damit klar kommen. Der Leader wollte erst einmal Gras über die Sache wachsen lassen. Vielleicht würde es ja irgendwann im Sand verlaufen und sie konnten so weiter machen wie bisher. Das wäre das beste.

Da war er sich ziemlich sicher.
 

Er verlies nun ebenfalls den Proberaum und schloss diesen dann auch ab. Den Schlüssel verstaute er in seiner Hosentasche und ging durch den Flur, zum Ausgang. Toru ging gerade um die Ecke, als er sah, dass Taka da stand. Schien so als würde der Sänger warten. Na super. Sicher hatte er sich auf die Lauer gelegt um doch noch ein richtiges Gespräch mit Toru zu erzwingen. Wäre ja auch zu einfach gewesen, ihn so schnell los zu werden und wirklich die ersehnte Ruhe zu bekommen. So ein Mist. Wie sollte er da jetzt raus kommen? Durch das Fenster klettern? Die Idee klang gar nicht mal so schlecht. Nur kam er sich da ziemlich dumm dabei vor. Vor allem, wenn er daran dachte, dass Taka dann wohl noch ewig da stehen würde.

Doch die Sorge von Toru war schnell verschwunden. Denn anscheinend hatte Taka gar nicht auf ihn gewartet. Kurze Zeit später tauchte nämlich jemand auf. Als Toru genauer hinsah, erkannte er Alex. Bei dem Anblick seines Ex-Kollegen wurde ihm schlecht. Schnell versteckte er sich in einem Gang im Flur, sah vorsichtig um die Ecke und beobachtete die beiden. Taka sah noch immer ziemlich niedergeschlagen aus. Doch als dieser dann Alex entdeckte, kam ein Lächeln auf seine Lippen. Sofort breitete sich Eifersucht in Toru auf. Klar, er war eigentlich immer eifersüchtig gewesen, wenn er Alex und Taka zusammen gesehen hatte. Aber jetzt war es so schlimm wie noch nie. Vor allem, Toru wollte nicht hinsehen, konnte aber auch nicht wegsehen.

Alex und Taka umarmten sich, redeten irgendwas und gingen dann weg.
 

Toru blieb jedoch noch immer im Gang stehen, seufzte leise. Was hatte er auch anderes erwartet? Das Taka ihm nach seinem Geständnis vor zwei Tagen die ewige Liebe schwor? Aber er war ja selbst Schuld. Wieso war er auch so dumm gewesen, dem Sänger zu sagen, dass er ihn liebte, mit dem wissen, dass dieser es eigentlich noch mal mit Alex versuchen wollte? Mit den Händen fuhr er sich kurz über das Gesicht, rang sich dann dazu durch, endlich nach Hause zu gehen. Jetzt wollte er sich nur wieder zu Hause verkriechen und nichts tun. Auch wenn er nicht einmal etwas geplant hatte für Heute. Was auch? Sie hatten ja Bandprobe gehabt. Die ging ja auch eigentlich meistens wesentlich länger als die Heutige. Konnte er ja nicht ahnen. Aber so war es nun mal. Nie lief etwas so, wie man es wollte.

Außerdem war seine Laune nun mehr als im Keller. Sie war eh schon im Keller gewesen. Aber jetzt noch eine Etage tiefer, nachdem er das gesehen hatte. Anscheinend hatte Taka seine Überlegung wahr gemacht und wollte es tatsächlich noch einmal mit dem anderen Gitarrist versuchen. Was sich Toru, wenn er ehrlich war zu sich selbst, schon gedacht hatte. Es war so klar, dass Alex damit durch kam und noch eine weitere Chance bekam. Aber im Grunde konnte es ihm ja nur recht sein. So würde Taka nicht mehr so an ihm hängen, sich bei ihm ausheulen, wie sehr er Alex vermisste und ihm dann im nächsten Moment erzählen, wie wütend er war über diese ganze Sache, die passiert war. So sollte er denken. Es war besser so.

Wenn es wieder in die Brüche gehen würde, würde er aber sicher nicht die Schulter sein, an der sich Taka ausheulen konnte. Ganz sicher nicht. Aber das hatte er Taka ja auch gesagt. Also würde dieser sicher auch nicht zu ihm kommen. Zumindest hoffte er das.
 

Auf dem Weg nach Hause, hatte er sich noch entschieden, sich was zu Essen zu holen. Er war bei einem Imbiss vorbei gegangen und hatte sich dort etwas zum mitnehmen geholt. Dann machte er sich auf zu seiner Wohnung. Dabei überlegte er sich noch, wie er den restlichen Abend verbringen würde. Viel gab es aber nicht zur Auswahl. Er würde sein gekauftes Essen vernichten, vielleicht etwas Fernsehen oder sich vor die Konsole setzen. Aber das klang alles so elend langweilig. Doch raus gehen wollte er auch nicht. Wo sollte Toru auch groß hingehen alleine?

Vielleicht würde er sich, nachdem er gegessen hatte auch einfach ins Bett verziehen.

Was er machen würde, würde er wohl einfach spontan entscheiden.
 

Am Wohnhaus angekommen, schloss er die untere Haustür auf, ging an seinen Briefkasten und holte die Post aus dieser.

Auf dem Weg nach oben, sah er die Briefe kurz durch. Rechnungen waren eigentlich der Hauptbestandteil seiner heutigen Post. Also so wie immer eigentlich. Nicht besonderes.

Also nahm er die Briefe in die gleiche Hand, in der er auch die kleine Schachtel hielt, in der sein Reis mit den gebratenen Entenstreifen war und wühlte mit der andere Hand in seiner Hosentasche nach seinem Hausschlüssel, den er clevererweise natürlich nicht in der Hand behalten hatte.. In seinem Stockwerk angekommen, kam ihm seine Nachbarin entgegen, die mindestens drei Köpfe kleiner als er war und sicher auch locker seine Oma hätte sein können. Kurz grüßte er die alte Dame, die das mit einem freundlichen Lächeln erwiderte und dann die Treppe herunter stieg, die Toru eben hoch gekommen war.
 

Nachdem er seinen Schlüssel dann auch endlich hatte, schloss er die Tür zu seiner Wohnung auf und trat ein. Er schlüpfte aus den ausgelatschten Sneakers, lies sie einfach so da liegen, ging weiter ins Wohnzimmer. Dort stellte er die Tasche mit der Gitarre ab und warf die Briefe auf den Wohnzimmertisch. Die Box wurde ebenfalls dort abgelegt und er ging in die Küche. Mit irgendwas musste er ja sein Zeug da essen. Toru holte sich eine Gabel, da er keine Lust hatte das alles jetzt mit Stäbchen aufzupicken. Denn auch wenn er Japaner war, Stäbchen waren manchmal sein eigens erklärter Todfeind. Vor allem, wenn er so super Laune hatte wie Heute. Mit Gabel ging das alles eh viel leichter. Seiner Meinung nach.

Aus dem Kühlschrank hatte er sich noch ein Bier geholt. Das brauchte er jetzt einfach. Damit bewaffnet kehrte er zurück ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein und machte sich auf dem Sofa lang, stellte die Box mit dem Essen auf seinen Schoß und öffnete sie. Sofort stieg ihm der Geruch des leckeren Essens in die Nase. Nach kurzer Zeit hatte er auch einen Sender gefunden, dass einigermaßen gutes Programm zeigte und begann zu essen, trank nebenher sein Bier.
 

So konnte er sich ganz gut von dem ganzen Scheiss ablenken, der in den letzten Tagen passiert war. Auch wenn er fand, dass es eigentlich gut so war, wie es passiert war. Blieb ihm so gesehen ja auch nichts anderes übrig. Immerhin konnte er es sowieso nicht ändern. Also fand er sich einfach damit ab. Das Leben ging weiter. Auch wenn es nicht immer so lief wie er es gerne hätte. Man konnte aber nicht alles haben. Und sein Leben drehte sich auch nicht nur um Taka. Sein Leben drehte sich um ihn selbst. Nur um Toru. Natürlich gehörte zu seinem Leben auch Taka. Genau wie Ryota und Tomoya. Aber er wollte nicht, dass Taka so großen Einfluss darauf hatte. Nicht mehr. Er hatte ja gemerkt, wie es ihn aus der Bahn warf. Nur wegen so einem kleinen Gefühlsausbruch.

“Toru, sieh nach vorne. Es kommen auch wieder bessere Zeiten...”, ermahnte er sich dann selbst und piekte mit der Kabel ein Stück Ente auf und schob es sich in den Mund. Nur war das so leicht gesagt. Liebeskummer war der schlimmste Kummer. Vor allem, wenn man in einen Mann verliebt war, der zufällig noch der beste Freund war und zu allem übel auch noch verliebt war, in einen anderen. Das machte das Drama perfekt.
 

Leicht schüttelte Toru den Kopf. “Positiv denken!”, murmelte er leise, ehe er seufzend den Kopf nach hinten sinken lies und an die Decke starrte. Dann rollte er leicht genervt mit den Augen und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. “Oh Gott Toru, ich sag’s dir ja nicht gerne, aber du drehst langsam durch... du fängst an Selbstgespräche zu führen ...”

Für einen Moment war er sogar dazu geneigt, sich darauf eine sarkastische Antwort zu geben, um dieses Statement nochmal zu bekräftigen. Aber er widerstand diesem Drang und aß in Ruhe weiter. Man musste es ja nicht übertreiben. Nachher wurde er doch noch verrückt.
 

Die Box war irgendwann leer gegessen und das Bier ausgetrunken. Jetzt ging es ihm schon etwas besser. Er war satt und seine Laune hatte sich etwas gehoben. So konnte er auch ruhig weiter Fernsehen schauen und so gemütlich den Abend verbringen und sich einfach etwas entspannen. Toru stand auf um die Box in die Küche zu bringen und dort in den Müll zu schmeißen. Doch vorher steckte er sich noch schnell eine Zigarette in den Mund und zündete diese an. Erst dann ging er in die Küche. Dort fand die Box schnell ihren Weg in den Mülleimer.

Gerade als er wieder zurück ins Wohnzimmer wollte, klingelte es an seiner Tür.

Leicht zog er die Augenbrauen zusammen und sah zu der Tür, als er in den Flur getreten war. Wer zur Hölle sollte jetzt bei ihm Klingeln?

Um das herauszufinden, würde er aber wohl oder übel an die Tür gehen müssen.
 

Toru ging an die Gegensprechanlage und nahm den Hörer ab. “Ja?”, fragte er dann, erhielt jedoch keine Antwort. “Hallooo?” Wieder nichts Dann klopfte es aber an seiner Tür. Wahrscheinlich war die Tür unten schon wieder offen gelassen worden. Bestimmt von der kleine, schrulligen Dame, die Toru vorhin im Flur über den Weg gelaufen war.. Also hängte er den Hörer wieder auf.

Er ging an die Tür, öffnete diese. Doch wer dort stand, erstaunte ihn schon sehr. Hätte er nur mal durch den Türspion geschaut, bevor er die Tür geöffnet hatte. Auf diesen Besuch hatte er jetzt überhaupt keine Lust. Für einen Moment spielte er sogar mit dem Gedanken die Tür einfach wieder zu zuknallen. Das war es dann wohl mit dem entspannten Abend vor dem Fernseher.
 

“Hey Toru. Darf ich reinkommen?”, fragte Alex und sah den Leader an. “Ich würde gerne mit dir reden.”

Must be a dream I see

Er kam gerade mit zwei Gläsern und etwas zu trinken wieder aus der Küche und stellte sie vor Alex auf den Tisch. Dieser sass auf dem Sofa und hatte gewartet. Denn auch wenn Toru nicht begeistert war von diesem Besuch, wollte er nicht unfreundlich sein.

Der Leader setzte sich auf den Sessel und sah seinen ehemaligen Kollegen an. Den Grund für seinen Besuch hatte er noch immer nicht genannt. Auch wenn er sich das schon denken konnte. Bei seinem Glück hatte Taka dem anderen Gitarristen von seinem Geständnis erzählt und dieser wollte nun klar stellen, dass Toru die Finger von dem Sänger lassen sollte. Wie er sich auf dieses Gespräch freute ...
 

Alex nahm eines der Gläser und stellte es direkt vor sich, ehe er nach der Flasche griff und sich etwas in sein Glas füllte. Dann sah er Toru an. “Soll ich dir auch gerade was einschenken?”, fragte er doch der Angesprochene schüttelte nur leicht mit dem Kopf. Toru wollte nichts trinken. Er wollte einfach dieses Gespräch hinter sich bringen und dann Alex raus schmeißen. Doch dann ertappte er sich bei diesem Gedanken und wollte sich am liebsten Ohrfeigen. Alex war noch immer sein Freund. Das er sowas dachte, nur wegen Taka, war doch etwas erschreckend für ihn.

Sofort tat ihm dieser Gedanke wieder leid, auch wenn Alex davon nichts wusste.
 

“Was gibt’s denn?”, fragte Toru schließlich und musterte Alex. Dieser hatte die Flasche gerade wieder zu gedreht und zurück auf den Tisch gestellt. Er atmete einmal tief durch, ehe er sich etwas zurücklehnte, Toru ansah und zu sprechen begann. “Ich hab mich vorhin mit Taka getroffen.”

Toru bekam sofort ein ganz seltsames Gefühl, als er diesen Satz hörte. Wusste er es doch. Er sollte wohl auch unter die Hellseher gehen. “Und?”, fragte Toru, versuchte ruhig zu klingen. Alex seufzte leise. “Na ja, wir haben uns unterhalten.”

Super ... so weit konnte ich auch schon denken ..., schoss es Toru durch den Kopf. Klar hatten die beiden geredet. Sich treffen und anschweigen wäre wohl etwas sinnlos gewesen.

“Über was habt ihr denn geredet?” Diese Frage des Leaders war eher, um das Gespräch am laufen zu halten und vor allem zum Ende zu bringen. Nicht, weil es ihn interessierte. Er wusste schließlich, worüber die beiden gesprochen hatten, auch wenn er nicht dabei gewesen war.
 

Der Ältere schien einen Moment zu überlegen, so, als schien er nicht zu wissen, ob es eine gute Idee war, Toru das zu sagen, worum es in dem Gespräch ging. Aber dafür war er doch hier, oder? Um Toru, nach seinem Geständnis unter die Nase zu reiben, dass Taka lieber bei ihm blieb. Und wieder war da dieser Gedanke, sich selbst eine Ohrfeige zu geben. Wann hatte er denn angefangen, so mies über Alex zu denken?

“Wir haben über unsere Beziehung gesprochen ...”, meinte Alex dann nach seiner Überlegungspause und griff nach seinem Glas, trank einen Schluck.

Ha! Hatte er es sich doch gedacht. Wahrscheinlich waren die beiden nun wieder zusammen, so wie Taka es ihm gesagt hatte, hatte er Alex doch noch eine Chance gegeben. Die Neuigkeit musste natürlich sofort verbreitet werden. Natürlich ... und Toru musste es als erster erfahren. Super Abend.
 

“Ah ja ...”, meinte Toru nur desinteressiert und verschränkte die Arme. “Ist das alles?”

Denn wenn das alles war, konnte Alex ja jetzt gehen und er selbst verkroch sich in seinem Bett und würde dort auch den Rest des Wochenendes verbringen. Klang nach einem super Plan. Das würde er machen.

Alex musterte ihn, so als hätte er mit einer anderen Reaktion gerechnet.

Am liebsten wäre Toru auch schreiend durch die Wohnung gerannt. Was er jetzt aber nicht machen würde. Sich jetzt vor Alex zu Deppen machen, würde er nicht. Sicher nicht.

“Nein, dass ist nicht alles.”, erklärte Alex und Toru verkniff sich einen genervten Seufzer. Was würde denn jetzt noch kommen? Würde er jetzt die Frage gestellt bekommen, ob er den Trauzeugen für die beiden machte?

Hach ja, Sarkasmus war schon was schönes. Zumindest in manchen Situationen. So wie jetzt.

“Was denn noch?”, fragte der Leader dann und lies die Arme wieder sinken. Er war plötzlich total müde und schlaff. Es kam ihm so vor, als würden die beiden hier schon seit Stunden sitzen und reden. Dabei waren es noch nicht einmal zehn Minuten. Wieso zog die Zeit sich eigentlich wie Gummi, wenn man in unangenehmen Situationen war? Das war unfair!
 

Die Augenbrauen von Alex wanderten etwas in die Höhe. Anscheinend merkte man Toru mehr als nur ein wenig an, dass er keine Lust auf dieses Gespräch hatte. “Was ist dein Problem Toru?”, fragte er dann und diese Frage überrumpelte den Gitarristen ein wenig. Verwirrt sah er Alex an. “Mein Problem? Ich hab kein Problem!” Diese Antwort schien wohl ein wenig zu schnell gekommen zu sein. Weil Alex musste leicht grinsen. “Sicher?”

Jetzt sah Toru ihn ein wenig böse an. “Ja, ich bin mir sicher!”, gab er genervt von sich. “Scheint mir aber nicht so ... du wirkst ziemlich angespannt und genervt, Kumpel.”

War er so leicht zu durchschauen? Schien so. Ein geschlagener Seufzer kam ihm über die Lippen. “Ich will das alles nicht hören. Ich freu mich für euch, wenn ihr es noch mal versucht. Ehrlich. Aber wieso musstest du deswegen extra her kommen? Eine SMS oder ein kurzer Anruf hätte doch auch gereicht.”
 

Jetzt fing Alex an zu lachen. Das verwirrte Toru dann doch etwas. Skeptisch musterte er den Älteren, der sich auf seinem Sofa kugelte und sich nicht mehr einzukriegen schien. “Alex?”, fragte er dann und hob die Augenbrauen. “Alles in Ordnung bei dir?”

Schien aber nicht so zu sein. Der lachte noch immer. Langsam aber sicher kam sich Toru doch etwas verarscht vor. Erst kam er her, und bohrte in seiner Wunde, die eh schon tief genug war und dann lachte Alex ihn auch noch aus. Super ‘Kumpel’. Doch Alex schien sich langsam wieder zu beruhigen, worüber er doch dankbar war. Hätte er noch länger gelacht, hätte Toru ihn voll an den Füßen geschnappt und aus der Wohnung gezogen. Hätte er vor der Tür weiter lachen können.

“Sorry Toru ...”, kam dann die Entschuldigung. Alex brauchte noch einen kurzen Moment, bis er sich wieder völlig beruhigt und nach Atem geschnappt hatte.
 

“Taka und ich sind nicht wieder zusammen.”, erklärte er und Toru hätte schwören können, dass er noch nie in einer peinlicheren Situation gewesen war. Wahrscheinlich sah er gerade aus, wie eine Tomate, so rot wie er wurde. Das war jetzt peinlich gewesen. Sicher hatte er sich verraten. Obwohl ... wahrscheinlich hatte Taka ihn schon vorher verraten.

“Wenn ihr beiden nicht wieder zusammen seid ... wieso bist du dann hier?” Das wollte er dann nun wirklich wissen. Denn welchen Sinn hätte dieser Besuch denn sonst gehabt?

“Weißt du Toru. Taka und ich haben nicht nur über unsere Beziehung - die nun nur noch rein Freundschaftlich ist - gesprochen. Wir haben auch noch über etwas anderes gesprochen.”

Abwartend sah Toru Alex an, damit der endlich weiter sprach und er ihm nicht alles aus der Nase ziehen musste. Konnte er nicht endlich Klartext reden?

Alex schien das zu merken und sprach weiter. “Taka hat mir von einem Freund erzählt, der einen kleinen ... sagen wir mal ‘Gefühlsausbruch’ hatte.” Mit einem vielsagendem Grinsen sah Alex ihn nun an und Toru kam sich gerade so schrecklich ertappt vor. “Leider wollte er mir nicht sagen, welcher Freund das war ...” Aber dennoch wusste es Alex. Da war sich Toru hundertprozentig sicher. Sonst wäre er ja nicht hier aufgetaucht und erzählte ihm das. “... aber ich hab sofort gewusst, wen er gemeint hat.” Bingo! Der ‘Freund mit dem Gefühlsausbruch’ sass hier auf dem Sessel und wurde total nervös.
 

Toru setzte sich etwas anders hin, was aber nichts brachte. Egal wie er sich hinsetzte, es war ungemütlich. “Das erklärt aber nicht, wieso du jetzt hier bist.”, kam es von Toru, dessen Hals auf einmal so trocken wirkte. Er nahm sich die Flasche und füllte sich nun doch etwas in sein Glas und trank sofort das halbe Glas in einem Zug aus.

Kopfschüttelnd lachte Alex wieder leise. “Ach komm schon Toru ... wir wissen beide, dass du dieser Freund von Taka bist. Ich bin weder blöd noch blind.”

Na ja, stimmt nicht ganz. Das Taka in dich verknallt war, hast du auch erst gecheckt, nachdem ich es dir gesagt hatte ..., dachte sich Toru, behielt das aber lieber für sich.

“Außerdem weiß ich das nicht erst, seit Taka mir das gesagt hat.” - “Was?”, platzte es Toru sofort heraus, ehe er sich schnell selbst den Mund zu hielt. Triumphierend grinste Alex ihn an. “Ertappt. Aber ja, ich weiß das schon länger. Man sieht es dir an. An deinem Verhalten.”
 

Mittlerweile kam Toru sich vor, wie ein offenes Buch, in dem Alex las. Das war ein Gedanke, den er nicht all zu pickelnd fand. Aber jetzt war es sowieso zu spät. Er hatte sich spätestens jetzt selbst verraten. Seufzend stellte Toru das Glas, dass er immer noch in der Hand hielt, zurück auf den Tisch. “Und jetzt?”, fragte er leise und sah Alex an, der noch immer ein kleines Grinsen auf den Lippen hatte. “Na ja, du kennst doch Taka ... der ist etwas schwer von Begriff.”

Nun war es Toru, der lachen musste. Ja, Taka war etwas schwer von Begriff, da hatte Alex durchaus recht. Aber dennoch ... “Ich hab’s Taka doch gesagt. Also weiß er doch bescheid.”

Alex verschränkte die Arme. “Ja schon. Aber jetzt musst du ihn davon überzeugen, dass er dich auch liebt.”

Toru schüttelte den Kopf, gab ein leises “Tz~” von sich. “Willst du uns jetzt verkuppeln?”, fragte er und sah Alex mit einer gehobenen Augenbraue an. “Ja.”, gab dieser sofort als Antwort.

“Aber du kannst Taka doch nicht dazu bringen, sich in mich zu verlieben. Würde sowieso nichts bringen. Immerhin liebt er immer noch dich. Das weißt du und das weiß ich auch.”
 

So sah die Realität nun mal aus. Auch wenn ihm diese Wahrheit nicht passte. So war es nun mal. Alex war für seinen Geschmack etwas zu optimistisch.

“Komm schon Toru. Glaubst du ernsthaft, dass Taka, nach der Scheiße die ich gebaut habe, noch in mich verliebt ist? Ganz sicher nicht.” Im Grunde hatte er recht. Alex hatte Scheiße gebaut. Das Taka da noch groß Liebe empfand konnte man nur bezweifeln.

“Aber Taka hatte mir gesagt, er will eurer Beziehung noch eine Chance geben. Du hast ja keine Ahnung, wie er gelitten hat, nachdem du abgehauen bist.”, erzählte er und kratzte sich leicht genervt am Kopf. Wochenlang musste er sich das Gejammer des kleinen Sängers anhören. Schön war das nicht.

“Als wir uns getroffen haben heute Mittag, hat er davon aber keine Silbe erwähnt.” Alex schien das nicht mal gewundert zu haben. “Ich kam auch nicht mit der Absicht wieder, mit Taka zusammen zu kommen.”
 

Verwirrt sah Toru den anderen Gitarristen an und zog die Augenbrauen zusammen. “Bist du nicht?”

Alex schüttelte leicht den Kopf. “Nein, bin ich nicht. Ich wollte mich lediglich entschuldigen und mich mit ihm vertragen. Denn immerhin ist er ein enger Freund von mir. Genau wie du, Ryota und Tomoya. Ihn auch noch als Freund zu verlieren, wollte ich nicht. Aber ich bin wohl falsch an die Sache heran gegangen.”

Oh ja, dass war er. Toru hatte immer noch das Bild vor Augen, wie Taka weinen vor ihm stand und ihn fragte, was Alex einfiel, einfach so mit einer Entschuldigung aufzutauchen. Das hätte man auch anders machen können.

Jetzt war es aber so passiert und war nicht mehr zu ändern. Aber die beiden schienen sich ja wieder vertragen zu haben. Das hatte vorhin, als er die beiden gesehen hatte, zumindest so ausgesehen.
 

“Also ich will jetzt keine falschen Hoffnungen bei dir wecken Toru ... aber ich denke schon, dass bei Taka auch mehr ist. Wie gesagt, er hat mir nicht direkt gesagt, dass du es bist ... Aber man hat ihm deutlich angesehen, dass er sich seit dem wohl ziemlich den Kopf zerbricht. Er hat mich nämlich um Rat gefragt, was er tun soll.”

Jetzt wurde Toru hellhörig. “Ach ja? Und was hast du ihm geraten?”, fragte er sofort und setzte sich wieder anders hin. Es war immer noch ungemütlich. Aber das war ihm gerade egal. Plötzlich fühlte er sich ganz hibbelig und aufgeregt. Alex lachte kurz. “Das er auf sein Herz hören soll.”

Bei diesen Worten konnte sich Toru nicht verkneifen, mit den Augen zu rollen. “Super Ratschlag. Wir sind doch nicht in einem schlechten Liebesfilm!”

Nun hob Alex die Augenbrauen. “Aber es kommt mir so vor, als wären wir in einer Liebeskomödie, so wie ihr beiden euch anstellt. So schlimm war das ja nicht mal bei Taka und mir, oder?”
 

Toru schloss einen Moment die Augen und massierte sich kurz den Nasenrücken. “Weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, dass ich kurz vor dem verzweifeln war mit euch beiden.”, erzählte der Leader. “Das war dann wohl ein Liebesdrama.” - “Ohne Happy End.”, hängte Alex noch dran. “Deswegen hoffe ich, dass es wenigstens bei euch eines geben wird. Ich würde es euch wirklich gönnen.”

Leicht hob Toru den Kopf, glaubte fast, sich verhört zu haben. “Echt jetzt?” Alex nickte leicht. “Ja, echt jetzt. Glaub es oder nicht.”

Das er sowas gerade von Alex gesagt bekam, damit hatte er nicht gerechnet. Aber er konnte nicht leugnen, dass er sich über die Worte sehr freute und das er langsam etwas von Alex’ Optimismus bekam, was die Sache mit Taka anging. Vielleicht würde es am Ende wirklich klappen? Alleine bei dem Gedanken bekam er Herzklopfen.
 

“Du Alex ...”, kam es dann von Toru und er stand auf, setzte sich neben seinen Freund. “Tut mir leid, falls ich in letzter Zeit irgendwie ... scheiße zu dir war und vor allem, was ich zu Taka über dich gesagt habe. Das hat er dir doch sicher erzählt, oder?”

Fragend sah Alex ihn an. “Er hat mir nichts gesagt. Was hast du denn so böses über mich bei ihm raus gelassen?” Das war Toru jetzt doch etwas unangenehm. Aber er wollte sich bei Alex dennoch entschuldigen dafür. “Ich hab mich halt über dich ausgekotzt, nach der ganzen Sache. Das tut mir leid.”

Alex klopfte ihm leicht auf den Rücken. “Keine Sorge. Schon vergessen. Das du angepisst warst, war gerechtfertigt. Dafür musst du dich nicht entschuldigen.”
 

Toru kam es gerade so vor, als wäre ihm ein riesen Stein vom Herzen gefallen. “Danke.” Doch Alex machte nur eine abwinkende Handbewegung. “Dafür doch nicht. Aber Toru ... eine Frage hab ich noch...” Der Leader sah ihn an und hob interessiert die Augenbrauen. “Ja? Was denn?”

Alex sah ihn an und erneut schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen. “Wie zur Hölle konnte es passieren, dass du dich ausgerechnet in die kleine Nervensäge verlieben konntest?”

Nun musste Toru anfangen zu lachen. “Frag mich was leichteres ... Ich weiß es selbst nicht.”
 

Aber Taka hatte nun mal etwas an sich, was sein Herz höher schlagen lies.

What's in front of your eyes?

Skeptisch begutachtete Toru sich im Spiegel und hob leicht die Augenbraue, ehe er sich zu Alex umdrehte. “Tut mir leid, dass sagen zu müssen Alex ... aber das sieht sowas von lächerlich aus. Du spinnst doch.” Man sah dem Leader genau an, wie unwohl er sich in diesen Klamotten fühlte. Vor allem, wenn er nur daran dachte, so Taka gegenüber zu treten. Das konnte nie im Leben gut gehen. Der würde ihn knallhart auslachen. Da war er sich durchaus sicher. Immerhin hatte Alex auch schon einen riesen Spaß, ihn anzuziehen, wie eine blöde Barbie-Puppe. Der kullerte nämlich fröhlich lachend über Torus Bett. Den ganzen Tag schon waren sie hier im Schlafzimmer und versuchten das perfekte Outfit für Toru zu finden, um bei Taka Eindruck zu schinden. Dafür war Alex extra früh her gekommen. Doch nach etlichen, hässlichen Kombinationen, die Alex raus gesucht hatte, hatte er nun die Krönung an. Einen hässlichen Anzug, den Toru für irgendwelche Hochzeiten raus kramte. Dabei sollte man meinen Alex hätte Geschmack. Der modelte doch. Aber gut, der bekam seine Kleider zurecht gelegt.

Jetzt reichte es ihm aber und er zog genervt die Anzugjacke aus, die aus gutem Grund in den tiefsten Ecken seines Kleiderschranks verborgen war. “Vergiss es. Das zieh ich nicht an.”, stellte Toru nochmal klar und hing die Jacke wieder auf den Kleiderbügel, wie kurz darauf auch die Hose dazu. Schnell schlüpfte er wieder in seine viel bequemere Jeans.
 

Alex hatte sich mittlerweile wieder etwas beruhigt. Dieser kicherte nur noch leise und setzte sich wieder auf. “Wieso denn nicht?”, fragte er und sah schmollend zu seinem Kumpel, der den Anzug zurück in den Schrank hängte. “Weil ich lächerlich aussehe!”, erklärte er erneut und schloss die Schranktür. “Fehlt nur noch, dass du mir einen Strauß Rosen in die Hand drückst und mich auf ein weißes Pferd setzt.”Plötzlich wurde Alex still und er sah Toru eine Weile an, bis er grinsend weg sah und sich mit einer Hand durch die Haare fuhr. Daraufhin konnte Toru nur mit den Augen rollen. “Oh Gott, sag nicht, dass du das geplant hattest!”

“Nur die Rosen!”, verteidigte sich Alex sofort und sah wieder zu dem anderen Gitarristen “Auf das Pferd kam ich nicht. Aber sollte ich mir merken!”

Verzweifelt warf Toru die Arme in die Luft und verlies das Schlafzimmer. Das war ja nicht zum aushalten. Eine schöne Hilfe war Alex ihm. Der hatte nur Blödsinn im Kopf!
 

Doch es dauerte nicht lange, bis dieser ihm ins Wohnzimmer nachgeeilt war. “Was hast du denn Toru? Taka mag romantische Sachen! Ich kenn mich da super aus!” Irgendwie zweifelte Toru daran, dass Alex sich da auskannte. Es machte nämlich nicht unbedingt den Anschein. Solche Sachen waren doch nicht romantisch. Das war altertümlich und verdammt bescheuert. Zumindest seiner Meinung nach. “Hast du das jemals für ihn gemacht?”, fragte Toru dann und lies sich auf dem Sofa nieder und machte sich eine Zigarette an. Alex setzte sich neben ihn. “Ständig!” Toru zog an seiner Kippe und hob die Augenbrauen. Alex seufzte dann leise. “Ja okay. Sowas hab ich noch nicht für ihn gemacht. Ich mach mich doch nicht zum Deppen in so einem Aufzug! Aber ich hab ihm schon mal Blumen mitgebracht. Klingt bescheuert, aber das ist echt wahr!” Das Alex sich nicht so in Schale geschmissen hatte, hatte er sich schon fast gedacht. Aber er musste zugeben, dass es ihn dennoch wunderte, dass Taka drauf stand, wenn man ihm Blumen mit brachte. Das war ja schon etwas ... schwul?
 

Das war ein blöder Witz, dass wusste er. Aber er war gerade leicht am verzweifeln. Erst machte Alex hier einen auf Amor und bot seine Hilfe an und dann kam nur Dreck dabei raus. Für einen Moment hatte Toru ja mit dem Gedanken gespielt, den anderen in ein Amorkostüm zu stecken, nur als Rache für den dämlichen Anzug. Aber er lies es. Die Hoffnung, dass der Ex-Gitarrist doch noch hilfreiche Vorschläge brachte war noch nicht völlig erloschen. Denn diese starb bekanntlich ja zuletzt. Alex schien diese pure Begeisterung, die Toru ausstrahlte zu spüren und seufzte leise. “Man jetzt guck doch nicht so! Uns fällt schon was ein. Taka rennt dir ja nicht weg.” Doch da war sich Toru nicht mal so sicher. So hatte er schon einmal gedacht. Und dann war Taka mit Alex zusammen gekommen, dank ihm. Doch das behielt er jetzt erst mal für sich. Außerdem versuchte er sich jetzt nicht verrückt zu machen. Am Ende hatte Alex das alles nur falsch verstanden und Taka war einfach nur verwirrt und dann hätte er den Salat. Darauf hatte er keine Lust.
 

“Ach, was soll’s.”, meinte Toru, als er seine Zigarette aufgeraucht hatte. “Ich hab keine Lust mehr!” Das schien Alex gar nicht zu gefallen. “Aber ... aber ... aber...!”, stammelte dieser und sah den Leader mit großen Augen an. “Aber was?”, fragte dieser und ahnte schon, dass Alex das nicht toll fand, dass er keine Lust mehr hatte. Blöd nur, dass Toru es nicht toll fand, dass Alex seinen Spaß daran hatte, ihm dämliche Sachen anzuziehen. “Ich sehe es noch kommen und du ziehst mir ein rosa Kleidchen an und bindest mir Schleifen in die Haare!” Hätte er das mal lieber nicht gesagt. Denn plötzlich fingen die Augen des Älteren an zu strahlen. “Das würde so süß aussehen! Also wenn Taka sich dann nicht in dich verliebt, weiß ich auch nicht. “ Daraufhin kassierte er sich eine Kopfnuss von Toru und hielt sich den Kopf. “Wofür hab ich die denn verdient?!”, fragte er und ging in Deckung, als Toru aufstand. “Alex, wenn du so weiter machst, schmeiss ich dich raus.”

Das schien gewirkt zu haben. Denn Alex war danach ganz still. “War doch nur Spaß man!”, meinte er nach einiger Zeit dann grinsend. Irgendwie war sich Toru da nicht so sicher, aber er wollte ihm mal glauben.
 

Aber wenn er schon stand, ging er in die Küche und holte für Alex und sich etwas zu trinken. Mit diesem kam er zurück ins Wohnzimmer, setzte sich wieder auf das Sofa.

Alex war so frei und nahm sich dann eines der Gläser und nahm sich etwas zu trinken. “Und wie willst du es machen, wenn dir meine Vorschläge nicht gefallen?”, fragte er und trank einen Schluck. Toru lehnte sich gelassen zurück, zuckte mit den Schultern. “Nichts.”

Verwirrt sah sein Nebenan ihn an, als würde er seinen Ohren nicht trauen. “Du willst nichts machen?” Toru nickte leicht. “Ich will Taka nicht beeindrucken. Entweder es klappt oder eben nicht. Warum sollte ich anfangen mich jetzt groß zu verstellen? Taka kennt mich doch eh schon lang genug.” Da würde es wohl nicht mal mehr helfen sich zu verstellen.

“Klingt einleuchtend ..:”, murmelte Alex in sein Glas, ehe er erneut einen Schluck daraus trank. “Und du willst es echt nicht mal mit einem rosa Kleidchen probieren?” Dafür bekam er eines der Sofakissen ins Gesicht und verschüttete die Limonade auf seiner Hose.
 

*
 

Bei den nächsten Proben war Toru schon ziemlich früh da. Meistens war er zwar eh der Erste, der da war, aber er war dennoch recht früh dran. Also machte er es sich auf dem Sofa gemütlich und stimmte seine Gitarre nach. Was aber nicht wirklich viel Zeit in Anspruch nahm. Doch so nutzte er die Zeit und klimperte sinnlos vor sich hin auf der Gitarre.

Als die Tür zum Proberaum dann auf ging und Taka rein kam, sah er kurz auf und begrüßte diesen, ehe er sich wieder seiner Gitarre widmete. Der Sänger erwiderte den Gruß und legte erst einmal seine Sachen ab. Seit den letzten Proben hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen oder sich auch nur irgendwie bei dem anderen gemeldet. Das spürte man auch sofort. Die Stimmung war etwas angespannt. Doch Toru hoffte, dass es nicht all zu lange anhalten würde.

Nachdem Taka seine Tasche abgelegt hatte, setzte er sich neben Toru und sah auf die Gitarre.
 

“Übst du fleißig die Songs?”, fragte Taka und sah dann Toru an, der den Kopf schüttelte. “Nein. Ich spiel irgendwas zusammen. Ich kann die Songs alle.” Der Ältere lehnte sich zurück und nickte nur leicht. “Mhm...”

Eine Weile musterte er Taka, ehe er die Gitarre weg legen wollte. Doch Taka war schneller, hielt die Gitarre fest. “Spiel bitte weiter. Hört sich schön an.”

Zwar irritierte ihn das etwas, aber er lies die Gitarre auf seinem Schoß liegen und zuckte dann mit den Schultern. “Okay ...” Also spielte er weiter und Toru hörte ihm zu, schloss die Augen. Auch wenn er das Gespielte jetzt nicht so berauschend fand. Er spielte eben irgendwas. Doch wenn Taka weiter zuhören wollte, würde er das machen. So war es hier wenigstens nicht so still. Wahrscheinlich war das auch der Grund, wieso er weiter spielen sollte. Weil sie kein Thema zum Unterhalten hatte.
 

Bis Tomoya und Ryota eintrafen verging auch nicht mehr viel Zeit. Vielleicht zehn Minuten. Doch als die beiden ebenfalls eingetroffen waren, hörte Toru auf und sie begannen mit den Proben. Eher unerwartet, liefen diese ziemlich gut. Wenn Toru ehrlich war, hatte er erwartet, dass sie schlechter liefen, da er sich dachte, Taka hätte andere Sachen im Kopf. Das schien aber nicht der Fall zu sein. Was ihn ungemein erleichterte. Das machte alles wesentlich einfacher. So verging die Probe auch ziemlich schnell. Draußen war es schon dunkel und sie entschlossen damit dann auch Schluss zu machen. Immerhin lief alles ohne Probleme ab. Da ging das schon.

Toru zog gerade den Reisverschluss seiner Tasche zu, als Ryota und Tomoya sich nacheinander verabschiedeten. Taka war auch gerade dabei zu gehen, als Toru sich die Tasche umhing, sich zusammen nahm und zu ihm ging. “Taka? Sollen wir zusammen laufen?”, fragte er und suchte dann schon mal den Schlüssel zum Proberaum an seinem Schlüsselbund.

Anscheinend hatte der Sänger nicht damit gerechnet, was er ihm aber auch nicht verübelte. Doch er nickte leicht, verlies mit Toru den Proberaum und dieser schloss ab.
 

Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. Toru wusste nicht, wie er das Anfangen sollte. Im Entschuldigen war er noch nie so super gewesen. Aber hier war eine Entschuldigung fällig, wie er fand. Bei Alex hatte er sich ja auch entschuldigen können. Also atmete er einmal tief durch, sah dann kurz zu dem Kleineren, der einfach vor sich auf die Straße sah. “Es tut mir leid ...”, fing Toru dann doch an und Taka hob den Kopf, sah ihn an. “Was tut dir leid?”

Was eine blöde Frage. Doch das sagte er nicht laut. Immerhin wollte er sich ja bei dem Sänger entschuldigen und nicht mit ihm streiten. Also hielt er, was das anging, den Mund. Nun war es Toru, der vor sich auf die Straße blickte, die Hände in den Hosentaschen. “Das ich so ein Arsch war. Ich hätte meinen Frust nicht an dir raus lassen sollen.” Auch wenn es in dem Moment etwas erleichterndes hatte. Er hatte Taka damit vor den Kopf gestoßen. Das war nicht in Ordnung gewesen. Taka schwieg einen Moment, ehe er antwortete. “Ja, das war nicht gerade nett. Aber ich hab viel darüber nach gedacht. Deine Reaktion war verständlich.” Das der Sänger seine Reaktion nachvollziehen konnte, wunderte Toru zwar etwas, aber er widersprach nicht.
 

“Also nimmst du meine Entschuldigung an?”, fragte Toru hoffnungsvoll und sah Taka wieder an, der nickte. “Entschuldigung angenommen. Unter einer Bedingung.”

Toru hob leicht die Augenbrauen.”Okay ... welche Bedingung wäre das?” Nun grinste der Kleinere etwas. Dieses Grinsen sorgte dafür, dass die Laune des Gitarristen sich etwas hob. Es war lange her, dass er dieses freche Grinsen gesehen hatte. Und er hatte es vermisst. “Du kommst Morgen nach den Proben zu mir und wir Kochen!” Der Leader fing an zu lachen, als er das hörte. Doch er war erleichtert, dass sie wieder normal miteinander reden konnten. “Machen wir das nicht nur, wenn wir an einem Song arbeiten?”, fragte er, nachdem er aufgehört hatte zu lachen. Taka zuckte darauf hin nur mit den Schultern. “Als Freunde kann man sich auch so zum Kochen verabreden. Muss doch nicht immer Arbeit dabei sein.” Da hatte er allerdings recht. Außerdem hörte sich das doch ganz gut an. “Aber ich bin dafür, dass wir mal was anderes kochen, als sonst.”, schlug Taka vor. Toru nickte nur leicht. Ein bisschen Abwechslung tat auch ganz gut.

Als sie dann schließlich an der Straßenecke ankamen, wo sich ihre Wege trennten, blieben sie stehen. “Und was willst du Essen?”, fragte Toru und der Sänger zuckte leicht mit den Schultern. “Weiß nicht. Irgendwas. Überleg dir was. Du musst es ja kochen.” Und wieder war da dieses freche Grinsen des Kleineren. Da konnte Toru einfach nicht nein sagen. Es schien fast so, als wären diese ganzen schlechten Sachen, die in den letzten Wochen passiert waren, nie da gewesen. Alles war wie immer.
 

“Okay, ich überleg mir was.”, gab sich Toru also geschlagen. “Super! Ich freu mich!”, meinte Taka und umarmte den Größeren zum Abschied. Dann drehte er sich um und ging.

Für einen Moment blieb der Gitarrist wie angewurzelt stehen, sah Taka hinterher. Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie sich umarmten, doch irgendwas war anders gewesen. Er konnte es nicht erklären. Doch irgendwie war diese Umarmung nicht wie die anderen. Sonst würde sein Herz nicht so schnell gegen seine Rippen hämmern.

Als dieser kleine Presslufthammer irgendwann aufhörte, machte sich Toru auf den Weg nach Hause. Jetzt war aber irgendwie nervös wenn er daran dachte, dass er Morgen bei Taka wäre um zu kochen.
 

„Wusstest du eigentlich, dass du total sexy aussiehst, wenn du so konzentriert am kochen bist?“
 

Es hörte sich in seinen Gedanken so an, als würde Taka direkt neben ihm stehen.

Als er sich daran erinnerte, bekam er ein ganz mulmiges Gefühl im Magen. Ob das nun gut oder schlecht war, wusste er nicht. Wenn er ehrlich war, wollte er nicht mal wirklich darüber nachdenken. Denn er war jetzt sowieso nervös genug. Während er sich eine Zigarette anzündete, wühlte er in seiner Hosentasche nach dem Handy, was er relativ schnell ergriff und öffnete sein Telefonbuch. Alex’ Nummer sprang ihm praktischerweise als erstes entgegen. Sofort rief er diesen an. Es dauerte eine Weile, ehe am andere ende abgehoben wurde. “Was gibt’s mein Sorgenkind?”, begrüßte Alex ihn, doch Toru war gerade nicht nach Scherzen. “Mach das du zu mir kommst Alex.”, haspelte der Leader drauf los. Alex schien nicht ganz zu verstehen, welchen Sinn das jetzt hatte. “Was hast du denn?” Toru zog an seiner Zigarette und versuchte ruhig zu bleiben. Als er der Meinung war, er könne in einem ruhigen Ton weiter reden, erklärte er Alex, was eben passiert war.
 

“Du sollst Morgen nach den Proben mit zu Taka gehen und kochen?”, fragte Alex und er hörte sofort, dass der Ältere es lächerlich fand, dass Toru sich so einen Stress machte. “Du kannst doch kochen. Stell dich nicht so an.” Toru fand das gar nicht nett. Erst bot Alex seine Hilfe an, dann hatte er nur Blödsinn im Kopf und jetzt, wo er Hilfe und Unterstützung brauchte, machte er sich über ihn lustig. Schöner Freund war das. “Man Alex. Komm doch einfach vorbei.”, jammerte Toru etwas hilflos. Doch es schien zu funktionieren. Denn Alex kicherte leise, meinte dann, er würde sich gleich auf den Weg machen. “Soll ich dir nicht vielleicht doch ein rosa Kleidchen mitbringen? Sieht sicher super aus beim Kochen.... Toru?” Doch anstatt eine Antwort zu bekommen, hörte er nur ein Piepen. Toru steckte das Handy wieder in die Hosentasche. Alex und sein blödes Rosa Kleidchen.

Der Mann modelte definitiv zu viel.

Alright alright

Kaum war Toru Zuhause, schlüpfte er aus seinen Schuhen und schmiss seine Tasche in die nächste Ecke. Er ging in die Küche, nahm sich alle Kochbücher die er hatte und setzte sich mit ihnen ins Wohnzimmer. Gerade als er das erste aufschlagen wollte, klingelte es an der Tür. Anscheinend hatte sich Alex freundlicher Weise etwas beeilt. Toru stand also auf und ging an die Tür und wie erwartet, stand da der Ältere, sah ihn schmollend an. Verwirrt hob der Leader die Augen, lies Alex aber erst einmal in die Wohnung und schloss anschließend die Tür. “Was schaust du denn so, Alex?”, fragte er und dieser blickte ihn immer noch beleidigt an. “Du hast einfach aufgelegt. Das war gemein.” Ein leises Seufzen kam über die Lippen von Toru. “Würdest du mich nicht mit diesem Kleid nerven, hätte ich auch nicht aufgelegt. Aber ist doch jetzt egal. Los komm!”
 

Damit ging er zurück in das Wohnzimmer und setzte sich wieder vor die Kochbücher. Alex folgte ihm brav und musterte Toru einen Moment, der unter dem Haufen Bücher fast unter ging. “Was machst du da?”, fragte Alex und setzte sich neben Toru. “Ich schaue, was ich für Taka koche. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. Sein Lieblingsessen wäre so langweilig ... und er will das ich mir etwas überlege. Aber ich weiß nicht, was ich machen soll.”, erklärte er, während er durch eines der Kochbücher blätterte. Doch in dem fand er nichts, was er für gut befand. Also warf er es neben sich auf den Boden. Alex sah dabei eine Weile lang zu. Nach dem auch das fünfte Buch seinen Weg auf den Boden gefunden hatte, nahm er Toru das Buch, dass er gerade wild durchblätterte aus der Hand. “Jetzt mal ganz ruhig Brauner...”, meinte er und nahm sich nun selbst eines der Bücher. “Wieso machst du dir so einen Stress deswegen? Ist doch nichts dabei, wenn du für ihn kochst. Und egal, was du ihm kochst, es wird ihm sicher schmecken.”
 

Toru lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. “Ich will es doch nur gut machen. Als wir uns vorhin verabschiedet haben, habe ich so ein komisches Gefühl gehabt. So eine Art Vorahnung.” Vor allem, als er Taka Bemerkung in seinen Gedanken hörte. Als wollte Taka ihn daran erinnern. Aber das war wahrscheinlich reiner Zufall und er machte sich völlig umsonst verrückt.

Alex schüttelte nur leicht den Kopf, blätterte weiter durch das Kochbuch, ehe er es Toru unter die Nase hielt. “Hier. Mach einfach Curry mit Reis. Ist einfach und schmeckt lecker. So kannst du deine Aufmerksamkeit mehr Taka widmen, als dem Kochen.” Der Leader nahm das Buch entgegen und sah es sich an. Das klang einleuchtend. So würde er es auch machen. Vor allem, war er jetzt auch etwas entspannter. Wenn er so darüber nach dachte, kam es ihm so vor, als wäre er ein Teenager, der das erste mal in seinem Leben ein Date hatte. Dabei war es ja nicht mal ein Date. Es war einfach ein treffen mit seinem Kumpel. Seinem Kumpel, in den er unsterblich verliebt war. Was alles wieder wesentlich komplizierter machte. Aber er wollte jetzt nicht weiter darüber nach denken.
 

Alex streckte sich und lehnte sich dann auch zurück. “Und weißt du schon, wie du es anstellen willst?”, fragte er dann und Toru schüttelte nur leicht den Kopf. “Nein. Ich habe keine Ahnung. Es ist zum verzweifeln. Was ist, wenn du das Gespräch mit Taka falsch interpretiert hast? Bestimmt hat Taka sich nur so einen Kopf gemacht, weil er sich Sorgen um mich gemacht hat. Das heißt noch lange nicht, dass er sich in mich verliebt hat oder sich in mich verlieben wird.”, sprach Toru endlich seine Zweifel aus. Genau deswegen wollte er nichts überstürzen. Weil er Angst vor einer Enttäuschung hatte. Immer hin war er nicht erst seit Gestern in den Sänger verliebt. Am Anfang hatte er sogar noch versucht, ihn irgendwie zu beeindrucken, in der Hoffnung, Taka würde es genau so ergehen wie ihm und sie würden vielleicht wirklich ein Paar. Doch nachdem er gemerkt hatte, dass Takas ganze Aufmerksamkeit und vor allem Liebe, Alex galt, hatte er sich mehr oder weniger damit abgefunden. Aber nun war Alex, was das anging kein Thema mehr. Im Grunde hatte Toru freie Bahn. Das machte ihm etwas Angst.
 

Toru hatte Angst, sich lächerlich zu machen. Das er Takas Gesten nur falsch verstanden hatte. Das alles kam ihm jetzt erst. Es war so, als hätte ihm jemand die rosa Brille abgenommen. Doch bevor er sich da weiter hinein steigern konnte, spürte er einen Schlag gegen den Hinterkopf und sah entgeistert Alex an, der nur leicht den Kopf schüttelte. “Du bist so ein alter Schwarzseher Toru! Das ist ja richtig schlimm mit dir! Jetzt hör auf dir solche Gedanken zu machen. Es wird schon alles gut gehen.” Der Leader wusste gerade nicht, was er davon halten sollte. Alex hatte leicht reden. Er hatte seine Chance ja schon gehabt und vor allem die Gewissheit, dass Taka ihn liebte. Das hatte Toru nicht. Er konnte sich behaupten, dass Taka ihn liebte. Er konnte es nur hoffen.

“Und was ist, wenn es nicht gut geht?”, fragte Toru und rieb sich kurz den Hinterkopf. Alex zuckte leicht mit den Schultern. “Dann hast du dir nichts vorzuwerfen. Du hast es versucht. Du kannst niemanden zwingen, sich in dich zu verlieben. Versuch dann das positive darin zu sehen. Du hast dich wieder mit Taka zusammen gerauft und ihr seid immer noch Freunde. Ist doch besser als nichts. So doof das jetzt auch klingt.”
 

Ja, das klang ziemlich doof für Toru. Aber er kam nicht drum herum, Alex recht zu geben. Wenn es wirklich nicht klappte und er nicht mit Taka zusammen kommen würde, konnte er wenigstens sagen er habe es probiert. Was ihm aber dann wichtiger war, dass er Taka dennoch zu seinen Freunden zählen konnte. Das er trotzdem bei ihm bleiben konnte. Auch wenn es nur als ein Freund war. “Du hast ja recht...”, gab Toru sich geschlagen. “Ich sollte mich nicht so verrückt machen.” Alex rollte leicht mit den Augen. “Das sage ich dir schon die ganze Zeit. Aber schön, dass es endlich angekommen ist.”, meinte er schmunzelnd. “Ich hab dir aber noch was mitgebracht.”

Toru sah den Älteren fragend an, konnte sich nicht vorstellen, was dieser ihm mitbrachte. Er hoffte auf jeden Fall, dass es kein rosa Kleid war. “Was hast du denn mitgebracht?”, wollte er dann vorsichtig wissen und als hätte Alex nur darauf gewartet, sprang er auf und ging an seine Tasche.

Einen Moment lang wühlte er in dieser, ehe er etwas heraus zog, es stolz hoch hielt und Toru präsentierte.
 

Doch dieser war nicht gerade begeistert. Wäre er jetzt in einem Anime, würde ein riesen Tropfen über seinem Kopf hängen. “Willst du mich eigentlich verarschen?”, fragte Toru und Alex sah ihn verständnislos an. “Wieso denn? Sieht doch toll aus!”

Der Ältere hielt eine rosa Schürze in der Hand, die am Rand mit Rüschen verziert war und vorne drauf stand ganz groß “Kiss the Cook”. Alex setzte sich wieder neben Toru, der sofort etwas von ihm weg rutschte. “Bleib mir mit dem Ding weg!” Das schien Alex gar nicht toll zu finden. Der schmollte wieder, verschränkte beleidigt die Arme. “Ich dachte das passt doch ganz gut, wenn du eh für Taka kochen sollst. So machst du deine Klamotten nicht schmutzig und vor allem hast du eine unterschwellig Message, die Taka die ganze Zeit vor den Augen hat. Das könnte doch alles ins laufen bringen.” Toru funkelte Alex an. Der gab wohl nie auf. “Das einzige, was diese Schürze zum laufen bringen wird, sind die Lach-Tränen von Taka ...”

“Ach man sei doch nicht so gemein Toru! Überleg es dir wenigstens, okay? Ich lass dir die Schürze da. Du musst sie ja nicht mit nehmen. Aber drüber nachdenken kannst du ja!” Alex hatte Glück, dass er Toru endlich mal einigermaßen weiter geholfen hatte. Also stimmte er zu, das der andere seine dämliche Schürze hier lassen konnte, in der Hoffnung, Toru würde sie benutzen, wenn er zu Taka ging. Danach machte sich Alex dann wieder, gut gelaunt, auf den Heimweg.
 

Nachdem der Ältere verschwunden war, machte sich Toru bereit zum Schlafen gehen. Er hatte ja nun ein Gericht, dass er für Taka kochen konnte.

Doch das Einschlafen war leider nicht so einfach. Der Leader machte sich dennoch viel zu viele Gedanken. Wie würde das Morgen alles ablaufen? Er hatte ja die Befürchtung, dass es ein Abend werde würde, wie jeder andere auch. Warum um alles in der Welt, sollte sich Taka auf ihn einlassen? Nicht, dass Toru ein schlechtes Selbstbild hatte. Das war nicht so. Aber die bedenken waren dennoch da.

Murrend drehte er sich auf die Seite, zog die Decke bis unter die Nase und kuschelte sich ein. “Hör auf die den Kopf zu zerbrechen und penn endlich!”, ermahnte sich der Leader.

Und irgendwann siegte die Müdigkeit und er schlummerte bis zum nächsten Morgen friedlich vor sich hin.
 

Diese Friedlichkeit hielt aber nicht lange. Toru hatte viel zu gut geschlafen und verpennt.

“Ach Scheisse!”, fluchte der Leader, sprang aus seinem Bett, blieb mit einem Fuß in der Bettdecke hängen und fiel galant gegen den Schrank. “Au...”

Toru rieb sich die Stirn und öffnete den Schrank, während er die Decke von seinem Fuß abschüttelte. Schnell schnappte er sich irgendwelche Sachen und verschwand im Bad um zu duschen.

Eine viertel Stunde später kam er leicht abgehetzt aus dem Bad, noch mit nassen Haaren und schlüpfte in seine Schuhe, schnappte sich seinen Kram und rannte los.

Was für ein toller Leader er doch war. Schön verpennt. Aber sowas passierte jedem mal. Dennoch ärgerte sich Toru.
 

Als er am Proberaum ankam, riss er die Tür auf und wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzen, als ihm Taka entgegen kam, der sich seine Tasche umhängte. “Oh.. Da bist du ja ...”, meinte der Ältere und lächelte entschuldigend, klopfte Toru auf die Schulter. “Ich hab die andern beiden gerade Heim geschickt, weil wir dachten du kommst nicht mehr.”

Skeptisch hob Toru die Augenbrauen und sah auf seine Uhr. Da hatte er sich ja doch ordentlich verspätet. Leise seufzend lehnte er sich an den Türrahmen. “Schon okay. Hab verschlafen.”

Leicht nickte der Sänger. “Hab ich gemerkt. Aber wenn es nur das ist. Ich dachte schon du bist krank oder so. Wollt gerade zu dir kommen. Aber das hat sich ja nun erledigt.”

Ja, dass hatte sich erledigt. Genau wie die Proben. “Bin ich ja völlig umsonst her gerannt.”, ärgerte sich der Größere und wuschelte sich durch die feuchten Haare. Aber gut, dass konnte er ja nun wirklich nicht riechen.

Dann stieß er sich vom Türrahmen ab und sah Taka an. Dieser lachte und verlies den Raum, schloss ihn ab. “Ja schon. Ist blöd gelaufen. Wollen wir in die Stadt gehen oder so?”

Toru folgte Taka nach draußen und zuckte mit den Schultern. “Können wir machen. Ich muss eh noch einkaufen gehen. “

“Für heute Abend?”, fragte Taka sofort neugierig und machte große Augen. Der Leader nickte leicht. “Ja, für heute Abend.”
 

Da wurde Taka hellhörig. “Oh, was machst du denn feines?”, wollte er sofort wissen und Toru überlegte kurz, ob er es dem Kleineren sagen sollte oder nicht. Er entschied sich dagegen. “Lass dich doch überraschen.”, meinte er daher nur und musste nun selbst etwas grinsen. Dafür kassierte er von Taka nur ein schmollendes Gesicht. “Pah~”

Der Gitarrist fing an zu lachen und machte sich mit dem anderen auf den Weg in die Stadt. “Dann kannst du alleine einkaufen gehen.”, motzte Taka und verschränkte die Arme.

Daraufhin hob Toru eine Augebraue und musterte den Älteren. “Bist du jetzt beleidigt?”, fragte er etwas besorgt und verwirrt. Doch der Sänger lächelte dann und schüttelte den Kopf. “Achwas. War nur Spaß. Aber du kannst wirklich alleine einkaufen gehen. Ich geh schon mal zu mir. Ich muss noch was fertig machen.”, erklärte er. “Was denn fertig machen?”, wollte Toru wissen doch Taka schüttelte den Kopf. “Lass dich doch überraschen.” Wieder dieses Grinsen. So frech.

“Mh... okay... dann lass ich mich überraschen.”, gab sich der Leader geschlagen und verabschiedete sich von Taka, der sich auf den Heimweg machte.
 

Während er sich auf den Weg in den Supermarkt machte, fragte er sich, was Taka fertig machen wollte Zuhause. Aber er kam nicht drauf.

Also würde er sich wohl wirklich überraschen lassen.

Wherever you are ...

Vor dem Supermarkt nahm er seine Zigaretten hervor und steckte sich eine zwischen die Lippen, zündete diese an. Das Päckchen verschwand wieder in seiner Tasche und Toru nahm die Tüte mit den Einkäufen hoch, machte sich auf den Weg zu Taka. Wenn er ehrlich war, hatte er schon ein mulmiges Gefühl. Aber wahrscheinlich bildete er sich das nur ein. Es war ja nicht das erste Mal, dass er bei Taka war und sie, oder eher gesagt er, kochten. Also brauchte er sich so gesehen auch keinen Kopf zu machen. Nur war das leichter gesagt als getan.
 

Nach einem kurzen Fußweg kam er schließlich an der Wohnung des Sängers an, klingelte bei diesem und warf die Zigarette auf den Boden, trat diese aus. Ein leises Knacken kam von der Gegensprechanlage und dann ertönte die Stimme des Älteren. „Ja?“, hörte Toru diesen sagen, trat dann an die Gegensprechanlage. „Ich bin’s Toru.“ Darauf bekam er keine Antwort mehr, sondern hörte ein erneutes Knacken der Anlage, bevor das Surren ertönte und der Gitarrist die Tür aufdrücken konnte. Er stieg zu der Wohnung des Kleineren hoch, der schon in der Tür stand und auf ihn wartete. „Hey~“, begrüßte er diesen und umarmte ihn kurz. „Hey. Warst ja relativ schnell.“, gab der Sänger als Antwort und lies Toru erst mal rein, damit dieser seine Sachen ablegen konnte.
 

Er stellte die Schuhe und Tasche zur Seite, folgte Taka in die Küche. „Magst du mir nun sagen, was du dir zum Essen überlegt hast?“, fragte der Ältere, schnappte sich die Einkäufe und schaute in die Einkaufstüte. Doch Toru nahm diese wieder an sich und grinste leicht. „Du bist doch Hellseher. Probiere es doch mal mit deinen übersinnlichen Kräften, ob du es herausfindest.“ Das brachte ihm aber nur ein Schmollen des Anderen ein. Toru lachte leise, gab ihm die Tüte wieder. Grummelnd nahm Taka diese entgegen. „Meine übersinnlichen Kräfte funktionieren nicht auf Knopfdruck.“, redete er sich heraus, während er die Zutaten aus der Tüte kramte. Als alles auf dem Tisch stand, verschränkte Taka die Arme und hob die Augenbrauen. „Und was gibt es nun zu essen?“ -„Curry.“

Leicht nickte Taka um zu zeigen, dass er es verstanden hatte und verlies dann die Küche. „Na dann viel Spaß beim Kochen.“ Damit war er dann auch verschwunden.
 

Toru hob leicht beide Augenbrauen, schüttelte dann aber grinsend den Kopf. Irgendwie hatte er schon geahnt, dass er alleine kochen musste. Aber es störte ihn auch nicht. Da hatte er ein wenig seine Ruhe –nicht das Taka ihn störte- aber so konnte er sicher gehen, dass das Essen am Ende auch schmeckte. Somit machte er sich dann auch schon ans Werk, suchte alles nötige zusammen. Immerhin kannte er sich ja bestens in der Wohnung aus. Er warf den Reiskocher an und machte sich dann daran, das Curry fertig zu machen. Da es sowieso relativ schnell ging, störte es ihn auch nicht, dass Taka diesmal nicht mithalf beim Kochen. Außerdem schien es auch so, als würde der gerade irgendwas machen. Aus dem Wohnzimmer hörte er Papier rascheln. Was ihn schon ein wenig neugierig machte. Vielleicht war das ja die besagt Überraschung, von der Taka gesprochen hatte?

Aber er konnte jetzt auch nicht einfach ins Wohnzimmer gehen und nachschauen. Außerdem war es ja doof, wenn er es jetzt schon wusste. Falls es überhaupt eine Überraschung für ihn war. Immerhin meinte der Sänger ja nur, dass er noch etwas vorbereiten wollte und er solle sich überraschen lassen. Mit keinem Wort hatte er erwähnt, dass die Überraschung für ihn war.
 

Um sich darüber jetzt auch keine weiteren Gedanken zu machen, widmete er sich lieber weiter dem Essen. Das war auch recht schnelles Gericht, was hieß, dass er mehr Zeit hatte für Taka. Nebenbei deckte er auch den Tisch, wenn man das so nennen konnte. Denn im Grunde stellte er nur zwei Teller und zwei Gläser hin und legte Besteck dazu. Decken konnte man das nun nicht nennen. Alex hatte ihm ja den Vorschlag gemacht, dass er Kerzen aufstellen sollte und eine Tischdecke auflegen sollte. Es kam ihm schon fast so vor, als wollte der Ex-Gitarrist, dass er dem Älteren einen Heiratsantrag machte. Er wollte auch gar nicht wissen, wie enttäuscht dieser sein würde, wenn er erfuhr, dass Toru die Schürze gar nicht angezogen hatte beim Kochen. Aber das war dem Leader einfach viel zu dämlich gewesen. Auch wenn es Taka sicher durchaus amüsiert hätte.

Dennoch verzichtete er darauf.
 

Er war so frei und gab auf beide Teller eine Portion, als das Essen schließlich fertig war. Es roch auf jeden Fall schon mal nicht schlecht und als er probiert hatte, fand er es auch nicht übel. Da würde es dem Älteren sicher auch schmecken. Zumindest hoffte er das.

Beide Teller wurden auf den Tisch gestellt, genau wie das Trinken, dass er mitgebracht hatte. Als alles dann so weit fertig war, kam er ins Wohnzimmer, sah wie Taka am Tisch saß mit einem Haufen Zettel, die nicht nur über den Tisch, sondern auch über das Sofa verteilt waren. Taka hatte einen Kugelschreiber zwischen den Zähnen und schien schwer am Sortieren zu sein. Einige der Blätter segelt auf den Boden, da Taka wohl mehr oder weniger die Geduld verlor. Toru kam zu ihm, beugte sich zu einem der Zettel und wollte ihn gerade aufheben, als er einen hysterischen Schrei von Taka hörte und in der Bewegung inne hielt, verwirrt zu dem Kleineren sah. Dieser sprang vom Sofa auf und rannte auf ihn zu, beugte sich schnell selbst hinab und hob den Zettel auf. „Nicht lesen!“, murrte er und ging zum Tisch zurück, räumte alle Blätter zusammen die dort und auf dem Sofa lagen.
 

Toru hob irritiert die Augenbrauen, als Taka die Blätter zusammen räumte. „Was ist das denn?“, fragte er und der Sänger schüttelte leicht den Kopf. „Nichts für dich.“, war die Antwort, die er darauf erhielt. Leicht zuckte er mit den Schultern. Wahrscheinlich nur irgendwelche Kritzeleien, die mal irgendwie und irgendwann ein Song werden sollten. Das ganze Spiel kannte er schon in- und auswendig. Der Sänger hasste es, wenn er Toru unfertige Dinge in die Hand drücken sollte. Klar, er überarbeitete die Texte oft mit Toru. Aber das meiste machte nun mal Taka und die Texte wurden nur raus gegeben, wenn er damit zufrieden war. Die anderen durften erst danach einen Blick darauf werfen und ihr Urteil dazu abgeben. Also ließ er Taka das und schob die Hände in die Hosentaschen. „Ich wollte dir auch eigentlich nur sagen, dass das Essen fertig ist.“

Das sorgte dafür, dass Taka aufhorchte und die Blätter so schnell wie möglich ordentlich auf einen Haufen schob und im Schlafzimmer versteckte, ehe er wieder kam. „Das ging aber schnell.“, meinte der Sänger und folgte Toru in die Küche. Dort setzte er sich, besah sich das Essen erst mal und grinste leicht. „Sieht unglaublich lecker aus Toru!“
 

Der Leader setzte sich zu ihm an den Tisch und freute sich über dieses Kompliment, dass er bezüglich des Essens bekam. Alex hatte wohl doch recht gehabt. Es kam nicht darauf an, was er kochte. Taka schmeckte bis jetzt alles, was er gekocht hatte. Wieso sollte es heute also anders sein? „Freut mich. Hoffe es schmeckt dir auch. Guten Appetit.“ Der Sänger wünschte ihm das ebenfalls und sie begannen zu essen. Während dem Essen sprachen sie nicht unbedingt viel. Aber es war auch keine unangenehme Stille, die zwischen ihnen herrschte. Wenn Toru so für sich überlegte und er an seinen letztem Besuch hier dachte, lief ihm ein kleiner Schauer über den Rücken. Als er das letzte Mal hier war, hatte er dem Kleineren mehr oder weniger an den Kopf geschmissen, dass er ihn liebte.

Wenn er das nochmal Revue passieren ließ, würde er sich am liebsten Ohrfeigen, einfach weil es eine dämliche Aktion gewesen war.

Vor allem hatte sie so gut wie nichts gebracht. Zwischen Taka und ihm hatte es eine Zeit lang Funkstille gegeben. Aber sonst auch nichts. Gut, Alex hielt sich nun für Amor… aber was brachte das schon? Der Mann hatte nur Blödsinn im Kopf, was ihm nicht unbedingt hilfreich war. Eine Zeit lang hatte Toru sogar überlegt, ob Alex vielleicht einfach nur ein Amor-Kostüm haben wollte und deshalb versuchte die beiden irgendwie zusammen zu bringen. Aber irgendwie konnte er sich das doch nicht vorstellen.
 

Irgendwie war er so in seinen Gedanken versunken, dass er gar nicht mitbekam, dass Taka bereits mit dem Essen fertig war. Aber ein Blick auf den eigenen Teller verriet, dass er wohl doch Multitaskingfähig war. Denn auch sein Teller war so gut wie leer. Der Sänger nahm ihre beiden Teller, bevor Toru überhaupt was sagen konnte und räumte diese dann weg, setzte sich wieder an den Tisch. „War echt super lecker Toru.“, lies er den Jüngeren noch einmal wissen und lächelte diesen an, der dieses Lächeln nur erwidern konnte. „Danke. Freut mich.“ Der Leader griff nach seinem Glas und leerte dieses, stand dann auf und stellte es ebenfalls in die Spüle. Er drehte sich zu dem Kleineren um, sah diesen fragend an. „Und was wollen wir nun machen?“

Das schien wohl das Stichwort gewesen zu sein, auf das Taka gewartet hatte. Denn schon stand er wieder auf, schnappte sich sein Glas und Torus Hand, zog ihn ins Wohnzimmer. „Ich würde sagen, wir vertreiben uns erst Mal ein wenig die Zeit mit einem Film, oder?“ Daraufhin hob der Gitarrist nur leicht die Augenbrauen, zuckte dann aber mit den Schultern und setzte sich einfach neben seinen Gastgeber auf das Sofa.
 

Er wusste nicht, wie er es beschreiben sollte, aber irgendwie war er schon enttäuscht. Hatte der Sänger nicht gemeint, er hätte etwas vorzubereiten und er solle sich überraschen lassen? Das hier sah aber nicht unbedingt danach aus, als wäre da irgendwo eine Überraschung versteckt, wenn er ehrlich war. Aber er konnte auch nicht einfach von ihm verlangen, dass er nun mal zeigte, was er ach so tolles vorbereitet hatte. Also würde er sich wohl in Geduld üben müssen. Das würde er schon irgendwie hinkriegen. Da war er sich sicher. Naja, zumindest so halbwegs.
 

Taka hatte schon einen Film aus seiner kleinen DVD Sammlung heraus gesucht und eingelegt, ohne groß zu fragen, ob Toru den überhaupt sehen wollte. Was so gesehen aber auch nicht schlimm war. Größtenteils hatten sie ja denselben Geschmack. Auch bei Filmen. Zum Glück war es auch ein Film, den der Leader mochte. Doch so sehr er den Film auch mochte, kam er nicht drum herum zu hoffen, dass er doch endlich zu Ende war. Nach einer gefühlten Ewigkeit war er dann auch zu Ende und Taka nahm die DVD wieder aus dem Player, sah Toru an. „Wollen wir noch einen Film schauen? Oder eine Konzert DVD? Oder einfach mal durch das Fernsehprogramm schalten?“
 

Nun konnte Toru es sich nicht verkneifen und musterte Taka doch ein wenig sehr skeptisch, was dieser wohl aber auch bemerkt hatte. Der sah den Leader nämlich nun verwirrt an. „Was ist denn?“, wollte der Ältere wissen und schloss die DVD Hülle, stellte sie zurück an ihren Platz. „Tut mir leid, wenn ich das jetzt so sage. Aber es kommt mir ein wenig so vor, als würdest du Zeit schinden. Kann das sein? Wir schauen sonst nie so zwei DVDs am Stück. Was hast du denn?“, fragte Toru und Taka schien sich ein wenig ertappt vor zu kommen. Der sah nämlich auf den Boden und kratzte sich ein wenig verlegen am Kopf. „Mh… ja, kann sein, dass ich Zeit schinde.“, gab er zu, sah dann aber doch wieder zu dem Gitarristen. „Ich hab was für dich…“, murmelte er und zog die Schultern ein wenig hoch und grinste verlegen.
 

Toru konnte nicht verleugnen, dass er gerade ein wenig hibbelig wurde, als er das hörte. „Ach ja? Du hast was für mich?“, fragte er neugierig und Taka nickte leicht. Also war die Überraschung doch für ihn. Nervös rieb er die Hände kurz über den rauen Jeansstoff seiner Hose. „Und was hast du für eine Überraschung?“, stocherte er weiter, da der Sänger ja nichts von sich aus erzählen wollte. Langsam kam besagter Sänger wieder zum Sofa und setzte sich neben ihn. „Wirst du gleich sehen.“, erklärte er und rieb sich kurz die Hände. Wie es aussah, war der Kleinere wohl ein wenig nervös. Was die Sache nicht unbedingt besser machte. Langsam aber sicher wurde Toru nämlich ein wenig ungeduldig. Was er jetzt aber auch nicht sagen wollte. Am Ende würde es gar keine Überraschung geben. Das wollte er dann auch nicht riskieren.
 

Für einige Minuten herrschte Stille zwischen den beiden. Toru sah zu dem Braunhaarigen und der schien wohl zu überlegen. Doch gerade als er ihn ansprechen wollte, ergriff dieser das Wort. „Gibst du mir noch 10 Minuten?“, fragte dieser und Toru war ehrlich gestanden so perplex über diese Frage, dass er nur ein leichtes Nicken zustande brachte und bevor er weiter reagieren konnte, war der Sänger auch schon aufgesprungen und im Schlafzimmer verschwunden. Toru sah ihm nach, lies sich dann seufzend zurück sinken. Wie sollte er diese Wartezeit überstehen? Dies würden wohl die längsten 10 Minuten seines Lebens werden. Da war er sich irgendwie sicher. Aber er würde sie schon überstehen. Irgendwie. Das hoffte er zumindest. Immerhin wollte er wissen, was Taka da für ihn organisiert hatte. Für einen kurzen Moment hatte er auch mit dem Gedanken gespielt, dass er sich auf dem Sofa einfach lang machen sollte und schlafen könnte. Doch ob das so gut ankam? Vor allem zweifelte er ernsthaft daran, dass er überhaupt würde schlafen können. Dafür war seine Neugier viel zu groß. Das war ein Plan der zum Scheitern verurteilt war.

Doch so lange sollten die 10 Minuten dann doch nicht werden. Gerade als er auf die Uhr schauen wollte, kam der Sänger wieder aus dem Schlafzimmer. In der einen Hand hatte er Zettel und in der anderen eine Akustik-Gitarre. Verwirrt musterte Toru ihn, was dieser wohl bemerkte und ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. „Schau nicht so. Ist schon peinlich genug.“, murrte Taka und setzte sich auf den Sessel, sortierte sich erst einmal.

Torus Neugierde wich gerade völliger Verwirrung und er beobachtete Taka einfach bei seinem Tun. Der hatte sich wohl nun fertig sortiert, nahm die Gitarre auf den Schoß und sah Toru an, immer noch mit einer deutlichen Röte im Gesicht. „Du darfst nicht lachen okay?! Du weißt genau ich kann nicht so gut Gitarre spielen. Da wirst du sicher auch einiges umschreiben müssen an der Gitarre. Aber das ist ja jetzt egal. Weil.. das hörst ja du jetzt nur…“, haspelte er drauf los und klammerte sich ein wenig an die Gitarre.
 

Der Gitarrist nickte wieder nur leicht. Taka hatte doch gemeint, dass sie sich auch treffen konnten ohne zu arbeiten. Aber das hier sah schwer nach Arbeit aus, wenn er ehrlich war. Was ihn schon ein wenig enttäuschte. Aber naja. Es lief eben nicht immer so, wie man sich das dachte. Das hatte er ja nun schon oft genug gemerkt. Taka sah ihn abwartend an und als Toru ihn ansah, zog er wieder die Schultern etwas hoch. „Bist du bereit?“, fragte der Ältere und Toru zuckte leicht mit den Schultern. „Nur zu. Ich bin ganz Ohr.“ Taka schluckte leicht und zappelte noch ein wenig herum, ehe er seine Finger an die Gitarrensaiten legte und auf das Blatt vor sich starrte. Toru schloss die Augen, lehnte sich entspannt zurück und verschränkte die Arme, damit er sich besser konzentrieren konnte. Dann erklang auch schon die Gitarre und die Melodie kam ihm irgendwie bekannt vor. Die hatte er doch sinnlos vor sich her gezupft, als Taka und er alleine im Proberaum waren. Das war die Melodie, die er weiter spielen sollte auf Takas Wunsch hin.
 


 

I'm telling you

I softly whisper

Tonight, tonight

You are my angel …

Aishiteru yo

Futari wa hitotsu ni

Tonight, tonight

I just say …
 

Toru kam nicht drum herum, nun die Augen kurz zu öffnen und Taka verwirrt anzusehen. Der schien das aber nicht zu bemerken, sondern starrte weiterhin auf seinen Zettel, den er vor sich liegen hatte. Was dem Gitarristen aber nicht entging war, dass Takas Stimme vor Nervosität ziemlich am Zittern war. Was nichts dran änderte, dass das Lied dennoch schön klang. Auf jeden Fall hörte er heraus, dass Taka es mit viel Gefühl sang.
 


 

Wherever you are

I always make you smile

Wherever you are

I'm always by your side

Wherever you say

Kimi wo omou kimochi

I promise you forever right now …
 

Der Gitarrist spürte wie sein Herz anfing schneller zu schlagen. Woran das lag? Wahrscheinlich weil langsam in sein Bewusstsein drang, was Taka damit erreichen wollte. Es war nicht einfach nur ein Song, den er ihm vorspielen wollte um seine Meinung zu wissen. Es kam ihm gerade so vor, als hätte er ein Déjà-vu. Aber da war das Lied für Alex gewesen. Es war da, als Taka ihm das erste Mal Liar vorsang. Aber da hatte sein Herz aus einem anderen Grund schneller geschlagen. Das hier war etwas anderes.
 


 

I don't need a reason

I just want you Baby

Alright, alright

Day after day …

Kono saki nagai koto zutto

Douka konno boku to zutto

Shinu made

Stay with me

We carry on ...
 

Sein Blick ruhte weiterhin auf Taka, der nun noch ein wenig nervöser schien als eben noch. Die rote Farbe wollte einfach nicht von seinen Wangen weichen. Aber Toru musste nun feststellen, dass seine eigenen Wangen sich verdächtig heiß anfühlten. Wahrscheinlich sah er genauso aus wie der Sänger gerade. Als dieser dann erneut den Refrain begann, lief ihm ein Schauer über den Rücken, weil Taka jetzt erst richtig Gefühl rein brachte. Das sorgte auch dafür, dass sich auf Torus Armen eine deutliche Gänsehaut zeigte.
 


 

Wherever you are

I always make you smile

Wherever you are

I'm always by your side

Wherever you say

Kimi wo omou kimochi

I promise you forever right now

Wherever you are

I never make you cry

Wherever you are

I never say Goodbye

Wherever you say

Kimi wo omou kimochi

I promise you forever right now

Bokura ga deatta hi wa

Futari ni totte ichiban me no kinen no subeki hi da ne

Soshite kyou to iu hi wa

Futari ni totte niban me no kine no subeki

Hi da ne ...
 

Taka machte eine kleine Pause, schnappte nach Luft und spielte nebenbei aber weiter Gitarre. Für Toru fühlte es sich mittlerweile an, als würde sein Puls mindestens doppelt so schnell gehen wie sonst. Es würde ihn nicht einmal wundern, wäre es wirklich so. Damit hatte er einfach nicht gerechnet. So sehr Takas Stimme zitterte, so sehr zitterten seine Hände.
 


 

Kokoro kara aiseru hito

Kokoro kara otoshii hito

Kono boku no ai no mannaka ni wa

Itsumo kimi ga iru kara

Wherever you are

I always make you smile

Wherever you are

I'm always by your side

Wherever you say

Kimi wo omou kimochi

I promise you forever right now

Wherever you are ..

Wherever you are ...

Wherever you are ...
 

Dieses Lied hatte Taka für ihn, Toru, geschrieben …
 


 

~ The End(?)

... I always make you smile

… The beginning …
 

Taka sah gerade ein wenig verzweifelt aus und so fühlte er sich auch. Er saß auf dem Sofa und kratzte sich ein wenig hilflos am Kopf, während er den Gitarristen musterte. Eine genaue Reaktion hatte er sich nicht ausgemalt, was den Text anging, den er geschrieben hatte. Aber damit hatte er nicht gerechnet und das hatte ihn so ziemlich überrumpelt. Langsam nahm er die Hand von seinem Kopf, legte sie auf die rechte Schulter des Jüngeren. „Hey…“, meinte er leise und traute sich gar nicht ein wenig lauter zu sprechen. Wieder erklang ein leises Schluchzen von dem Leader und er biss auf die Unterlippe. Es kam ihm so vor, als wolle sich Toru gar nicht mehr beruhigen. Was er aber gar nicht mal so lustig fand. Immerhin hatte er diesen ja nicht zu sich eingeladen, dass dieser nun hier saß und weinte. Auf seine Worte reagierte dieser aber auch nicht. Vorsichtig streichelte er nun über die Schulter des anderen. „Toru… was ist denn los?“
 

Dieser reagierte wieder nicht auf Taka, vergrub das Gesicht in den Händen und hatte die Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln abgestützt. Die Tränen liefen unaufhaltsam die Wangen herunter aber er kam sich deswegen nicht bescheuert vor. Der Grund war wohl eher, dass dämliche Grinsen auf seinen Lippen, das einfach nicht verschwinden wollte. Aber zugegebener Maßen, war es ihm schon ein wenig peinlich, dass er jetzt weinend hier bei dem Älteren saß. Aber gerade war er von seinen eigenen Gefühlen überrumpelt worden. Es hatte einen Moment gedauert, bis er begriffen hatte, dass Taka diesen Song für ihn geschrieben hatte. Immerhin hatte er damit nun wirklich nicht gerechnet. Wie sollte er auch? Bis vor wenigen Tagen hatte er sich ja nicht einmal reale Chance bei ihrem Frontmann ausgemalt. Und jetzt auf einmal hatte dieser einen Text für ihn geschrieben. Das war eben doch ein wenig viel gewesen für den armen Gitarristen. Doch wirklich lange konnte er darüber gar nicht mehr nachdenken. Denn plötzlich spürte er einen festen Schlag an der Schulter und zuckte zusammen.
 

Verwirrt hob er den Kopf wieder und hielt sich die rechte Schulter, sah in das Gesicht eines schmollenden Takas. „Man, jetzt hör auf zu heulen du Idiot.“, murrte dieser und gab ihm gerade nochmal einen Boxer gegen die Schulter. „Ey~ Für was war das denn nun?“, wollte der Jüngere wissen und rieb sich die Schulter ein wenig, ehe er die Hand wieder sinken ließ. „Der erste Schlag war einfach nur zur Verwirrung, damit du endlich mal auf mich achtest und der zweite Schlag… einfach so.“, erklärte Taka und zuckte kurz mit den Schultern. Dann wirkte er aber doch wieder ein wenig ernster und musterte Toru einen Moment lang. „Wieso weinst du denn?“, fragte er dann, hoffte endlich eine Antwort von dem Größeren zu erhalten. Hatte dieser ihn bis eben ja mehr oder weniger ignoriert. Auf die Frage hin wischte der Angesprochene sich mit den Hände über die Wangen um die Tränen von diesen zu wischen, zuckte leicht mit den Schultern. „Weiß ich nicht so genau…“, murmelte er und nun war es ihm doch sehr peinlich, dass er vor dem Sänger angefangen hatte zu weinen. Normalerweise zeigte er nur ungerne solche Schwächen. Es war ihm einfach unangenehm.
 

Die Antwort schien Taka aber nicht zufrieden zu stellen. Der holte noch einmal aus und schlug erneut gegen die Schulter des anderen. „Raus mit der Sprache.“, forderte er den Leader nun auf und hielt die Faust weiter in der Luft um zu zeigen, dass er durchaus bereit war noch einmal zuzuschlagen. „Oder ich prügele es auf dir heraus.“ Auch wenn das wohl keine allzu nette Variante wäre. Wirklich zutrauen tat sich das der Ältere sowieso nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass Toru sich mit Leichtigkeit gegen ihn wehren konnte. Was dieser auch durchaus wusste. Schon allein dessen Blick ließ ihn das wissen. Der hob darauf nämlich nur eine Augenbraue und schüttelte dann mit einem schwachen Grinsen den Kopf. „Das wage ich jetzt einfach mal zu bezweifeln.“, sprach Toru dann einfach frei heraus, was dafür sorgte, dass der Kleinere die Faust wieder sinken ließ. Dennoch seufzte dieser dann. Das sorgte dafür, dass Toru es ihm fast gleich getan hätte. Doch dieser verkniff sich sein Seufzen gerade noch so.
 

„Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht Taka. Ich weine sicher nicht, weil ich traurig bin.“, versuchte er dann zu erklären, damit der Sänger nicht so niedergeschlagen aussah. Diesen Anblick konnte er nun wirklich nicht ertragen. Vor allem gab es so gesehen ja auch keinen Grund für den Älteren, dass er so ein Gesicht zog. Nur würde Toru diesem das wohl nur noch klar machen müssen. „Warum sagst du mir dann nicht, wieso du weinst?“, wollte der Sänger dann schließlich wissen und sah den Gitarristen wieder an. Nun konnte sich dieser nun wirklich ein kleines Seufzen nicht mehr verkneifen. „Weil ich erleichtert bin?“, fing er an vorzuschlagen. „Oder weil ich mich freue. Weil ich berührt bin? Such es dir aus.“ Nach diesem ganzen durcheinander und Chaos was in den letzten Tagen und Wochen geherrscht hatte, war es wohl nicht wirklich verwunderlich, dass er so auf den Song reagierte, den Taka für ihn geschrieben hatte. War er oft nur knapp einem gefühlten Nervenzusammenbruch entkommen. Da war es eigentlich klar, dass er so erleichtert war. Immerhin hatte das alles nun hoffentlich ein Ende.
 

Diese Worte sorgten dafür, dass sich auf den Lippen des Sängers ein kleines Grinsen bildete. „Ach so. Deswegen weinst du?“, wollte dieser schon fast ein wenig frech wissen, was dafür sorgte, dass die Augenbrauen des Leaders sich schon fast ein wenig skeptisch hoben. „Was soll das denn jetzt für eine Frage sein?“ Taka zuckte unschuldig mit den Schultern. „Na ja, wir kennen uns schon eine ganze Weile und ich hab dich noch nie gesehen wie du weinst. Und dann lässt dich dieser kleine Songtext in Tränen ausbrechen? Ich muss verdammt gut sein. Darf ich stolz auf mich sein?“ Es dauerte einen Moment, in dem Toru den Kleinen kurz verwirrt ansah, ehe er anfangen musste zu lachen. So gesehen hatte der Frontmann ja Recht. Deswegen nickte er auch nur kurz. „Ja, du darfst stolz auf dich sein.“ Nun musste auch der Sänger leise lachen. Das war schon ein wenig dämlich, das Ganze. Aber er freute sich, dass Toru endlich nicht mehr weinte. Das war immerhin nicht sein Ziel gewesen. Auch wenn Torus Tränen wohl eher positiver Herkunft waren. Dennoch war es ihm lieber, wenn dieser lachte und nicht weinte.
 

Deswegen kratzte Taka sein bisschen Mut noch zusammen und rückte zu Toru und legte vorsichtig die Arme um dessen Nacken. So nah bei Toru zu sein war nun nichts Neues für ihn. Sie umarmten sich immerhin öfter. Auch wenn das in der Regel nur zur Begrüßung oder zum Abschied war. Das hier war etwas anderes. Sein Herz schlug ein wenig schneller und nun wurde er doch wieder ein bisschen nervös. „Ich wäre aber lieber stolz darauf, wenn ich dich zum Lächeln bringen kann.“, murmelte der Sänger, legte den Kopf auf die Schulter des Größeren und meinte das auch durchaus so. Jemanden zum Weinen zu bringen war nun nichts, worauf man stolz sein sollte. Auch wenn es schon etwas anderes war, aus Freude oder Berührung zu weinen als durch Trauer. Natürlich freute es ihn, wenn er jemanden durch seine Texte berührte. Aus diesen Gedanken wurde er aber sowieso bald wieder gerissen, als er spürte, wie Toru die Arme nun ebenfalls um ihn legte. Taka hob den Kopf wieder und sah diesen an, während sich ein angenehmes Kribbeln in seinem Bauch ausbreitete, als er das Lächeln von diesem sah. „Tust du doch.“, gab der Leader ebenso leise zurück und zog den Dunkelhaarigen näher zu sich.
 

Nun war es der Sänger, der skeptisch zu dem anderen blickte. „Sah eben aber nicht so aus.“, murrte er und er zwickte den Gitarristen sachte in die Wange. Dann nahm er die Finger aber wieder von dieser und lies sie stattdessen in den Nacken des Jüngeren wandern. Durch das Zwicken hatte Toru das Gesicht kurz verzogen und war dankbar dafür, dass Taka das recht schnell wieder gelassen hatte. Dann wuschelte er aber durch die Haare des Kleineren und wieder legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Aber jetzt lächle ich doch. Oder nicht?“, fragte er und daraufhin bekam er nur ein kleinen Nicken als Antwort. „Na also. Da brauchst du doch gar nicht mehr murren.“ Ihm war es nämlich auch wesentlich lieber, wenn der andere lächelte und nicht so ein Gesicht zog. Leicht streichelte er über die Seite des Frontmannes und dieser schmiegte sich ein wenig in diese angenehme Berührung, was Toru natürlich nicht entging. Für ihn war es immer noch ein wenig irreal, dass sich das alles so entwickelt hatte. Diese ganze Aufregung, die durch die letzten Ereignisse entstanden war, war gerade wie weg geblasen.
 

„Ich höre aber nur auf zu murren, wenn du nicht mehr weinst.“, meinte Taka dann leise und fuhr sachte mit den Fingern über den Nacken des Jüngeren, was diesem eine angenehme Gänsehaut bescherte. Die Worte ließen diesen leise Lachen und nun war er es, der kurz nickte. „Okay. Ich werde nicht mehr weinen.“, versicherte er dem Sänger, und auf dessen Lippen legte sich nun ein kleines, triumphierendes Grinsen. Der Leader beugte sich dann aber etwas vor und legte die Lippen kurz an die linke Wange des Älteren. Doch anstatt sich nach diesem kurzen Kuss zu lösen, beugte er sich weiter an dessen Ohr. „Aber da du mich sowieso immer zum Lächeln bringst, dürfte das wohl kein Problem sein.“, wisperte Toru leise und Taka merkte unweigerlich, wie seine Wangen deutlich wärmer wurden und sich wohl ein leichter Rotton auf diesen breit machte.
 

Der Sänger schmiegte sich näher an den schlanken Körper des anderen und widerstand der Versuchung, den Kopf einfach auf dessen Schulter zu legen. Wenn er schon seinen ganzen Mut zusammen kratzte, wollte er Toru wenigstens ins Gesicht sehen. Also brachte er etwas Abstand zwischen sie. Aber nur so viel wie nötig war, dass er problemlos in die braunen Augen des Gitarristen sehen konnte. Takas Hände hatten sich auf die Schultern seines Gegenübers gelegt und krallten sich leicht nervös in den Stoff des Shirts. Sein Herzschlag beschleunigte sich ein wenig und er atmete kurz durch. „Toru … Ich liebe dich.“ Die Worte waren nicht mehr als ein leises Flüstern. Doch das reichte auch völlig aus. Der Leader hatte sie deutlich verstanden und mehr war auch nicht nötig gewesen. Auch wenn er schon einen kleinen Moment brauchte, um das zu verarbeiten, was er gerade gehört hatte. Vor allem weil er für einen kurzen Moment das Gefühl gehabt hatte, sein Herz hätte einfach ausgesetzt. Doch dieses schlug nun kräftig gegen seine Rippen, was ihm wohl das genaue Gegenteil bewies.
 

Langsam legte nahm er die Arme von dem Sänger weg, aber nur um die Hände an dessen Wangen zulegen und lächelte diesen an. „Ich liebe dich auch.“, antwortete er leise und spürte unter seinen Fingern die wärmer werdenden Wangen. Doch auch wenn es schwer war, lies er sich davon nun nicht ablenken, verringerte den Abstand zwischen ihnen wieder und legte sachte die Lippen auf die des Älteren. Taka erwiderte fast etwas schüchtern den Kuss und versuchte so viel wie möglich wahrzunehmen, da sich, sobald er die Lippen des Jüngeren auf seinen spürte, ein unglaublich angenehmes Gefühl in ihm ausbreitete. Doch seine ganze Aufmerksamkeit lag doch nur auf dem Kuss und dem Gitarristen. Auf Torus Lippen legten sich ein kleines Lächeln, als er spürte wie der Kuss erwidert wurde.
 

Nach einigen Momenten löste er den Kuss dann aber doch wieder, lehnte die Stirn an die des Sängers und seufzte leise. Er wusste nicht, wie es dazu kam, dass es doch so ausgegangen war. Es war ihm so gesehen auch egal. Hauptsache es war nun so wie es sein sollte. Dafür war er unglaublich dankbar. Dann spürte er aber wieder einen leichten Schlag an der Schulter, der ihn verwirrt die Augen öffnen ließ und er sah in das Gesicht von Taka, der ihn böse musterte. „Was denn?“, fragte der Leader völlig verwirrt. „Du bist ein Lügner.“, antwortete Taka und wischte ihm über die Wange, löste sich etwas von dem Jüngeren und hielt ihm seine Hand vor die Nase, die ein wenig feucht war. „Du weinst ja doch wieder!“ Toru blinzelte kurz, ehe er leise lachte. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie sich wieder ein paar Tränen ihren Weg über seine Wangen gesucht hatten. War er doch zu sehr abgelenkt gewesen von den Worten des Kleineren und ihren Kuss. „Tut mir leid.“
 

Taka verzieh dem Gitarristen noch einmal, schmiegte sich dafür lieber wieder an den angenehm warmen Körper und schloss die Augen. Toru lehnte sich etwas zurück, zog den anderen mit sich und schloss ebenfalls die Augen und legte die Arme um den Kleineren. Beide genossen diesen Moment gerade einfach nur. Da wurde auch das Handy des Sängers ignoriert, das vibrierend über den Wohnzimmertisch rappelte und eine Nachricht von einem äußerst neugierigen Amerikaner ankündigte.
 

»Na Taka wie lief es? Hatte er die tolle Schürze an beim Kochen? Wie hat er auf den Song reagiert? Egal! Ich kann es mir denken. Ich wünsche euch viel Glück. Alex. «
 

-The End-



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Kommentare zu dieser Fanfic (38)
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Von:  Crazii
2015-01-02T00:50:16+00:00 02.01.2015 01:50
beste.fanfic.ever *____*
omg ich lieg grad da und heul rotz und wasser (T.T)

ne tolle one shot, die ich auch one shot gelesen habe :} ich liiiebe es wenn songs eingebaut werden.. hörr nebenbei sowieso immer oor, als das mit Liar war hab ichs natürlich gleich abgespielt.. UND als ich dann die überschrift Wherever you are gelesen hab, hab ich mir nur gedacht "will sie mich umbringen???" is sich richtig schön mit hören und lesen ausgegangen, ich war in meiner eigenen welt und hab nichtmal gemerkt das ich zum heulen anfang... der schluss.. perfekt. einfach dann die 3 kleinen worte.. verdammt ich will auch in torus situation sein xD

das war mal ein guter abschluss für den ersten tag im neuen jahr. ich kanns garnicht beschreiben. danke danke für diese tolle geschichte. und jz brauch ich taschentücher xD
Antwort von:  Crazii
02.01.2015 01:54
hoppala, war garkeine OS xD hab ich mir wohl eingebildet ^^;
Von:  yamaguchi
2013-02-17T12:58:40+00:00 17.02.2013 13:58
Hach, tolles Kapitel ^^
Alex ist echt super x3
(Ich weiß nicht was ich noch schreiben soll, deswegen belasse ich es jetzt einfach dabei...)
Von:  yamaguchi
2013-02-17T10:03:21+00:00 17.02.2013 11:03
Also ich weiß echt nicht was ich von Alex jetzt halten soll! In TakaPi's FF's wird Alex immer al sein so liebenswürdiger Dummkopf dargestellt und hier ist er ein so behinderter *piep,piep*
Und als Taka und Alex sich im Gang umarmt haben, war meine Reaktion ungefähr so: "BOAH was soll der Dreck hier?! Willst du mich verarschen Taka, is jetzt nich dein Ernst???!!! Wie kannst du das Toru nur antun O_______O"

Mensch bin ich ausgetickt >.>"
Antwort von:  Rays
17.02.2013 11:22
Och Gott xD
War eigentlich nicht meine Absicht das jemand austickt.
*lach*
Von:  yamaguchi
2013-02-17T09:36:53+00:00 17.02.2013 10:36
OMG Ok, jetzt zwing ich mich doch noch dazu was zu schreiben >.<
Das Kapitel ist klasse und als Taka vor Toru's Wohnungstür steht und bettelt eintreten zu dürfen, haben meine Augen angefangen zu tränen ;3; (ich weiß jetzt nicht ob das an der Story liegt oder an der Tatsache, das ich schon so lange am PC bin xD)
Ich weiß auch nicht wieso ich erst jetzt angefangen hab, diese FF zu lesen, aber sie ist echt klasse >w<
Jetzt muss ich die FF auch mal zu Ende lesen xD
Antwort von:  Rays
17.02.2013 11:24
Freut mich das dir die FF gefällt x3
*g*
Na dann viel Spaß beim fertig lesen. ^o^/
Von:  queermatcha
2012-02-25T23:48:32+00:00 26.02.2012 00:48
Aw, das ist total niedlich x3
Ein toller Abschluss für eine absolut tolle FF! Vielen Dank für diesen zuckersüßen Epilog! x3 Toru, die alte Heulsuse und Taka, der ihn die ganze Zeit schlägt, ist mal was anderes xD
Hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe, noch mehr FFs von dir zu diesem wundertollen Pairing zu lesen ;D
♥~
Von:  CrazyStar
2012-02-25T21:22:05+00:00 25.02.2012 22:22
Narf~ ; _ ;
Jetz ise fertig! QoQ

sehr schönes Ende und auch guter abschluss für die ff QQ
jetz haben sie sich. hat ja lang gedauert xD~
Sehr sehr schön~ ♥

Danke nochmal für die FF!
Hab mich sou gefreut Q w Q
Vielleicht sollte ich sie mir ausdrucken und zum Büchlein binden x'D~~~
dann kann ich sie immer mitnehmen. xD
♥♥

Von: abgemeldet
2012-02-25T18:39:53+00:00 25.02.2012 19:39
Du hast es geschafft °0°
Bin stolz auf dich *wuschel* *grins*
~♥

Oh man, Taka ist einfach genial xDDD Ich musste so lachen, als er Toru gegen die Schulter geschlagen hat und vor allem die Begründung *lach* Herrlich...und es passt *grins* Auch wenn ich ja nicht weiß, ob das nun so die ideale Methode ist, um herauszubekommen wieso jemand weint. Draufhauen, dann redet er schon xD
Und Toru mag ich einfach nur knuddeln x3 Aber ich kann seine Reaktion auf den Song wirklich nachvollziehen °--°
Dsa ist eigentlich einfach nur süß, aber trotzdem kann ich gerade echt nicht aufhören über Takas Verhalten zu grinsen, dass er auf Toru herumgekloppt hat *kuller*

Die ganze Szene hätte ich gerade verdammt gerne als Video und würde es mir dann immer wieder ansehen! Die beiden sind so Zucker ♥
Ein sehr schönes Ende, auch wenn ich es schade finde, dass es nun vorbei ist. Aber ich habe es ja schon gesagt: schreib meeeeeehr von ihnen °~° *pokepoke*
Hast du fein gemacht~ *tätschel* *gg*
*umkuschel* ♥♥
Von:  queermatcha
2011-12-10T20:29:50+00:00 10.12.2011 21:29
OMG OMG OMG OMG!
Das KANN einfach nicht das Ende sein! xD
Gott! Ich hatte am Schluss richtig Herzklopfen xD
So toll geschrieben und dieses Lied Q^Q Hach!
Und Torus Reaktion ist einfach nur sehr gut nachzuvollziehen! ♥
Bitte bitte weiter! *fleh* xD
Von:  CrazyStar
2011-12-10T16:49:38+00:00 10.12.2011 17:49
Ich fang mal ganz unten an...
Dieses Lied! T // T
Ich liebe es und ich muss immer an dich denken, wenn ich es hör ; 3 ; ♥
(so genug bei der autorin geschleimt. x'D)

Tolles Kapi, wie immer ; _ ;
die zwei sind so goldig, man mag sie mitnehmen, drücken, knuddeln, pflegen xD

Aber nein..
nicht the end..? das kenn ich von D.K. damals..da stand das auch xD
5 Sek. später war ich tod, weils doch nochmal weiterging und ich nicht aufgepasst hab. Also, weiter!! òó

Von: abgemeldet
2011-12-10T16:11:06+00:00 10.12.2011 17:11
Also erst mal: ich bin ganz stolz auf dich, dass du es nun geschafft hast das Kapitel fertig zu schreiben *gg* x3~

Och man, keine Schürze ;---; Wie kann Toru nur?! Dabei wäre das doch so cool gekommen...
Aber es sei ihm verziehen, dafür dass er sich gedanklich irgendwie leicht irre macht *lach* Ist aber auch zu knuffig~

Ich musste so lachen bei Takas Reaktion wegen dem Zettel xDD Irgendwie konnte ich mir das richtig schön bildlich vorstellen, wie Taka 'loskreischt' und Toru erschrocken in der Bewegung inne hält - wie ein Reh im Scheinwerferlicht oder so xD

Und ich will mir definitiv NICHT vorstellen wie Alex in einem Amor-Outfit ausschaut x.X Ich glaube irgendwie nicht, dass das der beste Anblick ist, so gerne ich ihn auch mag *lach* Aber ich traue ihm durchaus zu, dass er die zwei nur wegen so einem Kostüm verkuppeln will °--°"

Zeit schinden...jaja...vor allem total unauffällig xD Aber Taka ist so putzig *---* Den mag man doch nur knuddeln, wenn er so schüchtern ist ♥
Also ich kann Torus Reaktion sowas von verstehen, auch wenn ich an seiner Stelle ziemlich sicher losgeheult hätte *lach* Hat selbst beim Lesen nicht viel gefehlt bis dahin x"DD Einfach Zucker die beiden *~*

Und...und...wieso ist es da zu Ende?! Das.ist.nicht.nett!! °^°
Weiter, mehr, bitte?? ;------;


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