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Ex - Perimente

von

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Reise nach Jerusalem

Ich sah in die Augen meines Ex-Freundes und wenn ich ehrlich war, staunte ich gerade nicht schlecht. Anscheinend hatte ich vergessen meinen Koffer nachzuziehen, weshalb dieser nun zwischen Lift-Tür und Rahmen feststeckte.

Collin grinste nur leicht. Er schien das eher lustig zu finden, aber irgendwie verwunderte es mich nicht. Immerhin war die Situation extrem komisch. Jedenfalls aus meiner Sicht gesehen. Ich fiel von einem Streit mit meinem Freund direkt in die Arme meines Ex...Schicksal?
 

„Dich hier in diesem Lift zu treffen hätte ich jetzt als aller letztes erwartet...“, gab ich leicht perplex zu, aber wer kam auch schon auf die selten dämliche Idee, seinen Ex-Freund im Lift zu treffen. Als auch ich endlich mal bemerkt hatte, das sich das Teil namens Aufzug nicht bewegte, was wohl zum größten Teil die Schuld meines Koffers war, zog ich diesen mit einem festen Ruck in den Aufzug, worauf sich zwar endlich mal die Tür schloss, jedoch knallte ich mit voller Wucht gegen meinen Ex und wuchtete ihn und mich dabei zu Boden.

Nun lag ich auf ihm, was wohl nicht das erste Mal gewesen wäre, doch zum ersten Mal wurde ich knallrot...Das spürte ich daran, wie meine Ohren langsam zu glühen begannen.

So schnell ich konnte, rappelte ich mich wieder auf und stand da wie angewurzelt. Collin sah mich nur von unten an und erhob sich ebenfalls.

„Hast du mich so vermisst, das du mich gleich anfallen musst? So stürmisch kenn ich dich gar nicht“, scherzte er und wie immer trug er dieses bezaubernde Lächeln in seinem Gesicht. Wenn er nur wüsste...

„Hehe...“, brachte ich nur leicht verunsichert heraus und wippte ein wenig hin und her. Unsicher was ich nun sagen sollte, sagte ich lieber gar nichts.
 

Colling besah sich schließlich meine Koffer.

„Sag mal...ziehst du um oder so?“

Er sah mich fragend von der Seite an, doch ich konnte nur durch ein leichtes Kopfschütteln verneinen. „Leider nicht...“
 

Jedenfalls nicht so wie er vor ein paar Jahren, als sich unsere Wege ungewollt voneinander trennten. Collin musste damals noch mit seiner Familie mit, als sie aus den beruflichen Gründen seines Vaters ziemlich plötzlich den Wohnort änderten. Er hatte mir erst ein paar Tage davor gesagt, was er eigentlich schon vor einige Monate wusste.

Ich habe es ihm damals ziemlich übel genommen. Er ist einfach so abgehauen. Mit dem Tag der Abreiße hat er mich auch belogen und so stand ich vor verschlossenen Türen...im Regen. Auch auf meine SMS und meine ewig langen Mails hat er nicht geantwortet. Nichts...
 

Jetzt stehe ich neben ihm und es ist, als wäre das nicht passiert. Collin wusste genau so gut wie ich, das wir nicht für eine Fernbeziehung bestimmt waren. Vor allem nicht, wenn diese Fernbeziehung einen Flug mit mehreren Stunden in Anspruch genommen hätte. Nein, ich blieb hier in Deutschland und er flog nach Amerika...

Ich war trotzdem sauer auf ihn. Er ging ohne sich noch einmal umzudrehen. Ließ mich hier einfach so stehen und alles was uns ausgemacht hatte, all die Orte und die Bilder unserer Beziehung gingen mir dauernd im Kopf herum, aber wofür hat man Freunde die einen mit dem nächstbesten, gutaussehenden Trottel zusammenbringen?
 

Ich hörte, wie sich die Tür des Aufzugs öffnete und sah auf die Nummer die angezeigt wurde. Wir waren im Erdgeschoss angelangt, ohne noch sonderlich viel Konversation zu führen, was bei uns eigentlich schon ein richtiges Kunststück war.

„Sag mal...Hast du vielleicht Zeit? Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?“, hörte ich schließlich die fragende Stimme Collins, welcher mich erwartungsvoll ansah, aber das mit einem Blick der gleichzeitig kein Nein duldete. „Gerne, aber du zahlst!“, denn ich hatte ohnehin kein Geld.

„Einverstanden“
 

Wir setzten uns in unser Lieblings-Kaffee. Ihr müsst wissen, dass Collin mit seinen Eltern früher auch hier gewohnt hat und ich damals sicher jeden Tag bei ihm war, auch wenn ich Schule hatte. Der Weg war es mir einfach wert. Ich konnte keine Minute still sitzen und ich konnte keine Sekunde ohne ihn auskommen...Ihr könnt euch sicher in etwa vorstellen, wie ich mich gefühlt haben muss, als es dann aus war, von einem wundervollen Moment in den nächstes Grausamen...

„Latte, bitte“, Collin bestellte sich immer das gleiche Getränk, „Und eine Heiße Schokolade mit extra viel Schlag“

Ach, und ich übrigens auch. „Und was, wenn ich gar keine Heiße Schokolade gewollt hätte?“, fragte ich schließlich einfach mal aus reinem Interesse nach.

„Dann hätte ich ihn getrunken“, antwortete er mir schließlich, obwohl ich wusste das er das Zeug nicht ab konnte

„Das schluckst du doch nie freiwillig“, ich zog eine Augenbraue in die Höhe um meine Aussage zu bekräftigen.

„Ich schlucke noch ganz andere Sachen, da bringe ich eine Heiße Schoko doch locker runter. Außerdem zahle ich doch nicht umsonst etwas, was dann keiner trinkt“

Facepalm! Er war so dumm wie immer. Seine einzigartig, dumme und ebenso charmante, smarte Art. Sein unvergleichlicher Humor... Innerlich schüttelte ich wieder leicht den Kopf. Ich durfte dem nicht verfallen, immerhin war ich liiert...fast.
 

„Und, was läuft bei dir so?“, kam schließlich Collins Frage. Komisch, dem Ex gegenüber z

u sitzen, den man eigentlich nicht verlassen wollte und der einem alles bedeutet...hatte! Ich lehnte mich zurück, versuchte besonders lässig und cool zu wirken, nur um ihm zu zeigen, das ich mich „entwickelt“ hatte. Das ich nicht mehr der kleine, schüchterne Junge war, der immer auf die Fresse flog und verwirrt durch sein Leben tänzelte.

„Könnte gar nicht besser laufen“

Fuck, yeah! Ich war selbst überrascht mit welcher Leichtigkeit ich ihm diese belanglose Antwort serviert hatte. BÄM! Kein stottern. Kein einschüchtern lassen...Die Zeiten waren ein für alle mal vorbei.

Ich versuchte weiterhin den Blickkontakt aufrecht zu erhalten. Das war bei Collin leider keine Leichtigkeit, den er sah dich so an, als würde er deine Seele lesen. Als würde er dich besser kennen, als du selbst. Dieser Blick hat mich schon immer verunsichert und auch jetzt konnte ich nicht anders, als einfach wieder wegzusehen.

Ich konnte nur ein leichtes Lachen seinerseits vernehmen, eher ich eine Schnute zog, so wie ich es immer machte, wenn ich mir verarscht vorkam.
 

„Ach, komm. Erzähl ruhig. Irgendwas läuft grade sicher nicht so, wie es sollte. Ich denke sonst würdest du nicht planlos mit einem Koffer herrum rennen“, er hatte mich durchschaut und zwar besser, als jede andere Person es hätte nur vermuten können. Einerseits machte mich das glücklich, aber andererseits auch wiederum nicht. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe.
 

„Nichts besonderes. Nur ein wenig Zoff mit einem Freund von mir und deswegen steh ich jetzt irgendwie...praktisch ziemlich gearscht da“, noch immer versuchte ich so cool wie möglich zu reagieren, auch wenn er meine Masche anscheinend schon durchschaut hat.

Ich möchte einfach, das er sieht, das aus mir ein bisschen mehr geworden ist, als sich manch einer vielleicht denken mag. Na gut, eigentlich bin ich immer noch so wie ich vor 2 Jahren auch schon war, aber das müssen doch gewisse Personen nicht unbedingt wissen.
 

„Wieso denn das?“, fragte er mich schließlich. Eigentlich müsste er das doch wissen, denn immerhin weiß er, wo ich wohne, doch es ist in letzter Zeit viel passiert und die Zeit die wir uns nicht gsehen hatten war schon ziemlich lange. Ich sah auf meine Tasse und fing an mit meinem Mund komische Schnuten zu ziehen, so wie ich es immer tat, wenn mir was unangenehm war und das ich nun praktisch auf der Straße stand, war mir nicht nur unangenehm, sondern es war auch noch peinlich.

Die Tatsache, das ich von (m)einen Freund auf die Straße gestellt wurde ist einfach peinlich!
 

„Na, weil...weil ich den letzten Zug 'verpasst' habe und ich wohn doch recht weit weg. Auf meine Mum kann ich im Moment auch nicht wirklich zählen...“, gab ich schließlich zu und nippte an meinem heißen Getränk, während ich zum zweiten Mal direkt in Collins Augen sah, den Blick aber gleich wieder weglenken musste.

Ich war schlecht, wenn es darum ging, den Blickkontakt aufrecht zu erhalten, ganz im Gegensatz zu Collin, denn ich konnte förmlich spüren, wie seine Augen mich durchbohrten.
 

„Idiot“
 

Das schien alles gewesen zu sein was er dazu zu sagen hatte. Für einen Moment hätte ich gedacht er könne mir weiterhelfen, aber wir hatten uns so lange nicht mehr gesehen und vielleicht ist da einiges verloren gegangen. Möglicherweiße die Bindung zwischen uns beiden...
 

„Wenn du willst, kannst du bei mir bleiben, bis sich was ergibt“
 

...oder diese Bindung bestand immer noch. Ich musste innerlich grinsen, aber gleichzeitig schwirrten mir so viele Fragen durch den Kopf. Gerade wurde mir wieder bewusst, wer da vor mir saß, doch ich wollte ihm all die Fragen nicht stellen.

Die Tatsache das wir uns so lange nicht mehr gesehen hatten und uns eigentlich nur unfreiwillig voneinander getrennt hatten spielte dabei eine wesentliche Rolle. Wenn ich ehrlich bin...ich muss zugeben das es ein wenig komisch ist, mit ihm hier zu sitzen.
 

„Bei dir?“, hackte ich dann doch noch einmal nach. Anscheinend ist er jetzt wieder da, wo er hingehört. In meiner Nähe nämlich!

„Ja, bei mir. Ich wohne nicht weit weg von hier, ziemlich im Zentrum der Stadt. Wie gesagt kannst du bei mir bleiben. Wir haben uns ohnehin schon lange nicht mehr gesehen. Außerdem habe ich so viel, was ich dir sagen und zeigen möchte und du sicher auch, oder?“
 

Ich war baff, wenn ich jetzt ganz ehrlich sein sollte. Natürlich würde ich ihm diesen Vorschlag nicht ausschlagen, denn immerhin haben wir uns schon sooo lange nicht mehr gesehen. Außerdem habe ich ihn all die Zeit vermisst...irgendwie. Ich wusste das etwas fehlt, aber mir war nie ganz klar was es war.

Jetzt, wo er so vor mir sitzt und mich mit diesem vertrauten lächeln ansieht weiß ich es wieder. Er war es, der mir die ganze Zeit gefehlt hatte. „Also? Was ist?“, fragte er schon etwas ungeduldig.

Ich nickte schließlich nur. Was sollte ich den auch hier, alleine in einer Stadt in der ich mich nicht gut genug auskannte um mich selbst zurechtzufinden, ohne Geld und Möglichkeiten irgendwo übernachten zu können, es sei denn ich wollte Demütigung von meinem Freund kassieren.

Nein. Wieso sollte ich auch, wenn ich die Möglichkeit hatte meinen Ex-Freund wiederzusehen, denn ich all die Monate so sehr vermisst hatte. Natürlich kam ich mir ein wenig doof vor, weil ich nun einen Freund sitzen ließ und plötzlich zu meinem Ex laufe, aber ich redete mich drauf raus, das es einfach Zufall war, bzw. es das Schicksal so wollte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Klein_Ryu
2010-12-16T19:09:30+00:00 16.12.2010 20:09
tolle story:)
& dein schreibsil gefällt mir auch :D



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