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Hiatus

von

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Ich gähne lauthals als er ins Schlafzimmer tapst, barfuß wie immer. Mit seinen Füßen macht er leise ‚Patsch‘-Geräusche auf dem Laminatboden. Ich liege schon längst unter der Decke und freue mich eigentlich nur noch darauf, richtig auszuschlafen. Er fuhrwerkt noch mit dem Schrank, geht zurück in die Küche und ins Bad um Licht auszuschalten, schließt die Haustür ab und kriecht schließlich zu mir unter die Decke.
 

Er greift um meine Hüfte und küsst meinen Nacken. Ich ignoriere ihn, meine Augen werden mit jeder Sekunde mindestens ein Gramm schwerer. Schließlich schüttle ich ihn ab. „Ich bin müde, Akira.“, sage ich und er lacht leise.
 

„Du bist nichts Gutes mehr gewohnt, hm?“, er küsst mein Ohr.
 

„Nein, es war einfach nur ein anstrengender Tag und ich will einfach nur noch ausschlafen und morgen früh mit dir Sex haben, geht das?“
 

„Vor dem Frühstück Sex klingt echt super… aber noch besser klingt es, wenn wir jetzt und dann…“, er streichelt mit einer Hand meine Hüfte und saugt sich an meinem Hals fest.
 

„Nee.“, erwidere ich nur im Halbschlaf. Er grinst gegen meinen Hals und zeichnet mit dem Finger Kreise auf meinem Bauch. Schließlich lässt er sich gegen mich sinken, scheinbar auch geschaffter als er es selbst zugeben wollte und umarmt mich fest mit dem linken Arm.
 

Es wird still, ich höre die Uhr ticken. Sein Atem ist ganz leise und ich denke, wie wunderbar das alles ist, ihn hier neben mir liegen zu haben.
 

Dann klingelt sein Handy. Er macht keine Anstalten sich zu bewegen und den Hörer abzunehmen, also tue ich es ihm gleich und bleibe unbeweglich liegen. Es wird wieder still. Doch nur eine Sekunde später klingelt es wieder. Ich öffne genervt meine Augen.
 

„Geh ran.“, sage ich und er seufzt nur.
 

„Das ist bestimmt nur Uruha, der mir erzählen will, dass er gerade guten Sex hatte.“, weicht er aus und ich grinse.
 

„Wenn es wirklich Uruha ist, dann wird er es hartnäckig weiter versuchen oder in einer Stunde vor der Tür stehen…“, sage ich leise. „Geh ran.“
 

„Aber wie soll ich das machen? Ich umarme dich gerade…“, erwidert er ganz ernst und ich muss schmunzeln.
 

„Es klingelt sonst die ganze Nacht durch und dann bin ich morgen früh nicht ausgeschlafen und wir werden keinen Sex haben…“, zähle ich langsam auf und gähne einmal. Er grummelt widerwillig. Das Handy schweigt wieder.
 

„Siehst du es ist-…“, setzt er gerade an, da beginnt es wieder zu klingeln. Ich spüre, dass er genervt ist und streichle seinen Finger. Er seufzt und lässt mich schließlich los um aufzustehen. Er tastet sich zum Schreibtisch, weil es stockdunkel ist.
 

Als er rangeht blendet mich das Licht des Telefons in seiner Hand. „Scheiße es ist mitten in der Nacht!“, geht er ran. Eine Weile folgt Stille, dann spricht jemand am anderen Ende des Telefons, wohl eine Frau, wie ich noch raushören kann, worum es geht bleibt mir jedoch verborgen. „Ja, bin ich. Ja.. ja… oh.“, eine Weile wird er still. Dann lässt er sich auf die Bettkante gleiten, „…vielen Dank für Ihren Anruf“, sagt er und legt auf.
 

Ich schließe wieder die Augen und warte darauf, dass er sich wieder zu mir legt. Doch es passiert nichts. Die komische Stimmung, die von ihm ausgeht kommt erst spät bei mir an und ich öffne die Augen wieder. Er sitzt noch immer auf der Bettkante, hat sich nicht ein Stück bewegt.
 

„Was ist?“, frage ich und er dreht den Kopf zu mir. Er zittert. Ich knipse die Lampe auf dem Nachttisch an. Er macht ein komisches Gesicht.
 

„Mein Vater ist gestorben.“, antwortet er und mir wird kalt.
 

„W-Was? War er krank?“, ich richte mich auf.
 

„Er war schon seit ungefähr einem Monat im Krankenhaus. Ich hab‘s dir nicht gesagt weil ich nicht wollte dass du mich…“, er sieht weg, „ach egal.“, er seufzt und steht schließlich schwerfällig auf, wirft sein Handy auf den Schreibtisch zurück und legt sich neben mich. Ich drehe mich ihm zu.
 

„Wieso hast du ihn nicht besucht?“
 

Er lacht humorlos auf. „Was hätte ich denn sagen sollen? ‚Oh hey, danke dass du mich dein Leben lang ignoriert hast‘?“, ein Zittern fährt durch ihn und plötzlich schlägt er die Hand vors Gesicht und beginnt zu heulen. Der Anblick bricht mir halb das Herz. „‘Dass ich dir ne genug war?‘ … Oh Gott…“, weint er lauthals und ich ziehe ihn zu mir.
 

Er krümmt sich unter dem Schluchzen, das sich hohl aus seiner Brust würgt und ich halte ihn fester, fester, immer enger an mich gepresst.
 

„Oh Gott…“, stöhnt er dann wieder, „ich bin so fürchterlich, oh Gott… Ich bin froh, dass er tot ist.“, heult er so verzerrt, dass ich es kaum verstehen kann.
 

Er beruhigt sich nur langsam, am Ende holt er nur noch zitternd Luft und ich streichle durch seine Haare während ich versuche, nicht selber zu heulen. Schließlich schiebt er mich strickt von sich. „Akira“, beginne ich, aber er unterbricht mich.
 

„Jetzt muss ich nicht mehr enttäuscht oder wütend sein, dass er mich nicht haben wollte.“, sagt er, als wäre die Situation damit erklärt und dann lacht er plötzlich los. Ich beginne mich zu fragen, ob ein Notarzt angebracht wäre aber dann beruhigt er sich schon wieder. „Ich hatte Angst ihm gegenüber zu stehen. Ich dachte, wenn ich ihn jetzt im Krankenhaus besuche, wird er mich immer noch so anstarren. Mit diesen… diesen Augen.“ Er sieht lange auf den Boden, dann blickt er mich an, streichelt er meine Wange.
 

„Ich bin jetzt glücklich.“, sagt er und lächelt, dann dreht er sich herum und ist still. Ich betrachte seinen Rücken, knipse die Lampe aus und schmiege mich an ihn. Er zittert noch immer und ich wette, dass er weint.
 

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Danke fürs Lesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-31T07:45:51+00:00 31.08.2011 09:45
Ein schwieriges aber super umgesetztes Thema!!!
Traurig, aber TOLL!!!
LG -^.^-
Von:  Arisa-Yuu
2011-07-01T20:25:53+00:00 01.07.2011 22:25
das war wirklich kein leichtes thema und ich finde es sehr glaubwürdig wie du es rüber gebracht hast. Es ist verständlich das Reita auf einer Seite erleichtert und auf der anderen traurig über den Tot seines Vaters ist, da die beziehung zu diesen nicht der normalen Vater-Sohn-Beziehung entsprach.
ich bin auf das nächste kapitel gespannt^^

LG
DB
Von:  Last_Tear
2011-06-30T14:36:29+00:00 30.06.2011 16:36
Aww ><
Gut, das mit dem Lachen kenn ich von mir selbst, wenn man einfach nur noch verzweifelt ist bricht das so raus
*sighs*
Ach, ich sollt mir abgewöhnen, auf der Arbeit FFs zu lesen u.u
*Tränen wegwisch*
Schön geschrieben x3
Von:  Toffelchan
2011-06-29T18:58:15+00:00 29.06.2011 20:58
geiler OS !!!!
richtig toll!
auch wenn die vorstellung schon etwas krass ist, dass er lacht >0<
aber dennoch sehr gut !!!!!
Von:  Ruki_Nishimura
2011-06-29T06:56:12+00:00 29.06.2011 08:56
;A; Innere Zerrissenheit... Oh Gott. Ich denke, dass es beiden wohl ziemlich schlecht geht... Ach je... Jetzt bin ich traurig! ;A; Ach herr je...
Von:  Losy
2011-06-28T22:43:55+00:00 29.06.2011 00:43
woow ** ein wirklich wiiiirklich schöner os... man kennt die beiden eigentlich ja gar nicht..aber sie kommen voll und ganz rüber. vor allem rei's satz wie er das machen soll, war so süß...
ein SEHR gelungener os... große klasse! den werd ich wohl nochmal lesen ^^

liebe grüße
Von:  Snaked_Lows
2011-06-28T22:41:22+00:00 29.06.2011 00:41
Ein OS der wirklich durch und durch geht!!!
Wirklich unglaublich klasse!!!!


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