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Cocoon

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2. Kapitel

Laut schlug ich die Tür in meinem Rücken zu. So was hatte ich wirklich nicht nötig, so würde Kathy nicht mit mir umspringen.

„Du kannst mich mal,“ schrie ich ihr noch durch die geschlossene Hotelzimmertür entgegen. Was bildete sich Kathy auch bitte ein?

Mir vorzuwerfen ich hätte sie doch eh nie gefragt, bevor ich den Urlaub geplant hatte. Sie war nicht zufrieden mit der Lage des Hotels, nicht zufrieden wie das Zimmer ausgestattet war, ihr war einfach gar nichts recht.

Und genau das alles hatte sie gerade an mir ausgelassen.
 

Wütend stapfte ich in Richtung Fahrstuhl. „Ich glaub du hast was vergessen.“ Mit einem lauten Knall pfefferte Kathy meine Lederjacke und Handtasche zu Boden.

Sie warf mich allen ernstes raus, aus dem Zimmer, dass ich ausgesucht hatte und ihr nicht passte.

Immer noch mehr als wütend schnappte ich meine Sachen vom Boden und verlies endgültig das Hotel. Sofort wehte mir ein frischer Wind entgegen, der mich leicht frösteln lies.
 

Die doch relativ dünne Lederjacke konnte auch gegen die frische Brise hier im hohen Norden nichts ausrichten. Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung wo ich jetzt hin sollte.

Das war mein erstes Mal in Hamburg und bis auf die Touristenpunkte kannte ich gar nichts.

Aber ich würde auf keinen Fall vor der Tür betteln, dass sie mich wieder rein ließ, nie. Das hatte ein Bill Trümper nicht nötig, niemals.
 

Auf gut Glück ging ich in Richtung U-Bahn. Ich wollte jetzt am liebsten ans Wasser, an die Elbe und vor allem wollte ich allein sein.

Ich hasste es mich mit Kathy zu streiten. Nur diesmal hatte ich zudem noch das Gefühl, dass hinter unserem Streit nicht nur ihre Unzufriedenheit steckte.
 

Wir konnten doch sonst auch über alles miteinander sprechen, ohne dass es gleich im größten Zoff ausartete. Je mehr ich drüber nachdachte, umso stärker wurde der Druck auf meiner Brust.

Dennoch hielt ich die Tränen zurück, ich wollte keine Schwäche zeigen. Nicht hier, mit lauter fremden Menschen um mich herum.
 

Nur einige Minuten später saß ich in der U-Bahn in Richtung Hafen. Verloren blickte ich nach draußen und starrte auf die vorbeiziehende Schwärze.

Egal wie sehr ich auch darüber nachdachte, ich verstand Kathys Reaktion nicht. Der Urlaub war die reinste Katastrophe, das hatte doch schon gestern am Bahnhof angefangen.

Gestern Abend hatten wir schon nicht viel miteinander gesprochen, aber da hatte ich es auf die Anreise und die Müdigkeit geschoben.
 

Und jetzt? Was wenn sie mich heute Abend nicht ins Zimmer lassen würde? Wo sollte ich schon hin?

Und genug Geld für eine neue Unterkunft zu zahlen hatte ich auch nicht. Jedoch würde ich mich nicht entschuldigen, ich hatte keine Schuld, diesmal wirklich nicht.
 

Jetzt war es doch um mich geschehen, eine Träne nach der anderen bahnte sich den Weg über meine Wange. Ich hasste es zu weinen, dann verlief meine Schminke und ich wirkte sofort wie ein Häufchen Elend.

Genau so fühlte ich mich auch, scheiße, komplett scheiße.
 

„Station Landungsbrücke, Ausstieg in Fahrtrichtung rechts!“ Ich schreckte auf, hier wollte ich raus.

Mit den Armen fest um meinen zierlichen Körper geschlungen nahm ich die vielen Stufen von der Brücke hinunter in den Hafen. Kurz kramte ich noch meine Sonnenbrille aus der Handtasche, mit den verheulten Augen sollte mich keiner sehen.

Ein großes Schiff tönte wie zu meiner Begrüßung und ließ mich eher höhnisch schmunzeln. Das Bild, das sich mir bot war wirklich beeindruckend, genau so hatte ich mir das immer vorgestellt.
 

Dieses Erlebnis wollte ich doch mit Kathy teilen, aber jetzt schlenderte ich alleine auf das Geländer zu. Meine Arme fanden den Weg über das Geländer und ich sank mit dem Oberkörper leicht nach unten.

Ich konnte das hier nicht genießen, dafür fühlte ich mich viel zu sehr im Stich gelassen.
 

„Was soll nur diese verdammte Scheiße? Ich versteh es nicht“, murmelte ich leise vor sich hin. Die Stille um mich herum machte mich gerade komplett wirr, da war es mir nur recht, wenn ich wenigstens meine eigene Stimme hörte.

Je länger ich am Ufer stand und auf die Elbe hinaus blickte, desto mehr schwamm meine Selbstbeherrschung fort. So als würde das Wasser sie einfach mit sich nehmen.
 

Meine Knie begannen mit einem Mal zu zittern, ein lautes Schluchzen verließ meine Kehle und ich krallte mich fest ins Geländer. Ohne Kathy war ich nicht der Selbe, dann blieb nicht viel von der Arroganz die ich manchmal ausstrahlte.

Meine Gefühle überfielen mich, ich konnte mich absolut gar nicht dagegen wehren. Mit einem Mal fand ich mich auf dem Boden wieder, das Gesicht in den Händen vergraben und fast lautlos weinen.
 

Nur am schnellen Heben und Senken meines Brustkorbs und dem ständigen Beben meines restlichen Körpers war zu erkennen was überhaupt mit mir los war.

Ich machte mich so klein wie möglich, am besten es sah mich so niemand. Wenn ich könnte wäre ich auf der Stelle unsichtbar geworden.
 

„Kann ich dir helfen? Ist alles okay?“ Sachte wurde ich an der Schulter berührt.

Es war mir peinlich, dass mich jetzt auch noch jemand auf meine Situation ansprach. Konnten mich nicht alle in Ruhe lassen? Ich wollte doch nur alleine sein.

Mein Versuch die Person neben mir abzuschütteln wurde gekonnt ignoriert. „Du holst dir noch den Tod, wenn du hier sitzen bleibst. Ich bring dich nach Hause.“ Nach Hause war gut, ich hatte hier kein zu Hause.
 

Zurück ins Hotel würde ich vor heute Abend nicht gehen und wenn es wirklich sein musste würde ich auch die ganze Nacht auf der Reeperbahn verbringen. Ich würdigte den Hilfeversuchen keine weitere Beachtung, irgendwann würde der Kerl neben mir schon aufgeben.

Das war das Einzige was ich an der Stimme erkannt hatte, die Person neben mir war ein Mann und einer mit einer verdammt sympathischen und mir dazu noch so bekannt vorkommenden Stimme.
 

„Ich brauch keine Hilfe...“ Ein herzzerreißendes Schluchzen verließ meinen Mund. Ich sollte eindeutig nicht reden, wenn ich heule. Besonders wenn ich nicht mal im Geringsten die Lust verspürte mich mit seinem Nebenmann überhaupt zu beschäftigen.

„Ich lass dich bestimmt hier nicht so sitzen, also stell dich nicht so an.“ So langsam wurde der Kerl neben mir ungeduldig. Was ihn dazu verleitete mir überhaupt zu helfen wusste ich nicht mal, ich spürte nur diesen unglaublichen Drang, dass er mir unbedingt helfen wollte.
 

Sachte wurde ich unter den Armen gepackt und in eine aufrechte Position gestellt. Ich wehrte mich nicht mal dagegen, auch wenn ich doch viel lieber wieder sitzen wollte.

Nur ein Murmeln war immer wieder von mir zu vernehmen. „Geh weg... kümmere dich um deinen eigenen Kram.... lass mich...“
 

Ein Lufthauch wehte um uns beide herum und ich sog den Duft meines Gegenübers tief ein. Dieser roch unwahrscheinlich gut, männlich aber es mischte sich doch eine süße Note unter den herben Geruch.

Irgendwie benebelte mich dieser Duft sofort, denn ich hörte schlagartig auf zu weinen und genoss nur noch diesen Geruch um mich herum.
 

„Alles okay mit dir? Was ist denn überhaupt los?“ Die starken Arme hielten mich noch immer fest und ich hatte nicht vor mich in nächster Zeit von diesen zu befreien.

Wenn dieser Typ schon so gut roch, wie umwerfend würde er dann erst aussehen? Nur langsam richtete ich meinen Kopf auf. Ich konnte nicht leugnen nervös zu sein den Typ anzusehen.
 

Doch als meine Augen auf das Gesicht meines Gegenübers trafen hatte ich das Gefühl mir würde der Boden unter den Füßen erneut weg gezogen werden. Wie von allein knickte ich ein, wurde aber gleich wieder nach oben gezogen.

„Ich glaub ich bring dich ins Krankenhaus, du kippst mir hier gleich wieder weg.“ Die Panik in der Stimme war nicht zu überhören. „Nein, ich brauch keinen Arzt, bestimmt nicht.“
 

Fassungslos traf mein Blick wieder auf die braunen Augen, die mich so sorgenvoll musterten. Ich hätte so gerne irgendetwas gesagt, aber mir fehlten jegliche Worte.

Da stand doch echt mein Traumtyp vor mir, genau der den ich erst gestern Morgen noch auf dem Poster an meiner Wand angehimmelt hatte.

Das musste ein Traum sein und ich würde jeden Moment aufwachen und immer noch auf dem kalten Boden sitzen.
 

„Aber du musst ins Warme. Wo kann ich dich hin bringen?“ Toms Stimme riss mich aus seinen Gedanken, brachte mich zurück in die Realität. Diese war nun mal, dass Tom mich wirklich hielt und sich um mich sorgte.

„Ich weiß nicht, ich bin nicht von hier.“ Oh Gott mir war das alles so peinlich. Warum musste auch gerade Tom mich hier so finden?

Ich bekam gar nicht richtig mit, dass Tom mittlerweile neben mir lief und mich sachte an der Hüfte führte.
 

„Dann nehme ich dich mit zu mir, auch wenn ich so was eigentlich nicht mache.“ Tom führte mich geradewegs zu seinem Auto. Von Weitem wurde die Zentralverrieglung geöffnet.

Wenig später befand ich mich auch schon auf dem Beifahrersitz von Toms Audi R8. Wie oft ich mir gewünscht hatte, einmal mit diesem Auto mitfahren zu dürfen.
 

Egal mit oder ohne Tom. Aber, dass dieser jetzt sich noch neben mich setzte und den Motor startete, lies mich nur verwirrt den Kopf schütteln.

Mein Herz schien in jeder Faser meines Körpers zu pochen und ich hätte schwören können knallrot zu sein. Zumindest fühlten sich meine Backen furchtbar warm an.
 

„Danke.“ Es war nur sehr leise, aber ich bin mir sicher, Tom konnte es trotzdem hören. „Kein Problem. Ach ja, ich bin übrigens Tom.“

Dieses unverschämte Lächeln, das mir daraufhin entgegen strahlte brachte mein Herz noch schneller zum Schlagen. Fast hätte ich ihm gesagt, dass ich ganz genau wusste wer er war, aber ich biss mir erfolgreich auf die Zunge bevor ein Wort meinen Mund verlassen konnte.

Meinen Namen wollte ich Tom dann aber doch nicht vorenthalten. „Ich bin Bill.“



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