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Cocoon

von

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5. Kapitel

Mit leichten Tränen in den Augen schnellte mein Kopf in Toms Richtung. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, ich hasste solche Momente.

Solche Momente in denen man seinen Gegenüber nur ansieht, eine gewisse Spannung fühlt, aber unfähig ist etwas zu tun. Und genau so ein Moment war das gerade zwischen uns beiden.

Tom fing als Erster seine Fassung wieder, löste sich von mir und widmete sich dem DVD Regal.
 

„Da du dich anscheinend nicht entscheiden kannst gucken wir 2012. Den hab ich, aber pssst, frisch aus dem Netz gezogen.“ Tom war genauso wie vor dem Vorfall eben und auch sein Checkergrinsen war auf sein Gesicht zurück gekehrt.

Seufzend setzte ich mich auf die Bettkante und sah Tom dabei zu wie er den Fernseher zum Laufen brachte. Meine Gedanken polterten wie wild.
 

Was war das eben gewesen? Es war wie wenn ich hätte in Tom hinein sehen, seine Seele fühlen, können. Das war mir mehr als unheimlich, weil ich solche intensiven Gefühle nicht kannte.

„Ich bin noch mal weg die Pizzen holen. Mach's dir gemütlich, wie zu Hause.“ Ich allerdings rührte mich keinen Millimeter, auch nicht als Tom wieder nach unten verschwunden war.
 

Erneut fragte ich mich warum er überhaupt noch hier war. Ich wollte und konnte nicht verstehen was hier abging, warum sich Tom mir gegenüber so verhielt.

Völlig weggetreten starrte ich vor mich hin, wobei mein Oberkörper leicht vor und zurück wippte. Das war eindeutig alles zu viel für mich heute.

Der Streit mit Kathy, dann Tom der aus heiterem Himmel auftaucht und mir hilft, und zu guter Letzt auch noch diese undefinierbaren Gefühle.
 

„Pizzaservice! Ich denk mal du magst Salami?“ Tom war wieder, mit 2 Tellern auf den Händen balancierend, zurück gekommen.

Von mir konnte er keine Antwort erwarten, viel zu sehr war ich mit mir sich selbst beschäftigt. Erst als Tom mir meinen Teller auf den Schoss stellte und dieser herunter zu rutschen drohte, schreckte ich auf.
 

„Hhhmm lecker Salami, danke.“ Meine Stimme war beim Sprechen sehr piepsig und es war nicht zu überhören, dass ich nur körperlich anwesend war.

Tom platzierte sich dicht neben mir auf dem Bett. Vor uns flackerten die ersten Bilder des Films auf und komischerweise entspannte ich mich genau in diesem Moment.

Ich kickte meine Schuhe von den Füßen, schob mich nach hinten ans Bettende und begann genüsslich die Pizza zu essen. Tom tat es mir nach wenigen Augenblicken gleich.
 

Nur der Fernseher und ab und zu das Klappern eines Tellers war zu hören. Ich war voll und ganz in den Film vertieft.

Wenn etwas explodierte zuckte ich zusammen und beugte mich mit, wenn die Hauptfiguren dabei waren vor der Katastrophe zu flüchten. „Oh Gott ey!“

Meine Augen weiteten sich panisch, als der Tsunami auf die Menschenmasse zuraste. Ich konnte nicht hinsehen, die Angst selbst von diesen Wassermassen getötet zu werden stieg in mir auf.
 

Suchend, nach etwas an dem ich mich festhalten konnte, huschte meine Hand übers Bettlaken. Nicht wissend, dass es Toms Bein war, das ich fand, bohrte ich meine Nägel in den Jeansstoff und zum Teil auch in die darunter liegende Haut.

Zischend wich Tom ein Stück zurück. „Scheiße man. Was hast du denn für Krallen?“ Sofort löste sich meine Hand mit den gefährlichen Nägeln von dem in Mitleidenschaft gezogenem Bein.
 

„Sorry.“ Mehr bekam ich in diesem Moment nicht heraus. Dass ich mich aber auch immer so anstellen musste. Tom dachte bestimmt ich wäre ein echtes Weichei, den Eindruck hatte ich ja wohl zu Genüge vermittelt.
 

Tom hingegen nahm meine Hand in seine und betrachtete interessiert die schwarzen langen Nägel. Fast schon zärtlich liebkosten Toms Finger meine Hand mit seinen Fingerspitzen.

Ich stierte schon regelrecht zum Fernseher, das starke Pochen meines Herzens komplett ignorierend.

Hier lief irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu, gleich würde jemand aus dem Schrank hüpfen und mir sagen, dass ich Opfer der versteckten Kamera geworden war.
 

In Gedanken zählte ich bis drei, aber auch dann bleib der lange Kleiderschrank vor mir verschlossen und meine Hand weiterhin in Toms Besitz.

Als dann auch noch Toms Arm den Weg um meine Schulter fand, drohte ich innerlich zu explodieren. Mein ganzer Körper wurde von einer Gänsehautattacke nach der anderen heimgesucht.
 

„Ist dir kalt? Soll ich dir noch einen Hoodie von mir geben?“ Tom sorgte sich wirklich. So stark hatte ich auch noch nie gezittert, vor allem nicht wenn mich jemand so liebvoll festhielt.

Reflexartig zog er mich noch näher an sich und verstärke seinen Griff um meinen schmalen Körper.
 

Mir blieb doch gar nichts anderes übrig als es zu genießen. Sich dagegen zu wehren wäre das Letzte was ich getan hätte. Ergeben sank mein Kopf auf Toms Schulter und mein Zittern legte sich, wenn auch nur sehr langsam.

Toms Geruch strömte tief in meine Nase, bei jedem Atemzug wollte ich mehr von diesem unwiderstehlichen Gemisch aus Deo und Tom pur haben.
 

So konnte ich es auch nicht vermeiden, dass mir die Augen zufielen und ich mich voll und ganz fallen lies. Auch für Tom schien dieses enge Zusammensein keineswegs unangenehm zu sein.

Im Gegenteil, er gab mir Halt und war, auch wenn es ihm vielleicht nicht wirklich bewusst war, voll und ganz für mich da. Auch Tom schloss seine Augen und schien diesen Moment voll und ganz auskosten.
 

Das brachte mich noch mehr durcheinander, jedoch fühlte dieses Durcheinander sich gut an und ich wollte auch nicht, dass es aufhörte. Toms Finger glitten über die Haut an meinem Arm, stets im gleichen zärtlichen Rhythmus.

Keiner von uns beiden achtete mehr auf den Film, weshalb uns auch nicht auffiel, dass schon längst der Abspann begonnen hatte zu laufen.
 

Auch als der Bildschirm seit einigen Minuten nur ein schwarzes Bild zeigte, regte sich niemand von uns. Ich drohte in diesem wundervollen Gefühl zu ertrinken, was sich in Form von akuter Müdigkeit bemerkbar machte.

„Hhhmmm Tom.“ Nur leise war mein Nuscheln im Raum zu hören. Da aber sonst keinerlei Geräusche zu uns drangen, blieb wohl auch Tom dieser Ausdruck von Wohlgefallen nicht verborgen.
 

Ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, welches ich trotz des schwachen Lichtes erkennen konnte. Den Ausdruck den seine Augen in diesem Moment annahmen konnte ich nicht deuten, aber ich spürte, dass er mit seinen Gedanken wohl sehr zufrieden zu sein musste.

„Bill, du pennst mir hier gleich weg. Komm, lass uns was Gemütliches anziehen und dann hinlegen, ja?“
 

Innerlich sträubte ich mich gegen seine gerade ausgesprochenen Worte. Aber wenn wir es jetzt nicht taten, würde das für uns beide keine bequeme Nacht werden. Widerwillig löste ich mich aus Toms Umarmung und rieb mir leicht über die Augen.
 

Nur langsam kam ich in die Realität zurück. Tom war schon aufgesprungen und halb in seinem Kleiderschrank verschwunden.

Kurze Zeit später flog ein Shirt in meine Richtung und ein grinsender Tom tauchte vor mir auf, als ich das Shirt von meinem Kopf nahm.
 

„Bad ist gegenüber. Du kannst alles benutzen was du willst und brauchst. Ich denke das Shirt ist okay und dann in Boxer, wie normal halt auch.“ Ich nickte um klar zu machen, dass ich alles verstanden hatte.

Dass ich zu Hause lieber nackt schlief, das wollte ich Tom dann doch nicht auf die Nase binden. Schneller als der Blitz war ich dann auch schon im Bad verschwunden.

Umso schneller ich mit allem fertig war, desto schneller würde ich mich hoffentlich wieder in Toms Armen befinden.
 

Ich legte einen Affenzahn im Bad hin wie ich noch nie getan hatte. Egal ob morgens oder abends, unter einer halben Stunde war ich nicht vor dem Waschbecken weg zu bekommen.

Umso erstaunlicher, dass ich nur 15 Minuten später leicht schüchtern wieder Toms Zimmer betrat. Auch mir hing das Shirt bis in den Knien.

Mein Iro war zurück gekämmten Haaren gewichen und auch meine Schminke hatte den Weg von meinem Gesicht gefunden.
 

Jetzt war ich Bill pur, unmöglichen auch nur den kleinsten Fehler zu verstecken. Zwei, dreimal atmete ich tief durch.

Es war ein seltsames Gefühl mich Tom nun so zu präsentieren, sahen mich so doch nur die wenigsten Menschen. Tom lag inzwischen auch umgezogen im Bett und schien irgendwie mehr als nur auf mich gewartet zu haben.

Meine Gedanken erschreckten mich, die ganze Situation ließ mich doch leicht innerlich panisch werden.
 

„Hast du vielleicht noch eine Decke für mich? Ich mein so ganz ohne ist's ein bisschen kalt auf der Couch.“ Das war ein kläglicher Versuch gewesen mich von den Gedanken abzulenken, wie ich meinem starken Herzklopfen nach zu urteilen merkte.

Je schneller ich hier weg kam, umso besser für meine Gefühlsachterbahn, redete ich mir ein. Die Couch schien mir da plötzlich der Rettungsanker ganz in meiner Nähe, ich musste nur endlich zugreifen.
 

Tom schien auf meine Frage hin jedoch gar nicht zu reagieren. „Oh okay, dann wird’s auch so gehen.“ „Nein nein, also ja... ich meine...“

Ich hielt in meinen Bewegungen zur Couch inne. Was wollte mir Tom mit diesem Gestotter sagen? Gott, ich musste echt aufpassen, dass mir bei diesem Anblick, wie lasziv Tom in meinem Augen auf dem Bett lag, nicht noch etwas Unangenehmes passierte.

„Also ich meine, du schläfst nicht auf der Couch. Das Bett ist tausend Mal gemütlicher und vor allem groß genug für uns beide. Also hopp.“

Ich musste mir ein freudiges Strahlen schwer unterdrücken, hatte Tom mir doch gerade meinen einzigen Wunsch, welchen ich bis zu seinen Worten erfolgreich aus meinen Gedanken verdrängt hatte, für heute erfüllt.
 

Wenig später lagen wir beide nebeneinander, bis zur Nase zugedeckt in Toms großem Bett. Zufrieden schloss ich die Augen und öffnete sie nur ein paar Sekunden später wieder.

Toms Arm hatte sich klammheimlich auf meine Seite des Bettes geschlichen und umarmte mich nun zaghaft an der Hüfte.

„Komm doch ein bisschen näher, nur ein bisschen.“ Toms Stimme klang rau und nervös, so als wollte er mich auf keinen Fall verschrecken.
 

Doch mein zierlicher Körper kam ihm von ganz alleine entgegen. Sein Arm schloss sich noch fester um mich, unsere Knie berührten sich ganz sachte und mein Kopf schmiegte sich automatisch an seine Brust.

Ich wollte nicht wahr haben was hier geschah, ich war mir sicher am nächsten Morgen aus einem wundervollen Traum aufzuwachen.

„Gute Nacht Bill.“ „Gute Nacht Tom und noch mal danke für alles.“



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