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Seven Days

VanVen
von

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IV

Endlich x.x

Es hat lange gedauert, aber endlich ist das neue Kapitel da :) Es gefällt mir leider nicht so gut wie die anderen, aber ich finde es auch nicht wirklich schlecht.

Ja, ich weiß, Vanitas ist am Ende irgendwie Out of Character, aber es ließ sich leider nicht vermeiden. Wie gesagt, bin auch nicht hundertprozentig zufrieden.

Ach egal; beurteilt ihr einfach, wie es ist.

Hoffe, es gefällt jemandem :)
 

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(Gedanken-)Chaos
 

Zum ersten Mal seit einigen Tagen durfte Ven es genießen, ohne Kopfschmerzen zu erwachen. Eine Erfahrung, der er eigentlich am liebsten nicht mehr missen würde. Er reckte und streckte sich, rieb sich über die Augen und setzte sich auf. Die Sonne schien ihm nahezu genau ins Gesicht, weswegen es dauerte, bis er etwas sehen konnte. Trotzdem war er mehr als froh, nicht wieder durch Steine an seinem Kopf erwacht zu sein.

Er drehte sich so, dass er aufstehen könnte, gäbe es da nicht einen kleinen Zwischenfall. Er sah gerade noch so einen Lappen auf sich zufliegen, der natürlich mitten in seinem Gesicht landete, klitschnass und kalt war und selbstverständlich kleben blieb. Seine Reaktion kam spät, aber zumindest kam sie; er schrie wie ein Mädchen und riss sich den Lappen vom Gesicht. Natürlich vernahm er ein gehässiges Lachen von Vanitas, der sich in dieser Sekunde zu ihm hockte und sein Lachen zu einem bösen Grinsen werden ließ.

„Du hast auch nichts Besseres zu tun, Idiot“; Vens Laune sank automatisch ein großes Stück, was man ihm wahrscheinlich leider auch ansah. „Dein Blick ist es allemal wert“; nicht gerade die Antwort, die er sich erhofft hatte, aber womit rechnete er denn überhaupt? „Was ist jetzt mit heute?“; Ven brauchte einige Sekunden, bis es Klick machte und er die Frage verstand. „Steht noch“, bestätigte er und nickte sich selbst zu.

Sein Magen knurrte, woraus er schlussfolgerte, dass er hungrig war – das gefiel ihm nicht. Böse murrend stand er auf und trat auf die Türe zu, mit den Ambitionen, frühstücken zu gehen, wurde jedoch aufgehalten. „Willst du echt so runtergehen?“ Für ihn klang diese Frage echt dämlich, was man wahrscheinlich an seiner Tonlage merken konnte. „Hast du ein Problem damit? Natürlich geh ich so runter.“

Zur Bestätigung richtete er ein wenig seine Haare und faltete die Kragen seines Polohemdes, von dem er nicht mal mehr wusste, wieso er es denn trug, nur um dann das Zimmer zu verlassen und schnellen Schrittes Richtung Küche die Treppe hinunterzugehen. Ihn begrüßten verschiedene Gerüche morgendlicher Gaumenschmäuse, die er nicht verpassen wollte, und nach einer knappen Begrüßung zu Sora und Roxas, die – natürlich – schon am Tisch saßen, setzte er sich den beiden ‚Turteltäubchen’ gegenüber.

Die grüßten kurz zurück und wollten sich gerade wieder ihrer Konversation zuwenden, als Roxas im Augenwinkel etwas erkannte, was ihm an seinem Bruder wohl nicht gefiel. Er starrte einige Sekunden lang, bis es Ven doch zu sehr nervte. „Hab ich was im Gesicht oder wieso guckst du so?“ – „Na ja…Gesicht würde ich nicht so sagen…“; er deutete in Richtung von Vens Hals und erneut machte es nach einigen Sekunden ‚Klick’.

„VERDAMMT!“ Vens Schrei erschütterte den ganzen Tisch und seine Gegenüber wichen mit ihren Stühlen beide gut einen halben Meter nach hinten, doch Ven hatte sich wieder mehr oder minder beruhigt. „Ich hab’s dir doch gesagt“, hörte er eine Stimme von der Türe her. „Etwas mehr Präzision wäre nett gewesen“; zur Untermalung legte er eine Hand an seinen Hals, als würde das etwas bringen.

Vanitas jedoch ließ sich dadurch nicht seine gute Laune verderben, die man an seinem zufrieden-gehässigen Grinsen mehr als nur erkennen konnte, als er sich zu den Dreien setzte. „Das heißt jetzt…ihr…“, sie blickten beide ihre Gegenüber an, dann den jeweils anderen und nach einigen Sekunden des unsicheren Schweigens brachen sie beide gleichzeitig in Gelächter aus, als wäre das die dümmste Frage, auf die man in genau diesem Moment kommen könnte.

„Ahaha…das kann ja nicht euer ernst sein“, murmelte Ven, nachdem er sich beruhigt hatte und sich die Lachtränen aus dem Gesicht wischte. Die beiden ihnen gegenüber Sitzenden schienen das Ganze für eher weniger lustig zu halten. Zum einen konnte man in ihren Augen auf nichts anderes schließen als auf das, was sie hatten fragen wollen, und zum anderen gefiel es ihnen nicht, dass Vanitas und Ventus sich in etwas einige waren – das erinnerte an die Apokalypse! Oder zumindest an das achte Weltwunder.

„Mal ernsthaft“, setzte Ven dann an, nachdem er sich beruhigt hatte, „das war…sagen wir…ein Versehen. Ja, so könnte man das gut ausdrücken“; er warf dabei einen Blick zu Vanitas, selbst immer noch unsicher, ob er das denn wirklich glauben konnte; nun gut, welche andere Wahl hatte er schon? Die Antwort war ein ungläubiges Nicken seitens Roxas, bevor er und Sora sich wieder ihrer Konversation zuwandten.

Glücklicherweise verlief der restliche Teil der Frühstückszeit soweit ruhig und ohne irgendwelche unnötigen Kommentare. Das hätte auch gerade noch gefehlt. Ven war dennoch froh, als er die vermeintliche Höhle des Löwen hinter sich lassen konnte, um sich nun endlich anständig anzuziehen und seine morgendliche Routine zu vollziehen.

Er war sich nicht ganz sicher, ob er dem kommenden Tag mit einem guten oder eher schlechten Gefühl entgegentreten sollte. Egal, was war, in den letzten Tagen war immer irgendetwas passiert, was ihm die Laune vermiest hatte. Natürlich wäre er gerne optimistisch, aber das war auch wieder nicht ganz so einfach.

Von seinen eigenen Gedanken entnervt, schüttelte er seufzend den Kopf. Er würde einfach das Beste draus machen – welche großartige Wahl hatte er schon?

Es war zwar zu erwarten gewesen, dennoch staunte er nicht schlecht, als er in Vanitas’ Zimmer zurückkehrte und eben der schon fertig da saß. Wann zur Hölle hat der sich fertig gemacht? Und wo? Ven beschloss, nicht zu fragen – Selbstschutz.

„Bist du dann auch mal fertig, Knirps?“. Der Schwarzhaarige schien jetzt schon schlechte Laune zu haben, aber Ven ließ sich davon einfach mal nicht beeindrucken. „Das sagt der, der gemütlich da rumsitzt, während ich hier warte“, und damit drehte er sich um, den – in seinen Augen dummen – Kommentar, der ihm hinterher gerufen wurde, ignorierend.

Vielleicht würde es ja doch nicht so schlimm werden. Einen Tag, ohne dass sie streiten oder in unnötige Situationen geraten würden. So schwierig konnte das doch nun wirklich nicht sein. Er ignorierte dabei die Tatsache, dass er schon an den vorangegangenen Tagen versucht hatte, sich das einzureden. Diesmal würde es schon klappen.

Nach wenigen Worten des Abschiedes – die eigentlich ausschließlich von Ventus ausgingen – machten sie sich schließlich auf den Weg. Wohin sie gingen, war Ven schleierhaft; bei Vanitas’ Blick traute er sich aber auch nicht wirklich, nachzufragen, schließlich hing er doch ein wenig an seinem Leben. Nach einer gefühlten halben Stunde wurde es ihm dann aber doch irgendwie zu blöd.

„Wo gehen wir denn überhaupt hin?“ – keine Antwort, wie erwartet. Er blieb stehen, was Vanitas erst nach einigen Sekunden zu bemerken schien, da er sich erst nach einigen weiteren Schritten umdrehte und ein genervtes Augenrollen wohl nicht vermeiden konnte. „Das wirst du früh genug sehen, oder?“ Ven schüttelte den Kopf. „Wäre ich doch direkt alleine losgegangen, ernsthaft“; er ging an Vanitas vorbei. „Warum habe ich überhaupt gefragt? Ach richtig, weil ich dachte, die Dauergenervt-Tour könntest du zumindest für einen Tag ablegen. Mein Fehler, wie dumm von mir.“

Er setzte den Weg fort, auch wenn er keinen blassen Schimmer hatte, wohin er überhaupt ging. Ehrlich gesagt war es ihm aber reichlich egal, all seine Hoffnungen waren erneut zerstört worden und so langsam reichte es ihm wirklich. //Als wäre es eine Heldentat, einfach mal ein wenig netter zu sein. Pff, das merke ich mir!//

Wütend blieb er stehen und stellte fest, dass er schnell gegangen war – und weit. Genau gesagt hatte er keine Ahnung, wo er denn war, und sein Stolz verbat es ihm einfach, jemanden zu fragen – hätte ihm wahrscheinlich auch nicht viel gebracht, da er tatsächlich nicht mal die Adresse wusste, an der er momentan wohnte. Er ärgerte sich über sich selbst und drehte um, in der Hoffnung, den Rückweg noch zu finden.

Er wusste nicht genau, wie lange er ging. Allerdings fragte er sich nach einiger Zeit schon selbst, ob er vielleicht nicht mehr ganz dicht war. Frustriert blieb er stehen und blickte sich nach irgendeinem Ort um, an dem er rasten konnte. Ausnahmsweise hatte er Glück: Ein Park, nicht weit entfernt. Erleichtert ging er darauf zu und ließ sich, als er angekommen war, auf die erstbeste Bank sinken. Ein leises Seufzen entwich ihm und er schloss für einen Moment die Augen. Wo war er hier nur reingeraten? Er nahm sich vor, sich nie wieder Hoffnungen zu machen, was Vanitas anging.

Er zweifelte, ob er dieses Tages noch den Rückweg finden würde. Alleine wahrscheinlich überhaupt nicht, und wer sollte ihm schon helfen. Er wusste ja nicht mal, wo er denn wohnte! //Peinlich, Ventus. Hoffentlich wachst du gleich auf und alles war ein Traum//
 

Hoffnungsvoll schloss er ein weiteres Mal die Augen und schickte eine Art Stoßgebet, man möge ihm doch bitte die Erleuchtung schicken. Als er die Augen wieder öffnete, fand er eher die Verfinsterung. Er war tatsächlich eingeschlafen. Genervt blickte er gen Himmel und konnte den Mond als riesige runde Kugel erkennen. Klar, erst am Vortag war Vollmond gewesen, so dachte er jedenfalls.

Seine Motivation, einen Rückweg zu finden, war vollends verschwunden, allerdings hatte er noch weniger Lust, die Nacht hier zu verbringen. Warum musste er auch so unglaublich stur sein? Das würde er sich abgewöhnen, definitiv.

Frustriert stand er auf und streckte sich ein wenig. Parkbänke waren eben nicht mal halb so gemütlich wie Matratzen. Erst recht nicht, wenn man saß. Nun noch mieser gelaunt, machte er sich auf den Weg, in irgendeine Richtung. Er dachte zwar, seine Laune könnte nicht mehr schlimmer werden, doch wieder einmal lag er falsch.

Sie waren zu dritt. Sie waren groß. Sie sahen gefährlich aus. So weit, so gut. Vens Problem war nur: Sie kamen geradewegs auf ihn zu. Einen Moment lang dachte er nach, was er jetzt tun sollte. //Rennen? Ausgezeichnete Idee, weil du ja ein solch athletisches Ass bist, Ventus. Mich ihnen entgegenstellen? Hahaha, der war gut. Verdammt…//

Vielleicht konnte er ihnen einfach ausweichen, indem er lässig vorbeiging. Also versuchte er das. Anscheinend würde es nicht klappen, denn sie kamen weiterhin auf ihn zu, riefen nun nach ihm. //Alles klar, Ventus. Du hast keine Wertsachen dabei, was wollen sie dir schon klauen? Und an einer gebrochenen Nase ist noch niemand gestorben…oder?//

„Hey, du!“; zögerlich drehte er sich um und starrte vor die Brust eines Gorillas – dachte er zumindest, bis er merkte, dass der Kerl ihm gegenüber einfach nur riesig war und extrem breite Schultern hatte.

„Solltest du um diese Zeit nicht im Bett liegen? Könnte gefährlich sein, nachts rumzuwandern. Erst recht im Park. Bist wohl ein wenig lebensmüde heute, oder?“; Ven wurde am Kragen gepackt und auf Augenhöhe gezogen – wohlgemerkt mindestens dreißig Zentimeter hoch. „Ich rate dir, dich einfach ruhig zu verhalten und uns alles zu geben, was du dabei hast, oder soll ich deutlicher werden?“ – „Oh ja, und ich rate dir, deine schmutzigen Hände bei dir zu behalten und ihn in Frieden zu lassen, bevor ich deutlicher werde.“

Ven wusste gar nicht, was er denken sollte. Jedenfalls wurde er losgelassen und viel eher unsanft auf seinen Hintern. Er machte keinen Mucks, starrte stattdessen lieber zu seinem ’Retter’ hinüber. Sollte er sich freuen? Wahrscheinlich, aber irgendwie fiel ihm das schwer. In Vens Augen war der Kerl ein absoluter Trottel. Ließ ihn zuerst abdampfen und ins Verderben rennen und kam dann irgendwann hinterher, statt ihn direkt davon abzuhalten. Die Logik würde der Blonde wohl nie verstehen.

„Haha! Noch so ein Zwerg! Glaubst du, von dir lass ich mich unterbut-“; Ven staunte nicht schlecht, als der große Gorilla auf einmal an der Erde lag. //Muss der gleich zuschlagen? Jetzt haben wir noch mehr Ärger!//

Er ignorierte den Gedanken und richtete sich langsam auf. Eine Ader an Vanitas’ Stirn pochte bedrohlich. „Hast du was gesagt?“, fragte er überflüssigerweise, erhielt jedoch keine Antwort. Ven schüttelte verzweifelt den Kopf und wandte sich verzweifelt ab. Eigentlich sollte er sich wahrscheinlich freuen, allerdings viel ihm das in Anbetracht der momentanen Situation eher schwer.

Das war Tag Nummer Vier, den sie soweit alles andere als produktiv genutzt hatten – in Vens Augen war das beinahe schon Oscarreif. Es dauerte einige Sekunden, bis er merkte, dass er am Arm weggezogen wurde, allerdings hatte er nicht wirklich ein Problem damit. Zu seinem eigenen Schutz sagte er lieber erst mal gar nichts, sonst würde der Haussegen zwischen ihnen wahrscheinlich wieder mal fürs Erste schief hängen; zugegebenermaßen viel es ihm dennoch nicht gerade leicht, sich einen Kommentar zu verkneifen.

Er schaffte es gerade so, da er momentan keine Lust auf Streit hatte. Ein kurzes Grummeln ließ er dennoch verlauten, als er um eine Ecke gezerrt wurde. Konnte der Kerl nicht loslassen? Nun gut, so schlimm war es dann auch nicht…So konnte der Blonde sich wenigstens nicht verlaufen.

Der Weg kam Ven endlos vor; selbst nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er nicht das Gefühl, dass sie irgendwo vorbeigingen, wo er schon mal gewesen war. „Du bist doch wirklich nicht mehr ganz dicht“, hörte er plötzlich und blieb abrupt stehen. Er hätte sich ja wirklich zusammengerissen und geschwiegen – unter anderem, da Vanitas nicht so ganz unrecht hatte – aber genug war dann doch genug.

„Und das sagst mir ausgerechnet du?!“; er klang ungläubig und hielt es tatsächlich für eine Art Witz. Es war ja schließlich nicht nur seine Schuld, dass sie nun hier in der – wie er fand – Botanik saßen. Die Antwort bestand aus einem bösen Blick und einem Grummeln, das nicht mal mehr annähernd ruhig klang. Und dann tat er das, was er wohl besser gelassen hätte – er äffte den Schwarzhaarigen nach; ein Fehler. Innerhalb von zwei Sekunden spürte er einen Mauer in seinem Rücken, bewahrte aber zumindest seinen unbeeindruckten Blick.

„Schmier dir den arroganten Blick aus dem Gesicht, der zieht zum einen sowieso nicht, und zum anderen ist die Verlockung, ihn rauszuschlagen, dann noch größer“; Ven würde es nicht zeigen, aber es fiel ihm immer schwerer, die Fassade aufrecht zu erhalten. Als arrogant würde er seinen Blick zwar dennoch nicht bezeichnen, aber darüber fing er erst gar keine Diskussion an.

Sie starrten sich minutenlang schweigend an, was Ven wirklich überhaupt nicht gefiel. Er war beinahe froh, als plötzlich ein Geraschel von einem nahegelegenen Busch kam und sie beide zusammenzuckten; als wäre er nicht schon genug vom Pech verfolgt: Eine schwarze Katze. Eigentlich glaubte er nicht an solche Mythen, aber das war dann doch irgendwie sehr suspekt.

Zu seinem Glück wurde er losgelassen und sie setzen schweigend den Weg fort; anscheinend hatte Vanitas auch eher weniger Lust, jetzt einen Streit zu beginnen, auch wenn die Spannung zwischen ihnen nur mäßig gemildert war. Ven warf hin und wieder einen Blick nach hinten und meinte, einen Schatten zu sehen – eventuell bildete er sich das aber auch ein, was er insgeheim hoffte.

Er war im Zwiespalt mit sich selbst, als sie durch einen Park abkürzten. Zum einen würden sie so zwar früher zuhause sein, zum anderen war es hier kaum beleuchtet. Aber gut, was sollte schon passieren? „Pass auf, irgendwo hier vorne ist ein Teich“; die Warnung kam eine geschätzte Viertelsekunde zu spät. Ven hörte noch seinen eigenen Schrei, bevor er einen unsanften Bauchklatscher hinlegte.

Wütend richtete er sich auf und wurde – selbstverständlich – augenblicklich ausgelacht. „Das hast du mit voller Absicht gemacht!“, mokierte er sich lautstark, erhielt allerdings keine Antwort, was ihm als Geständnis reichte. Er schmollte beleidigt, kletterte aus dem Teich und schwor sich Rache. Als Vanitas immer noch nicht aufhörte zu lachen, tat Ven das Erste, was ihm in den Sinn kam – er trat ihm mit voller Wucht gegen das rechte Schienbein, so fest, dass sein eigener Fuß danach schmerzte.

Der ‚Adrenalinkick’ verflog und urplötzlich fror Ven wie schon seit Wochen nicht mehr. Sein Körper bebte und die kalte, nasse Kleidung machte es nicht zwangsläufig besser. „Ich hasse dich“, murmelte er böse, stotterte aber dabei, wodurch er statt angsteinflößend wohl eher bemitleidenswert klang. Eine Antwort blieb ihm verwehrt. Stattdessen schwiegen sie sich an, bis Ven das doch zu blöd wurde – schließlich war er derjenige, der sich hier die Erkältung holen würde.

Er setzte also den Weg fort und achtete darauf, auf den Boden zu starren und auf dem Steinweg zu bleiben, um nicht schon wieder in eine solch missliche Lage zu geraten. Sein Zittern und Jammern wurde selbstverständlich alles andere als gut aufgepasst. „Stell dich nicht so an, Knirps.“

//Okay, jetzt reicht’s. Genug ist einfach genug.// Er blieb stehen und holte erstmal tief Luft, um nicht gleich auszuticken. „ICH soll mich nicht so anstellen? Ist das denn jetzt wirklich dein Ernst? Zuerst startest du den Tag mit einer Motivation, bei der man nun mal einfach nur noch wegrennen kann. Dann hältst du es nicht mal für nötig, mich davon abzuhalten, in die Botanik zu flüchten; jetzt steh ich deinetwegen vollkommen durchnässt hier und friere mich zu Tode, nur damit du was zu lachen hast, aber ich soll mich nicht so anstellen?! Bei dir stimmt da oben doch irgendwas nicht!“

Als Antwort bekam er genau das, was er jetzt als Letztes wollte – ein genervtes Augenrollen. „Das kannst du dir gleich sparen!“, meckerte er weiter, während er seine Jacke auszog. Ohne war es einfach angenehmer und weniger kalt. „Sonst was, hm?“; anscheinend reichte es dem Schwarzhaarigen immer noch nicht. Nun gut, wenn er so wollte, Ven war es recht. Er schmiss seinem Gegenüber also mit voller Wucht die durchnässte Jacke ins Gesicht – und nasser Stoff konnte bekanntlich ziemlich schmerzhaft sein, wenn er auf nackte Haut traf.

Der mädchenhafte Schrei, der daraufhin zu hören war, ließ ihn beinahe auflachen, allerdings war er immer noch auf Hundertachtzig, weswegen er sich zusammenreißen konnte. Seine Jacke landete natürlich im Dreck, er dachte jedoch gerade gar nicht daran, sie aufzuheben. Anscheinend hatte er es nun doch geschafft, Vanitas ein wenig zur Weißglut zu bringen, allerdings hatte er damit kein wirkliches Problem.

„Du legst es heute wirklich drauf an, muss ich schon sagen. Ich bin mir lediglich noch nicht ganz sicher, ob ich das als mutig auffassen soll…oder eher als dumm.“ Die Selbstüberzeugung stand ihm förmlich auf der Stirn, der Blonde wollte sich davon aber nicht beeindrucken lassen. Er würde sich das einfach nicht mehr bieten lassen.

„Interessiert mich nicht im Geringsten, wie du das auffasst. Ich hab die Schnauze voll von dir! Ich würde dir jetzt ins Gesicht spucken, aber das ist echt unter meinem Niveau. Irgendwann reicht’s einfach.“ Er hob seine Jacke auf und setzte seinen Weg fort, auch wenn er nicht wusste, wohin er ging. Ihm war selbst nicht ganz klar, woher dieser Wutausbruch kam, aber er war müde, hatte Gelenkschmerzen und fror wie lange nicht mehr; vielleicht hatte das geringe Einflüsse auf seine Laune.

Schweigend ignorierte er die Tatsache, dass ihm nachgerufen wurde; so leicht würde er sicher nicht nachgeben. Zwar würde er sich so schon wieder verlaufen, doch war ihm das in diesem Moment ziemlich egal. Eigentlich war es ja schon nicht leicht, ihn wirklich auf die Palme zu bringen, doch augenscheinlich war es möglich.
 

Er stampfte den Weg entlang, ohne es zu merken, bis er an den Schultern gepackt und festgehalten wurde. Genervt blieb er also stehen, drehte sich aber nicht um; ein wenig mehr Standhaftigkeit besaß er doch.

„Du brauchst nicht immer abzudampfen, wenn dir irgendwas nicht passt, Knirps…Nein, warte!“; Ven wollte sich gerade losreißen und weitergehen, als er mit diesen Worten davon abgehalten wurde. „Ich meine…das war nicht so gemeint…. Tut mir Leid, es überkommt mich immer wieder, da kann ich nichts-“ – „Sehr tröstend, vielen Dank auch.“ Sie seufzten synchron; eigentlich wäre es lustig gewesen, jedoch war die Situation zu paradox um zu lachen.

„Warum bist du auch so unglaublich reizbar?“; es klang nicht mal wie ein Angriff, Ven fasste es aber als einen auf. „Ich, ich, immer bin ich alles Schuld“; er riss sich aus dem Griff des Schwarzhaarigen. „Wieso bin ich eigentlich immer alles Schuld? Ziemlich egoistisches Denken, oder? Und genau das verursacht bei mir Brechreiz. Deine ewige Egozentrik. Schrecklich.“ Zwar war Ven erzürnt, seine Worte klangen allerdings eher enttäuscht, als hätte er irgendetwas anderes erwartet; genau genommen hatte er das ja auch eigentlich.

„Ich dachte, es wäre vielleicht in Ordnung, zu erwarten, dass du dein ‚Ich’-Denken zumindest kurzzeitig ablegen kannst. Anscheinend lag ich falsch. Kommt nicht wieder vor, tut mir wirklich Leid“; seine pessimistische Wortwahl frustrierte ihn umso mehr, was ihn inzwischen aber auch nicht mehr kümmerte. Seine Laune war sowieso am Boden und er wollte nur noch nach Hause – und zwar wirklich nach Hause.

„Ich wollte nie hierher kommen. Nicht einen Moment lang. Zuerst habe ich mich gefragt, wieso. Vielen Dank, die Frage hast du mir bestens beantwortet“. Das Gespräch war inzwischen zu einem Monolog geworden, weswegen der Blonde es nun vorzog, zu schweigen und endgültig weiterzugehen.

Gerade dachte er, gewonnen zu haben, als er am Arm gepackt und in eine andere Richtung gezerrt wurde, in Richtung eines anderen Ausgangs aus dem Park. „Lass mich los! Du sollst mich verdammt noch mal…!“ – „Nein!“ – „Was heißt denn hier ‚Nein!’? Das war keine Bitte, das war eine Aufforderung; lass los jetzt, das fällt unter Freiheitsberaubung und Misshandlung, du tust mir nämlich weh. Lass los jetzt!“

Dass inzwischen wohl die halbe Stadt wach war, kümmerte Ven wenig. Dass er allerdings keine Antwort erhielt und immer noch weitergezogen wurde, gefiel ihm überhaupt nicht. Nach einiger Zeit – genau genommen dann, als er merkte, dass es sowieso nichts brachte – gab er seinen Widerstand auf. Zumindest verringerte dies schon mal die Schmerzen an seinem Handgelenk. Losgelassen wurde er zwar dennoch nicht, aber irgendwie war damit auch zu rechnen gewesen.

„Wieso tust du das?“, fragte er schließlich und klang mehr als nur mürrisch. Keine Antwort. „Hey, ich rede mit dir“; immer noch keine Antwort. „Okay, es reicht. Was denkst du, bezweckst du hiermit? Glaubst du, es wird besser, wenn du mich ignorierst, wenn ich mit dir rede? Ziemlich naives Denken, meinst du nicht?“ – „Es interessiert mich nicht, wie du das findest.“

//Schön. Großartig. Genau das wollte ich hören…nicht.// „Wenn du dich sowieso nicht für mich interessierst, dann kannst du mich auch getrost loslassen, meinst du nicht?“ – „Das habe ich nie gesagt, und jetzt sei endlich still!“ – „Oh, dann leidet der Herr inzwischen also auch unter Amnesie? Natürlich hast du das gesagt, gerade vor zwanzig Sekunden!“

Ven erschrak, als Vanitas urplötzlich stehenblieb und ihn wütend anstarrte. „Du raffst es nicht, oder? Es geht einfach nicht in dein Hirn, wann es reicht. Du brauchst jetzt gar nicht rumzumeckern; es ist so. Kannst du nicht einfach für fünf Minuten den Mund halten? Fünf Minuten? Das kann doch nicht zu viel verlangt sein. Junge, du regst mich auf“; Vens Antwort darauf bestand aus einem eher weniger intelligent wirkenden Blick. Er selbst hatte ja schon öfters etwas ungehalten reagiert. Irgendwie hatte er aber nicht erwartet, ausgerechnet jetzt eine so patzige Antwort zu bekommen.

Er suchte nach einer Antwort, ihm fiel aber nichts ein. Genau das nutzte der Schwarzhaarige, um ihren Weg fortzusetzen; es war sowieso nicht mehr weit. Gerade in dem Moment, als sie ankamen, fiel Ven etwas ein, was er sagen konnte und wollte. „Du tickst nicht mehr ganz sauber, glaube ich. Aber keine Sorge, das ist kein persönlicher Angriff. Ich glaube nämlich, dass wir da was gemeinsam haben.“

Ihm war selbst nicht ganz klar, wieso er sich als dumm bezeichnete, aber irgendetwas stimmte bei ihnen beiden doch nicht. „Ich meine…das ist doch nicht normal…wenn du mal so drüber nachdenkst…wir benehmen uns wie kleine Kinder, die sich darum streiten, wer von den Erwachsenen mehr Aufmerksamkeit bekommt. Wer etwas Besseres ist. Wer überlegen ist. Ach, was weiß ich.“

Er war genervt von seiner eigenen Argumentation und Gegenargumentation. Inzwischen beleidigte er sich schon selbst, und das hieß schon was. „Können wir jetzt reingehen? Ich will ins Bett“; er wandte bei diesen Worten den Blick ab, um zu zeigen, dass er darüber gar nicht diskutieren wollte.
 

Mehr als nur erleichtert trat er ein, als die Türe endlich geöffnet worden war, und ging geradewegs auf die Treppe zu. Das reichte ihm. Für diesen Tag, und für alle Tage. Er wollte lediglich Ruhe, weiter nichts.

Ohne Umschweife trat er auf ihr Zimmer zu, sollte aber natürlich kein Glück haben. Die danebenliegende Türe wurde aufgerissen und Ven von zwei geschockten Gestalten angestarrt. „Wo warst du? Und wieso zur Hölle bist du so...durchnässt?!“; Roxas’ Begeisterung hielt sich hör- und sichtbar in Grenzen, als er auf Ven zutrat und in an den Schultern packte. „Hast du denn überhaupt eine Ahnung, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Dir hätte sonst was passierst sein können!“

Ven schwieg. Er wollte sich keinen Vortrag anhören. Sein Gegenüber setzte gerade dazu an, weiterzumachen, hielt dann aber inne. „Ist alles in Ordnung? Du siehst so…niedergeschlagen aus“; genau das hatte ihm gerade noch gefehlt. Ven wusste ja, dass er schrecklich aussehen musste, aber…war es denn wirklich nötig, ihm das noch mal so deutlich vor Augen zu führen?

„Nein…ich meine…ja. Alles in Ordnung. War ein langer Tag…ich will eigentlich nur noch ins Bett…“, er wandte den Blick ab und senkte die Stimme. „Ich will nach Hause…“; es hätte ihm klar sein müssen, dass er darauf keine zufriedenstellende Antwort bekommen würde. „So schlimm…? Es…sind doch nur ein Paar Tage. Hey, Ven, was ist denn so schlimm hier? Was ist das Problem?“

Der Angesprochene wandte sich halb um und sah, wie Vanitas auf sie zukam; wieder mit seinem kühlen, desinteressierten Blick. Zu gerne hätte Ven zugeschlagen, aber irgendwie hatte er das Gefühl, das wäre keine gute Idee. Er wandte den Blick wieder zu Roxas. „Der ist mein Problem“, stellte er dann klar; es kümmerte ihn in dem Falle nicht im Geringsten, dass der Gemeinte anwesend war. Schließlich war er es zu großen Teilen auch selbst Schuld.

„Redet man denn so über Leute, die anwesend sind?“, hörte er auf einmal eine Stimme neben sich, blickte aber nicht mal in die Richtung. Die verbitterte Tonlage verwunderte ihn zwar etwas, aber ihm war nicht danach, irgendwelche Anzeichen von Interesse zu zeigen.

„Würdest du auch mal nur eine Sekunde nicht nur an dich selbst denken, wäre dir schon längst aufgefallen, dass du schon seit Tagen genau dasselbe tust. Ich dachte, so schlimm könne es ja nicht werden. Aber, ganz ehrlich, wenn ich dein Gesicht sehe, könnte ich…vergiss es einfach.“

„Ven…könntet ihr euch nicht einfach…-“ – „Nein, wir können uns nicht einfach vertragen und auf Friede, Freude, Eierkuchen tun! Es funktioniert einfach nicht! Ich weiß nicht wieso, aber es klappt nicht! Irgendwas ist da ständig, weswegen wir uns gegenseitig umbringen könnten. Wie kannst du da noch so was von mir verlangen?! Ich hab mir das Ganze jetzt vier volle Tage angetan, wie lange denn noch, bis wir endlich wieder nach Hause können? Mir reicht’s. Ich habs von Anfang an gewusst; ich hätte zuhause bleiben sollen.“

Er merkte, dass er sich in die Situation hineinsteigerte, weswegen er abrupt schwieg, die Augen schloss und den Blick senkte, um sich zu beruhigen. Das war allerdings leichter gesagt als getan.

„Vanitas!“; Ven zuckte zusammen und blickte nun doch zu Angesprochenem, der gerade in sein Zimmer eintreten wollte, daran aber lautstark von seinem Bruder, der sich nun auch einmischte, abgehalten wurde. „Was?“ – „Geht bei dir denn noch irgendwas richtig? Du könntest dich zumindest entschuldigen“; und genau dadurch brach eine weitere Diskussion aus.

„Ach, jetzt ist es natürlich wieder alles meine Schuld?“ – „Na, es scheint ja wohl so! Es klingt jedenfalls nicht so, als wärst du sonderlich unschuldig!“ – „Oh ja, selbstverständlich. Kaum heult der Zwerg hier ein wenig theatralisch rum und beschwert sich, wie schrecklich ich doch bin, und schon wird mir wieder alles in die Schuhe geschoben. Genau deswegen hasse ich deine Freunde. Sobald es irgendetwas gibt, was ihnen hier nicht passt, bin ich dran Schuld. Wie wär’s mit ein bisschen Dankbarkeit, dass ich ihn nicht irgendwo im Nirgendwo habe verkommen lassen? Aber das ist ja anscheinend wieder zu viel verlangt. Ihr geht mir echt alle dermaßen auf den Zeiger. Genau aus dem Grund, dass so was jedes Mal passiert – wenn auch nicht so extrem ausartend – sage ich dir jedes Mal, dass du mich mit deinem Kram in Ruhe lassen sollst. Schmort doch alle in der Hölle.“

Bevor eine Antwort kommen konnte, verschwand Vanitas in seinem Zimmer und knallte die Türe so fest zu, dass die drei im Flur stehenden heftig zusammenzuckten. Stünde er noch da, wo er vor wenigen Sekunden gestanden hatte, wären ihm jetzt einige mehr als nur schockierte Blicke sicher. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie sich gefasst hatten.

„Seht ihr? Genau das ist das Problem. Irgendwas läuft immer schief. Ab sofort höre ich auf mein Bauchgefühl. Und schlafen darf ich jetzt wohl sowieso auf dem Flur; tolle Aussichten.“ Wäre seine Laune nicht bereits am Nullpunkt gewesen, so wäre sie es definitiv spätestens jetzt. „Nein…du schläfst überhaupt nicht auf dem Flur.“ Inzwischen schien auch Roxas ein wenig angesäuert. „Entweder regelt ihr das und sprecht euch darüber aus, was euer verdammtes Problem mit dem jeweils anderen ist, oder ich tue es. Und glaub mir, in dem Falle wird sich keiner von euch freuen, das verspreche ich im Voraus.“

Ven lachte trocken. „Und du stellst dir das genau wie vor? Ich bin doch nicht lebensmüde, und ein gewisses Maß an Stolz habe ich…-“ – „Dein Stolz interessiert mich jetzt gerade so was von gar nicht! Das Einzige, wonach ihr momentan handelt, ist euer dämlicher Stolz. Was ist denn so unglaublich schlimm daran, einfach mal nachzugeben?!

Ich kann nachvollziehen, dass du nach Hause willst; ist ja auch vollkommen in Ordnung. Aber dieser Kinderquatsch hier regt mich so dermaßen auf, langsam reicht’s auch mal. Ihr benehmt euch wirklich wie Fünfjährige, die sich gegenüber irgendwem beweisen wollen. Nur werden aus Streitereien zwischen Fünfjährigen irgendwann Schlägereien, und, ernsthaft, dafür habe ich überhaupt keinen Nerv. Wir sind nicht hier, damit ihr euch gegenseitig die Köpfe einschlagt und euren Mitmenschen das Leben zur Hölle macht. Wie gesagt; entweder klärt ihr das, oder ich tue es. Jetzt. Oh, und zieh dir endlich was Trockenes an, du holst dir noch den Tod. Gute Nacht, Ventus.“

Und genau das waren die Worte, mit denen er stehengelassen wurde. Einen entschuldigenden Blick seitens Sora gab es zwar noch, leider half ihm das auch nicht wirklich weiter. Wieso hatte er nicht bereits damit gerechnet, dass das passieren würde? Es war eigentlich offensichtlich gewesen. Und jetzt war er derjenige, der im Flur übernachten durfte, nur weil alle irgendwie stinkig waren und ausgerechnet er den unausstehlichen Zimmernachbarn hatte. //Wie unglaublich fair das Leben doch ist. Zum kotzen//

Er ließ sich auf den Boden sinken und starrte auf die nun geschlossene Türe. Würde er halt die Nacht hier verbringen, damit konnte er leben. Gleich am Morgen würde er seine Eltern anrufen und sie ganz lieb bitten, ihn doch bitte aus dieser Hölle zu erretten. Irgendwann war Schluss. Warum musste auch immer er das Pech haben, am Ende blöd rumzusitzen, während die anderen gemütlich in ihren Betten lagen und schliefen? Wieso? Es war einfach nicht fair.

Zitternd versuchte er, an etwas anderes zu denken. Wie hoch war wohl die Wahrscheinlichkeit, dass er bis am Morgen nicht erkältet sein würde, wenn er mit der nassen Kleidung hier sitzenbliebe? //Gott, ich erfriere ja jetzt schon//

Er dachte einen Moment nach. Vielleicht wäre es doch besser, über seinen Schatten zu springen und einfach nachzugeben…andererseits wollte er nicht derjenige sein, der das tun musste. Er wollte einfach nicht. Nicht nur sein Stolz verbot es ihm; vielleicht wollte er wissen, ob Vanitas ihn wirklich die ganze Nacht hier sitzen lassen würde, oder ob er doch ein wenig Höflichkeit besaß.

Andererseits stimmte es schon, was der Schwarzhaarige zuvor gesagt hatte; er hätte ihn wirklich in der Einöde verkommen lassen können, hatte ihm aber dennoch geholfen.

Ven schüttelte frustriert den Kopf. Jetzt versuchte er schon, sich selbst einzureden, dass er Unrecht hatte. Nun gut, zu sich selbst konnte er ja ehrlich sein. Was konnte schon groß schief laufen, wenn er nachgab? Er würde am folgenden Morgen sowieso von hier verschwinden, was kümmerte es ihn also?

Demnach fasste er den Entschluss, also zumindest der Klügere zu sein und seinen Stolz beiseite zu schieben. Zitternd richtete er sich auf, trat auf die Türe zu, atmete noch kurz tief durch und reichte gerade nach der Türklinke, als sich die Türe von innen öffnete.
 

Sie wussten beide nicht, wie lange; jedenfalls schwiegen sie sich einige Zeit lang an. „Okay, nicht schon wieder. Ernsthaft, du siehst aus wie eine Wasserleiche. Zieh dir endlich was anderes an. Eine heiße Dusche könnte auch nicht schaden“ – „Entschuldige, dass ich meine Sachen nicht im Flur gebunkert habe“ – „Ventus…“ – „…ist ja gut.“

Das Bett sah unglaublich verlockend aus, und genau deswegen beeilte Ven sich, Klamotten aus seinem oder ihrem Schrank zu fischen, ins Badezimmer zu verschwinden, zu duschen – was wohlgemerkt sogar noch angenehmer war, als er vermutet hatte – und wieder zurückzukehren.

Vanitas saß unterdessen auf seinem Bett und starrte ins Leere. Schweigend verfrachtete Ven sich auf sein ‚Bett’ und schloss die Augen. Er hatte keinerlei Lust, noch irgendwelche unnötigen Diskussionen zu führen. Morgen würde das eh alles ein Ende haben; wen kümmerte es also, ob sie sich aussprachen oder nicht? Abgesehen von Roxas, aber was wollte der schon groß tun?

„Tut mir Leid wegen eben…“; Ven meinte kurz, nicht richtig gehört zu haben. „Bitte was?“ – „Soweit kommt’s jetzt, dass ich das noch mal sage…Na ja, jedenfalls…ist irgendwie blöd gelaufen…“ – „Blöd gelaufen kannst du laut sagen. Irgendwie läuft alles zwischen uns beiden blöd, habe ich das Gefühl. Und ich komm einfach nicht dahinter, wieso“ – „Ich sowieso nicht…“

//Super. Jetzt komm ich hier ja doch nicht ohne eine Diskussion raus// Gerne hätte er sich darüber geärgert, aber irgendwie bescherte ihm der Gedanke daran, das Ganze so stehen zu lassen, wie er zugeben musste, kein gutes Gefühl. Es wäre einfach nicht richtig.

„Weißt du, was das Schlimme daran ist?“; Ven richtete sich nun auf und schüttelte den Kopf. Zwar wurde er nicht angesehen, aber anscheinend war es offensichtlich, dass er die Frage verneinen würde, weswegen Vanitas fortfuhr.

„Ich weiß, dass du mich hasst. Ich glaube, ich weiß auch, wieso; schließlich provoziere ich es ja schon irgendwie, aber…eigentlich will ich das gar nicht, auch wenn es so rüberkommt. Das klingt so…dumm.“ Er schwieg und der Blonde hatte einen Moment, um nachzudenken. So dumm klang es in seinen Augen oder besser Ohren nicht, aber er wusste nicht, wie er in Worte fassen sollte, was er dachte.

Noch vor wenigen Minuten hätte er Vanitas gern angeschrien, wie sehr er ihn verabscheute, dass er ihn nicht leiden konnte und jede Sekunde ohne ihn mehr als nur Genoss, aber wenn er so darüber nachdachte, traf es das doch nicht so genau. Eigentlich war es ja nicht so schlimm hier. Lediglich ihre Streitereien und Diskussionen machten ihn fertig.

„Irgendetwas ist da zwischen uns, was nicht stimmt, oder? Irgendwas, was nicht sein sollte. Wenn man doch nur wüsste, was es ist.“ Ven antwortete nicht; ihm fehlten irgendwie immer noch die Worte.

„Schweig mich nicht so desinteressiert an“ – „Was?“ – „Du sollst mich nicht anschweigen, als wärst du von meinem Gelaber längst eingeschlafen“ – „…Ich sitze aufrecht und meine Augen sind geöffnet, ich atme unregelmäßig und blinzle ab und an“ – „Das beweist überhaupt nichts…argh, genau das meine ich!“; wütend schlug der Schwarzhaarige gegen die Wand neben seinem Bett. So fest, dass Ven ein Knacken hörte.

„Was meinst du?“ – „Na genau das! Eigentlich könnten wir miteinander reden wie ganz normale Menschen, aber auf der anderen Seite könnten wir uns gegenseitig erwürgen. Ich versteh’s einfach nicht, Ven. Wirklich nicht.“

Angesprochener schüttelte den Kopf. „Ich auch nicht, das kannst du mir glauben. Wir könnten uns aber vielleicht darauf einigen, uns nicht gegenseitig umzubringen und zu versuchen, die Tage zu überleben, ohne irre zu werden. Ist zwar nicht gerade das Ideal, aber…-“ – „Nichts aber! Wo liegt denn da der Sinn? Ich will wissen, was das Problem ist, und dann soll das Problem sich gefälligst wegscheren. So einfach ist das. Ich schauspielere überaus ungern, und das hat auch so seinen Grund. Die Wahrheit mit einer Lüge zu übertünchen, macht doch alles noch schlimmer. Und am Ende bringen wir uns doch um“; es klang zwar etwas übertrieben, dennoch fand Ven das nicht zum Lachen.

„Gut, dann behandeln wir uns eben ab sofort wie die besten Freunde. Keine Sticheleien, keine Streitereien, keine-“ – „Wieso das denn?“ – „Hä?“ – „Wieso sollten wir uns für die besten Freunde halten?“ – „…wieso nicht?“ – „Weil wir uns gegenseitig behandeln wie ein Stück Dreck?“ – „Ja, Schlaukopf, Sinn und Zweck der Sache ist es, dass wir das dadurch nicht mehr tun“ – „Aber wie denn? Wenn das so einfach wäre, hätten wir das Problem nicht“ – „Oh, sei doch einfach ruhig jetzt! Geh schlafen und tu morgen einfach so, als hätten wir noch nie in unserem Leben gestritten. Tu es doch bitte einfach! Ich hab jetzt keine Lust, mich damit auseinanderzusetzen. Der Tag war lang genug.“

Und damit wandte Ven sich ab. Er wusste genauso wenig eine Antwort, aber dennoch wieder ein wenig Hoffnung, noch eine finden zu können. Manchmal muss man sich eben ein bisschen in die Wolle kriegen und hier und da streiten, um des Rätsels Lösung zu finden.

Vielleicht war es doch keine schlechte Idee, die letzten drei Tage noch zu überstehen. Er wollte eine Antwort, und er würde sie bekommen. Es war ihm egal, ob er dafür irgendwelche Ratgeber durchforsten müsste; er wollte diese ganze Sache lediglich klären.

Aber das hatte Zeit. Denn erst einmal schlief er seelenruhig ein, wenn auch weiterhin mit dem Ziel vor Augen, am kommenden Morgen alles zu klären, was es eben zu klären gab.
 

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Irgendwie krieg ich keine Cliffhanger hin. Egal, macht man nichts dran.

Ich hoffe, dass das nächste Kapitel schneller fertig sein wird. Momentan stehen noch ein Paar Klausuren an, aber ab übernächster Woche sollte ich genug Zeit haben, die FF bald zu beenden (oh Gott...nur noch drei Kapitel...mehr als die Hälfte ist schon vorbei o_o).

Allerdings ist auf Anregung von Fascination eine Art "Special" geplant, in der es - wenn ich wirklich dazu komme, sie hochzuladen - um ein Paar lustige kleine Szenen gehen soll, die wir uns zusammengesponnen haben, während wir überlegten, was in den jeweiligen Kapiteln grob passieren soll.

Natürlich geht deswegen auch wieder ein Dank an sie ;) Ohne ihre doch echt witzigen Ideen wäre es nur halb so lustig :)
 

So, das war's dann auch.
 

Liebe Grüße,

Valenfield



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ZucChini
2011-06-01T18:20:04+00:00 01.06.2011 20:20
Also ich finde das Kapitel ganz nett, aber ich muss sagen, du hast Vanitas.. etwas zu viel sprechen lassen ^^°
würde ihn eher Taten als Worte sprechen lassen!
spätestens ab der Szene im Park; als Ventus sich abermals abwenden wollte

BattleUsagi:"es stimmt schon das Vanitas am ende etwas OoC ist, jedoch ist das bei ihm 1. nicht so ganz einfach wenn man nen Pairing draus machen will"
Doch sicher ist das ohne ooc möglich ^^ man muss nur wissen wie :3
bisschen mehr Brulatität würde Vanitas Charakter besser zum Ausdruck bringen :DD
und was mit bei Van gar nicht gefällt, ist, dass er sich entschuldigt! in meinen Augen würde sich Vanitas nie für etwas entschuldigen o_o er würde wohl eher nonverbal kommunzieren *g*
wie in der Szene, als er Ventus an die Mauer gedrückt hat zum Beispiel :DD welche viel zu kurz war!

& wie Apollon sagte, ist mir Vens Launenhaftigkeit auch etwas rätselhaft xD
Sora hast du aber gut getroffen :D besonders als "mieser Gastgeber" xD

Freue mich auf weitere Kapitel ^___^
und vorallem auf das Special :DD
Von:  BattleUsagi
2011-05-28T09:41:01+00:00 28.05.2011 11:41
Hey, endlich dein neues Kapi raus, freut mich sehr das dein Kreatief endlich vorbei ist und du es zu Ende führen konntest.
Es gefällt mir recht gut und es stimmt schon das Vanitas am ende etwas OoC ist, jedoch ist das bei ihm 1. nicht so ganz einfach wenn man nen Pairing draus machen will, und 2. hat er doch ganz kurz selbst im Spiel eine andere Seite gezeigt.

Aber da brauch ich dir ja nichts zu erzählen ID ist ja nicht so als wüsstest du das nicht^^*knuff*

Jedenfalls hat mir das Kapi auch gut gefallen,bin mal gespannt ob sie es hinbekommen mal nicht sich gegenseitig an den Hals zu springen.

Weitere kreative Einfälle wünscht dir Ven^^


Von:  Apollon
2011-05-27T18:13:06+00:00 27.05.2011 20:13
Also ich hab deine FF jetzt gelesen. In drei Etappen XD
Und ich muss dir eines Sagen.
Ich liebe dich für die Kapitellänge. Die ist endgeil!
Und danke dafür dass du ich mich mit deiner FF vor meiner Prüfung ablenken konnte. <3
Hast du zwar nicht mit absicht gemacht aber trotzdem.
(Es wäre nicht zufälliog möglich das nächste Kapitel dienstag abend hochzuladen? XD)

Zurück zum Ernst.
Ich mag die FF hab mich während der ersten beiden Kapitel echt Kaputt gelacht, besonders über "Ausgeburt der Hölle"
Ich mag es sehr wie du Vanitas darstellst. Das passt wunderbar zu diesem Charakter und verleiht ihm wirklich tiefe.
Hättest du was dagegen wenn ich mich von dir für meine eigenen VanVen etwas inspiere, was Vans Charakter angeht? *lieb schaut*

Ventus find ich allerdings an manchen stellen etwas seltsam, besonders was seine Launen angeht. oO Hat es einen grund dass er so sprunghaft ist? Ich meine man kennt das ja dass man zu etwas keinen Bock hat und dauergenervt ist, aber diese plötzlichen gute Laune attacken machen mich schon stutzig, da hätte ich mir vielleicht eine ausformulierte erklärung gewünscht.

Zur Handlung.
I like *gg*
Auch wenn Sora wirklich total der miese Gastgeber ist. Also ich wär da schon am ersten Tag nach Hause gefahren.
Eigentlich ist es dann eine Sache der Höflichkeit, dass er bei Van im zimmer geschlafen hätte.
Oder ich hätte an Ventus stelle kackendreist zu Roxas ins Bett gequetscht. XD
Das mit dem Eislaufen hat mir voll leid getan. Die beiden können echt Glück haben, dass sie sich die Kufen nicht irgendwo abbekommen haben.
Danach fand ich die tag einteilung etwas seltsam.
Ich glaube Ventus ist ein siebenschläfer XD Denn er kommt früh nach Hause bestimmt höchstens erst 15.00 Uhr wenn die um 9 Uhr schon in die Eishalle sind, schläft dann ein bis sage und schreibe 3 Uhr nachts. Was dann ja auch 12 Stunden wären. Hüpft kurz nach draußen und sagen wir mal bis er wieder einschläft vergeht vielleicht ne stunde. Dann schläft er schon wieder bis abends was dann noch mal mehr als 12 Stunden sind. Dann geht er dann auch schon bald wieder schlafen bis zum morgen. sicher auch noch mal 6 oder 7 stunden. Dort gehen sie dann morgens los und Ven verläuft sich und schläft nach ein paar stunden laufen schon wieder ein.
XD
Ohne scheiß wie macht der das?
Ich will auch. Q_Q

Aber das war so ziemlich das einzige was mir wirklich aufgestoßen ist XD
Ist auch nicht weiter schlimm, nichts ist wie ein Angriff gemeint.
Immerhin ist das eine meine derzeitigen Lieblingsff. ^_-
Lg Apollon
Von:  VoidGear
2011-05-26T14:49:41+00:00 26.05.2011 16:49
Nice,nice das Kapitel^^
Also,werden die beidn sich wohl besser behandeln :D
Freu mich drauf x3


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