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The Demonic Liar

The Golden Goblet
von

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Flashback 1.1

„Gib mir deinen Arm, Celeste! Sofort! Wir haben nicht alle Zeit der Welt, schon gar nicht ich.“ Doch sie weigerte sich immer noch. Dieses ganze Theater dauerte nun eine halbe Stunde und kein Ende schien in Sicht zu sein. Zuerst hatte sie seinem Plan, wenn auch erst nach langem Hin und Her, zugestimmt und dann weigerte sie sich plötzlich. All seine Worte prallten an ihr ab oder wurden höchstens mit einem schneidenden Blick abgetan. So langsam neigte sich seine Geduld dem Ende zu … was höchst ungemütlich für seine Leute werden würde – und vor allem für Celeste.

Der geflügelte Diener Gottes hatte den Kelch vor seinem Dahinscheiden seiner Geliebten zugespielt. Praktisch, wie er fand, denn dann musste er niemanden aus dem Weg räumen – vom Engel Ioelet abgesehen –, um an sein Ziel zu kommen. Zwar wäre es kein großer Verlust für die Welt gewesen, doch er wollte nicht, dass seine Sally wieder einen Grund zum Protestieren hatte. Zudem machte er sich so nur unnötig schmutzig. Wenn der Dämon nicht so sehr an der jungen Frau gehangen hätte, wäre sie schon vor fünfundzwanzig Minuten tot gewesen, genauso wie Ioelet.

„Cele‒“, brüllte er, als plötzlich sein Handy klingelte. Knurrend griff er in seine Hosentasche und beförderte ein schwarzes Mobiltelefon an die Oberfläche. Die Nummer gehörte einem seiner „Bekannten“. Mit einem hörbaren Murren nahm er den Anruf entgegen, gefolgt von einem überaus gereizten „Ja?“.

„Saleem, was ist los? Ziehst du es jetzt durch oder hast du etwa Angst bekommen? Hey, sie ist nur ein Menschenmädchen. Solche findest du auf der Erde zuhauf und dazu sind die meisten auch noch ziemlich willig, was deine Sally nicht gerade zu sein scheint.“, meinte der Mann auf der anderen Leitung amüsiert. Saleem allerdings fand sein Gerede überhaupt nicht lustig und musste sich deshalb zusammenreißen, um ihn nicht anzuschreien. „Jetzt hör' mir mal gut zu: Deine Kommentare kannst du schön für dich behalten. Was Sally ist oder nicht ist, sollte dich keineswegs interessieren, wenn dir dein Leben lieb ist. Und wenn du sie noch einmal bei ihrem Spitznamen nennen solltest, dann darf DEINE Familie DEINE Gedärme und alle andere Innereien, die sich so in dir finden lassen, aus DEINEM Briefkasten fischen. Ich frage mich, welches Familienmitglied wohl die Ehre hat, dein Herz…“ Jedoch wurde sein lauter Gedankengang durch ein erschrockenes Schnauben unterbrochen. „Schon gut, schon gut. Ich wollte nur wissen, wann du jetzt endlich wiederkommst.“, murmelte er kleinlaut. „Eine halbe Stunde, wenn überhaupt. In weniger als einer halben Stunde werde ich da sein. Setzt schon mal einen Tee für mich auf. Wie wäre es mit … ähm, Oolong-Tee?“, sinnierte Saleem.

Doch noch bevor sein „Bekannter“ eine Antwort in seinem Kopf formuliert hatte, damit er diese anschließend kundtun konnte, hatte Saleem schon wieder aufgelegt.
 

Eine halbe Stunde also. Das bedeutete, er musste Sally Gewalt antun, ob er wollte oder nicht.
 

Ihm lag einfach nichts daran, von seinen Artgenossen als weich abgestempelt zu werden. Nach all den Jahren auf der Erde wollte er ihnen zeigen, dass er genauso hart und unbeugsam war wie in der Hölle – so, wie sie ihn eben kannten. Und auch wenn er Sally liebte, so konnte er dieses Mal nicht auf ihre Gefühle Acht geben. Es würden bessere Zeiten hereinbrechen, irgendwann, aber dafür musste er ihr erst einmal wehtun…
 

…damit alle sahen, dass ein lächerliches Menschenmädchen seinen Willen nicht brechen konnte.
 

Sobald Celeste bemerkt hatte, dass Saleem fertig mit seinem Telefonat war, ging sie resolut auf ihn zu, sodass sie ihm gegenüber stand. Seine kalte, düstere Seite machte ihr Angst und Pfarrer Hayne sagte zu ihr immer, dass alle Entscheidungen, die man unter dem Einfluss von Angst tat, falsch waren. Dementsprechend musste sie nun gegen seinen Willen handeln.

„Sam, ich kann das nicht! Bitte lass' uns gehen.“, hauchte sie ihm zu, aber da griff er hart nach ihrem Handgelenk und zog sie zu sich heran. Erst glaubte die junge Frau, er wollte sie umarmen, doch da lag sie vollkommen falsch. Ja, das Wort falsch zeigte ihr nun ganz andere Dimensionen auf. „Du willst nicht? Es tut mir leid, aber dann muss ich etwas tun, was mir nicht leichtfallen wird.“

Seine rechte Hand legte sich fest – zu fest, wie sie spürte – auf ihren Unterarm. Mit der freien Hand holte er ein silbernes Messer hervor. Erkenntnis, gepaart mit tiefster Furcht glühten in ihren kastanienbraunen Augen auf.
 

Sam würde sie umbringen, damit er danach den Kelch zerstören konnte!

Aber … sie liebten sich doch … oder beruhte das nicht auf Gegenseitigkeit?
 

„Saleem, bitte, tu' das nicht. Du verlierst deine Menschlichkeit! Das bist nicht du … Sam, bitte!“, flehte die junge Frau, welche nunmehr einem Mädchen glich, so hilflos und ungeschützt. Sie wollte ihn von sich stoßen, denn sie war in Gefahr, genauso wie der Kelch. Und den Kelch musste sie mit ihrem Leben beschützen. Ja, mit Gottes Kraft schaffte sie es. Nur nicht zimperlich sein. Sam konnte ihr wehtun, also konnte sie ihm erst recht wehtun. Die Situation hatte sich radikal geändert und forderte nun von ihr, genauso zu handeln, wie man es von einem Erwachsenen in ihrem Alter erwarten konnte.
 

Aber verdammt nochmal: Sie schaffte es einfach nicht!
 

Celeste hatte bisher immer geglaubt, dass Gott stets an ihrer Seite wachte, doch das war ein naiver Gedanke gewesen. Gott hatte nicht einmal einem seiner Engelskinder geholfen, obwohl es von äußerster Priorität gewesen wäre. Ja, es war einzig und alleine Gottes Schuld, dass Ioelet tot war und ihr Zwillingsbruder Keenan die schlimmsten Momente seines Lebens durchmachte. Ihr Verrat war gar nichts dagegen. Sie trug keine Schuld an alledem. Keine Schuld. Sie konnte ohne ein schlechtes Gewissen sterben…

Denn auch jetzt gab es kein Anzeichen von der Anwesenheit Gottes – und sie merkte, wie ihr Glaube an ihn sie verließ, mitsamt ihren Kräften. Es ließ sich wie ein heftiges Brennen beschreiben. Wahrlich, es war ein Wunder, dass sie noch nicht in Flammen stand. Wut und Schmerz verschlang ihren Körper von innen und sie stand nur da und beobachtete, wie Saleem das Messer über ihren Arm führte. Die feine Klinge schnitt sauber und gerade ihre Pulsadern auf; eine wahrhaftige Lebensquelle. Das Ganze wäre perfekt gewesen, wenn Flammen aus diesen Schnitten emporgestiegen wären und ihren „Geliebten“ verbrannt hätten. Aber das fand gerade mal in ihrer Fantasie statt. In Wirklichkeit würde er sie hier jämmerlich verbluten lassen, wie Schlachtvieh.

Sie brachte schon keine Worte mehr heraus, denn ihre Tränen sagten alles aus. Wie ein steter Fluss quollen sie aus ihren Augen, die wie auch ihre Arme und ihr Innerstes brannten. Lichterloh. So musste sich wohl die Hölle anfühlen. So musste sich Sam's Geburtsstätte anfühlen. Das war ein Zeichen dafür, dass sie in der Hölle landen würde. Sie hatte Gott verraten, ihn, den Erschaffer der Menschen.

Nun, dann sollte dem wohl so sein. Mit einem erschütterten Lächeln nahm sie war, wie noch mehr Tränen über ihre leichenblassen Wangen rollten und in ihren aufgeschnittenen Armen landeten. Es brannte … noch mehr als zuvor.

„Feuer.“, murmelte sie.
 

Immer wieder.

Feuer, Feuer, Feuer.

Und der Tod.
 

Und dennoch liebte sie Saleem nach wie vor. Und er sie. Das wusste sie, denn er sagte es ihr überdeutlich, nachdem er den Kelch mit ihrem Blut gefüllt hatte.
 

„Ich liebe dich, meine kleine Sally. Für immer.“
 

Genau diese Worte waren das Letzte, was sie vernahm, bevor die kalten Klauen der Dunkelheit sie ergriffen und in die tiefsten Tiefen der Unterwelt zogen. Sie fiel in Ohnmacht. Nur Saleem's Worte und sein liebevoller Gesichtsausdruck begleiteten sie.
 

Ja, er würde für immer an ihrer Seite bleiben.



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