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Auf der Flucht vorm Weihnachtsmann!!!

- Eine Weihnachtsgeschichte -
von

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Teil 1

Auf der Fluch vorm Weihnachtsmann!!!
 

Oh, wie er doch die Nase voll hatte! dachte der junge, schwarzhaarige Mann, missmutig, als er sich in der Dunkelheit der Stadt zu den Ställen schlich. Seine Schritte waren schwer, musste er sich doch durch Waden hohen Schnee vorarbeiten. Er trug eine dunkelrote Jacke, schwarze Jeans und Stiefel. Seine kurzen, strubbeligen Haare hatte er unter einer weißen Mütze verschwinden lassen, bis auf ein paar vorwitzige Strähnen, die sich nicht bändigen lassen wollten und ihm ins Gesicht fielen. Das Gesicht im weißen Schall tief vergraben nestelte er am Schloss herum, um es auf zu bekommen. Letztendlich gab er es auf die Stalltüren, mit den weißen Lederhandschuhen an, öffnen zu wollen und zog sie stattdessen kurz aus. Die Stalltüren öffneten sich quietschend, so dass er sich alarmiert, ob jemand etwas gehört hatte und die Lichter angehen würden, umsah. Erleichtert atmete er auf, als sich nichts tat und schloss dann die Türen bemüht leise hinter sich. Er schaltete das Licht nur gedämpft ein und ging dann zur Box von Ruby. Einem hübschen, weiblichen, hellbraunen Rentier. Er hatte die Kleine, wie er sie oft noch liebevoll nannte, von seinem Vater bekommen, als er 12 Jahre alt geworden war. Sie war Rudolphs Nachkomme und hatte demgemäß einiges an Temperament und Willen in sich, was hervorragend zu ihm passte, war er doch nicht anders. Andernfalls würde er sich sicher nicht einfach davon machen, aber langsam hatte er es echt satt.
 

Ständig ging es nur um Weihnachten. Weihnachten hier … Weihnachten da. Lief die Produktion oder nicht. Waren die Kinder brav oder nicht! Er konnte es nicht mehr hören und noch weniger, dass sein Vater meinte ihn unbedingt zu seinem Nachfolger machen zu wollen, wenn er mal in Rente ging. Das konnte er ja wohl so was von knicken! Sollte das doch seine ältere Schwester Sarah machen, die half schon immer gern im Familiengeschäft und kannte sich weitaus besser aus als er. Ihm lag das Technische besser, aber das wollte sein Vater ja nicht einsehen. Stattdessen war er doch echt auf die irre Idee gekommen, dass er dieses Jahr die Tour übernehmen sollte, so zu sagen als Einstieg in seine kommenden Lehrjahre bei seinem Vater. Er hatte seinem Vater daraufhin verständlich zu machen versucht, das er das nicht wollte, aber dieser hörte einfach nicht zu. Dann hatten es auch seine Mutter und seine Schwester bei ihm versucht, aber auch da hörte er nur, was er hören wollte. Auf jeden Fall waren es bis zu besagter Tour noch circa 4 Tage und darum haute er jetzt ab. Er hatte sein Leben wie es war satt und daher beschlossen erstmal bei seiner Patentante Lucinda unter zu kommen. Die lebte in New York und führte von dort aus ihr Zahn-gegen-Geld-Tauschunternehmen und das ziemlich erfolgreich schon seit ziemlich langer Zeit. Wie es weitergehen würde, darüber würde er sich dann Gedanken machen.
 

„Na, meine Kleine!“, öffnete er die Box von Ruby. Diese wurde ein wenig unruhig, ahnte sie doch, dass hier etwas ungewohntes im Gange war. „Schh … Alles ist gut! Wir hauen heute nur von hier ab!“, streichelte er sie sanft, um sie zu beruhigen. Er griff nach dem Zaumzeug und legte es ihr an, dann führte er sie aus der Box und holte den Sattel, um ihn ihr aufzulegen und fest zu zurren. Anschließend griff er in seine Jackentasche und holte ein paar Apfelstückchen hervor, mit denen er sie fütterte. Sie war wirklich groß geworden! dachte er, als sie gierig die Stücke verschlang. Ihr Geweih war prächtig und ihr Körperbau wirklich ausgewogen, genau so wie ein Rentier sein sollte. Er erinnerte sich noch an seine ersten Reit- und Flugstunden auf ihr und musste noch immer grinsen, wenn er daran dachte, wie oft er runter gefallen war, bis es endlich geklappt hatte. Sie hatte ihn immer wieder an gestupst und dazu aufgefordert weiter zu machen, selbst dann wenn er laut geflucht und alles und jeden verflucht hatte. Heute waren sie ein eingespieltes Team und er konnte sich kein anderes Rentier für sich vorstellen, als seine Ruby.
 

Da die anderen Rentiere im Stall nun unruhiger wurden, weil auch sie merkten, dass etwas im Gange war, beeilte er sich damit Ruby aus dem Stall zu führen und diesen, nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte, wieder zu verschließen. Er zog die Handschuhe wieder an und führte Ruby dann zum Startfeld, dass nur wenige Meter neben dem Stall lag. Das Startfeld war wie immer vom Schnee geräumt, wurden doch täglich Materialien für die Produktion, Lebensmittel und anderes her geflogen.
 

„So, dann wollen wir mal!“, überprüfte er noch mal den Sattel und das Zaumzeug, dann versicherte er sich noch, dass sein Rucksack fest auf seinem Rücken saß und holte aus seiner Jackeninnentasche eine Fliegerbrille heraus, die er sich aufsetzte, um seine Augen zu schützen. Anschließend schwang er sich in den Sattel, ritt mit Ruby ein mal die Startbahn auf und ab, damit sie sich warm machen konnte und positionierte sie beide, letztendlich am Ende der Startbahn, dann gab er das Kommando und Ruby preschte vor. Er lehnte sich vor, passte sich Rubys Tempo damit an und genoss wie immer das unglaubliche Gefühl von Freiheit, als sein Rentier kurz vorm Ende der Landebahn ein Satz nach vor machte und abhob. Sie stiegen schnell höher, dann flüsterte er Ruby das Ziel ihrer Reise ins Ohr. Ein Radar oder Routenplaner brauchten sie nicht, denn die Rentiere seines Vaters konnten jeden Ort finden, zu dem man wollte. Die Luft war Eiskalt, darum war er froh sich so dick angezogen zu haben, so blieb er erstmal warm. Wie das mit der Zeit sein würde, würde er sehen, schließlich war ihr Weg nicht gerade kurz, aber er vertraute Ruby, das sie schon die geeignetste Route zum Zielpunkt nehmen würde.
 

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, als sie im Morgengrauen das erste besiedelte Gebiet überflogen. Vermutlich handelte es sich nach seinen recht guten Geografiekenntnissen um Kanada. Seine Hände waren schon leicht taub und er musste sich unbedingt mal erleichtern, so dass er Ruby anwies an einer Tankstelle irgendwo in der Weite Kanadas runterzugehen und zu landen. Sie landeten natürlich nicht direkt vor der Tankstelle, sondern circa 500 Meter entfernt, sonst würden sie nur aufsehen erregen, denn sie sicher nicht gebrauchen konnten.
 

Der Schwarzhaarige stieg von Ruby ab und streckte sich erstmal ausgiebig, um seine steifen Gelenke zu lockern, dann griff er wieder in seine Jackentasche und gab Ruby noch etwas von den Apfelstücken. „Gutes Mädchen!“, kraulte er sie hinter den Ohren, dann nahm er die Zügel und führte sie weiter runter zur Tankstelle. Dort gab er ihr Wasser und verschwand dann selbst auf dem WC. Der Tankstellenbetreiber staunte natürlich nicht schlecht, aber er schien schon seltsameres gesehen zu haben, denn er enthielt sich jeden Kommentars, als der junge Mann bei ihm ein paar Schokoriegel, Wasserflaschen und zwei Äpfel kaufte und dann wieder raus zu seinem Rentier ging und der Straße weiter hinab folgte.
 

Er und Ruby gingen einige Kilometer zu Fuß, dabei er aß und trank er und gab auch Ruby noch die zwei Äpfel und was vom Wasser. Eine Weile später suchten sie sich in den Wäldern einen Platz zum Rasten. Für Ruby legte er Tannengrün aus, damit sie sich ausruhen konnte und für sich machte er ein Lagerfeuer und breitete seinen Schlafsack aus. So ruhten sie sich bis zum Einbruch der Nacht aus, um dann ihren Weg in der Luft fort zu setzen.
 

Nur zogen nun erste, graue Wolken auf, die weiteren Schnee ankündigten. Er presste sich fest an Ruby und hoffte, dass es zu keinem Schneesturm kam.
 

>>><<<
 

Währenddessen hatten man sein Verschwinden nun auch zuhause am Nordpol mitbekommen. Da er sich eh oft den Tag über in der Stadt herumtrieb und das meist schon vorm Frühstück, war sein Fehlen erst zur Mittagszeit aufgefallen, als er nicht wie sonst zum Mittagessen aufgetaucht war.
 

Seine Familie hatte aufgeregt im ganzen Haus und in den Produktionshallen, dem Stall und überall da nachgesehen, wo er sich sonst am liebsten aufhielt und dabei war seiner Schwester Sarah, die im Stall nachgesehen hatte klar geworden, das ihr Bruder sie verlassen hatte, den Ruby war auch nicht da wo sie hätte sein sollen. Dieser Idiot, er war einfach zu impulsiv! dachte sie, während sie wütend in Richtung zuhause durch den Schnee stampfte. Im Gegensatz zu ihrem Bruder war sie Blond wie ihre Mutter, das Haar fiel ihr in sanften Wellen über den Rücken bis zur Hüfte, ihre Augen waren grün und sie trug ihren dunkelroten Mantel, die schwarzen Handschuhe, Schal und Mütze.
 

Sie konnte nur zu gut nachvollziehen, dass ihr Bruder das ständige Gerede über die Nachfolge ihres Vaters nicht mehr hatte hören können, weil ihm der Gedanke zu wider war diese einmal anzutreten, aber ihre Mutter und sie hatten doch versprochen sich darum zu kümmern und auch wenn ihr Vater momentan nicht hören wollte, so war sie sich sicher, dass sie sich ihm früher oder später sicher verständlich hätte machen können. Zumal sie nur zu gern mehr ins Familiengeschäft einsteigen wollte. Sie liebte Weihnachten und all die damit verbundene Hektik über das Jahr bei ihnen. Ihr lag es den geschäftlichen Teil zu übernehmen, die Buchhaltung, die Bestellungen, die Liste der Artigen und Unartigen. Ihr Vater hätte das sicher noch einsehen und sich vielleicht bereit erklärt ihr die Geschäfte zu überlassen und halt nur noch die Auslieferung vorzunehmen, wenn die Zeit im Jahr gekommen war, um die Geschenke zu verteilen. Aber nein, ihr Bruder musste sich ja davon machen. Ihr Vater würde ausflippen und nun noch mehr als zuvor wollen, dass ihr Bruder den Job übernahm. Er war einfach zu stur in diesen Sachen und besonders dann, wenn er sich auch noch gekränkt fühlte und das würde ihn das Verhalten seines Sohnes sicher.
 

Ihre Eltern waren von ihrer Suche anscheinend auch schon zurück, was der Lärm im Wohnzimmer zu deutlich machte. „Oh .. wo steckt dieser Bengel nur schon wieder! Wenn er wieder auftaucht gibt es Hausarrest für das ganze restliche Jahrhundert!“, lief ihr Vater aufgebracht im Raum auf und ab, während ihre Mutter in einem der gemütlichen Sessel vorm Kamin saß und sichtlich aufgeregt und besorgt über das verschwinden ihres jüngsten Kindes war. Obwohl er ja mit seinen 19 Jahren nicht mehr wirklich so jung war. Aber für sie würde er eben immer ihr kleiner Junge bleiben.
 

Sobald Sarah durch die Tür kam sah ihre Mutter sie fragend und voller Hoffnung an. „Hast du ihn gefunden?“, wollte sie mit bebender Stimme wissen. Doch die Antwort kannte sie schon, war doch niemand hinter ihrer Tochter in den Raum gekommen. „Nein … tut mir leid, Mutter!“, ging sie zu ihr herüber, um sich auf die Sessellehne zu setzen und ihrer Mutter eine Hand tröstend auf die Schulter zu legen. „Er scheint fort zu sein!“, sah sie ihren Vater an, der nun vor ihr stand. Er hatte dasselbe schwarze Haar wie ihr Bruder, allerdings schon mit reichlich grauen Strähnen darin, die selben grauen Augen und dasselbe Temperament. Viele würden sich wohl wundern, wenn sie ihren Vater sahen, sah er doch nicht gerade so aus, wie ihn sich alle zu Weihnachten vorstellten. Das Kostüm zog er nur zu Weihnachten an, ansonsten sah er den Rest des Jahres wie jeder andere normale Mann im mittleren Alter aus. „Was soll das heißen er ist fort!“, donnerte seine Stimme durch den Raum. „Ruby ist fort, was nur bedeuten kann, dass er fort gegangen ist. Vermutlich liegt in seinem Zimmer ein Brief, der alles erklären soll! Hat jemand dort schon nachgesehen?“, ihre Mutter schluchzte, Tränen traten ihr in die Augen. „Mein kleiner Junge ist da draußen? Es ist doch viel zu kalt und was ist … ist wenn ihm was passiert?“, schlug sie die Hände vor das Gesicht. „Mary! Liebes! Schh … wir finden ihn!“, wurde ihr Vater sanft wie immer, wenn es um ihre Mutter ging. Er ging vor ihr in die Knie und nahm sanft ihre Hände und blickte sie liebevoll an. „Wirklich?“, wollte ihre Mutter wissen. „Ja, wir finden ihn und holen ihn zurück!“, versprach er, denn er konnte es nicht ertragen, wenn seine Frau so traurig war und sich sorgte. Ein leichtes Lächeln erschien auf dem Gesicht von Mary und sie schöpfte Hoffnung, denn ihr Mann hatte noch nie eines seiner Versprechen gebrochen.
 

Sarah war gerührt und stolz solche Eltern zu haben. Sie liebten sich wirklich und wollte nur das beste für ihre Familie, auch wenn ihr Vater da nicht immer so richtig lag und ihre Mutter ihm oft einen kleine Tritt geben musste, damit er seine Fehler einsah. Sie hoffte darauf auch einmal solch eine Liebe zu empfinden. Zwar gab es da jemanden in ihrem Leben, dem sie wirklich zu getan war, aber er hielt sich noch zurück, auch wenn sie insgeheim darauf wartete, dass er sich endlich traute ihr näher zu kommen.
 

Ihre Mutter hatte damals alles aufgegeben, nachdem sie ihren Vater am College kennengelernt hatte und war ihm, nachdem Großvater Clause in Rente gegangen und später mit seiner Frau nach Florida gezogen war, zum Nordpol gefolgt, um mit ihm zusammen die Geschäfte und die Familienlinie der Clause durch die Geburt ihrer beiden Kinder weiter zuführen. Dabei war ihre Mutter eine sehr begabte Künstlerin gewesen, die sich überlegt hatte später einmal ihre eigene Modelinie herauszubringen. Doch dann war Christopher in ihr Leben getreten. Er war anders gewesen als die anderen Männer, wissbegieriger, temperamentvoller und so liebevoll, dass sie ihm einfach nicht hatte widerstehen können. Natürlich war es zu Anfang schwer gewesen zu glauben was er ihr über sich erzählt hatte, aber er hatte ihr Dinge gezeigt, die man nicht anders erklären konnte, als das er wirklich der Sohn vom Weihnachtsmann war und er auf dem College sei, um Betriebswirtschaft zu studieren, weil er einmal die Geschäfte übernehmen sollte. Sie hatte lange mit sich gerungen, ob sie wirklich mit ihm ihr Leben verbringen wollte,denn er war ehrlich gewesen was die Entbehrungen anging, die sie dafür würde bringen müssen. Sie musste ihre Familie verlassen, an den Nordpol ziehen, an dem es zwar die Weihnachtsstadt gab, aber sonst nichts, das ganze Jahr würde es immer und immer wieder nur um Weihnachten gehen und Urlaub war nicht immer drin. Am Ende hatte sie sich für ihn entschieden! Familie hatte sie nicht, ihre Eltern waren ums Leben gekommen, als sie 15 Jahre alt gewesen war, ihre Großmutter, die sie aufgenommen hatte, war gestorben, als sie ihr Studium aufnahm, also würde sie niemanden fehlen und auch ihr niemand, höchstens die wenigen Freunde die sie gehabt hatte, aber sie war sich sicher gewesen neue zu finden und Christopher machte sie glücklich, er liebte sie und sie ihn, also war sie mit ihm gegangen und hatte es nie bereut. Sie hatte zwei tolle Kinder, ein schönes und wirklich langes Leben, denn ein Vorteil Teil der Familie Clause zu sein war es, dass man nachdem man das Alter von 25 Jahren erreicht hatte, nur alle 100 Jahre, um ein Jahr alterte. Das ihr Sohn, aber nun ausgerissen war bereitete ihr großen Kummer und sie konnte nur hoffen, das er heil zurück zu ihnen kam und nicht für immer fort war.
 

Sarah ließ den beiden einen Moment des Alleinseins, zog ihren Mantel aus und ging rauf in das Zimmer ihres Bruder. Vermutlich hatte ihre Mutter nur kurz den Kopf hineinsteckt und den Raum nach ihrem Bruder abgesucht, um dann gleich woanders weiter zu suchen, nachdem sie ihn nicht dort nicht gefunden hatte. Sie sah sofort, dass das Familienbild von ihnen von seinem Schreibtisch verschwunden war, genauso sein Lieblingsbuch aus dem Regal, ein paar Sachen aus seinem Schrank. Ihr Bruder war nicht gerade der ordnungsliebendste, so dass anderen das nicht sofort aufgefallen wäre, aber sie und ihr Bruder hatten schon immer ein inniges Verhältnis gehabt und es gab außer Ruby wohl niemanden, dem er sich eher anvertraut hätte als ihr. Er hatte sich ihr doch damals sogar als erstes anvertraut, als er gemerkt hatte, dass ihn das eigene Geschlecht eher anzog, als Mädchen und sie war verständnisvoll gewesen und hatte ihm versichert, dass das in Ordnung sei und das er eben liebe, wenn er liebe und er immer ihr Bruder sein würde, egal ob er nun schwul war oder nicht. Auch ihre Eltern hatten es gut aufgenommen, auch wenn ihr Vater zuerst irritiert gewesen war und sichtlich länger gebraucht hatte, sich damit zu arrangieren, so nahm er seinen Sohn dennoch so wie er war, genauso wie ihre Mutter. Darum schmerzte es sie nun auch, dass er diesmal einfach gegangen war, ohne sie einzuweihen und ihr die Möglichkeit zu geben ihm zu helfen. Vermutlich hätte sie ihm zwar versucht es auszureden oder sie hätte ihm gesagt, nimm eine Auszeit, denk über alles nach und komm wieder! Aber nein, gerade dann, wenn es wieder mal wirklich wichtig war mit ihr zu spreche, da sprach er nicht mit ihr! Sie seufzte und setzte sich aufs Bett. „Ach Chris!“, murmelte sie, als sie das Blatt Papier auf seinem Kopfkissen entdeckte.
 

Auf diesem Stand:
 

Meine Lieben,
 

es tut mir leid, aber ich halten den Druck nicht mehr aus!
 

Ich hab andere Träume was mein Leben angeht und möchte einfach nicht ins Familiengeschäft eintreten. Die Welt ist groß, es gibt so viel zu sehen, zu erleben und ich möchte mich verlieben, einen Menschen finden mit dem ich die Ewigkeit verbringen will, also gehe ich fort.
 

Es tut mir leid, dass ich nicht mit euch gesprochen habe, besonders nicht mit dir Sarah, aber ich glaube nicht, dass ich dann noch den Mut gehabt hätte zu gehen!
 

Verzeiht mir! Ich melde mich!
 

In Liebe!!!
 

Chris
 

Tränen benetzten Sarahs Wangen und sie schluchzte. Sie gab sich der Trauer einen Moment hin, dann stand sie auf, um wieder zu ihren Eltern zu gehen. Diese waren natürlich noch weniger als sie erfreut über den Brief. Ihr Mutter weinte wieder, ihr Vater tobte.
 

„Ruf die Sicherheitselfen!“, meinte er nachdem er seinem Unmut Luft gemacht hatte. „Sie sollen ihn finden und zurückbringen!“, wandte sich ihr Vater an sie, nachdem er sich halbwegs wieder ein gekriegt hatte. „Vater … lass ihm …!“, wollte sie ihren Vater davon abbringen, doch dieser fuhr dazwischen. „Er ist mein Sohn, dein Bruder, er ist ein Clause und er gehört hier her, also ruf sie, dann trefft mich im Kristallspiegelraum!“, drehte er sich um, um den Raum mit einem lauten Türen knallen zu verlassen. „Ach Vater!“, seufzte sie leicht frustriert, denn sie wusste, dass das sicher nicht so ausgehen würde wie er sich das dachte. Chris würde toben, wenn er wieder da war, besonders, wenn er von den Sicherheitselfen nachhause geschleift werden würde und vermutlich gleich darauf wieder das weite suchen. Beide, ihr Vater und ihr Bruder waren einfach zu stur!
 

Ihre Mutter hatte sich in der Zwischenzeit wieder einigermaßen beruhigt. „Das wird nicht gutgehen!“, seufzte sie, als sie aufstand und an den Kamin trat. „Ich weiß! Die beiden … sie sind sich zu ähnlich und keiner wird nachgeben. Chris will seine Freiheit und Vater ihn als Nachfolger!“, setzte sich Sarah erstmal auf die Sessellehne. „Allerdings! Wir werden wachsam sein müssen und die beiden, wenn Chris zurück ist an einen Tisch bringen, damit wir eine Lösung finden!“ „Ich bin froh, dass du vom Naturell nach mir kommst, du wirst deinem Vater eine gute Nachfolgerin!“, ging Mary zu ihrer Tochter herüber. „Wenn er mich lässt!“, murmelte diese, auch wenn die Worte ihrer Mutter sie stolz machten. „Dafür sorge ich schon!“, streichelte sie über das Haar ihrer Tochter. „So, nun geh und tu was dein Vater gesagt hat, sonst regt er sich noch mehr auf!“ „Ok! Danke!“, stand sie auf, umarmte ihre Mutter kurz und ging dann, um nach den Sicherheitselfen rufen zu lassen. Mary sah ihrer Tochter nach. Sie liebte ihre beiden Kinder von ganzem Herzen und erhoffte sich nur das Beste für sie, aber das Chris einfach davon gelaufen war, das schmerzte sehr, sie wollte beide Kinder um sich haben, aber sie wusste nach dem Brief den Chris ihnen hinterlassen hatte, dass er seine Freiheit haben musste, um den Weg nachhause zu finden. Sie hoffte nur, dass ihr Mann das auch noch einsah.
 

Sarah wartete im Arbeitszimmer auf den stellvertretenden Kommandeur der Sicherheitselfen. Im Gegensatz zu der vermehrten Meinung der Menschen, dass Elfen klein wären und Flügel hätte, waren die Weihnachtselfen eher menschenähnlich, sie waren genauso groß oder klein wie die Menschen, dick oder dünn. Meist hatten sie weißes oder schwarzes Haar und graue oder grüne Augen und sie hatten die typischen spitzen Ohren, die sie auch in Darstellungen und Märchen der Menschen hatten. Sonst hatten sie aber wirklich nichts gemein mit den verniedlichten Elfen in den Mythen.
 

Besonders Levander nicht! dachte Sarah nervös, als dieser das Arbeitszimmer betrat. Er war groß, athletisch gebaut, sein schwarzes Haar war schulterlang und meist im Nacken zusammengebunden. Die Augen eher untypisch für Elfen ein Mix aus grün und grau. Zudem trug er den moosgrünen Overall der Sicherheitselfen, deren Stellvertretender Kommandeur er war. „Lady! Wie kann ich helfen?“, sah er sie fragend an, nur wer ihn wirklich gut kannte, konnte seine Besorgnis erkennen, die er unter seiner Professionalität verbarg. Sie saß auf der Schreibtischkante, die Beine überschlagen und antwortete „Mein Bruder ist fortgelaufen! Mein Vater möchte das er zurückgebracht wird! Daher sollen wir ihn im Kristallspiegelraum treffen!“ Sie zitterte leicht, denn es nahm sich doch sehr mit, das ihr Bruder fort war. „Geht es euch halbwegs gut!“, trat er auf sie zu, denn er machte sich wirklich Sorgen um sie, wusste doch jeder wie sehr sich die Geschwister nahe standen. „Nicht wirklich! Ich mach mir Sorgen und vermisse ihn!“, schimmerte Tränen in ihren Augen. Er konnte es nicht ertragen sie so traurig zu sehen. Schon als sie noch Kinder gewesen waren hatte er das nicht gekonnt und auch heute nicht. Sanft zog er sie vom Tisch und in seine Arme. Zärtlich streichelte er über ihren Rücken. „Ich finde ihn und bring ihn heil heim!“, versprach er. „Danke!“, murmelte sie an seiner Schulter, dann sah sie auf. Er strich ihr eine Träne von der Wange und starrte dann auf ihren einladenden Mund. Aus einem Impuls, vielleicht auch dem Wunsch danach, beugte er sich herunter und küsste sie. Sarah schloss die Augen, genoss den Moment, der allzu schnell vorbei war. Als Levander klar wurde was er da tat, ließ er gleich wieder von ihr ab. Sie seufzte ein wenig frustriert, aber froh, überhaupt geküsst worden zu sein. Vielleicht taute er ihr gegenüber nun doch noch auf. „Ich … es!“, wollte er sich wohl entschuldigen. „Nein … nicht! Ich wollte es auch!“, meinte sie nur, während sie einen Schritt zurück trat. „Lass uns zu Vater gehen!“, verließ sie den Raum, bevor er den Augenblick den sie geteilt hatten, doch noch kaputt machen konnte. Er folgte ihr gleich darauf. Verunsichert über das was geschehen war, über ihre Reaktion, aber doch auch glücklich, weil er ihr Näher gekommen war, auch wenn sich das nicht ziemte, war sie doch eine Clause und er nur ein Elf.
 

>>><<<
 

Chris hielt sich währenddessen krampfhaft an Ruby fest. Es fiel ihm schwer, den seine Hände waren nun wirklich taub, genauso wie der Rest seines Körpers. Wie eigentlich nicht erhofft, war ein Schneesturm aufgezogen und sie befanden sich mittendrin. Ruby tat ihr bestes, damit er nicht all zu fiel abbekam, aber das war kaum möglich. Er zittert vor Kälte und er wusste nicht, wo sie genau waren und ob Ruby noch auf Kurs war. „Wir … wir müssen runter! Schutz suchen!“, rief er ihr zu. Sie schien zu verstehen, denn sie ging weiter und weiter runter, allerdings kamen sie nun genau in einen kleinen Luftwirbel, Ruby verlor die Kontrolle und wurde hin und her geweht, so dass er reichlich durchgeschüttelt wurde. Er verlor den Halt, konnte mit seinen tauben Händen nicht wirklich mehr nach den Zügeln greifen und fiel von ihrem Rücken. Verdammt! dachte er, als er tief und tiefer viel und mit einem dumpfen Aufprall in einem hohen Schneehaufen landete.
 

Er schlug sich leicht den Kopf an, den der untere Schnee war schon sehr hart gewesen und blieb reglos liegen. Ruby kämpfte sich hinab und landete unweit von ihm. Sie hatte Angst. Angst, dass er schwer verletzt war und nur, weil sie den Schneeturm nicht umfliegen hatte können.
 

Sie suchte ihn im Schneegestöber, doch die Sicht war nicht sehr gut. Endlich entdeckte sie ihn und kam näher. Er lag mit dem Gesicht in einem Schneehaufen, die rote Jacke wurde immer weißer durch den Schnee, der noch zu Boden fiel. Sie stupste ihn mit ihrem Kopf an, aber er regte sich nicht. Sie stupste wieder und hoffte auf eine Reaktion.
 

Fortsetzung folgt ...



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