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Leaders

von

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Disclaimer: Das übliche: WeißKreuz und alles, was damit zu tun hat, hab ich nicht erfunden sondern mir nur für die FanFic ausgeliehen, verdiene keine Kohle damit und schreib das alles nur zu meinem und den Privatvergnügen anderer Fans ^^
 

+leaders+
 

Teil 1
 

+ sein kopf wurde zurückgerissen. wider willen starrte er dem, der ihn gepackt hielt, in die augen, während dieser ihm die ewig gleiche frage stellte:

für wen lebst du?

und dieses eine mal war die antwort eine andere: gegen seinen willen aus ihm herausgerissen, klang sie fremd auf seinen lippen:

für dich - crawford... +
 

+++++++++++++++++++++++++
 

"Was, wenn sie tatsächlich nie wieder aufwacht?"

Aya hätte dem gerne widersprochen. Hatte es ungezählte Male getan... aber nicht dieses letzte Mal. Dieses letzte Mal war anders gewesen, er wußte selbst nicht warum. vielleicht war es einfach eine Frage zuviel gewesen, vielleicht lag es auch einfach an der Stimmung, in der er zu diesem Zeitpunkt gewesen war... Aya wußte es nicht zu sagen.

"Was, wenn sie tatsächlich nie wieder aufwacht?"

Und jetzt, endlich, begann er es zu glauben.

Aya.

Ran.

Aya.

"Ich lebe nur noch für sie"

aber was, wenn sie nicht mehr lebte?

Er hatte den Laden verlassen, stand im Freien unter einem Himmel, der Massen von Wasser auf die herbstliche Stadt herunterprasseln ließ, starrte auf die Lichter, die so weit entfernt wirkten.

Was, wenn sie nicht mehr leben WOLLTE?
 

"Ich kann nur raten, was du denkst... aber es ist offensichtlich nichts sehr erfreuliches..."

Die kühle, ruhige Stimme hinter ihm schreckte ihn nicht aus seinen Gedanken, vielmehr kontrapunktierte sie diese.

Wäre es die von einem anderen Schwarz Mitglied gewesen, hätte Aya möglicherweise anders reagiert, einfach weil sein Haß auf diese größer gewesen wäre. Doch seltsamerweise verspürte er im Augenblick keinerlei Verlangen, dieses spezielle Mitglied anzugreifen und zu töten.

Ein freudloses Lächeln zuckte kurz um Ayas Mundwinkel:

"Als ob das bei mir etwas Neues wäre... sei ehrlich..."

Der andere trat näher hinter ihn, scheinbar ebenso gleichgültig dem Regen gegenüber wie er.

"Nicht wirklich... was ich nicht verstehe. Du scheinst dir selbst überhaupt keinen Wert beizumessen. Warum?"

Müde zuckte Aya die Achseln:

"Welchen Wert hätte ich denn schon? Meine Familie ist tot, bis auf meine Schwester, und die ist so gut WIE tot. Ich habe - ein Team, das mich als ihren Anführer schätzt, aber das ist auch alles. Mein einziger Wert besteht in der Zerstörung von Leben, nicht nur derer, die ich selbst beende, sondern vermutlich auch derer, die von diesen abhängen. Ich bin eine Maschine, effizient aber - tot? Lebe ich? Für sie? Oder bin ich wie sie - schon tot?"

Er erwartete keine Antwort.

Als er dennoch eine erhielt, war er überrascht genug, sich nach dem anderen umzuwenden.

"Wenn ich dir einen Sinn geben könnte - was wärest du bereit, zu riskieren?"

Aya starrte den anderen nur an. Hätte dieses Gespräch ihn in einer anderen Stimmung getroffen, wäre dieser vermutlich nicht mehr am Leben.

Langsam schüttelte Aya den Kopf:

"...alles?"

Was dem anderen ein dünnes Lächeln entlockte.

Die Stimme des anderen war weiter ruhig, selbstsicher, beherrscht, und auch sein Gesicht verriet nichts:

"Wenn du das wirklich willst, komm mit - jetzt, sofort.

Mein Angebot steht, aber nur jetzt."

Dumpf starrte ihn Aya an, überlegte nicht wirklich. Es hätte tausende Gründe gegeben, das Angebot auszuschlagen.

Keiner davon erschien ihm jetzt noch wichtig.

Eigentlich - erschien ihm im Augenblick überhaupt nichts wichtig...

Als der andere sich umdrehte, folgte Aya ihm wortlos. Nichts war übrig von seiner üblichen Eleganz, von der stolzen, aufrechten Haltung, die er seinen Teammitgliedern gegenüber an den Tag legte.

Der Regen pflasterte seine glatten Haare an den Kopf, zwei dünne Rinnsale liefen von den Strähnen an seinen Schläfen den Mantel hinunter.

Blind stolperte er dem anderen nach.

Vielleicht war es ja gut so.

Denn wenn er ehrlich war - er rechnete nicht damit, daß der andere die Wahrheit gesagt hatte...
 

- - -
 

Aya wußte kaum, wo er war, als er aus dem Regen heraus- und in die Eingangshalle eines Hauses trat.

Halbbetäubt blickte er sich um - und begegnete plötzlich dem Blick eines einzelnen, gelben Raubtierauges.

Einem Geräusch folgend wandte er seinen Kopf auf die andere Seite und erkannte im Halbschatten der unerleuchteten Halle einen selbst hier noch leuchtendorangefarbenen Haarschopf.

Er wußte, daß ihn das hätte beunruhigen sollen, aber selbst dies erschien ihm inzwischen als zu viel Aufwand.

Aya hatte keine Ahnung, wie alles so schnell so weit hatte abdriften können... aber inzwischen wäre er einfach stehen geblieben, selbst wenn der einäugige Verrückte mit seinem Degen jetzt auf ihn zugestürmt wäre.

"Komm weiter - hier entlang"

und willenlos folgte er dem anderen, den Weg zu einer Treppe hinüber, die nach unten in den Keller führte....

Erst, als Aya mitten in dem dunklen Kellerraum stand, kam er wieder etwas zu sich.

Langsam blickte er sich um, nahm bewußt seine Umgebung wahr.

Es gab nicht wirklich viel zu sehen: Kahle Wände, sie wie auch die Decke unverputzt. Keine Fenster. In der Ecke etwas, was an die Waschgelegenheiten in Gefängniszellen erinnerte.

Aya zog fröstelnd die Schultern hoch.

"Zieh dich aus"

Die Stimme traf ihn wie einen Peitschenschlag.

Ohne zu denken wirbelte Aya auf dem Absatz herum, ging in Verteidigungsstellung -

nur, um dem kühlen Blick seines Gegenübers aus nächster Nähe zu begegnen.

"Du wolltest mitkommen. Jetzt tu auch, was dir gesagt wird. Ich werde es kein zweites Mal sagen."

Aya verharrte immer noch in derselben Pose:

"Was wird das hier? Was habt ihr mit mir vor?"

Eine Bewegung im Schatten hinter seinem Gegenüber zeigte ihm, daß sie nicht mehr allein in der Zelle waren, auch, wenn dieser die Neuankömmlinge völlig zu ignorieren schien.

"Nichts anderes, als was du wolltest, Fujimiya... glaub mir..."
 

- - -
 

Die Zeit hatte jede Bedeutung verloren.

Es war ständig dunkel.

Irgendwann hatte er sich in einer Ecke des Raumes zusammengekauert, in der Hoffnung, wenigstens etwas an Eigenwärme zu erhalten - vergeblich.

Sie hatten ihn schließlich mit Gewalt ausgezogen, während er - Crawford - ihn die ganze Zeit schweigend beobachtet hatte. Dann hatten sie ihn allein gelassen und das Licht war verloschen.

Seither war er hier drinnen.

Er hatte sich völlig in sich selbst zurückgezogen. Keine Ahnung, was das sollte - was sie mit ihm vorhatten.

Flüchtig dachte er an Aya, doch der Gedanke war distanziert. Sie würde ohnehin nicht wissen, ob er bei ihr war oder nicht.

Auch an Weiß dachte er, und daß er sie im Stich gelassen hatte. Doch selbst das schien nicht besonders wichtig zu sein.

Ihm war kalt. Körperlich und seelisch kalt. Und die Dunkelheit um ihn herum wurde immer dichter...
 

Später.
 

Als die Tür sich öffnete, kniff er vor Schmerz die Augen zusammen - es war nicht mehr als dämmrig, doch für seine an die absolute Schwärze gewöhnten Augen erschien das graue Rechteck viel zu hell...

Schritte näherten sich ihm. In Erwartung neuer Mißhandlung krümmte sich sein Körper zusammen.

Sie erfolgte nicht.

Da war lediglich eine Stimme - ruhig, kühl, gleichmäßig, und eine Frage:

"Für wen lebst du?"

Automatisch kam ihm die Antwort über die Lippen:

"Für Aya. Nur noch für sie."

Und ehe er die Augen öffnen konnte, hörte er bereits, wie die Schritte sich entfernten, den Raum verließen.

Wie die Tür zuschlug.
 

Erst, als es ihn förmlich schüttelte, bemerkte er, daß er begonnen hatte, zu weinen...
 

Später.
 

Er hing kraftlos in den Fesseln, wartete nur noch auf den nächsten Schlag.

Es war seltsam... fast war er froh darum... wenigstens wurde er nicht mehr sich selbst überlassen... und irgendwo hatte er wohl auch das Gefühl, diese Schläge zu verdienen...

hatte er sie nicht alle im Stich gelassen? Seine Familie? Die Mitglieder von Weiß, deren Anführer er war? Manx, Birman und Persia selbst? und...

Wieder traf es ihn, und wieder. Inzwischen brachte er nicht mehr heraus als einen gedämpften Laut bei jedem neuen Hieb.

Er hatte sie verraten... nicht nur, weil er sich hatte gefangen nehmen lassen... auch, weil er aufgehört hatte, an sie zu glauben...

Wieder ein Hieb. Er registrierte es kaum.

Vielleicht hatte er sie damit ja getötet - sie verdammt. Einfach dadurch, daß er den Glauben an sie - den Glauben an ein Wunder verloren hatte...

Die fast sanfte Berührung einer Hand, die seinen Kopf etwas anhob.

Bernsteinfarbene Augen, die in seine blickten - ruhige Pole von unergründlicher Tiefe:

"Für wen lebst du?"

Er starrte verzweifelt zurück.

Die Antwort, die er kaum noch über die Lippen brachte:

"Für...Aya..."

Ebenso sanft löste sich die Hand von ihm, das Gesicht zog sich zurück, bis er es nicht mehr sehen konnte.

"Bringt ihn zurück"

Ihm wurde schwarz vor Augen.
 

Später.
 

Er lag wieder auf dem Boden in seiner Zelle. Konnte sich kaum rühren.

Keine Ahnung, wann er das letzte Mal Nahrung zu sich genommen hatte.

"Willst du sterben?"

Die leise Frage war wie ein Schock. ER - Crawford - mußte nur wenige Meter von ihm entfernt sitzen.

"Bist du inzwischen so weit? Sag es mir. Erwartest du noch irgendetwas von der Zukunft? Oder ist da nur noch Tod?"

Mühsam wälzte er sich herum, starrte ins Dunkel in die Richtung, aus der die ruhige, gleichmäßige Stimme kam.

"Du.. siehst sie doch... ich... sollte dich fragen..."

Ein sanftes Lachen kam aus der Dunkelheit.

"Jeder trägt seine eigene Zukunft in sich... sein Schicksal, das ihm vorherbestimmt ist... "

Aus einem unbekannten Grund fröstelte er.

"Nein..." antwortete er schließlich. "Ich sehe... gar nichts"

Wieder dieses Lachen.

"Dann hast du sie wohl in die Irre geführt..."

Ein leises Wispern von Stoff ließ vermuten, daß der andere sich erhoben hatte. Danach verrieten Fußtritte, daß er sich ihm näherte.

Wieder die leichte Berührung, wieder diese Frage:

"Für wen lebst du?"

Die Antwort, die ihm in der Kehle steckenblieb:

"Für....Aya?"

Er hatte es vorher gewußt... er hatte gewußt, der andere würde ihn daraufhin wieder verlassen.

Trotzdem war der Schmerz fast mehr, als er ertragen konnte...
 

Zeit verging.
 

Er war sich nicht einmal klar gewesen, daß er das Bewußtsein verloren hatte, bis er wieder die Augen aufschlug und in SEIN Gesicht blickte.

Er hätte weinen mögen vor Erleichterung - und als er die Feuchtigkeit auf seinen Wangen spürte, wurde ihm klar, daß er genau das tat.

Er brachte keinen Ton heraus, sah den anderen einfach nur an, prägte sich jede Einzelheit des Gesichtes ein, das inzwischen seine einzige Verbindung zur Realität auszumachen schien.

Als der andere lächelte, stockte ihm fast das Herz.

Und mit eben diesem Lächeln stellte er wieder die verdammte, die verdammende Frage:

"Für wen lebst du?"

Er öffnete die Lippen - trocken wie Pergament.

Doch immer noch brachte er kein Wort heraus...
 

- - -
 

Kudou entdeckte ihn als ersten - und ließ prompt einen Blumentopf fallen, den er gerade trug. Sprachlos starrte er ihm entgegen, als er in den Laden trat, weiter ins Hinterzimmer ging, wo Omi gerade am Telefon war.

Den Hörer vergessen starrte nun auch Omi ihn an:

"Aya-kun..."

Er schüttelte nur leicht den Kopf:

"Nein... Ran...

bitte nennt mich nicht mehr so... und fragt nicht..."

Sie standen nun alle um ihn herum: Yohji und auch Ken waren aus dem Laden ebenfalls ins Hinterzimmer gekommen, und jetzt beobachteten sie ihn alle, ohne zu wagen, ihm eine Frage zu stellen.

Ihm war es recht.

Ohne ein weiteres Wort hängte er seinen Mantel auf, band sich eine Schürze um und ging zurück in den Laden...
 

- - -
 

"Ich verstehe das nicht..."

"Es war doch alles perfekt geplant..."

"Wie haben sie das bloß wissen können..."

Ran lehnte etwas abseits von den anderen an der Wand, starrte ins Nichts.

"A... Ran - was meinst du denn dazu?"

"...was?"

Nur langsam fand er zurück in die Realität.

"An was denkst du, verdammt noch mal? Seit Wochen sind wir an dieser verfluchten Mission und kommen auf keinen grünen Zweig. Und du stehst da und starrst Löcher in die Luft..."

Ran lächelte bloß dünn.

"Im Augenblick können wir aber nichts anderes tun, Ken. Oder fällt dir etwas Sinnvolles ein?"

"..."

"Das dachte ich mir. Und jetzt entschuldigt mich bitte..."

Noch im Hinausgehen hörte Ran Yohjis leisen Kommentar:

"Irgendwoher kenne ich dieses Lächeln... aber nicht von Aya...."
 

- - -
 

Ran saß zusammengesunken auf einem der unbequemen Stühle. Konnte dem anderen nicht in die Augen sehen.

"Ich... sie haben bereits Verdacht geschöpft..."

Schützend schlang er die Arme um sich. Er hatte versagt - den anderen enttäuscht. Selbst ihn...

Die Berührung überraschte ihn nicht. Er kannte sie. Dieses leichte Anheben seines Kinns... jetzt würde die Frage kommen... die Frage, auf die er eine neue Antwort gelernt hatte.

Nur, daß sie nicht kam.

"Du glaubst es immer noch nicht... du hast immer noch nicht begriffen, um was es hier geht - oder?"

Er starrte den anderen nur verständnislos an, wußte nichts zu sagen - gar nichts.

"Ich will keine Marionette", meinte der andere da nur.

"Wenn du klug bist - wenn du lernen kannst - wirst du erkennen, was ich will... und dann wirst du auch die wahre Antwort kennen..."
 

- - -
 

"Ran?"

Er wollte es nicht hören. Er wollte überhaupt nichts hören. Besser, er wäre tot. Besser, er wäre nie auf diesen Handel eingegangen...

"Ran, mach auf!"

Draußen regnete es. Wie damals, als er ihn gefunden hatte. Er war mitgegangen, er hatte all das mit sich machen lassen... und wofür?

die Spirale drehte sich weiter. Er versank immer tiefer, und nichts hatte etwas daran geändert.

"RAN! Letzte Warnung!"

"Dann tu's doch..." murmelte er. Er konnte - wollte nicht mehr. Das alles führte doch zu nichts...

Die Tür flog auf. Dahinter - Kudou, der den Fuß gerade wieder auf den Boden setzte und im nächsten Moment ins Zimmer gestürmt kam. Ehe Ran wußte, wie ihm geschah, fühle er sich gepackt und gegen die nächste Wand gedrückt.

Er hing einfach da und ließ sich anbrüllen - das war einfacher, als sich zu wehren. Sie hatten bisher bei dieser Mission versagt und würden es auch weiterhin tun - bis jemand ihn umbrachte. Und das wäre dann das Ende.

Er war schon lange über den Punkt hinaus, an dem ihm Kudous Worte noch irgendetwas bedeutet hätten... die Distanz war inzwischen einfach zu groß...

"...Crawford..."

"WAS?"

Wie konditioniert schreckte er bei der Nennung dieses Namens aus seiner Trance. "Was hast du gesagt, Kudou?"

Der andere hatte ebenfalls innegehalten.

Gefährlich ruhig wiederholte er den letzten Satz:

"Ich wollte von dir wissen, was Crawford dir geboten hat, was wir nicht konnten. Du glaubst doch nicht, daß wir so blind wären, die Anzeichen nicht zu erkennen, oder?"

Lange Minuten starrte Ran den anderen einfach nur an.

"Wer... "

Und Kudou senkte einfach nur erschöpft den Blick.

"Dann ist es also wahr. Verdammt, ich habe immer noch gehofft...

Ran - AYA - warum hast du uns das angetan? Wir haben dir vertraut - du warst - bist unser Anführer..."

Wieder sah Kudou auf, sah Ran mit einem so verzweifelten Gesichtsausdruck an, daß es ihm ins Herz schnitt.

"Wie soll ich das den anderen sagen? Wie soll ich es OMI sagen, daß du..."

Und plötzlich begriff Ran. Begriff wirklich. Daß er nicht einfach sterben, sich nicht einfach davonstehlen konnte. Daß es nur einen Weg für ihn gab, und daß er ihn jetzt einschlagen mußte - oder scheitern.

Vorsichtig machte er sich von Kudou los, blickte ihm direkt in die Augen.

"Das endet hier und jetzt."

Ran richtete sich höher auf, drückte zum erstenmal seit langer Zeit seinen Rücken durch, um sich damit auf eine Höhe mit Kudou zu bringen. Strich sich die Haare aus der Stirn.

"Ich weiß nicht, ob du mir das glauben kannst. Aber ich habe gerade etwas begriffen.

Crawford wird keine Informationen mehr von mir erhalten - nie mehr. Wenn einer der anderen davon weiß, dann sag ihnen DAS.

Und jetzt entschuldige mich - es gibt jemanden, der noch auf eine Antwort von mir wartet..."

Ruhig wandte er sich ab, nahm seinen Mantel und das Katana, das stets griffbereit neben der Tür lehnte.

Verließ den Raum.
 

- - -
 

Diesmal war es anders.

Er nahm alles wahr, was um ihn herum war - jede Einzelheit. Auch das Haus schien er zum erstenmal zu sehen.

Als er eintrat bemerkte er, daß der Teppich von einem tiefen Rot war und mindestens zwei Zentimeter dick.

Der Rothaarige, der die Tür geöffnet hatte, stutzte kurz, als er ihn anblickte, dann lächelte er und hieß ihn stumm mit einer angedeuteten, halb ernst wirkenden Verbeugung willkommen, ehe er sich zurückzog.

Ran brauchte nicht zu fragen, er wußte, wo er den anderen finden würde. Denn dieser erwartete ihn bereits - wie jedesmal, da er den Weg dorthin gefunden hatte.

Crawford.

Als Ran den Raum betrat, erhob sich der andere und trat ihm entgegen. Nicht ganz, sondern so, daß etwa ein Meter Distanz zwischen ihnen blieb.

Kein Lächeln diesmal, keine Berührung. Einfach nur die Frage.

"Für wen lebst du?"

Und Rans ebenbürtiger Blick:

"Für mich. Das vor allem anderen."

Und nun erst lächelte Crawford.

Nickte leicht.

"Gut. Dann gehen wir von hier aus weiter. Ich nehme an, du kommst, um mir zu sagen, daß es keine Informationen mehr geben wird?"

Ran nickte nur.

"Gut. Das" - mit einer knappen Geste wies er auf das Katana, das sich unter dem Mantel leicht abzeichnete - "kannst du stecken lassen. Ich werde dich nicht aufhalten.

Komm wieder, wenn du es für richtig hältst."

Und mit einem weiteren Nicken wandte Ran sich ab.

Ging.

Und erst, als er das Haus verlassen hatte, gestattete er sich die Antwort:

Ein dünnes Lächeln......
 


 

..................................................
 

Teil 2
 


 

+die schneide des katana ritzte leicht die empfindliche haut seiner kehle, gefährlich nahe an der pulsader. es schien ihn nicht zu stören.

ich habe dich erst zu einem gegner für mich gemacht. willst du mich nun dafür töten?

ein humorloses lachen ertönte, dann die frage, die er bereits erwartet hatte:

für wen lebst du?

und mit einem lächeln antwortete er:

finde es heraus...+
 

+++++++++++++++++++++
 

Zwei Klingen prallten aufeinander, sprangen mit einem hellen Singen aneinander ab. Ran hatte nie vermutet, daß der andere ebenfalls mit dem Schwert geübt sein könnte - aber jetzt, wo er ihn mit der Waffe in der Hand sah, überraschte es ihn nicht wirklich.

Auf eine perverse Art und Weise genoß er es fast - es war wie ein tödlicher Tanz, den sie sich da lieferten, wie vorchoreographiert, elegant und von tödlicher Schönheit...

Unwillkürlich ließ sich Ran von dem Rhythmus gefangen nehmen, Schlag und Gegenschlag, Finte und Parade und hatte fast schon vergessen, was der eigentliche Grund für dieses Duell war...

Bis ihn eine Stimme aus der Trance riß:

"RAN! Komm schon! Wir müssen WEG!"

Und was ihm noch nie geschehen war, trat ein: Er kam aus dem Takt. Machte einen Fehler.

In hohem Bogen wirbelte das Katana davon, während Ran, statt sofort zurückzuweichen, verständnislos auf seine Hände starrte.

Ein anderes Katana schob sich unter sein Kinn, hob es leicht an, so daß er in die Augen seines Gegenübers blickte.

Ein schnelles Lächeln, wie Licht, das über eine Klinge flackert:

"Lektion eins: Laß dich nie auf den Rhythmus des Gegners ein..."

Und dann war er allein.

Polizeisirenen drängten ihn zum Aufbruch, und noch ehe sein Verstand hinterherkam, hatte sein Körper sich bereits in Bewegung gesetzt und das Katana aufgehoben, sprintete hinter den anderen her in Sicherheit.

Obwohl - er das schon die ganze Zeit gewesen war....
 

- - -
 

Das Katana fiel klappernd auf den Schreibtisch.

"Zeig es mir!"

Mit mildem Interesse blickte Crawford auf, blickte über den halben Raum hinweg in die Augen des anderen.

"Was? Das Katana zu führen? Das kannst du bereits."

"Nein."

Langsam schüttelte dieser den Kopf.

"Zeig mir, wie man damit GEWINNT."

Und bei diesen Worten war es wieder da - dieses flüchtige Lächeln, das schneller über Crawfords Gesicht huschte, als man begreifen konnte.

"Dann willst du nicht wissen, wie man das Katana gebraucht - sondern den Geist."

"Auch das..." - mit sicheren Schritten durchquerte Ran den Raum, blieb vor Crawfords Schreibtisch stehen. "Lehre es mich. Wie du mich das andere gelehrt hast."

Crawford konnte nur den Kopf schütteln.

"Du glaubst wirklich, daß ich es dich lehren würde?"

Und Ran nickte bloß schlicht:

"Natürlich."

"Dann nenn mir den Grund."

Ran lächelte.

"Du hast bereits begonnen... auf eine erste Lektion folgt zwingend eine zweite - sonst gäbe es keinen Grund sie als solche zu bezeichnen..."

Daraufhin nickte Crawford, offensichtlich erfreut.

"Wann willst du anfangen?"

"Sobald als möglich. Jetzt."

"Gut. Nimm das" - er wies mit dem Kinn auf das Katana - "und geh nach unten. Ich komme sofort."

Als Ran den Raum verlassen hatte, sah ihm Crawford mit einem seltsamen Lächeln auf den Lippen nach.

"Ja, ich werde dich lehren... ich werde dich lehren, Takatori Reji zu töten..."
 

- - -
 

"Was tut Crawford da eigentlich?"

Langsam trat Farfarello neben Schuldig ans Fenster.

Dieser sah lediglich mit seinem üblichen Grinsen auf die beiden Kämpfenden in den Innenhof hinunter.

"Er führt diesen kleinen Tanz in der Senkrechten auf, den er eigentlich in der Waagerechten führen will..."

"Aber das hätte er doch schon längst haben können.."

"Nein - hätte er nicht... und auch jetzt noch nicht..."

"Und warum nicht?"

Schuldigs Lächeln wurde noch breiter.

"Weil er ihn noch nicht besiegen kann..."
 

- - -
 

"Nicht mit dem Geist bei einer Bewegung stehen bleiben -"

- Crawford wirbelte das Katana herum und blockte einen weiteren von Rans Hieben ohne erkennbare Anstrengung ab - "Dein Geist muß sich ständig bewegen, so wie dein Schwert sich bewegt - wie meines sich bewegt... sobald du bei einer meiner Bewegungen verharrst bleibst du hinter meinen Handlungen zurück und wirst überraschbar -"

Wieder zuckte Crawfords Klinge hoch um der Rans zu begegnen. "Ich habe einen leichten Vorteil, da ich tatsächlich vorhersehe, was du tun wirst - aber auch für dich sollte dies kein Problem darstellen, wenn du genau auf das achtest, was ich tue -" - er wich einen halben Schritt zurück und kam einem Hieb Rans damit zuvor - "genau auf meine Hände achtest -"

Man konnte Ran ansehen, daß er da so seine Zweifel hatte, was das "kein Problem haben" anbetraf. Trotzdem kämpfte der andere unverdrossen weiter, versuchte, umzusetzen, was Crawford ihm da erklärte...

Und verlor plötzlich WIEDER die Kontrolle über das Katana.

Diesmal jedoch verharrte er nicht, sondern rollte sich blitzschnell zur Seite, ergriff die davongeschlitterte Waffe und war im nächsten Moment wieder auf den Beinen.

Crawford lächelte.

"Nicht schlecht... noch nicht gut, aber gar nicht schlecht... ich denke, wir beenden das Training für heute..."

Während Ran noch versuchte, seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen, hatte er Zeit zu bemerken, daß Crawford nicht einmal schneller atmete. Frustriert steckte er sein Katana weg und ging zu dem anderen hinüber.

"Warum tust du das?" fragte er beiläufig, während er nach dem Pullover griff, den er während dem Training ausgezogen hatte.

Als keine Antwort erfolgte, wandte er sich nach Crawford um und überraschte diesen dabei, wie er ihn interessiert beobachtete.

"Warum?" wiederholte der die Frage, ehe er nachdenklich antwortete:

Weil ich es kann..."
 

- - -
 

"Was geht da vor?"

Ran sah erstaunt auf. Er kam gerade aus der Dusche und hatte das Gesicht halb unter Haaren und Handtuch vergraben.

"Was meinst du?"

Kudou, der mit verschränkten Armen lässig an der Wand lehnte, schüttelte nur den Kopf:

"Ich weiß, wo du für dein Schwerttraining hingehst, mein Freund. Also versuch nicht, mir etwas vorzulügen."

Ran atmete einmal tief durch, ehe er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete:

"Ich habe dir gesagt, es wird keine Informationen mehr an ..Schwarz geben. Und das war ernst gemeint."

"Das habe ich nicht gefragt. Ich wollte wissen, was vorgeht. Nicht, was nicht vorgeht."

Ran sah Yohji irritiert an:

"Ich weiß nicht, was du meinst. Er bringt mir bei, mich beim Kämpfen besser unter Kontrolle zu haben, das ist alles."

"Ist es das?"

"Was denkst du denn?"

"Das er mit deinem Verstand herumpfuscht. Wieso zum Henker sollte er dir helfen?"

Ran starrte Kudou nur an.

Darauf wußte er keine Antwort, und zum erstenmal wurde ihm das wirklich klar.
 

- - -
 

"Warum tust du das?"

Crawford lächelte nur wieder sei dünnes Lächeln.

"Was tue ich denn?"

"Du machst mich zu einem gefährlicheren Gegner.. das ist doch widersinnig..."

"Du schmeichelst dir - Ich mache dich überhaupt erst zu einem Gegner... STOP!"

Ran hielt mit halb erhobenem Katana mitten in der Bewegung inne, sah den anderen fragend an.

"Du wolltest schon wieder wie die Axt im Walde auf mich losgehen... das MUSST du dir abgewöhnen... und noch etwas - was du hier allerdings noch nie getan hast, was ich dir zugute halten muß..."

Wieder dieses Lächeln.

"Wenn du nicht laut "Shi-ne" brüllst, hast du eine erheblich größere Chance, deinen Gegner mit dem ersten Streich zu töten..."

Ran ließ sein Katana sinken.

"Du ..."

Er spürte, wie er rot wurde, und wußte selbst nicht genau, warum.

Wieder dieses Lächeln.

"Nun komm - weiter..."
 

- - -
 

Wieder beobachteten die zwei oben am Fenster, wie der Kopf ihrer Gruppe den der Gegenseite unterrichtete.

"Glaubst du, es wird Probleme geben?"

"Nicht, wenn Takatori nicht davon Wind bekommt."

"Aber... er bringt ihm bei, wie er besser gegen uns kämpfen kann... findest du nicht, daß das ein Problem darstellt?"

Ein breites, sonniges Lächeln.

"Sieh ihn dir doch an -

das dauert noch Jahre..."

"Du beobachtest den Falschen, Schuldig."

Das Lächeln verschwand. Mißtrauisch blickte sich dieser nach dem anderen um.

"Hm? Was meinst du?"

Farfarellos eines Auge war starr auf Crawford gerichtet.

"Sieh einfach nur hin, Schuldig... wenn du schon seine Gedanken nicht lesen kannst, sieh genau hin..."
 

- - -
 

Ran stand am Fenster. Starrte hinaus.

Als er hörte, wie jemand hinter ihn trat, drehte er sich nicht um. Er konnte sich denken, wer da hinter ihm stand.

"Willst du drüber reden?"

Ran seufzte. Das sollten sie wohl.

"Was hast du gesehen?"

Einen Augenblick herrschte Stille, während Kudou überlegte, ob dies nun eine Fangfrage, ein Schuldgeständnis oder die Bitte um eine Lageeinschätzung war.

In dubio pro reo, dachte er schließlich mit einem innerlichen Schulterzucken und fuhr fort:

"Ich habe gesehen, wie du Crawford das Katana aus der Hand geschlagen hast und ihm deines an die Kehle gelegt hattest. Und dann habt ihr ein paar Worte gewechselt und du hast das Katana wieder runtergenommen."

Ran nickte langsam.

Es war verrückt.

Ihm war es vorgekommen, als sei zwischen Crawfords Antwort und dem Zeitpunkt, zu dem er das Katana gesenkt hatte, eine halbe Ewigkeit vergangen.

Er seufzte.

"Er hat mich gewinnen lassen."

Von Kudou kam zunächst nur ungläubiges Schweigen.

"Er hat mich gewinnen lassen, und er hat bewußt in Kauf genommen, daß ich ihn töte... weil er gewußt hat, daß ich es nicht tun würde..."

Ran konnte spüren, wie es in Kudou arbeitete.

Dann war der andere zu der essentiellen Einzelheit vorgedrungen:

"Nun - daß er es wußte, ist mir klar. Die Frage ist auch nicht, ob... die Frage, die mich wirklich beschäftigt, ist WARUM."

Und wieder einmal fürchtete Ran, die Antwort schuldig zu bleiben....
 

- - -
 

Er hörte die Stimmen, noch ehe er die Tür zu Crawfords Zimmer erreicht hatte. Unwillkürlich dämpfte er seine Schritte, bewegte sich mit der ihm eigenen lautlosen Eleganz weiter.

"Hast du es gesehen? WEISST du, daß es nicht passieren wird?"

Schuldigs Stimme - eindeutig. Seltsam ernst und - besorgt?

"Es wird nichts ändern... glaub mir, ich weiß, WAS ich gesehen habe..."

und Crawford. Kühl, kontrolliert, wie er den anderen bisher stets erlebt hatte.

"Dann WIRD etwas passieren... Brad, du weißt selbst am Besten, daß du niemals ALLES siehst... wenn Takatori DAS erfährt..."

"Das wird er nicht."

Diese Sicherheit - das war keine Arroganz, das war etwas, das darüber hinausging...

"_verdammt_!" - ein Wort - vermutlich ein Fluch - in einer fremden Sprache. "Laß dir nicht alles aus der Nase ziehen! Was HAST du denn nun gesehen?"

Aus der Erwiderung hörte Ran das Lächeln so klar heraus, als stünde er daneben.

"Takatoris Tod - von seiner Hand..."

und dann begriff er, was er da gehört hatte.

Er registrierte kaum, als die Tür aufflog und Schuldig ihn wütend anstarrte.

"WUSST ich's doch, daß da grade jemand einen Schock bekommen hat..."

Und genau so fühlte es sich auch an...
 

"Ein Werkzeug... das war es... ich soll das Werkzeug... die Waffe sein, die Takatori tötet... aber..."

Ran wußte nicht wirklich, was er da redete. Er fühlte sich, als hätte man ihm mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen.

Es machte Sinn. Wenn jemand Takatori Reji töten wollte, dann er. Die Bemühungen, seinen Willen erst zu brechen und dann neu zu formen... die Ausbildung am Schwert... selbst Crawfords Kommentar über seinen Kyai machte nun Sinn...

Willenlos ließ er sich von Schuldig in den Raum zerren und auf einen Stuhl stoßen. Er registrierte kaum, daß Crawford und Schuldig noch einige Worte wechselten, daß Letzterer daraufhin den Raum verließ und die Tür hinter sich schloß.

Erst, als ihn Crawford an der Schulter berührte, kam er wieder so weit zu sich, daß er den Blick heben und den anderen ansehen konnte.

"Für wen lebst du?"

Wieder diese Frage. Und mit der Antwort kam - Erkenntnis.

"Für mich. Das vor allem anderen."

"Kann ein Werkzeug für sich selbst leben? Ein Schwert?"

"Nein, kann es nicht."

Sie sahen sich schweigend an. Ebenbürtig. Oder doch fast.

"Ich gebe dir Gelegenheit, deinen Feind zu töten. Ich habe dir den Willen gegeben, und jetzt gebe ich dir die Fertigkeit. Heißt das, daß ich dich benutze?"

Rans Blick wurde nicht eine Sekunde unsicher.

"In diesem Falle - ja."

Wieder dieses Lächeln:

"Stört es dich, daß ich das tue?"

Ran verengte leicht die Augen:

In diesem Falle - ja."

Das Lächeln blieb:

"Wird dich das davon abhalten, es zu tun?"

Und nun zeigte sich auch auf Rans Gesicht ein Lächeln - wenn auch eines, das keine Spur Humor in sich trug:

"Nein, wird es nicht."

Crawford nickte.

"Gut.

Bereit für die heutige Lektion?"

Und Ran erhob sich und verbeugte sich leicht.

Das war er.
 

- - -
 

Wieder klirrten die zwei Katanas aufeinander, wurden zurückgenommen, trafen sich wieder. Der gleiche Tanz, oder besser zwei Tänze nach verschiedenem, ständig wechselndem Rhythmus.

"Du hat ihn nicht wirklich besiegt - das weißt du - nicht mit deiner Schwertkunst.."

"Er ist tot, oder?"

"Ja, aber nicht wegen deiner Fertigkeit mit Geist und Klinge"

"Er ist tot, oder?"

"Da hast du recht, er ist tot"

"Aber?"

"Das war es nicht, was du inzwischen willst, oder? Was du wolltest - ja. Was zu tun du aufgebrochen bist - ja. Was du zu Ende bringen mußtest - ja. Aber nicht, was du JETZT willst"

- Ein Wirbel von Schwerthieben, alle einer nach dem anderen abgeblockt.

Wieder eine der Pausen, die in jedem solchen Training auftreten, und die nicht wirklich Pausen sind. Augenblicke, in denen sich die Kämpfer umkreisen und auf die nächste Unregelmäßigkeit in der Bewegung des anderen warten.

"und du glaubst, du weißt, was ich jetzt will?"

Ein Lächeln.

"dann sag es!"

Wieder ein Lächeln.

Und der nächste Angriff kam - der Angriff, der mit der Niederlage enden mußte.

Wieder flog das Katana in hohem Bogen davon, klapperte auf den Boden des Innenhofes.

"Gewinnen"

und lächelnd hob Crawford das gegnerische Schwert auf und gab es ihm zurück.
 

- - -
 

"Du willst ihn besiegen, oder?"

Ran wirbelte herum.

Er war gerade im Aufbruch begriffen gewesen, hatte die Türfalle bereits in der Hand.

Ein Stück die Eingangshalle hinunter lehnte der andere mit dem Rücken gegen den Türrahmen eines Raumes im Erdgeschoß, die Arme vor der Brust verschränkt, und lächelte.

"Schuldig!"

Nun stieß er sich vom Türrahmen ab, ging langsam zu Ran hinüber.

"Du WILLST ihn doch besiegen, oder? Was, wenn ich dir sagen könnte, wie. Was, wenn ich seine Schwäche kennen würde?"

Ran verharrte, starrte dem anderen entgegen.

"Das kommt darauf an... "

entgegnete er vorsichtig.

"Man sollte nicht jedes Mittel verwenden, um einen Sieg zu erreichen... es gibt Grenzen..."

Schuldig schüttelte nur den Kopf:

"Fujimiya - wir wissen beide, daß du keine Chance gegen Crawford hast. Er sieht deine Bewegungen voraus, und dann ist es einfach für ihn, dir zuvorzukommen. Es sei denn, du benutzt diese eine kleine Information, die ich dir geben kann... "

Wieder dieses Lächeln.

"Ich würde es als ausgleichende Gerechtigkeit bezeichnen..."

Er stand nun direkt vor Ran, sah ihm gerade ins Gesicht.

"Du willst es doch... erzähl mir nicht, daß du ihn nicht besiegen willst..."

Und Ran starrte ebenso zurück:

"Nein. Du hast recht - ich will gewinnen."

Schuldigs Lächeln wurde breiter:

"Das wirst du..."
 

- - -
 

"Ran?"

"Was?"

"Was ist los? Seit du heute vom Training zurückgekommen bist, bist du... anders. Irgendetwas ist passiert."

Langsam drehte Ran den Kopf zu Yohji, der in der Tür des Videoraumes stand und zu ihm herübersah. Er selbst lag auf der Couch und starrte Löcher in die Luft.

Nun schüttelte er langsam den Kopf.

"Das kann ich dir nicht sagen, Yohji. ... Das nicht. ... Noch nicht..."

"Wann?"

Ran seufzte.

"Nächste Woche. Wenn ich vom Training komme... nächste Woche."

Kudou blieb noch einige Minuten in der Tür stehen, musterte Ran genau. Machte sich seine eigenen Gedanken.

Schließlich nickte er.

"Nächste Woche. Also gut."

Damit war er verschwunden.

Ran wandte den Kopf wieder zur Decke.

Plante.
 

- - -
 

"Und?"

Schuldig lächelte nur.

"Es scheint als hättest du recht gehabt, Farfarello... sieh ihn dir an..."

Der andere trat näher an das Fenster, sah hinab in den Innenhof.

Nach einigen Minuten blickte er wieder auf und Schuldig direkt ins Gesicht:

"Er weiß, daß etwas geschehen wird."

Schuldig nickte. Das Lächeln in seinem Gesicht zeigte, wie sehr er die Situation genoß.

"Er weiß, daß ETWAS geschehen wird, das siehst du richtig. Aber ich glaube nicht, daß er weiß, WAS geschehen wird... und das macht ihn verrückt..."

Wieder wandte sich Farfarello dem Geschehen im Innenhof zu.

"Das allein wird trotz allem aber nicht ausreichen, das weißt du. Dazu kennst du Crawford zu gut."

Schuldigs Lächeln verbreiterte sich noch weiter:

"Es wird nicht das einzige bleiben, Farfarello... Vertrau mir..."

"Dann wird er heute die Antwort fordern?"

Genießerisch schloß Schuldig die Augen.

"Er wird gewinnen, er wird die Antwort fordern, und er wird sie bekommen... so, wie ich es geplant habe...."

Und damit begann Schuldig, leise vor sich hinzulachen.

Es dauerte nur einen Augenblick, bis auch Farfarello in das Lachen einfiel...
 

- - -
 

Wieder der Tanz -

doch diesmal anders.

Zum ersten Mal begriff Ran das Gefühl der Überlegenheit, das Crawford haben mußte, wenn sie kämpften.

'Finde deinen eigenen Rhythmus' hatte Crawford ihm beigebracht, und bisher hatte er dies auch getan - einen Gegenrhythmus gesucht zu jenem, dem Crawford zu folgen schien.

Dies war anders.

Diesmal kannte er das Lied. Er kannte das Stück, nach dem der Tanz geführt wurde, und jede Bewegung, die er ausführte war nur eine logische Folge dieses Tanzes.

Crawford dagegen kannte weder das Stück noch die Schritte. Er konnte sie nicht kennen, selbst, wenn er gesehen hätte, was Ran tun würde. Er kannte sie nicht, weil er es vor sich selbst ableugnen würde, sie zu kennen, weil er den bloßen Gedanken als Kind des Wunsches abtun würde.

Ran war sich zunächst nicht sicher gewesen. Doch schon nach den ersten Takten, nach den ersten Schritten war es klar geworden, daß Schuldig ihn tatsächlich nicht belogen hatte.

Er wußte es, kannte jede Bewegung, die folgen würde, jeden Vorstoß, den Crawford machen würde - eben weil dieser nicht wußte, nach welcher Melodie Ran tanzte, sondern nur das Ergebnis bobachten konnte - die Bewegungen von Rans Gliedern, das Spiel der Muskeln auf seinen Armen, die minimalen Veränderungen in seinem Minenspiel.

Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, mit dem anderen zu spielen.

Zum ersten Mal hatte er das Gefühl von MACHT.

"Du wirst besser", sagte Crawford und meinte: Du bist besser.

"Es scheint, als hättest du nun die Grundzüge begriffen", sagte er und meinte: Ich kann deine Züge nicht mehr vorhersehen.

"Jetzt wird es interessant" sagte er und meinte: Ich weiß nicht, wer dieses Mal gewinnen wird.

Ran wußte es.

Eine Drehung des Körpers,

ein Strecken der Arme,

ein unverhoffter Vorstoß -

Das Katana wirbelte davon.

Mit zwei Schritten war Ran bei dem anderen, hielt ihm die Klinge an die Kehle.

"Für wen lebst du?"

Crawford sah zu ihm auf, die Augen Funken sprühend.

"Wenn du es nicht wüßtest - hättest du mich nicht besiegen können.

Aber hier ist eine Frage für dich:

Was willst du jetzt?"

Ran hatte eine Woche gehabt, darüber nachzudenken.

Er hatte diese Woche gebraucht, um sicher zu sein, so sicher, daß seine Stimme jetzt vollkommen ruhig klang.

"Wenn ich das nicht wüßte, hätte ich dich nicht besiegen können."

Crawford lächelte nur sein dünnes Lächeln. Doch seine Augen verrieten ihn.

"Das hast du schon lange. Du mußtest es nur selbst begreifen..."
 

- - -
 

Sie führten den Tanz weiter - nach anderen Regeln zwar, aber im Grunde genommen war es das Gleiche -

mit einer Ausnahme.

Diesmal hatte keiner von beiden den Vorteil.

Diesmal hatte keiner die größere Kunstfertigkeit und keiner die Voraussicht auf das, was geschehen würde.

Der Kampf war darum nicht weniger erbittert. Doch da es ein Kampf war, in dem es nur zwei Sieger geben konnte, gaben beide ihr Bestes.

Danach herrschte Schweigen.

Keiner von ihnen brauchte zu sprechen. Alles war gesagt.

Ruhig verließ Ran das Zimmer, verließ das Haus, ohne aufgehalten zu werden.

Ein Kampf stand ihm noch bevor.

Er wußte, daß Kudou ihn erwarten würde, und da war er auch, lehnte im Flur an der Wand.

"Nun?"

Ran begegnete dem Blick des anderen ohne Zögern, hielt ihn.

"Du weißt es schon, oder?"

Yohji nickte.

"Er hat darauf gewartet, daß du 'seiner würdig' bist, oder?"

Ran schüttelte den Kopf, doch nicht in Verneinung. Was geschehen war, war nicht mit einem Satz zu umschreiben, und das wußten sie vermutlich beide.

"Was wird jetzt geschehen?"

"Wir werden weiter unsere Arbeit tun. Was denkst du?"

"Und wenn wir wieder auf sie treffen?"

"Yohji - ich weiß jetzt wer ich bin. Ich weiß es wirklich. Wenn es sein soll, werde ich versuchen, ihn zu töten. Er wird versuchen, mich zu töten. Mehr ist dazu nicht zu sagen."

Kudou blickte ihn nur zweifelnd an.

"Und was bedeutet das?"

"Das wir es beide nicht können werden, vermutlich. Das werden wir dann sehen, nicht wahr?"

"Was ist zwischen euch?"

"Respekt. Anziehung. Ein Verständnis des anderen, das tiefer geht als Worte es könnten."

"Es gibt ein einfaches Wort dafür, weißt du?"

"Ein Wort, das ich nicht benutzen werde."

"Ich weiß."

"War das alles, Yohji?"

"Ich denke."

Ran schüttelte den Kopf:

"Nein - eine Antwort schulde ich dir noch.

die Antwort auf das Warum."

Er wartete, bis sich Kudou selbst an die Frage erinnerte, die er Ran gestellt hatte, und an den Zeitpunkt.

Erst, als er die Erkenntnis im Blick des anderen sah, fuhr er fort:

"Er hat mir gezeigt, was ich will.

Durch ihn habe ich erst verstanden, was ich wissen muß, um wirklich euer Anführer zu sein.

Es war nicht angenehm. Es war die Hölle - oder besser, das Fegefeuer. Das ist die Antwort: Er hat mich durch die Hölle geschickt."

Mit diesen Worten trat er an Kudou vorbei, begann die Treppe hinaufzusteigen.

Dann jedoch drehte er sich ein letztesmal nach dem anderen um:

"Keiner von euch hätte das getan. Nicht einmal du. Das ist der Grund."

Und damit verschwand er um die Biegung der Treppe.
 


 


 

+ Ende +



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  yume22
2005-01-13T18:19:35+00:00 13.01.2005 19:19
*entsetzt zu den Kommis schaut* Wo sind die denn hin...geklaut? Das kann doch gar nicht sein*fassungslos ist*

So eine geniale FF verdient hunderte von Kommis und das ist weiß Gott nicht übertrieben*nick*

Dein Stil ist einfach einzigartig und die Geschichte hat mich vom ersten Lesen an gefesselt(Jaja..ich habe die FF auch mehrmals gelesen^.^) Aber ich muss mich entschuldigen, dass ich ja quasi schwarz gelesen habe-.- Hatte die ganze Zeit gedacht, dass ich dir schon ein Kommi gegeben habe^^''

Zur Kritik: Welche Kritik??? Nur dass sie einfach unverschämt gut ist*g* Du hast die Kampfszenen(und auch andere Szenen) so gut beschrieben, dass ich beim Lesen Gänsehaut bekommen habe....Perfekt ist gar kein Ausdruck...so das wäre es eigentlich^^

Ach ja und falls du jetzt vor Ungläubigkeit deinen Mund geöffnet hast, so sei dir gewiss, dass ich das alles ernst meine^^

CU
rei18^.~
Von: abgemeldet
2004-05-28T08:39:29+00:00 28.05.2004 10:39
... <--- das ist momentan das einzige was ich zu deiner FF sagen kann...
...
ich bin sprachlos...
dein schreibstil ist sogleich faszinierend als auch wunderschön...
ich habe deine FF nun schon mehrere mal gelesen... und ich bin immer noch mehrere stunden danach... einfach nur von ihr beeindruckt und sprachlos...
ich kann immer noch nichts zu ihr sagen...
kritik oder so hab ich nicht...
ich finde einfach keine worte für die einzigartigkeit und genialität deiner FF... so perfekt finde ich sie...

und auch wenn sich das was ich geschreiben habe schleimig oder so anhört... meine ich das doch echt ernst...


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