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Schwarz, wie die Hoffnung

- Wenn es nichts mehr gibt, was dich auffängt - [leichtes NamiXRuffy]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sodala. Hallöchen!
Hier endlich das 2.Kapitel!
Sry, dass es etwas länger gedauert hat, aber mein Praktikum bringt mich um... -_-Ich bin Abends tot X_X Kann also nur noch am WE schreiben. XD

Na ja, das Kapitel ist nicht so geworden, wie ich es gewollt hatte -_-
Hoffe, dass nächste wird wieder besser >_>

Trotzdem euch viel Spaß beim Lesen! :D

PS: Tausend Dank für die ganzen Kommis und Favos! <3 Dankeschön T^T
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Wenn sich nachts die Dunkelheit erhebt

Kapitel 2 – Wenn sich nachts die Dunkelheit erhebt
 

„Dieser blöde Sturm! Mein armes Schiff!“

Nami stand neben ihren geliebten Orangenbäumen und zupfte einige gelbe Blätter und abgebrochene Äste aus der Baumkrone. Zum Glück waren sie stark genug gewesen den Wassermassen zu trotzen. Die Orangehaarige hätte sich nicht verzeihen können, wenn Bellemeres Bäumen etwas passiert wäre. Die Sonne schien vom Himmel herab und nichts erinnerte mehr an das Unwetter vom gestrigen Tag. Na ja, fast nichts.

Franky zog schon den ganzen Morgen fluchend über das Schiff. Dicht gefolgt von Lysopp und Chopper, die meinten, zu jedem seiner Sprüche einen Kommentar abgeben zu müssen.

Immer wieder hörte man hämmern, schrauben oder sägen. Gefolgt von duzenden Schimpfwörtern. Oder eben Ruffys nerviges Lachen, welches vom Steuerdeck erklang.

„Das war doch lustig! Ob wir so was noch mal machen können?“ Nami seufzte. Wie kann dieser Kerl bloß ihr Kapitän sein?

„Ich denke nicht, Käpt’n. Noch einmal wird unser Schiff das wohl nicht überstehen.“ Robin tauchte lautlos neben dem Schwarzhaarigen auf und lächelte ruhig bei ihren Worten.

„Das Schiff sieht doch super aus!“, kam seine Antwort und er kratzte sich am Kopf. Ich verdrehte die Augen und schielte nach rechts zu dem großen Loch im Boden, was eine der Wellen am Vortag dort hinterlassen hatte. Dieses Unwetter war sogar für die Sunny eine Nummer zu groß gewesen.

Robin kicherte. „Aber ich denke, dass wir das nicht noch einmal überstehen werden.“ Wie konnte sie nur so ein ernstes Thema so gelassen sehen? Nami bekam noch immer eine Gänsehaut, wenn sie an das Gefühl dachte, welches sie gehabt hatte, als sie fast ertrunken wäre…
 

Schnell packte sie die letzten Blätter in den Eimer, den sie von Franky bekommen hatte und machte sich auf den Weg runter zum Grasdeck. Lautlos gesellte sie sich zu Brook auf die Bank, der gerade gemütlich eine Tasse Tee trank und dabei leise vor sich hinsummte. Nicht weit von ihnen entfernt ertönte Zorros Schnarchen aus einer der Ecken. Interessanterweise schaffte dieser Kerl es tatsächlich während des Schlafens mit seinen Hanteln weiter zu trainieren. Nami seufzte.

„Noch nicht wieder ganz fit, Frau Navigatorin?“ Wie aus dem Nichts war Robin plötzlich neben ihr aufgetaucht und lehnte sich lächelnd gegen die Holzwand. Innerlich erschrak die Orangehaarige, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen.

„Sieht ganz so aus.“, seufzte sie erneut. Sie hatte fürchterlichen Muskelkater in ihren Armen und sie meinte immer noch Wasser in ihren Ohren zu haben.

„Nach so einer Aktion ist das auch nicht verwunderlich. Selbst mir hätten alle Muskeln wehgetan, wenn ich noch welche hätte! Yohohohoho!“, schaltete sich das Skelett in das Gespräch ein. Robin kicherte und selbst Nami konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

„Beim nächsten Mal darfst du gerne den Part übernehmen, Brook. Ich überlasse dir liebend gerne den Vortritt.“, gab die Orangehaarige gespielt zickig zurück. Er lachte.

„Yohohoho! Ich glaube nicht, dass ich eine große Hilfe wäre!“ Als jemand, der von einer Teufelsfrucht gegessen hatte, durfte man sowas wohl sagen. Und wo er recht hatte, hatte er recht.
 

„Nami- Maus! Robin- Schätzchen! Euer Kaffee ist fertig!“, schallte es plötzlich von über ihren Köpfen. Sanjis Kopf tauchte über dem Geländer über ihnen auf und als er die beiden Mädchen entdeckte trat wieder dieser seltsame Ausdruck auf sein Gesicht. „Ich hab ihn extra für euch gemacht!“, flötete er und Robin grinste zurück.

„Danke, Herr Koch. Wir kommen sofort.“, gab die Schwarzhaarige zuckersüß zurück. Das war zu viel für den blonden Koch. Sogleich fing seine Nase wieder an zu Bluten, als er wieder in die Küche wankte. „Kommst du, Frau Navigatorin?“, fragte sie an Nami gewandt, als sie sich zum Gehen wandte. Diese lächelte leicht.

„Ja, komme sofort.“ Sie stand auf. „Ich muss nur noch mal kurz in unser Zimmer.“, meinte sie und zeigte auf die Tür auf der anderen Seite des Schiffs.

„Ok.“, kam es von Robin ehe sie sich, gefolgt von dem summenden Skelett, zur Küche aufmachte. Nami sah ihnen noch kurz hinterher, ehe sie das Grasdeck überquerte und die Treppen zum Mädchenschlafsaal hochstieg. Als sie das Zimmer betrat und die Tür schloss hörte sie noch einen von Frankys Flüchen über das Schiff hallen, drehte sich jedoch nicht noch einmal um. Sie fühlte sich noch immer etwas mies, weil sie den Sturm nicht hatte kommen sehen.
 

Vorsichtig schlich sie durch den nur von der Sonne erhellten Raum und blieb an ihrem Schreibtisch stehen. Etliche Bücher und Papierstapel lagen zusammen mit ihrem Zeichenmaterial und zahlreichen Messgeräten ordentlich auf dem hölzernen Tisch aufgereiht.

Doch gleich überkam sie dasselbe seltsame Gefühl wie am Abend zuvor. Sie hatte ihr Tagebuch noch immer nicht gefunden. Da wo es eigentlich hätte liegen sollen, war es nicht. Und auch sonst hatte Nami es nirgendwo finden können.

Hatte sie dieses Boot etwa wirklich gesehen? War da wirklich jemand bei diesem Unwetter mit einer kleinen Nussschale unterwegs gewesen? Doch bei diesem Sturm war das so gut wie unmöglich! Sie hatte ja am eigenen Leib erfahren, wie unbarmherzig das Wasser war! Sie als Navigatorin war sich sicher, dass niemand so einen Sturm hätte überleben können!

Doch merkwürdig war die ganze Sache schon… Wenn tatsächlich jemand auf dem Schiff gewesen wäre, warum hatte ihn niemand bemerkt? Die Jungs waren doch immer so aufmerksam und konnten Gegner schon Meilen gegen den Wind riechen! Und selbst bei dem Chaos, das gestern auf der Sunny herrschte, hätte ein fremder Kerl auffallen müssen. Und was sollte jemand mit Namis Tagebuch wollen?
 

Sie schüttelte ihren Kopf. Das war absurd. Absurd und unmöglich. Wahrscheinlich hatte sie es in der Aufregung einfach verlegt und nun vergessen wohin sie es getan hatte.

Nami wollte einfach nicht glauben, dass die Sunny, die ihr sonst wie ihre persönliche Festung vorkam, nicht mehr sicher war. Niemand würde ihr ihr Zuhause wegnehmen…

Schnell schnappte die junge Frau sich die Karte, weshalb sie überhaupt in das Zimmer gekommen war und drehte dem Schreibtisch ihren Rücken zu. Bloß nicht weiter dran denken…
 

Als sie das Zimmer wieder verließ schien ihr die Sonne direkt ins Gesicht. Kurz musste sie ihre Augen zusammenkneifen, bis sie sich wieder an das Licht gewöhnt hatten. So toll das Wetter auch war… Es war einfach zu heiß!

Auch wenn Ruffy das nicht zu stören schien. Wie ein Irrer hetzte er von einer Seite des Schiffes auf die andere. Immer sein breites Lächeln aufgesetzt. Unglaublich wie viel Energie ein einzelner Mensch haben konnte! Ob der als Kind auch schon so nervig war…?
 

Schnell huschte sie an dem Schwarzhaarigen vorbei. Die Orangehaarige hatte grade wenig Lust auf den Kerl. Wer weiß, welchen Blödsinn er nun wieder anstellen würde?! Nami lief die Treppen hoch und verschwand schnell in der angenehm kühlen Küche. Robin und Brook saßen lachend am Tisch während Sanji hinter der Theke stand und Tassen abtrocknete.

Doch als er Nami entdeckte, ließ er alles stehen und liegen und schwebte regelrecht auf den Neuankömmling zu. Eine Tasse dampfenden Kaffees in der Hand.

„Nami- Mausi! Hier bitte, dein Kaffee! Mit viel Liebe gemacht!“ Ob er damit auch das Herz aus Milchschaum und Kakaopulver meinte?

„Danke, Sanji.“, lächelte sie ihm entgegen und setzte sich auf ihren Platz am Tisch wo sie erst einmal ihre Karte ablegte. Nur wenige Sekunden später stand die Tasse mit dem dampfenden Getränk vor ihr.

„Bitte sehr, meine Dame. Falls du noch irgendetwas möchtest, sag mir einfach bescheid!“, sagte er mit der Stimme eines Oberkellners. Das war wohl seine Masche aus Baratié- Zeiten.

„Mach ich.“, lächelte Nami zurück und der Koch tänzelte mit hochrotem Gesicht zurück in seine Küche.
 

Die Navigatorin nippte vorsichtig an ihrem Getränk - es war köstlich – und widmete sich dann der Karte neben ihr. Sie rollte das Stück Papier aus und betrachtete es eingehend. Immer wieder sah sie hinunter auf ihren Arm, wo ihr Lockport ruhte, und verglich den Kurs mit der Karte. Sie versank völlig in ihren Gedanken und nahm bald nichts mehr um sich herum wahr. Sie war voll und ganz in ihrem Element.

Und erst ein lauter Knall brachte sie wieder in die Realität zurück. Nami schreckte hoch und verschüttete dabei einen Teil ihres, mittlerweile kalten, Kaffees über ihrer Karte. Ihre Muskeln verkrampften sich vor Wut, als sie begriff, wer an dem Krach schuld war.

„Ruffy…“, knurrte sie zwischen ihren Zähnen hervor. Der Schwarzhaarige war gerade wie ein Verrückter in die Küche gestürmt und rannte jetzt hinüber zur Theke hinter der schon Sanji sein Geschirrtuch fester umschloss.

„Sanjiiii! Ich habe Hunger! Wann gibt es endlich was zu futtern?“ Seine Hände hatte er hinter dem Kopf verschränkt.

„Wenn du hier so ein Theater machst, bekommst DU gar nichts!“, fauchte der Blonde zurück und Ruffy setzte seinen Schmollmund auf.

„Ich will aber was essen…“, meinte er kleinlaut und legte seinen Kopf auf den Tresen, fast so, als hätte er nicht mehr genug Kraft, ihn aufrecht zu halten. So ein kindischer, kleiner…

Erneut krachte die Tür gegen die Wand. Zorro, Franky und die anderen betraten nun ebenfalls den Raum. Keiner von ihnen sah so wirklich glücklich aus.

„Hey, Aushilfskoch! Wann gibt es endlich was zu essen? Wir haben hunger!“, war es Zorro, der sich lautstark beschwerte, als er sich an den Tisch auf einen der Stühle fallen ließ. Sanji und Nami seufzten gleichzeitig. So ein kindischer Haufen! Wie konnten die nur eine der meistgesuchten Piratenbanden der Welt sein? Die Marine war auch nicht mehr das, was sie einmal war…
 

„Nami? Wann erreichen wir endlich die nächste Insel?“ Die Angesprochene zuckte zusammen. Sie war komplett in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht gemerkt, wie nah ihr der Schwarzhaarige gekommen war. Er saß ihr gegenüber und hatte sich über den Tisch zu ihr gebeugt. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt…

Die Navigatorin zuckte mit wild pochendem Herzen und heißen Wangen zurück und ihr Kapitän starrte sie erwartungsvoll an. Er wartete noch immer auf eine Antwort. Begriffsstutzig. Glück für Nami. Sie versuchte sich wieder zu beruhigen und sich nichts anmerken zu lassen.

„Ich war gerade dabei das auszurechnen, als ich wegen deinem Auftritt meinen Kaffee über die Karte geschüttet habe.“, sagte sie mit ganz ruhiger und bedrohlicher Stimme. Ruffy rutschte etwas von Nami weg und setzte sich gerade auf seinen Stuhl. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Tief einatmen. „Ich denke, wir werden die neue Insel, „Yami“, morgen gegen Mittag erreichen. Soweit ich weiß, liegt die Insel fast immer unter dichten Wolken begraben und hat daher ihren Namen. ‚Dunkelheit’. Die Insel ist einer der Orte an denen es den meisten Niederschlag gibt. Wir sollten uns also auf nasses Wetter einstellen.“, erklärte sie ihren Freunden, die zustimmend nickten.
 

„Nami- Maus ist einfach immer bestens informiert!“, hörte sie jemanden sagen, als ein Teller köstlich riechenden Essens in ihrem Blickfeld auftauchte. Sanji wuselte gerade aufgeregt um die beiden Damen der Bande herum und servierte ihnen ein wahres Kunstwerk, während die Teller der anderen keinen Preis gewinnen würden.

Sofort begann das Geschrei und alle stützen zu ihren Plätzen, um ihr Essen gegen den schwarzhaarigen Kapitän zu verteidigen, der sofort anfing, sich das Fleisch seiner Crew unter den Nagel zu reißen. Damit war ihre Einweisung wohl beendet. Jetzt würde ihr sowieso keiner mehr zuhören.

Nami seufzte und sie konnte nicht verhindern, dass sich ihre Augen genervt rollten. Schnell packte sie ihre Utensilien vom Tisch, bevor diese noch Schaden nahmen und begann es sich schmecken zu lassen.
 

Doch während des gesamten Essens, hing die Navigatorin ihren Gedanken nach. Wieder war dieses schlechte Gefühl da. So, als ob etwas nicht stimmte. Und sie konnte es nicht leugnen: Sie machte sich sorgen. Vor allem um ihre Freunde. War es keine so gute Idee diese Insel anzufahren? Wirklich nötig wäre es nicht. Sie wollten lediglich einkaufen und nach langer Zeit wieder an Land gehen. Die Beine vertreten.

Während die anderen noch lautstark aßen, war ihr der Appetit vergangen. Sie hatte ihren Teller beiseite geschoben und betrachtete nun wieder eine ihrer Karten. Eine Strähne ihres langen, orangefarbenen Haares wickelte sie ständig wieder um ihren Finger. Es ging einfach nicht weg. Das Gefühl etwas ziemlich Offensichtliches übersehen zu haben…
 

„Fräulein Navigatorin? Alles in Ordnung?“ Robins Blick lag wohl schon eine geraume Zeit auf ihr, doch erst jetzt nahm die Angesprochene es bewusst wahr. Ziemlich verlegen darüber, dass ihre Freundin scheinbar wieder in ihrem Gesicht alles lesen konnte, was in ihr vorgeht, starrte sie weiter auf das Stück Papier vor ihr.

„Ja, alles ok. Ich denke nur über etwas nach.“ Sie sagte es nicht laut und bei dem Geräuschpegel, der in dieser kleinen Küche herrschte, war sie sich nicht mal sicher, ob Robin es hören würde.

Und bevor sie noch weiter nachfragen würde, kramte die junge Frau ihre Sachen zusammen und stand auf. Einige der Anwesenden richteten ihre Augen auf sie. Nami lächelte leicht.

„Ich geh noch mal in die Bibliothek. Ich muss noch etwas erledigen.“, meinte sie leise und winkte den anderen zum Abschied, wobei ihr Blick auf dem Schwarzhaarigen hängen blieb. Doch dieser war gerade damit beschäftigt zu testen, wie viel Fleisch er in seinen dehnbaren Mund bekam, weshalb er Namis Gehen nicht mal bemerkte.

Einige „Gute Nacht“- Wünsche der anderen vernahm sie noch, ehe die Tür sich hinter ihr schloss.
 

Es war dunkel geworden. Die ersten Wolken bedeckten den Himmel und versteckten so zeitweise den leuchtenden Mond am Himmel. Nami atmete die frische, noch immer lauwarme Luft ein und genoss den Duft des Meeres.

Sie war sauer. Auf sich selbst. Seit wann war sie so ein Spielverderber? Wo war ihre ganze Energie geblieben? Sie erkannte sich selbst nicht wieder! Und das war ein Gefühl, was sie ziemlich verabscheute. Schon damals, als sie noch zu Arlongs- Bande gehört hatte. Immer dieses Verstellen und nicht Ich-selbst- sein. Wie sehr sie es doch gehasst hatte…

Sie warf einen letzten Blick auf die ruhige See. Diese Nacht sollte ruhiger werden, als die letzte. Und das war der Navigatorin ziemlich recht.
 

Mir wenigen Schritten erreichte sie die Bibliothek des Schiffes, an deren Ende hunderte von Büchern lagerten. Der größte Teil davon gehörte der Archäologin und dem Schiffsarzt. Doch auch von ihr fanden sich in einer Ecke ein paar der Bücher, die sie eher selten nutze und deshalb nicht in ihrem Zimmer aufbewahrte.

Sie schnappte sich ein Exemplar und setzte sich vor eines der Fenster. Obwohl sie die Lampen eingeschaltet hatte, spürte sie das Licht des Mondes in ihrem Rücken. Es war ein schönes, aber gleichzeitig unheimliches Gefühl. Sie fühlte sich beobachtet. Und sie wusste auch, wie dumm das war. Sie zwang sich endlich mit dem Lesen anzufangen und schaffte es so, ihre Umwelt komplett auszublenden.

Erst ein Gähnen ihrerseits brachte sie dazu, von ihrem Buch aufzuschauen und zu merken, wie spät es eigentlich schon war. Sie hatte fast das ganze Buch gelesen! Es musste schon weit nach Mitternacht sein!

„Du hast es wieder übertrieben…“, meinte sie leise zu sich selbst, stellte das Buch zurück ins Regal und streckte sich erst einmal. Sie war doch müder, als sie gedacht hatte und entschloss sich, nun endlich ins Bett zu gehen.
 

Sie öffnete die Tür und betrat die Hauptterrasse, wo ihr gleich ihre Orangenbäume ins Auge fielen. Sofort kamen die Erinnerungen ihrer Kindheit wieder hoch. Was machte ihre Schwester Nojiko wohl gerade? Oder die anderen aus dem Dorf? Sie war ja nun schon mehrere Jahre nicht mehr in Kokos gewesen…

Doch Nami war sich sicher: Es ging ihnen gut! Sie hatten schon viel bewältigt, also musste sie sich keine Sorgen machen. Und trotzdem freute die Navigatorin sich schon riesig auf ein Wiedersehen. Nur wusste niemand, wie lange es bis dahin noch dauern würde…
 

Ein Geräusch ließ sie aufhorchen. Etwas hatte am anderen Ende des Schiffes geknallt. Hatte sie etwa doch recht gehabt? War da jemand unbemerkt auf die Sunny gekommen? Mit pochendem Herzen schlich sie sich vorsichtig an den vorderen Teil der Terrasse heran und linste zwischen den Holzstäben der Geländer hindurch, um den Eindringling zu sehen. Die Nacht war dunkel und der Mond größtenteils von Wolken vergangen. Dennoch war alles schemenhaft zu erkennen.

Plötzlich war ein leises Fluchen zu vernehmen und Nami stutzte. War das nicht…?

Sie richtete sich wieder auf, sah in die Richtung des Löwenkopfes und erkannte eine zierliche Gestalt. Was machte er hier um diese Uhrzeit?
 

Langsam schlich die junge Frau über das Deck des Schiffes, bis sie kurz hinter dem Schwarzhaarigen stehen blieb. Er hatte seine Hände auf der Reling abgestützt und starrte gedankenverloren in den Himmel. Er schien sie überhaupt nicht bemerkt zu haben.

So nachdenklich und ruhig hatte sie ihren Kapitän noch nie gesehen. Er wirkte so… traurig. Was war bloß los mit ihm?

„Ruffy?“ Ihre Stimme war zwar nur ein Flüstern und kaum lauter als die kleinen Wellen, die gegen das Holz der Sunny schwappten, doch bei seinem Namen ging ein Ruck durch seinen Körper. Verwundert drehte er seinen Kopf zu ihr und sah sie fragend an.

„Nami? Was machst du denn hier?“ Lässig drehte er sich zu ihr um, nachdem er sie erkannt hatte und setzte sein übliches Grinsen wieder auf. Doch es wirkte nicht echt. Nami war lange genug mit ihm befreundet um zu wissen, was in dem Chaoten vor sich ging. Sie kannte sein Lächeln nur zu gut. Trotzdem ging sie auf sein Spielchen ein.

„Nichts Besonderes. Ich war noch in der Bibliothek und habe ein Buch gelesen. Hab wohl irgendwie die Zeit vergessen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Aber warum bist du noch wach? Du bist doch sonst immer die größte Schlafmütze, die es hier gibt! Außer Zorro natürlich, aber der ist nun wirklich kein Maßstab.“ Er lächelte. Und es sah echter aus, als sein letzter Versuch. Namis Herz verkrampfte. Sie wusste, dass ihn etwas sehr beschäftigte, doch sie wusste nicht, wie sie ihm helfen konnte…

„Damit hast du wohl Recht!“, kicherte er nur und sah wieder auf das schwarze Meer. Er war ihrer Frage ausgewichen. Wollte er nicht mit ihr reden? Sollte sie lieber gehen und ihn in Ruhe lassen? Konnte sie das? Die Orangehaarige atmete tief ein. Sie ging ein paar Schritte nach vorne und stützte sich neben ihrem Freund auf die kalte Reling. Das Wasser war ruhig und einzelne Sterne tanzten auf der Wasseroberfläche. Eine kühle, aber angenehme Briese kam ihr entgegen.

„Ruffy, ich… Wenn du… Ach, ich habe keine Ahnung wie so etwas geht.“, nervös spielte sie mit ihren langen Haaren. Er rührte sich nicht. „Aber ich verdanke dir viel. Sehr viel und das weißt du. Falls irgendetwas mit dir los ist… Ich denke, wenn ich will, kann ich ein guter Zuhörer sein und auch mal nichts sagen… Wenn ich mir große Mühe gebe.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Sie versuchte ruhig zu bleiben und nicht zu zeigen, wie nervös sie in diesem Moment war. Ihr Herz schlug unangenehm gegen ihren Brustkorb.
 

Es folgte ein unangenehmes Schweigen. Hätte sie doch nicht fragen sollen? Wahrscheinlich wollte er gar nicht reden. Und schon gar nicht mit jemandem wie ihr.

Sie atmete tief ein. Mit einer flüssigen Bewegung stieß sich die junge Frau vom Geländer ab und drehte sich um. Ihr Blick schweifte kurz über das verlassene Schiff und ihr Kopf suchte fieberhaft nach einer guten Idee, um in ihr Zimmer verschwinden zu können. Doch grade, als sie den Mund öffnen wollte, kam er ihr zuvor.

„Ich weiß jetzt, was du damals gefühlt haben musst.“ Nami hielt inne. Was?

„Was… meinst du?“, fragte sie unsicher. Erneut schlug ihr Herz bis zum Hals und ihre Wangen glühten vor Aufregung.

„Damals. Was du über Bellemere erzählt hattest.“ Bellemere? Woher wusste er davon? Er hatte das doch damals gar nicht mitbekommen! Doch die Navigatorin war nicht in der Lage zu antworten. Ihre Stimme versagte. „Ich habe gehört, wie du es Robin erzählt hattest. Natürlich nicht mit Absicht, aber er hattet mich damals nicht bemerkt. Und jetzt weiß ich, was es heißt, die wichtigste Person im Leben zu verlieren und… sich einsam zu fühlen.“ Seine Stimme war ruhig und emotionslos. Das Lachen, was sonst immer in seinen Worten lag, war komplett aus ihnen verschwunden. Er klang so… erwachsen. Nami hatte ihn noch nie so erlebt. Er war in diesem Moment nicht mehr der Junge, den sie damals kennengelernt hatte.

Bis zu diesem Moment hatte sie nicht bemerkt, wie sehr er sich in den vergangenen zwei Jahren verändert hatte.
 

„Ja, es tut weh.“, kam es leise von ihr. Erschöpft lehnte sie sich zurück, um sich auf das Geländer zu setzen. Langsam ahnte sie, worauf er hinaus wollte.

„Wird es jemals aufhören so wehzutun?“ Mit jedem Wort wurde er leiser, bis seine Stimme fast vom Ozean verschluckt wurde. Wie sehr sie sich in diesem Moment wünschte, einfach ‚Ja’ sagen zu können. Ihm einen Teil seines Schmerzes zu nehmen! Doch das konnte sie nicht. Sie wusste es besser.

„Nein. Es wird nie besser. Die Schmerzen werden lediglich irgendwann in den Hintergrund treten.“ Und wenn sie wieder hervorkommen, tut es jedes Mal wieder genauso weh… Er seufzte laut.

„Das habe ich befürchtet.“ Ruffy legte den Kopf auf seine auf der Reling ruhenden Arme. „Weißt du… Jede Nacht sehe ich es wieder und wieder. Diesen einen Moment. Ace hatte mich beschützt. Nur weil ich zu schwach war, ist er verletzt worden… Jedes Mal wenn ich sein Gesicht sehe, seine Stimme höre, fühle ich mich unendlich einsam.“ Ein erneutes Seufzen.

Nami nickte bloß. Sie und die anderen hatten, seit ihrer erneuten Zusammenkunft, gemerkt, dass ihn die Sache mit seinem Bruder sehr bedrückte und sein Lächeln nicht so echt war, wie noch vor den zwei Jahren. Doch niemand hatte sich getraut ihn drauf anzusprechen. Sie hatten gedacht, er würde sowieso nicht darüber reden wollen. Um so überraschter war die Navigatorin darüber, dass er von alleine damit anfing. Doch sie wusste genau, dass das ihre Chance war, den ‚alten’ Ruffy wiederzubekommen…
 

Ruffys Schmerzensschrei hallte über das verlassene Deck der Sunny. Er rieb sich seinen Kopf genau an der Stelle, an der jetzt eine große Beule saß. Namis Faust zitterte noch von der Wucht des Schlages.

„Hey! Was bitte sollte das denn? Das tat weh!“, jammerte der Schwarzhaarige und guckte seine Freundin wütend an.

„Das war für den Schwachsinn, den du da gerade erzählt hast! Ace hätte dir auch eine runter gehauen, wenn er eben da gewesen wäre!“ Dafür erntete sie einen fragenden Blick seitens ihres Käpt’ns. Nami stemmte ihre Hände in die Hüfte und schüttelte ihren Kopf. „Ace hat dich gerettet, weil er wollte, dass du lebst! Und nicht weil er dachte, du wärst zu schwach, um das alleine zu schaffen! Was meinst du, würde er dazu sagen, dass du das Leben, was er dir geschenkt hatte, so betrachtest? Als blöder Wink des Schicksals? Und was heißt hier überhaupt ‚einsam sein’? Wir sind wohl gar nichts, oder was? Jeder einzelne von uns hat fieberhaft versucht, wieder zurück zu kommen und dir zu helfen! Wir ärgern uns selber genug darüber, dass wir der Marine nicht auch in den Arsch treten konnten!“ Und sie wusste, wie wahr ihre Worte waren. Es war noch kein Tag vergangen, an dem nicht irgendjemand sich beschwert hatte, dass sie Ruffy in seiner schwersten Stunde nicht beistehen konnten! Und Nami dachte da nicht anders…

Der Schwarzhaarige war scheinbar in eine Art Starre gefallen. Er rührte sich keinen Millimeter. Die Augen weit aufgerissen. Sie hatte ihn scheinbar erreicht…
 

Genüsslich streckte sich die Orangehaarige erneut, ehe sie sich ein letztes Mal an ihren Freund wendete.

„Also jetzt hör auf dir über so einen Mist Gedanken zu machen. Du solltest eher an dein großes Ziel denken, bei dem Ace dich immer unterstützt hat: Werde endlich Piratenkönig! Und wenn du ihn dann wieder siehst, kannst du ihm wenigstens zeigen, dass sein Opfer nicht umsonst war. Und jetzt geh ins Bett.“
 

Nami konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie sich in Richtung des Mädchenschlafzimmers aufmachte. Sein Gesicht hatte Bände gesprochen. Er schien wirklich darüber nachzudenken. Wie selten.

Doch in diesem Moment konnte sie den nächsten Morgen kaum erwarten...
 

Wie sehr hatte sie sich damals gewünscht, diese Worte zu hören…

Damals, als sie dieses kleine Licht unbedingt gebraucht hatte.

Wie sehr hatte sie sich jemanden gewünscht, der ihren Schmerz teilen konnte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von: abgemeldet
2016-02-20T09:05:04+00:00 20.02.2016 10:05
Hey!

Wirklich gelungen! Immer wenn ich von Ace lese, werde ich total traurig v.v Und Ruffy sieht man wirklich nicht oft von seiner ersten Seite und er soll aufhören so über sein Leben zu denken! Das hätte sein Bruder nicht gewollt! *schnief*

Aber Nami konnte es ihm ja am Ende auf liebevolle Art verklickern, dass er nicht alleine ist und noch gute Freunde hat! xD
Von: abgemeldet
2012-05-08T09:34:48+00:00 08.05.2012 11:34
Es kommt schon sehr selten vor, das man Ruffy mal nachdenklich erlebt, aber verständlich - der Tot seines Bruders Ace nimmt ihn ja auch sehr mit .___. Traurig jedoch, das er so über sein Leben denkt...

Gut das Nami ihm wie immer die Meinung auf liebevolle Weise gegeigt hat xD
Von:  Haru__
2011-10-25T11:50:28+00:00 25.10.2011 13:50
das ruffy so nachdenklich sein kann, erlebt man selten ;)
hast du aber sehr gut beschrieben, konnte mich richtig in die situation hineinversetzen!
Von: abgemeldet
2011-06-06T15:24:14+00:00 06.06.2011 17:24
da hat nami ihn aber die meinung gegeigt..
Von:  leistillie
2011-03-20T18:01:07+00:00 20.03.2011 19:01
die ff ist so genial!!!
ich find sie einfach genial!^^
ich freu mich total auf das nächste kapi!
lg leistillie
Von:  nami1412
2011-03-09T23:35:19+00:00 10.03.2011 00:35
Man das ist so spannend! :)
Ich finds irgendwie traurig, das Ruffy so gedacht hat - aber umso besser, das er mit Nami drüber geredet hat ^^
Also ich freu mich schon sehr auf das nächste Kapitel =)

lg nami1412

PS: Ich liebe deinen Schreibstil! :D

Von:  qwert
2011-02-22T17:04:07+00:00 22.02.2011 18:04
Hi.
Ein super cooles kapitel. Mach nur weiter so.
Hoffe du schreibst schnell weiter.

Mfg
qwert
Von:  Nott
2011-02-22T12:20:06+00:00 22.02.2011 13:20
Wow.
Ich finds echt erchreckend, wie authentisch und fesselnd du mittlerweile schreibst... Wirklich, so im Vergleich zu früher sind das Welten. Teilweise habe ich tatsächlich vergessen, dass ich hier keinen Auszug aus einem richtigen Buch, sondern die FF meiner Schwester lese. xD
Irgendwie hat alles gepasst, wie die Charaktere gehandelt/gesprochen haben, die ganze Atmosphäre... Und auch ohne das nötige Hintergrundwissen hat es mir Spaß gemacht, das Ganze zu lesen.
Einige, wenige Sachen sind mir dann aber doch auch im Lesefluss aufgefallen:

"Nami seufzte und sie konnte nicht verhindern, dass sich ihre Augen genervt rollten."
Klingt dann doch irgendwie sehr seltsam xD Die Augen rollten sich? Wenn, dann rollt sie mit den Augen. So klingts komisch xDD (á la: "Ihre Fußnägel rollten sich hoch.")

"Natürlich nicht mit Absicht, aber er hattet mich damals nicht bemerkt."
Möööp.

"Und wenn du ihn dann wieder siehst, kannst du ihm wenigstens zeigen, dass sein Opfer nicht umsonst gewesen war."
'Gewesen ist' passt hier besser, denke ich.

Ansonsten: Wie gesagt, sehr schön, sehr fesselnd... Ich glaube, du solltest doch lieber Schriftstellerin werden D: Vergiss das mit der Logistik! xD
Ich bin mal gespannt, was du dadraus noch machst~

lg, meya~
Von:  Easylein
2011-02-21T21:50:58+00:00 21.02.2011 22:50
Huhu! ^.^

Das war klasse! Du baust immer eine super schöne Atmosphäre auf ^-^ Man ist immer voll mit dabei.
ein super gutes Kapi! Auch natürlich der Inhalt *NaxRuFähnchensschwenkt*

Hau rein, ich freu mich auf das nächste ^-^

Vlg Easy
Von:  NaxLu
2011-02-21T20:18:40+00:00 21.02.2011 21:18
Oh,
mein GOTT
Ist das der Hammer ich freue mich schon
drauf es weiter zu lesen. :)

Lg Nami


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