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Abgekarterte Spiele

"Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time."
von

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Tödliche Klarheit

"Oder besser gesagt, wer bei Ra könnte hinter all dem stecken?" fragt Bakura weiter und ich verdrehe genervt die Augen. "Ich sagte doch bereits, ich weiß es nicht. Pegasus hat nur etwas von einem Auftraggeber geredet, aber er wollte mir nicht sagen, wer dieser sein soll." entgegne ich mürrisch.
 

Bakura sieht mich erstaunt an. "Pegasus?" Ich nicke und der Weißhaarige scheint zu überlegen. "Er hat also zugegeben, dass er im Auftrag eines anderen handelt?" hakt er weiter nach. "Hat er. Ohne große Umschweife." bestätige ich und der Dieb pfeift. "Interessant." befindet er und ich stöhne auf. "Unglaublich interessant. Nur hilft mir das nicht wirklich weiter." entgegne ich scharf, aber der Weißhaarige tut meinen harschen Ton mit einer galanten Handbewegung ab. "Dann hast du ihm nicht die richtigen Fragen gestellt." meint er grinsend.
 

Ich ziehe eine Braue nach oben und frage in verächtlichem Ton. "Ach? Und wie hätte ich ihn deiner Ansicht nach fragen sollen?"
 

Das Grinsen auf seinem Gesicht wird breiter und im nächsten Augenblick bringt er auch schon einen silbrig glänzenden Gegenstand zum Vorschein. Ein Dolch. Ein antiker Dolch, keineswegs eine billige Nachbildung und ich ahne was er als nächstes sagen wird.
 

Er hat den Kopf schief gelegt und betrachtet beinahe liebevoll den sichtlich scharfen Gegenstand in seiner Hand. "Nun, damit habe ich es bislang immer geschafft, die Informationen, an die ich wollte, aus jemandem herauszukitzeln." Seine Augen leuchten kurz auf und ich komme nicht umhin amüsiert zu lächeln.
 

Ich kann mir durchaus vorstellen wie er den Dolch zum Einsatz gebracht hat. Mehr noch. Ich würde wetten, dass es ihm jedes Mal ein Vergnügen war. Dieser Umstand und auch die Tatsache, dass seine sadistische Ader doch noch weiter ausgeprägt ist, beunruhigt mich keineswegs.
 

Warum sollte es mich auch beunruhigen?
 

Sein nächster Vorschlag kommt auch keineswegs unerwartet. Im Gegenteil. Auch mir ist der Gedanke bereits gekommen.
 

"Vielleicht sollten wir diesem Snob einen kleinen Besuch abstatten?" meint er immernoch grinsend und obgleich ich die gleiche Idee hatte, überlege ich einen Moment. Pegasus ist in der Tat, die einzige Spur, die ich habe. Er weiß definitiv wer hinter dieser Intrige steht und es bedarf scheinbar etwas exquisieterer Mittel, die gewünschten Informationen aus ihm rauszubekommen.
 

Ich betrachte Bakura einen Moment abschätzend und komme zu dem Schluss, dass es wahrhaft eine wirklich geniale Idee war, mich an ihn zu wenden. Wenn ich schon mit jemandem zusammen arbeiten muss, dann doch mit jemanden, der was von diesem Geschäft versteht und das scheint der Dieb durchaus.
 

"Ja, vielleicht sollten wir das tun." stimme ich zu und grinse nun ebenfalls. Allein der Gedanke an Pegasus überraschtes Gesicht. Seine Eloquenz wäre dahin. Mit Sicherheit. Bakura scheint sichtlich zufrieden über meine Zustimmung. "Dann zieh dir mal etwas anderes an." meint er und mustert mich ein letztes Mal von Kopf bis Fuß. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast glauben, dass etwas mehr als nur Anzüglichkeit in seinem Blick liegt.
 

Ich zögere nur einen Moment. Wahrscheinlich hat er Recht und es ist besser diese Angelegenheit gleich zu erledigen. Warum die Dinge auf die lange Bank schieben, das war ohnehin noch nie meine Art. Einen Augenblick überlege ich ob ich Roland Bescheid sagen soll, doch vermutlich schläft er längst. Die letzten Tage haben auch an seinen Nerven gezerrt und ich brauche ihn auch nicht wirklich für diese Art der Unternehmung. Vielleicht ist es sogar besser allein mit Bakura aufzubrechen. Zumal ich der Ansicht bin, dass Roland solch eine Vorgehensweise nicht unbedingt billigen würde.
 

Wortlos gehe ich zum Schrank und ziehe eine schwarze Hose und einen schwarzen Rolli hervor. Dann wende ich mich in Richtung Bad und bemerke aus dem Augenwinkel, dass Bakura mir einen leicht spöttischen Blick zuwirft. Er kann nicht ernsthaft erwartet haben, dass ich mich vor ihm umziehen würde. Ich lehne die Tür an und entledige mich schnell meines Pyjamas. Ich streife mir meine Sachen über und bringe meine Frisur ein wenig in Ordnung. Dann streife ich mir meinen Mantel über.
 

Kurz schweift mein Blick durch den Raum und ich überlege, wie wir am Besten vorgehen sollten und was ich für diese Operation benötigen könnte. Pegasus ist für gewöhnlich von einer Meute Gorillas umgeben. Eine Schutzmaßnahme wäre demnach angebracht. Ich bezweifle nämlich, dass Pegasus unser Erscheinen billigend in Kauf nehmen wird. Ich gehe zum Schreibtisch und öffne die oberste Schublade. Die Waffe habe ich vor fünf Jahren gekauft. Ich weiß nicht mehr warum. Damals erschien es mir eine gute Idee, zumal Mokuba mir permanent in den Ohren lag, dass ich zu leichtsinnig unterwegs wäre und oftmals ganz auf Bodyguards verzichten würde. Von der Pistole weiß er jedoch nichts, er würde es auch keineswegs gut heißen, dass ich eine solche trage und bislang hatte ich sie auch nie wirklich bei mir.
 

"Eine Walther." bemerkt Bakura anerkennend und scheint keineswegs überrascht. "Etwas dagegen?" frage ich ungeduldig. Er schüttelt den Kopf. "Keineswegs. Ich hätte nur nicht mit dieser Art von Waffe bei dir gerechnet." entgegnet er und ich verziehe spöttisch den Mund. "Ach? Womit denn dann? Einem Lichtschwert?" Er lacht trocken auf und zuckt mit den Schultern. "Zum Beispiel. Wäre passender." Ich verdrehe unwillkürlich die Augen und gedenke dieses absurde Gespräch nicht weiter zu führen.
 

"Ich hoffe du kannst damit umgehen." Ich werfe ihm einen sarkastischen Blick zu, erwidere doch nichts auf diese unnötige Frage, doch ich vermute auch, dass er nicht ernsthaft eine Antwort erwartet. Ich weiß, dass er mich genauso gut einzuschätzen weiß wie ich ihn, folglich wird er wissen, dass ich im Umgang mit dieser Pistole mehr als geübt bin und da es ihn auch keineswegs erstaunt, dass ich solch ein Ding besitze, bedarf es keiner weiteren Worte mehr.
 

Ich schreite an ihm vorbei Richtung Tür. Er steht immer noch ungerührt im Raum. "Wir nehmen die Tür." erkläre ich und nun ist er es, der die Augen verdreht. "Komm, Chewbacca." Aus irgendeinem Grund kann ich mir diese Bemerkung nicht verkneifen und stelle sogar befriedigt fest, dass ich ihn damit aus dem Konzept bringe. Zum ersten Mal sieht er mich wirklich erstaunt an, setzt sich allerdings brav in Bewegung. "Du überraschst mich, Kaiba." meint er als er mit mir auf den Flur tritt. "Ich hätte nicht gedacht, dass du über Humor verfügst."
 

Ich quittiere die Aussage mit einem verächtlichen Blick und gehe zielstrebig zur Treppe. "Was ist mit Alister?" fällt mir ein. "Er wartet draußen im Wagen." entgegnet er. Ich nicke. "Dann nehmen wir euren Wagen." entscheide ich und ich sehe ihm deutlich an, dass eine spöttische Bemerkung ihm auf der Zunge liegt. "Damit fallen wir sicher weniger auf." füge ich erklärend hinzu. "Oder dachtest du, ich will mein Luftschiff nehmen?" Der Drache wäre nun wirklich etwas auffällig.
 

"Kein Problem." entgegnet er. "Ich schlage allerdings vor, dass wir die Hintertür benutzen. Muss ja nicht jeder wissen, dass du das Haus verlässt."
 

Ich schenke ihm einen knappen Blick. "Danke, darauf wäre ich nie gekommen." Aber der Spott ist an Bakura im Grunde verschwendet, auch wenn er oftmals durchaus die passende Antwort auf Lager hat. Diese Wortduelle sind... Nun, eigentlich sind sie keine Duelle. Sie sind mehr eine Art Ping-Pong-Spiel. Fast schon ein harmonischer Austausch. Keineswegs von dem Kaliber wie meine legendären Wortgefechte mit dem Köter. Nein, das war etwas ganz anderes und nicht nur, weil ich diesen Kläffer mit Leichtigkeit besiegen konnte. Der Streuner hatte einfach Feuer. Bei Bakura ist es mehr eine kühle Kalkulation und in der Hinsicht sind wir uns zu ähnlich, um ein wirklich befriedigendes Duell zu führen. Er schafft es nicht mich aus der Reserve zu locken und umgekehrt vermag ich es auch nicht. Gut, ich habe es auch nie wirklich versucht. Allerdings liefert der Weißhaarige auch keinesweg solch einen Anreiz.
 

Warum muss ich ausgerechnet jetzt an Katsuya Jonouchi denken?
 

"Alister parkt hinter dem Haus links, direkt bei der Mauer." erklärt mir Bakura und ich nicke. Ich lasse den Weißhaarigem den Vortritt und bemerke, dass er sich, sobald wir die Tür geöffnet haben, erst einem bedächtig umsieht. Dann geht er fast lautlos los und ich tue es ihm gleich. Instinktiv passe ich mich seinen Bewegungen an und überbrücke so die Veranda. Hier dürfte uns eigentlich niemand sehen, doch Vorsicht ist besser als Nachsicht und Bakura scheint ebenso zu denken.
 

Dass ich je über meine eigene Mauer klettern würde, hätte ich nie für notwendig erachtet und zu meiner Zufriedenheit stelle ich fest, dass ich es bei weitem so behände zu tun vermag wie der Dieb. Den Wagen sehe ich sofort. Ein kleiner Laster und ich hoffe insgeheim, dass er nicht mit irgendwelchen seltsamen Verzierungen bedacht wurde. Das würde ich nämlich sowohl Alister als auch Bakura durchaus zutrauen. Leider kann ich im Dunkeln die Farbe nicht gleich ausmachen, stelle beim Näherkommen jedoch erleichtert fest, dass der Wagen einfach nur dunkelblau ist. Alister sitzt auf dem Beifahrersitz und sieht uns durch den Rückspiegel kommen. Einen Moment rechne ich damit, dass er die Tür öffnet, doch stattdessen rutscht er lediglich auf den Fahrersitz und Bakura hält mir die Tür auf. "Wenn ich bitten darf, der Herr." meint er spöttisch und legt sogar eine recht galante Verbeugung hin.
 

Wortlos steige ich ihn den Wagen und mein Blick trifft den von Alister. Überraschung zeichnet sich auf seinem Gesicht ab und er blickt fragend zwischen Bakura und mir hin und her.
 

Der Weißhaarige kommt sofort zur Sache. "Wir werden Pegasus einen Besuch abstatten." erklärt er dem Rothaarigen knapp und dieser stellt zu meiner Überraschung keine weiteren Fragen sondern klappt lediglich den Laptop auf, den er bei sich hat. Flink wandern seine Finger über die Tastatur und ehe ich fragen kann, was er damit bezwecken will, fährt Bakura auch schon los.
 

"Pegasus befindet sich zur Zeit in der Stadt." erklärt Alister während er weiterhin stur auf den Bildschirm blickt. "Ich versuche herauszufinden in welchem Hotel er eingecheckt hat."
 

Bakura nickt und ich mustere den Rothaarigen. Er scheint mich geflissentlich nicht anzusehen und in Anbetracht unserer letzten Begegnungen kann ich es ihm nicht verübeln. Seine Begeisterung mich zu sehen hält sich sicherlich ebenso in Grenzen wie die meine und insgeheim frage ich mich, wie Bakura ihn wohl dazu gebracht hat, ausgerechnet mir zu helfen. Dann aber erinnere ich mich daran, dass er nachdem dieser Psychopath Dartz von der Bildfläche verschwunden war, bereit war von seinem Irrglaube, mein Adoptivvater hätte etwas mit dem Tod seiner Familie zu tun abgekommen war. Ich hatte sogar gehört, dass er sich bei Muto und dem Rest des Kindergartens für sein Verhalten entschuldigt hatte, doch das hatte mich nicht näher interessiert.
 

Im Grunde hätte er sich bei mir entschuldigen müssen. Immerhin hatte er mich mehrmals zu Duellen genötigt. Insgeheim kommt mir der Gedanke, dass er vielleicht deshalb an dieser Aktion teilnimmt. Als eine Art Wiedergutmachung, wenn man so will. Vielleicht aber hält er es ähnlich wie Bakura, ja, der Gedanke scheint mir wesentlich zutreffender. Immerhin hat er seine Familie verloren und ähnlich wie ich hatte er einen kleinen Bruder.
 

"Innenstadt. Carlsen Hotel. Achter Stock." sagt er schließlich und klappt den Laptop zu. Sein Blick ist nun geradeaus gerichet und ich tue es ihm gleich und blicke stur auf die Fahrbahn.
 

Die Fahrt dauert nicht lange. Kaum fünfzehn Minuten später haben wir unser Ziel erreicht und Bakura parkt in einer nahegelegenen Seitenstraße. "Dir ist klar, dass wir nicht so einfach durch die Lobby spazieren können." meint Bakura und ich seufze. "Spar dir diese überflüssigen Hinweise." entgegene ich eisig und er lacht. "Ich wollte nur sicher gehen." Sein Blick wandert zu Alister. "Zimmernummer?" fragt er knapp. "128." ist die Antwort. Der Weißhaarige nickt. "Ich schlage vor, wir nehmen die Feuerleiter." Ich nicke und ohne ein weiteres Wort steigt er auch schon aus. Ich folge ihm und wie erwartet bleibt Alister im Wagen. Wieder treffen sich für einen Moment unsere Blicke und fast habe ich den Eindruck, dass er mich schüchtern anlächeln. Ich nicke ihm nur zu und wende mich dann wieder zu Bakura um. Der steht bereits auf der anderen Straßenseite und wie erwartet hat der Dieb auch schon einen Plan. Ich folge ihm hinter das Hotel und tatsächlich... es gibt eine Feuerleiter und die Hinterseite ist zudem auch noch spärlich beleuchtet.
 

Bakura wirft mir noch einen kurzen Blick zu, dann schickt er sich auch schon an den Aufstieg zu warten. Anerkennend stellte ich fest, dass er über eine hervorragende Kondition verfügt und seine Bewegungen mehr als professionell sind. Ich lasse mich allerdings auch keineswegs abhängen. Körperlich befinde ich mich auf dem gleichen Level. Es dauert eine Weile bis wir den achten Stock erreicht haben und Bakura zum ersten Mal vorsichtig in ein Fenster späht. "Der Flur." raunt er mir zu und macht sich auch schon an die Arbeit. Er bringt etwas dünnes, metallenes zum Vorschein und fasziniert beobachte ich wie der Dieb sein Werk verrichtet und routiniert das Fenster öffnet. Ohne es zu beschädigen oder auch nur einen verräterischen Laut zu verursachen.
 

Er steigt als erstes ein und ich bin direkt hinter ihm und erneut beschleicht mich der unwirkliche Gedanke, dass ich hier etwas illegales tue. Seto Kaiba steigt in ein Hotel ein, mehr noch. Ich befinde mich in Gesellschaft eines professionellen Diebes und was ich hier vorhabe ist auch alles andere als legal.
 

Aber wie ich Bakura bereits bei unserem ersten Treffen gesagt habe, das Gesetz ist unzulänglich und bei dieser Angelegenheit bedarf es auch außergewöhnlicher Maßnahmen, um mein Ziel zu erreichen. Es ist schließlich eine Extremsituation. Folglich sind extreme Maßnahmen legitim. Zudem scheren mich diese Begrifflichkeiten gerade einen Dreck. Nachdem meine Gegner zu illegalen Mitteln gegriffen haben, ist es nur recht und billig, dass ich mich ebenso solcher Methoden bediene.
 

Mein Blick wandert über den Flur. Kein Mensch zu sehen. Alles ist ruhig. Umso besser. Wir stehen direkt neben Zimmer 121. Pegasus Domizil ist also nur ein paar Türen weiter. Bakura scheint das Gleiche zu denken, denn er macht eine leichte Kopfbewegung in Richtung linker Seite und will sich auch schon auf den Weg machen. Doch ich packe ihn am Arm. "Was?" fragt er leise. "Wir sollten nichts überstürzen." erwidere ich. "Ohne Strategie loszustürmen wäre mehr als dämlich."
 

Meine Worte scheinen ihm einzuleuchten, denn er bleibt stehen und ich lasse ihn los. Seine Augen funkeln mich herausfordernd an. "Na, dann schieß mal los." fordert er mich auf. In kurzen Zügen schildere ich ihm meine Überlegungen. Pegasus wird keinesfalls allein sein. Mindestens ein Gorilla ist bei ihm, wahrscheinlich eher zwei. Diese zu überwältigen dürfte kein Problem darstellen, wenn wir schnell vorgehen. Allerding ist die Frage wie sich Pegasus in dem Augenblick verhält. Schlägt er Alarm, bekommen wir Schwierigkeiten. Bakura nickt. "Wenn wir wüssten wieviele es sind..." überlegt er und in dem Augenblick kommt mir auch schon eine Idee. "Das lässt sich herausfinden." Ich krame mein Handy aus der Manteltasche und tippe auch schon los. Per Handy habe ich es zwar noch nie versucht, aber im Grunde müsste es funktionieren. Bakura beobachtet mich skeptisch bei meinem Tun. "Ich versuche den Raum zu scannen." erkläre ich und seine Miene nimmt fast kindliches Entzücken an. Begeistert mustert er mein Handy. "Wer hätte gedacht, dass dein technisches Spielzeug mal wirklich für was nütze wäre." meint er und ich verdrehe die Augen. "Ignorant." zische ich. "Nur eine Person. Gleich in der Mitte des Raumes."
 

Bakura scheint darüber genauso erstaunt zu sein wie ich. Einen Moment lang sehen wir uns an und überlegen wohl beide, was das zu bedeuten hat. Ich hätte gewettet, dass Pegasus nicht allein sein würde. Natürlich wäre es eine Möglichkeit, dass der Scan nicht wirklich funktioniert hat, aber das schließe ich aus. Dann hätte er gar keine Umrisse angezeigt.
 

Es ist schließlich Bakura, der den nächsten Schritt unternimmt. Er nähert sich der Tür und ich folge ihm ebenso lautlos. Erneut macht er sich mit seinem filigranen Werkzeug zu schaffen und bearbeitet lautlos das Schloss. Kaum eine Minute braucht er, dann öffnet sich die Tür und er schiebt sie vorsichtig einen Spalt auf. Kurz darauf ist er auch schon in dem Raum verschwunden und ich betrete ebenfalls das Zimmer. Bakura steht noch immer dicht bei der Tür und etwas an seiner Haltung irritiert mich. Da zischt er mich allerdings auch schon an. "Schließ die Tür."
 

Etwas an seiner Stimme lässt mich diesen Befehl tatsächlich ausführen. Dann trete ich neben ihn und begreife schlagartig.
 

Auf dem Boden liegen drei Personen. Maximillian Pegasus und zwei seiner Gorillas. Einen Moment starre ich fassungslos auf das Bild. Die Stirn, der beiden Männer in schwarz ziert jeweils ein kleiner roter Kreis. Zarte Rinnsale haben auf dem dunkelroten Teppich eine schwärzlich glänzende Lache gebildet und es besteht kein Zweifel daran, dass die beiden Bodyguards tot sind. Exekutiert mit je einem Schuss aus nächster Nähe würde ich vermuten. Mein Blick wandert zu Pegasus, der ebenfalls ausgestreckt auf dem Boden liegt und einen grotesken Anblick liefert. Sein fast weißes Haar ist wie ein Fächer ausgebreitet worden und bildet einen krassen Kontrast zu dem roten Boden. Er trägt einen eleganten seidenen Kimono und ich schätze, dass er kurz zuvor im Badezimmer war. Seine Haare sind sogar noch feucht, wenn ich es richtig zu deuten vermag. Auf seiner Stirn prangert jedoch kein rotes Loch und in Anbetracht der Tatsache, dass der Scan mir eine Person angezeigt hat...
 

Kaum habe ich den Gedanken zu Ende gedacht, stürze ich auch schon vor und will mich zu ihm beugen, doch Bakura hält mich zurück. "Nichts anfassen." ermahnt er mich und ich halte sofort in meiner Bewegung inne. Wortlos reicht er mir ein paar Einmalhandschuhe und streift sich ebenfalls welche über. Dann knien wir uns beide neben den Erfinder und ich fühle nach seinem Puls. "Er atmet noch." raunt Bakura mir zu und beugt sich weiter über das Gesicht des Millionärs. Tatsächlich, ein schwacher Puls ist noch vorhanden.
 

"Pegasus." sage ich. "Pegasus!" Die Lider zucken kaum merklich und ein seltsames Röcheln entringt sich seiner Kehle. Nun weiß ich auch, was mit ihm passiert ist. Jemand hat ihm einen Stich in den Hals verpasst. Vorsichtig schiebe ich den Kimono etwas zur Seite und meine Vermutung bestätigt sich. Der schwarze Stoff ist blutgetränkt und eine klaffende Wunde ziert den weißen Hals. Instinktiv greife ich nach dem Gürtel seines Kimonos und ziehe ihn an mich. Dann nicke ich Bakura zu. Der Dieb versteht sofort und hebt den Kopf des Erfinders an während ich den Gürtel um seinen Hals wickele, auch wenn ich keine große Hoffnung habe, dass dieser Versuch noch irgendetwas bringen wird. Noch immer flackern Pegasus Lider leicht und erneut kommt ein merkwürdig gurgelnder Laut über seine Lippen.
 

"Wer hat das getan?" will ich wissen, auch wenn ich nicht wirklich mit der Antwort rechne. Doch der Millionär reagiert. Für den Bruchteil einer Sekunde öffnen sich seine Augen und er scheint sogar zu versuchen den Kopf zu heben. Seine Lippen öffnen sich und ein undefinierbarer Ton kommt aus seinem Mund. Ich beuge mich zu ihm runter in der Hoffnung, irgendetwas brauchbares aufzuschnappen, aber das Wort, dass er schließlich flüstert, verstehe ich nicht. Dann spüre ich wie sein Kopf zurück sackt und sich seine Augen endgültig schließen.
 

Maximillian Pegasus stirbt mehr oder weniger in meinen Armen, wenn man so will und ich starre fassungslos auf seinen regungslosen Körper. Ich weiß nicht wie lange ich dasitze und ihn ansehe und es einfach nicht fassen kann, dass das hier wirklich passiert ist, doch dann reißt mich Bakura´s Stimme jäh zurück in die Gegenwart.
 

"Wir müssen verschwinden, Kaiba." raunt er mir zu. Ich nicke. Er hat natürlich Recht. Wir sollten schleunigst verschwinden. Dennoch brauche ich noch einen Augenblick. Mein Blick schweift kurz durch das Zimmer, irgendwie hoffe ich einen winzigen Anhaltspunkt zu finden, doch nichts. Alles wirkt absolut normal, einmal abgesehen von den drei Leichen. Das Bett ist unberührt, lediglich ein Handtuch liegt darauf und auf dem Nachttisch steht ein Glas Rotwein. Keine Spur von sonstigen persönlichen Gegenständen, nicht einmal von Kleidung und ich vermute, es ist zwecklos den Raum näher zu durchsuchen.
 

Bakura ist schon längst wieder auf den Beinen und deutet in Richtung Tür. Ich nicke und werfe einen letzten Blick auf den Mann am Boden. Noch vor ein paar Tagen stand er in meinem Salon.
 

Unwillkürlich kommen mir seine Worte wieder in den Sinn.
 

"Wenn man einen König ermordet, dann erdolcht man ihn nicht in einer finsteren Ecke. Man tut es da, wo der gesamte Hofstaat ihm beim Sterben zusehen kann."
 

Welche Bedeutung seine Aussage nun in Bezug auf sein eigenes Ableben hat?
 

Ermordet in einem Kimono in einem Hotel in Domino.
 

Ich weiß, dass er den Spruch in Bezug auf mich, nur im übertragenen Sinne gemeint hat. Eine hübsche Metapher für die Art meines Abstieges, doch in seinem Fall...
 

Ich schlucke und reiße mich dann endlich los, um Bakura zu folgen. Kurz überlege ich noch ob ich irgendetwas im Raum angefasst habe bevor ich die Handschuhe trug, doch da Bakura bereits den Türknauf abgewischt hat, fällt mir nichts anderes mehr ein.
 

Mir ist unbehaglich zumunte als ich den Raum verlasse und über den Flur Richtung Fenster eile. Niemand ist da, der uns sehen könnte. Wir können problemlos und ohne Aufsehen das Hotel wieder verlassen. Sowohl an der Tür als auch am Fenster befinden sich keinerlei Spuren. Folglich muss der Täter entweder genau wie Bakura darin geübt sein, Türen zu öffnen oder aber Pegasus hat ihn eingelassen. Ich würde auf letzteres Tippen. Flink wie ein Affe klettert Bakura die Feuerleiter hinunter und ich folge ihm dicht auf den Fersen. Wir sprechen kein Wort, nicht einmal als wir im Auto sind und Alister uns fragend ansieht. Bakura startet schweigend den Wagen und fährt zu meinem Erstaunen ungewöhnlich sanft an. Erst nach ein paar Meilen gibt der Dieb etwas von sich.
 

"Fuck." entfährt es ihm und er schlägt mit der Faust auf das Lenkrad. "Auch wenn ich eine solche Ausdrucksweise sonst für unangemessen erachte, dieses Mal stimme ich zu."
 

Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu und schüttelt den Kopf. "Du bist merkwürdig, Seto Kaiba." meint er und ich bin nicht sicher, wie ich das verstehen soll.
 

Da meldet sich auch Alister endlich einmal zu Wort. "Darf man fragen was los ist?" will er wissen. Ich wende ihm kurz das Gesicht zu. "Pegasus wurde ermordet. Inklusive Bodyguards." erkläre ich ihm und der Rothaarige reißt entsetzt die Augen auf. "Wow... das ist... heftig." sagt er und ich verziehe spöttisch den Mund. "So kann man es auch ausdrücken."
 

"Was machen wir jetzt?" fragt Alister weiter. Bakura zuckt mit den Schultern.
 

Ich weiß allerdings was zu tun ist. Ich habe nämlich eine ungute Ahnung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-01-11T17:57:04+00:00 11.01.2013 18:57
Hi^^

das Kapitel fand ich echt cool du hast Bakura richtig genial bei seinem Einbruch beschrieben und auch Seto war nicht schlecht, wie Bakura hinter herkommt, wow, allerdings, das die beiden Pegasus tot gefunden haben *schluck* ich dachte ja zu erste, weil Bakura die Tür schnell geschlossen haben wollte, das die beiden außen vor der Tür stehen und die eine Person die im Scan aufgetaucht ist vielleicht der Mörder war.

Liebe Grüße Jyorie

Von:  DarkTiger
2010-12-28T12:23:17+00:00 28.12.2010 13:23
oh man
ich hab das Kapitel gestern Nacht bereits gelesen
war dan aber zu müde um noch ein Kapitel zu hinterlassen
und dan hab ich tatsächlich von der FF geträumt!
Was echt selten vorkommt bis nie.
Und in meinem Traum hatte ich die schockierende Lösung wer hinter dem ganzen steckt.
Es war so logisch und einleuchtend!
und jetzt weiß ich es nicht mehr... <.<
*quängel*
Von:  friehkie
2010-12-27T19:53:36+00:00 27.12.2010 20:53
Omfg... Ich bin irgendwie schockiert. Und traurig.
Dabie kam Pegasus ja nun nicht wirklich oft vor.
Ich habe nichts gegen Charakterdeath. Und ich kann auch nachvollziehen, warum der gute Pegasus ermordet wurde. Die Fanfiction nimmt sicherlich sehr große Ausmaße an und irgendwie habe ich Angst, dass es noch anderen an den Kragen geht.
Ich werde mir wohl einen Vorrat an Taschentücher anlegen. Schon das Kapitel mit Setos Vergangenheit hat mich fertig gemacht.
Ich bin sehr gespannt wie es wohl weiter geht~.


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