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Abgekarterte Spiele

"Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time."
von

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Befreiungsschlag Teil 2 (Roland)

"Marik!" höre ich Ishizu Ishtar neben mir ausrufen. Im nächsten Moment ist sie auch schon neben ihrem Halbbruder, der eine zierliche Gestalt in den Armen hält. "Es geht ihm soweit gut." sagt Odion ruhig und schickt sich auch bereits an, den Jungen in seinem Arm auf den Kissen abzulegen. Ishizu beugt sich zu ihrem Bruder und ich trete auch einen Schritt näher.
 

Ein Blick genügt um festzustellen, dass man Marik Ishtar übel zugerichtet hat. Einen Moment mustere ich den Jungen, dann trifft mich der Blick von Odeon.
 

"Er hat mir aufgetragen, Marik hier herzubringen." erklärt mir der Ägypter ohne, dass ich fragen muss. "Mokuba befindet sich in dem Haus. Er sagte, er würde es alleine schaffen, aber ich werde gleich zurückkehren..."
 

Ich schüttele den Kopf. "Es ist besser, wenn sie sich um ihren Bruder kümmern." erkläre ich entschieden. "Ich werde gehen."
 

Eine Moment sieht mich der junge Mann erstaunt an, dann nickt er leicht. In kurzen Zügen schildert er mir die Situation im Haus und ich präge mir die wesentlichen Informationen ein. "Es sind noch ein paar Männer im Haus und Marik meinte, dass einer von ihnen sehr gefährlich wäre." erzählt mir Odeon Ishtar. Ich nicke lediglich. Dann frage ich nach dem Weg zu dem Haus. Odeon überlegt kurz.
 

"Ich gehe mit ihnen." sagt er dann, aber ich schüttele erneut den Kopf. "Sie haben genug getan. Master Kaiba würde das auch sagen. Sagen sie mir einfach, wie ich zu dem Haus komme." erkläre ich und der Ägypter nickt. Langsam erhebt er sich.
 

Ishizu ist dabei ihren Bruder zu versorgen. Vorsichtig tupft sie ihm mit einem feuchten Tuch die Stirn ab und endlich gibt der Junge auch ein Lebenszeichen von sich. "Wasser." höre ich ihn leise sagen. Sofort führt seine Schwester einen Becher an seinen Mund. Ich wende mich wieder Odeon zu.
 

"Ali wird sie führen." meint er und verlässt den Laden. Ich folge ihm und sehe, dass er mit einem kleinen Jungen spricht, der vor der Tür mit anderen spielt. Er deutet auf mich und der Kleine nickt. "Möge Ra über sie wachen." sagt Odeon Ishtar ernst. "Ich hoffe, ihr Bruder ist schnell wieder auf den Beinen." entgegne ich und wir nicken uns kurz zu. Dann folge ich dem kleinen Jungen.
 

Er führt mich durch ein paar enge Gassen und es dauert nicht lange bis er auf ein Haus deutet. Odeon hat mir erklärt wie Master Kaiba und er ins Haus gelangt sind. Ich gebe dem Kleinen ein paar Münzen, worauf er mich anstrahlt, dann gehe ich um das Haus und finde die Stelle, die der Ägypter mir beschrieben hat. Außer den Bettlern, die an der Mauer lehnen, ist niemand zu sehen und die Dunkelheit gewährt mir zusätzlichen Schutz. Ich klettere über die Mauer und befolge die Antweisungen, die Odeon mir gegeben hat. Im Haus scheint alles ruhig, nichts ist zu hören. Ich vermute, dass Master Kaiba noch nicht entdeckt wurde und vermutlich noch dabei ist sich vorzutasten. Ich schleiche um das Gebäude und finde auch schnell das Fenster, dass Odeon gemeint hat.
 

Im Innern ist alles dunkel und ich brauche einen Moment um mich an die Finsternis, die mich umgibt zu gewöhnen. Dann taste ich mich so leise wie ich es vermag voran und stoße schließlich an eine Tür. Vorsichtig drücke ich den Knauf nach unten und spähe hinaus auf den Flur. Spärliches Licht scheint unter einer Tür weiter vorne durch. Von dort vernehme ich auch gedämpfte Stimmen. Langsam schleiche ich über den Flur und halte an der Tür kurz inne. Zwei Männer scheinen sich zu unterhalten. Sie wirken entspannt. Demnach ist Master Kaiba´s Anwesenheit bislang unbemerkt geblieben.
 

Ich frage mich allerdings, wo mein Herr sich befindet. Einen Moment stehe ich unschlüssig da und mir kommt der Gedanke, dass mein Vorhaben keineswegs so wohl durchdacht ist, wie ich geglaubt hatte. Ich weiß weder wo Master Mokuba sich aufhält, noch wie ich Master Kaiba finden soll. Im Haus scheint alles ruhig, die Männer hier haben jedenfalls bislang noch keine Notiz davon genommen, dass jemand die Wachen vor dem Haus ausgeschaltet hat und Marik befreit wurde.
 

Odeon sagte, dass sich vier Männer im Haus befänden. In dem Raum direkt neben mir scheinen zwei zu sein. Es ist auch das einzige Zimmer, dass beleuchtet ist. Wenn ich recht vermute, befinden sich die anderen beiden im oberen Stockwerk und ich glaube, dass dort auch Master Mokuba gefangen gehalten wird. Im Grunde wäre es logisch gewesen, die zwei Männer hier als nächste auszuschalten. Andererseits hätte man dabei riskiert Alarm zu schlagen. Ich gehe davon aus, dass Master Kaiba sich deshalb die Zwei noch nicht vorgenommen hat. Ein Schrei würde die Aufmerksamkeit der anderen Personen auf sich ziehen und wenn sich Master Mokuba tatsächlich oben befindet...
 

Ich nicke leicht. Ja, deshalb hat Master Kaiba die Beiden hier noch nicht ausgeschaltet. Er würde niemals riskieren, dass man seinen Bruder als Geisel nehmen würde. Folglich muss er sich erst einmal um die Personen im oberen Stock kümmern. Ich fasse einen Entschluss. Da von oben noch nichts zu hören ist, gehe ich davon aus, dass mein Herr entweder dabei ist die Sachlage auszukundschaften oder sich bereits oben befindet und jeden Moment in die Offensive gehen könnte.
 

Ich bezweifle, dass es ihm möglich ist, Mokuba hier raus zu bringen ohne, dass irgendjemand etwas bemerkt. Einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, seinen Namen zu flüstern, aber die Hoffnung, dass er mich hören würde, wäre eher gering. Wahrscheinlicher wäre es, dass meine Anwesenheit auffällt. Also taste ich mich weiter voran und stoße einen Moment später auch schon an den Treppen lauf. Noch immer ist von oben nichts zu hören, aber ich glaube einen leichten Lichtschein wahrzunehmen.
 

Gerade als ich meinen ersten Fuß vorsichtig auf die Treppenstufe setzen will, geht das Gepolter los. Ich vernehme einen gedämpften Schrei, dann ein dumpfes Aufprallen und im nächsten Moment wird auch schon die Tür neben mir aufgerissen. Ein Mann stolpert auf mich zu, tastet scheinbar nach dem Lichtschalter und ich nutze den Moment, um ihm einen Schlag mit der Handkante auf die Schulter zu verpassen. Er keucht auf, taumelt kurz, fällt aber nicht um. Doch ich habe Glück. Er dreht mir die Seite zu und ich nutze diesen Augenblick, um ihm einen weiteren Handkantenschlag in den Nacken zu verpassen. Dieses Mal geht er zu Boden, doch sein Gefährte ist direkt hinter ihm und es gelingt ihm das Licht anzumachen.
 

"Was zum..." hebt der Mann an und hebt auch dann schon die Hand, um seine Waffe auf mich zu richten. Für den Bruchteil einer Sekunde sieht er mich erstaunt an, dann scheint er sich wieder auf die Lage zu besinnen. Ich reagiere instinktiv. Ich schiebe mit dem Arm seine ausgestreckte Hand zur Seite und höre dann auch den Schuss. Hinter mir schlägt eine Kugel in die Holzvertäfelung ein, aber ich habe keine Zeit darüber nachzudenken. Mein nächster Schlag muss sitzen, sonst hat der Mann genug Zeit die Waffe wieder auf mich zu richten und abzudrücken.
 

Zum Glück bin ich beidhändig. Mit einem gezielten Schlag zertrümmere ich ihm das Nasenbein und höre wie er scharf die Luft einzieht, dann aufstöhnt und sich im nächsten Augenblick auch schon die Nase hält. Blut rinnt über seine verhornten Finger und er taumelt, was mir genug Zeit gibt, ihm die Pistole zu entwenden. Ehe er weiß was passiert, richte ich die Waffe auf ihn.
 

Er starrt mich fassungslos an. Ich versetze ihm einen Tritt, der ihn in die Knie gehen lässt und verpasse ihm mit dem Kolben einen harten Schlag auf den Kopf. Wie ein nasser Sack geht er zu Boden und fällt auf seinen keuchenden Komplizen, der eben im Begriff war sich wieder aufzurichten.
 

Von oben vernehme ich lautes Gepolter. Für einen Moment glaube ich Master Mokuba schreien zu hören und alles in mir drängt danach die Treppe hochzulaufen, doch ich zwinge mich dazu, Ruhe zu bewahren und mich erst einmal um die beiden Herrn hier zu kümmern. Ich sehe mich kurz um und mein Blick fällt auf einen schweren Vorhang, mit einer recht stabil aussehenden Kordel. Ich reiße die Schnur runter und beuge mich zu den bewusstlosen Gangstern. Zum Glück habe ich während meiner Zeit bei der Armee gelernt, wie ich einen ordentlichen Knoten mache. Die Schnur ist zwar kurz, aber ich schlinge sie gekonnt um den Hals des einen und führe sie zu den Händen des anderen.
 

Jetzt bin ich sicher, Master Mokuba gehört zu haben. Ein ängstliches "Seto." hallt durch das Haus und ein ungehaltener Fluch entweicht mir. Schnell ziehe ich die Schnur zurecht und erlaube mir noch einen kurzen Blick auf mein Werk, dann renne ich los. Mein Herzschlag setzt für einen Moment aus als ich einen Schuss vernehme. Wieder höre ich Mokuba schreien, doch dieses Mal bin ich fast erleichtert darüber, denn nun weiß ich wo er sich befindet. Ich rüttele an der Tür, doch sie ist verschlossen. Ich muss mich zwei Mal dagegen werfen bis sie nachgegibt und ich in den Raum stolpere.
 

Mein Blick wandert rasch durch den Raum. Auf einem Bett liegt der kleine schwarzhaarige Junge und seine Augen weiten sich als er mich erkennt. Im Nebenzimmer scheint der eigentliche Kampf stattzufinden. Ich nicke Master Mokuba kurz zu, der meinen Blick richtig zu deuten scheint, dann eile ich ins Nebenzimmer. Ein Mann liegt am Boden. Ein Blick genügt, um festzustellen, dass er tot ist. Leere Augen starren an die Decke und noch ein letzter Rest Blut quillt aus seinem gräßlich verzerrten Mund.
 

Dann wende ich mich den anderen Personen zu. Master Kaiba kämpft mit einem hünenhaften Mann, der scheinbar versucht ihm die Waffe zu entreißen. Eisern hält der ehemalige Firmenchef die Pistole umklammert während der andere einen Schlag nach den andern auf ihn einprasseln lässt. Ich habe keine Zeit darüber nachzudenken, wie ich am Besten vorgehen soll. Mit einem Satz bin ich neben meinem Herrn und jetzt erst werde ich von den Kämpfenden registiert, doch der Hüne lässt sich durch mein Erscheinen nicht aus der Ruhe bringen. Ich trete hinter den Riesen und verpasse ihm einen Schlag in den Nacken, doch anders als seinen Komplizen scheint ihn dieser nicht wirklich zu beeindrucken.
 

Er stößt mir den Ellenbogen in die Seite und dann sehe ich wie die Waffe durch die Luft fliegt. Sowohl Master Kaiba als auch der Riese folgen der Flugbahn und wir beide stürzen gleichzeit los. Die Waffe ist über den Boden geschliddert und im anderen Zimmer gelandet. Ich schicke mich gerade an den Zwei zu folgen als ich zu meinem Entsetzen auch schon sehen muss, dass der Riese sich die Pistole geschnappt hat. Ich halte in meiner Bewegung inne und auch Master Kaiba scheint auf der Stelle zu erstarren.
 

Der Hüne verzieht seine wulstigen Lippen zu einem Grinsen. "Ganz ruhig." höre ich ihn sagen. "Keine falsche Bewegung, Jungchen."
 

Der Lauf der Waffe ist auf Master Kaiba gerichtet. Von meiner Position aus habe ich nicht die geringste Möglichkeit mich dem Riesen zu nähern. Kaiba steht genau zwischen der Tür. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass Master Kaiba´s Lippe aufgesprungen ist und ein kleines rotes Rinnsal über seine blasses Kinn läuft. Sein Haar ist zerzaust, aber zu meiner Überraschung atmet er vollkommen ruhig und sein Blick ruht regungslos auf dem Riesen. Dieser grinst noch immer.
 

"Grey hatte Recht, du bist nicht ohne." höre ich ihn sagen ohne wirklich zu verstehen was er meint. Kaiba regt sich nicht. Mit ausdrucksloser Miene blickt er auf sein Gegenüber und ich frage mich, was dieser nun als nächstes vorhat. Wenn er abdrückt, hat Master Kaiba keine Chance und ich wäre nicht in der Lage etwas dagegen zu unternehmen. Ich bin zu weit entfernt, um dazwischen zu springen oder meinen Herrn zur Seite zu stoßen.
 

Vorsichtig wage ich daher einen Schritt nach vorne, doch der Riese registriert meine leichte Bewegung und wirft mir einen kurzen Blick zu. "Schön stehen bleiben." sagt er an mich gewandt, dann streift sein Blick scheinbar Master Mokuba. "Steh auf, Kleiner." befiehlt er und ich spüre wie sich alles in mir zusammen zieht. Ich höre das rasseln einer Kette und vermute, dass Master Mokuba dem Befehl folge leistet. Im nächsten Augenblick tritt er auch schon in mein Blickfeld und steht nun zwischen dem Riesen und seinem Bruder. Das Grinsen des Mannes wird noch eine Spur breiter und aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass mein Herr nun auch eine Regung zeigt. Minimal, aber sie genügt.
 

"Ich könnte euch jetzt alle einfach abknallen." sagt der Mann. Mokuba´s Augen sind stur auf seinen Bruder gerichtet. Dieser jedoch vermeidet es, ihn anzusehen und ich ahne warum. Ein Blick auf den Kleinen würde genügen, um sein Denken lahm zu legen.
 

"Du hast wirklich Glück, dass der Boss dich nicht tot sehen will." spricht der Fremde weiter und ich überlege ob ich es wagen soll, noch einen Schritt nach vorne zu machen. Irgendetwas an der Stimme des Mannes mag mir ganz und gar nicht behagen. Sein Tonfall hat etwas mehr als unangenehmes und ich glaube, Master Kaiba spürt das ebenso wie ich. Für einen Moment rechne ich damit, dass mein Herr eine Frage stellen wird.
 

Die Frage, die mir augenblicklich auch auf der Zunge brennt, aber zu meiner Überraschung sagt Master Kaiba nichts. Er sieht den Hünen weiterhin vollkommen ungerührt an. Ich sehe, dass ein Ruck durch Mokuba´s Körper geht und seine Augen füllen sich mit Tränen, doch zugleich bemerke ich, dass er verzweifelt bemüht ist, genau wie sein Bruder die Fassung zu wahren.
 

"Auf deinen Bruder trifft das allerdings nicht zu." vernehme ich die tiefe Stimme des Riesen und mein Herzschlag setzt tatsächlich aus. Ein gemeines Lachen erfüllt den Raum und das Nächste was ich bewusst wahrnehme ist, dass er die Pistole nun auf Master Mokuba richtet. Dann passiert alles wahnsinnig schnell und doch habe ich das Gefühl alles wie in Zeitlupe zu betrachten. Der Riese fletscht die Zähne und gibt einen schmatzenden Laut von sich. Master Kaiba´s Blick trifft den seines Bruders und ich sehe wie sich seine Züge noch eine Spur verhärten, etwas blitzt in den eisigen blauen Augen auf.
 

Als der Schuss sich löst, setzt mein Denken für einen Moment komplett aus. Ich glaube, ich schreie auf, bin jedoch nicht sicher ob tatsächlich ein Laut aus meinem Mund kommt. Vage nehme ich wahr, dass Master Kaiba mit einem Satz auf seinen Bruder zu springt, ihn herumreißt und dem Riesen den Rücken zuwendet, während er zugleich Mokuba unsanft zu Boden schleudert. Der Kleine schreit auf, sein Gesicht prallt auf den Holzboden und ein Ruck geht durch Master Kaiba´s Körper.
 

Die kalten Augen erstarren einen Augenblick, heften sich dann aber wieder an seinen Bruder und ich schlucke schwer als ich Erleichterung in seinen Augen zu entdecken glaube. Dann wird die Hand des Riesen nach oben gerissen und ich weiß erst nicht wie es passiert, kombiniere dann jedoch, dass Master Kaiba ihm rückwärts einen gezielten Tritt verpasst hat. Der Mann heult auf und die Waffe fliegt erneut durch die Luft genau auf mich zu.
 

Ich fange sie auf und sehe dann erst, dass Master Kaiba zu Boden gesunken ist. "SETO!" höre ich Mokuba panisch schreien. Sein Bruder liegt halb über ihm und der Kleine robbt nach vorne, nur um sich direkt umzudrehen und sich über seinen Bruder zu beugen. Ich wende mich dem Riesen zu und richte die Waffe auf ihn. Einen kurzen Augenblick steht er unschlüssig da und auch ich überlege was ich tun soll, dann springe auch ich auf ihn zu und feuere. Ich treffe seine Schulter und er zuckt schmerzverzerrt zusammen.
 

Ich drücke ein weiteres Mal ab, treffe dieses Mal seinen Brustkorb und der Mann funkelt mich mit einem unheilverkündenden Lodern in den Augen an. Er zischt irgendetwas und stürzt sich trotz seiner Verletzung auf mich, um mir die Waffe zu entreißen. Wieder löst sich ein Schuss und ich glaube, dass ich ihn dieses Mal in den Oberschenkel getroffen habe, doch dann lässt ein jäher Kinnhaken meinen Kopf hart zurückschleudern. Ich schließe instinktiv die Augen, reiße sie doch gleich wieder auf und sehe buchstäblich Sternchen.
 

Ich beiße mir fest auf die Unterlippe. Ich weiß, ich darf jetzt nicht zu Boden gehen. Master Kaiba liegt noch immer am Boden, wo genau ihn die Kugel getroffen hat ist nicht zu sagen, aber er wird so schnell nicht mehr aufstehen und Mokuba... Nein, ich muss Gegenwehr leisten oder die Beiden sind verloren und das werde ich unter keinen Umständen zulassen.
 

"Verdammter Wichser." zischt mich der Hüne an als ich ihm meinerseits einen Schlag verpasse. Mit aller Macht umklammere ich die Waffe und er gibt sich größte Mühe sie mir zu entreißen. "Dich mach ich platt..." vernehme ich wieder die tiefe, grollende Stimme und höre gleichzeitig Master Mokuba schluchzen. "Seto... Seto..."
 

Etwas in meinem Denken setzt aus. Ich habe schon oft davon gehört und gelesen, dass dies in bestimmten Situationen geschieht, dass man rot sieht, aber das es mir je passieren würde... Ich weiß nicht was ich tue als ich es tue. Erst hinterher begreife ich, dass ich dem Kerl einen gezielten Tritt in sein Heiligtum verpasst habe und er dadurch endlich auf die Knie sank. Ein Kinnhaken ins Gesicht zertrümmert seine Nase und gleichzeitig meine Hand und ich keuche auf und hole ein weiteres Mal aus. Erst als er wie ein nasser Sack zu Boden fällt, höre ich auf zu zuschlagen und komme langsam wieder zur Besinnung.
 

Ich atme schwer und betrachte den regungslosen Körper, richte instinktiv die Waffe auf den Kerl und als sein Kopf sich leicht regt, drücke ich ab. Die Kugel trifft ihn dieses Mal direkt in der Stirn und ich schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne ist er tot und ich habe mich wieder weitgehend im Griff.
 

"Niemand vergreift sich an meinen Schützlingen." sage ich mit tonloser Stimme, was eigentlich überflüssig ist, denn der Mann wird mich nie wieder hören. Dann bin ich neben meinen Herrn und helfe Master Mokuba seinen Bruder auf die Seite zu drehen. Kurz mustere ich seinen Rücken. Sein Gewand hat sich rot verfärbt und ein gewaltiger Fleck ziert seinen Rücken. Mokuba blickt verzweifelt zu mir auf und ich fühle den Puls meines Herrn. "Er lebt noch, keine Sorge." versuche ich den Kleinen zu beruhigen. "Er muss schnellstens versorgt werden. Die Wunde ist nicht so schlimm wie es aussieht, aber... " Ich spreche nicht weiter. Der Kleine ist leichenblass. Er nickt nur und ich überlege wie ich am Besten vorgehen soll.
 

Die Verletzung sieht auf den ersten Blick schlimmer aus als sie vermutlich ist. Ich habe ähnliche Wunden bei Kameraden gesehen. Wenn die Kugel nicht allzu tief sitzt... Sie muss auf jeden Fall entfernt werden, aber ich vermute, dass es keine gute Idee wäre, einen Krankenwagen zu rufen, sofern ich bezweifle, dass die medizinische Versorgung in Ägypten...
 

Ich treffe meine Entscheidung so wie Master Kaiba sie zu treffen pflegt und ich glaube auch in seinem Sinne. Der Weg bis zu dem Laden, wo die Ishtars sind, war nicht weit. Wenn ich ihn trage... Bestimmt hat man inzwischen einen Arzt für Marik gerufen, ich glaube mich zu erinneren, dass Odeon dergleichen gesagt hat.
 

Ich wende mich an Master Mokuba, dessen Blick gebannt und fast leer auf seinem Bruder ruht. "Wir bringen ihn zu Odeon." sage ich dem Kleinen und er nickt. Dann fällt mein Blick auf die Kette. Ich nehme die Waffe wieder auf. "Ich werde sie durchschießen." erkläre ich dem Jungen und er nickt erneut. Zum Glück ist die Kette lange genug, dass ich den Schuss nicht in seiner Nähe abgeben muss. Ich gehe zu dem Bettgestell und ziele. Die Glieder zerbersten und ich nehme die Kette auf. Wortlos reiche ich sie dem Kleinen und er scheint zum Glück zu verstehen. Ich sehe ihn eindringlich an.
 

"Er wird wieder." versichere ich ihm. "Seto ist stark. Du kennst deinen Bruder. Er hat schon weit schlimmeres überlebt, erinnerst du dich?" Der Junge sieht mich an und ich hoffe inständig, dass meine Worte zu ihm durchdringen. "Mokuba, du musst jetzt tapfer sein." ermahne ich ihn. "Wir schaffen es. Er schafft es." Ich bin nicht sicher ob er mir überhaupt zuhört, aber als er dieses Mal nickt, habe ich wenigstens das Gefühl, dass er den ersten Schock überwunden hat und sich wieder richtig rühren kann. Ich beuge mich zu Master Kaiba und hebe ihn so behutsam wie ich es vermag auf meine Arme.
 

Dann deute ich dem Jungen an mir zu folgen.
 

Wie wir es schaffen den Weg zu dem Laden zurückzulegen, weiß ich nicht. Ich habe lediglich das Gefühl, dass Master Kaiba immer schwerer wird und mein Herz hämmert so hart gegen meinen Brustkorb, dass ich befürchte, dass es jeden Moment zerspringt. Mokuba geht schweigend neben mir her und nur für einen kurzen Augenblick habe ich Angst, dass ich den Weg alleine nicht mehr finde, aber ich habe ihn mir doch gut genug eingeprägt. Erleichterung durchströmt mich als ich den Laden endlich sehe.
 

"Halt durch, Seto." flüstere ich dem jungen Mann in meinen Armen zu. "Ich weiß, wie zäh du bist."



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  jyorie
2013-01-19T16:24:13+00:00 19.01.2013 17:24
Hi^^

Endlich haben sie mokuba gefunden :) aber um welche Preis? Ich hoffe, das Seto es schaffen wird.

Roland sieht rot? Hm ... also sind seto und mokuba die wichtigsten Menschen in seinem leben und nicht nur ein Job für ihn.

Was hat der andere gemeint, mokuba ist egal? Er will kaiba lebend? War auch die Entführung ein abgekartetes Spiel?

Liebe Grüße Jyorie

Von:  Mito
2011-01-30T14:24:27+00:00 30.01.2011 15:24
WUÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHHHHHHHH!!!! *flenn*

Der Schuss sitzt mir immer noch in den Gliedern... aber du wirst Seto doch wohl nicht sterben lassen... nein, NEIN!
Es war eine gute Idee aus der Sicht von Roland zu schreiben, einfach genial. Ich liebe diese Sichtwechsel. Es verleiht der Story richtig Dynamik.

Mal sehen, wie es weiter geht! Bin total gespannt.

Bis denne
Von:  Yoyo
2011-01-30T12:51:00+00:00 30.01.2011 13:51
Dramaaaa~
Herrje...der arme Kaiba, dabei ist noch kein Ende in Sicht ~_~

Bin schon gespannt, wie Joey reagiert, wenn er davon erfährt.
Von:  Mito
2011-01-30T11:46:50+00:00 30.01.2011 12:46
WUÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHHHHHHHH!!!! *flenn*

Der Schuss sitzt mir immer noch in den Gliedern... aber du wirst Seto doch wohl nicht sterben lassen... nein, NEIN!
Es war eine gute Idee aus der Sicht von Roland zu schreiben, einfach genial. Ich liebe diese Sichtwechsel. Es verleiht der Story richtig Dynamik.

Mal sehen, wie es weiter geht! Bin total gespannt.

Bis denne
Von:  tenshi_90
2011-01-29T23:58:58+00:00 30.01.2011 00:58
das is ja schrecklich =(

hoffentlich kommt er durch

mach schnell weiter

lg
Von:  Asme
2011-01-29T21:19:46+00:00 29.01.2011 22:19
Oh Nein! Seto du darfst nicht sterben!!! Halte durch!

Wirklich ein super tolles Kapitel. Du kannst echt gut schreiben! Bin schon total auf das nächste gespannt. Bitte schreib schnell weiter ^-^
lg Asme


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