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Abgekarterte Spiele

"Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time."
von

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Neue Taktik

Sorry, ihr Lieben, dass ihr soooooo lange auf die Fortsetzung warten musstet, aber in den letzten Monaten hatte ich andere Prioritäten als das Schreiben.

Mein Mann hatte einen schweren Unfall und aufgrund dessen gab es wichtige familiäre Angelegenheiten, die ich regeln musste.

Nun geht langsam alles wieder bergauf, so dass ich endlich auch wieder Zeit finde an meinen FFs zu arbeiten.

Ihr könnt euch sicher sein, dass ich jede meiner noch offenen Geschichten beenden werde, allerdings werde ich wohl nicht mehr so schnell mit meinen verschiedenen Kapiteln sein. Ich werde mich dennoch bemühen euch weiterhin mit Lesestoff zu versorgen und hoffe, ihr habt nach wie vor Spaß an der Geschichte.
 


 

„Was hast du vor?“ fragt Joey mich nun schon zum zweiten Mal, aber erneut antworte ich nicht. Meine Gedanken überschlagen sich gerade, mein Verstand arbeitet fieberhaft. Ich spüre seinen fragenden Blick auf mir ruhen und mache eine leichte Handbewegung, um ihm anzudeuten, dass ich einen Moment zum nachdenken brauche. Er nickt leicht, sieht mich aber weiterhin fragend an.
 

Wenn meine Schlussfolgerungen richtig sind, wovon ich ausgehe, dann wird Alister die Nummer, welcher der Araber uns widerwillig gegeben hat, auf einer der Telefonrechnungen von Siegfried entdecken. Vermutlich handelt es sich dabei sogar um die gleiche Nummer, die wir bis zu dem Namen „John Armstrong“ zurückverfolgt haben. Ich bezweifle jedoch, dass es tatsächlich etwas bringen wird, die Nummer weiter zu verfolgen.
 

Das tut allerdings auch nichts zur Sache.
 

Der Araber hat gesagt, dass er uns bis auf weiteres observieren soll. Folglich ist er Grey´s Quelle hier in Ägypten. Durch ihn weiß der Gegner wo wir sind. Ein Punkt, den ich nun zu meinen Gunsten zu nutzen vermag. Augenblicklich scheint uns Grey schließlich immer einen Schritt voraus zu sein.
 

Und eben diesen Umstand gedenke ich zu ändern.
 

Mein Blick wandert zu Joey, der unruhig von einem Bein auf das andere tritt und dabei wie früher auf seiner Unterlippe herumkaut. Für einen Moment verzieht sich mein Mund zu einem Lächeln, dann werde ich schlagartig wieder ernst und wende mich Odion zu, der geduldig wartend neben dem Araber steht.
 

„Bring ihn irgendwo unter, wo niemand an ihn heran kommen kann.“ trage ich dem Ägypter auf, der umgehend nickt und den Gefangenen unsanft am Arm packt. „Aber sorg dafür, dass er von seinem Aufenthalt bei uns keine weiteren Spuren davon trägt.“
 

Odion nickt erneut und mit einer Handbewegung seinerseits ist der Araber auch schon auf den Beinen. Seine Augen schleudern mir giftige Pfeile entgegen. „Das wird euch nichts nützen. Man wird euch...“ hebt er mit grollender Stimme an, doch ich unterbreche ihn mit einer wegwerfenden Geste. Für einen Moment hält Omar inne, dann werden seine Augen zu zwei dunkelen Schlitzen. Seine nächsten Worte verstehe ich nicht, gehe aber davon aus, dass es sich bei ihnen um eine wüste Verwünschung in seiner Sprache handelt. Odion erwidert etwas, dass ähnlich barsch und ungehalten klingt und ich wende mich wieder Alister und Joey vor. Der Rothaarige ist nach wie vor in seine Arbeit vertieft und mein Blick streift den meines Hündchens, dem die Neugier deutlich ins Gesicht geschrieben steht.
 

„Also?“ fragt er auch schon, kaum das Odion den Raum verlassen hat und erneut gestatte ich mir ein Lächeln. „Was für eine Idee hast du?“
 

„Omar soll uns beschatten und Roland ausschalten. Warum auch immer... .“ hebe ich an und rekapituliere im Kopf noch einmal schnell meiner Überlegungen. „Sorgen wir also dafür, dass er seinen Auftrag erfüllt.“
 

Joey runzelt verständnislos die Stirn und starrt mich für den Bruchteil einer Sekunde irritiert an. Dann hellt sich seine Miene auf und im nächsten Augenblick nickt er auch schon. „Verstehe... du willst, dass dieser Quentin denkt, es wäre ihm gelungen...“ beendet er meine Ausführung und ich nicke. „Exakt.“ stimme ich zu.
 

„Und dann?“ fragt der Blondschopf weiter. „Ich meine, was denkst du passiert dann?“ Ich zucke mit den Schultern. „Ich bin nicht sicher.“ gebe ich aufrichtig zu. „Fakt ist jedoch, dass wir uns so einen Vorteil verschaffen. Vielleicht gelingt es uns sogar auf diesem Wege, an diesen Quentin heranzukommen. Auf einen Versuch kommt es zumindest an. Und was Roland anbelangt ...Grey muss einen Grund haben, warum er Roland beseitigen will. Wofür es in meinen Augen im Moment nur zwei logische Gründe gibt. Zum einen wäre es möglich, dass der gute Roland ihm ein Dorn im Auge ist, weil er sich wieder mal als ungemein effizient erwiesen hat und zum anderen...“
 

Ich halte kurz inne. Möglich, dass ich mich was den zweiten Grund anbelangt irre, ich weiß es nicht. Es ist lediglich eine Art Bauchgefühl, wenn man so will, und normalerweise gebe ich nichts auf solche Eingebungen, aber aus irgendeinem Grund habe ich den Eindruck, dass dieses Gefühl keineswegs so abwegig ist.
 

„Seto?“ reißt Joey´s Stimme mich sanft aus meinen Überlegungen. Ich lächele ihn entschuldigend an. „Nun, zum anderen wäre es möglich, dass man durch den Anschlag auf ihn erreichen wollte, dass wir unseren Aufenthalt hier noch etwas ausdehnen. Warum auch immer.“ Ich zucke erneut leicht mit den Schultern und sehe Joey deutlich an, dass er über meine Ausführung nachdenkt. Nun bin ich derjenige, der ihn erwartungsvoll ansieht.
 

„Hm.“ gibt er nach kurzem Schweigen von sich. „Durchaus möglich. Beide Punkte.“ stimmt er mir schließlich zu. „Es wäre allerdings auch denkbar, dass Grey dir damit lediglich... naja, … Es ist kein Geheimnis, dass Roland dir nahe steht. .“ Seine braunen Augen sehen mich mit stummem Bedauern an und ich weiß, was er damit sagen will.
 

Ich nicke langsam. „Das wären dann drei mögliche Gründe.“ stimme ich zu. „Denkbar, dass alle drei eine Rolle für den Anschlag spielen. Das könnte sogar am wahrscheinlichsten sein.“ Joey nickt. „Warum sollte er wollen, dass wir weiterhin hier bleiben?“ stellt er dann die nächste logische Frage und ich muss gestehen, dass ich die Antwort nicht kenne und mit einem Mal kommt mir dieser Gedanke auch an den Haaren herbeigezogen vor. Unser Aufenthaltsort dürfte für Grey im Grunde schließlich keine Rolle spielen. Schließlich war er bislang auch stets über unsere Schritte informiert.
 

Dennoch werde ich dieses Gefühl nicht los, dass es irgendetwas mit diesem Punkt zu tun hat, auch wenn Joey mit seinem Einwurf durchaus den Nagel auf den Kopf getroffen haben könnte. Grey wird wissen, dass ich Roland als Teil meiner Familie ansehe und da er nun einmal darauf aus ist, mir zu schaden...
 

Meine Familie.

Ich stocke und mein Blick wandert wieder zu Joey.
 

Wie viel weiß Grey inzwischen über mein Verhältnis zu ihm? Wäre es denkbar, dass er Kenntnis darüber hat, dass sich unsere Beziehung verändert hat?
 

Plötzlich kommt mir ein Gedanke.
 

„Wann hast du zum letzten Mal mit deinem Vater gesprochen?“ will ich von Joey wissen und meine Frage scheint ihn mehr als nur zu überraschen. Verständnislos sieht er mich an und es dauert einen Moment ehe er antwortet. „Er hat gestern angerufen.“ antwortet er und seine Augen weiten sich schlagartig. „Wieso? Woran denkst du?“ fragt er und ich höre deutlich die Sorge in seiner Stimme. Ich übergehe seine Frage und will meinerseits wissen: „Was hat er gesagt? War alles in Ordnung?“
 

Joey scheint einen Moment zu überlegen, dann nickt er. „Wir haben nur kurz geredet.“ erzählt er dann und geht in Gedanken scheinbar ihr Gespräch noch einmal durch. „Er hat sich nach dem Stand der Dinge erkundigt und...“

Schlagartig hält er inne. „Was?“ frage ich und hoffe insgeheim, dass ich mich irre und mit seinem Vater alles in Ordnung ist, dass mein Gedankengang sich als falsch erweist, aber im Grunde kann ich an seinem Gesicht ablesen, dass irgendetwas nicht stimmt. Joey zögert einen Augenblick. Dann zuckt er leicht mit den Schultern. „Jack meinte, es wäre alles in Ordnung.“ sagt er nach einer kurzen Pause. „Aber wenn ich es genau bedenke... Er klang irgendwie... anders als sonst.“
 

Ich schlucke hart.
 

„Kaiba, was...?“ hebt mein Gegenüber an, doch ich unterbreche ihn schlagartig. „Ruf ihn an, Joey.“ sage ich nur. Joey zögert. Ich sehe ihm deutlich an, dass er weiter nachhaken möchte, doch er tut es nicht und an seinem Gesichtsausdruck ist deutlich abzulesen, dass auch er nun beunruhigt ist. Was allerdings kein Wunder ist bei meinem Verhalten.
 

Ohne ein weiteres Wort greift er zu seinem Handy und betätigt die Kurzwahltaste. Sekunden vergehen bis sein Vater sich endlich meldet und ich sehe wie Joey aufatmet.
 

„Hallo Dad.“ In seiner Stimme schwingt Erleichterung, aber auch Unruhe mit. Sein Blick wandert wieder zu mir. Augenscheinlich ist sein Vater etwas überrascht über den Anruf und aus Joey´s nächsten Sätzen entnehme ich, dass er sich Sorgen macht. Vermutlich glaubt er, es wäre etwas passiert. Ich warte unruhig, während das Hündchen seinen Vater beruhigt und hoffe insgeheim, dass ich mich dennoch irre und in den Staaten alles in Ordnung ist. Zumindest geht es seinem Vater gut. Trotzdem bin ich sicher, dass in unserer Abwesenheit irgendetwas passiert ist.
 

Mein Herz schlägt ein, zwei Takte schneller als Joey endlich zum Wesentlichen kommt und gebannt beobachte ich sein Gesicht während er seinem Vater zuhört. Im ersten Augenblick verrät seine Miene nichts über das was er gerade hört, dann weiten sich seine Augen leicht und sein Blick trifft meinen. Sofort weiß ich, dass meine Vermutung richtig war. Etwas stimmt nicht, doch noch habe ich keine Ahnung was wirklich los ist.
 

„Ich rufe dich gleich zurück.“ höre ich Joey sagen. Dann ist das Gespräch beendet und ich sehe meinen Freund erwartungsvoll an. Seiner Haltung ist anzusehen, dass er mehr beunruhigt ist als besorgt und ich frage mich, was das zu bedeuten hat. Auf die gewünschten Informationen muss ich allerdings nicht lange warten. Joey kommt ohne Umschweife zur Sache.
 

„Jack hat einen Erpresserbrief bekommen.“ erzählt er mir und ich stutze. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich bin nicht sicher, was ich eigentlich erwartet habe, aber an Erpressung habe ich keineswegs gedacht. Joey redet bereits weiter während ich noch nachdenke und seine nächsten Worte setzen meine Gedanken wie ein Puzzle zusammen.
 

„Man hat ihm Bilder geschickt, die mich bei Siegfried zeigen.“ höre ich ihn sagen und im Grunde müsste er nicht weitersprechen. Ich ahne worauf es hinauslaufen wird. „Man hat damit gedroht, diese Aufnahmen der Deutschen Polizei zu zu spielen.“ Ich nicke verstehend. Die Polizei würde sich sicher für die Aufnahmen interessieren. Mehr noch, wenn den Behörden dann auch noch der Zusammenhang zwischen Wheeler und mir bekannt werden würde, sofern dem noch nicht der Fall ist, dann...
 

Ich schlucke hart.
 

Dann wäre Joey ebenso verdächtig wie ich im Falle Pegasus. Man würde nach ihm fahnden und...
 

„Was hat dein Vater noch gesagt? Was will der Erpresser?“ will ich wissen und Joey´s Miene verfinstert sich schlagartig. „Ein Treffen.“ erwidert er angespannt. „Jack soll sich mit jemandem treffen.“
 

Ich weiß, welches Szenario sich nun im Kopf des Blonden abspielt. Er vermutet eine Falle hinter diesem Treffen und vielleicht liegt er damit gar nicht mal so falsch. „Was hat dein Vater nun vor?“ frage ich weiter. Ich bin sicher, dass Jack Wheeler alles in seiner Macht stehende unternehmen wird, um seinem Sohn zu helfen. Welcher Vater würde sich anders verhalten? Was auch immer Grey also mit dieser Aktion bezwecken mag, er hat seine Züge gut gewählt.
 

„Er will hingehen.“ erklärt mir Joey nach einer kurzen Pause und ich höre deutlich die Sorge in seiner Stimme. „Er hat sich mit Jackson beraten und ist fest entschlossen, das Treffen wahrzunehmen. Er weiß natürlich, dass es eine Falle sein könnte, aber Jackson und er haben noch eine andere Vermutung.“
 

Ich runzele leicht die Stirn und sehe ihn fragend an. Er lächelt mich entschuldigend an. „Jackson ist ein sehr, sehr guter Freund meines Vaters. Sein Roland, wenn man so will.“ klärt er mich auf und ich nicke. „Jackson hat scheinbar ein paar Erkundigungen eingezogen, konnte aber keine konkreten Hinweise finden. Er geht allerdings davon aus, dass man nicht bezweckt, Dad zu entführen. Er vermutet etwas anderes...“ Joey hält inne. Seine nächsten Worte scheint er mit Bedacht zu wählen und ich glaube, dass sie ihm schwer fallen. Irgendwie wirkt er mit einem Mal zerknirscht und ich ahne, was er mir sagen will, noch bevor er weiter redet.
 

„Dad vermutet, dass man versuchen will, mich durch ihn zu beeinflussen.“ höre ich ihn schließlich sagen. „Er glaubt, dass man erreichen möchte, dass ich dich...“ Das Hündchen beendet den Satz nicht, doch ich verstehe auch so.
 

Grey hat inzwischen erkannt, dass ich nicht allein da stehe. Mehr noch, er weiß, dass ausgerechnet Joey Wheeler mein stärkster Verbündeter ist. Dank ihm habe ich Mokuba wieder. Allein dadurch hat Joey dem Feind einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und falls er über die jüngsten Entwicklungen zwischen dem Hündchen und mir Bescheid wissen sollte, nun, dann gibt es noch einen Grund, warum der Kleine ihm ein Dorn im Auge ist.
 

Aber wie sollte er von Joey und mir erfahren haben?
 

Nein, er kann nichts von „uns“ wissen. Vielleicht hat er eine Ahnung, aber bestimmt keine Sicherheit, doch unabhängig davon, ist es natürlich ein kluger Schritt, einen Keil zwischen Joey und mich zu treiben. Joey´s Vater hat das Sorgerecht für Mokuba. Sowohl Jack als auch sein Sohn würden eine Menge Ärger bekommen, wenn der Kleine plötzlich aus ihrer Obhut verschwinden würde und dazu noch die Verbindung zu Siegfried und mir.
 

„Du musst dir keine Sorgen machen.“ vernehme ich den Blonden und merke jetzt erst, dass er zu mir getreten ist. „Ich werde dich nicht im Stich lassen, Seto!“ versichert er mir. „Egal womit man mir drohen mag. Und Jack sieht das ebenso. Wir müssen nur einen Weg finden, diese ganze Sache endlich zu beenden, dann hat keiner von uns was zu befürchten. Grey ist für Siegfried´s Tod verantwortlich und...“
 

Ich bringe ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Er hält auch schlagartig inne und sieht mich fragend an. „Wenn Grey ernst macht, dann wird man nach dir fahnden. Mehr noch, dein Vater wird eine Menge Ärger bekommen und es ist nicht auszudenken welche Konsequenzen das für ihn, für euch haben wird.“ erkläre ich ernst. Ich sehe ihm an, dass er protestieren möchte, doch ich gebe ihm nicht die Gelegenheit zu Wort zu kommen. „Ich weiß, dass du mir helfen willst. Deine Loyalität steht hier nicht zur Debatte, aber wir müssen die Konsequenzen bedenken. Du weißt so gut wie ich, dass Grey keine Skrupel hat, Unschuldige in seinen Kleinkrieg mit mir hineinzuziehen.“
 

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“ will er wissen. Ich seufze. Im Grunde steht Joey´s Entscheidung längst fest. Ich sehe es ihm deutlich an. Auch wenn er sich des Risikos bewusst sein mag, augenblicklich ist es ihm egal. Er denkt nicht daran, sich von dieser Erpressung ins Boxhorn jagen zu lassen und unwillkürlich muss ich wieder an die unzähligen Male denken, bei denen er mir „Katsuya Jonouchi gibt nicht auf!“ an den Kopf geschmissen hat und muss lächeln.
 

Gleichgültig wie sehr er sich in den letzten Jahren verändert haben mag, sein Kampfgeist und sein gutes Herz hat er sich dabei bewahrt. Und genau wie früher ist ihm sein eigenes Wohl egal, wenn es um die Menschen geht, die ihm wichtig sind.
 

Und ich muss ihm nur in die Augen sehen, um zu wissen, dass ich ihm wichtig bin.
 

Doch gerade weil er mir ebenso wichtig ist, weiß ich nicht ob ich zulassen kann, dass er sich einer solchen Gefahr aussetzt. Ich weiß inzwischen was es heißt, auf der Flucht zu sein. Letztlich geht es hier auch nicht nur um ihn. Sein Vater ist ebenfalls ein Glied in dieser Kette.
 

„Hey, wir wissen doch noch nicht mal ob Dad und Jackson Recht haben!!“ gibt er zu Bedenken als ich nichts sage und lächelt mich auf diese typische Wheeler-Art an. „Ich meine, vielleicht will man auch etwas ganz anderes mit dieser Aktion bezwecken...“ Er zuckt leicht mit den Schultern. Ich seufze. „Joey, selbst wenn die Beiden sich irren, was wäre die Alternative? Möglich, dass es Grey um deinen Vater geht, dass es doch eine Falle ist... Ich weiß es nicht. In beiden Fällen ist das Risiko groß und vielleicht solltest du...“
 

Er lässt mich den Satz nicht beenden, sondern fällt mir ins Wort. „Was sollte ich? Zurückfliegen? Und dann? Du hast gerade selbst gesagt, dass wir nicht wissen, was dieser Verrückte vor hat. Sicher, es könnte eine Falle sein, aber Jack ist sicherlich nicht so dämlich und lässt sich entführen. Jackson wird schon aufpassen. Natürlich mache ich mir Sorgen. Die Nummer gefällt mir auch ganz und gar nicht, aber was sollte es bringen, wenn ich jetzt zurückfliege? In ein paar Tagen wollten wir sowieso gemeinsam zurück und...“
 

Er spricht nicht weiter, sondern sieht mich fragend an. Ich vermute, dass man meiner Miene entnehmen kann, dass mir gerade ein weiterer Gedanke gekommen ist. „Seto, was-?“ hebt er auch schon unsicher an, doch ich schüttele nur den Kopf. „In ein paar Tagen wollten wir sowieso...“ murmele ich leise und Joey starrt mich verständnislos an. „Sobald es Roland besser geht...“ füge ich nachdenklich hinzu. Der Blonde nickt. „Ja, sage ich doch, also...“
 

„Was, wenn es darum geht?“ unterbreche ich ihn und spreche somit meinen letzten Gedanken laut aus. „Ich kann dir leider nicht folgen.“ meint Joey während er mich etwas ratlos mustert. Ich nicke. Dessen bin ich mir bewusst. Mein Verstand arbeitet fieberhaft und ich muss mich bemühen eine Struktur in meine Gedankengänge zu bringen, sie in eine logische Bahn zu lenken.
 

Was dieses Erpressung anbelangt...
 

Es war für Grey abzusehen, dass Jack Wheeler darauf eingehen würde, gleichgültig um was es sich letztlich handelt. Joey´s Vater würde dieses Treffen auf jeden Fall wahr nehmen, doch ich bezweifle, dass es wirklich darum geht, seinen alten Herrn zu entführen. Das ließe sich leichter bewerkstelligen – ohne jede Erpressung. Und ginge es tatsächlich darum, Joey der Polizei auszuliefern, dann hätte Grey die Bilder den Behörden längst zuspielen können. Nein, es muss um etwas anderes gehen und vielleicht haben Jack und sein Assistent Recht, vielleicht will man dafür sorgen, dass Joey sich von mir wendet.
 

Fakt ist jedoch, dass man bezwecken möchte, dass Joey in die Staaten zurückkehrt. Vorzugsweise ohne mich. Zumindest gehe ich davon aus.
 

Und dafür muss es einen Grund geben.
 

Genau wie für Ryou´s Entführung. Und das Attentat auf Roland.
 

Bislang hat Grey keinen Zug ohne Grund gemacht. Jede seiner Handlungen war wohlbedacht. Wie sich nun gezeigt hat, auch die Explosion von Siegfried´s Villa.
 

„Du musst zurückfliegen.“ höre ich mich im nächsten Augenblick sagen und Joey starrt mich verständnislos an. Mein Tonfall ist ganz der Alte, meine Stimme duldet keinen Widerspruch und dieser Umstand scheint ihm nicht zu entgehen. „Umgehend.“ füge ich hinzu und erneut überschlagen sich meine Gedanken. Mit einem Mal glaube ich ein wenig Licht im Dunkeln zu sehen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, was dies zu bedeuten hat.
 

Während Joey sich anschickt erneut zu protestieren, wende ich mich Alister zu, der nach wie vor in seine Arbeit vertieft ist. Als ich ihn anspreche, zuckt er leicht zusammen und ich vermute, dass er von dem Gespräch zwischen Joey und mir nicht das Geringste mitbekommen hat. Er wirkt als hätte ich ihn gerade aus einer anderen Welt zu uns gerufen. „Finde heraus, wo sich John Armstrongs Mutter aufhält.“ trage ich ihm auf und der Rothaarige blinzelt kurz. Dann nickt er jedoch und wendet sich wieder seinem Spielzeug zu.
 

„Kaiba, was-...?“ Joey sieht mich an als würde er mich jeden Moment am Kragen packen und kräftig durchschütteln.
 

Ich schenke ihm ein kleines Lächeln.
 

„Vertrau mir, Joey.“ sage ich und nehme seine Hand in die Meine. „Wenn wir es richtig anstellen, schaffen wir es vielleicht uns gleich zwei Vorteile gegenüber Grey zu sichern.“
 

Und als könne er einen Teil meiner Gedanken lesen, fragt Joey nach kurzem Überlegen: "Du willst, dass ich so tue als würde ich dich im Stich lassen?" Ich nicke. "Korrekt." entgegne ich. "Sofern es bei dieser Erpressungsaktion tatsächlich darum geht, doch dass wirst du erfahren sobald dein Vater sich mit dem Erpresser getroffen hat. Dann wissen wir mehr. Auf jeden Fall wirst du dann vor Ort sein. Alles weitere werden wir dann besprechen."
 

Joey sieht mich einen Augenblick abschätzend an, dann nickt er widerwillig. "Ich bin mir zwar nicht sicher, was das bringen soll, aber wenn du denkst, dies ist der richtige Weg... Du weißt, dass ich dir vertraue, Seto!?"
 

Ich drücke leicht seine Hand und ich glaube, dass sagt mehr als jedes weitere Wort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2013-01-25T11:20:08+00:00 25.01.2013 12:20
Hi^^

Irgendwie gefällt es mir, es sieht so aus, als ob sie langsam hinter Grey
kommen und jetzt beginnen sein Spiel zu kippen, ihn auszuspielen und
zum erstenmal Anfangen einen Hebel haben um auch etwas gegen ihren
Gegenspieler zu unternehmen.

Ich hoffe es bringt etwas, wenn sie Grey vorspielen genauso zu handeln
wie er es wünscht und ihm vorgaukeln, er hätte erfolg in der Mission Joey
und Roland gehabt.

Außerdem ist es süß, wie sich Joey und Seto immer mehr beginnen zu
vertrauen, abzustimmen und zu bestärken.

Liebe Grüße Jyorie

Von:  Onlyknow3
2011-09-23T18:39:42+00:00 23.09.2011 20:39
Toll das es wieder weiter geht,freu mich sehr darüber.Bin gespannt was Seto noch erwartet bis alles geklärt ist und er zurück nach Japan kann mit Mokuba vielleicht geht Joey dann mit ihm.
Weiter so du bist klasse.

LG
Onlyknow3
Von:  Pluesch-Pueppie
2011-09-22T21:57:16+00:00 22.09.2011 23:57
Heyho - das waren also die familiären Probleme... Ich hoffe, dass wieder alles soweit beim Alten ist und er keine schwerwiegenden Folgen davon zu tragen hat.

Nun aber zu dem Kapitel.
Schön, dass du wieder da bist! Wirklich!
Habe deinen Schreibstil unheimlich vermisst.
Ich bin auch erstaunt, dass du wieder so fix in den Geschichtenverlauf "rein kommst" und es keineswegs abgehackt wirkt.

Ich bin froh, dass Joey und Kaiba nun doch von dem Erpresserbrief erfahren haben - der lag mir etwas flau im Magen. :)

Dann bleibt nur noch zu hoffen, dass Kaiba hübsches Köpfchen nicht falsch liegt und sie vielleicht wirklich voran kommen, vielleicht wirklich ein paar Schritte vorraus sind - und nicht umgekehrt!

Freue mich unheimlich auf die Fortsetzung und wünsche anbei deinem Mann eine Gute Besserung, falls diese noch von Nöten ist!

Man liest sich bald wieder!
Liebste Grüße
Püppie
Von: abgemeldet
2011-09-22T17:44:30+00:00 22.09.2011 19:44
Hi, Schön das du wider da bist.Ich habe alle deine Geschichten gelesen.es ist eine schöner als das andere.bin begeistert ich freue mich risig auf die anderen kapis.
p.s. das mit dein man tut mir leit. hofentlich gehst ihm bald besser
ciao.


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