Als ich an diesem Donnerstagmorgen aufwache riecht es nach Pfannekuchen und Marmelade. Meine Wecker zeigt 9 Uhr und langsam pelle ich mich aus meiner Bettdecke. Ich hab mein blaues Lieblings-Nachthemd an und schlüpfte in meine Pantoffeln. Dass mir mein langes, braunes, lockiges Haar wirr vom Kopf hängt und ich wahrscheinlich riesige Augenringe habe ist mir egal, Ron liebt mich schließlich so wie ich bin. Er ist mittlerweile so was wie ein großer Bruder für mich geworden. Jetzt steht er da, hat seinen Morgenmantel an, den er irgendwann bei mir gebunkert hat und brät Pfannekuchen. Jodie sitzt in ihrem Hochstuhl und lacht. „Heute kommt wieder jemand der die Wohnung anschauen will!“ ,ich setzte mich an den Küchentisch und Ron reicht mir einen Teller mit Pfannekuchen. „Das ist doch super, `n Typ oder ne Sie?“ „`Nen Typ.“ Ron setzt sich zu mir und stochert in seinem Pfannekuchen rum. „Na hoffentlich bekomm ich da keine Konkurrenz.“ Er lacht fröhlich, Jodie quiekt. Ich liebe Ron, einen besseren Vater kann ich mir für meine Tochter gar nicht wünschen. Nur dass es schon mit 19 sein musste, das ist nicht so traumhaft. „Um wie viel Uhr kommt er denn?“ „Er meinte er käme so gegen vier!“ „Gut ich treffe mich um 12 noch mit Britta, aber bis vier müsste ich sie wieder abgewimmelt haben. Ich komm dann vorbei und helfe dir ein bisschen.“ „Das ist lieb“ , ich bin glücklich. Britta ist Rons momentane Freundin. Was Frauen angeht ist Ron eine wirklich untreue Seele. Aber die Frauen sind auch so blöd, und lassen sich auf ihn ein. So wie ich. Bei den Gedanken an Britta muss ich lachen. Sie ist anders als Rons übliche Freundinnen. Nicht so groß und dürr mit Modelmaßen. Sie ist ganz anders als ich. Ich bin groß, sie ist klein. Bloß 1,67. Ich bin zwar nicht dürr wie Rons übliche Freundinnen, aber schlank bin ich schon. Britta ist immer ein bisschen zu pummelig. Sie kämpft mit den Pfunden. Aber Ron liebt jedes einzelne Röllchen an ihr. Das einzige in dem Wir uns ähneln ist unser Gesicht. Runde, weiche Konturen. Ich hab eine sehr gerade Nase, sie hat die schönste Stupsnase überhaupt. Sie hat braune Augen und braunes Haar, so wie ich. Nur ist meines lang und wellig, und ihres reicht ihr gerade bis zu den Schultern. 5 Monate sind die beiden nun schon zusammen. Und ich glaube diesmal könnte es was werden mit Ron. Ron hat gerade seinen letzten Pfannekuchen verdrückt. „Jetzt haben wir noch 2 ½ Stunden für uns, dann muss ich zu Britta.“ Wortlos schaue ich ihn an, dann fang ich an zu grinsen. „Ich denke, da haben wir noch genug Zeit für einen Spaziergang mit Duffy und einem kleinen Boxenstopp auf dem Spielplatz“. Duffy ist der Dackel meiner etwas älteren Nachbarin, die sich immer tierisch freut wenn ich mit ihrem Liebling rausgehe.
Der Stadtpark ist groß. Am nördlichen Ende hat er einen künstlich angelegten Badesee. Und direkt daneben einen Spielplatz. Und hier sitzen wir nun, auf einer Bank, dicht nebeneinander, schauen Jodie beim durch den Sand krabbeln zu und übersehen wie Duffy an eins der Spielplatzgerüste pinkelt. Ron sieht auf die Uhr. „Ich muss los, sonst zieht mir Britta mal wieder eins über, ich hab dich lieb Phie, bis dann.“ Diesmal ist er es der mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Dann läuft er zu Jodie, hebt sie in die Luft und gibt auch ihr einen Kuss. Dann geht er. Jetzt bin ich wieder allein. Allein mit Jodie und Duffy. Allein auf einer Bank auf einem Spielplatz. In all den Jahren die ich jetzt schon in Bröme lebe hatte ich keine einzige Beziehung. Schwulen oder Lesben-Bars gibt es hier schon, aber allein trau ich mich einfach nicht. Und Ron zu fragen wäre ein fataler Fehler. Und meine anderen Freunde hier wissen alle nichts davon. Ich glaub ich sollte Britta mal fragen. Wir kennen uns zwar nicht wirklich gut, eben nur von der einen oder anderen Feier, oder DVD Abenden bei Ron. Aber was nicht ist kann ja noch werden, und ich glaube sie würde es am ehesten verstehen.
