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Advent Advent

Der Weihnachtsbaum brennt?!
von

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Der Weihnachtsbaum brennt?!

Die riesige Tanne wird bestimmt zweidrittel des Wohnzimmers einnehmen, entschied Taichi und starrte das Grünzeug schlecht gelaunt an.

„Und du kommst auch wirklich allein zurecht?“, fragte seine Mutter nun schon zum zehnten Mal und öffnete gleichzeitig die Haustür. Ihr Sohn warf ihr einen beleidigenden Blick zu und winkte ab: „Natürlich Mama, und jetzt verschwinde schon, bevor alle Läden zumachen.“

„Na gut. Dann bis heute Abend.“

„Ja, ja. Tschüss.“, meinte der Junge zum Abschied und seufzte erleichtert, als seine Mutter endlich die Wohnung verlies. Hikari hatte es richtig gemacht, sie war zu einer Freundin abgehauen, sobald sie erfahren hatten, dass ihr Vater an Heiligabend noch arbeiten müsse und sie somit für die Schmückung und Beleuchtung des Festbaumes zuständig waren. Da ihre Mutter die Geschenke aus unempfindlichen Gründen immer erst am letzen Abend kaufte, war Taichi nun also allein mit der riesigen Aufgabe betreut worden, den Baum weihnachtlich zu gestalten. Das sollte ja eigentlich nicht so schwer sein, dachte er sich und krempelte sich die imaginären Ärmel seines Shirts nach oben.

Er war nun fünfzehn Jahre alt, also alt genug um so eine Kleinigkeit selbst hinzubekommen. Das würde er seinen Eltern und seiner Schwester schon beweisen. Diese hatten nämlich nur gelacht und gemeint, dass der Baum abbrenne bevor Taichi überhaupt eine Kugel auf gehangen hatte. Ha, sie würde sich noch wundern!

Etwas besser gelaunt als noch zuvor, weil er endlich allein war und die Musik so laut aufdrehen konnte wie er wollte, öffnete er die Kiste mit den Kerzen.
 

Taichi starrte den verkohlten Baum lange an, bevor ihm der kalte Schweiß auf die Stirn trat. Sein Mutter würde ihn umbringen, Hikari ihn auslachen und sein Vater… Oh Gott, dass mochte er sich lieber nicht vorstellen.

„Verdammt! Was mach ich denn jetzt nur?!“, fluchte er laut und lief das Wohnzimmer im Kreis ab. Er brauchte dringend Hilfe. Aber von wem? Yamato! Ach nein, der war ja mit seinem Bruder im Wintersporturlaub. Sora? Lieber nicht… Taichi biss sich auf die Lippen als sein Herz beim Gedanken an seine Freundin etwas schneller schlug. Gott, er liebte Sora, aber trotzdem schaffte er es nicht ihr seine Gefühle zu beichten. Stattdessen tat er alles dafür, dass sie ihn immer mehr verabscheute. Er seufzte laut und blieb vor dem Telefon stehen.

Er brauchte jemanden, der die nötige Intelligenz besaß, die Weihnachtsbeleuchtung anzubringen, ohne dass die Steckdose anfängt zu qualmen, weil er das Stromnetz mit den vielen Lichterketten überbelastet hat.

„Koushiro!“, rief Taichi laut aus und stürmte zum Telefon um die direkt die Nummer seines Kumpels einzugeben. Es klingelte einmal, zweimal.

„Hallo?“

„Hallo Koushiro! Ich bin’s Taichi! Ich brauch dringend deine Hilfe, kannst du vorbei kommen?“

Es war eine Sekunde lang still am anderen Ende der Leitung. Hatte Koushiro ihn etwa nicht verstanden? Hatte er zu schnell gesprochen?

„Ich bin in zehn Minuten bei dir.“

„Danke! Bis gleich.“

Klick.
 

„Willst du mich verarschen?!“, fragte Koushiro fassungslos als er den total verbrannten Baum betrachtete. Wie konnte man nur so ungeschickt sein, mit LED-Lichtern einen Weihnachtsbaum in Brand zu stecken?

„Ich könnte das hier ja verstehen, wenn du Agumon darum gebeten hättest die Kerzen mit seiner kleinen Flamme anzuzünden. Aber das…?!“

Taichi lachte peinlich berührt: „Keine Ahnung wie das passieren konnte… Ich habe einfach nur alle Lichterketten an das Steckbrett dort gelegt und plötzlich rauchte und brannte es…“

„Woher hast du denn das Brett?“

„Keine Ahnung. Meine Mutter hat es bestimmt in irgendeinem Billigladen gekauft.“

Koushiro seufzte. „Dann ist das wirklich kein Wunder.“

„Was?“

„Los komm mit! Wir müssen einen neuen Baum und Lichterketten besorgen, bevor deine Mutter wieder nach Hause kommt!“, versetzte Koushiro scharf.

Taichi starrte ihn einen Moment lang an.

„Sag mal, kann es sein das du schlechte Laune hast?“

Koushiro schwieg nur, biss sich auf die Lippen und drehte sich von seinem Kumpel weg. Es brachte doch nichts, wenn er Taichi davon erzählte. Es würde nichts ändern. Er blieb ein Langweiler und Computerfreak, auch wenn er seinem Freund davon erzählen würde.

„Es ist nichts. Lass uns los fahren.“

Verwundert aber einverstanden zog sich Taichi seine Jacke über und verließ zusammen mit Koushiro und einem verbrannten Weihnachtsbaum im Schlepptau die Wohnung. Ein Glück, dass die Müllcontainer nicht sehr weit entfernt waren und gleichzeitig vom Parkplatz und ihrer Wohnung nicht direkt zu sehen! So konnte sie den Baum verschwinden lassen, ohne dass seine Eltern etwas davon erfahren würden.

Taichi grinste kurz. Ein Glück das er Freunde hatte!
 

Die Straßen der Innenstadt waren dicht gefüllt mit Menschen und Autos und den vereinzelten Hunden, die trotz der Kälte und dem vom Himmel fallenden Schnee hinaus gezerrt worden waren. Alles war weihnachtlich geschmückt und beleuchtet und aus den Läden drang der warme Geruch nach Lebkuchen, Zimt und Glühwein.

„Hör gefälligst auf vor jedem Schaufenster stehen zu bleiben!“, beschwerte Koushiro sich, nachdem Taichi mal wieder die Leckereien in den Läden bewundert hatte.

Er lachte leicht und fuhr sich entschuldigend durch die Haare.

Schade dass er diesen Einkaufsbummel nicht mit Sora unternehmen konnte. Allerdings sollte das hier ja auch eigentlich keine gemütliche Zweisamkeit sein, ermahnte Taichi sich selbst. Er brauchte einen neuen Baum und Lichterketten.

„Da vorne ist ein Laden für Elektronikartikel. Lass uns da mal drin schauen.“

„Ja, ist gut.“, stimmte Koushiro ihm zu.

Sie betraten das hell erleuchtete Geschäft, in dem sich aus natürlich fast nur Männer tummelten, die die vielen strombetriebenen Geräte bewunderten und kauften.

Ohne auf seinen Freund zu warten stürmte Koushiro auf den ersten Verkäufer zu.

„Wo finde ich Lichterketten für Weihnachtsbäume?“, fragte er direkt, da es seiner Meinung nach zu lange dauern würde, wenn er selbst danach suchte.

Der Verkäufer starrte ihn einen Augenblick an, als würde er von einem anderen Planeten kommen, bevor er schallend zu lachen begann.

„Mein lieber Junge! Da hättest du früher vorbei kommen müssen. Wir haben den 24. Dezember. Die Lichterketten sind alle schon ausverkauft.“

„Was?!“, schrie Taichi beinahe und starrte den Mann an. Das konnte nicht sein, das dufte nicht sein.

„So ein Mist…“, flüsterte Koushiro leise, „Und wissen sie denn, wo ich noch welche her bekomme?“

Der Mann überlegte einen Moment: „So viel ich weiß hat kein Laden mehr welche. Aber es sollte nicht schaden, wenn ihr trotzdem mal gucken geht.“

„Vielen Dank. Und frohe Weihnachten.“

„Viel Glück, Jungs!“

„Das war ja der totale Reinfall.“, seufzte Taichi als sie wieder draußen in der Kälte standen. Was sollten sie nur machen, wenn jetzt wirklich überall die Lichterketten ausverkauft waren?!

„Lass den Kopf nicht hängen. Wir finden schon noch eine.“

„Um den Weihnachtsbaum zu beleuchten brauchen wir aber mehr als eine Kette.“

Koushiro starrte seinen Freund wütend an: „Das weiß ich auch, du Genie!“

Welche Laus ist dem denn über die Leber gelaufen, fragte Taichi sich direkt. So kannte er seinen Freund gar nicht. Koushiro war sonst immer so ruhig und es bedurfte schon einiges um ihn in rage zu versetzen. Also was war mit ihm los?
 

Total enttäuscht und niedergeschlagen ließ Taichi sich auf eine Parkbank sinken. Sie waren in allen Elektronikläden der Stadt gewesen und in keinen einzigen wurden noch Lichterketten verkauft. Und so war es nicht nur mit den Lichtern gewesen. Es gab auch nirgendwo mehr Weihnachtsbäume zu kaufen. Verdammt!

„Lass den Kopf nicht hängen. Wir finden schon noch eine Lösung.“, ermunterte Koushiro ihn.

„Ach ja, und welche bitte?“

Taichi blickte seinen Freund von unten herauf an. Langsam schwand bei ihm jegliche Hoffnung darauf dieses Weihnachtsfest leben zu überstehen. Denn seine Mutter würde ihn nicht nur ausschimpfen, wenn sie bemerkte, dass Taichi den Baum in Flammen hat aufgehen lassen. Es musste also eine Lösung geben! Er musste eine finden!

„Wenn doch nur Agumon hier wäre. Vielleicht hätte er ja eine Idee was wir machen könnten…“, seufzte Taichi und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Koushiro fuhr überrascht auf: „Das ist es!“

„Hä?“

„Taichi, das ist es! Agumon!“

„Was ist mit ihm?“

„In der Digiwelt müssten noch massig an Tannenbäumen stehen!“

In der Digiwelt? Aber natürlich! Taichi sprang auf und umarmte seinen Kumpel stürmig.

„Mensch, Koushiro, das ist es!“

Der Junge grinste von seiner eigenen Idee begeistert.

„Ich werde gleich mal Iori anrufen, damit er uns das Tor öffnet.“

So schnell sie konnten rannten die Beiden zu ihrer alten Grundschule. Iori wartete am Tor auf sie. Er stellte keine Fragen, warum die beiden so dringend in die Digiwelt mussten, ganz im Gegensatz zu Miyako, weswegen sie auch sie nicht angerufen hatten. Wenn sie ihr das erklären müssten, dann würden erstens Stunden vergehen und zweitens würde sie es all ihren Freunden weiter erzählen. Und da das Hikari mit einschloss, wäre Taichi geliefert gewesen, noch bevor Weihnachten vorbei war.
 

Im Gegensatz zur Menschenwelt war es in der Digiwelt warm und sonnig, was Taichis Launte genauso hob wie die Tatsache seinen besten Freund mal wieder in die Arme schließen zu können.

„Tai!!“, stieß Agumon immer wieder freudig aus.

„Mensch, Kumpel. Es tut so gut dich wieder zu sehen.“

„Lass die Schnulzennummer. Dafür haben wir jetzt keine Zeit.“, beschwerte sich Koushiro.

„Ihr braucht also einen Tannenbaum?“, erkundigte sich Agumon etwas verwirrt.

„Ja. Du weißt schon, so einen wie wir letztes Jahr zu Weihnachten im Haus stehen hatten.“, erinnerte Taichi ihn.

„Mh…“

„Was ist?“

„Es gibt welche, aber wie wollt ihr die aus der Erde bekommen?“

War das sein ernst oder scherzte sein Partner nur?

„Das lass mal unsere Sorge sein, zeigt uns einfach nur den Weg.“

Es war nicht weit zu Fuß zum Winterwald, aber zurück würden sie sich definitiv von Kabuterimon tragen lassen, entschied Taichi im voraus ohne seinen Freund darüber in Kenntnis zu setzen.

Der Wald war angehäuft bin Tannen und anderen Bäumen, die dank ihrer Kahlheit leider nicht mehr zu identifizieren waren. Es war also einfach sich einen Baum auszusuchen. Aber wie Agumon schon gefragt hatte, wie sollten sie ihn fällen?

„Wir hätten ’ne Axt mitbringen sollen.“, meinte Taichi und legte eine Hand an einen dicken Stamm.

Koushiro stand nur da und rührte sich nicht.

„Was ist los? Bist du im stehen eingeschlafen?“

„Psst! Sei mal kurz still.“

Der Junge lauschte angestrengt auf ein summendes Geräusch, das langsam immer lauter wurde. Er blickte zum Himmel, seine Augen mit der Hand vor den Sonnenstrahlen schützend, und wartete weiter, während das Geräusch immer lauter und lauter wurde, bis…

„Oh nein!“, stieß Koushiro entsetzt aus und zog sein Digivice aus der Hosentasche.

„Was ist denn… Oh Gott.“

Taichi starrte das Kuwagamon einen Augenblick lang an, bevor er sich zu Koushiro umdrehte und über das summende Flügelschlagen hinweg brüllte: „Warum begegnen wir eigentlich immer diesem Digimon, wenn wir hier sind?!“

Koushiro warf sich zu Boden, als das Digimon über ihren Köpfen hinweg flog und dabei seine Scheren auf und zu bewegte.

„Keine Ahnung!“, brüllte er zurück, da ihm das auch langsam etwas verhext vorkam.

„Tentomon, du musst digitieren!“

Ein greller Lichtstoß durchkreuzte den Himmel und im nächsten Moment flog bereits Kabuterimon in den Himmel hinauf, seinen Stromschlag genau auf Kuwagamon zielend.
 

„Jetzt brauchen wir uns wenigstens keine Gedanken mehr darum zu machen, wie wir den Baum fällen.“, bemerkte Taichi trocken, den halb gerodeten Winterwald vor sich anblickend.

Warum endete jeder Kampf bei ihnen eigentlich gleich immer mit einem Waldsterben?

„Kabuterimon, kannst du den Baum hier zum Computer zurück bringen?“, fragte Koushiro und deutete mit der Hand auf eine etwas kleinere Tanne, von der er aus ging, sie würde in Taichis Wohnzimmer passen. Mit seinen Füßen den Baum packend und die beiden Jungen und Agumon auf den Rücken flog es die wenigen Hundertmeter zurück, aus denen sie gekommen waren.

Sie nahmen ihre Digimon direkt mit in ihre Welt, denn sie wussten eh noch nicht wie sie den Baum aus der Schule und zu den Yagamis bringen sollten. Und außerdem war es mal wieder schön seine besten Freunde um sich zu haben. Ha, das hatten nun die anderen davon, wenn sie ihm nicht helfen wollte, dachte Taichi schadenfroh, wobei er ganz vergaß, dass er ja nur Koushiro angerufen hatte.

„Bleibt nur noch die Frage, was wir mit den Lichtern machen.“, bemerkte er, nachdem sie alle vier mit vereinten Kräften den Baum in der dafür vorgesehenen Wohnzimmerecke aufgestellt hatten.

„Wir könnten ja ein paar echte Kerzen nehmen.“, überlegte Koushiro vorsichtig. Aber nur, wenn Agumon sie nicht anzündet, fügte er in Gedanken noch hinzu als er den strahlenden Blick des Digimons bemerkte.

„Mh… keine schlechte Idee. Ich glaube, wir haben sogar welche. Warte mal eben.“

Taichi verschwand im Flur und kam kurz darauf mit einer großen Kiste zurück auf der in schwarz Weihnachten geschrieben wurde.

„Warum holst du die erst jetzt vor?“, fragte Koushiro bedächtig.

„Hab’s vergessen.“ Taichi zuckte nur mit Schultern und öffnete den eingestaubten Deckel.

In der Kiste lagen alte Weihnachtskugeln und Girlanden, sowie ein paar Kerzen und…

„Da sind ja noch Lichterketten!“

„Ja…aber die funktionieren nicht mehr.“, entgegnete Taichi auf den zweifelnden Blick seinen Freundes.

„Was stimmt denn nicht an ihnen, die sehen doch noch wie neu aus.“

„Schon, aber wenn man sie ansteckt, dann leuchten sie kurz auf und gehen dann aus.“

Koushiro starrte ihn an, bevor er zu lachen begann.

„Und deshalb gehst du davon aus, dass sie kaputt sind?!“

Taichi sagte nichts mehr. Warum musste Koushiro ihn deswegen nur auslachen? Das war ungerecht. Er kannte sich mit dieser ganzen Technik nun mal nicht aus!

„Habt ihr denn Ersatzkerzen da?“

„Ja, haben wir. Aber wofür brauchst du die?“

Koushiro ließ sich die Kerzen reichen, griff sich die defekte Kette, entfernte jeweils die erste Kerze auf beiden Seiten und setzte die neuen ein. Dann steckte er sie in die Steckdose und grinste Taichi an, der wie gebannt auf die nun funktionierende Kette starrte.

„Das ist ja toll. Kannste das auch mit den verbrannten machen?“, fragte er doch tatsächlich und Koushiro verfiel in erneutes Gelächter. Es tat so gut mal wieder zu lachen und so frei…

„Sag mal, willst du mir nicht langsam verraten, was dich so bedrückt?“, fragte Taichi plötzlich. Koushiro Kopf fuhr hoch.

„Wie, was meinst du?“

„Jetzt hör schon auf. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Also was ist los?“

Hinter ihnen fielen Agumon und Tentomon krachend zu Boden, die Weihnachtskugeln quer im ganzen Raum verteilend.

Koushiro seufzte resigniert: „Also gut… Aber versprich mir keinem davon zu erzählen.“

Sein Freund nickte nur, mit dem Augen die beiden Digimon beobachtend, die anscheinend mehr Schaden anrichten konnten als er. Auch Koushiro sah die beiden an. Er wollte darüber lächeln, aber die Erinnerung an den letzten Abend war dafür zu… schmerzlich.

„Ich hatte letzte Nacht ein Date.“

„Wow, cool! Mit wem? Kenne ich sie?“

Koushiro schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Sie wohnt ein paar Straßen von mir entfernt. Wir treffen uns meist morgens auf den Schulweg und gehen ein Stückchen zusammen.“

Sie geht also nicht auf die gleiche Schule, stellte Taichi stumm fest.

„Ich hatte letzte Woche endlich den Mut sie nach einem Date zu fragen und sie sagte tatsächlich ja. Aber dann…“

„Sie ist nicht gekommen?“, vermutete Taichi, der von Sora schon all zu oft versetzt wurde.

Koushiro schüttelte abermals den Kopf. „Nein, sie ist gekommen.“

Er verstummte kurz, während der Radiosprecher im Hintergrund den nächsten Titel ankündigte.

„Es war eigentlich ganz nett. Wir waren im Kino und anschließend essen…“

Aber wo war dann das Problem, fragte Taichi sich, der nicht glauben konnte, dass das schon das Ende der Geschichte war. Irgendwo war da noch ein Harken.

Koushiro schluckte. „Ich hab sie nach Hause gebracht und… Ach verdammt! Ich wollte sie so gerne küssen, aber sie drehte sich nur weg und meinte ’Ich sei ja sehr nett und sie hätte mich echt gern, aber sie könne sich nicht vorstellen mit einem Computerfreak wie mir zusammen zu sein’!“, platzte es aus ihm heraus und alle so gut verstauten Gefühle brodelten jetzt heiß an seiner Oberfläche.

Taichi starrte ihn einen Augenblick lang an. Das war echt ein Schlag unter der Gürtellinie gewesen. Wenn das Mädchen ihn wirklich gern hatte, dann hätte sie doch niemals solch verletzende Wörter in den Mund genommen, oder?

„Ach, verdammt!“, fluchte Koushiro leise und biss sich auf die Lippen.

Taichi stand auf, ging in die Küche und holte zwei Coladosen aus dem Kühlschrank. Er drückte die eine seinem Freund in die Hand und ließ sich dann wieder neben ihm nieder.

„Ich denke dieses Mädchen hat dich gar nicht verdient.“, meinte er entschieden.

„Was?“

„Ich meine, du hast etwas Besseres verdient als ein Mädchen, dass zu dumm ist um mit deiner Intelligenz klar zu kommen.“

Koushiro sah auf. „Meinst du das ernst?“

„Na klar!“, grinste Taichi, „Immerhin kenne ich keinen, der so schlau ist und so gut mit Technik umgehen kann wie du!“

Koushiro wurde rot. Er hatte zwar schon oft Lob für seine harte Arbeit bekommen, aber das war bisher immer nur von seinen Eltern, nicht von seinen Freunden. Umso glücklicher war er jetzt. Es tat gut einen solchen Freund zu haben, dachte er und lächelte leicht.

„Danke…“, setzte er an, doch vielen in dem Moment abermals die Kugeln laut klirrend zu Boden. Entschieden den Kopf schüttelnd über ihre beiden ungeschickten Partner erhoben die Jungen sich und banden gemeinsam mit ihnen die Lichterkette um den Baum und hingen die Weihnachtskugeln und das Lametta auf, während im Hintergrund das Radio alte Weihnachtslieder spielte.

Eigentlich, entschied Taichi, nach dem sie endlich fertig waren und sich alle auf das Sofa kuschelten, und blickte auf Koushiro hinab, der sich müde an seine Schulter gelehnt und die Augen geschlossen hatte, war es doch ein ziemlich schöner – und chaotischer – Heiligabend gewesen.
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Alaiya
2011-04-06T19:16:17+00:00 06.04.2011 21:16
Hi du :)
Bin endlich zum kommentieren gekommen. Puh.
Also ich muss sagen, dass es wohl doch die FF ist die meine Regeln am ehesten erfüllt hat und damit natürlich auch meine erwartungen getroffen hat :3

Ich fand die Idee sehr lustig und habe mich sehr gefreut, dass hier auch tatsächlich Digimon drin vorkamen! Wirklich schön gemacht und auch die Idee wie das Problem gelöst wurde fand ich klasse.

Allgemein hat es mir sehr gut gefallen, auch wenn ich ein paar kleine Kritikpunkte hätte.
Zum einen war mir der Weihnachtsmarkt für mitten in Tokyo etwas zu... Europäisch. In Ginza gibt es zwar den "Wiener Weihnachtsmarkt", aber da würde man wohl nicht hingehen (ist nämlich schweineteuer!) Aber gut, kann man drüber hinwegsehen, auch wenn ich persönlich Fan der japanischen, bunt-kitschigen Weihnacht bin xD
Dann hattest du ein paar Interpunktionsfehler und ab und an fand ich den Erzählertext schon zu umgangssprachlich...

Aber allgemein hat es mir sehr gefallen!

Preis kommt morgen ^^
Von:  Yurii-chan
2011-01-07T23:17:38+00:00 08.01.2011 00:17
Echt putzig xD
Ich frag mich wirklich, wie Taichi den Baum hat zum Brennen bringen können. Dabei wurde noch nicht mal offenes Feuer für die Beleuchtung benutzt =P
Und seine und Koushiros Art des Baumfällens ist auch recht interessant und dauert sicher nicht so lang wie die normale Methode xD

War recht amüsant, deine Fanfiction ^.^


LG Yurii-chan
Von:  Tales_
2011-01-07T17:55:59+00:00 07.01.2011 18:55
Huhu,
ich hab gerade deine Fanfic gelesen :)
Und sie hat mir wirklich ausgezeichnet gefallen.
Ich finde du Hast Taichi wirklich sehr gut getroffen und auch Izzy.
Obwohl man immer den kleinen Izzy vor Augen hat und dann nich glauben kann, das der kleine auch ein Date haben könnte :)

Taichi und der abgebrannte Weihnachtsbaum ^^
Ich hab mich echt kaputt gelacht, das passt es sowas von zu ihm :)

Und auch Fehler konnt ich keine Entdecken.
Echt eine gelungene Fanfic :3

Ich hab auch entdeckt das du am selben Wettbewerb teilnimmst wie ich :)
Ich wünsch dir Viel Glück ^^
Lg Shanti


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