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Where the heart truly lies

James Norrington x OC
von

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London, Frühjahr 1748 ~ Montague Anwesen ~ Theatre Royal

London, Frühjahr 1748

Montague Anwesen ~ Theatre Royal
 

„Du musst mir unbedingt erzählen wie es im Theater war! Ich will alles wissen! Von Anfang bis Ende! Jedes Detail will ich wissen!“

„Ich glaube, das Beste wäre wenn ich dich selber das nächste Mal mitnehme, dann müsste ich dir nicht alles erzählen, weil du es selbst sehen würdest.“

Angelica grinste und bewegte sich ein wenig hin und her. Ihre Methode war nun einfach ihre Schwester so lange zu nerven, bis sie gar nicht mehr anders konnte als sie mit zu nehmen.

„Ganz recht, würdest du dies tun, würde ich auch nicht soviel fragen. Aber da du das ja nicht tust…“

„Angelica, begnüge dich erst einmal damit, dass ich dich zu Mary-Annes Ball mitnehmen werde.“

„Tust du das wirklich?! Oh, ich liebe dich Schwesterherz! Du bist die allerbeste Schwester der Welt!“

Stürmisch drückte sich die Jüngere an ihre große Schwester.

„Vorsicht, das Kleid! Ich kann keine Falten darin gebrauchen!“

Kichernd löste sich Angelica wieder, strich die Robe wieder glatt und ordnete die Volants aus Spitze an den Ärmeln.

„Deinem James würden die gewiss ohnehin nicht auffallen.“, schmunzelte sie.

„Er ist nicht mein James… und vielleicht mag ihm so etwas nicht auffallen, aber dafür gewiss den anderen Damen im Theater.“

„Du wirst mir unbedingt erzählen müssen was die anderen getragen haben! Ich muss wissen was man trägt, Stoffe, Muster, Verzierungen, alles!“

„Es wird keine neue Robe geben, vergiss es meine Liebe.“

Sie steckte sich ihre Ohrringe an, kleine Diamanten in Fächerform an denen jeweils eine tropfenähnliche Perle hing. Dazu trug sie um ihren Hals ein feines Collier aus ebenfalls kleinen Diamanten. Die kostbaren Steine funkelten im Licht der Kerzen und passten perfekt zu den silbernen Stickereien auf ihrer Robe aus Griechisch Grün.

„Aber wenn ich schon auf einen Ball darf?“

„Nein. Du hattest erst eine neue bekommen. Du kannst nicht alle paar Wochen eine neue Robe bekommen.“

„Aber wenn ich doch auf einen Ball mit darf, dann will ich doch besonders hübsch aussehen!“

„Wir holen etwas Silberwerk, dann kann Evelyn eine deiner feineren Robe veredeln.“

„Ich habe soviel gearbeitet, ich habe mir mindestens eine neue Robe verdient!“

„Du hast dir bisher lediglich erarbeitet, dass ich dich mitnehmen werde. Wie willst du bitte Vater erklären, dass du schon wieder eine neue Robe hast? Nein, etwas Silberwerk genügt. Du wirst erstaunt sein wie anders eine Robe dadurch aussehen kann. Dann noch ein, zwei Schleifen und Voilá, du hast eine neue Ballrobe. Und jetzt hör auf zu schmollen, das macht nur Falten.“

„Lügnerin.“

„Dann schau in den Spiegel.“

Victoria legte sich ein kurzes Cape um.

„Und dieses Mal musst du nicht auf der Treppe sitzen und warten bis ich zurück bin. Nach dem Essen gehst du ins Bett, vergiss nicht, für Martha beginnt der Tag um 5 Uhr morgens. Du bist von den Aufgaben noch nicht entbunden. Bis zum Ball habe ich gesagt.“

Von draußen erklang das Knirschen von Kutschrädern und Getrappel von Pferdehufen die verrieten, dass eine Kutsche sich näherte. Hastig überprüfte Victoria noch einmal ihr Spiegelbild, ob die Frisur saß, das Blumengesteck in dieser, strich sich noch einmal Robe glatt.

„Du siehst wunderbar aus, Schwester, alles sitzt perfekt, genau richtig für einen Abend im Theater mit James Norrington, dass du so nervös bist…“, schmunzelte Angelica.

„Ich bin nicht nervös… wenn ich nervös wäre, sehe das anders aus.“

„Ja, ja, darum überprüfst du alle paar Sekunden ob deine Haare richtig sitzen.“, schmunzelte Angelica. „Viel Vergnügen mit Mister Norrington.“

Und mit einem Singsang wandte sich die Jüngere ab.

„Ich bin nicht nervös…“, wiederholte Victoria erneut leise, ertappte sich jedoch dabei wie wieder ihre Hand zu ihrem Haar wandern wollte. Sie tat noch einen tiefen Atemzug bevor sie das Haus verließ.
 

„Milady, ihr seht atemberaubend aus heute Abend.“

„Vielen Dank, James und einen Guten Abend wünsche ich ihnen.“, lächelte Victoria sachte und trat näher auf James Norrington zu der pünktlich auf die Minute war und vor der Kutsche auf sie wartete. Sein Gesichtsausdruck glich dem eines verzauberten.

„Guten Abend, Milady.“, sprach er leise, verbeugte sich leicht und wie immer folgte ein höflicher Handkuss. „Ihr… seht wirklich wunderschön aus heute Abend…“, hauchte er leise. „Nicht, das ihr sonst nicht auch wunderschön aussehen würdet, Milady sehen immer wunderschön aus…“

„Vielen Dank, James.“, lachte Victoria leise und ihre Wangen röteten sich ein wenig mehr. Leise räusperte sie sich dann als sie schon für mehrere Sekunden schweigend einander gegenüberstanden und sich ansahen. Er trug wieder das breite Grinsen auf den Lippen welches sie schon einmal bei ihm gesehen hatte, was ihr so sympathisch war und so ehrlich schien. „Nun, sollten wir nicht langsam… nach Convent Garden?“

„Oh, natürlich Milady, wenn ich bitten darf?“

Wie aus einer Trance erwacht ließ er erst jetzt ihre Hand los, öffnete die Kutschtür und war ihr beim Einstieg behilflich. Verlegen hatte er sich geräuspert. Peinlich berührt hatte er seinen Blick abgewandt. Das war ihm wirklich noch nie zuvor passiert und das war ihm peinlich aber ihr Anblick war so… atemberaubend heute Abend, dass…

„Ich freue mich darauf nach langem wieder Händel zu hören.“

Er blickte wieder auf als sie ihre Stimme erhob und ihn somit aus seinen Gedanken holte.

„Ja, es ist immer ein Genuss seinen Kompositionen zu lauschen. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass dieser Mann sich dazu entschlossen hat in England zu bleiben.“

„Ja, das können wir. Seine Musik ist einmalig. Sie besitzt… immer etwas Heiteres finde ich. Nie so düster und schwer wie Bach zum Beispiel. Er hat zwar auch einige recht heitere Stücke, aber diese sind gering.“

„Ihr mögt Musik, Milady?“

„Ohne Musik würde der Welt doch etwas ganz erhebliches fehlen, oder? Musik kann ausdrücken was wir mit Worten nicht können. Ich könnte mir zumindest eine Welt in der es keine Musik gäbe nicht vorstellen.“

„Spielen Milady ein Instrument? Ich kann mir Milady sehr gut an dem Spinett vorstellen.“, lächelte er.

„Da liegt ihr richtig, James. Ich spiele leidenschaftlich gerne Spinett wenn ich dazu komme. Und ihr, James, spielt ihr ein Instrument?“

„Nein, allerhöchstens die Schiffsglocke.“, schmunzelte er. „Ich würde Milady, gerne einmal spielen hören. Begleitet eure Schwester euch mit ihrer Stimme dabei?“

„Nein und ich singe auch nicht dazu, ich habe früh beschlossen die Welt vor meiner Gesangsstimme zu bewahren.“ Leise lachte sie und entlockte auch ihm ein kleines Lachen.

„Dabei habt ihr eine so wundervolle Stimme. Ich würde liebend gerne eurem Gesang lauschen.“

„Glaubt mir, James, das würdet ihr nicht wollen. Und ihr schmeichelt mir schon wieder.“

„Ich sagte schon einmal, in eurer Nähe kann ich gar nicht anders.“

Schweigend lächelten sich beide an bis zumindest Victoria irgendwann mit erröteten Wangen ihren Blick abwandte. Dennoch konnte sie es nicht vermeiden, dass sie immer wieder verstohlene Blicke auf ihn warf. Er trug heute zwar keine Uniform, aber einen dunkelblauen Gehrock mit silbernen Stickereien und eine Kniebundhose in demselben Blau. Da er den Gehrock offen gelassen hatte konnte sie darunter eine silbrigblaue Weste erkennen. Wie Angelica prophezeit hatte, wenn keine Uniform, dann wohl seinen besten Gehrock. Und sie musste sich langsam eingestehen, dass er in dem dunklen Blau wirklich gut aussah.

Auch er konnte nicht wiederstehen ab und an einen verstohlenen Blick auf ihre Gestalt zu werfen. Die Farbe ihrer Robe stand in einem wundervollen Kontrast zu ihrem Haar, man konnte gar nicht anders als hinzusehen, und die Diamanten ließen ihre Augen noch heller strahlen als sonst. Er würde sie nun viel lieber zum Tanz ausführen, statt zu einem Oratorium. Und um ganz ehrlich zu sein, konnte er Musik bisher nicht viel abgewinnen, sich mehr mit dieser zu beschäftigen hatte er nie die Zeit gehabt und in seinem Leben waren andere Prioritäten gesetzt worden. Natürlich wusste er wer Händel war, natürlich hatte er Händel schon einmal gehört, schließlich komponierte dieser Mann für den König. Dennoch würde er wohl kaum Bach von Händel unterscheiden können. Aber wenn sie Händel gerne hörte, war die Idee mit dem Oratorium hervorragend gewesen, so gut, dass er sich am liebsten selber auf die Schulter klopfen würde. Und für sie würde er stundenlang in einem Konzertsaal sitzen wenn es ihr gefiele.

„Lest ihr gerne, Milady?“

„Ich würde zumindest gerne mehr Zeit haben zum lesen.“, lächelte sie. „Ich habe schon seid Wochen Robinson Crusoe von Dafoe und Gullivers Reisen von Swift angefangen, bin aber nicht weiter dazu gekommen. Und ich würde wirklich gerne wieder die Werke von Pope, Philips und Thomson lesen. Ich lese wirklich nicht viel Poesie aber ihre Werke gefallen mir. Und ihr James? Bevorzugt ihr Prosa oder Poesie?“

„Weder noch.“, lächelte er sachte. „Auch mein Interesse der Literatur gegenüber ist beruflich geprägt. Zurzeit lese ich die Kriegstagebücher von Admiral Sir Robert Holmes.“

„Ich glaube diesen Namen bezüglich der englisch-niederländischen Seekriege einmal gehört zu haben?“

„Da haben Milady richtig gehört, er hatte dem Königreich einige Siege beschert.“, lächelte er.

„Die Royal Navy scheint euer Leben in vielen Bereichen zu bestimmten, scheint mir.“

„Nicht alle, Milady.“, schmunzelte er. „Aber einige ja, das gebe ich zu.“

„Hat da überhaupt eine Frau Platz in eurem Leben, James?“

„Für eine reizende Lady habe ich immer Zeit.“ Erneut musste er schmunzeln und bescherte ihr rote Wangen. Sie sah wirklich liebreizend aus mit den geröteten Wangen und der Gedanke, dass er der Verursacher dieser roten Wangen war, ließ ihn lächeln.

„Aber vielleicht würde euch Robinson Crusoe gefallen? Es geht um einen Schiffbrüchigen Seemann der auf einer verlassenen Insel gestrandet ist und erst nach 28 Jahren gerettet wird.“

„Das klingt wirklich interessant. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann wie man so viele Jahre einsam und abgeschottet von der Außenwelt überleben kann.“

„Ich kann es euch leihen wenn es euch interessiert.“

„Erst wenn ihr es gelesen habt, ich möchte euch nichts vorenthalten.“, lächelte er.
 

Der Bezirk Covent Garden mit dem Theatre Royal lag genau in der Stadtmitte, weswegen die Fahrt bis dorthin nicht lange andauerte. Sachte kam die Kutsche zu stehen vor dem jungen Theaterbau auf dem weiten Marktplatz. Nachdem Victoria ihr Cape in der Kutsche ablegte war James dieser zuerst entstiegen um Victoria hinaus zu helfen. Leise bedankte sie sich bei ihm und hakte sich bei ihm ein als er ihr seinen rechten Arm anbot. Gemeinsam stiegen sie die Stufen hinauf und betraten das Theater. Alles war hell von Kerzen erleuchtet im Innern. Schon im Foyer des Theaters tummelten sich viele Menschen, da Händel spielte war zu erwarten, dass das Theater ausverkauft war am heutigen Abend. Das wurde auch deutlich als sie sich dann in dem rot und gold ausstaffierten Theatersaal befanden und wirklich bis auf den letzten Platz alles besetzt war. Noch wurde leise gemurmelt, man konnte hören wie das Orchester sich leise einspielte.

„Die Plätze sind hervorragend, James, wie seid ihr an diese gekommen?“

„Mir war jemand noch einen Gefallen schuldig.“, schmunzelte er. „Und ich dachte mir, ein Ausflug mit Milady ins Theater wäre die passende Gelegenheit diesen einzulösen.“

„Ich danke euch noch einmal vielmals für diese Einladung. Ich bin sehr erfreut darüber mit euch zusammen einem Oratorium von Händel beizuwohnen.“, lächelte sie.

„Ich muss euch danken, Milady, dass ihr meine Einladung überhaupt angekommen habt wo wir uns erst seid kurzem kennen.“

„Bei einer so charmanten Einladung wie der euren kann man unmöglich ablehnen.“

Als es im Saal dunkler wurde und der Vorhang sich langsam hob, verstummten alle Gespräche. Es wurde still bis auf die ersten erklingenden Töne des neuen Oratoriums von Georg Friedrich Händel.
 

„Es war eine wundervolle Aufführung. Signora Casarini war eine wirklich wunderbare Cleopatra und Thomas Low ist ein herrlicher Tenor. Ich fand es wirklich großartig dabei gewesen zu sein heute Abend.“

„Es freut mich, wenn es Milady so sehr gefallen hat.“

„Oh, gefallen ist untertrieben, es war großartig! Ich weiß gar nicht wie euch dafür danken sollen mich hierher eingeladen zu haben.“

„Wenn ich euch damit eine Freude gemacht habe, ist das Dank genug, Victoria.“

„Obwohl ihr nichts dagegen hättet wenn ich euch zum Tee einlade?“, schmunzelte sie und musste ein leises Kichern unterdrücken.

„Dagegen hätte ich wahrlich nichts einzuwenden. Im Gegenteil, ich wäre hocherfreut über eine weitere Einladung.“, lächelte er.

„Dann hoffe ich, dass die Navy euch am kommenden Dienstag wieder entbehren kann?“

„Das kann sie, Milady.“ Lächelnd gab er ihr einen Handkuss. Ihm selbst war doch ein wenig schwer gefallen sich auf die Aufführung zu konzentrieren, wo sie so dicht neben ihm saß, ihr Parfum ihm in die Nase stieg. Verständlich, dass sein Blick da zuweilen nicht auf die Bühne gerichtet war, sondern er immer wieder aus dem Augenwinkel zu Victoria blickte. Er musste sich ab und an schon Mühe geben sich auf die Musik und das Schauspiel zu konzentrieren.

Victoria musste leise aufseufzen und tat einen tiefen Atemzug.

„Dann freue ich mich schon darauf euch kommenden Dienstag wieder bei mir begrüßen zu dürfen. Das ist das Mindeste was ich tun kann als Dank für diesen wunderbaren Abend, James. Es war mir wirklich eine Freude.“

„Diese Freude habe ich Milady gerne gemacht. Es ist mir schon Dank genug euch so freudig strahlen zu sehen.“

„Oh, mit einem Theaterbesuch kann man mir immer eine Freude machen.“, lachte sie leise.

„Gut zu wissen, Milady.“, schmunzelte er.

Er führte sie an seinem Arm wieder hinaus aus dem Theater, die Stufen hinab auf den Marktplatz wo die Kutsche auch schon wartete. Beim Einstieg war er ihr erneut behilflich und folgte ihr dann, saß ihr gegenüber und lächelte immer noch sachte, ebenso wie sie es tat.

„Ich muss gestehen, dass ich es schade finde, dass der Abend schon endet. Ich hätte gerne mehr Zeit in eurer Nähe verbracht, Milady.“

„Dabei habt ihr doch schon nahezu drei ganze Stunden in meiner Nähe verbracht.“

„Wenn ihr mich fragt, war das immer noch zu wenig, ihr seid eine so reizende Gesellschaft, da genügen keine drei Stunden in einem Theater.“

Sie spürte wieder wie ihre Wangen sich erröteten und ganz warm wurden.

„Nun… ihr seid gewiss auch auf den Ball von Lady Summerset eingeladen, nehme ich an? Dann werdet ihr dort ja die Gelegenheit nutzen können länger als drei Stunden in meiner Gesellschaft verbringen zu können.“

„Das hatte ich vor, Milady.“, lächelte er. „Es gibt wahrlich keine andere Dame mit der ich noch tanzen möchte, ihr scheint mir zur Tänzerin geboren zu sein.“

Nun musste sie doch etwas kichern.

„Ach James, ihr schmeichelt mir wieder zu sehr. So gut kann ich gar nicht tanzen.“

„Ihr seid zu bescheiden, Victoria. Ihr seid eine wundervolle Tänzerin. Ist man einmal in den Genuss gekommen mit euch zu tanzen, möchte man es mit keiner anderen mehr tun.“

„Nun… vielleicht bin ich ja erneut so gnädig und werde den Abend über nur mit euch tanzen?“

„Ich wäre hocherfreut darüber, Milady. Es wäre mir mehr als eine große Ehre, würdet ihr das tun.“

„Nun, wir werden sehen, James. Zuvor steht ja noch ein Tee aus.“, schmunzelte sie. Wenn sie zu sich selber ehrlich war, dann müsse sie sich eingestehen, dass die drei Stunden wahrlich zu wenig waren heute Abend und sie sich wirklich darauf freute ihn wieder zu sehen. Und ihrer Meinung nach die wenigen Tagen bis Dienstag nicht schnell genug vergehen konnten. Sie merkte, dass er ihr langsam mehr als nur sympathisch war und sie sich gerne in seiner Gesellschaft befand. Sie unterhielt sich gerne mit ihm, hörte gerne seine Stimme und welcher Frau würde es nicht schmeicheln mit Komplimenten überhäuft, ins Theater oder auf ein Schiff seiner Majestät eingeladen zu werden?

„Ich habe den Tee probiert den ihr mitgebracht hattet. Ich habe noch nie einen so guten grünen Tee getrunken gehabt, es war ein wahrer Genuss.“

„Das freut mich. Sobald ein Schiff der Company erneut mit Tee an Bord wieder in London einläuft, werde ich mich darum bemühen Milady mehr zu besorgen.“

„Die Mühe müsst ihr euch nicht machen, James.“

„Es ist keine Mühe und selbst wenn würde ich diese gerne für euch tun.“
 

Wieder am Anwesen der Montagues angekommen, war James Norrington ihr erneut behilflich die Kutsch zu verlassen und führte sie selbstverständlich bis zur Haustür.

„Es war mir eine Ehre euch heute Abend in das Theatre Royal ausführen zu dürfen, Victoria.“

„Und es war mir eine Ehre von euch begleitet worden zu sein, James.“

Er nahm ihre rechte Hand in seine und führte diese an seine Lippen, etwas länger als nötig hielt der Handkuss an, blickte ihr in die Augen und lächelte charmant, hielt ihre Hand immer noch in seine, ihre zarte, zierliche Hand…

„Ich wünsche euch noch eine geruhsame Nacht, James.“

„Die wünsche ich euch ebenfalls, Milady. Ich freue mich auf den Dienstag.“

Es folgte noch ein Handkuss bevor er ihre Hand langsam los ließ und sich von ihr lossagen konnte.

„Gute Nacht, Victoria.“

„Gute Nacht, James.“

Langsam ging er Rückwärts zur Kutsche, ließ sie nicht aus den Augen und sie selber musste leise aufseufzen als die Kutsche sich dann immer weiter entfernte bevor sie das Haus betrat und die Tür hinter sich schloss. Immer noch lag ein sachtes Lächeln auf ihren Lippen.

„Hoffentlich vergeht die Zeit schnell.“, sprach sie leise zu sich selbst.

„Damit du deinen James wieder schnell siehst?“

Victoria war leicht zusammengezuckt, hob ihren Blick und sah ihre jüngere Schwester auf der Treppe stehen.

„Ich habe nicht hier gehockt und auf dich gewartet, ich war pünktlich im Bett, ich brauchte lediglich nur ein wenig Wasser, ich hatte Durst.“, setzte diese auch sogleich zur Verteidigung an und kam dann langsam die Treppe hinunter. „Du siehst aus als wenn der Abend ganz wundervoll mit James Norrington war. Lag es an James Norrington oder an Händels Musik?“, grinste Angelica. „Du hast ganz rote Wangen, Schwesterherz.“

„Es war ein wunderbarer Abend, ja, und es ist ein wundervolles Oratorium von Herrn Händel. Du solltest es selber hören. Und jetzt hol dir dein Wasser und dann geh wieder ins Bett. Es ist spät.“

„Natürlich war der Abend nur wunderbar wegen Händels Musik, natürlich.“, grinste Angelica und kam die Treppe hinunter, begab sich in Richtung der Küche. „Ich möchte nur noch sagen, dass dir James ganz gut tut, Schwesterlein, du wirkst wie ausgewechselt.“, lächelte sie.

„Er kommt Dienstag erneut zum Tee…“, sprach Victoria leise, legte sich ihr Cape ab und entfernte sich den Haarschmuck.

„Wirst du ihn jetzt jede Woche sehen oder jeden Dienstag zum Tee einladen?“, schmunzelte Angelica und eilte schnellen Schrittes in die Küche bevor ihre Schwester sie einholen konnte.
 


 


 

Anm.:
 

Griechisch Grün = Alte Farbbezeichnung, heute bekannt als Spangrün
 

Daniel Defoe war ein britischer Schriftsteller (ca. 1659/1661 – 1731) und schrieb u.a. den Roman Robinson Crusoe der 1719 veröffentlicht wurde.

Jonathan Swift war ebenfalls ein britischer Schriftsteller (1667-1745) und schrieb den Roman Gullivers Reisen der 1726 veröffentlicht wurde.

Alexander Pope (1688-1744) und Ambrose Philips (1674-1749) waren britische Poeten, James Thomson (1700-1748) war ein schottischer Poet.

Sir Robert Holmes (1622-1692) war ein britischer Admiral der königlichen Marine und war an dem 2. und 3. englischen-niederländischen Seekrieg beteiligt.
 

Und hier ein paar Auszüge aus Alexander Balus von Georg Friedrich Händel:
 

http://www.youtube.com/watch?v=BLqRJ4JcYGQ Here amid the shady woods
 

http://www.youtube.com/watch?v=eu3PphtkB7U&feature=related Hateful man! Thy sland´rous tongue
 

http://www.youtube.com/watch?v=NIFwJ7bqEqg&feature=related Fury, with red sparkling eyes
 

http://www.youtube.com/watch?v=7r0FNSnQWMQ Ye servants of th´eternal King



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