Zum Inhalt der Seite

Ehre und Stärke IV: Thors Hammer

Gundam Wing goes ancient Rome
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.

Kommentar: @jogole: Ja, das Drama geht weiter. ;) Die Story verfolgt mich ja auch schon mehrere Jahre. Das kann man wohl mit gutem Gewissen behaupten.
 

Kapitel IX
 

Treize konnte sich später nicht mehr erinnern, wie lange er an Zechs‘ Seite ausgeharrt war. Doch allzu lange konnte es dann auch nicht gewesen sein. Mit Sicherheit war der Sklave gleich zu einem der Aufseher oder sogar dem Herr des Bordells selbst gelaufen und hatte diesen verständigt. Treize konnte es sich nicht leisten noch länger in diesem Zimmer zu sitzen und vor sich hinzustarren.

Es war auch zum Teil Treizes Erfahrung als Offizier und Soldat, die ihm halfen seine Emotionen zu unterdrücken und logisch zu denken. So deckte er Zechs‘ Körper wieder zu und wickelte ihn zusätzlich noch in eine Decke, die am Fußende des Bettes lag. Natürlich zitterten seine Hände dabei und das Atmen fiel ihm noch immer schwer, etwas schnürte ihm die Kehle zu als ob er gleich anfangen müsste zu weinen. Bevor er Zechs‘ leblosen – und viel zu leichten – Körper hochhob, wischte er sich über die Augen. Er weinte in der Tat. Jetzt verstand er nämlich auch, was es mit dieser merkwürdigen Präsenz auf sich gehabt hatte, die er in den letzten Tagen immer und immer wieder in sich gespürt hatte. Es war Zechs‘ Geist gewesen. Oder seine Seele, ein Abbild seiner Gedanken... Treize war es gleichgültig, wie man es bezeichnete. Es war ebenso unerklärlich wie seine Prophezeiung, dass Senator Barton gestorben war. Es war unerklärlich, aber unbestreitbar sie, diese Präsenz, war da gewesen.

Bevor er die Decke über Zechs‘ Gesicht breitete, berührte er die einstmals so edlen Gesichtszüge. Hätte er Zechs schon früher finden können, wenn er auf diese innere Unruhe gehört hätte? Treize war sich da nicht so sicher und jetzt war auch der falsche Zeitpunkt, um sich mit Vorwürfen zu martern.

Es war nur merkwürdig, wie er befand, dass all der Hass und die bitteren Gefühle, die er gegenüber dem Germanen gehegt hatte, mit einem mal wie trockenes Laub im Wind weggefegt wurden.
 

Vor der Tür der Kammer war es ruhig, keine Sklaven, keine Wachen und Treize beeilte sich in den Hof und die Stallungen hinabzugehen. Glücklicherweise begegnete ihm niemand, der ernsthaft Notiz von ihm oder seiner merkwürdigen Fracht genommen hätte.

Trowa saß neben den beiden Pferden auf einem Strohballen und polierte ein Stück Zaumzeug. Er sah auf als er Treizes Schritte auf dem mit Stroh ausgelegten Boden vernahm und sprang auf. Es war nun einmal nicht üblich, dass jemand wie Treize höchstpersönlich in den Stall kam um die Pferde zu holen. Mit gefurchter Stirn blickte Trowa auf das Bündel, das Treize in den Armen trug.

„Herr...?“
 

Treize legte Zechs über den Sattel seines eigenen Pferdes. Es war nicht die beste und bequemste Position, aber der Weg zu Unes Villa war ohnehin nicht lang.
 

„Herr, was soll...?“ Trowa verstummte als Treize die äußerste Decke zurückschlug und darunter Zechs‘ blonder Haarschopf und das zerschundene Gesicht zum Vorschein kam.
 

Erschrocken sog Trowa die Luft ein und er kniete neben dem Pferd nieder, um Zechs in das Gesicht zu spähen.
 

„Er ist nicht bei Bewusstsein,“, erklärte Treize. „Bring ihn zu Une. Sally ist heute Abend dort. Sie soll sich um ihn kümmern.“
 

Trowa schwieg zunächst, er musste diesen Schrecken auch erst einmal verdauen. Der Pferdeknecht war bewandert genug, um sich denken zu können, was Zechs hier im Bordell widerfahren war, trotzdem fragte er: „Habt Ihr ihn hier gefunden?“
 

„Ja“, antwortete Treize knapp. „Geh jetzt.“
 

„Aber was ist mit Euch?“ Trowa saß bereits auf seinem Pferde, die Zügel von Treizes Hengst in der linken Hand.
 

„Gib mir dein Messer Trowa“, forderte Treize und wandte sich wieder um, wollte sehen, ob ihm jemand in den Stall gefolgt war. Er hielt die Hand ausgestreckt, doch als Trowa den geforderten Gegenstand nicht in seine Hand legte, wiederholte er seinen Befehl, dieses Mal etwas schärfer.

Zögerlich löste Trowa die Lederriemen, die sein Jagdmesser am Sattel festbanden. „Was habt Ihr vor, Herr?“
 

„Ich komme bald nach!“ Damit schritt Treize schon aus dem Stall.
 

„Herr!“ Selten, dass Treize Trowas Stimme so schrill vernommen hatte. Doch der Tonfall ließ sogar ihn innehalten. „Sagt mir zumindest, was Ihr vorhabt, oder ich bleibe!“
 

„Ich werde Xenophon zur Rede stellen und du reite jetzt los! Oder missachtest du etwa meine Befehle?“ Kein Sklave, dem sein Leben und seine Anstellung lieb und teuer war, würde solch einen Befehl ignorieren und so ritt Trowa los. Doch nicht ohne sich noch einmal im Sattel umzuwenden und Treize nachzuspähen, der wieder zurück in das Hauptgebäude des Bordells ging.

Treize verbarg das äußerst gefährliche Messer in den Falten seines Ärmels als er durch die Tür trat. Er hoffte, dass sich Xenophon in seinem Büro im Erdgeschoss aufhalten würde. Doch er musste diese Vermutung nicht einmal nachprüfen, denn im Atrium, inmitten von Lustknaben und ihren Kunden, die nicht für die Zurückgezogenheit eines Zimmers zahlen wollten, begegnete ihm der Grieche. Anscheinend hatte man ihn unterrichtet, denn er war sichtlich aufgebracht. Wären sie alleine gewesen, dann Treize ihn sofort zu Boden gerungen, ihm das Messer an ein Auge gesetzt und die Wahrheit gefordert. Doch er besaß – Fortuna sei Dank – noch einen letzten Rest Verstand und bedeutete Xenophon, ihn in das Arbeitszimmer zu begleiten.

Sobald sich die schwere Tür hinter ihnen geschlossen und Xenophon noch nicht einmal ein Wort gesagt hatte, hatte ihn Treize schon gegen die Schreibtisch aus massivem Holz gestoßen. Er packte den Griechen an seiner Tunica und hievte ihn grob auf die Platte, dann drückte er ihm sein Knie in den Bauch, direkt in den Magen, und zog das Jagdmesser aus seinem Ärmel.
 

„Ich... ich weiß nichts!“, quiekte der Grieche los.
 

Treize glaubte ihm kein Wort und drückte den Kopf des Mannes mit seiner freien Hand auf den Tisch zurück. Er konnte genau beobachten, wie sich die Muskeln an Xenophons Hals anspannten und er versuchte seinen Kopf freizubekommen. Da hielt Treize das Messer an die Seite seiner Kehle, genau über der Stelle, wo die Blutgefäße entlangliefen.
 

„Du weißt, wer er war!“ Treizes Stimme klang völlig teilnahmslos, ohne jegliches Gefühl. Vielleicht war es dieser Gegensatz zu seinen impulsiven Handlungen, die Xenophon dazu veranlassten die Augen aufzureißen und sich noch stärken gegen Treizes zu wehren.

Doch selbst ein ausgebildeter und kräftiger Legionär hätte wohl kaum gegen Treize eine Chance gehabt, vor allem nicht in dem Zustand von kaum beherrschter Wut und blutigen Rachegedanken, die Treizes Verstand umtrieben.

Später würde er sich darüber wundern, dass es in der Tat der Wunsch nach Rache war, der ihn all diese Dinge hatte tun lassen.
 

„Ich wusste es nicht, mir wurde nichts gesagt!“
 

„Wer hat ihn verkauft?“
 

„Niemand!“
 

Die Klinge des Messer säbelte leicht über den Hals des Mannes und hinterließ eine Blutspur.
 

„Bei Zeus und Hera! Ihr seid verrückt!“
 

„Sagt mir die Wahrheit und ich lasse euch vielleicht leben“, drohte Treize dem Mann. „Im Gegensatz zu vielen deiner Kunden, weiß ich wie es ist einem Mann ein Messer in den Leib zu treiben. Ich kann es langsam tun oder schnell. So schnell, dass du es nicht einmal bemerken würdest! Oder es dir in den Bauch stoßen, so dass du tagelang an Fieber leidest und elendig in deiner eigenen Scheiße verreckst!“
 

„Es war Marcus, der Sohn des Kaisers!“
 

Alles hatte Treize erwartet, aber doch nicht diese Antwort. „Was redest du da?“ Tischte ihm Xenophon das nur auf, weil er um die Rivalität zwischen den jungen Adligen wusste. Wollte ihn der Grieche da etwa gegen Marcus ausspielen?

Nein, Xenophon sprach die Wahrheit, das sah Treize. Langsam richtete er sich auf und nahm das Messer weg.
 

„Der Sohn des Kaisers hat ihn hergebracht, er gab mir sogar Geld dafür. Er trug mir auf, mit niemandem zu reden und den Germanen nicht zu töten. Er sollte so lange leben wie möglich.“
 

„Wann war das?“ Treizes Stimme hatte noch nie so ruhig und abgeklärt geklungen. Er legte den Daumen gegen die Schneide des Messers. Der Schmerz an seinem Finger half ihm sich zu beherrschen und das Messer nicht doch in Xenophons Leib zu stoßen oder wenigstens in die Tischplatte vor ihm zu treiben.
 

„Nachdem eure Legion nach Rom zurückgekehrt war.“
 

Treize schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. Was wollte er jetzt noch hier?
 

„Konsul!“ Xenophon hielt ihn fest. Fasziniert beobachtete Treize wie ein paar Tropfen Blut von Xenophons Hals den Kragen seiner Tunica einfärbten. Merkwürdig, immer in solchen Situationen zogen ihn solche Details an. Vielleicht war es einfach die Art und Weise wie sein Bewusstsein sich versuchte vor den weitaus grausameren Dingen zu schützen.
 

„Konsul!“ Wie oft ihn Xenophon wohl gerufen haben mochte, bis er den Blick hob und dem Griechen in die Augen blickte?
 

„Konsul, Ihr wart immer ein angenehmer Kunde. Die Jungen haben sich nie beschwert, Ihr wart immer diskret und ich habe Euch in all den Jahren, die ich Euch jetzt schon kenne, noch nie so reagieren gesehen. Der Germane muss Euch viel bedeutet haben. Verzeiht mir meine vermessene Frage, aber war er Euer Eromenos?“
 

Eromenos. Zechs war für ihn so viel mehr, und auch so viel weniger gewesen als das, was die Griechen unter diesem Begriff verstanden. Doch Treize nickte nur langsam. Er traute seiner Stimme nicht und Xenophon die genauen Umstände zu erklären, hätte zu lange gedauert.
 

„Es tut mir Leid, natürlich wusste ich dies nicht. Aber ich fürchte, selbst wenn ich es gewusst hätte... Er hat mir viel Geld geboten und als Grieche hier in Rom, der ein Geschäft zu führen hat... Ihr versteht?“

Eine so schonungslose, ehrliche Beichte hätte Treize nicht erwartet.
 

„Er hat es mit Sicherheit geahnt, früher oder später würdet Ihr hier auftauchen und dann vielleicht auf den Germanen treffen. Marcus hat es wahrscheinlich sogar darauf angelegt.“
 

„Schweig!“, befahl Treize dem anderen Mann. Ja, er war zu den gleichen Schlüssen gekommen, aber aus Xenophons Mund wollte er das nicht hören.
 

„Du Schlitzohr von einem Grieche! Was muss ich dir bezahlen, damit du deinen Mund hältst?“
 

„Aber Konsul!“ Xenophon bereitete in einer gönnerhaften Geste die Arme aus. „Ihr schuldet mir nichts, gedenkt meiner, wenn Ihr den Thron besteigt. Lasst Euch gesagt sein: Marcus ist ein Tier und ein solches wäre Roms Untergang.“
 

Nach diesen salbungsvollen Schlussworten verließ Treize das Bordell. Geistesabwesend leckte er an der Wunde an seinem Daumen, die er sich selbst zugefügt hatte. Jupiter sei Dank, seine Gedanken kehrten wieder in normale, kühl kalkulierende Bahnen zurück. Doch er machte sich nichts vor, heute Nacht würde er höchstwahrscheinlich sich noch stundenlang in seinem Bett herumwälzen und keinen Schlaf finden.

Um Xenophon würde er sich später noch kümmern. Natürlich würde er ihm noch Geld schicken, Treize stand nicht gern in der Schuld von Männern wie Xenophon. Außerdem war der Besitzer des Bordells ein wertvoller Verbündete. Männer redeten gerne und viel, wenn Wein, Weihrauch und körperliche Liebe ihre Zunge gelockert hatten. Lustsklaven waren oft überraschend gut über die römische Politik informiert.

Xenophon hatte auch keinen Hehl daraus gemacht, dass er Marcus' Verhalten für schändlich befunden hatte. Also ein möglicher Verbündeter für Treize?
 

Marcus! Hätte Treize es verhindern können, dass der junge Mann sich so entwickelt hatte? Immerhin hatte Marcus immer um die Gunst seines kaiserlichen Vaters gebuhlt. Doch alles was Marcus von seinem Vater, dem Kaiser, gehört hatte, waren Ratschläge gewesen sich doch ein Beispiel an Treize Khushrenada zu nehmen. Sie waren Geliebte gewesen, Treize hatte diese Liebschaft zu seinen Gunsten genutzt. Es waren keine ehrlichen Gefühle gewesen, zumindest nicht auf seiner Seite. Marcus hingegen... Es war die pure Eifersucht, eine gefährliche Leidenschaft, wie man sehen konnte. Marcus wollte Treize verletzen und gönnte Zechs nicht die innige Verbindung, die er mit Treize teilte.

Treizes Schritte trugen ihn zum kaiserlichen Palast. Kühl kalkulierend oder nicht, Marcus musste dafür büßen. Treize musste Zechs rächen!
 

Aber was das klug? Er starrte die Pforte an, die zu den Eingängen der Bediensteten führte. Natürlich war auch diese Pforte bewacht, doch niemand würde ihn behelligen. Würde Marcus nicht genau erwarten, dass Treize kopflos reagierte und sich zu einer Dummheit hinreißen ließ? Eine Dummheit, deren Taten Folgen haben würde, die Treize verletzlich und angreifbar machen würden.

Oh, aber was wäre es für ein Genuss Marcus in dessen Gemächer zu überraschen und ihm mit genau diesem Messer, das er noch immer in der Hand hielt das Gemächt abzuschneiden! Es war, so befand Treize, eine durchaus angemessene Rache.

Sollte er Marcus' Spiel mitspielen?

Treize Gefühle wären befriedigt, aber es war barbarisch und unbestreitbar unklug. Selbst der Kaiser konnte ihn nicht vor den Konsequenzen einer solchen Tat bewahren.
 

Treize umfasst das Messer und atmete tief durch, genoss den Schmerz, das scharfe Brennen als sich das Metall in seine Haut schnitt. Die Klarheit, die sich daraufhin wieder in seinen Gedanken breit machte.

Er warf einen letzten Blick auf den Palast, schleuderte das Messer von sich in den nächstbesten Brunnen und ging. Schon stürzten sich die Straßenkinder auf den Schatz, den solch ein erstklassiges Jagdmesser für sie ohne Zweifel darstellte.

Treize bemerkte es nicht mehr.
 

Seine Stadtvilla lag unweit des Palastes und bevor er zu Unes Villa ging, wollte er die Medikamente holen lassen, die Sally stets in seinem Haus aufzubewahren pflegte. Sie würde all das benötigen, wenn sie sich um Zechs' Verletzungen kümmern sollte.

Gerade als er den Torbogen durchschreiten wollte, der in sein Haus führte, stürzte Wufei mit Duo heraus. Sein Leibsklave trug bereits Sallys Arzneikorb unter dem Arm. Anscheinend hatte Trowa seine Pflicht getan und Zechs zu Une gebracht. Dann war er zumindest jetzt in Sicherheit.
 

„Treize!“, Wufei schien erleichtert zu sein. „Wir dachten schon, du...“ Er bemerkte Treizes Blick, der eine gewissen Spur von Beschämen zeigte und noch dazu die blutige Hand.

Wufei nickte nur, er verstand und schickte Duo los, er möge Sally die Kräuter und Tinkturen bringen. Treize zog er in das Gebäude hinein.

Und dort in seinem Zimmer, weinte er und er ließ es zu, unterdrückte die Tränen nicht mehr. Zum ersten Mal seit er nach dem Anschlag Zechs' wieder erwacht war. Wufei kümmerte sich um seine Hand und dann um seine Seele. Saß neben ihm und wartete bis die Tränen versiegt waren.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück