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I will bite you like a brother

Warum gerade du?
von

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Wer hätte das gedacht?!

Ein dickes Sorry vorweg, dass dieses Kapitel so lang gedauert hat.

Ihr dürft mich dafür ruhig schlagen ~.~

Aber erst, wenn ihr das hier gelesen habt. :D
 

Danke an die zahlreichen Favos und die lieben Kommis von euch!

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Als ich die Augen am nächsten Morgen öffnete, war mein erster Gedanke: Scheiße, was bitte hat mich überrollt?!

Stöhnend presste ich die Lider wieder zusammen und kullerte mich gequält auf den Rücken, währenddessen mir ein hässlicher Schmerz, der aus meiner rückwärtigen Körperhälfte entsprungen schien, nun furchtbar unschön die Wirbelsäule hinaufzog.

Oh man, was hatte ich denn gestern nur getan…?

Mein Hirn war zu einem breiigen Etwas zusammengefallen, in dem klare Gedanken irgendwo untergingen. Der letzte Abend tauchte vor mir wie in einem Nebel auf; flüchtig, fern und undeutlich.

Ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern und die hässlichen Kopfschmerzen, die wie Hammerschläge hinter meiner Stirn tanzten, machten es auch nicht gerade besser.

Egal, was ich getan hatte, es konnte nichts Gutes gewesen sein…

Mit einem schmerzlich verzogenem Gesicht versuchte ich erneut, meine Augen zu öffnen und schaffte es diesmal auch soweit, dass sich zumindest meine Zimmerdecke anstarren konnte….

Moment mal… MEINE Zimmerdecke?!

Also entweder ich hatte in der Nacht, einer spontanen Eingebung folgend, meine Wände umgestaltet oder aber ich lag wirklich nicht in meinem vertrauten Heim. Ich kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, während ein Arm noch halb über meinem Kopf ruhte und blinzelte angestrengt zu der Decke hinauf, doch deren Erscheinungsbild änderte sich auch durch mein angestrengtes Starren nicht.

Hm, merkwürdig…

Ich ließ meinen Blick weiter wandern und erkannte einen Schrank, der nicht meiner war, einen Tisch, der auch nicht meiner war und… Klamotten, die definitiv nicht meine waren und verstreut im Zimmer herumlagen oder hingen…

»Okaaay….« wisperte ich zu mir selbst, während mein Hirn seine Arbeit träge und protestierend wieder aufnahm und krampfhaft versuchte, die letzten Stunden vor meinem geistigen Knockout zu rekonstruieren.

Irgendwie breitete sich ein unangenehmes Prickeln in meinem Magen aus, welches sofort tiefer zog und sich besitzergreifend in meinen Lenden breitmachte.

Ich tastete mit der freien Hand neben mir über das Laken und hob die Decke an, die nur halb über mir lag. Rote Satinbettwäsche. Nein, definitiv nicht mein Bett...

Meine Finger rutschten weiter und stießen gegen etwas vertraut Weiches und Warmes, was ein raues Murren von sich gab und mit einer trägen Bewegung davonrollte….

Mein Herz wummerte plötzlich so heftig, dass es schon fast perfekt als Wecker hätte dienen können. Kalter Schweiß brach mir aus und ich wagte kaum, zur Seite zu blicken, aus Angst, was ich dort sehen würde….

Hatte ich mich gestern Abend von irgendjemand abschleppen lassen?! Oh bitte nicht… bitte nicht dieser blonde, sabbernde Typ mit den flinken Fingern….

An den konnte ich mich seltsamerweise noch erinnern.

Ich holte mehrmals tief Luft, dann gab ich mir einen Ruck und drehte mich auf die Seite, nur um im nächsten Moment wie von der Tarantel gestochen zurückzuschrecken und das Kunststück zu vollbringen, rückwärts aus dem Bett zu kippen. Hart schlug ich auf dem Boden auf, ignorierte jedoch jeden Schmerz und rappelte mich fast panisch wieder auf.

Vorsichtig spähte ich über den Bettrand und zerrte die Bettdecke hastig zu mir heran, um mich wie ein beschämtes Mädchen damit zu bedecken. Als ob das jetzt noch von Bedeutung wäre…

Ich starrte tatsächlich in das entspannte Gesicht meines Bruders, der trotz meines albernen Verhaltes unbeteiligt und seelenruhig schlief; ein paar dunkle Strähnen in der Stirn, die Lippen halb geöffnet, die kantigen Kiefer bedeckt vom Schatten eines Dreitagebartes.

Gut… gut… Traum. Eindeutig Traum…. Das konnte ja nur ein Traum sein.

Ich hielt die Decke mit einer Hand fest an mich gepresst und streckte die andere äußerst vorsichtig aus, um gegen die Schulter meines Bruders zu tippen. Der brummte nur unwirsch, schlief aber einfach weiter.

Ich sackte auf meinen Hintern zurück, der sofort empört schmerzte und starrte sicher minutenlang einfach nur völlig entgeistert auf Dantes Gesicht, während die Bilder der letzten Nacht wie ein Hagelschauer über mich hereinbrachen und gnadenlos in mein schläfriges Hirn prasselten.

Oh…

Mein…

Gott…

Wir hatten Sex….

Im Flur…

Auf der Couch…

Später in Dantes Bett…

Hemmungslos, ungestüm, hart, verlangend…

Ich riss die Hände in die Höhe und bedeckte mein Gesicht damit, schüttelte immer und immer wieder den Kopf, um die Erinnerungen loszuwerden, doch jene blieben hartnäckig wie lästiges Ungeziefer.

Ich konnte Dantes Hände förmlich wieder auf mir spüren; wirklich überall auf mir. Sein Glied in mir, sein schwerer, verschwitzter Körper über mir, hinter mir, neben mir…

Oh verdammt. Verdammt. Verdammt….

Eine Stelle an der Seite meines Halses begann heiß zu prickeln und ich drückte die Hand erschrocken dagegen; erfühlte zwei kleine Erhebungen, die nur eins bedeuten konnten…

Ich presste mir die zitternden Finger gegen die Lippen, um nicht lustvoll zu wimmern, als mich auch die Erinnerung an Dantes Blutkuss übermannte. Sofort schoss mir die Hitze wieder zwischen die Beine; auch wenn ich es hätte verhindern wollen, es wäre vergeblich gewesen.

Allein die Gewissheit, dass er mein Blut getrunken hatte, machte mich schon wieder so scharf, dass ich förmlich innerlich glühte.

Scheiße. Scheiße. Scheiße.

Wir hätten das niemals tun sollen! Niemals!

Nur am Rande erinnerte mich ein kleines Stimmchen daran, dass Dante der Auslöser für alles gewesen war und nicht ich. Dass er diesen Stein erst ins Rollen gebracht hatte, welcher niemals hätte verrückt werden dürfen.

Nun saß ich hier auf dem Schlafzimmerboden meines Bruders, der nackt und sinnlich wie immer in seinem Bett schlief und konnte einfach nicht begreifen, was da am letzten Abend über mich gekommen war… über uns…

Das war doch alles so falsch. Völlig falsch.

Wir waren Brüder! Verflucht!

Trotz allem konnte ich auch das warme, wohlige Gefühl in der Magengegend nicht ignorieren, welches sofort bei der Erinnerung an diese heißen Nachtstunden aufgeflammt war und sich nun in meinem ganzen Körper auszubreiten schien. Ich wusste, ohne es zu sehen, dass meine Wangen selig glühten und sich ein verträumtes Lächeln auf meine Lippen gestohlen hatte….

Dante hatte mit mir geschlafen! Mit mir… er begehrte mich! Er wollte mich! Vielleicht… liebte er mich ja sogar ebenso wie ich ihn…?

Nein. Nein. Nein!

Ich schüttelte den Kopf sofort wieder, erhob mich wackelig mitsamt der Bettdecke vom Boden und hastete schon fast fluchtartig zur Tür. Ich schob mich aus diesem Zimmer, welches so verführerisch nach Sex und Dante roch, dass ich wirklich Schwierigkeiten hatte, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen und nicht wieder zurück unter die Bettdecke meines Bruders zu…

Schluss jetzt!

Ich lehnte mich für einen Moment an die geschlossene Zimmertür hinter mir und atmete betont ruhig ein und aus, die Augen geschlossen, die Decke noch immer an mich gepresst, als wäre jene ein rettender Anker, der mich in der Wirklichkeit festhalten würde.

Nach ein paar Minuten war mein Kopf der Meinung, dass ich mich nun wieder der Realität stellen könnte. Mein Körper war da allerdings noch ganz anderer Meinung…

Ich öffnete die Augen und prallte fast entsetzt vor dem Anblick zurück, der sich mir bot und mich sofort wieder schwach machte.

Auch hier im Wohnzimmer lagen überall unsere Klamotten verstreut, meine Hemdköpfe hatten sich über den halben Boden verteilt; die Wohnzimmerlampe war umgekippt, ebenso waren alle Gegenstände vom Wohnzimmertisch auf seltsame Art und Weise auf dem Teppich gelandet.

Sofort waren die Bilder wieder da, wie Dante mir das Hemd zerrissen hatte…

Wie er mich hart an der Wand genommen hatte….

Mich danach zum Sofa getragen und wir alle störenden Dinge einfach vom Tisch gefegt hatten in unserer rasenden Gier aufeinander…

Mein ganzes Gesicht glühte wie eine Herdplatte; ich musste strahlen wie ein Glühwürmchen bei Nacht.

Hastig wand ich den Blick von den sichtbaren Zeugnissen unserer frevlerischen Tat ab und stolperte völlig überstürzt ins Badezimmer, den Schmerz ignorierend, der ab und an wellenartig mein Rückgrat hinaufschoss. Mit zitternden Händen verschloss ich die Tür, dann warf ich die Decke endlich fahrig von mir und sprang unter die Dusche.

Eiskalt prasselte das Wasser auf mich herab und kühlte mein überhitztes Gemüt rasch und fast schmerzhaft intensiv wieder ab.

Meine Beine zitterten so stark, dass ich schlussendlich einfach zu Boden sank und mich in die Duschkabine setzte, den Rücken gegen die kalten Fliesen gelehnt.

Ich wusste nicht mehr, wie lang ich dort regungslos saß und das kühle Wasser unaufhörlich über mich prasselte, doch ich brauchte diese rauschende Abgeschiedenheit von meinen Gedanken in diesem Moment ganz dringend.

Ich wollte einfach ein paar Minuten nichts denken. Überhaupt nichts.

Irgendwann stellte ich das Wasser ab und kletterte umständlich wieder aus der Dusche, um mich in ein großes Handtuch zu wickeln. Vor dem Spiegel blieb ich stehen und starrte mir selbst eine Weile ins Gesicht, ohne wirklich zu wissen, was ich erwartet hatte.

Vielleicht einen völlig geschockten Reita?

Einen Reita, der, von Scham und Vorwürfen gebeutelt, krank und geschwächt wirkte?

Nichts dergleichen war der Fall. Zum ersten Mal seit Wochen sah ich wieder… wie ich selbst aus. Zufrieden. Gesund. Sogar irgendwie glücklich.

Meine Augen hatten ihr Strahlen zurückerlangt, meine Wangen waren leicht gerötet und meine Lippen zu einem zarten Lächeln verzogen.

Vielleicht hätte ich in jenem Moment alles andere als Glück und Zufriedenheit empfinden sollen, da ich doch einen großen Fehler begangen hatte, aber…

Himmel nochmal, es fühlte sich eben doch nicht wie ein Fehler an!

Nein, jetzt, nach dem anfänglichen Schrecken, war alles ganz klar und einfach… richtig. Die letzte Nacht fühlte sich einfach… richtig an. Ich wusste, dass ich zu meinem Bruder gehörte.

Und hatte er nicht auch genau jene Bestätigung in der Nacht immer wieder von mir verlangt?

Ich strich mir mit einem schweren Seufzen die feuchten Haare aus der Stirn und warf meinem Spiegelbild einen fragenden Blick zu.

Was war diese Nacht wohl für meinen Bruder?

War es nur ein Abenteuer für Dante? Ein Experiment?

War er womöglich von seinen Frauengeschichten doch nur so gelangweilt, dass er schlussendlich darauf zurückgriff, mit seinem Bruder zu schlafen…?

Himmel nein. Das wollte ich nicht glauben…

Ich wickelte mich fester in das Handtuch, da es mir plötzlich nach einer warmen Umarmung verlangte. Wie würde es jetzt nur weitergehen?

Ich konnte Dante doch unmöglich je wieder unter die Augen treten?

Ich vergrub das Gesicht in den weichen Falten des Handtuchs. Das war einfach zu peinlich.

Aber ein klärendes Gespräch stand aus. Und es war unumgänglich.

Ich straffte mich also, nickte meinem Spiegelbild zu und verließ das Badezimmer langsam wieder auf wackligen Beinen. Dante schien noch immer zu schlafen, obwohl mich ein Blick auf die Uhr davon in Kenntnis setzte, dass es schon weit nach Mittag war.

Irgendwo, tief in mir vergraben, erinnerte mich meine Vernunft an ein paar wichtige Vorlesungen, die ich heute eigentlich hatte, aber die waren mir nun schlicht scheißegal.

Zögerlich trat ich an das Fenster heran und spähte hinaus. Der Tag war trüb und grau; das Regenwasser rann in Strömen von draußen über die Scheibe und trommelte aufbegehrend auf das Fensterbrett.

Ich lehnte die Stirn gegen die kühle Scheibe und verlor mich so in meinen Gedanken, dass ich gar nicht bemerkte, wie jemand hinter mich trat und mich eine Weile beobachtete.

Irgendwann schlangen sich zwei kräftige Arme um mich und zogen mich sanft an einen warmen, kräftigen Körper heran.

Ich keuchte überrascht und auch ein wenig erschrocken auf, da ich völlig vertieft aus dem Fenster gestarrt hatte, doch eine leise, rauchige Stimme erklang sanft neben meinem Ohr: »Ich bin´s nur…«

Mein Körper war an diesem Morgen ein wahres Wunderwerk an Empfindungen; ich kam mir fast wie ein bunter Jahrmarkt vor, auf dem an jeder Ecke Gefühle wie Attraktionen feilgeboten wurden.

Im ersten Moment war ich tatsächlich beruhigt und fühlte mich irgendwie unpassend geborgen in Dantes Armen, im nächsten Moment schon raste mein Herz wieder los, als wollte es einen Wettlauf gegen einen Berufssportler gewinnen und mein Körper erhitzte sich so stark, dass ich schon meinte, es müsste aus dem Handtuch dampfen.

Warum musste Dante auch stets solch eine Präsenz von Sex und Verführung ausstrahlen?

Das hielt doch niemand aus!

Eine Weile sagte keiner von uns etwas; betretenes Schweigen zog sich zäh wie Kaugummi zwischen uns dahin, während wir zusammen aus dem Fenster starrten und wohl jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Ich wagte kaum, mich zu rühren und auch Dante bewegte sich nicht.

Irgendwann brach er das Schweigen. »Es tut mir leid.« raunte er schlicht, fast tonlos.

Die Worte trafen mich wie Schläge schmerzlich in den Magen; ich presste die Lider fest zusammen und schluckte die aufwallenden Tränen krampfhaft hinunter. Ich würde nicht heulen wie ein Mädchen…

Wenn ich mich am meisten vor etwas gefürchtet hatte, dann waren es diese schlichten Worte gewesen.

Es tat ihm leid. Die ganze Sache tat ihm leid.

Also war es von seiner Seite aus nur ein großer Fehler gewesen… war ich nur ein großer Fehler gewesen…

Etwas, was man am nächsten Morgen bereute.

»Du verdammtes Arschloch…« stieß ich gepresst aus und versuchte mich aus seiner Umarmung zu befreien. Am liebsten hätte ich ihm meine Fäuste unkontrolliert ins Gesicht gehämmert. »Ich hab mich in dich verliebt und dir tut es leid?! Dir tut es leid, Dante?!« Meine Stimme schraubte sich verzweifelt nach oben, doch es war mir egal, dass ich wie ein weinerliches Kleinkind klang. Mir war auch nicht wirklich bewusst, dass ich ihm eben meine Gefühle gestanden hatte. Ich spürte, dass er sich kurz versteifte; das schien ihn wohl doch getroffen zu haben.

»Was bist du eigentlich? Ein kranker Psychopath, der Spaß daran findet, die Gefühle anderer zu verletzen?!« schrie ich schon fast.

Immer noch wandte ich mich in seinem Griff, doch er ließ mich nicht los, sondern presste mich stattdessen noch fester gegen sich; strich beruhigend über meinen Körper und raunte leise an meinem Ohr: »Pssst, Reita. Beruhige dich. Du hast das völlig falsch verstanden… ich bereue die letzte Nacht nicht. Himmel, niemals könnte ich das bereuen. Hörst du?« wisperte er eindringlich.

Der Sinn der Worte brauchte eine Weile, um in meinem überforderten Hirn anzugelangen, doch dann wurde ich schlagartig ruhig und wehrte mich nicht mehr gegen seinen Griff. Er drückte mich schon fast schmerzhaft gegen sich, als hätte er Angst, dass ich doch noch verschwinden könnte.

Mein lauter Atem hallte neben meinem rasenden Herzschlag im Raum wieder, während ich fast begierig darauf wartete, dass er weitersprach.

Sag etwas, verdammt!

Er schluckte mehrmals, bevor er seine Stimme wiederfand. »Reita, ich bereue die letzte Nacht nicht.« wiederholte er rau. »Alles, was ich bereue ist, dass ich dich so grob und ungestüm mit meinen Gefühlen überfallen habe. Du hattest gar keine Chance, dich zu wehren. Es tut mir leid, Reita. Ich war wie ein Tier, nicht ich selbst… es tut mir leid….« Seine Stimme erstarb kraftlos und sein Kopf sackte auf meine Schulter. Seine Finger gruben sich fest in meine Oberarme und ich konnte fühlen, dass er zitterte.

Himmel, ich hatte meinen Bruder noch nie so aufgelöst erlebt. Er musste sich wirklich schreckliche Vorwürfe wegen dem, was geschehen war, machen…

Er tat mir nun furchtbar leid in diesem Augenblick; ich wollte ihn so nicht sehen. Ich konnte meinen Bruder, der sonst immer selbstsicher und stark wirkte, so verzweifelt einfach nicht ertragen. Noch dazu, wenn seine Bedenken völlig unbegründet waren. Es war ja nicht so, als hätte ich nicht schon eine ganze Weile auf genau diese eine Nacht gewartet…

Aber es gab so viel, was ich wissen wusste. So vieles, was in der Leidenschaft der letzten Nacht einfach untergegangen war.

»Dante….« begann ich zögerlich. »Warum…?« Nervös befeuchtete ich mir die Lippen und sah weiterhin starr aus dem Fenster, gegen das der Regen fortwährend trommelte. »Warum hast du… warum das alles letzte Nacht? Warum hast du mit mir geschlafen?« fragte ich fast ängstlich.

Er schnaubte leise, als würde er sich über etwas amüsieren, bevor die Last seines Kopfes von meiner Schulter verschwand. »Weißt du das denn nicht? Kannst du es dir denn nicht denken?« hauchte er gegen meinen Nacken, wo sich sofort sämtliche Härchen aufstellten. Mit Mühe unterdrückte ich ein erregtes Seufzen.

Dantes Lippen strichen federleicht über meine empfindliche Haut, bevor er weitersprach und mir gar keine Gelegenheit ließ, seine Fragen zu beantworten. Ich hätte es eh nicht gekonnt, da er immer noch so undurchsichtig für mich war wie ein Nebelfetzen. »Reita, ich glaube, ich habe mich bereits in dich verliebt, als du das erste Mal an der Hand unseres Vaters in unser Haus kamst und er dich vorgestellt hat. Du warst damals so klein, so zerbrechlich und so wunderschön… ich war dir sofort verfallen.«

Er legte den Kopf wieder auf meiner Schulter ab und im regennassen Glas vor mir konnte ich unsere Spiegelbilder und unsere beiden Gesichter erkennen. Dantes blaue Augen strahlten schon fast unnatürlich hell und fesselten meinen Blick.

»Ich wollte es nicht wahrhaben, Reita. Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich mich in meinen Bruder verliebt hatte. Ich konnte unsere Familie doch nicht durch meine sündigen Gedanken beschmutzen. Stell dir nur den Skandal vor, wenn Vater es herausgefunden hätte. Und vor allem dich wollte ich vor mir selbst beschützen. Ich wollte diese Gefühle begraben, damit du unbefleckt von ihnen leben konntest. Aber irgendwie hab ich es doch nicht geschafft…« Er lachte rau und recht humorlos, umarmte mich wieder fester. »Egal, wie hoch ich die Mauer um mich baute; egal, wie viele Frauen ich benutzte, ich konnte dich nicht nie nur als Bruder sehen. Es funktionierte einfach nicht…«

Nun klang seine Stimme fast verzweifelt und ich hob die Hände, um sie über seine zu legen, da seine Arme noch immer um mich geschlungen waren. Sofort verhakten sich unsere Finger ineinander; eine stumme Geste des Zusammenhaltes. Wir waren eben Brüder.

»Ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte. Mit diesen verbotenen Gefühlen in mir. Verzeih mir, dass ich ab und an keinen anderen Weg sah, als dir wehzutun, Reita. Ich dachte wirklich, ich könnte dich irgendwann aus meinem Kopf verbannen und tatsächlich eine Frau lieben.« Er schnaubte spöttisch, bevor er fortfuhr. »Ich bemerkte, dass du mich immer öfter so seltsam angesehen hast und in meiner Nähe meist recht seltsam warst, doch ich wollte deinem Verhalten keinen besonderen Wert beimessen und dachte, ich konnte es ignorieren. Da lag ich so was von daneben…«

Dante hielt wieder inne und lange war nichts außer dem Rauschen des Regens zu hören.

Ich selbst brauchte diesen Moment des Schweigens, um das eben gehörte zu verdauen. Irgendwie kam es mir so völlig unwirklich vor und doch schien alles auch auf einmal Sinn zu ergeben.

Es erschien mir grausame Ironie des Schicksals, dass wir beide genau dasselbe die ganze Zeit über schon füreinander gefühlt hatten, doch keiner die Kraft gehabt hatte, den ersten Schritt zu wagen.

»Als ich dich dann gestern Abend mit diesem Typen gesehen habe…« Dante schloss kurz die Augen, wie ich in unserem Spiegelbild erkannte und ein tiefes Grollen vibrierte an meinem Rücken. »Da sind bei mir sämtliche Sicherungen durchgebrannt. Irgendwie war es schon ein Schock für mich gewesen, so vor Augen geführt zu bekommen, dass du schwul bist und meine Sehnsüchte vielleicht doch nicht so hoffnungslos sind…. Aber dann dieser Typ an deiner Seite, der das bekommen sollte, was ich schon so lange erfolglos begehrte…. Das war einfach zu viel für mich. Ich hätte ihn am liebsten getötet.« Die gefährliche Kälte, mit der mein Bruder diese Worte sprach, versicherte mir deutlich, dass er es auch genauso meinte. Und ich zweifelte keine Sekunde daran.

Ich wollte mich schon zu ihm umdrehen, ihm offen ins Gesicht sagen, dass ich ihn doch ebenso lange schon begehrte, doch da blitzte in meinen Erinnerungen das Bild einer halbnackten Frau auf, die hier in der Wohnung stand und mich mit ihrem dämlichen Lächeln zur Weißglut gebracht hatte.

Ich versteifte mich. »Wer war die Frau, Dante? Die Frau, die du mit hierher gebracht hast?« fragte ich ihn so neutral wie möglich, doch das ich wegen dieser Sache immer noch mehr als verletzt war, hörte man einfach heraus.

Sein Kopf erhob sich von meiner Schulter; in seinem Gesicht spiegelte sich erst Verwirrung, dann Erkenntnis. »Vero?!«

»Mir egal, wie sie heißt…« zischte ich eifersüchtig. Oh man, wie ich mich selbst in diesem Moment für meine Unbeherrschtheit hasste. Aber wenn es um Dante ging, verlor ich einfach zu gern die Beherrschung.

»Diese Frau bedeutet mir überhaupt nichts.« beeilte sich Dante zu sagen, bevor er mit einem seltsamen Schmunzeln anfügte: »Obwohl sie es wohl sollte.«

»Was!?« Ich wollte schon wütend herumfahren, doch mein Bruder zog mich wieder in seine stahlharte Umarmung, sodass ich keine Chance hatte, zu entkommen. Ich spürte seine stopplige Wange an meiner, während er meinem Blick wieder im Spiegelbild des Fensters begegnete.

»Sie ist meine Verlobte, Reita. Aber…« beeilte er sich zu erklären, da ich meine Augen gefährlich verengte. »…da ist nichts. Weißt du, warum sie hier war? Nur, damit ich ihr erklären konnte, dass ich sie nicht heiraten werde, weil ich jemand anderes liebe. Und ich diesen jemand nicht aufgeben werde, egal wie sinnlos meine Gefühle scheinen.«

Seine Worte rührten mein Herz und machten mich und meine Knie verdammt weich, doch so leicht wollte ich es ihm dann doch nicht machen. »Und zum Reden musste sie sich nackt ausziehen?« knurrte ich ungehalten.

Dante lachte leise und rieb seine Wange an meiner, was mir einen verräterisch wohligen Laut entlockte. Es war einfach zu gut, ihm endlich uneingeschränkt so nah sein zu dürfen.

»Sie hatte den Weg hierher leichtsinnigerweise ohne Sonnenschutz zurückgelegt und war einfach nur kalt duschen gewesen, um ihre gereizte Haut abzukühlen. Mehr war da schon nicht. Bitte glaub mir… Sie war sogar recht froh über meine Zurückweisung, da auch ihr diese arrangierte Ehe von Anfang an kaum zusagte.« flüsterte er und kurz darauf spürte ich seine Zungenspitze, die sich heiß ihren Weg über meine Ohrmuschel bahnte. »Wenn du nicht wie ein eifersüchtiger Verrückter weggelaufen wärst, hätte ich dir das auch erklärt.« Seine Stimme klang sanft tadelnd, aber ebenso gerührt.

Ich schloss die Augen und gab mich meinen Empfindungen ganz hin, lehnte mich vertrauensvoll gegen meinen Bruder und fühlte mich zum ersten Mal vollkommen befreit und glücklich, auch wenn die ganze Situation so trügerisch schön war.

»Du weißt schon… dass das hier ein Fehler ist…« brachte ich angestrengt hervor, da Dantes Zähne und Lippen gerade ziemlich intensiv mit meinem Ohr beschäftigt waren. »Wir… sind Brüder…«

»Ist mir egal…« raunte er völlig gleichgültig, als ob ihn das gerade wirklich am allerwenigsten stören würde. Sein begehrlicher Mund wanderte an meinem Hals hinab und setzte seinen Weg zu meiner Schulter fort.

Irgendwann musste sich auch mein Handtuch überraschenderweise verabschiedet haben, denn ich stand plötzlich nackt und erhitzt in der Umarmung meines Bruders.

»Weißt du eigentlich, wie lange ich mich schon genau nach diesem Moment sehne….?« wisperte ich keuchend mit in den Nacken gelegtem Kopf, da Dantes Hände lockend und zärtlich über meinen entblößten Leib strichen.

Seine Finger kreisten liebevoll um meine Brustwarzen, die diese Behandlung sofort mit fester Empfindsamkeit quittierten. Ein zarter Biss in den Nacken ließ mich lustvoll erschaudern.

»Bestimmt nicht so lange, wie ich mich bereits nach dir sehne…« wisperte er.

Ich war schon wieder Wachs in seinen Händen, doch anstatt darüber beschämt zu sein, gab ich mich diesen Gefühlen diesmal einfach hin. Ich wollte mich nun endlich wieder umdrehen, wollte seine Lippen wieder kosten, mich an ihn pressen, doch noch entließ er mich nicht aus seiner Umarmung.

Quälend träge waren seine Liebkosungen jetzt, kein Vergleich zu den wilden und ungestümen Berührungen der letzten Nacht. Doch ich musste zugeben, dass mir das hier genauso gut gefiel.

»Dante…« seufzte ich mit bebender Hüfte, während seine Hände neckend um meine bereits wieder erwachte Erregung strichen, ohne das er mir den Gefallen tat, diese richtig zu berühren. »Du… hast mein Blut getrunken…«

»Hm…« stimmte er mir schlicht brummend zu und überzog meinen Nacken und meine Schulterblätter mit federleichten, süßen Küssen, bevor ich seinen Mund wieder nah an meinem Ohr verspürte: »Willst du auch meines kosten?«

Ich war von dieser Frage so aus der Bahn geworfen, dass ich mich nun doch zielstrebig umdrehte und ihn forschend ansah. Doch aus seinen Zügen konnte ich nichts anderes lesen als grenzenlose Zuneigung, Begierde und völlige Ernsthaftigkeit.

»Du…du meinst… ich… und du… dann würden wir… den Bund…« stotterte ich völlig unbeholfen und selten dämlich vor mich hin, während allein schon die Vorstellung daran meine Fangzähne wachsen und meinen Körper vibrieren ließ.

Er lächelte nur schmal zur Bestätigung und sparte sich jede weiteren Worte. In seinen leuchtenden Augen erkannte ich die ehrliche Zustimmung und Entschlossenheit, sich für immer an mich zu binden. Die Spitzen seiner Fangzähne ragten bereits wieder aus seinen vollen Lippen.

Unvermittelt ergriff er mich und hob mich auf seine Arme, presste mich gegen seinen heißen Leib und erst jetzt bemerkte ich, dass er ja immer noch nackt war.

Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich verlangend und leidenschaftlich, bevor er an meinen geschwollenen Lippen flüsterte: »Ich will dich, Reita. Jetzt sofort. Und diesmal werde ich viel zärtlicher und langsamer sein, bis du unter meinen Händen vor Lust zerfließt.«

Ich stöhnte gierig auf, schlang die Arme um seinen Nacken und ließ mich von ihm wieder ins Schlafzimmer tragen.
 

tbc....

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Wie schon in der Beschreibung erwähnt, ist das das Ende.... aber nur vorläufig ;)

Eine Fortsetzung ist geplant.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  BODYROCKER
2011-05-28T13:00:13+00:00 28.05.2011 15:00
Hey, ich mal wieder. Ich weiß garnicht wo ich anfangen soll. Eigentlich wollt ich ja zu jedem Kapi ein kommentar hinterlassen, war aber so vertieft das ichs irgendwie vernachlässigt hab. Ich mag Vampire und ich mag Dante & Reita |D omg das ist so toll und du weißt garnicht wie wuschig du mich bei dem vorletzten Kapitel gemacht hast *lach* mir stand wortwörtlich das Maul offen...weißt du eigentlich wie verdammt gut du diese szene beschrieben hast? Ich war jedenfalls hin und weg!!! Und unbeeeeedingt musst du eine Fortsetzung zu den beidne schreiben. Ich will einfach wissen wie es jetzt weiter gehen soll, allein wegen dem Büdniss das sie ja am ende (wahrscheinlich?) eingegangen sind. Eltern gibts ja da auch noch. Ich denke kaum das ihr Vater begeißtert davon sein wird, zu hören das seine Beidn Sohne A. Schwull sind und B. sie lieben sich . OHJE sag ich nur.
Ich freu mich auf mehr! ;)
Von:  Salatgurke
2011-05-27T17:35:17+00:00 27.05.2011 19:35
Hallöchen *wink*

ich finde deine Story voll toll XDD
und voll süß die beiden!!!
Auch wenn es traurig ist, dass sie die ganze Zeit so aneinander vorbei lieben... aber es gibt ja ein Happy End ^^
Zum Glück! Ohne Happy End wäre ich gestorben XD

Erinnert mich ein bischen an eine Story von nem anderen Mädl, die ist so ähnlich... Aber die finde ich nicht mehr die Story. Daher bin ich froh deine Gefunden zu haben XD

Auf jeden Fall ist die FF super!!! Daumen hoch! XD

Glg
Isa
Von:  Luca191
2011-05-25T08:31:47+00:00 25.05.2011 10:31
Wahnsinn, super und extrem heiß.
Du hast mal wieder einen sehr guten Schreibstil bewiesen und eine
fantastische Geschichte "gezaubert".^^ Die Idee entspricht voll
meinem Geschmack, genauso wie die Charaktere.
Ich bin wahrlich begeistert und kann eine Fortsetzung kaum erwarten.

LG Luca

Von:  Dayce
2011-05-24T16:52:41+00:00 24.05.2011 18:52
Schade das es zu Ende ist. War ein recht süßes Kapitel. Dennoch hast du recht den es sind verdammt viele Fragen offen die ich mir jetzt so stelle. Aber da es vielleicht weiter geht, oder weiter geht, freu ich mich schon sehr.
Das Ende ist mir bissel zu harmlos ich denke das wird aber noch arg spannend.
Also ich hoffe bis bald und jetzt widme ich mich wieder deinen anderen Story`s.
Tschaui Dayce
Von:  NaBi07
2011-05-23T20:11:34+00:00 23.05.2011 22:11
*applaudier*

das ist mal ein gelungenes ende (obwohl es ziehmlich überraschend kam, dass es jetzt zu ende ist)
*seufz*
du hast dich echt übertroffen.
deine vergleiche sind richtig, richtig gut gewesen.
sie haben reitas gefühle perfekt wiedergespiegelt.
ich freue mich sehr über dantes offendarung.
auch die szene vor dem fenster finde ich toll

also wieder beide daumen hoch.

sehr toll.
nur schade, dass jetzt schluss ist.
*heul*
aber ein tolles happy end.

danke für dieses ff *gg*

also dann, bis bald mal wider *wink*
Von:  Kaya
2011-05-23T19:00:09+00:00 23.05.2011 21:00
wow es geht ja richtig ab zwischen den Beiden. Ich hoffe sie können das noch eine Weile genießen, bevor ihre Eltern und alle davon erfahren. Das würde sicher direkt ein Schlachtfest ergeben.
Ich freu mich auf das nächste Kapitel

gruß
Kaya


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