Zum Inhalt der Seite

Blutige Begegnungen

Teil 7 des Detektiv Conan-Noir Crossovers
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Shintos Offenbarung

Hallo liebe Lesenden,
 

tja... das letzte Kapitel war wohl nicht ganz so der Renner, was? Ich danke dem Kommischreiber natürlich sehr, aber irgendwie habe ich das Gefühl, es war eher... weiß nicht, ein nüchternes Kapitel für euch. *grübel*

In dem Fall kann ich nur hoffen, dass das jetzige euch wieder etwas mehr gefällt. Es wird ein erstes großes Geheimnis gelüftet... so halb zumindest.
 

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Mal.

LG, Diracdet
 

_________________________________________________
 

Kapitel 18: Shinto's Offenbarung
 

Vor dem Haupteingang des Kanin-Parks erstreckte sich eine große freie Fläche, der ein Autoparkplatz und dahinter eine neu gebaute U-Bahnstation, die ans Tokioter Netz angeschlossen waren, folgten. Der Park lag für die meisten Einwohner – noch zumindest – weit vom Stadtkern entfernt, der sich mehr auf der anderen Seite der Tokio Bucht befand. Die Tokio Bay Bridge lag noch über zehn Kilometer weiter südlich und die Fährverbindungen nördlich der Brücke waren bis dato spärlich, um dem Gütertransport in den Hafen Platz zu machen. All dies hatte Hideichi Kanin versprochen anzugehen. Der von Shinji Tanahi gebaute äußere Anlegeplatz für seine Ocean Goddess sollte als Ausgangspunkt dienen für einen neuen Hafen vor der Küste, ein würdiger Hafen für die größte Stadt der Welt im 21. Jahrhundert. Der innere Bereich der Bucht, der von der Güterindustrie nahezu sterilisiert wurde, sollte wieder besiedelt werden mit Fischen und ein sauberer Fährverkehr ermöglicht werden. Darauf aufbauend waren bereits große Pläne bekannt geworden, die veralteten Lagerhallen und dahinter Wohngebiete östlich des Parks neu aufzubauen und als ländliche Vororte Tokios zu etablieren, wohl gemerkt für die, die es sich leisten konnten. Alles in allem hatten die Blaupausen, die angeblich schon seit vielen Jahren in Kanins Schubladen lagen und nun publik wurden, einen Umfang von vielen Billionen Yen und mindestens 30 Jahren schrittweiser Entwicklung vorgesehen. Dennoch war dieses Konzept von allen Gutachtern als geniales Zukunftsprojekt verschrieen worden und die japanische Regierung tat ihr möglichstes, sich in der Öffentlichkeit als aktiver Unterstützer der so beliebten 'Kanin-Pläne', wie sie mittlerweile umgangssprachlich genannt wurden, darzustellen. Die Stadt sollte seinen Namen tragen und alles sollte ausgehen von dem einen Park, der heute eröffnet wurde.
 

Beim Anblick eines der ersten Teilschritte, neben dem schon von Hidiechi Kanin gegründeten Park selbst, und im Hinterkopf die ganzen Entwicklungen, die er sich ausgedacht und zusammengestellt hatte, musste ein kleiner Junge für einen Augenblick schmunzeln.

'Es hat gerade erst begonnen.'
 

Für Ran war der Anblick deutlich überraschender als für Shinto. Das freie Feld war vor ein paar Stunden noch prall gefüllt mit Menschen gewesen, die sich zum Eingang hin drängten. Nun waren noch vereinzelt Leute zu sehen, die gerade ihr Auto aufsuchten oder verließen, wenige, die ihre Gründe hatten, jetzt erst zu kommen... oder jetzt schon zu gehen. So wie sie in diesem Augenblick. Und jetzt... in diesem Moment... war niemand dort bei ihnen. Sie waren allein.

„Wohin jetzt?“, brachte sie die offene Frage auf den Tisch. Zum Eingang hatten sie die Gewehre getrieben, aber die würden sobald sicher nicht wieder kommen... sollten überhaupt welche vor dem nächsten Feuerwerk kommen.

„Sie werden wohl kaum hoffen, dass wir hier eine Stunde stehen bleiben und warten, oder?“

„Nein... das sicher nicht.“, meinte Shinto nachdenklich, wandte seinen Kopf in alle Richtungen.

„Das wesentliche Problem waren aber auch nicht die Geräusche, weswegen diese Leute beim Feuerwerk schossen.“

„Hm?“

„Na, es ist schon hilfreich, um Eventualitäten zu umgehen, aber nicht essentiell. Auf so große Entfernungen knallt es lange nicht mehr so laut und die meisten Menschen würden diese Laute kaum richtig zuordnen können. Es ging der Organisation aber mehr um das Problem der Augen- denn der Ohrenzeugen.“

Ran schaute verwundert auf, nickte dann aber unsicher.

„Du meinst, die Leute waren durch das Feuerwerk abgelenkt... ja... das waren sie.“

„Das Verhalten der Masse ist nun einmal sehr leicht zu berechnen... und zu steuern.“ Irgendwie hatte der Satz etwas für Ran zu negatives an sich, einen Hauch zu grundsätzlicher Ablehnung. So generell dachte sie nicht über Menschen. Shinto bemerkte ihre Missgunst durch einen leicht mitleidhaften Ausdruck in ihren Augen. 'Kann dieses Mädchen überhaupt irgend jemanden oder irgend etwas wirklich... hassen?', kam ihm die Frage hoch.

„Ich meine... ähm... im Unterschied zu Individuen... Einzelpersonen wie du, Ran.“

Der Kommentar schien sie kurzzeitig wieder von ihrem Gedanken abzubringen.

„Wie ich?“

„Also mit dir als meinem Begleiter hatten sie ganz sicher nicht gerechnet!“

„Mhm... wohl kaum.“ Sie lächelte schwach, verfiel dann aber wieder in Schweigen.

'Hm... wer war wohl Shinto, bevor er verjüngt wurde? Ich hatte zwar wegen der Sache am Antiquitätenstand an einen Detektiv wie Shinichi gedacht... aber er hat eindeutig gewisse Stärken. Psychologie, Strategie und Planung, das passt ja noch halbwegs ins Bild... aber... das gilt auch für viele andere Interessensgebiete.'

Sie konnte es nicht richtig fassen. Ihre Gedanken blieben immer wieder bei seinem ersten Auftritt hängen, gingen sein Verhalten darin durch, seine Worte, die des Händlers... dann stockte sie.

'Durch den Fehler an der Vase hatte sie Shinto für den halben Preis bekommen und der Verkäufer nannte ihn einen gewieften Geschäftsmann! Für jemanden aus der Wirtschaft wären Psychologie und Strategie natürlich auch unentbehrlich.

Shinto war also... mal ein Geschäftsführer? Hatte er vielleicht mal mit der Organisation zusammen gearbeitet? Will er deshalb nicht damit rausrücken?'

„Sie werden, wenn wir in Höhe... Ende des Parkplatzes sind, uns relativ unbehelligt erschießen können. Aber das ist ja offenbar nicht ihr Ziel.“

„Also gehen wir in diese Richtung, dass sie uns dann weiter leiten?“ Der Junge schwieg einen Moment. Seine Augen schwankten zwischen dem Parkplatz und dem Mädchen.

„Was hast du, Shinto?“

„Es gibt eigentlich nur einen sinnvollen Ort, wo sie uns hinlocken wollen. Wir könnten demnach auch... direkt hingehen und uns etwas von ihrer Route entfernt halten.“

„Aber das würde sie sicher nur nervös machen und zu...“ Sie stoppte, als sie merkte, wie Shintos Händedruck fester wurde. Er sah sie nicht an, blickte stur geradeaus, aber in seinem Blick spiegelte sich Melancholie, aus der sie nicht schlau wurde. Wieso hatte er plötzlich Probleme damit in der Schusslinie zu laufen, wenn er bis eben noch so... ruhig damit umgegangen war?

Er biss sich auf die Lippen...

„Na gut, wir gehen...“

„Nein.“, unterbrach er sie erneut, diesmal verbal.

„Hm?“

„Du hast recht, treffen können sie uns eh von überall, und wenn wir zu viel von ihren Plänen abweichen... Lass uns so gehen, wie gedacht. Zunächst immer gerade aus und dann erst, wenn sie wieder schießen, Richtung...“ Er unterließ es, es auszusprechen und wandte den Blick auf die leer stehenden alten Lagerhäuser am Horizont; verfallene Hafenanlagen, die noch nicht den Kanin-Plänen gewichen waren.

„Der Weg in die Hölle.“, flüsterte Ran leise.
 

Conan wandte sich unmittelbar nach dem Ausgang nach links, raus aus dem direkten Blickfeld der Scharfschützen der Organisation. Gleichzeitig suchte er einen Weg, bei dem er auch Ran und Shinto nicht zu viel Gelegenheit gab, ihren Verfolger zu bemerken. Immerhin, nur wenige Momente war er wirklich hinter ihnen, bis ihn einer der großräumigen Mülleimer neben dem Eingang verdeckte. Auch wenn er nicht ganz sicher war, ob er sich mittlerweile mehr vor Ran, oder Gin verstecken sollte. Seine Anwesenheit in einer der Schützenpositionen änderte die Situation drastisch.

Ran... Ran musste er eh noch etwas erklären, auch wenn es wohl nicht leichter würde, wenn sie ihn bemerkte. Aber Gin... das war ein Problem. Er war jemand, demgegenüber er sich absolut nicht zeigen wollte, wenn er es irgendwie vermeiden konnte. Es war noch nicht an der Zeit, dass er ihn bewusst wahr nahm. Dass sie sich so begegneten. Zum einen, weil er so unberechenbar war. Wie viel von Conan Edogawa würde für ihn genügen, um zu einer radikalen, aber für den Mann in schwarz gleichgültigen Reaktion zu tendieren? Nicht viel. Er scheute nicht, ein Kind zu töten, und wenn der leiseste Verdacht bestand, das Kind arbeitete aktiv gegen die Organisation, erfolgreich oder nicht, würde er ohne weiteres persönlich Hand anlegen, es aus dem Weg zu räumen.

Von diesem Standpunkt aus hatte er erwartet, sich Gin zu offenbaren, wenn er die Organisation stürzen würde. Wenn er endlich wieder frei als Shinichi Kudo auftreten könnte. Er ignorierte dabei geflissentlich den Aspekt, dass ihm zu Shinichi Kudo dann womöglich immer noch der Körper fehlen sollte.

Doch da war noch etwas, was ihn bedrückte. Eine Erkenntnis, die ihn seit diesem Mittwoch Morgen beschäftigte. Seit dem Gespräch mit Vermouth. Und ihrer Antwort auf seine Frage.

'Gin hat Ais Schwester getötet? Ausgerechnet Gin? Ich versteh ja, warum er diese Mission leitete, aber dann wird es nur noch unsinniger, dass er sie getötet hat. Damals wird Wodka sicher dabei gewesen sein, um es zu bestätigen, also dürfte es wohl auch keine Lüge sein. Warum auch, dafür gebe es wirklich keinen Grund.'

Er fühlte sich unsicher. Wenn er einen Mörder stellte und sich ihm dabei offenbarte, wusste Shinichi Kudo oder im Fall der Fälle Conan Edogawa immer, mit wem er es zu tun hatte. Vorher war es zu ungewiss, was passieren würde; zu riskant. Und er verstand Gin noch nicht! Also konnte er sich ihm auch noch nicht zeigen.

Sein Blick wanderte an dem freien Feld vorbei.

'Wenn ich Ran, Shinto und den Schützen aus dem Weg gehen will, dann muss ich wohl oder übel ganz außen rum.' Er holte einmal tief Luft, auch um sich zu beruhigen, und lief los.

Hundert Meter am Parkzaun entlang, aus dem Sichtfeld aller anderen Protagonisten. Dann, am Ende des Parkplatzes mitten in die gefüllte Ansammlung an Metall, die die vielen Autos darstellten, und die ihn als kleinen Jungen so schön verdeckt hielten. Schließlich wieder das Stück zurück, dorthin, wo Ran und Shinto sich bald befinden würden, nur diesmal langsam, und vor allem vorsichtig, um nicht doch wieder erfasst zu werden. Und letzteres nun unter dem wachsamen Auge Gins.
 

„Ah, Herr Kommissar... Shiratori war es, nicht wahr? Was gibt es denn so dringendes? Was kann ich für Sie tun?“ Hideichi Kanin lächelte freundlich, behielt seine Arme aber hinter seinem Rücken verschränkt. Shiratori musste seine ganze Kraft dafür aufwenden, sich nichts anmerken zu lassen und selbst lediglich seine Angespanntheit durchscheinen zu lassen.

„Es ist etwas passiert?“, sah ihm der Geschäftsführer deutlich an.

„Ja, es gab einen Zwischenfall und... leider auch einen Toten dabei.“

„Oh, das ist... wirklich schlimm. Was genau...“ Sein Blick fiel auf Jodie und James, die etwas abseits standen und den Konzernchef misstrauisch begutachteten.

„Diese beiden Leute doch sind kein Japaner, oder?“

„Nein, das sind zwei amerikanische... Kollegen.“

Die Agenten holten ihre Marken hervor und zeigten sie einem für einen Moment die Farbe verlierenden Kanin.

„Sie sind FBI-Agenten?“

'Das FBI? Was will die amerikanische Bundespolizei denn hier? Sind die auch wegen der Organisation da? Das hatte Shinto sicher nicht mit eingeplant. Heißt das, der Tote ist womöglich einer...'

„Yes... ja, wir sind vom FBI, aber eigentlich waren wir hier privat unterwegs. Zufällig gerade in Japan, und dann mal den großen neuen Park besichtigen.“ Black lächelte schwach, und mit all der einstudierten Milde eines Großvaters, der seinem Enkel eine Geschichte vorlas.

„Ach so, ja, natürlich... eine gute Gelegenheit. Ich hoffe, es gefiel Ihnen... außer halt dem Umstand, den der Kommissar mir sicher gleich erklären wird – also der Park.“

„Ja, doch, sehr beeindruckend, Mr. Kanin.“ Er wandte sich, nicht ohne sich einmal kurz mit dem Taschentuch über den Kopf zu wischen, wieder um zu Shiratori und Kogoro.

„Nun, und wen haben wir hier? Sie sehen auch nicht gerade wie ein einfacher Polizist aus.“

„Verzeihung, Herr Kanin. Ich war zwar mal Polizist, bin aber mittlerweile zivil tätig, als Privatdetektiv. Mori mein Name. Kogoro Mori.“ Er schüttelte ihm unauffällig die Hand, ebenfalls versucht, keine Skepsis heraus klingen zu lassen. Stattdessen genoss er die Genugtuung ein zweites Mal kurz hintereinander Hideichi Kanin sich verfärben zu sehen.

„Oh, der große Kogoro Mori? Wirklich es ist mir eine Ehre. Ehrlich, Herr Kommissar, dafür, dass es nur einen unglücklichen Todesfall gab, hätten Sie nicht gleich zwei FBI-Agenten und einen Meisterdetektiv heran holen müssen. Sie wurden mir von Hauptkommissar Matsumoto explizit empfohlen für diesen Auftrag.“

„Zu viel der Lorbeeren, aber wir vier sind aufgrund der Entwicklung des Falles zusammen gekommen. Und bei dem Todesfall handelt es sich nicht um einen Unfall.

Agent Black hat ihn, im Gefecht, erschossen.“

Erneut schluckte der Konzernchef nachdenklich, ließ sich etwas Zeit mit der Antwort.

'Was geht hier vor sich? Das läuft alles aus dem Ruder. Wenn es so weiter geht, wird es am Ende noch... nur die Ruhe. Das FBI ist sicher wegen der Organisation hier. Das heißt, sie beschäftigen Gin und seine Leute lange genug, um Shintos Plan zur Vollendung zu bringen. Es kann so leicht nichts schiefgehen. Noch nicht.'

„Aber... wie... Herr Kommissar, was ist denn nun passiert? Ganz langsam, damit ich auch mit komme.“

„Nun... es ist so, dass wir... es gab eine Vermisstenmeldung. Frau Mizunashi, von der Presse, war verschwunden.“

„Oh... Rena Mizunashi? Ich hatte vorhin erst ein Interview mit ihr. Sie ist verschwunden?“

Er nickte abwesend.

„Ja, und nach den bisherigen Ermittlungen besteht eine gewisse Chance, dass sie entführt wurde.“

„Oh nein, von wem?“ Es war nicht ganz deutlich, ob er seine Verwunderung spielte, oder ob sie echt war. Scheinbar wog er im inneren selber ab, wie er diese 'Entführung' zu bewerten hatte. Vielleicht meinte er auch einfach, es habe nichts mit der Angelegenheit zu tun, die seine Gedanken fesselte.

„Vermutlich von der Yakuza.“ Da wurde er merklich hellhörig. Ein eindeutiges Zeichen, dass er nun sicher verstand, was es mit dem FBI auf sich hatte. Für Kogoro war es eher ein Zeichen, dass da noch einer war, der unter 'Yakuza' offenbar etwas ganz anderes verstand als die japanische Mafia.

„Die Yakuza? Ist das auch sicher?“

„Nein... nein, erstmal nur ein schwarz gekleideter Mann, wir wollen nicht zu voreilig sein. Allerdings hatte er sie, vermutlich, beschattet, weshalb wir schon skeptisch sind.“

Erneut verfiel Kanin ins grübeln.

'Was wollen die denn von einer Reporterin?'

„Und was war dann?“ Black übernahm das Wort.

„Dieser ominöse schwarze Mann traf auf mich. Zufällig. Er kam mir suspekt vor, ich sprach ihn an... und es kam zu einem Kampf. Er war wohl zu angespannt, um einfach abzublocken.

Er griff an, ich verteidigte mich und... nun ja, ich bin wohl doch nicht mehr der jüngste. Ich dachte, er zog etwas aus seinem Mantel hervor, befürchtete eine Schusswaffe, zog meinen Dienstwaffe und drückte ab. Er hatte keine Chance.“

„Wie schrecklich. Aber das heißt, Sie wissen auch nicht, ob der Mann wirklich etwas mit Frau Mizunashi oder den Yakuza zu tun hatte, oder?“ Er schüttelte bedauernd den Kopf.

„Aber warum kam er Ihnen dann suspekt vor? Sie können doch nicht jeden Japaner, der hier schwarz gekleidet rumläuft, gleich zum Mafioso abstempeln, Agent Black!“

Kanin hatte endlich wieder Oberwasser. Offenbar gab es doch keine ernsthaften Bedenken und die Götter des Schicksals hatten mal wieder nur zu viel gewürfelt. Niemand torpedierte seine Pläne und niemand würde jemals ahnen, wie er hier die Fäden zog. Erst recht nicht, wenn er sich hier als großer Verteidiger eines wahrscheinlichen Mörders gab. Das würde jedwede Zweifel zerstreuen.

„Meine Skepsis beruhte darauf, Mr. Kanin, dass ich ihn zunächst nicht für einen Japaner hielt.“

Kogoro und Shiratori tauschten ganz kurze Blicke, die mehr einem Zucken glichen, aus, bevor sie den Kopf leicht absenkten, um ihre Verfärbung nicht erkennen zu lassen.

„Wie, nicht als Japaner?“

„Naja, bei so einer groß gewachsenen Gestalt mit langen blonden Haaren denkt man schon mal eher an einen westlichen Typ. Und dann hier in schwarz mit einem grimmigen Gesicht und einer Zigarette im Mund durch den Park laufend, wohl gemerkt nicht gehend... das hätten bestimmt auch andere komisch gefunden.“

Sich nicht anmerken zu lassen, wie perplex der Kommissar und der Detektiv waren, konnte als Kunststück durchgehen, aber Blacks Schauspiel war auch mehr als beeindruckend. Und es verfehlte seine Wirkung nicht. Hätte Kanin sich selbst eine Zigarette angezündet, sie wäre ihm eben aus dem Mundwinkel gefallen. Er war sichtlich geschockt über die Erkenntnis, wer da aus Zufall das zeitliche gesegnet haben sollte. Kalter Schweiß rann ihm über das ganze Gesicht, die Blässe war deutlich zu sehen und sein Mund blieb mindestens drei Sekunden lang weit geöffnet.

'Gin... ist tot? Dieser Black hat... Gin... naja, ohne Waffe gegen einen FBI-Agenten würde auch Gin im Nahkampf den kürzeren ziehen.

Aber... das hieße ja... das heißt ja, derjenige, der diese Aktion leitet, ist weg. Der Kopf der Schlange ist schon abgeschlagen. Wir... wir haben gewonnen!'

„Herr Kanin, was ist mit Ihnen? Sie wirken auf einmal so verkrampft.“

„Ich... ich....“ Er schüttelte sich. Dem Moment der Verwirrung folgten ungeahnte Glücksgefühle, die seinen Kopf nur noch mehr durcheinander brachten.

„Entschuldigen Sie, Herr Kommissar. Ich bin einfach kein Mensch, der groß mit Gewalt und Totschlag zu tun hat. Die detaillierte Beschreibung des Opfers durch Agent Black hat mich wohl im Geist die Szene rekapitulieren lassen. Dafür bin ich nicht gemacht.“

„Ah... natürlich.“ Shiratori ließ sich ein Stück innerlich zurück sinken und stieß einen erleichterten Seufzer aus.

'Puuh... keine Ahnung, wie Sie das gerade getan haben, Black, aber nun vertraut er uns.'

„Nun... dann muss man wohl mit gemischten Gefühlen mit dem dahin scheiden dieser Person umgehen. Aber ich glaube irgendwie, Sie sind nicht nur deswegen hier, oder?“ Er hatte sich wieder unter Kontrolle. Er konnte mit allem umgehen, er hatte bereits gewonnen. Er ahnte, weshalb die Polizei hier war und er würde nun in Ruhe mit ihnen kooperieren können, ohne sich irgendeiner Gefahr auszusetzen und bald würden sich auch die restlichen Agenten der Organisation in Luft aufgelöst haben. Wenn es überhaupt möglich war, ging nun alles nur noch besser als vorher.

„Es ist noch etwas anderes im Gange... vielleicht mit dem anderen Fall in einem Zusammenhang stehend, wir wissen es nicht genau, Herr Kanin.“ Nun war Shiratori auf dem sicheren Grund dessen, was er sich zurecht gelegt hatte, um von Kanin die notwendigen Informationen, oder die Hilfe, die er brauchte, zu erhalten.

„Noch etwas? Wir scheinen ja wirklich Pech gehabt zu haben mit der Wahl des Eröffnungstages.“

„Es geht um die Lagerhallen, die in der Nähe des Parks... eigentlich auf allen Seiten sind.“

„Mhm... ja die 'noch-Lagerhallen'. Sie wurden mittlerweile alle von der Kanin-Baugesellschaft gekauft und werden sehr bald schon abgerissen werden.“

„Genau die. Und ich hatte gehofft, dass Sie diese bereits erworben hatten. Einige Scharfschützen scheinen sich darin postiert zu haben.“

„Scharfschützen?! Himmel, was wollen die denn hier?“ Für einen Moment merkte man den Hauch an Übertreibung in seiner Stimme. Aber es war auch schwer abzuschätzen, welches die realistische Reaktion war, wenn jemand ohne polizeilichen oder militärischen Hintergrund wirklich spontan erfuhr, dass er von Scharfschützen umzingelt war.

„Offensichtlich verfolgen sie jemanden im Park, haben ihn vor einigen Minuten aus dem Park getrieben. Und nun dann zu sich in eine dieser Hallen halt, so vermuten wir zumindest. Vermutlich, um besagte Person zu töten.“

„U... Und was machen Sie dann hier, bitte schön? Sie müssen dem Ju... der Person helfen.“

„Keine Sorge. Wir haben jemanden von unseren Leuten darauf angesetzt. Zu viele in seiner Nähe würde nur die Schützen aufmerksam machen. Aber nun, da er auf dem Weg ist, können wir mit Ihrer Hilfe – Ihre Gebäude und Ihr Wissen über deren Aufbau und Anordnung – den Schützen eine Falle stellen. Aber dafür brauchen wir eben Ihre Hilfe, Herr Kanin.“

„N-natürlich, kein Problem. Los, lassen Sie uns auf der Stelle hingehen. Sakachi, Namato!“ Zwei der groß gewachsenen Sicherheitskräfte folgten unverzüglich dem Aufruf ihres Chefs und stießen direkt zur Gruppe.

„Ja, Chef?“

Er wollte gerade etwas sagen, als ein schwaches, dumpfes Geräusch aus der Ferne sie aufhorchen ließ. Es war nicht so auffällig, dass es Besucher gestört hätte, aber für die Sicherheitsleute, den Kommissar, den Detektiv und die Agenten ein klares Zeichen.

„Ein Gewehrschuss? Jetzt, außerhalb der Feuerwerkszeiten?“

Jodie wurde mit einem mal bleich und es verstärkte sich noch, als ein zweites Mal ein Schuss zu hören war.

„The... second person!“

Nun schraken auch Black, Mori und Shiratori hoch.

„Wir müssen uns beeilen, Herr Kanin.“

„Schon klar. Sie beide kommen mit!“, befahl er seinen beiden Leuten nur kurz angebunden und schon entfernte sich die Gruppe Richtung Eingang.

Ein Gedanke ließ aber den Detektiv und den Kommissar nicht mehr los.

'Die zweite Person? Da ist noch jemand bei der Zielperson?'
 

Sie waren gerade bei den Autos angekommen, als eine Kugel von hinten mitten durch sie durch sauste. Genau zwischen Ran und Shinto und fast auf Höhe der Hände, an denen sie sich hielten. Reflexartig zogen beide zurück und ließen sich dabei los.

„Was...“

„Sie wollen uns trennen.“ Shinto blickte kurz in Richtung der entfernten Lagerhäuser neben dem Park, dann wieder zu Ran.

„Das war ein deutliches Zeichen. Du sollst jetzt verschwinden.“

„Aber... nein!“ Sie schüttelte heftigst den Kopf, als musste sie sich selbst und den Jungen erst davon überzeugen, dass sie nicht gehen würde.

„Aber Ran, kapierst du nicht? Sie lassen dich immerhin am Leben, wenn du jetzt gehst. Das war die ganz klare Aussage, beim nächsten Mal werden sie...“

„Mh mh... nein, Shinto, ich werde dich nicht allein lassen, egal was...“

„Sie werden dich aber sofort töten, Ran!“

Sie stockte kurz, als er sie fast heiser anschrie.
 

„Sie diskutieren immer noch, Gin.“

„Lasst sie ruhig. Ich bin direkt gespannt, ob der kleine sie überzeugen kann zu verschwinden, oder ob sie freiwillig in den Tod läuft.“
 

Der Junge versuchte sich zu beruhigen und noch einmal auf sie einzureden.

„Sie haben eben geschossen, außerhalb des Feuerwerks, falls du das nicht bemerkt hast. Hier draußen müssen sie sich nicht mehr verstecken. Entweder gehst du jetzt oder du wirst in ein paar Sekunden erschossen, Ran! Für sie macht das im Plan nicht den geringsten Unterschied. Du kannst nichts tun und du hast nicht mal die Zeit, ihnen auszuweichen.“

Dann senkte er die Stimme und den Kopf leicht.

„Es ist vorbei, Ran. Ich... ich danke dir, dass du mir geholfen hast und auch weiter helfen willst, aber... bitte... geh jetzt!“

„Aber... Shinto, ich...“

„VERSCHWINDE ENDLICH!“

Es war nicht so sehr der verzweifelte Aufschrei, der Ran so schockierte, wie etwas anderes. Als Shinto aufsah, konnte sie sie ganz genau erkennen. Die Tränenansätze in seinen Augen, die sich im nächsten Augenblick zu echten Tränen weiter formten. Er weinte... er heulte direkt. Echte Tränen, reinigende Tränen, die die eine Wahrheit für Ran zu Tage förderten.

„N-nein... du, du bist...“
 

Conan beobachtete sicher hinter einigen Autos versteckt das Gespräch und sah seine Vermutung bestätigt. Dennoch führte diese Offenbarung auch für ihn einige Stiche ins Herz.

'Es tut mir Leid, Ran. Aber du hast dich geirrt.'
 

Sie musste sich die Hand vor den Mund halten und auch ihrerseits einige Tränen unterdrücken, als ihr ihre ganze Fehlanalyse klar wurde. Dann zuckte in ihrem Kopf ein Gedanke hoch.

'Das heißt... diese Organisation jagt... diese Schweine!'

Vergessen waren alle Gedanken daran Shinto zu Conan zu bringen, alle Gedanken an die lange versuchte und doch immer gescheiterte Hilfe. Ein völliger Reboot des heutigen Tages. Statt der Hoffnung, Shinichi zu helfen, glimmte ein Feuer nur noch fester in ihr. Sie würde diesen Jungen vor der Organisation retten. Koste es, was es wolle.

Ihr Blick wanderte nach oben, in Richtung eines der kleinen Fenster, in dem sich einer der Scharfschützen postiert hatte.
 

„Oho, da hat aber jemand Wut im Bauch.“, musste Chianti mit einem hässlichen Grinsen gestehen.

„Das treibt doch nur unschöne Falten in dein süßes Gesicht, Mädchen.“

„Darum wird sie sich nicht mehr kümmern müssen, Chianti.“, kommentierte Gin kalt.
 

Shinto sah sie noch einen Moment an.

„Mach's gut.“, rief er schließlich noch mit heiserer Stimme, ohne sie anzuschauen, drehte sich um und lief los in Richtung Lagerhäuser.

Reflexartig wollte sie einen Schritt machen, hielt aber inne, als sich vor ihren Füßen erneut eine Kugel in den Boden rammte. Bis hier hin und nicht weiter!

'Verdammt, ihr...' Sie spürte, wie ihre Fingernägel sich in ihre Hände bohrten und wie ihr Kiefer fast taub wurde vom Druck der aufeinander gepressten Zähne.

'Nein... nein, ich werde euch euer widerliches Spiel noch verderben, glaubt mir!'

Sie beruhigte langsam ihren Puls, senkte ihre geballten Fäuste und versuchte ihre Mimik von einem Ausdruck von Wut in Resignation zu transformieren. Sie musste sie überzeugen, sie wollte aufgeben.

Dann atmete sie einmal tief ein und aus und drehte sich um, ging sehr langsam Richtung U-Bahn-Station.
 

„Das war's, sie haut ab.“, stellte Korn, wie immer sachlich, fest.

„Unsere Gesichter hat sie nicht gesehen. Dann können wir sie ziehen lassen?“

„Nein.“

„Nein?“, wunderten sich beide.

„Dieses Mädchen ist gefährlich. Zu gefährlich. Sie hat ohne zu zögern einem fremden Jungen geholfen, obwohl sie ihr eigenes Leben dabei riskierte. Und eben brauchte er wohl auch lange, um sie zu überzeugen. Feinde, die so kompromisslos handeln, sind unberechenbar und gefährlich. Sie hat noch nicht aufgegeben; sie will wieder kommen. Aber sie glaubt, wir lassen sie in Ruhe, wenn sie sich jetzt umdreht und weg geht.“

Es folgte eine kurze Pause, als wollte er seine Schlussfolgerungen noch kurz durchdenken.

„Erschießt sie!“
 

Ran schritt langsam geradeaus.

'Die Lagerhäuser also. Von der U-Bahn-Station aus ist das zwar ein größerer Umweg, aber da sollten sie mich nicht wahrnehmen und dann...'
 

'Ran, bitte geh! Bitte versuch nicht...' Conan brach ab, er sah ihren Gesichtsausdruck, als sie weg schritt. Sie würde nicht nach Hause gehen. Er konnte es ihr nicht wirklich verübeln; er hätte ja genauso gehandelt. Nur Ran wusste trotz allem nicht, auf was sie sich da einließ.

'Aber immerhin ist sie für den Moment...

Augenblick! Sie hatte die Schützen doch angesehen, ihre Wut gezeigt. Und mit Gin ebenfalls in einem der Lagerhäuser... verdammt!

Akai, beeilen Sie sich!'

Er konnte von hier nichts tun, auch er war aus der Entfernung machtlos gegen die Gewehre, die ihrem eigenen Schall vorauseilten und Ran ihnen ausgeliefert.
 

„Nur um sicher zu gehen, falls Akai noch irgendwo rumschleicht, schießen wir alle gleichzeitig.“

Sie legten an und warteten auf das eine Wort, welches Rans Schicksal besiegeln sollte.

„Feuer!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2011-10-26T20:02:29+00:00 26.10.2011 22:02
Das war also eine Falle für Shinichi.
Das hätte ich mir ja Gleich denken können.
Ich hoffe Akai beeilt sich wirklich sonst hat Ran wirklich Probleme.
Mal sehen was am Ende rauskommen wird.^^
Von:  ConanKudo
2011-10-25T22:57:45+00:00 26.10.2011 00:57
Hi. Mein name ist ConanKudo.
ich habe bisher mit begeisterung alle deine Teile zu dieser Phantastischen reihe die du hier geschrieben hast,gelesen. ich bin nachwivor begeistert. du trifft voll meinen geschmack. ganz ehrlich. es ist immer wieder eine freude eines deiner Kapitel zu lesen. Auch dieses hir ist wieder der hammer. du machst das super. bitte mach weiter so.
Bis zum nächsten kap in zweu Wochen
LG
ConanKudo


Zurück