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Hypolepsis

One Shot Sammlung
von

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Petrified (Kakashi/Yamato)

Seit dem Ende des Krieges waren bereits mehrere Wochen ins Land gezogen. Mittlerweile hatten sie von allen Gefallenen Abschied genommen, und auch der Wiederaufbau Konohas ging gut voran. Wäre das Dorf nicht immer noch gezeichnet von den Spuren der Zerstörung, könnte man fast sagen, dass alles wieder wie vorher war. Nur, dass sie jetzt weniger Missionen hatten und dafür mehr Zeit über das nachzudenken, was sie sonst verdrängt hatten.
 

Wie so oft spazierte Kakashi durch das Dorf, scheinbar ziellos für alle, die ihn auf seinem Weg grüßten. Doch am Ende seiner täglichen Reisen stand immer der große, majestätische Baum mitten im Zentrum von Konoha, der über alle Bewohner des Dorfes zu wachen schien.

Auch heute kam er genau davor zum Stehen, so nah, dass er nur die Hand ausstrecken musste, um die feste, raue Rinde unter seinen Fingern spüren zu können. Er mochte das Gefühl auf seiner Haut; es war tröstend und vertraut.
 

***
 

Bereits bei ihrem ersten Treffen hatte Kakashi gewusst, dass Yamato jemand war, um dessen Leben er jeden Tag würde fürchten müssen. Alles an dem jungen, erstaunlich schmächtigen Körper schrie nach einem frühen Tod, auch wenn sich in seinen Augen ein fast schon verzweifelter Überlebensdrang spiegelte, wenn man nur lang genug hinsah. Doch kurz bevor sich ihre Wege kreuzten hatte Kakashi jeden Menschen verloren, der ihm jemals etwas bedeutet hatte, und die allnächtlichen Albträume warfen selbst am helllichten Tage ihre Schatten auf ihn. Sein erster Eindruck mochte genau daran gelegen habe, sagte er sich heute, und daran, dass er sich in den letzten Monaten intensiv damit auseinandergesetzt hatte, wie Shinobi am besten sterben sollten. Und vielleicht lag es auch ein wenig daran, dass ihn Yamatos Frisur damals viel zu sehr an die von Rin erinnert hatte.
 

***
 

Obwohl er Tiere liebte und seine Freizeit wann immer es ging draußen in der Natur verbrachte, verhielt sich Tenzou stets übermäßig vorsichtig und wachsam, wenn Kakashi seine Ninken rief. Zunächst dachte Kakashi sich nichts dabei; Tenzous nervöses Zurückzucken, von dem er dachte er könnte es vor ihm verbergen, amüsierte ihn dafür viel zu sehr. Doch egal wie oft er Tenzou mit den Hunden konfrontierte, seine Unruhe blieb.

»Es ist nicht so, dass ich Angst vor Hunden habe«, erklärte Tenzou ihm verlegen, als er ihn irgendwann direkt darauf ansprach. »Aber gerade Ninken nehmen Dinge war, die Menschen oft verborgen bleiben. Ob man will oder nicht, sie wissen instinktiv, wenn etwas nicht stimmt. Und ich will nicht permanent daran erinnert werden, dass das bei mir auch so ist.«

Kakashi konnte nur spekulieren, was er damit genau meinte. Er fragte nur deshalb nicht weiter nach, weil er wusste, dass Tenzou genauso ungern über seine Vergangenheit sprach wie er selbst.

Das war das letzte Mal gewesen, dass er Pakkun und die anderen rief, ohne vorher stumm um Erlaubnis zu bitten.
 

***
 

Einige Wochen waren ins Land gezogen, seit Tenzou Konohas ANBU beigetreten war, und seither war kaum ein Tag vergangen, den sie nicht gemeinsam verbracht hatten. Selbst an ihren wenigen freien Tagen liefen sie sich meist nicht ganz so zufällig über den Weg, und obwohl sie nicht selten einfach nur die Stille des anderen genossen, fand Kakashi es dennoch angenehmer, als Zeit mit seinen alten Freunden zu verbringen. Er wusste, dass seine Einstellung ihnen gegenüber vermutlich unfair war, doch Tenzous Gesellschaft beruhigte ihn; ihr Beisammensein war ungezwungen, locker und folgte der unausgesprochenen Regel, niemals eine Frage zu stellen, auf die man selbst keine Antwort würde geben wollen.

Doch ab und an war auch ihm danach, über ernste Themen zu reden, und auch wenn er Tenzou nicht ansatzweise so lange kannte wie die anderen, so war er doch der Einzige, mit dem er manche Dinge teilen wollte.
 

Nachdem sie an diesem Nachmittag ihr Training beendet und eine Weile stumm nebeneinander auf der weiten Wiese gesessen hatten, kam Kakashi wieder eine Frage in den Sinn, die er seinem Freund schon lange hatte stellen wollen. Seit Tenzou den Namen Kinoe abgelegt hatte, überlegte Kakashi manchmal, ob das was sie beide mit dem neuen Namen verbanden nicht eine zu starke Last war. Anstatt Tenzou jedoch direkt darauf anzusprechen, lehnte er sich nach hinten, stützte seinen Körper auf den ausgestreckten Armen ab und sah in den Himmel.

»Es lebt sich einfacher, wenn man keine Vergangenheit hat, die einen an etwas oder jemanden bindet.«

Aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, dass Tenzou tatsächlich überrascht von seiner Aussage schien. Er blinzelte einige Male, ehe er lange nachdachte. Vermutlich hätte er viel schneller zu einer Antwort ansetzen können, wenn Kakashi ihm nicht alles erzählt hatte; was damals mit Obito und Rin geschehen war, was Kakashi seitdem alles durchlitten hatte, und auch, dass er ihn ganz am Anfang an Rin erinnert hatte.

»Vermutlich hast du recht«, begann Tenzou nach einer Weile vorsichtig. »Dinge, die hinter uns liegen, belasten meistens nur. Und dennoch«, er schlang die Arme um seine angewinkelten Knie und grinste Kakashi fast schon verlegen an, »unsere Vergangenheit ist manchmal alles, was uns bleibt. Sie macht uns zu dem, was wir sind.«

Tenzou erwartete nicht, dass der andere ihm darauf eine Antwort gab. Schon gar nicht, als er sogar unter Kakashis Maske erkennen konnte, wie traurig das Lächeln war, das ihm auf den Lippen lag.

»Und was, wenn ich nicht mag, was meine Vergangenheit aus mir gemacht hat?«

Darauf sagte er zunächst nichts, streckte stattdessen die Beine ebenso aus wie Kakashi und stieß dessen Fuß sachte mit seinem eigenen an. Eigentlich erwartete Tenzou, dass sein Freund zurückzucken würde. Körperkontakt außerhalb ihrer Missionen und Trainingseinheiten war ungewöhnlich, besonders wenn er tröstend gemeint war.

Doch Kakashi bewegte sich nicht, sondern schien zu warten, ob er noch etwas zu sagen hatte. Tenzou haderte kurz mit sich, ehe er weitersprach, denn eigentlich gingen seine nächsten Worte über das hinaus, was in ihrer Beziehung angebracht war.

»Es wird dir wahrscheinlich nicht weiterhelfen, aber ich finde dich gut so, wie du geworden bist.«

Die nächsten Augenblicke zogen sich zu einer kleinen Ewigkeit hinaus. Als Kakashi endlich reagierte, war das Lächeln unter seiner Maske nicht mehr ganz so traurig wie vorher.

»Danke.«
 

***
 

»Viele sind gestorben, also haben wir viele Bäume gepflanzt.«
 

Tenzou dachte heute noch oft an Yukimis Worte. Ihm hatte die Vorstellung, dass Bäume als Grabsteine dienten und die Seelen der Verstorbenen in ihnen ruhten, immer sehr gefallen. Vielleicht – wenn er ganz viel Glück hatte – würde es bei ihm später auch so zu Ende gehen.
 

***
 

Tenzou hatte den Klang von Kakashis Chidori schon immer geliebt, seit er es das erste Mal gehört und gedacht hatte, er würde mitten in einem wilden Schwarm aus tausend blauen Vögeln stehen. Wenn er nicht zur Ruhe kam und ziellos durch die Straßen Konohas lief, war dieses Geräusch das einzige, das ihm Frieden brachte. Und seit er Kakashi davon erzählt hatte, schien dieser ihm auch immer zufällig dann über den Weg zu laufen, wenn es nötig war.
 

***
 

Es geschah nicht oft, dass sie sich auf Missionen so sehr verletzten, um einen Krankenhausaufenthalt zu rechtfertigen. Umso erstaunter waren sie beide, als Tenzou nach zwei Tagen strenger Bettruhe immer noch fünf weitere Tage vor sich hatte. Obwohl sie sich nicht viel zu sagen hatten und meist einfach nur schweigend nebeneinander saßen, besuchte Kakashi ihn so häufig seine Missionen es zuließen.

Auch an diesem Nachmittag war es nicht viel anders, nur schien Tenzou etwas abwesender zu sein als sonst, so als würde er intensiv über etwas nachdenken. Er wartete einige Augenblicke, ob er von sich aus etwas sagte, doch als das nicht geschah fragte Kakashi ihn, woran er gerade dachte.

»Wenn du allein bist, denkst du nur daran zu sterben, doch wenn du jemanden an deiner Seite hast, denkst du nur daran zu überleben«, gab Tenzou mit leiser aber fester Stimme zurück, nachdem er auf die Frage seines Freundes hin kurz zusammengezuckt war.

Kakashi wusste, dass er von seiner Zeit als Orochimarus Versuchsobjekt redete. Tenzou hatte ihm vor Jahren schon davon erzählt, doch damals wie heute wusste er nichts darauf zu erwidern.

Stattdessen drehte er sich so auf der Sitzfläche seines Stuhls, dass er sich an Tenzous Arm lehnen konnte. Dann schloss er die Augen, wohlwissend, dass er sowieso keinen Schlaf finden würde. Doch im Moment war dieser stille Beistand alles, was er ihm bieten konnte.
 

***
 

Tenzou war ein sehr bescheidener Mensch, wenn es um sein Können und seine Fähigkeiten ging. Üblicherweise benötigte sogar Kakashi einige Zeit, bis er ihm eine Kostprobe seiner Talente gab, und wenn es endlich soweit war, dann ausschließlich in Situationen, in denen sie unter sich waren. In seltenen Fällen aber rückte Tenzou von ganz allein damit heraus, aber auch nur weil er glaubte, es wäre nichts Besonderes.
 

Sie kamen am frühen Vormittag von ihrer Mission in Suna zurück, lieferten ihren Bericht beim Hokage ab und hatten somit den Rest des Tages frei. Wie so oft führte ihr gemeinsamer Weg zu den weitläufigen Trainingswiesen etwas außerhalb des Dorfes. Sie nahmen unter einem der großen Bäume Platz, nicht unbedingt erschöpft von den letzten Tagen, aber für einen herrlichen Moment lang zu faul, um sofort mit dem Training anzufangen.

Die Sonne schien träge vom Himmel, wärmte ihnen die nackte Haut an den Armen und im Gesicht, machte sie schläfriger, als sie es normalerweise nach Missionen waren. Irgendwann, nachdem sie lange nur schweigend nebeneinander gesessen hatten, hob Tenzou die Hand und ließ sie kurz über den einzelnen hohen Grashalmen zu seiner Seite verweilen. Einen prüfenden Blick später schien er seine Wahl getroffen zu haben, zupfte eines aus der Erde, spannte es zwischen seine Finger und Daumenballen, und führte die Hände an seinen Mund.

Die Melodie erinnerte Kakashi an ein Stück, das er vor langer Zeit gehört hatte, nur dass es diesmal keine Flöten waren, die erklangen, sondern ein einfacher Grashalm. Die Töne waren sanft und beruhigend, so als wollte Tenzou ihn damit zum Einschlafen bringen. Mit einem leisen Seufzer schloss er die Augen und lauschte nur.

Als Tenzou irgendwann aufhörte, wusste er nicht, wie viel Zeit vergangen war. Etwas widerwillig öffnete er die Augen wieder und stupste ihn mit der Schulter an.

»Bringst du mir bei, wie man mehr als nur einen Ton aus den Dingern herauskitzelt?«

Tenzou starrte ihn erst verdutzt an, so als könnte er nicht abschätzen, ob es ihm ernst war oder nicht. Dann stahl sich ein verschmitztes Lächeln auf seine Lippen.

»Aber nur, weil du es bist.«
 

***
 

Viele Jahre nach ihrem ersten Treffen war Tenzou nicht mehr ansatzweise so schmächtig wie damals, sondern tatsächlich muskulöser als Kakashi. Er wusste das wohl am besten, doch es hinderte ihn nicht im geringsten daran, hin und wieder in ihre alten Muster zu verfallen. Wie früher auch fragte er regelmäßig nach, ob sich Tenzou geregelt und gesund ernährte (auch wenn sie beide mittlerweile wussten, dass Kakashi in diesem Fall das eigentliche Sorgenkind war); er orientierte sich an ihm, wenn es darum ging, auf ihren Missionen eine Pause einzulegen; und er streunte während Tenzous seltener Krankenhausaufenthalte so lange passiv-aggressiv durch die Gänge, bis ihn die besten Ärzte behandelten.

Außerdem hielt Kakashi sich für unglaublich subtil. Genau wegen dieser eisernen Überzeugung brachte Tenzou es nicht übers Herz ihm zu sagen, dass er ihn schon vor Jahren durchschaut hatte.
 

***
 

Wenn man so viel Zeit miteinander verbrachte wie er und Tenzou war es nur natürlich, mit der Körpersprache und den Eigenarten des jeweils anderen vertraut zu werden. Es machte ihre Gesellschaft und gemeinsamen Missionen noch unkomplizierter, als sie ohnehin schon waren. Denn Tenzou wusste, in welchen Momenten das Zucken von Kakashis rechter Hand einen Angriff mit einem Jutsu oder mit einem Kunai bedeutete. Und Kakashi hatte schnell gelernt, wie sich Tenzous Fußstellung unterschied, wenn er ein Suiton oder ein Doton nutzte.

So sehr aufeinander eingestimmt zu sein bedeutete jedoch auch, dass die kleinsten Veränderungen einen aus der Bahn werfen konnten, selbst wenn man anfangs nicht einmal wusste, was genau falsch war.
 

***
 

Damals, als Itachi ihrem Team beigetreten war, hatte er Kakashi einmal gefragt, ob er sich nicht unwohl dabei fühlte, eine Kraft zu nutzen, die nicht seine eigene war. Zunächst hatte er sich nicht viel dabei gedacht, schließlich war sein Sharingan gleichzeitig ein Geschenk von und eine Erinnerung an Obito. Es war sein fleischgewordenes Versprechen, seine Freunde nicht mehr sterben zu lassen.

Mit der Zeit kamen ihm jedoch Zweifel, also fragte er – wie so oft in solchen Fällen – Tenzou, was er darüber dachte. Wie immer nahm dieser sich genügend Zeit, um seine Antwort gründlich zu durchdenken.

Als er schließlich die richtigen Worte gefunden hatte, lächelte er ihn so warm an, dass Kakashi fast schon egal war, was er sagen würde.

»Solange du dadurch die Kraft besitzt, jemanden zu beschützen, ist es doch eigentlich nicht so wichtig, oder?«
 

***
 

Kakashi bemerkte das erste Mal, dass etwas nicht stimmte, nachdem er und Tenzou mehrere Wochen zusammen für eine Mission unterwegs waren. Eine seiner Marotten war es, seinen Körper nach jedem Kampf auf eventuelle Verletzungen zu untersuchen. Kakashi wusste, dass diese Angewohnheit aus seiner Kindheit stammte, und er sie vermutlich niemals ganz ablegen würde, also dachte er sich weiter nichts dabei.

Je länger sie jedoch ununterbrochen Zeit miteinander verbrachten, desto eher fielen ihm Dinge auf, auf die er früher kaum geachtet hatte, weil sie viel zu unregelmäßig auftraten, um ihm wichtig zu erscheinen. Ab und zu, wenn sie länger irgendwo gesessen hatten, war es Kakashi so vorgekommen, als wären Tenzous Bewegungen kurz nach dem Aufstehen hölzern und steif, so als würde er erst wieder die Kontrolle über seinen Körper zurückerlangen müssen. Er hatte es immer als unwichtig abgetan, weil er ihn so selten dabei beobachtete.

Nach fast zwei Wochen war Kakashi allerdings klar geworden, dass Tenzou es vielleicht einfach nur gut vor ihm verborgen hatte. Während dieser Mission war ihm immer öfter aufgefallen, wie häufig die Bewegungen seines Freundes weniger fließend wirkten als üblich. Mehr als einmal fragte er sich, ob er nicht einfach nur überreagierte, ob er sich zu sehr auf etwas versteifte, was vielleicht gar nicht da war.
 

Als Tenzou seinen Köprer das erste Mal länger als üblich nach Verletzungen absuchte, dachte er sich also nichts dabei. Beim zweiten Mal wurde er schon unruhiger, und nachdem er das dritte Mal gut zehn Sekunden lang seine Finger zur Faust ballte und wieder ausstreckte, spürte Kakashi eine unangenehme Mischung aus Nervosität und Übelkeit in seinem Magen.

Er wusste, dass irgendetwas nicht richtig war. Und nicht genau sagen zu können, was dieses irgendetwas war, jagte ihm mehr Angst ein, als er sich eingestehen wollte.
 

***
 

»Ich werde bald zu Stein erstarren.«
 

Tenzous Worte hätten ihn nicht so mitnehmen sollen, wie sie es an diesem lauen Sommerabend taten. Seit Kakashi sein Mokuton das erste Mal gesehen hatte, war er versessen darauf gewesen, mehr darüber zu erfahren. Jahrelange, unregelmäßige Nachforschungen hatten ihm schon vor langer Zeit offenbart, wie schnell und plötzlich alles enden konnte. Dass Tenzous verzweifelter Wunsch zu überleben das Einzige war, das ihn noch am Leben hielt. Er war vorbereitet darauf gewesen, oder zumindest hatte er das bis zu diesem Moment gedacht.

Dennoch sagte er nichts darauf. Stattdessen lief er stumm neben seinem Freund durch die Gassen Konohas, die kurz vor Sonnenuntergang geschäftiger waren als sonst, und dankte seinem Training dafür, dass man ihm seinen Schock nicht anmerken konnte. Erst als sie die Menschenmassen hinter sich gelassen hatten und auf einem weiten, von Sommergräsern bedeckten Hügel am Rande des Dorfes zum Stehen kamen, wagte Kakashi wieder, den anderen anzusehen.

»Wieso?«

Seine Stimme klang heiser, verzweifelt, sodass er am liebsten laut geflucht hätte. In so einer Situation sollte er gefasst sein, sollte Tenzou ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität vermitteln, falls seine eigene Welt zu zerfallen drohte. Doch Tenzou war – oder wirkte zumindest – so viel gefasster als Kakashi es sich in diesem Moment selbst zutraute.

»Die Zellen des Shoudaime in mir mutieren irgendwann und werden zu Stein«, erklärte er mit einer Ruhe, die nicht darauf hindeutete, dass er über seinen eigenen Körper sprach. »Der Vorgang nennt sich Silifizierung. Dabei werden alle Bestandteile des Holzes allmählich durch Mineralien ersetzt.«

Während Kakashis Gedanken sich fast überschlugen in ihrem Versuch, Tenzous Worte zu begreifen, grinste die Ursache seines rasenden Herzes ihn nur schief an.

»Das schließt sogar Opal mit ein. Wer weiß, vielleicht werde ich mit der Versteinerung richtig wertvoll?«

»Das bist du jetzt auch schon«, presste Kakashi hervor, nachdem er schier endlos lange Sekunden versucht hatte, seine Nerven zu beruhigen. Tenzous letzte Worte waren als Witz gemeint gewesen, aber er wusste besser als jeder andere, wie Tenzou eigentlich über sich selbst dachte. Am liebsten hätte Kakashi alle Dinge, die Tenzou in seinen Augen besonders machten, laut in die Welt hinaus geschrien, aber er war zu abgelenkt von dem traurigen Lächeln, das der andere ihm schenkte.

»Senpai—«, versuchte Tenzou ihn zu beruhigen, doch Kakashi war zu aufgebracht, um ihn ausreden zu lassen.

»Ich verstehe nicht warum!« In all der Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, hatte er Kakashi noch nie so wütend gesehen. Der Anblick war so untypisch und fremd, dass Tenzou zunächst die Worte fehlten. »Wenn du nicht mit den Zellen kompatibel wärst, würdest du schon längst nicht mehr leben. Aber du bist besonders, deswegen hast du überlebt. Du verdienst es nicht zu ster—«

»Senpai«, unterbrach Tenzou ihn mit Nachdruck, obwohl seine Stimme unglaublich sanft klang, »wir können beide nichts daran ändern. Ich habe mich damit abgefunden.«

Alles in Kakashi schrie danach, ihr Gespräch nicht so enden zu lassen, das sah Tenzou ihm an. Doch er hatte nicht den Mut herauszufinden, was als nächstes geschehen könnte, also lächelte er nur erschöpft und versuchte, seinem Freund ein aufrichtiges Lächeln zu schenken.

»Danke.«
 

Mit einem Schlag waren Kakashis Albträume wieder da. Nacht für Nacht, wenn er sich vor Erschöpfung nicht mehr wach halten konnte, sah er Tenzou sterben, ohne ihm zur Hilfe eilen zu können.
 

***
 

Sie hatten sich noch nie wirklich gestritten. Sowohl Tenzou als auch Kakashi bevorzugten es, eventuelle Probleme direkt anzusprechen und ruhig zu diskutieren, bis sie zu einer Lösung gekommen waren. Sie schrien sich nicht an und blieben stets sachlich, und das schätzte er so sehr an ihren Gesprächen.

Genau aus diesem Grund wusste er nicht damit umzugehen, als Kakashi ihre beiden Gläser von dem kleinen Wohnzimmertisch in Tenzous Wohnung fegte und ihn mit einer Wut anfunkelte, die er noch nie zuvor in seinen Augen gesehen hatte.

»Interessiert es dich gar nicht, dass du sterben wirst?!«, schrie er schon fast, ohne groß darauf zu achten, ob die Nachbarn sie hören konnten oder nicht. Tenzou selbst sagte nichts, war zu überfordert mit der Reaktion seines Freundes und bereute sogar einen Moment lang, ihn überhaupt eingeweiht zu haben.

»Ich habe nur gesagt, dass mein Mokuton nicht gebraucht wird, um Kyuubi zu kontrollieren, solange wir auch das Sharingan nutzen können«, erklärte er nach endlosen Sekunden der Stille zögerlich, wohlwissend, dass es nicht ausreichen würde, um den anderen zu beruhigen. Wie erwartet rollte Kakashi frustriert mit den Augen.

»Aber darum geht es nicht!«

»Worum denn dann?«

Tenzou war selbst etwas lauter geworden, zu angespannt, um sich länger zu beherrschen. Er verstand, warum Kakashi wütend war, er verstand es wirklich. Doch Wut brachte sie beide in diesem Fall nicht weiter. Ganz im Gegenteil; es machte es für Tenzou nur schwerer zu akzeptieren, was ihn noch erwarten würde.

Kakashi war seit seiner Frage ganz still geworden. Es war ein so starker Kontrast zu seinem Gefühlsausbruch wenige Sekunden zuvor, dass Yamato sich beinahe wünschte, er würde wieder schreien. Stattdessen schloss er die Augen, atmete einmal tief durch und ließ sich zurück aufs Sofa fallen. Er stützte die Ellbogen auf seinen Knien ab und vergrub das Gesicht in seinen Händen.

»Was soll ich denn machen, wenn ich dich auch noch verliere?«, flüsterte er so leise, dass Tenzou erst dachte, er hätte sich verhört. Es brach ihm das Herz, Kakashi so zu sehen und zu wissen, dass es nicht nur seine Schuld war, sondern dass er auch nichts dagegen unternehmen konnte. Wortlos setzte er sich neben ihn, ganz dicht, sodass sich ihre Beine berührten.

»Tut mir leid.«

Tenzou hatte sein Mokuton nie so sehr gehasst wie in dem Moment, als Kakashis Stimme bei seinen nächsten Worten brach.

»Mir auch.«
 

***
 

Tenzou merkte sofort, dass Kakashi wieder Albträume hatte, ganz gleich wie sehr dieser versuchte, es gerade vor ihm zu verbergen. Es tat ihm unsagbar leid, dass sein Freund wegen ihm litt, aber er wusste auch nicht, wie er ihm helfen sollte. Er wusste ja nicht einmal, wie er sich selbst helfen sollte.

Also nahm er sich vor, auf ihrer nächsten Mission nach einem Grashalm Ausschau zu halten, der eine so schöne Melodie spielen konnte, dass sie selbst gegen dunkelschwarze Albträume ankam.
 

***
 

Manchmal, wenn er nichts anderes zu tun hatte und sich nicht dazu bereit fühlte, seine Gedanken schweifen zu lassen, suchte Tenzou sich einen Ort, an dem er ungestört war. Dann ließ er seine linke Hand zu Holz werden, griff mit seiner rechten nach einem Kunai und begann, Schicht um Schicht seiner Gliedmaße abzuschälen.

Anfangs hatte er damit aufgehört, sobald Kakashi sich zu ihm gesellte, doch mittlerweile schnitzte er weiter, wenn er noch zu unruhig war um zu stoppen. Mit der Zeit hatte er die Vermutung entwickelt, dass diese Beschäftigung nicht nur ihn beruhigte, sondern auch seinen Freund, dessen Blick er immer häufiger in seinem Nacken brennen spürte.
 

»Ich bilde mir ein, dass ich die Lähmung damit einfach abschälen kann, aber natürlich funktioniert das nicht«, sagte er eines Tages versucht heiter, auch wenn er den anderen damit nicht täuschen konnte.

Kakashi nickte darauf nur langsam. Er fragte sich, ob er auf diese Weise auch Rins Blut von seinen Händen schälen könnte, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder. Nein, natürlich würde das nicht funktionieren, aber er hoffte es so sehr. Für Tenzou sogar mehr als für sich selbst.
 

***
 

Nachdem Kakashi die ANBU verlassen hatte und stattdessen als Ausbilder arbeitete, sahen sie sich kaum noch. Obwohl Kakashi seine letzten zwei Teams hatte durchfallen lassen und somit eigentlich mehr Zeit haben müsste, schafften sie es aufgrund ihrer unregelmäßigen Zeitpläne selten, sich zu treffen.

Umso mehr freute Tenzou sich, dass er es geschafft hatte, Kakashi unter vier Augen zu sprechen, bevor er sich mit seinem nächsten Team traf. Eigentlich sollte er ihn nicht noch länger aufhalten, schließlich war er schon viel zu spät dran, doch dieses eine Mal wollte er so egoistisch sein, sich ein wenig seiner Zeit zu rauben.

Für einen Moment überlegte Tenzou ihn zu fragen, ob er nicht wieder als ANBU arbeiten wollte. Es war ihnen immer noch nicht gelungen, einen angemessenen Ersatz für ihn zu finden, und wenn er ganz ehrlich war vermisste er es, Zeit mit ihm zu verbringen. Doch Kakashi hatte sich verändert, seit er ausgetreten war; früher war er auf die Vergangenheit fixiert gewesen, aber mittlerweile hatte er es endlich geschafft, in die Zukunft zu blicken.

Tenzou wollte nicht derjenige sein, der ihn wieder in die Schatten zog. Vor allem nicht, weil er wusste, dass sie keine gemeinsame Zukunft haben würden.
 

***
 

Auch wenn Narutos Training seine volle Konzentration beanspruchte, war sich Kakashi im Klaren darüber, wie eintönig und langweilig es dennoch für Yamato war. Und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, waren seine Bemerkungen während der letzten halben Stunde nicht sonderlich subtil ausgefallen. Das langwierige Sitzen beanspruchte seine Körper vermutlich sogar mehr als das Jutsu, das er aufrechterhalten musste. Aber Yamato war ein Mensch, der seine Versprechen hielt, obwohl er es mittlerweile vermutlich ein wenig bereute, Kakashi zugesagt zu haben, seinem Schüler zu helfen.

Als er erneut zu einer Beschwerde ansetzen wollte, stand Kakashi von der hölzernen Bank auf, die Yamato ihm unter Murren errichtet hatte und auf der er bis eben gelegen hatte. Mit einem lauten Seufzer versuchte er von dem Lächeln auf seinen Lippen abzulenken, das Yamato ohnehin nicht sah, weil er mit dem Rücken zu ihm saß. Es dauerte nicht lange, bis er auf der Wiese zu seinen Füßen einen geeigneten Grashalm gefunden hatte, den er pflücken und so zwischen seinen Fingern spannen konnte, wie der andere es ihm einst beigebracht hatte.
 

Yamato Kopf zuckte minimal, als er die ersten Töne hörte. Sie waren leiser und weniger sicher als wenn er selbst sie erzeugt hätte, doch Kakashi wusste, dass er sich dennoch freute. Er musste auch nicht Yamatos Gesicht sehen um zu wissen, dass ein Lächeln auf seinen Lippen lag.
 

***
 

Yamato hatte immer gewusst, dass seine Zeit begrenzt war, schon lange bevor er erst für Danzou und danach für Konoha eine Maske aufgesetzt hatte. Dennoch ließ er Kakashi in dem Glauben, dass die Silifizierung erst begonnen hatte, als er der ANBU beigetreten war, doch das war gelogen. Er hatte immer gespürt, wie die fremden Zellen in ihm rebellierten, wie sie versuchten die Kontrolle über seinen Körper zu gelangen.

Seit seiner Geburt war er nichts als ein Fremdkörper gewesen, wäre es vermutlich auch ohne die Zellen eines Toten in sich gewesen. Dieser Gedanke begleitete ihn schon sein ganzes Leben lang – außer, wenn er Zeit mit Kakashi verbrachte. In der Gegenwart seines besten Freundes fühlte er sich tatsächlich so, als hätte er einen Ort, an den er gehörte.
 

***
 

»Welche Pose soll ich am Ende einnehmen?«, fragte Yamato ihn eines Tages, als sie nach Narutos Training gemeinsam durch die leeren Gassen Konohas liefen. Ab und zu, wenn er das Gefühl hatte, Kakashi litt zu sehr unter seinem unausweichlichen Ende, versuchte er die allmähliche Versteinerung seines Körpers ins Lächerliche zu ziehen. Es half nicht wirklich dabei, ihn zu beruhigen, aber Kakashi rechnete ihm den Versuch an.

»Mach doch die gleiche Pose wie Gai immer«, erwiderte er, ohne von seinem Buch aufzublicken. Er konzentrierte sich zwar nicht mehr auf die Worte, hatte aber auch nicht den Mut, seinen Freund anzugucken. Dennoch konnte Kakashi ahnen, wie wenig begeistert er gerade angesehen wurde.

»Ist das dein Ernst?« War es nicht, aber Kakashi antwortete ihm trotzdem nicht, sondern wartete, bis Yamato die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben stand und er ihn fast schon panisch ansah. »S-senpai?«

Schließlich erbarmte er sich, auch wenn seine Worte vermutlich keinen von ihnen würden aufheitern können.

»Etwas Bequemes wäre gut«, begann er etwas leiser als zuvor und sah schließlich von seinem Buch auf. Yamatos Blick war für ihn undefinierbar, aber vielleicht war das auch besser so. »Du wirst eine ganze Weile in der Pose ausharren müssen, also solltest du es so bequem wie möglich haben.«
 

***
 

Viele von Yamatos Angewohnheiten waren so subtil, dass man sie niemals als solche erkennen würde, wenn man nicht davon wusste. Viele, aber nicht alle. Eine seiner Marotten war besonders auffällig, aber da Kakashi der Einzige war, der ihn je dabei beobachtet hatte, war es nicht allzu tragisch.

Immer, wenn Yamato wirklich nervös war, ließ er einen Sprössling in seiner Hand wachsen und pflanzte ihn anschließend ein.

»Mein Versagen lässt neues Leben blühen«, hatte er einmal gesagt, damals, als Kakashi ihn das erste Mal dabei erwischt hatte. Viel zu verlegen hatte er sich den Nacken gekratzt und ihn stumm darum gebeten, niemandem davon zu erzählen.

Als hätte Kakashi diese verletzliche Seite seines Freundes nicht ohnehin als ihr gemeinsames Geheimnis angesehen.
 

***
 

Seit Kakashi erfahren hatte, dass Yamato vom Feind gefangen genommen worden war, war er nicht mehr richtig zur Ruhe gekommen. Jeder Gedanke, den er nicht an den Krieg verschwendete, galt seinem Freund und der Hoffnung, dass sie sich wiedersehen würden. Es war allein seiner Professionalität und jahrelangen Erfahrung geschuldet, dass er sich auf die Kämpfe vor ihm hatte konzentrieren können.

Als sie endlich siegreich aus dem Krieg hatten hervorgehen können, machte er sich sofort auf in die Richtung, in der man den anderen hatte ausfindig machen können. In seinem Kopf spielte sich ein Horrorszenario nach dem nächsten ab; war er überhaupt noch am Leben, oder waren die Zellen des Shoudaime so sehr gefordert worden, dass er bereits komplett zu Stein erstarrt war?

Kakashi versuchte, all die schlechten Gedanken zu verbannen, sowie er an seinem Ziel angekommen war. Hektisch suchte er das Gelände ab, versuchte zu erkennen, wo Yamato zwischen all den Überresten von Zetsu stecken konnte. Mit jeder Sekunde die verstrich zog sich sein Herz mehr zusammen, sein Atem ging schneller und mehr als einmal musste er den Drang unterdrücken, laut zu schreien.

Dann sah er ihn endlich: Yamato saß in einem kleinen Krater und wirkte genauso erschöpft, wie auch Kakashi sich fühlte. Mit zitternder Stimme rief er Yamatos Namen, bis dieser sich umdrehte, Erstaunen und Dankbarkeit klar in seinem Gesicht erkennbar. Für einen Moment fiel alle Nervosität und Angst von Kakashi ab, und er war einfach nur erleichtert und glücklich, seinen Freund wohlauf zu sehen.

»Lass uns nach Hause gehen, Tenzou«, brachte er beherrschter heraus, als er sich eigentlich fühlte. Er stand am Rande des Kraters und hielt ihm seine Hand entgegen, doch Yamato griff nicht danach. Stattdessen sah er ihn mit einer Mischung aus Verlegenheit und Trauer an, von der Kakashi mit einem Mal übel wurde, und deutete auf seine Beine.

»Könntest du mir helfen?«

Der Anblick der versteinerten Gliedmaßen traf Kakashi wie ein Schlag ins Gesicht. Nur Yamatos Stimme schien ihn noch aufrecht zu halten.

»Ich kann meine Beine nicht mehr spüren.«
 

***
 

Kakashi hatte nicht geweint, als er Yamato zurück nach Konoha getragen hatte, das hatte er ihm nicht antun wollen. Vielmehr hatte er Witze gemacht, hatte ihn gefragt, ob er sich denn endlich für eine Pose entschieden hatte, so eingeschränkt, wie er jetzt in seiner Wahl war. Er hatte geredet und geredet, ohne Unterlass, nur damit der andere endlich aufhörte, sich bei ihm zu entschuldigen.

Yamato hatte sich Vorwürfe gemacht, dass er anstatt für seine Heimat zu kämpfen mit seinen Kräften den Feind unterstützt hatte. Egal wie sehr Kakashi versuchte, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, er wollte nicht hören. Und als Yamato ihm schließlich leise und viel zu gefassst sagte, dass er an diesem Tag sterben würde, hatte er kapituliert. Am liebsten hätte er ihn angefleht, es sich noch einmal zu überlegen, dass er bestimmt noch einige Jahre durchhalten konnte, aber Yamato hatte sein ganzes Leben lang ums Überleben gekämpft und verdient endlich ein wenig Ruhe.
 

Ihr gemeinsamer Marsch durch Konoha, vorbei an den Bewohnern und ihren Freunden, zählte zu den schlimmsten Erfahrungen, die Kakashi je gemacht hatte. Im Gegensatz zu ihm mussten sie sich nicht mit ihrer Reaktion zurückhalten, konnten ihren Gefühlen freien Lauf lassen und der Situation angemessen trauern. Aber Kakashi wollte, musste stark sein für seinen Freund, damit es für ihn einfacher war loszulassen.

Er trug ihn bis in die Mitte des Dorfes, ehe er ihn vorsichtig auf den Boden setzte und vor ihm in die Hocke ging. Die anderen Dorfbewohner waren taktvoll genug gewesen, genügend Abstand zu halten, damit die beiden sich voneinander verabschieden konnten. Dennoch wusste keiner von ihnen so recht, was er sagen sollte. Yamato war zwar schon seit langer Zeit darauf vorbereitet gewesen, wie es mit ihm zu Ende gehen würde, aber genauso wusste er auch, dass Kakashi sich vermutlich immer noch nicht damit abgefunden hatte. Also schenkte er ihm das aufmunterndste Lächeln, das er unter diesen Umständen zustande brachte und war unglaublich froh, als der andere es erwiderte.

»Gute Reise, Tenzou. Wir sehen uns bald.«

Kakashi hob eine Hand und fuhr ihm damit durch den braunen Haarschopf; eine Angewohnheit, die er in all den Jahren ihrer Freundschaft nicht abgelegt hatte. Yamato lehnte sich in die Berührung und schloss kurz die Augen, ehe er antwortete.

»Meinetwegen musst du nicht so schnell nachkommen. Es reicht, wenn du nur ab und an zu Besuch kommst.«

Das meinte er ernst. Ganz gleich, wie sehr er Kakashis Gesellschaft vermissen würde, wollte er dennoch, dass er noch lange und vor allem glücklich lebte. Doch ein Blick in seine Augen verriet Yamato, dass dieser Wunsch vielleicht nicht wahr werden würde.

»Du wirst mir fehlen. Uns allen.«

Yamato griff nach Kakashis Hand auf seinem Kopf und drückte sie einige Augenblicke lang, bevor er wieder losließ. Sein Freund atmete einmal tief durch, stand auf und ging einige Schritte zurück. Es gab so vieles, was er noch sagen wollte, aber nichts davon würde ihren Abschied einfacher machen, also biss er sich auf die Zunge und nahm sich vor, ihm alles zu sagen, sobald sie sich wiedersahen.

»Danke. Bis dann«, waren Yamatos letzte Worte, bevor er einige Handsiegel formte und langsam mit seinem Mokuton zu einem riesigen Baum verschmolz, der groß genug werden würde, um ganz Konoha zu beschützen.
 

***
 

Wenn Kakashi heute vor dem Baum stand, der einst sein bester Freund und so viel mehr als das gewesen war, zog sich sein Herz so schmerzhaft zusammen, dass er ganz automatisch die Hand ausstreckte. Sobald er die Rinde spüren konnte, ging es ihm besser. Es war noch nicht leichter geworden, ohne ihn leben zu müssen, und vielleicht würde es das niemals werden.

Dennoch war Kakashi von Herzen froh, dass Yamato endlich an dem Ort angekommen war, an den er gehörte, auch wenn dieser Ort nicht an seiner Seite gewesen war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Konzept schwirrt mir schon seit Monaten im Kopf herum, also wollte ich es zu Yamatos Geburtstag unbedingt umsetzen. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich darauf gekommen bin, aber ich glaube ich habe in irgendeinem Bericht was über versteinertes Holz gelesen, hatte sofort den doppeldeutigen Titel im Sinn und musste es einfach auf Yamato übertragen, auch wenn mich das während des Schreibens viele Tränen gekostet hat.
Es tut mir leid, dass ich dich habe sterben lassen, obwohl ich mich doch so gefreut hatte, dass du den Krieg überlebt hast. Alles nur aus Liebe. ♥ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Scorbion1984
2017-08-11T05:57:54+00:00 11.08.2017 07:57
Sehr traurig ,aber gut geschrieben ,schade das er sterben musste !


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