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Catch you if I can.

[Itachi/Sasuke- Centric]
von

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Kapitel 18: evening conversations


 

Kapitel 18: evening conversations

A conversation goes sometimes into personal things and that's nicer.

You look to each other and you have a different picture,

you get into a relationship.

-Maximilian Schell
 


 


 

Sasuke lag bäuchlings auf dem Sofa. Im Fernsehen lief eine Dokumentation über die Telekommunikation. Sie waren mittlerweile am Ende der Neunziger angekommen und fast jeder irische Haushalt besaß ein schnurloses Telefon. Vor allem die jungen Leute machten telefonieren zu einem ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Es sollte noch bis zur Mitte des neuen Jahrzehnts dauern, dass in den USA mehr als 10 Billionen SMS pro Monat versendet wurden. Damit hatte die SMS der Telekommunikation des letzten Jahrhunderts eindeutig den Rang abgelaufen.

Sasuke interessierte sich nur mäßig für die Doku. Stattdessen vertrieb er sich die Zeit damit, dass Kätzchen zu streicheln, dass neben dem Sofa auf de Boden lag. Cian schnurrte lautstark vor sich hin, während Sasuke auf Itachi wartete. Er lag noch nicht lange hier. Vorher hatte er eine Maschine Wäsche angestellt, einen Salat gemacht und eine große Fertigpackung Lasagne in den Ofen geschoben. Er musste aufpassen, dass er nicht einschlief, sonst verbrannte das Essen. Aber es konnte auch nicht mehr lange dauern, bis Itachi da war. Er hatte ihm eine SMS geschrieben, dass er heute eine Stunde länger musste, das hieß er würde erst um halb Acht zu Hause sein. Sasuke linste auf die Uhr. Noch fünf Minuten. Wenn Itachi kam, konnten sie vielleicht gleich essen. Normalerweise kochte Itachi, aber wenn er später nach Hause kam, freute er sich über jede Art von Fertiggericht, die Sasuke in den Ofen geschoben oder schnell gemacht hatte, einfach weil er dann nicht kochen musste.
 

Sasuke wünschte manchmal Itachi würde ihm mehr Aufgaben im Haus geben. Seine einzigen festen Aufgaben waren schließlich den Müll raus zu bringen, sein Zimmer zu saugen und es in Ordnung zu halten und ein über das andere Mal das Katzenklo zu säubern. Er wusste, dass Itachi es schätze, wenn er dann und wann auch die anderen Räume saugte, Geschirr abspülte oder eine Maschine Wäsche anstellte, aber er wusste auch, dass Itachi nicht wollte, dass er mehr machte und so gehorchte Sasuke, obwohl er viel lieber mehr im Haushalt helfen wollte. Er glaubte es Itachi, der die Wohnung und das Essen zahlte, schuldig zu sein. Schließlich ging er nur zu Schule… und das war, obwohl er gut geworden war, sein größtes Problem. Er wusste dass er in die Oberstufe versetzt wurde. Das bewiesen die Zetteln in seiner Schultasche. Es war zwar noch nicht sein Zeugnis, dass bekam er erst in zwei Wochen, aber es war eine Bescheinigung, dass er versetzt wurde. So was gaben sie an seiner Schule den Schülern mit, damit beispielsweise optimal Wahlfächer gewählt werden konnten. Sasuke hatte kaum reingeschaut, obwohl er sie schon vor einer Woche bekommen und in spätestens zwei Tagen abgeben musste. Er wollte nicht weiter Schule machen. Er wollte einen Job, um seinen Großeltern und Itachi das Geld zurückzahlen zu können, dass er glaubte ihnen schuldig zu sein. Nur… Itachi würde das gar nicht gefallen. Sasuke seufzte. Sie hatten noch nicht darüber gesprochen, weil Sasuke sich nicht traute, ehrlich zu sein und zu sagen, dass er nicht weiter zur Schule gehen wollte. Wobei, wollen war das falsche Wort. Er wollte weiter zur Schule gehen, wollte lernen und einen richtigen Abschluss machen, anstatt einfach nach den Pflichtjahren abgegangen zu sein. Und wenn alles anders gelaufen wäre, würde er auch ohne Zweifel weitermachen und er würde studieren oder danach eine Ausbildung anfangen. Aber so wie es gelaufen war, sah er sich in der Pflicht arbeiten zu gehen. Und nur weil Itachi das vielleicht nicht so sehen mochte, änderte nichts an der Tatsache, dass Sasuke in seiner Schuld stand.
 

~~
 

Itachi schulterte seine Tasche, schloss das Auto per Funk ab und verließ die Garage, um ins Haus zu gehen, wo er die Erdgeschoßwohnung, die er mit Sasuke wohnte, zu betreten. Der Arbeitstag war mal wieder hart und nervig gewesen. Schon wieder hatte er wegen dem Praktikanten länger da bleiben müssen. Wie konnte ein Junge nur so viel Chaos anrichte? Den Schlüsselbund legte er unachtsam auf die Kommode im Flur, seine Tasche daneben und die Jacke hing er an den Hacken. Auf dem Weg ins Wohnzimmer lockerte er die Krawatte und knöpfte die oberen drei Knöpfe seines Hemdes auf. Er hatte diesen Aufzug nie besonders gemocht, schätzte Shirt und Pullover, aber sein Beruf verlangte es.

Itachi roch den Duft von backendem Käse und Tomatensoße, der aus der Küche strömte. Er linste hinein, weil er Sasuke dort erwartete. Wann immer er länger arbeiten musste, hatte Sasuke in der Küche gestanden und gekocht. Oder er war im Keller um eine Maschine Wäsche zu machen. Einmal hatte ihn auch das Geräusch des Staubsaugers begrüßt. Auch wenn Itachi das irgendwie zeigte, dass Sasuke sich Zuhause fühlte, war es doch falsch. Er mochte nicht, wenn der Junge so viel im Haushalt tat. Itachi schritt kurz in die Küche, wo er den Herd abstellte, damit das Essen nicht anbrannte, ehe er doch ins Wohnzimmer ging. Vielleicht war Sasuke auch da. Jedenfalls hörte er im Flur wieder das Schnurren des kleinen Katers, der seit zwei Wochen bei ihnen wohnte.
 

Die Szene, die Itachi dann aber im Wohnzimmer vorfand ließ seinen ganzen Ärger über die Arbeit und den Praktikanten für einen Moment schwinden. Sie war eine gänzlich andere, als er erwartet hatte. Es war schon so, dass Sasuke hin und wieder auf der Couch gelegen hatte, aber immer nur, wenn sie gemeinsam beschlossen, sich einen ruhigen Abend zu machen. Nie zuvor war Itachi von der Arbeit heim gekommen und Sasuke hatte so ruhig auf der Couch gelegen. Itachi hoffte sich das Bild, dass er sah, ganz genau einprägen zu können. Er mochte es. Ja, er mochte es wirklich. Itachi lächelte versonnen.

Am liebsten würde er sich neben Sasuke aufs Sofa setzten. Er wünschte der Junge würde dann seinen Kopf auf seinem Schoß betten. Itachi wusste nicht woher dieser Wunsch kam und er wusste, dass es ein genauso verwerflicher Gedanke war, wie das Bedürfnis danach in Sasukes Nähe zu sein. Aber er hatte sich in den letzten Nächten an eben diese Nähe gewöhnt, hatte sie schätzen gelernt. Es hatte kaum einen Abend gegeben in den letzten Wochen in denen Sasuke nicht direkt mit in sein Schlafzimmer ging oder irgendwann in der Nacht reinschlüpfte. Sie lagen zwar nur nebeneinander, aber das genügte Itachi. Jedenfalls sagte er sich dass immer und immer wieder.
 

Noch wenige Sekunden blieben Itachi, das Bild das sich ihm bot, zu genießen. Aufzusaugen.

Doch dann wandte Sasuke seinen Kopf zur Seite und schaute ihn seinerseits an. Itachi griff nach seiner Krawatte, um sie gänzlich von seinem Hals zu lösen und in den Sessel zu werfen.

„Das Essen ist fertig. Moment, ich hol es aus dem Ofen“, sagte Sasuke und machte Anstalten aufzustehen. Itachi hob die Hand, als er einen Schritt nach vorne machte.

„Bleib liegen“, sagte er. „Ich hab den Ofen schon ausgemacht.“ Dennoch erhob sich Sasuke aus seiner Position, setzte sich anständig aufs Sofa. Der Kater der dadurch nicht mehr mit Streicheleinheiten verwöhnt wurde, sprang neben ihm auf die Couch.

„Die Haare wirst du Staubsaugen“, grummelte Itachi, während er sich in den Sessel fallen ließ. Wieder ärgerte er sich über den beschissenen Praktikanten. Es musste doch einen Weg geben den Praktikumsvertrag zu beenden. Das konnte doch nicht wahr sein, was der immer anstellte! Den erschrockenen Ausdruck auf Sasukes Gesicht, der mit seinen Worten gekommen war, nahm er nicht wahr. Zu sehr war er in seinen eigenen Ärger vertieft. Er hatte das gar nicht sagen wollen. Er wusste, dass er mit Sasuke nicht so sprechen durfte, aber da Itachi seinen Blick eben nicht wahrnahm, nahm er es hin und stellte es nicht richtig. Entschuldigte sich nicht. Vielleicht störte es Sasuke doch nicht so, wie Itachi befürchtete. Itachi seufzte. Eigentlich befürchtete er immer, dass Sasuke irgendwas, das er sagte, falsch aufnehmen konnte und das Vertrauen zu ihm verlieren würde.
 

Sasuke versuchte sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Er wollte Itachi nicht auf die Nerven gehen, aber es traf ihn schon, was Itachi gesagt hatte. So hatte er noch nie mit ihm gesprochen. Es klang fast so, als ob… Sasuke ihm alles überließ. Teilweise stimmte das, musste der Jugendliche zugeben. Itachi ging hart arbeiten und was tat er? Lag hier rum. Sofort kam Sasukes schlechtes Gewissen wieder zurück. Er musste den Uchiha wirklich davon überzeugen, dass es sinnvoller wäre sich jetzt schon einen Job zu suchen, anstatt weiter zur Schule zu gehen. Es gab keinen anderen Weg ihm zu beweisen, wie ernst es ihm war und vielleicht würde Itachi ja doch nicht ganz dagegen sein. Sasuke hob den Kater hoch, um ihn auf den Boden zu setzten. Itachi mochte es anscheinend nicht, wenn Cian auf dem Sofa saß, also musste Sasuke ihm beibringen nicht drauf zu springen.
 

Kurz darauf stand Sasuke selbst auf. Er ging eilig in die Abstellkammer, wo neben der Waschmaschine und dem Trockner auch der Staubsauger stand und nahm ihn mit ins Wohnzimmer. Er hoffte Itachi nicht mit dem Lärm zu nerven, aber er wollte so schnell wie möglich das tun, was der Ältere gesagt hatte. Er stöpselte das Kabel des Geräts in eine Steckdose, bevor er sich daran machte die Haare des Katers vom Sofa zu saugen. Es tat ihm Leid solch einen Lärm zu machen, als er sah das Cian aus dem Raum floh und Itachis Stirn sich in Falten legte. Eilig kam Sasuke zum Ende, machte den Staubsauger aus und brachte ihn zurück in die Abstellkammer, ehe er in die Küche ging, die Lasagne aus dem Ofen holte. Er richtete zwei Portionen an, gab Salat auf jeden Teller, eine Gabel und ein Messer dazu und klemmte sich zwei Gläser zwischen Arm und Brust, sodass er – zwar umständlich – alles auf einmal ins Wohnzimmer räumen konnte. Eine Wasserflasche musste dort noch stehen.
 

„Ich hätte das auch tun können“, sagte Itachi und zeigte auf das Essen. Dennoch setzte er sich zu Sasuke an den Esstisch. Er griff nach der Wasserflasche, goss zuerst Sasuke und dann sich ein. Er verschloss die Wasserflasche wieder und stellte sie zurück auf den Tisch. Er war ein Riesendummkopf! Jetzt wo Sasuke nur still auf seinem Platz saß, auf sein Essen starrte, anstatt zu essen, wurde Itachi klar, das er falsch gehandelt hatte. Es war nicht fair von ihm seine schlechte Laune an Sasuke auszulassen. Das hatte er nicht verdient. Nicht nach all dem, was er durchgemacht hatte. Natürlich, auch sein eigener Vater hatte manchmal die schlechte Laune aus dem Büro mit nach Hause gebracht und so manches Mal hatte Itachi sich dadurch ungerecht behandelt gefühlt. Aber er selbst wollte für Sasuke kein Vater sein. Und am allerwenigsten einer, der genervt nach Hause kam und mit einer Scheißmiene am Tisch saß.

„Sorry, Sasuke“, sagte er deswegen. Der Junge hob den Kopf und suchte Augenkontakt mit Itachi. Es war offensichtlich, dass er nicht verstand, warum Itachi sich entschuldigte.

„Ich hätte nicht so mit dir reden dürfen“, sagte Itachi nun. Es war zwar menschlich, dass er so reagierte. Dennoch wusste er, dass die einzige Möglichkeit es wieder gut zu machen eine Entschuldigung gewesen war. Nur so konnte Itachi Sasuke mit sich auf eine Stufe stellen. Und das war etwas, was der Ältere vermehrt versuchte, denn immer wieder merkte er, dass Sasuke sich minderwertig fühlte.
 

„Das ist schon okay“, murmelte Sasuke dann. „Du hattest ja Recht.“ Er schwieg eine Weile, starrte wieder Löcher in die Tischplatte, ehe er fortfuhr: „Du gehst hart arbeiten. Du sorgst dafür, dass wir eine Wohnung haben, Essen und alles. Du gibst mir sogar Geld. Ich tu nichts weiter als rumlungern.“

„Ich will das nicht mehr hören, verdammt noch mal! Mich hat keiner dazu gezwungen, dich aufzunehmen. Genauso zwingt mich absolut keiner dazu, dir Geld zu geben. Aber ich tu’s, okay?“ Itachi war lauter geworden. Das tat ihm sofort leid, als er Sasukes leise Stimme hörte.

„Ich weiß das. Aber… ich bin fast erwachsen, trotzdem schiebe ich alle Verantwortung auf dich ab.“

„Sasuke…“, setzte Itachi an, verstummte aber, als er sah, dass der Junge noch nicht fertig war.

„Ich war sonst nie so. Auch wenn ich auf der Straße … um Geld gebettelt habe, war ich da völlig auf mich gestellt. Mir blieb nichts anderes übrig, als für mich selbst verantwortlich zu sein. Jetzt wo ich bei dir bin, ist es so leicht, das alles zu vergessen.“ Sasuke schluckte. Selbst wenn er Itachi völlig vertraute, hatte er selten so viel auf einmal gesagt. Aber Itachi hörte ihm zu. Es war okay so viel zu sprechen. Und es waren Dinge, die gesagt werden mussten, weil sie ihm schon lange auf der Seele lagen.

„Aber ich will das nicht vergessen. Du hast von Anfang an so viel für mich getan und ich werde für immer in deiner Schuld stehen.“ Sasuke ließ die Gabel los und blickte Itachi wieder an. „Ich hab mir am Anfang gesagt, dass ich auf keinen Fall zulasse, dass irgendwas von all dem hier selbstverständlich für mich wird.“ Sasuke hatte immer im Hinterkopf behalten wollen, dass eben all das, was Itachi ihm bot – ein warmes Zuhause, ein weiches Bett, tröstende Worte, eine reinigende Dusche, Essen, Geld – nicht selbstverständlich war. Aber manchmal war selbst das so schwer. Noch vor ein paar Monaten hätte er sich niemals so auf die Couch gelegt. Schon gar nicht, ohne um Erlaubnis zu fragen. Manchmal glaubte Sasuke, dass alles war zu selbstverständlich für ihn geworden. Dennoch wusste er, wem er sein Leben zu verdanken hatte. Ohne Itachi wäre er heute mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr am Leben. Er wäre vor jämmerlich erfroren im letzten Winter. Ganz sicher wäre er das.
 

„Ich hab dich zu mir geholt, damit du dir sicher sein kannst, duschen und essen zu können, wann du möchtest“, sagte Itachi unbeholfen. Dennoch nickte Sasuke.

„Du hast mein Leben gerettet, Itachi. Manchmal glaube ich…“ Der Junge brach ab, schaute an Itachi vorbei an die gegenüberliegende Wand, ehe er die Worte fand, die er sagen wollte.

„Manchmal glaube ich, dass du gar nicht weißt wie unfassbar das ist, was du für mich getan hast.“ Sasuke schaute verunsichert auf seinen Teller.

„Und…und… “, stotterte er dann, weil er seinen so ungewöhnlichen Redefluss verloren hatte. „Und ich hab einfach Schiss, dass du auch nicht weißt… wie dankbar ich dir bin. Denn ich bin’s. Ich bin dir so… schrecklich dankbar, Itachi.“ Bei seinen Worten hatte der Junge wieder hoch geschaut. Voller Hoffnung, irgendwie. Hoffnungsvoll vielleicht, dass Itachi doch wusste, wie dankbar er war.

Itachi stützte die Arme auf dem Tisch ab, bettete die untere Partei seines Gesichts in seinen Händen und schüttelte mit minimaler Bewegung den Kopf.

„Ich hatte damals `ne Scheißangst“, gab Itachi zu. Er schwieg, starrte auf die Tischplatte und atmete lautstark aus.

„Als du da im Schnee gelegen hast, an dem Abend bei Shizune“, sagte er dann nach Minuten der Stille. „Ich hab mich so hilflos gefühlt.“
 

Sasukes zuvor so hoffnungsvoller Blick wich einem verwunderten. In keinem Moment war Itachi ihm hilflos vorgekommen. Es war viel mehr so, dass Sasuke sich durch Itachis eigene Sicherheit sehr geschützt vorgekommen war. Es erschien ihm schwer, den Älteren aus der Bahn zu werfen. E war ihm immer so vorgekommen, als hätte Itachi immer einen Plan und eine klare Richtung. Selbst wenn er ins Schlingern geriet, fand er schnell wieder zu dem altbekannten Gleichgewicht zurück.

„Ich hatte keine Ahnung, was ich tun konnte, als du nicht mit mir geredet hast. Ich glaubte, dich nie zu verstehen, weil die Dinge, die du erlebt hast zu schrecklich sind, um sie zu begreifen, wenn es einem nicht selbst geschehen ist. Aber als du dann doch mit mir gesprochen hast, war ich mir sicher, dass ich – selbst wenn ich mir nicht vorstellen kann, was du hast durchmachen müssen – dir helfen möchte.“ Itachi schwieg eine Weile. Er wollte ehrlich sein, weil auch Sasuke ehrlich zu ihm war.

„Ich hatte Mitleid mit dir. Zu der Zeit war ich noch nicht so weit, dir anzubieten für immer da zu bleiben. Es rechtens zu machen. Aber es dauerte nicht lange bis ich mir auch dessen sicher war.“

Itachi nahm das Gesicht aus den Händen und schaute Sasuke an.

„Es ist völlig in Ordnung, wenn du mir dankbar bist. Und ich weiß auch, dass du es bist. Aber die Tatsache, dass ich mich wie der Erwachsene benehme, der dich aufgenommen hat, macht dich keinesfalls zu einem schlechteren Menschen. Ich bin für dich verantwortlich.“ Ein versonnener Ausdruck schlich sich auf Itachis Gesicht. Er hatte diese Verantwortung gewollt. Und diese Verantwortung; die Tatsache, dass er sich wie der Erwachsene benahm, der Sasuke aufgenommen hatte, machte ihn zu einem besseren Menschen, als der, der er zuvor gewesen war.
 

Itachi hob seinen Blick gänzlich und musste feststellen, dass Sasuke ihn ebenfalls geradewegs anschaute. Vielleicht hatte er ihn die ganze Zeit, während er gesprochen hatte, nicht aus den Augen gelassen. Itachi hoffte, dass Sasuke verstand wie ernst ihm das gewesen war. Er mochte es nicht, wenn Sasuke glaubte all das hier könne jederzeit vorbei sein. Er hatte lange genug mit dieser Angst leben müssen, während Itachi keinen Entschluss fasste, ob er bereit war Verantwortung zu übernehmen oder nicht. Nun aber hatte er sich bewusst dafür entschieden und Sasuke wusste das. Er musste nur begreifen, dass damit auch die Selbstverständlichkeit einiger Dinge – wie eben das Recht auf Wärme, einem Zuhause, Körperpflege, Schulbildung, Nahrung und auch Freizeit – einherging. Itachi machte sich nichts vor. Bei dem was Sasuke durchgemacht hatte, würde er seine Zeit brauchen, bis er gänzlich verstand, dass er Anspruch auf all diese Dinge hatte. Der Uchiha musste dabei eine Rolle spielen. Er konnte sich hier nicht aus der Verantwortung ziehen. Aber er glaubte, indem er Sasuke zeigte dass er Willkommen war, trug er einen erheblichen Teil dazu bei, dass es nicht ein ganzes Leben dauerte bis Sasuke verstand wo seine Rechte lagen.
 

~~
 

Nachdenklich saß Sasuke auf dem Bett seines Zimmers. Er konnte es immer noch kaum glauben, dass es mittlerweile so einfach durch seine Gedanken schoss, dass er ein eigenes Zimmer in Itachis Wohnung besaß. Einen Ort, an den er sich zurückziehen konnte, wann immer er Lust dazu hatte. Es gab einen Schlüssel. Itachi klopfte an, wann immer er den Raum betreten wollte. Er betrat ihn nie ohne Erlaubnis, nicht einmal, wenn er Fenster putzen wollte. Er respektierte Sasukes Privatsphäre. Ein Luxus, wie der Junge dachte, denn seine ganze späte Kindheit und frühe Pubertät hindurch hatte es eine solche nicht gegeben. Er hörte oft von Mitschülern, dass die Eltern ihnen nicht genug Freiheiten ließen oder ihre Privatsphäre nicht respektierten. Sie gingen in ihre Zimmer, durchwühlten Schubladen, um Alkohol oder Kondome zu finden oder putzen und fanden dabei Dinge, die sie gar nicht suchten. Sasukes Privatsphäre wurde nicht von einer zu neugierigen Mutter durchbrochen.
 

Der Junge erhob sich vom Bett, hockte sich neben seiner Schultasche auf dem Boden und griff nach den Zetteln. Das Gespräch gestern hatte ihm gut getan. Er hatte Itachi einige Dinge sagen können, die ihm auf dem Herzen gelegen hatten und Itachi hatte ihm seinerseits auch Vertrauen entgegen gebracht. Auch wenn dieser Gedanke Sasuke noch fremd war, hatte sie das mehr noch auf eine Stufe gestellt. Sasuke sah Itachi immer noch als einen besseren, wichtigeren Menschen an, als sich selbst, aber er glaubte schlicht dass das Vertrauen seitens dem älteren ihm selbst mehr Gewicht verlieh, sodass er vielleicht irgendwann die Waage ins Gleichgewicht bringen konnte.

Dennoch hatte das gestrige Gespräch dazu geführt, dass Sasuke Itachi die Zettel nicht hatte vorzeigen können. Ihm blieb nichts anderes übrig, als das heute zu tun, auch wenn er nicht wusste, wie er dem Älteren beibringen wollte, dass er nicht weiter zur Schule gehen wollte, sondern arbeiten. Daran hatte auch das gestrige Gespräch nichts geändert. Sasuke glaubte Itachi zwar, dass er gerne für ihn Verantwortlich war. Er glaubte es ihm wirklich. Aber es war nicht einfach zu bestimmen, drei Jahre weiter auf Itachis Kosten leben zu wollen.
 

Sasuke seufzte leise – etwas was er sich von Itachi angewöhnt hatte, ohne es zu wollen. Er erhob sich mit den Blättern in der Hand und verließ sein Zimmer um in der Wohnung nach Itachi zu suchen. Dieser stand in der Küche neben dem geöffneten Fenster und rauchte.

„Kann ich mit dir reden?“, fragte Sasuke. Er wollte nicht nervig sein. Auch heute war Itachi wieder eine halbe Stunde später von der Arbeit heim gekommen. Sie hatten das von Itachi mitgebrachte chinesische Essen gegessen und dann hatte Sasuke sich an einige letzte Hausaufgaben gesetzte, mit denen er vor eine Weile fertig geworden war.

„Klar“, machte Itachi sofort. Er schnippte Asche von seiner Zigarette in den Aschenbecher, der auf der Fensterbank stand. Sasuke legte unterdessen die Zettel auf den Holztisch in der Küche.

„Es ist… es geht um … na ja“, druckste Sasuke rum und tippte auf die Zettel, woraufhin Itachi die Zigarette in den Arschbecher legte, wo sie vor sich herqualmte. Er selber kam näher und schaute sich den obersten Zettel an. Er musste sein Einverständnis geben, dass Sasuke nach den Sommerferien die Oberstufe besuchte. Warum war Sasuke denn jetzt schon wieder so nervös? Itachi griff hinter sich, öffnete die Küchenschublade. Dort lag ein Kugelschreiber, den er heraus fischte. Er setzte gerade an, seine Unterschrift über den vorgegebenen Strich zu schreiben, als Sasuke nach sein Handgelenk griff und ihn somit davon abhielt.

„Was ist los?“, fragte Itachi verwundert.“

„Ich will arbeiten gehen, Itachi. Ich will das nicht.“ Sasuke legte seine Hand auf die Ecke des Zettels. Ganz so als wollte er zeigen, was er nicht wollte.
 

Itachi unterdrückte ein Schnaufen. Das war ein schlechter Scherz. Er begann daran zu zweifeln, ob sich Sasuke seine gestrigen Worte doch so angenommen hatte, wie er geglaubt hatte, er habe es.

„Setz dich“, sagte Itachi und wies auf einen der Holzstühle. Er wusste nicht ob er ein guter Erzieher sein konnte. Er hatte es zuvor bei Sasuke nicht gemusst. Heiler, Tröster, ja. Aber er hatte ihn nicht erziehen müssen. Dennoch bedurfte diese Situation eines Gesprächs in dem er nicht nur Freund sein konnte.

Sasuke leistete Itachis Aufforderung Folge, während der Ältere zum Fenster ging, es schloss und gleichzeitig seine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte, bevor er sich auch am Tisch niederließ.

„Erklär mir warum“, forderte er Sasuke auf.

„Ich möchte Geld verdienen.“ Sasukes Stimme war leise, aber er wusste, dass wen er Itachi überzeugen wollte, musste er sicher rüberkommen, deswegen versuchte er alles, um nicht ins Stottern zu geraten.

„Das ist kein Grund, der mich überzeugt. Geld verdienen zu wollen, ist es nicht wert ohne Abschluss abzugehen.“

Sasuke blickte auf die Tischplatte, aber er wollte nicht so einfach aufgeben. Er hatte sich die Sache gut überlegt. Er wusste um die Konsequenzen.

„Für mich schon“, sagte er deswegen schlicht.
 

Doch Itachi schüttelte nur den Kopf. Was der Junge sich da in den Kopf gesetzt hatte, war hirnrissig. Eigentlich gab es da gar nichts zu diskutieren. Für Itachi stand außer Frage, dass Sasuke die Schule weitermachte. Nur war er der Meinung, dass die ganze Sache mehr Sinn machte, wenn Sasuke mit Überzeugung dabei war.

„In Ordnung. Angenommen ich erlaube dir abzugehen. Was für einen Job würdest du dir suchen?“

„Ich könnte auf dem Bau arbeiten.“

„Das machst du dann vielleicht zehn, fünfzehn Jahre und dein Körper wird es dir danken. Bauarbeiter haben beispielsweise prozentual mehr Rückenoperationen als alle anderen Bevölkerungsschichten“, erklärte Itachi. Er war sich ziemlich sicher das mal irgendwo gehört zu haben. Zudem war es ein Fakt, dass der Körper – gerade wenn man so jung mit einer solchen Arbeit begann – es einem irgendwann heimzahlte.

„Es gibt genug andere Jobs“, sagte Sasuke leise.

„Nenn mir noch einen.“

„Ich könnte in ´nem Fast-Food-Laden arbeiten. Das tun viele“, sagte Sasuke zögerlich. Er fürchtete Itachi würde auf jeden seiner Versuche ein Argument zu bringen ein viel besseres haben, dass dagegen sprach. Sasuke wusste dass ein Schulabschluss wertvoll war. Dass er sinnvoll war. Aber das änderte nichts daran, dass er einen Job seiner Schulausbildung vorzog, weil er es einfach als richtig erachtete in seiner Position nicht über seine Möglichkeiten hinaus zu wollen. Er war nicht dumm. Aber bei seiner Mutter hätte es diese Diskussion nicht gegeben. Er wäre ohne ein Wort des Widerstandes arbeiten gegangen.
 

„Du willst also dein Leben lang Burger braten, Tabletts und Tische putzen? Du wirst täglich mit Kunden zu tun haben, die dich für den letzten Dreck halten.“ Itachi wusste, dass man heutzutage mit einer Ausbildung auch bei Fast-Food-Filialen aufsteigen und gutes Geld machen konnte. Aber Sasuke wollte dort jobben.

Als Itachis bemerkte, wie Sasuke versuchte seinen verletzten Gesichtsausdruck zu verstecken, tat es ihm Leid so hart gewesen zu sein. Aber es war die Wahrheit. Es wird immer Kunden in solchen Läden geben, die ihn für Dreck hielten. Das war Klischee. Menschen machten da keinen Unterschied, ob es wirklich zutraf. So waren Menschen nun mal.

„Das ist mir egal.“ Der Uchiha hörte, wie Sasuke unbedingt versuchte taff zu klingen. Doch Itachi wusste genau, dass es Sasuke nicht egal war, für Dreck gehalten zu werden.

„Mir aber nicht.“
 

„Ich kann meinen Abschluss auch irgendwann auf der Abendschule nachholen“, sagte Sasuke leise. Es war sein letztes Argument. Er wusste dass er es kaum tun würde. Wäre er einmal in der Sache mit dem Job drin, würde er versuchen soviel Geld wie möglich zu verdienen, um seine Schuld zurückzuzahlen und dann war er achtzehn und Itachi nicht mehr für ihn verantwortlich. Auch nicht mehr vor dem Staat und Sasuke würde gucken müssen wie er über die Runden käme und es würde nicht bei einem Job bleiben. Er würde ganz sicher dann nicht mehr die Kraft besitzen zur Abendschule zu gehen. Aber das musste er Itachi jetzt nicht sagen. Es war schlicht richtig, dass die Möglichkeit bestünde. Ob er sie nun wahrnahm oder nicht.

„Aber warum? Was bringt dir das? Du machst einen Job, den du nicht machen möchtest.“

„Das tun viele“, sagte Sasuke leise. Er wusste dass seine Antworten schwammig waren. Aber er war unsicher und er versuchte noch immer nicht zu stottern und zu stocken.

„Das stimmt.“ Itachis Zustimmung kam unerwartet. „Deswegen erlaube ich dir nicht, die Schule abzubrechen.“
 

Sasuke schaute Itachi an. Er hatte sich zurückgelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und die Hände in den Achselhöhlen versteckt. Sasuke schloss die Augen und presste die Lippen zusammen. Er hatte sich vorgenommen Itachi wie ein Erwachsener entgegenzutreten und für das, was er für richtig hielt, einstehen. Er hatte nicht geglaubt, dass Itachi es gut finden würde, dass er nicht mehr zur Schule wollte, aber er hatte auch nicht gedacht, dass Itachi so komplett dagegen war.

Aber Sasuke schob die Schuld auf sich, dass es nicht geklappt hatte, Itachi zu überzeugen. Trotzdem machte ihn das wütend. Wut etwas war, womit Sasuke schlecht umgehen konnte. Er hatte einfach nie die Möglichkeit zu lernen, wie man richtig wütend war. Diese Seite an ihm hatte man versucht zu unterdrücken und es war gelangen. Aber mit allem, was Itachi an ihm heilte, heilte er auch diese Seite.

Sasuke öffnete die Augen wieder und sagte, von der Wut auf sich selbst getrieben: „Ich will einfach arbeiten gehen. Was ist denn so falsch dran? Da wo ich herkomme, hat kaum einer einen Abschluss.“ Er stoppte nur einen winzigen Moment. Zu kurz, um die Wut verrauschen zu lassen. „Man hat mir mein halbes Leben lang vorgeschrieben, was ich zu tun hab. Ich will einfach nur einmal das tun, was ich entschieden hab und niemand anders!“

Sasuke schloss den Mund und bemerkte, dass er sich erhoben hatte. Mit den Händen neben den Hüften schaute er Itachi an und bemerkte, dass die eben noch so sichere Haltung des Mannes nun eher so wirkte, als wolle er sich vor Sasukes Anschuldigungen schützen. Und plötzlich tat ihm alles was er gesagt hatte so Leid, dass er beinahe zu heulen anfing. Nur der feste Biss auf seine Lippe hielt ihn davon ab. Es war nicht fair gewesen, was er gesagt hatte.
 

Itachi griff mit der Hand nach den Zetteln und zog sie zu sich rüber, ohne Sasuke eines Blickes zu würdigen. Es reichte, dass dieser Junge überall in ihm drin präsent war. Itachi machte sich kaum die Mühe die Zettel richtig zu lesen. Er überflog sie, machte das Kreuzchen an der richtigen Stelle und setzte seine Unterschrift, bevor er Sasuke die Zettel rüber schob und aufstand. Den Blick in den Flur gerichtet verließ er den Raum.
 

~~
 

Itachi starrte an die weiße Decke des Raumes. Er lag auf dem Rücken im Bett. Die Nacht war schon angebrochen und seit mehr als einer halben Stunde versuchte er vehement einzuschlafen. Ja, schon. Er war wütend. Wie Sasuke mit ihm gesprochen hatte war unfair und unerwartet. Itachi war nicht derjenige, der ihm Leid zugefügt hatte und Sasuke schien sich dessen auch immerzu bewusst gewesen zu sein. Dennoch fühlte Itachi sich wie das Ventil Sasukes erster Wut. Vielleicht war das sogar positiv, er wusste es nicht. Aber Itachi fühlte sich verwundbar Sasuke gegenüber. Das war ein neues Gefühl. Aber nach seinem Beinahe-Seelenstriptease am gestrigen Abend war es kaum verwunderlich.

Itachi verstand Sasukes Wut. Er war vor nicht allzu langer Zeit selbst ein Jugendlicher gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, da war er aus Prinzip dagegen. Gegen alles, was seine Eltern von ihm wollten. Und er war auch wütend gewesen. Hatte viele Stunden damit verbracht wütend zu sein und anstatt sich ein Ventil für eben diese Wut zu suchen, an der er sie langsam und stetig ablassen konnte, hatte er sie gesammelt und gebündelt und dann erst jemanden gesucht, den er damit verletzen konnte. Seine Eltern, seine Freunde, seine Lehrer.
 

Dennoch konnte Itachi nichts daran ändern, dass es ihn verletzt hatte, was Sasuke gesagt hatte. Einen Moment lang hatte Itachi sich wie ein Arschloch gefühlt, dem es egal war, was Sasuke sich wünschte. Er hatte einen winzigen Moment in Betracht gezogen, Sasuke die Schule abbrechen zu lassen. Ihn einen Job suchen lassen. Aber dann war ihm Sasukes Vater in den Sinn gekommen. Und seine eigene Verantwortung. Wie konnte er Sasuke erlauben, die Schule abzubrechen? Was gab ihm das Recht dazu? Es hatte Menschen gegeben – Sasukes Vater und seine Mutter – die ihn willentlich bekamen, mit dem Wunsch und der Verpflichtung Verantwortung in Sasukes Leben zu tragen. Sein Vater lebte nicht mehr. Und seiner Mutter war er augenscheinlich egal geworden. Somit hatten sie Sasuke selbst die Verantwortung übergeben, etwas aus seinem Leben zu machen. Deswegen konnte Itachi es nicht verantworten, dass Sasuke sich dieses geschenkte Leben kaputt machte. Zu akzeptieren, dass er es in Erwägung zog, war schwer genug.
 

Er mochte heute nicht mehr über all das nachdenken. Wollte ganz einfach die Augen schließen und schlafen. Er rollte sich auf die Seite und sah die leere Betthälfte. Starrte sie regelrecht an. Unweigerlich musste er daran denken, dass Sasuke in letzter Zeit fast jede Nacht dort geschlafen hatte. Doch heute würde er nicht kommen. Selbst wenn er wollte, würde er sich nicht trauen. Sie waren im Streit auseinander gegangen, weil Itachi nicht fähig war, mit der Wut eines Fünfzehnjährigen klar zu kommen. Wie erbärmlich. Itachi seufzte. Er wollte nicht, dass ihm das Schlafzimmer so viel zu groß erschien und viel zu kalt. Er wollte es nicht zugeben, aber er hatte Sasukes Nähe genossen. Die Wärme die sein Körper ausstrahlte. Und er hatte sich gut gefühlt, Sasuke sicher in seinem Zimmer zu wissen. Selbst wenn er jetzt einen Alptraum haben sollte, würde er vielleicht nicht kommen. Eben weil Itachi ohne ihn eines Blickes zu würdigen aus dem Raum gegangen war. In befiel das schlechte Gewissen.

Genervt schlug Itachi die Bettdecke zurück, während er sich wieder auf den Rücken legte, und knipste das kleine Licht neben seinem Bett an. Er konnte nicht schlafen und das pisste ihn an. Schweigend lag er rücklings da, ehe ein entnervtes Stöhnen seinen Mund verlies und er die Beine aus dem Bett schwang. Im Flur machte er Licht.
 

Vor Sasukes Zimmertür blieb er stehen und hob die Hand zum Klopfen. Obwohl er nicht hereingebeten wurde, drückte er die Klinke herunter und betrat den Raum. Das Lampe im Zimmer war nicht an, aber die Jalousie war oben und vom Mond und den Straßenlaternen vor Sasukes Fenster fiel genug Helligkeit herein, dass Itachi Sasuke auf dem Bett sitzen sehen konnte. Die Decke lag über seinen Beinen und das Kissen war zerknautscht, als hätte er bis eben noch drauf gelegen. Sasuke blickte ihn nicht an. Sein Blick war auf seinen zugedeckten Schoss gerichtet. Der Kater lag zusammengerollt am Fußende des Bettes, obwohl er im Flur ein eigenes, riesiges Körbchen hatte.

„Hey“, machte Itachi leise. „Darf ich reinkommen?“ Streng genommen war er zwar schon drin, aber nur einen Schritt und wenn Sasuke nicht wollte, dass er blieb, würde er gehen. Er wollte ihn zu nichts weiter zwingen, als dazu seine Zukunft nicht wegzuschmeißen für Gründe die keine wirklichen waren.

Er sah Sasuke knapp nicken, aber es war ein okay, also trat er näher. Er hockte sich vors Bett und stützte die Arme drauf ab. Schwieg eine Weile. Schaute Sasuke an. Seine Stirn lag in Falten, er kaute auf seiner Lippe herum.

„Nicht“, machte Itachi und hob eine Hand. Es war das erste Mal, dass Itachi Sasuke Lippen mit seinen Fingerspitzen berührte. Sie fühlten sich rau und zerbissen an und wenn er genau hin sah, sahen sie auch so aus. So hatten sie seit Wochen nicht mehr ausgesehen.
 

Sasuke war zusammengezuckt, als Itachis Hand sich hob. Er wollte das nicht. Er wusste, dass Itachi ihm nichts tat. Also warum zusammenzucken? Es gab absolut keinen Grund. Auch wenn Sasuke es glaubte verdient zu haben eine Tracht Prügel zu kassieren. Er hatte niemals so mit Kabuto gesprochen. Und auch nicht mit seiner Mutter. Dabei waren die beiden es, an die diese Worte hätten gerichtet sein sollen. Aber da hatte er es sich nie getraut.

Itachi hatte ihn selbstbewusst gemacht. Durch ihn begann Sasuke eine Art Selbstwertgefühl zu entwickeln und damit einhergehend den natürlichen Drang eigene Entscheidungen zu treffen und beleidigt zu sein, wenn sie nicht respektiert wurden. Aber gerade dann sollte er dies nicht gegen Itachi wenden. Es tat ihm schrecklich Leid. Er hoffte Itachi war gekommen, um ihn zurechtzustutzen. Um ihm zu sagen, wenn er noch einmal so einen Mist redete – noch einmal so die Fresse aufriss – dann würden Konsequenzen folgen, die Sasuke das Zuhause kosten konnten. Denn Sasuke wollte nie wider so mit Itachi sprechen und genau das – die Angst sein Zuhause zu verlieren und die Angst Itachi zu verlieren – würden ihn davor abhalten, wie ihn vorher nur eine Tracht Prügel von solchen Worten hatte abhalten können.
 

Aber Itachi sprach nicht. Er hockte nur da, hatte seine Hand wieder sinken lassen. Sie lag nun auf Sasukes zugedecktem Knie. Aber es war kein schlechtes Gefühl. Sasuke zwang sich nicht zu blinzeln. Er wollte nicht heulen.

„Es tut mir Leid“, sagte er irgendwann, leise und stockend. Aber er wollte es gesagt haben. Aber Itachi schüttelte nur den Kopf.

„Schon okay“, murmelte er. „Mir auch.“ Dann drückte er sich am Bett hoch. Eine Hand steckte er in die Seitentasche seiner langen Schlafhose. Die andere baumelte seitlich neben seiner Hüfte. Er öffnete kurz den Mund, nur um ihn wieder zu schließen. Dann steckte er Sasuke die Hand entgegen.

„Kommst du bei mir schlafen?“, fragte er dann stoßend. Zögernd griff Sasuke nach der Hand. Itachi festigte seinen Griff und zog ihn aus dem Bett. Er grinste, bevor er ihn losließ und sich anstellte, den Raum zu verlassen. Sasuke folgte ihm, blickte an der Tür kurz zurück, wo der Kater sich – beleidigt allein gelassen zu werden – schüttelte, vom Bett sprang um an den beiden jungen Männern vorbei zu stolzieren und doch lieber auf seinem Kratzbaum zu schlafen.
 

to be continued

by Jess-



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  moto7
2012-02-28T17:25:55+00:00 28.02.2012 18:25
lass sie endlich rumfummeln!! hahaha^^
Von:  Veritaz
2012-02-08T09:23:15+00:00 08.02.2012 10:23
Was für ein süßes kapi^^
es ist schön das die beiden sich mal ausgesprochen haben=3
und Sasu ist mal aus sich raus gekommen wie niieedlich♥ aber es ist super das sich Itachi durchgesetzt hat. Sasu in ner Pommes-Bude geht mal gar nich...XD und die Frage von Ita "Kommst du mit bei mir Schlafen" wie süß ist das denn^///^ Freu mich aufs nächste Kap^^
lg


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