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100 Storys - es lebe die 'Un'übersicht

von

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18. Halten

Reflexartig wollte er nach den fallengelassenen Hundeleinen greifen, welche ihr aus den Fingern gefallen waren, doch diese ruckartige Bewegung fuhr ihm erneut mit einem Stechen in den Leib. Einige Sekunden verschnaufte er, dann trat er mit dem Fuß entschlossen auf die Enden der Leinen, dass die beiden Beagle nicht doch noch stiften gingen. Sich nach unten zu bücken, ließ er lieber im Augenblick sein. Stattdessen richtete er seinen Blick wieder auf die Frau, ihm gegenüber.

„Was?“ Gracys Augen waren weit aufgerissen und noch immer starrte sie ihn an.

„Ich hab doch gesagt, dass sich das albern anhören muss.“

Ihre Miene blieb starr. Ganz so, als hätte er etwas gesagt, was sie in einen Schockzustand versetzte. Diese Sache gefiel ihm nicht und er begann sich unwohl zu fühlen.

„Ist...alles in Ordnung?“

Zu seinem Leidwesen schüttelte sie den Kopf und man konnte förmlich beobachten, wie ihr Gesicht an Farbe verlor.

„Kleines?“ Ihre Unterlippe zuckte.

„Ja. Ich weiß auch nicht, aber genau dieses Wort lag mir eben auf der Zunge. Tut mir leid. Ich hätte mich vielleicht gewählter ausdrücken sollen.“

Unruhig sah er sie weiterhin an und entschied sich dann doch dazu, sich langsam nach den Hundeleinen zu bücken. Als er diese endlich hatte und sie der Besitzerin zurückgeben wollte, bemerkte er, dass ihre Augen so glasig waren, als ob sie jeden Moment losweinen würde.

„Benny?“ Ihre Worte waren nur ein Flüstern.

Stirnrunzelnd sah er sich kurz um, doch wie es schien, war er es wohl gewesen, den sie damit gemeint hatte.

„Nein, ich bin immer noch Dennis.“

Ein Schluchzen entwich ihr.

„Kleines hat mich mein Bruder immer genannt...“

Dennis Gesichtszüge schliefen ein.

„Als ich ihn das letzte Mal besucht habe, hat er gesagt: Kleines, wenn ich hier raus bin, pass ich wieder auf dich auf.“

„Was?“ So langsam glaubte er, verrückt zu werden. „Das konnte ich unmöglich wissen.“

„Nein...“ Die ersten Tränen rollten ihr über die Wangen.

Er verstand es nicht. Nie hatte er jemanden so genannt. Wie konnte ihm diese Stimme nur genau diese Worte in den Kopf setzen? Ohne zu zögern trat er einen Schritt auf sie zu und schloss sie in die Arme. Dankbar nahm sie diese Umarmung an. Sie klammerte sie förmlich an ihn. Was auch immer ihn dazu bewegen hatte, sie so zu nennen. Behutsam strich er der Krankenschwester über den Rücken. Sie hier so zu halten, fühlte sich gut an. Es hatte etwas unerklärlich Vertrautes, dabei war sie für ihn doch eher eine Fremde.



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