Zum Inhalt der Seite

Zeitlos -♠-

100 Storys -1-
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sonnenbad

»Ich kann es echt nicht mehr ab!«, fauchte Elisabeth wütend und schlug mit der Faust auf den Esstisch, sodass die Suppe von meinem Teller schwappte. Ich ging zur Spüle und holte einen Lappen. Währenddessen wetterte sie weiter: »Den ganzen Sommer! Den ganzen verdammten Sommer! Ich kann es echt nicht mehr sehen!«

Ich seufzte, wischte die Suppe vom Tisch und entgegnete: »Schatz, dann sag es ihnen. Sag ihnen, dass es dich stört.«

Sie fuchtelte wild mit den Armen, schnitt ein paar Grimassen und deutete dann wutentbrannt aus dem großen Fenster. Auf unseren Ausblick, den wir beim Essen genossen.

»Ich hasse diese verdammten Boisenbergs! Und wie bitte soll ich denn da rüber gehen? Die liegen doch den ganzen verdammten Tag auf ihren penibel geputzten Liegestühlen, in ihrem vorzeige Garten, auf ihrem verdammten gepflegten Rasen! Und solange sie da liegen kann ich nicht zu denen gehen!«

Ich zuckte mit den Schultern. Mir war das eigentlich ganz egal. Ich hatte kein Problem mit den neuen Nachbarn. Zwar hatte ich noch nie ein Wort mit ihnen gesprochen, seit sie hier eingezogen waren, aber darüber war ich auch ganz froh. Ich brauchte den Kontakt zu den Nachbarn noch nie.

»Dann geh halt zu ihnen rüber, wenn sie die Liegen verlassen und ins Haus gehen«, schlug ich vor. Doch dieser Vorschlag wurde mit einem entsetzten Blick und einer abwinkenden Hand zunichte gemacht. »Ich soll mich allein in die Höhle des Löwen vorwagen? Hast du sie noch alle?«, kreischte sie. Jetzt begann der Zeitpunkt, wo sie mich für alles verantwortlich machen würde. Aber was konnte ich denn dafür?

»Wenn du es nicht ertragen kannst, dass unsere Nachbarn halt gerne nackt sind…«, versuchte ich es auf diese Weise, wurde jedoch sofort unterbrochen.

»Halt gerne nackt? Ha! Ich habe sie noch nie angezogen gesehen! Dass sie sich auf ihren Liegen nicht gegenseitig vernaschen ist auch alles! Und das ist unser täglicher Ausblick beim Essen! Findest du das nicht abartig?«

»Mein Gott, in der Steinzeit waren die Menschen auch so gut wie nackt! Das ist doch normal.«

»Leben wir in der Steinzeit?«, setzte sie erneut dagegen und ich wusste, dass diese Diskussion entweder schlecht oder gar nicht enden würde.

»Weißt du was?«, sagte ich und stand auf. »Entweder du gehst da rüber und regelst das oder du bleibst hier und musst es ertragen. Aber dann darfst du dich auch nicht beschweren, wenn sich nichts ändert. Ich bin weder dein Vater noch dein Vormund oder gar dein Sklave und brauche deshalb auch nicht deine Angelegenheiten regeln. Wenn du es nicht änderst, dann ändert es niemand!«

Mit diesen Worten verließ ich die Wohnung. Ich brauchte jetzt etwas frische Luft.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _-THE_JOKER-_
2012-08-07T15:33:01+00:00 07.08.2012 17:33
Omg, Fkk Nachbarn, wie herrlich das wohl sein mag.
Wenn ich mir das so vorstelle wäre ich glaub ich schon ausgerastet, wie kann ihr Mann da bloß so ruhig bleiben.
Gerade beim Frühstück gibt es doch schöneres als die Genitalien seiner Nachbarn zu sehen, also da verginge mir der Appetit.
Die Frau sollte wirklich mal was sagen, obwohl ich verstehen kann, dass das nicht ganz leicht ist wenn die beiden immer nackt sind, da wird man dann etwas abgelenkt.
Ich finds echt toll was du aus dieser Banalität gemacht hast, da wäre ich nie drauf gekommen (vielleicht sollte ich mir sorgen um dich machen XD)

jöker
Von:  w-shine
2012-08-07T10:54:14+00:00 07.08.2012 12:54
Hallöchen :)

Immer diese Leute, die sich über alles beschweren! Obwohl es mich zugegebenerweise auch sehr irritieren würde, wenn man Nachbarn immer nackt Sonnenbaden würden - es gibt da doch Dinge, die man nicht sehen will. Aber was soll man machen? Zu Hause (oder im Auto...) können die Leute machen was sie wollen...
Den Streit hast du gut gestaltet, ich fand das Argument mit der Steinzeit super und das Bild mit der schwappenden Suppen im Teller gut.
Die Endaussage vom Ich-Erzähler find ich auch gut, dass man selber mal anpacken muss, wenn sich etwas ändern soll - sehr gut.
Ich hätte allerdings, das "dann ändert es niemand" als Abschluss für die Geschichte gewählt und den jetzt letzten Satz irgendwie als Begleitsatz eingefügt. Momentan nimmt dieser letzte Satz etwas die Energie raus.
Aber ansonsten hat mir dieses kleine Geschichten gut gefallen :)

LG Shine
Von:  sunshishi
2012-08-04T10:19:00+00:00 04.08.2012 12:19
Hallo nighty^^

ich bin ja froh, dass sich überhaupt noch jemand an die Aufgabe gewagt hat. Deinen Einstig in die Story finde ich übrigens klasse. Sehr direkt und spannend, weil man wissen möchte, was da so furchtbar ist, dass es Elisabeth nicht "mehr ab kann".

Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:
>in ihrem vorzeige Garten
Ich würde es zusammen schreiben - Vorzeigegarten.
>Und solange sie da liegen kann ich nicht zu denen gehen!
Komma zwischen "liegen" und "kann".

Das Ende hat mich etwas überumpelt. Mir kam die Story etwas kurz vor. Nichtsdestotrotz ist dir der Rest gut gelungen. Ich persönlich hätte das Ende der Geschichte noch etwas ausgebaut - vielleicht mit einem unvermittelten Besuch der/s Nachbarn (natürlich nackt^^), bei dem sie vielleicht lapidar irgendeinen Haushaltsgegenstand ausborgen wollen... Und Elisabeth versinkt vor Errötung (entweder Scham oder Wut). Also, ich hätte mir gern eine direkte Konfrontation gewünscht. Oder ihr Schatzi hätte noch irgendetwas unerwartetes machen müssen... Wie gesagt, mir kam das Ende zu plötzlich, wodurch die Geschichte meines Erachtens an Schwung/Pep verliert.

Ansonsten natürlich eine wundervoll gelöste Monatsaufgabe^^

Greez
SuShi


Zurück