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Tian

der Drachenjunge
von

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Der Junge aus Teirr

Der Junge aus Teirr
 

Das Geräusch, wenn Leder auf haut trifft, klang ihm in den Ohren nach und der darauf folgende Schmerz war wie glühendes Eisen, dass sich heiß in sein Fleisch grub.

Knall.

Wieder Schmerz und seine Schreie erfüllten den Platz.

Er spürte wie sein heißes Blut langsam seinen Rücken hinab lief, sich mit Schweiß vermischte und auf den trockenen Boden tropfte. Ein paar Tropfen fielen auf sein zerlumptes Hemd das im Sand vor seinen Füßen lag und Tian überlegte, ob er die Flecken wohl je wieder herausbekommen würde.

Einige Dorfbewohner waren auch auf dem Platz. Er konnte sie hören, doch sie um Hilfe zu bitten wäre Aussichtslos. Genauso gut hätte er auch den Soldaten hinter ihm fragen können, ob der ihm nachher nicht ein Bier ausgäbe.

Knall

Wieder das Gefühl von glühendem Schmerz, doch diesmal nicht stark genug um Blut fließen zu lassen. Rot leuchtend hoben sich die Striemen von der zarten Haut ab.

Ein Mann mit einem starkem Akzent pries laut seine Waren an. Exotisch aussehende Hühner tummelten sich in kleinen Käfigen und ein vorbeifahrender Pferdewagen wirbelte den trockenen Sand auf. .

Die Händler gingen weiter ihren Geschäften nach als sei nichts. Diebe und Betrüger wurden häufig so bestraft und es war nur ein allzu gewohnter Anblick für die Menschen aus dem Dorf.

Nur die fahrenden Händler, die nie länger als eine Woche in Teirr blieben, um dann in den nächsten Ort weiter zu ziehen, warfen dem Jungen neugierige Blicke zu.

Ein anderer, jünger aussehender Soldat stand etwas entfernt angelehnt an einen Karren, beladen mit Tontöpfen und machte einer jungen Magd unmissverständlich schöne Augen.

Verlegen versuchte sie ihn abzuwimmeln, doch ihre Chancen standen denkbar schlecht.

Die Zeiten waren hart und der brennend heiße Sommer verschlimmerte die Lage zusehends.

Mit den fahrenden Händlern kamen auch regelmäßig Neuigkeiten ins Dorf und die Berichte von überfallenen Reisenden und Händlern machten die Menschen wachsamer und misstrauischer denn je.

Soldaten hielten auf dem Marktplatz regelmäßig Wache und das er ausgerechnet an einen Söldner geriet ,dem es eine Freude war an einem kleinem dreckigen Dieb, der dumm genug war sich beim Stehlen erwischen zu lassen, seine Frustration auszulassen, war einfach verdammtes Pech.

Knall.

Mit zusammen gebissenen Zähnen unterdrückte er einen weiteren Schrei.

Wenn Tian richtig gezählt hatte, war das der letzte. Doch mit Missmut bemerkte er ein bösartige Grinsen im bärtigem Gesicht des Soldaten.

Knall!

Wären seine Hände nicht am Pranger festgebunden, läge Tian wohl schon längst Im heißen Sand.

„Geh wieder dorthin wo du herkamst!“, mit diesen Worten Schnitt er ihm die Fesseln durch und seine zitternden Beine gaben unter dem schmächtigem Körper nach.

Eilig fummelte er sich die Reste der Fesseln von seinen wunden Handgelenken,griff sich sein Hemd und gab so schnell ihn seine Beine trugen Fersengeld.

Keuchend und mit wild pochendem Herzen ließ er sich im Schatten der alten Schmiede in den Sand sinken. Das Dorf war nicht klein, aber auch nicht groß genug um die Übersicht verlieren zu können, selbst wenn man blindlings drauf los lief.

Er konnte noch immer die Stimmen der Marktschreier deutlich hören und hatte immer noch den Duft von frisch gebackenem Brot in der Nase.

Es ist verboten zu Stehlen. Am Pranger ausgepeitscht zu werden war, verglichen damit die Hand abgeschnitten zu bekommen, noch milde.

Fahrig fuhr der Junge sich mit der Hand durchs dunkle fettige Haar und versuchte dann vorsichtig sein dreckiges Leinenhemd anzuziehen. Sein Rücken brannte wie Feuer und die schmerzen ließen bei ihm kaum einen klaren Gedanken zu.

Lange wollte er allerdings nicht hier sitzen bleiben, doch aufzustehen schien ihm unerträglich.

Aus der Schmiede drangen Geräusche zu ihm und er konnte die glühende Hitze die von den Feuern ausging fast körperlich spüren. Der metallische Krach von heißem Stahl, das gerade bearbeitet wurde tat ihm in den Ohren weh und die Luft schien zu flimmern vor Hitze .

Nicht weit entfernt beobachtete ein großer zottiger Hund mit müden Augen den Jungen, schien aber kein weiteres Interesse zu zeigen und legte seinen schweren Kopf auf seine Pfoten. Neben ihm lagen noch die Reste seines Futters auf dem sich schon hunderte von Fliegen tummelten, die mit einem mal wild aufstoben, als das Tier seinen mächtigen Kopf schüttelte.

Knirschende Schritte bewegten sich auf den Hinterausgang der Schmiede zu und trieben den Jungen auf die Beine. Er wollte jetzt nicht dem Schmied oder seinem Gesellen begegnen.

Russel, der Schmied war ein kräftiger Mann und würde sicherlich keine Betteljungen dulden, die sich hinter seiner Schmiede herumtrieben.
 

Am Rand von Teirr gab es kaum Häuser und kaum eines konnte mehr als einen Raum vorweisen.

Die Dächer waren mit Stroh gedeckt, das um diese Jahreszeit besonders trocken war. Ein Funke und das ganze Dorf stände in kürzester Zeit in Flammen.

Um ihn herum war reges Treiben. Männer fuhren mit geladenen Karren Richtung Dorfplatz, ein paar Kinder spielten „schwarzer Mann“ und ihr lachen erhellte den Tag.

Bald hatte der Dunkelhaarige die letzten Häuser hinter sich gelassen und folgte einem Weg aus dem Dorf.

Hier war es ruhig und ein paar einzelne Bäume säumten den Pfad und spendeten erholsamen Schatten.

In der ferne glänzten die Felder von Karlo's Hof golden in der Mittagssonne.

Dahinter erahnte man schon das Grün des Waldes.

Der Wind schien stillzustehen und Tian wünschte sich sehnlichst eine milde Brise, leider ohne Erfolg.

Er streckte die Hände aus und berührte mit den Fingerspitzen die weichen mit feinen Härchen besetzten Blätter des Rotfarns das am Wegrand wuchs.

Ein Mann namens Hir kam ihm entgegen. Auf dem gebeugten Rücken trug er einen Weidenkorb, den er immer zum Fischen mitnahm und jetzt vermutlich ein paar Fische enthielt. In seinen, vom Alter und Arbeit gezeichneten Händen hielt er eine alte selbst gemachte Angel und einen knorrigen spazierstock.

Schweiß glänzte auf seiner Stirn.

Hir hatte braunes kurzes Haar und ein warmes Lächeln. Beinahe jeden Tag traf man ihn am Bach bei den Feldern an, wo er immer zum Angeln hin ging und oft genug hatte Tian ihm Gesellschaft geleistet.

Freundliche Begrüßungen wurden ausgetauscht, während sich der alte Mann auf seinen stabil aussehendem Stab abstützte.

„Ich sag' dir, diese Hitze ist nicht normal! Am Bach hab' ich sogar...“

Stirnrunzelnd unterbrach er sich.

„Du hast Blut im Gesicht,Junge“

Mit dem Handrücken wischte er sich verlegen übers Gesicht.

„Man hat mich dabei ertappt als ich mir das Brot zu genau ansah.“

Es bringt nichts ihm etwas vor zu lügen. Im Dorf kennt Jeder Jeden und irgendjemand würde es ihm ohnehin erzählen.

„Na wenigstens hast du noch beide Hände wie ich sehe. Du weißt, das ich es nicht gutheiße, wenn du stielst. Hier, ich hab' sowieso mehr gefangen, als ich alleine essen könnte.“ Dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach, sah der Junge, als er einen kurzen Blick auf den Inhalt des Korbes erhaschen konnte.

Zwei kleine Bachsaiblinge lagen, mit toten Augen vor sich hin starrend darin und Hir reichte ihm einen davon.

„Danke, irgendwann werde ich dir für deine Hilfe mit einem Hasen danken. Du hast mein Wort,“ sagte er lächelnd.

Der alte Mann lachte nur freundlich und antwortete gelassen. „Lerne erst einmal Angeln, bevor du dich übernimmst, Junge.“

Tian mochte Hir. Er war immer gut gelaunt und sehr geduldig mit dem Jungen, der so gar kein Talent für das Angeln aufzeigen konnte.

Der alte Mann lebte alleine in einer kleinen Hütte am Dorfrand. Seine Frau hatte vor drei Jahren den harten Winter nicht überlebt und seine Söhne sind eingezogen worden. Es war üblich, das Jungen im kampffähigen Alter in der Armee des Königs zu dienen hatten.

Doch viele Jungen kehrten niemals zurück.

Tians Mutter hieß Bianka und war mit Hir eng befreundet. Damals waren sie manchmal bei dem alten Mann und seiner Frau zum essen eingeladen, es gab Reiskuchen und frisches Gemüse und Bianka hatte dann den Übergang der Nacht besungen. Eine alte Tradition zu Festen, um der Natur zu danken.

Damals war er noch sehr klein. Die Stimme seiner Mutter und ihr weiches Haar, so golden wie das Getreide auf den Feldern, ist eines der wenigen Dinge an die er sich erinnern kann.
 

Sie verabschiedeten sich voneinander und der Junge sah dem alten Mann nach, der nun weiter Richtung Teirr ging.

Die Sonne stand hoch am Himmel ,als Tian an den Feldern vorbei Richtung Wald lief. Im Schatten der Bäume wurde es kühler und ein Gefühl der Sicherheit ging von den jungen Bäumen aus.

Auf einer Lichtung stand eine alte vergessene Scheune, vor der ein älterer Junge, der sich selbst Rem nannte, saß und schon auf Tian wartete.

„Du warst lange weg.“, sagte er während er in einem kleinen Feuer herumstocherte, das nur mäßig glühte.

Tian setzte sich dazu und spürte sofort die Hitze im Gesicht.

„Ich hab Hir getroffen. Tut mir leid.“

Rem blickte auf und sah den Fisch in Tians Hand. Er nickte und nahm ihn entgegen.

Rem war deutlich älter als Tian und eigentlich längst in dem Alter um in der Armee des Königs zu dienen, doch er entwischte den Soldaten bis jetzt.

Seiner Meinung nach war jeder ein Narr der freiwillig mitging.

Tian wusste nicht genau ob er diese Ansicht teilte. Lieber dachte er nicht darüber nach, was er tun sollte, wenn es bei ihm soweit war.

Genau wie er, hatte Rem keine Familie und lebt schon lange in dieser vergessenen Scheune.

Als der Junge seine Mutter verlor, hatte Rem ihn aufgegriffen, sich um ihn gekümmert und ihm beigebracht wie sie überleben konnten.
 

Weniger Minuten später war der Fisch ausgenommen und hing auf einem Stock gespießt über der Glut.

Im hinteren teil der Scheune kramte Tian einen alten Blechtopf heraus und ging zum nahe gelegenem Bach um frisches Wasser zu holen.

Als er wieder zurückkam, sah er wie ein kleiner Vogel über den Wald nach Teirr flog.

„Ein Botenvogel.“, stellte Rem fest, der aus der Scheune getreten kam und in den Himmel schaute.

Botenvögel waren kluge kleine Geschöpfe, die schneller wichtige Nachrichten überbringen konnten, als jeder Reiter. Zudem waren sie wesentlich schwerer zu fangen.

Rem erzählte einmal, dass es in der Hauptstadt Tameran viele solcher Vögel geben sollte. Hier sah man sie sehr selten, da die meisten mit ihnen nicht umgehen konnten.

Soweit er wusste band man einfach eine Nachricht an sie und setzte den Zielort als Gedanken in ihren Kopf fest. Einen Gedanken in ein Tier zu pflanzen ist nicht leicht und klappt nicht bei allen Tieren. Er hatte es einmal versucht, aber der Erfolg blieb aus.

Tian zog plötzlich scharf die Luft ein, als er sich abwandte. Sein Rücken hatte immer noch nicht aufgehört zu brennen.

„Was hast du?“, fragte sein Freund besorgt.

Tian zog sein Hemd vorsichtig aus und setzte sich wieder an die Feuerstelle.

„Ich wurde von einem Soldaten erwischt. Kannst du meinen Rücken versorgen?“.

„Du musst besser Acht geben, das ist schon das zweite mal diesem Sommer.“

Er holte einen Stofffetzen und machte sich daran die Wunden mit dem frischen Wasser auszuwaschen.

Im Wald gab es jede menge wilder Kräuter. Eine kleine unscheinbare Pflanze mit gelblichen Blüten half bei kleinen Wunden, milderte die Schmerzen und beschleunigte die Heilung, wenn man sie sorgfältig zerkaute und dann in die Wunde rieb.

Erleichtert schloss er die Augen, als die Schmerzen langsam nachließen und atmete tief ein.
 

Zum Fisch gab es etwas Reis, das sie beim letzten Fest heimlich aus der Vorratskammer von Jet's Schankhaus gestohlen hatten und nun fast vollkommen aufgebraucht war.

Die Portion reichte kaum aus um satt zu werden und so legten sie sich mit nur mäßig gestilltem Hunger ins Stroh und unterhielten sich über die Ereignisse des Tages.
 

Es war dunkel als Tian die Augen aufschlug. Ein wenig Holz glühte noch immer und etwas Licht viel davon durch die offene Scheunentür. Die Nacht war angenehm kühl und eine leichte Brise ließ die Blätter der Bäume rascheln.

Trotzdem fühlte er sich nicht wohl und es war schon das zweite mal in der letzten Stunde das er wach wurde. Seine Haut am Unterarm fühlte sich seltsam heiß an und es juckte unangenehm. Mit dem linken Handballen rieb er vorsichtig über die Stelle um den Juckreiz zu lindern und stellte überrascht fest, das sich die Stelle seltsam hart anfühlte. Grübelnd krempelte er den Ärmel seines Hemdes hoch hielt es ins hinein scheinende Mondlicht.

Das er trotz der Dunkelheit so gut sah, wunderte Tian nicht so sehr, wie die dunkle harte Haut an seinem Arm.

„Schuppen?“, überlegte er die Stirn runzelnd.

„Nein, das kann nicht sein.“

Er rieb etwas kräftiger darüber, doch die Schuppen blieben wo sie waren.

Er sah zu Rem, dessen Brust sich gleichmäßig hob und senkte. Kurz überlegte Tian seinen Freund zu wecken, doch dann drehte er sich um und versuchte weiter zu schlafen.

Einige Zeit später lag er immer noch wach. Etwas verwirrt ging er nach draußen und setzte sich auf den kühlen Waldboden. Nun tat auch sein linker Arm weh und auch dort glänzten dunkle Schuppen im Schein der Glut. Der Juckreiz schien sich auszubreiten, nahm aber nicht an Intensität zu, aber auch nicht ab.

Inzwischen glaubte er auch einen rötlichen Schimmer auf den fast kohlschwarzen Schuppen zu erkennen, war sich aber nicht ganz sicher, ob es nicht doch nur eine Reflektion der Glut war.

Zum allen Überfluss knurrte sein Magen schon seit einer Weile und ließ ihn immer unruhiger werden.

Als es Tian nicht mehr aushielt, stand er auf und beschloss etwas spazieren zu gehen.

Mondlicht fiel durch die Blätter und beleuchtete den Waldboden, auf dem sich hunderte kleiner Insekten tummelten.

Schatten glitten über die gemusterte Rinde der Bäume und seine Augen huschten nervös durch das Geäst und versuchten jede Bewegung zu verfolgen.

Nun fiel dem Schwarzhaarigem auf , das noch etwas nicht mit ihm stimmte. Er sah viel zu gut, trotz der Dunkelheit. Der Wald schien plötzlich regelrecht zum Leben erwacht zu sein, was ihm früher nicht so vorkam.

Überall raschelten Gräser, knarrten Äste und krabbelten Tiere durchs Unterholz.

Die Geräuschkulisse wurde so übermächtig, das ihm schwindelte und er sich kurzerhand an dem harten Stamm einer Eiche abstützen musste.

Langsam atmete er ein paar mal tief durch, um sich zu beruhigen und beschloss sich wieder auf den Rückweg zu machen, als er leise Stimmen und das Geräusch von knarrenden Rädern hörte.

Wie angewurzelt blieb Tian stehen wo er war, hielt den Atem an und versuchte herauszufinden aus welcher Richtung die Stimmen kamen. Nun schlich der Junge leise durch den Wald und erkannte, beim näher kommen, das es die Stimme eines Mannes war, zu dem sich das Schnaufen eines schweren Tieres gesellte. Das er die Entfernung komplett falsch eingeschätzt hatte, wurde ihm klar, als er unschlüssig am Waldrand stehen blieb und den Schutz der Bäume nicht verlassen wollte.

Auf dem Pfad nach Teirr rollte ein Wagen dahin, gezogen von dem größten Ochsen den er je gesehen hatte und der so schwarz war, das ihn die Nacht fast verschluckte.

Die Ruhe vor dem Sturm

Die darauf folgenden Tage wurden zusehends milder und der Wind brachte endlich die erhofften Regenwolken.

Den Pflanzen tat es gut, doch die alte Scheune im Wald war so abgenutzt, das überall Wasser ihren Weg ins innere fand.

Mit Sorge im Gesicht beobachtete er das, wie durch Zauberhand veränderte Wetter und dachte an die vergangenen Ereignisse zurück.

Die Schuppen, die er an diesem einen Abend auf seinen Armen geglaubt hatte, waren am nächsten Morgen verschwunden. Nicht einmal eine Rötung oder Entzündung war geblieben und er beschloss diese Sache erst einmal für sich zu behalten.

Doch sein verbessertes Seh- und Hörvermögen kam fast jede Nacht wieder.

Der Regen, der auf das Dach der Scheune traf und Äste die im Wind um sich schlugen, ließen ihn nicht mehr schlafen

Schließlich stopfte er sich zusammengerollte Blätter in die Ohren um die Geräusche zu dämmen.

Es gab noch ein Problem, das ihn zusehends auslaugte.

Sein Bedarf an Nahrung nahm stetig zu und er hatte das Gefühl ständig Hunger zu haben.

Im Wald hatte man viele Möglichkeiten an Nahrung zu kommen. Die meisten Kräuter die hier wuchsen waren zwar bitter, aber essbar und ein hier beheimateter Baum trug im Sommer kleine rote Früchte, die etwas sauer schmeckten. Leider hatte die Sonne in den letzten Wochen den Bäumen hart zugesetzt und es gab kaum etwas zum ernten.

Frustriert kaute er auf einem Stück süßer Rinde herum und sehnte sich nach dem Geschmack des Kaninchens, das Rem vor einigen Tagen in die Falle ging und ihm wie ein Festmahl vorkam.

Tian war gerade auf dem Weg zu Hir, der wegen einer Erkältung seit einiger Zeit nicht mehr zum Bach kam.

Er betrat die ärmlich eingerichtete Hütte und sah den alten Mann an einem kleinen Tisch sitzen, sein Gesicht in den rissigen Händen vergraben.

Im Kamin brannte ein kleines Feuer und erwärmte den Raum.

„Du solltest doch im Bett bleiben und dich ausruhen,“ meinte der Junge besorgt und setzte sich ihm gegenüber.

Hir sah auf und lächelte traurig. Seine Haut war blass und um die Augen herum gerötet. Sein braunes Haar war stumpf und Tian hatte das Gefühl riechen zu können, das er krank war.

Schnell schob er diesen Gedanken beiseite und hielt es schlicht weg für Einbildung.

„Du siehst nicht gut aus.“, sagte er ehrlich besorgt.

Seine blassen Hände zitterten leicht und in der Rechten hielt er etwas umschlossen.

„Mein Bruder kam heute Morgen vorbei und gab mir das hier.“ Mit schwerer Miene schob er ein sandfarbenes Tuch in die Mitte des Tisches. Es war an einigen Stellen dunkel verfärbt und die Initialen B. K. waren darin eingestickt.

Die Initialen von Hirs jüngstem Sohn, Braal.
 

Sie hatten sich lange schweigend gegenüber gesessen, bis Tian aufstand, um etwas Wasser aufzukochen. In dem ramponiertem Holzregal fand er zwei braune Tonbecher und stellte sie auf den Tisch.

Neben der Tür hingen bündelweise Kräuter zum trocknen an der Wand und er riss ein paar nach Minze riechende Blätter ab und tat sie ins Wasser.

Der Minztee ließ ihn wieder klarer denken und sein Blick fiel wieder auf das schmutzige Tuch.

Er glaubte das eingetrocknete Blut darauf riechen zu können und trank schnell einen Schluck Tee um auch diesen Gedanken fort zu spülen.

Braal verließ vor vielen Jahren das Dorf mit Hir's jüngerem Bruder, der als Soldat dem König diente. Tian war dabei, als er und ein paar andere Jungen aus Teirr mit den Soldaten fort gingen.

Damals hielt seine Mutter die Hand des kleinen Jungen ganz fest umschlungen, als hätte sie angst, dass sie ihn auch mitnahmen.
 

Tief atmete er die kühle Luft ein., als er vor der kleinen Hütte stand und die Schultern hängen ließ.

Er war lange geblieben und draußen verstummten bereits die letzten Vögel.

Die Nachricht von Braal's tot hatte ihn durcheinander gebracht.

Seine Trauer wich langsam einer unterschwelligen Wut, die sich in ihm breit machte und er ballte seine Hände zu Fäusten.

Ein ihm bekanntes, schmerzhaftes Kribbeln durchzog plötzlich seine Haut am Unterarm und sie begann zu jucken.

Gehetzt sah er sich um ob jemand in der Nähe war, doch die einzigen Stimmen, die er hörte kamen aus dem Schankhaus in der Nähe des Dorfplatzes.

Eilig lief er Richtung Wald und krempelte dabei seine Ärmel hoch.

„Schuppen.“, stellte er mit einem flauen Gefühl im Magen fest.

Auf beiden Unterarmen waren glänzende schwarze Schuppen, die tatsächlich etwas rötlich schimmerten.

Diesmal waren es viel mehr als letztes mal. Sogar sein Handrücken begann langsam dunkel zu werden und er rieb sich über die schmerzenden Fingerknöchel.

Seine Haut veränderte sich viel schneller, als damals und das machte ihn wütend. Er wollte das es aufhörte und der Gedanke bereitete ihm heftige Kopfschmerzen.

Diese Veränderung machte ihm Angst und gehetzt begann er zu rennen.

Der Druck in seinem Kopf und die Schmerzen in seinen Armen nahmen weiter zu.

Brüllend schlug er in den Stamm eines Baumes und keuchte vor Schmerz auf.

„Verdammt!“

Heftig atmend schloss er die Augen und wartete bis der Schmerz langsam abklang.

Ein kühler Wind strich ihm durchs Haar und in der ferne grollte der Himmel erbost auf.

Dicke Regentropfen benetzten sein Gesicht und liefen ihm die Wangen hinab, als er aufsah.

Dunkle Wolken zogen am halben Mond vorbei.

In der ferne durchzuckte ein Blitz den Himmel und erhellte die Weide.

Geschockt keuchte der Junge auf und ging einen Schritt rückwärts.

Im Stamm klaffte ein tiefes Loch und Risse durchzogen die Rinde. Mit geweiteten Augen besah er sich seine Hand.

Einige Holzsplitter hatten sich an den Stellen, wo keine Schuppen waren in die Haut gegraben und etwas Blut vermischte sich mit dem Regen.

Sie hätte gebrochen sein müssen.

Er ließ sich in das nasse Gras sinken und sah zu, wie die Wolken weiter aufbrachen und das Land ertränkten.

„Was passiert hier nur?“

Der Händler und sein Haustier

Der Regen wurde von Minute zu Minute stärker und die Tropfen fielen mit einer solchen Intensität zu Boden, dass es auf der bloßen Haut schmerzte.

Rem schreckte hoch, als Tian völlig durchnässt in die Scheune hetzte und hastig die knarrende Tür zu schob.

„Da bist du ja!“, seufzte er erleichtert und sprang auf um ihm zu helfen.

„Ich habe heute Morgen eine Gruppe Soldaten im Dorf gesehen und dachte schon dich hätt's erwischt.“

Die Dunkelheit in der Scheune war so erdrückend, dass selbst Tian kaum etwas erkennen konnte. Für Rem musste es noch schlimmer sein, wofür er im Moment dankbar war, denn die dunklen Schuppen auf seinen Armen waren immer noch da.

„Ich weiß, einer von ihnen war bei Hir.“

„Warum das?“

Er stockte und sah zu dem Rotschopf hinüber.

„Braal ist tot“

Nach einer kurzen Stille fragte er: „Wie geht es... “

In diesem Moment gab es einen Knall und die Decke über ihnen brach unter großen Getöse zusammen. Feuchtes Holz und Stroh fiel auf sie nieder und die Äste eines Baumes bohrten sich unaufhaltsam in den Boden.

Tian warf sich Schutz suchend ins Heu und spürte, wie ihn etwas hart am Kopf traf.

Der Wind heulte in seinen Ohren und er glaubte seinen Freund schreien zu hören.

Schwankend stand er auf und versuchte mit den Armen sein Gesicht zu schützen.

Ein mächtiger Baum lag quer in der Scheune und hatte die morschen Wände eingerissen. In einem Gewirr aus Ästen und Blättern meinte er Rem zu erkennen, doch der Wind machte es unmöglich zu ihm durchzudringen.

„Rem!“,schrie er.

Ein durch die Luft wirbelnder Ast traf ihn hart an der Schulter und er fiel mit dem Gesicht auf den Boden. Ächzend hielt er sich den Kopf. Seine Wange war zerschrammt und warmes Blut lief ihm über das Gesicht.

Kriechend und mit geschlossenen Augen bahnte er sich einen Weg durchs Geäst, während ihm Blätter schmerzhaft ins Gesicht peitschten.

Suchend streckte er die Hände aus und griff etwas das sich wie Haare anfühlte.

Er öffnete die Augen und sah seinen Freund unter einem großen Ast, der vom Baum abzweigte eingeklemmt liegen.

Mit Mühe stemmte er sich gegen den Baum, doch es rührte sich nichts.

Keuchend sah er sich gehetzt nach einer Lösung um und sein Blick fiel auf seine immer noch geschuppten Hände.

Er überlegte nicht lange.

Schreiend holte er mit aller Kraft, die er aufbringen konnte aus und schlug wie besessen auf den Ast ein.

Die Schmerzen trieben ihm die Tränen in die Augen, doch er spürte wie das Holz unter seinen Fäusten nachgab und brach.

Mit blutenden Händen schob er ihn beiseite, griff Rem unter die Arme und zog ihn aus den Trümmern.

Sein Herz klopfte wie wild in seiner Brust und der Regen preschte ihm ins Gesicht.

„Kannst du laufen?“, fragte er ihn, heftig nach Luft schnappend.

Der Rotschopf nickte benommen, legte einen Arm um Tians Schultern und sie gingen so schnell sie konnten zum Waldrand.

Überall lagen Zweige herum und sie mussten über umgestürzte Bäume klettern um voran zu kommen

Als sie endlich unter freiem Himmel standen, legten sie eine Pause ein. Der Wind und der Regen hatten etwas nachgelassen, aber der Himmel wurde noch immer von grellen Blitzen erhellt.

Seine Beine zitterten von der Kraftanstrengung und drohten unter ihm zusammen zu brechen.

„Wohin jetzt?“, fragte Rem erschöpft.

Der Junge überlegte nicht lange

„Hir.“

Noch nie kam ihm der Weg hinunter ins Dorf so lang vor wie jetzt und durchnässt und blutverschmiert wie sie waren, gaben sie einen erschreckenden Anblick ab, als sie wie wild an Hir's Tür klopften.

„Ich hab mir schon sorgen um euch gemacht, kommt rein!“

Sie ließen sich auf den Boden der Hütte sinken und der alte Mann gab ihnen zwei Decken.

Während sie ihre durchnässten Kleider auszogen, berichteten sie in kurzen Worten von der zerstörten Scheune.

Hir's Haus war bis auf weiteres vom Sturm unbeschadet geblieben, trotzdem konnten sie hören, wie der Wind erbarmungslos weiter gegen die Hütte schlug und alles mitnahm was nicht niet und nagelfest war.
 

Gegen Morgen hörte der Regen auf und der Sturm legte sich endgültig.

Rem und Tian hatten zahlreiche Verletzungen, die sie nur Oberflächlich mit Kräutern versorgen konnten. Für mehr fehlten ihnen einfach die Mittel.

Rems Brustkorb war an der Stelle, wo der Ast auf ihm lag stark zerschrammt, angeschwollen und verziert mit hässlichen Blutergüssen.

Tian hatte so vehement auf den Ast eingeschlagen, das er sich fragte, was davon wohl seine Schuld war.

Zudem hatte der Rotschopf einen verstauchten Knöchel, den Hir mit einem alten Stück Stoff verband.

Der alte Mann sah noch blasser aus, als am Tag zuvor.

Tian ging es soweit gut. Sein Gesicht war nur halb so schwer zerschrammt, wie er geglaubt hatte, dafür schmerzte seine Schulter stark und er hatte eine kleine Platzwunde am Kopf.

In seinen Händen steckten jede menge Holzsplitter und es war qualvoll alle heraus zu ziehen.

Ansonsten sah seine Haut aus wie immer.

Keine Schuppen.

Nichts.
 

Jetzt, wo die Wolken sich verzogen und die Sonne ihre Strahlen aus sandte, zeigte sich das ganze Ausmaß der Schäden.

Leute rannten hektisch durchs Dorf und überall lagen Dinge verstreut.

Viele Häuser waren so stark beschädigt, als sei eine Horde Büffel durch Teirr geprescht.

Weil Hir mit leichtem Fieber im Bett lag, reparierten die beiden Jungen die Stellen im Dach, die der Wind davon geweht hatte mit alten Holzlatten.

Einen der Fensterläden fand Rem nicht weit entfernt auf der Straße und lehnte diesen erst einmal an die Wand.

Wenig später standen beide auf dem Dorfplatz, um zu schauen ob sie irgendwo anpacken konnten und begannen damit den Brunnen frei zu räumen. Eine Junge Magd, die Tian vom sehen her kannte saß auf den Stufen von Jet's Schankhaus und schaukelte ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen in ihren Armen hin und her, während sie sang.

„Das ist Furchtbar...“, murmelte Rem neben ihm mit gebrochener Stimme.

Jetzt erst sah Tian das, das Kind tot war.
 

Die Aufbauarbeiten waren anstrengend und jeder packte dort an wo Hilfe benötigt wurde. Einzig die Soldaten schienen sich nicht zu beteiligen. Auch die viele der fahrenden Händler reisten ab, sobald es ihnen möglich war.

Den Bauernhof hatte es besonders schwer getroffen. Überall lagen tote Hühner herum und im Stall musste ein Blitz eingeschlagen sein.

Die Felder waren verwüstet. Der Wind hatte die Pflanzen, samt wurzeln aus dem Boden gerissen.

Die alte Scheune im Wald war nicht mehr zu retten und so suchten sie in den Trümmern nach ihren Habseligkeiten.

Rem hockte an der Stelle, wo er eingeklemmt war und besah sich den Zertrümmerten Ast. Überall waren Holzsplitter und Blut, das der Regen nicht fortspülen konnte, hatte das helle Holz an einigen Stellen verfärbt.

Er blickte über seine Schulter zu dem schmächtigen Jungen der gerade ein kaputtes Holzbrett beiseite schob und ihren Topf fand.

Den Blechtopf, ein rostiges Messer und eine Decke war alles was sich noch retten konnten und sie verließen ihr altes Zuhause.

Rem war nachdenklich geworden. Er warf dem Jungen immer wieder Blicke zu und versuchte sich zu Erinnern, was passiert war. Als er unter dem Baum lag, war er so benommen gewesen, dass er sich nur noch an Tian's Stimme erinnerte.

„Was hast du?“

Rem sah auf.

„Wie hast du das nur geschafft?“

Er schaute ihn verständnislos an.

„Ich meine, dieser riesige Ast, wie hast du...“

„Ich habe dich nur gegriffen und raus gezogen, das hätte jeder gekonnt. Jetzt komm,wir sollten uns beeilen.“

Er sah den Jungen skeptisch an, doch der legte einen Schritt zu und lief voran.

Tian war das Thema mehr als nur unangenehm. Er wollte lieber niemandem erzählen, dass er scheinbar mit dämonischer Kraft Bäume zerschlagen konnte und seine Haut bisweilen aussah wie die einer schwarzen Eidechse.

Am Weg lag eine umgestürzte Weide und als Rem daran vorbei ging, fiel ihm die stark verletzte Rinde auf. Mit den Fingern strich er über das Loch.

„Das war nicht der Sturm“, überlegte er.

„Aber was dann?“
 


 

Tian setzte gerade Teewasser auf, als es an der Tür klopfte und eine rundliche Frau eintrat.

Es war Rosetta, die Schwester von Hir's verstorbener Frau.

Dem alten Mann ging es zunehmend schlechter und seit er hohes Fieber hatte, kam Rosetta regelmäßig vorbei um nach ihm zu sehen.

Sie brachte etwas Suppe mit, die sie auf den Tisch abstellte und wischte Hir den Schweiß von der Stirn.

„Er sieht nicht gut aus...“, sagte sie mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn.

Sie wrang den Lappen aus und legte ihn wieder auf seine heiße Stirn.

„Das hier übersteigt meine Fähigkeiten.“

Tian goss etwas Tee in einen Becher und reichte ihn Rosetta.

„Soweit ich weiß, ist seine Cousine eine Heilerin. Aber sie wohnt weiter im Norden. Selbst zu Pferde bräuchte man mindestens ein oder zwei Tage dort hin und die gleiche Zeit wieder zurück.“

Rosetta nickte.

„Ich weiß, aber ich werde im Dorf gebraucht. Ich kann nicht gehen.“

Betrübt sah er auf den kranken Mann hinab.

„Ich könnte gehen, aber ohne Pferd bräuchte ich zu lange.“

Rosetta nahm einen Schluck von ihrem Tee und sah zu Tian.

„Ich habe mit einem der fahrenden Händler geredet. Er bricht heute noch auf, Richtung Hauptstadt. Es liegt auf seinem Weg und er würde dich dort absetzen.“

„Und zurück?“

„Hir's Cousine ist eine kluge Frau und wird schon wissen wie.“

Etwas mulmig war ihm schon bei dem Gedanken diesen Ort zu verlassen. Er war noch nie verreist.

„Der Mann erwartet dich bis zum Mittag auf dem Marktplatz. Du wirst ihn erkennen, er ist der einzige Händler der noch hier ist.“

Rosetta trank ihren Tee aus, und ging mit dem Versprechen nachher noch einmal nach Hir zu sehen.

Rem kam wenig später mit einem Korb voller gesammelter Früchte und Kräuter herein und Tian berichtete ihm von seinem Gespräch mit Rosetta.

„Ich werde auf Hir acht geben, aber du solltest dich beeilen.“

„Du musst nicht gehen Junge.“,ächzte Hir's schwache Stimme.

Scheinbar war er aufgewacht.

„Ich schaff das...“

„Nein.“, unterbrach er ihn.

„Ich gehe. Was glaubst du würden Braal und Mutter von mir denken? Außerdem bin ich es dir schuldig.“

Tian ließ keine weiteren Widersprüche zu und half Hir sich aufzusetzen, damit er Rosetta's Suppe essen konnte.
 

Sein Gepäck bestand nur aus einem Messer, einer Hand voll Kräuter zur Wundheilung und eine Decke, die er von Hir bekam.

Auf dem Weg traf er noch einmal Rosetta, die ihm einen kleinen Beutel gab, der gefüllt war mit etwas Brot und essbaren Knollen.

Dankbar verabschiedete er sich und Band im gehen den Beutel an seiner Hose fest.

Der Marktplatz war fast wie ausgestorben. Nur ein Wagen stand dort und vor diesem war ein riesiger schwarzer Ochse gespannt.

Er erkannte ihn sofort wieder.

Langsam ging er auf das Tier zu und berührte seine Flanke.

Er hatte langes, struppiges Fell und starke Hufe.

Riesige dunkle Hörner ragten aus seinem Schädel und bogen sich elegant nach vorne.

Langsam strich er mit seiner Hand durch das dunkle Fell.

„Gefällt er dir?“, sagte jemand hinter ihm.

Hastig drehte er sich um und sah einen Mann mit dunklen Augen und schütterem braunem Haar, der ein paar Schritte entfernt stand.

Über seiner linken Wange führte eine große Narbe bis zu seinem Hals hinunter.

„Tut mir leid, ich habe nur noch nie so einen Ochsen gesehen.“, meinte Tian, während er wieder fasziniert das Tier ansah.

Der Mann lächelte den Jungen wissend an.

„Das ist ein Baaran Ochse. Prächtige Tiere, aber oft sehr störrisch.“ Er stieg auf den Waagen und setzte sich vorne auf einen Sockel.

Tian's Neugier war geweckt. „Aus der Baaran-Ebene? Ein Wanderer hat mir einmal davon erzählt. Dort soll es viele eigenartige Tiere geben, meinte er.“

Der Händler lachte auf. „Du bist wohl noch nicht viel herumgekommen, was Junge? Wenn du der bist den ich in Ländt absetzen soll, dann Steig endlich auf, damit wir los können. Ich hab nicht den ganzen Tag zeit.“

Er beeilte sich auf den Wagen zu klettern und setzte sich in eine Lücke zwischen zwei Kisten.

„Ich heiße Tian.“, stellte er sich vor.

„Ivan.“, brummte der Händler und beugte sich zu seinem Ochsen hinunter.

Einen Augenblick später setzte sie sich in Bewegung und holperten durch Teirr.

Der Wagen war beladen mit Kisten, Säcken, einem Stapel Decken und...einem Jungen.

Überrascht sah er in die großen Augen, so strahlend gelb wie er es noch nie bei einem Menschen gesehen hatte.

Sein helles Haar war schulterlang und struppig, zudem wirkte er mit seinen Lumpen und dem bösen Blick, den er Tian zuwarf, sehr verwildert.

Er war halb hinter den Decken verborgen und als Tian Anstalten machte, sich ihm zu nähern, fauchte ihn der Junge an. Verdattert blieb er sitzen und wusste nicht so recht was er tun sollte.

Er sah zu Ivan, der vergnügt vor sich hin pfiff.

„Wer ist das?“, fragte Tian und deutete auf den verwilderten Jungen, als Ivan einen Blick nach hinten warf.

„Kümmere dich nicht darum. Wenn er Probleme machen sollte, sag mir Bescheid, aber verletze ihn nicht. Nur unversehrt bringt er einen guten Preis.“

Erschrocken begriff Tian.

„Sie wollen ihn verkaufen?“

„Türlich,“,brummte seine dunkle Stimme.

„Tierwesen sind beliebte Sklaven in Tameran.“

Mit einem mal kam ihm der Händler sehr viel weniger freundlich vor.

Der Gedanke, ob es wirklich so eine gute Idee war mit einem wildfremden Mann mitzugehen, ging ihm durch den Kopf und er beschloss gut auf sich aufzupassen.

Dann fiel ihm etwas anderes an dem Satz des Händlers auf, er hatte von einem „Tierwesen“ gesprochen.

Verwirrt fasste er den kleinen Sklaven nun genauer ins Auge und sein Blick wanderte auf seine Hände. Sie waren seltsam geformt und die Finger viel zu kurz und plump für menschliche Hände, mit Krallen ähnlichen Fingernägeln, die aussahen als hätte sie jemand abgeschnitten.

Seine Füße waren schmutzig und genauso plump und unmenschlich. Um sein rechtes Fußgelenk war eine Fessel aus Metall befestigt, von der eine feingliedrige Kette zu einem am Wagen befestigtem Ring führte.

Tian wusste nicht viel über Tierwesen. Hin und wieder hatte er zufällig mal eines in Teirr gesehen, aber das waren nur Reisende. Im Dorf selbst lebte keines und er hatte auch nie vorher mit einem gesprochen.

Sie sahen aus wie Mischungen aus Tier und Mensch und oft lebten und arbeiteten sie Seite an Seite mit den Menschen.

Einige waren Händler oder Bauern....und andere waren Sklaven.

Er beobachtete eine Weile schweigend den Jungen, der ihn nicht aus den Augen ließ und musste unwillkürlich an seine schuppigen Arme denken.

Nervös biss er sich auf seine Unterlippe.

Wurde er etwa zu einem Tierwesen?

Er schüttelte den Kopf und strich sich mit der Hand durchs Haar..

Das war absurd, schließlich war er bisher immer ein Mensch gewesen und warum sollte sich dieser Umstand auf einmal ändern?
 

Sie ließen Teirr sehr schnell hinter sich und schon kurze Zeit später konnte Tian nicht einmal mehr die Felder sehen.

Jetzt umgaben sie weite Wiesen, die durch den Rotfarn aussahen als würden sie brennen.

Das Wetter schien sich zu bessern, je weiter sie Richtung Inland fuhren und bald hatten sie auch die letzte dunkle Wolke hinter sich gelassen.

Als es dämmerte, schlugen sie ein Lager im Schatten eines kahlen Baumes, umgeben von hohen Sträuchern auf und Tian aß etwas von dem Brot, dass ihm Rosetta gegeben hatte.

Es schmeckte süß von dem Mus aus roten Bohnen, der in das Brot mit eingebacken wurde.

Die Luft war erfüllt von dem Summen der Insekten, die im hohen Gras lebten und ab und zu schnaufte der Ochse laut auf.

Ivan saß am Baum gelehnt und döste vor sich hin.

Der Junge mit den gelben Augen saß immer noch in der Ecke und beobachtete Tian, doch diesmal glaubte er so etwas wie Hunger in seinem Blick zu erkennen.

Er riss etwas vom Brot ab, beugte sich vor, legte es in Reichweite des Jungen hin und setzte sich wieder auf seinen Platz.

Unsicherheit stand dem Tiermenschen deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Nimm schon.“, forderte er ihn auf.

Die Augen huschten vom Brot immer wieder zu Tian hinüber, bis er mit einer schnellen Bewegung danach griff und es verschlang.

Seufzend verstaute er den Rest Brot wieder in seinem Beutel, machte es sich bequem und sah in den Himmel hinauf.

Langsam verschwand das letzte Licht des Tages und machte zahlreichen Sternen Platz, an denen vereinzelt Wolken vorbei zogen.

Tian holte Hir's Decke hervor, rollte sich darin ein und sank langsam in einen leichten Schlaf.

Träume

Eine kleine Gestalt drückte sich verängstigt gegen die kalten Mauersteine und sah zu einem dunklen Schatten empor, der bedrohlich fluchte. Die Witterung von Angst und Wut hing in der Luft wie schlecht gewordener Fisch, während fahles Mondlicht herein fiel und Schatten gegen die Wände warf.

„Du solltest sie ausrotten! Du verdammtes Biest.“, knurrte der Schatten der sich allmählich als einen hochgewachsenen Mann entpuppte.

„Ich...ich konnte nicht. Es war zu weit....“, jammerte die kleine Gestalt unter Tränen.

Der Mann schnaufte vor Wut, denn er wusste, dass er ärger bekommen würde. Das kleine Biest hatte es vermasselt und er würde sich rechtfertigen müssen.

„Das...das nächste Mal....wird es klappen. Bestimmt! Ich werde mich anstrengen.“

Hastige leise Worte ausgesprochen, in der Hoffnung den Mann zu beruhigen.

„Das nächste Mal, und wehe dir wenn nicht!“, knurrte er und die kleine Gestalt wich eingeschüchtert weiter in die Schatten zurück.

Orange leuchtende Augen blitzten aus der Dunkelheit zu ihm auf.

„Hör auf mich so anzustarren, du Biest! HÖR AUF!“
 

Keuchend wachte Tian auf und blickte in zwei erweiterte Pupillen, die unmittelbar vor seinem Gesicht schwebten und plötzlich zurückwichen.

Erschrocken richtete er sich auf, wobei ihm seine Decke von den Schultern rutschte, während er aufgebracht in die Dunkelheit starrte und den Sklavenjungen vor sich sitzen sah.

Sein Herz pochte immer noch mit solcher Wucht in seiner Brust, als wäre er gerade einen steinigen Berg hoch gerannt.

Er wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn und schloss für einen Moment wieder die Augen, um sich zu beruhigen

„Was bist du?“

Verdattert sah Tian den Jungen an.

„Was?“

Schnell warf er einen Blick auf seine Hände, doch sie sahen aus wie immer, nur ein wenig verschwitzt.

„Du hast im Schlaf vor dich hin gemurmelt.“

„Ich hab schlecht geträumt.“, erwiderte er ein wenig verärgert.

„Träumst du immer mit offenen Augen?“

Der Junge grinste Tian hämisch an, was ihn unwillkürlich an eine Katze erinnerte.

Er Schlief mit offenen Augen? Das war ihm neu.

„Ja und? Dann schlafe ich mit offenen Augen, andere machen das auch manchmal.“

Der Katzenjunge sah ihn eindringlich an.

„Aber bei anderen verfärben sich die Augen dabei nicht Rot.“

„Ich....was?“

Tian's Ärger war mit einem Mal verschwunden und machte einem Gefühl von heilloser Verwirrung und panischer Vorahnung platz.

„Du hast unruhig geschlafen und als ich näher kam hattest du deine Augen geöffnet und sie waren Rot. Als ich mir das näher anschauen wollte bist du wach geworden und jetzt sind sie wieder grün.“

Tian war nun hellwach und sein Kopf arbeitete auf Hochtouren um die Information zu verarbeiten.

Plötzlich stutzte er, als ihm ein anderer Gedanke kam.

„Wie konntest du das sehen? Es ist Nacht!“.

Er kicherte und ließ seine spitzen weißen Zähne aufblitzen, die stark an ein Raubtier erinnerten.

„Ich bin ein Felis, ein Katzenwesen. Natürlich kann ich besser sehen als ein dummer Mensch.“, stieß er fauchend aus.

„Und wieso musstest du mir ins Gesicht kriechen?“,grollte Tian zurück.

„Ich kann ja nicht wissen, das du so schreckhaft wie ein Küken bist!“

Verlegen fügte er hinzu: „Leider sehe ich Rottöne sehr schlecht...“

Tian wischte sich seine verschwitzten Hände an der Hose ab und zog sich wieder die Decke über die Schultern.

„Wie heißt du eigentlich?“

Nach einiger Verzögerung antwortete der Katzenjunge zaghaft.

„Luka“

Sie saßen sich eine Weile schweigend gegenüber und hörten den Insekten zu, die ihr eigenes kleines Konzert gaben, während der Wind leicht auffrischte und das Gras zum rauschen brachte.

Der Himmel war klar und unzählige Sterne blitzen durch die Nacht.

„Danke“

Überrascht schaute Tian zu Luka..

„Wofür?“

„Für das Brot vorhin.“ Seine Kette, die noch immer an seinem Knöchel befestigt war klirrte leise, als sich der Katzenjunge in eine andere, bequemere Position setzte.

„Wenn du mir etwas versprichst, kann ich dir noch etwas davon geben.“

Luka sah ihn misstrauisch, aber auch neugierig an und nickte auffordernd.

„Abgemacht. Und was soll ich versprechen?“

„Das du Ivan nichts von meinen Augen erzählst.“

Luka warf sich zurück und lachte, während Tian ihn überrascht beobachtete. Er war noch nie zuvor einem seltsameren Wesen begegnet und der Junge fragte sich ob alle Tierwesen sich so benahmen, und nahm sich vor darauf zu achten wenn er wieder eines traf.

„Dem alten Narr würde ich noch nicht mal meinen Namen verraten! Hast du nicht seine Narbe gesehen?“ Er grinste unverhohlen.

„Er wollte, dass ich für ihn Kisten schleppe! Da hab ich ihm gezeigt wohin er sich seine Kisten stecken kann. Seit dem schneidet er mir ständig die Krallen ab.“ Er hielt seine seltsam geformten Hände hoch und wackelte mit den Fingern, worauf Tian ihn nur mitleidig ansah.

„Wie kam es dazu, das du....na ja das du ein Sklave bist.“

Luka ließ die Arme sinken und schaute auf seine Fußkette, blieb aber ansonsten schweigsam.

Tian glaubte keine Antwort mehr zu bekommen und horchte in die Nacht hinein.

„Ich bin schon in Gefangenschaft geboren worden.“, antwortete Luka dann doch noch.

„Bis vor ein paar Monaten habe ich bei Gauklern gelebt, doch die haben hohe Spielschulden gehabt und da sie pleite waren, musste ich als Ersatz herhalten. Der da“ ,er zeigte mit einem Kopfnicken auf Ivan, der immer noch an dem Baum gelehnt schlief und laut schnarchte, „hat mich dann mitgenommen.“

Für Tian war es eine ungemein schreckliche Vorstellung ein Sklave zu sein. Er war zwar arm und musste oft stehlen um nicht zu verhungern, aber er hatte immer seine Freiheit gehabt das zu tun was er wollte, oder dort hinzu gehen wo er wollte.

Ein Bild, wie er in einem kleinen Käfig hockte, mit einem Halsband aus schwerem Eisen gefesselt, blitzte in seinem Geiste auf und er musste schaudern.

„Das muss schlimm sein.“, meinte Tian ehrlich betroffen, doch Luka schnaubte nur abfällig und sagte: „Was weißt du schon!“ und drehte sich weg, um sich auf dem Boden einzurollen.

Es tat ihm leid, er wollte den Katzenjungen nicht verärgern, doch Luka reagierte nicht, als Tian ihn vorsichtig ansprach und so gab er auf und legte sich hin.

Sein Traum, den er gehabt hatte bevor er wach wurde, kam ihm wieder in den Sinn, doch er hatte Schwierigkeiten sich zu erinnern. Tian war sich sicher das er von zwei Personen geträumt hatte, doch als er versuchte sich an ihre Gesichter zu erinnern verschwammen sie vor seinen Augen.

Doch an eines konnte er sich immer noch klar und deutlich erinnern. Ein paar Orange glühende Augen flammten in seinen Gedanken auf und ein seltsames Gefühl machte sich in seinem Magen breit.

Wilder Instinkt

Die Sonne schickte gerade die ersten warmen Strahlen über die Gräser, als sie aufbrachen.

Müde rieb Tian sich die verschlafenen Augen und versuchte eine halbwegs bequeme Position zu finden, denn der Weg wurde zunehmend uneben und der Wagen holperte so stark, dass ihm schon nach wenigen Minuten sein Gesäß schmerzte.

Luka schien daran gewöhnt zu sein und kaute hungrig auf dem Stück Brot herum, dass ihm Tian für seine Schweigsamkeit versprochen hatte.

Die ersten Vögel waren schon erwacht und ihre Klänge erfüllten die warme Luft zu dem Summen der Insekten.

Der große Ochse zog den voll bepackten Wagen genauso schnell und stark wie zwei Pferde es gekonnt hätten und es schien als würde er ganz von alleine wissen wo es lang ging.

Als Tian den Händler danach fragte, lachte dieser nur wieder über die Unerfahrenheit des Jungen.

„Ein Gedanke, stark und zielsicher, reicht aus um selbst den stärksten und dümmsten Bullen zu zeigen wo es lang geht. Ich bin schon Menschen begegnet die mit ihren Gedanken sogar Bäumen befohlen haben zu wachsen und Früchte zu tragen. Aber mach dir keine Hoffnungen Kleiner, selbst ein bauernjunge bräuchte ’nen halbes Leben um so einen Ochsen einen Gedanken zu schicken. Wenn du fleißig übst klappt’s in Zehn Jahren vielleicht mit einem Köter.“, dröhnte er abfällig

Er kratzte sich an seinem unrasierten Kinn und nahm dann einen Schluck aus einem Wasserschlauch. Etwas vom Inhalt lief ihm aus den Mundwinkeln und er wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht.

Ein herber, säuerlicher Geruch wehte Tian entgegen und er rümpfte die Nase, als ihm klar wurde das es kein Wasser im Schlauch war.

Die Art wie Ivan ihn behandelte gefiel ihm nicht. Es stimmte, dass er nie aus seinem Dorf heraus gekommen war, aber deshalb war er noch lange nicht Dumm und bestimmt nicht schlechter als ein Bauernjunge.

Er nahm sich ein paar Decken und legte sie unter sich aus, um nicht mehr auf dem harten Holz zu sitzen, leider war der Stoff dünn und abgenutzt, aber besser als nichts.

Gegen Mittag nahm er sich die Knollen und kaute gelangweilt darauf herum. Die Mittagshitze ließ ihn schwitzen und seine Kehle war regelrecht ausgetrocknet. Glücklicherweise hatte Ivan ihm leihweise einen Wasserschlauch gegeben, den Tian unterwegs an einem kleinen Bach mit frischem, kühlem Wasser füllte und den er nun schon fast zur hälfte mit Luka gelehrt hatte.

Ivan schien Luka weder etwas zum Essen noch zum trinken zu geben und das er bis jetzt überlebt hatte fand Tian bewundernswert. Der Katzenjunge war abgemagert, aber trotzdem kräftig. Seine Gliedmaßen waren sehnig und seine Haut rissig, besondern an den Pfoten.

Ivan döste auf seinem Platz vor sich hin und Tian setzte sich irgendwann zu Luka und sie unterhielten sich eine ganze Weile.

Luka erzählte ihm von seinem Leben bei den Gauklern und Tian war überrascht zu hören, dass sie aus dem Nachbarland Canon kamen.

Das Dorf Teirr lag nah an der Grenze, aber trotzdem noch sehr Weit entfernt zum Canon. Es gab noch viele andere Dörfer die viel näher an der Grenze lagen. Vor ein paar Jahrzehnten führte der damalige König einen heftigen Krieg gegen das Nachbarland und obwohl das lange zurück lag, waren die Beziehungen schwierig und nur Händler und anderes fahrendes Volk reisten über die Grenzen.

Er kam mit Ivan in das Land und sie waren schnell unterwegs, da ständig Stürme und schlechtes Wetter aufkamen und sie schnell aus den betroffenen Gebieten flüchten wollten, doch in Teirr hatte es sie schließlich erwischt.

Das merkwürdige Wetter brachte sie ins grübeln. Teirr lag in einer Gegend in der es im Sommer kaum Stürme gab, genauso wenig wie Regen oder Kälte und Richtung Osten, wo Canon lag, wurde es eigentlich zunehmend heißer. Im Innland herrschte stets ein mittelmäßiges Klima und im Süden thronten viele Gebirge, auf deren Spitzen sogar Schnee liegen soll.

Die Baaran-Ebene bildete den Mittelpunkt des Landes und erstreckte sich über eine unfassbare Weite.

Tians Mutter hatte ihm viele Geschichten erzählt und er mochte vor allem die Legenden über versteckte Städte weit oben im Gebirge und über die Abenteuer von Seefahrern die über die Meere im Norden kamen.

Tian erzählte von Hir und Rem und weshalb er überhaupt auf diesem Wagen saß, doch ein merkwürdeiger Glanz in den gelben Augen ließ ihn verstummen.

Luka wusste nicht wer seine Eltern waren und irgendwie schien es ihm, dass der Katzenjunge gar nichts über seine Verwandten wissen wollte, ob nun aus Trotz oder wirklichem Hass wusste Tian nicht.

„Gab es bei euch viele Tierwesen?“, fragte Tian mit neugierigen Augen.

„Ja, schon. Es gab viele Hundemenschen und einen großen Kerl vom Volk der Minotauren.. Aber ich bin noch nie einer anderen Katze begegnet. Keine Ahnung warum, die Gauklern meinten wir sind fast ausgestorben, weil wir zu wählerisch seien. Blödsinn, wenn du mich fragst! Ich werde einen anderen meiner Art schon finden.“

In seiner Stimme hörte Tian eine wilde Entschlossenheit heraus, die bei ihm ein Gefühl von Abenteuerlust erweckte. Er wollte mehr von der Welt sehen, auch wenn er älter war als Luka und niemals in Gefangenschaft war, hatte er nicht ansatzweise so viel gesehen wie der Junge. Hir und Rem erschienen in seinen Gedanken, doch er wollte jetzt nicht an zu Hause denken und schon die Bilder beiseite um ein wenig von wilden Abenteuern, mutigen Taten und gefährlichen Missionen zu träumen.

Sich mit Luka zu unterhalten machte ihm großen Spaß. Er war aufgeweckt, wenn auch oft etwas sarkastisch und Launisch, aber dafür hatte er viel zu erzählen.

Die Zeit verging schnell und bald kamen sie an den ersten Wanderern vorbei und dann an den ersten Häusern.

Die Ortschaft war klein und man konnte es schon fast gar nicht als Dorf bezeichnen, doch dafür sahen die Häuser einladend aus und mit vielen Pflanzen bedenkt, die sich an den Hauswänden hoch rangelten und wilde, gelbe Blüten hatten, die aromatisch rochen.

Überall flatterten kleine rote und gelbe Schmetterlinge in den sauber angelegten Gärten.

Sie fragten eine Waschfrau, die auf ihrem Rücken einen schwer aussehenden Korb trug, nach dem Weg und wurden ans andere Ende verwiesen.

Die Grundstücke lagen Weit auseinander und waren umgeben von kleinen aber dichten Bäumen. Einen Überfall von Soldaten würden sie bestimmt nicht lange standhalten, dafür waren sie aber gut versteckt.

Der Wagen kam zum stehen und Tian packte schnell sein Bündel zusammen und stieg vom Wagen.

Er blieb einen Moment unschlüssig stehen und wusste nicht so recht was er sagen sollte.

„Tja, dann viel Erfolg Junge.“, dröhnte Ivan und schon wendete der Ochse den Wagen und sie fuhren ratternd davon.

Luka spähte zwischen den Kisten hinaus und winkte betrübt zum Abschied, während Tian noch einige Schritte hinterher stolperte und ihm ein „Auf Wiedersehen!“, hinterher rief.

Ein merkwürdiges Gefühl überlief Tian, als hätte er etwas verloren, aber er wusste wesewegen er eigentlich hier war und er durfte nicht noch mehr Zeit vertrödeln während Hir vielleicht schon in Lebensgefahr schwebte.

Schnurstracks marschierte er zu dem kleinen Haus und klopfte Lautstark an die Tür. In das Holz waren kleine Verzierungen eingeritzt worden, die sich in schönen schlenkern um einen schönen Vogel wanden.

Er klopfte noch einmal, doch es blieb weiter still.

„Hallo? Ist jemand zu Hause?“, rief er Hoffnungsvoll.

Als immer noch niemand öffnete legte Tian ein Ohr ans Holz und versuchte sich zu konzentrieren.

Es war das erste mal das er gezielt versuchte sein verbessertes Gehör ein zu setzen, doch es brachte ihm trotz allem nichts.

Es war niemand da.

Mit hängenden Schultern atmete er aus.

Was jetzt? Vielleicht ist es ja das falsche Haus.

„Wer bist du?“, krächzte eine Stimme.

Am Gartenzaun stand eine sehr alte Frau mit zurückgebundenen grauen, langen Haaren und verschränkten Armen und blinzelte Tian misstrauisch an.

Sie trug ein besticktes Tuch um die Schultern und hatte viele Lachfalten im Gesicht, auf ihrer Schulter saß ein Eichhörnchen, dass wundersamer Weise nicht den geringsten Gedanken an Flucht zu haben schien.

„Ich suche Bri, die Heilerin, es ist wirklich dringend.“

Die alte Frau musterte Tian, was ihm merklich unangenehm war und nickte dann.

„Tut mir leid Junge, Aber du hast Bri verpasst, sehr knapp sogar. Sie ist heute Morgen aufgebrochen für eine längere Reise.“

Wie angewurzelt stand er nun da und der Schreck war ihm ins Gesicht gemeißelt.

Und nun? Die Heilerin war nicht da und wer weiß wie es Hir inzwischen ging.

Angestrengt dachte er nach, bis die alte Frau seine Gedanken unterbrach.

“Ich kann dir einen Tee machen wenn du möchtest, aber wenn du auf Bri warten willst musst du dich wohl um ein paar Wochen gedulden.“

Die Bestürzung stand immer noch tief in Tians Gesicht geschnitten und seine Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, wo nur heilloses durcheinander herrschte.

„Ich ähm...wohin genau ist die Heilerin denn unterwegs?“

„Pah! Glaubst du wirklich ich erzähle jedem dahergekommenen...“

„Bri ist auf den Weg zur Hauptstadt.“, unterbrach sie ein jüngerer Herr mit klarer Stimme, deren Schritte schon vorher an Tians empfindliche Ohren gedrungen waren und der jetzt einige Schritte rechts von Tian entfernt auf dem Sandweg stand und sich an den Zaun lehnte.

Sein lächelndes Gesicht war einladend freundlich und er sah sehr gepflegt und elegant aus mit den feinen Sachen die er trug.

„Halt den Mund, eine alte Dame unterbricht man nicht! Und du Bursche solltest dich beeilen, vielleicht holst du sie ja noch ein.“

sagte sie grimmig.

Dem Jungen grauste vor der alten Dame, die ihm nun ein fast Zahnloses Lächeln schenkte, dass ihm einen Schauer über den Rücken schickte.

Zögernd Schritt er zum Gartentor und bedankte sich bei dem jungen Herr, ehe er wieder den Weg zurückging den er gekommen war.

Kaum war er außer Sicht begann er zu rennen.

Keuchend eilte er an den kleinen Häusern vorbei und folgte dem abschüssigen Weg. Auf dem Boden erkannte er die Abdrücke des Ochsen und die Radspuren vom Wagen und kurzerhand entschied er sich dafür den Spuren zu folgen.

War der Händler nicht unterwegs zur Hauptstadt?

Er konnte nicht ohne Hilfe zurück nach Teirr kommen, was blieb ihm also anderes übrig?

Schnell ließ er die kleine Ortschaft hinter sich und rannte weiter der Sonne entgegen.

Einen kurzen Moment hatte er das Gefühl schneller zu laufen als er es eigentlich konnte, doch vielleicht bildete er sich das auch nur ein.

An einer Weggabelung hielt er kurz inne um zu sehen welche Richtung Ivan eingeschlagen hatte und hetzte dann weiter.

Seine Lungen fühlten sich trocken an und er hielt krampfhaft seinen Beutel fest, damit nichts verloren ging.

Bald hörte er die Gedämpften Schritte eines großen Tieres im Sand und das bekannte Knarren der Räder und er rief nach Ivan und wedelte hektisch mit den Armen um auf sich aufmerksam zu machen.

Ivan hielt den Wagen an und mit kurzen Worten erklärte sich Tian und mit jedem Satz verdüsterte sich die Miene des Händlers, doch er ließ ihn trotzdem aufsteigen und schon ging es polternd weiter.

Er setzte sich auf seinen Platz und lächelte Luka zu, der ihn überrascht ansah.

„Du wirst mich anscheinend doch nicht so schnell los.“, lachte er.

„Wieso bleibst du nicht ganz?“

„Setz dem Jungen keine Flausen in den Kopf! Ich nehme dich nur ein kurzes Stück mit, verstanden Bursche!“
 

Es dauerte doch länger, als Tian erwartete, denn es fing bereits an zu Dämmern und sie waren bisher niemandem begegnet. Ivan meinte, dass dies der einzig passierbare Weg sei und eine alte Frau reiste sicherlich nicht über Stock und Stein.

Tian lehnte über einer Kiste und betrachtete fassziniert die wechselnde Umgebung. Auf der einen Seite waren immer noch endlos weite Wiesen, voll mit rotem Farn, dass in der Abendsonne fast Blutrot glitzerte. Auf der anderen erstreckte sich ein kleiner Wald in dem sich hunderte Vögel tummelten. Luka schien das alles nicht wirklich zu interessieren und Tian nahm an, dass er einfach schon zu viele Landschaften sehen musste, während er angekettet in einem Wagen mit diesem Händler saß.

Bald wechselte der Sandweg zu festerer, dunklerer Erde und er führte in den Wald hinein, zwischen die dichten Bäume.

Das Blätterdach verschluckte die letzten Strahlen der Sonne fast komplett und warf dunkle Schatten auf den Waldboden.

Als die Nacht sie langsam heimsuchte hörte Tian das leise Rauschen von fließendem Wasser und bald kamen sie an einen breiten, verwilderten Bach, dessen Wasser einem nur bis zum Knie ging. Doch Ivans Ochse scheute vor dem Bach und so folgten sie seinem Lauf auf der Suche nach einer passierbaren Brücke.

Es war erstaunlich ruhig und ein beklemmendes Gefühl überfiel den Jungen. Jedes Rascheln des Wassers riss an seinen Nerven und hallte laut wie ein Donnerschlag in seinen Ohren.

Es war laut genug um jedes andere Geräusch zu überdecken, selbst für seine empfindlichen Ohren und das machte ihm Angst, denn er fühlte sich ungeschützt.

„Warum rasten wir nicht?“, fragte er den Händler vorsichtig.

„Dieser Wald ist mir nicht geheuer....ich würde lieber nicht die Nacht hier verbringen wollen.“, brummte er.

„Hinter dem Bach lichten sich die Bäume und es sind nur noch wenige Meter zur Brücke.“

Und tatsächlich konnte er bald den schwarzen Umriss einer Brücke über dem Wasser erkennen und er hoffte inständig, dass sie nicht zusammenbrach ehe sie hinüber gefahren waren.

Lukas leuchtende Augen blickten ihn nervös an.

„Ich hab das Gefühl wir werden beobachtet...“, flüsterte der Katzenjunge leise.

Sie schauten hinauf in die Baumkronen und eine Gänsehaut schlich sich über ihre Haut.

Das Holz war alt und knarrte Gefährlich unter dem Gewicht des Ochsen samt Wagen und Tian klopfte das Herz bis zum Hals.

Unter ihnen spiegelte sich der fahle Mond verschwommen auf der Wasseroberfläche.

Tian schloss erleichtert die Augen, als sie wieder feste Erde unter sich hatten.

Ein Zischen durchfuhr die Luft und mit einem stumpfen Geräusch schlug ein Pfeil direkt neben Luka in eine Kiste ein.

Ein weiterer schlug in den Boden neben dem Ochsen ein und das Tier brüllte entsetzt auf.

Der erste Pfeil hatte Ivan am Arm gestreift und nun hing der metallische Geruch nach Blut in der Luft.

Plötzlich waren sie umzingelt von einer Hand voll kräftiger Männer, deren Waffen im Mondlicht aufblitzten und Tian konnte nun auch den Schützen wahrnehmen der mit gespannten Bogen hoch im Baum saß.

Luka blickte sich panisch um, während Ivan kräftig fluchte und mehrere Messer aus seinem Mantel zog. Wie ein wilder Bulle stürzte er sich auf den Mann der ihm an nächsten war, doch er hatte kaum eine Chance.

In dem Moment riss sich der schwarze Ochse vom Wagen los und pflügte durch die Männer wie ein wilder Stier und man hörte wie ein Knochen brach.

Tian nutzte die Gelegenheit, griff sich den Katzenjungen und zerrte ihn eilig vom Wagen, so weit es die Kette um Lukas Fußgelenkt zuließ. Kurzerhand nahm er einen Stein und schlug auf die Kettenglieder ein, doch plötzlich griff eine Hand Tian von hinten ins dunkle Haar und zog ihn mit einem Ruck zurück, der ihm Tränen in die Augen trieb.

Der Angreifer warf ihn hart zu Boden und ein Knie drückte schmerzhaft in seinen Brustkorb, was ihm die Luft aus den Lungen trieb und ihm wurde für einen Moment schwarz vor Augen.

Er war nur ein Junge, wie sollte er gegen einen Mann ankommen?

Lukas schreie drangen an seine Ohren und das dreckige Lachen der Räuber hallte wie Spott in seinem Kopf nach.

Wut, Verzweiflung und Frustration über seine eigene Schwäche ballten sich in seiner Brust zusammen und erdrückte sein wild schlagendes Herz .

Als der Mann sich über ihn beugte setzte sein logisches Denken einfach aus und in einer vollkommen Instinktiv gesteuerten Handlung biss Tian ihm knurrend in die entblößte Kehle.

Heißes Blut sprudelte ihm in den Rachen und er hätte sich beinahe übergeben. In wilder Raserei riss Tian weiter an dem Fleisch und spürte zuckende Sehnen und Muskeln zwischen seinen Zähnen, die jetzt stark an das Gebiss eines Raubtiers erinnerten.

Sie hatten die Position gewechselt und nun thronte der Junge wie ein Fleisch gewordener Alptraum auf dem Räuber, der gurgelnd Blut spuckte während er sich mit letzter Kraft wehrte.

Tian ließ unfreiwillig von seinem Opfer ab als ihn ein schwerer Schlag gegen seinen Kopf traf und er Sterne sah.

Er rollte sich auf den Waldboden und sein Gesicht wurde in die Erde Gedrückt.

Noch ein Schlag, dieses mal stärker und gezielter.

Ihm schwindelte, doch er kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an.

„Du verdammtes Biest!“

Sein Mund war immer noch gefüllt mit Blut und er spuckte es auf den Boden.

Wieder ein Schlag und schließlich verlor er den Kampf und alles wurde schwarz.

Retter oder Feind?

Benommen flatterten ihm die Lieder und langsam nahm seine verschwommene Sicht Konturen an.

Jemand hob ihn unsanft auf den Rücken eines Pferdes und ein unangenehmer Schmerz an den Handgelenken sagte ihm, dass er mit dicken Stricken gefesselt worden war.

Ein stetiger Druck lastete auf seinem Mund, gemischt mit dem starken Geruch nach Leder und das struppige Fell des Pferdes kratzte auf seinem Gesicht.

Sein Kopf fühlte sich an, als würde immer noch jemand darauf einschlagen, während er versuchte seine Gedanken zu ordnen und die Situation zu erfassen.

Das Pferd setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und trabte über die bekannte Brücke, anscheinend war er nicht lange bewusstlos gewesen.

Der Mond spiegelte sich noch immer im Wasser doch nun wurde sein Antlitz von einem Körper unterbrochen, der unruhig im Wasser trieb und dessen Blut dunkle Fäden im Bach zog.

Etwas Licht fiel auf das verzerrte, blutverschmierte Gesicht von Ivan. Schreckgeweitete, trübe Augen die kaum erfassen konnten das es für ihn endgültig zu ende war.

Seine Gefühle waren gedämpft und wirklich trauern konnte er nicht, lag es nun an seiner Benommenheit oder seinem fehlendem Mitgefühl für den Sklavenhändler.

Verstohlen versuche er nach Luka Ausschau zu halten, doch er konnte in seiner Position nicht viel ausmachen und so schloss er die Augen und konzentrierte sich auf sein Gehör.

Lachende Stimmen, die von Erfolg sprachen, Hufe die geräuschvoll auf den Waldboden stampften, das Schnauben eines Größeren Tieres und knarrende

Räder. Anscheinend hatten sie den Ochsen wieder im Griff und nahmen ihn, samt Wagen einfach mit.

Angespannt konzentrierte Tian sich stärker, während ihm Schweiß von der Stirn perlte und am Hals des Pferdes entlanglief.

Plötzlich hatte er das Gefühl etwas in seinem Inneren angestoßen zu haben, ein Schloss das er mit seinem Willen ein wenig geöffnet hatte und nun strömten alle Geräusche seiner Umgebung schmerzhaft auf ihn ein. Keuchend versuchte er das Durcheinander zu ordnen und in dem Gewirr vernahm er ein dumpfes Pochen.

Das starke Pochen eines Herzens und es kam nicht von ihm, sondern von dem Tier auf dem er lag.

Langsam atmete er ruhig ein und versuchte langsam nach und nach die Geräusche zu filtern.

Nun drangen weitere Herzen an sein Ohr und dann ein großes starkes Herz das dröhnend Blut durch einen massigen Körper beförderte.

Der Ochse.

Und hinter ihm flatterte ein kleines aufgeregtes Herz, wie der Flügelschlag eines Vogels und der Körper atmete schnell.

Aufgeregt stellte er fest, dass er den Katzenjungen ausfindig gemacht hatte und war gleichzeitig sehr erleichtert darüber.

Durch seine Glieder lief ein unangenehmes Kribbeln und eine beunruhigende Schwäche überfiel ihn.

Die angespannte Konzentration kostete ihm zu viel Kraft. Seine Augenlider klappten zu und sein kraftloser Körper erschlaffte unter der erfüllenden Müdigkeit, die ihn ins Land der Träume schickte.
 


 

Ein lieblich böses Grinsen zierte das im Schatten liegende Gesicht des Mannes und die irren Augen strahlten pure Boshaftigkeit aus.

„Du kannst froh sein, denn dein kleines Missgeschick wurde korrigiert.“

Er strich mit seinen Knochigen Fingern über das Gesicht der kleinen Gestalt auf dem Boden.

„Du bist kostbarer als du es dir vorstellen kannst, mein kleines Ungeheuer.“

Seine Hand hielt das zierliche Gesicht grob umschlossen.

„Aber ein Haustier muss seinem Herrn gehorchen, das weißt du doch sicherlich?“

Ein zaghaftes Nicken gab die Antwort.

„Gut so...“
 


 

Als Tian das nächste mal erwachte, fand er sich an einen Baum gelehnt wieder. Neben ihm saß Luka, der ihn unsanft gegen die Schulter stieß.

„Tian?“, flüsterte er vorsichtig.

„Bist du wach?“

Er wollte antworten, doch immer noch fühlte er wie sein Mund mit einem Stück altem Leder verbunden war, und so nickte er ihm nur schwerfällig zu.

Erleichtert seufzte Luka auf.

„Du warst mehrere Stunden bewusstlos, die Männer haben den Mistkerl Ivan getötet und wenn ich richtig schätze sind wir wieder in der Nähe vom Waldrand.“, erklärte er knapp.

Tian hob seinen Kopf und blinzelte in ein entferntes Lagerfeuer, wo einige Männer herum saßen und sich wild unterhielten.

Dahinter stand im Feuerschein der Wagen mit dem großen Ochsen.

Der Geruch von gebratenem Kaninchen stieg ihm brennend in die Nase und er sog diesen köstlichen Geruch tief ein.

Sein Magen knurrte wehleidig und er kam um vor Durst. Zudem schmeckte er noch immer das Blut, von dem Mann den er verletzt hatte.

In der Nähe stand eine Schüssel mit den ausgenommenen Innereien des Tieres und der Anblick ließ ihn noch hungriger werden.

In dem Moment hätte er auch rohes Fleisch gegessen, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte.

Ihm war noch immer etwas neblig im Kopf.

Der Mond grinste noch immer auf sie herab und die Nacht streckte ihre Finger in jeden Winkel des Waldes.

Sein Gehör war noch immer scharf und klar, etwas stärker als sonst, aber nicht so intensiv wie vorhin.

Einer der Männer erhob sich schwankend und sichtlich angetrunken vom Lagerfeuer und ging an ihnen vorbei, um sich zwischen den Bäumen zu erleichtern.

Als er wieder auftauchte lächelte er ihnen hämisch entgegen und sein vom Alkohol getränkter Atem ließ Tian beinahe würgen.

Sein Dreitagebart war ungepflegt und sein Rücken war krumm.

„Na...na woher kommt ihr zwei hübschen eigentlich? Aus Teirr?“.

Er hickste vergnügt.

„Na seid froh, das ihr nicht mehr da seid. Obwohl ihr mit uns ja auch nicht viel Glück hattet, hmm?“

Schallendes Gelächter zerfetzte Tian beinahe das Trommelfell.

„Du wirst einen guten Preis geben, Kleiner.“

Seine schmierigen Finger hoben Lukas Kinn grob an und wendete seinen Kopf erst nach rechts und dann nach links, um ihn eingehend zu betrachten.

Dann sah er zu Tian und spuckte ihm abwertend vor die Füße.

„Welcher Teufel dich auch geboren hat, ich hoffe wir werden sich schnell wieder los! Du hast Gart zerfetzt wie ein Tollwütiger Hund!“

Noch einmal spuckte er auf den Boden und machte sich schon wieder auf dem Weg zu seinen Kameraden.

Aus Seinem Verhalten schloss er, dass Gart wohl der Mann war, den er Gebissen hatte. Warum er das getan hatte war ihm noch immer nicht ganz klar. Er hatte noch nie jemanden einfach nur aus Notwehr gebissen und selbst wenn erklärte das nicht seinen Veränderten Körper. Er hatte es spüren können wie seine Zähne wuchsen, und das Gefühl Fleisch und Sehen zu durchtrennen war seltsam befriedigend gewesen.

„Arschloch!“, zichte es neben ihm.

„Ich habe sie vorhin reden hören, mehrere Dörfer an der Grenze wurden zerstört.“

Eine ungute Vorahnung machte sich ih ihm breit als er Lukas leisen Worten lauschte.

„Sie sagten, dass Stürme wie ein Trupp Soldaten über die Ortschaften fegen...aber wir haben den Sturm doch überlebt? Wahrscheinlich wollen sie uns nur Angst einjagen...“

Tian konnte die Unsicherheit in Lukas Augen lesen und fragte sich unvermittelt was das bedeuten soll? Sein Dorf war zum Großteil verschont geblieben vom Sturm und das war auch noch so, als sie aufgebrochen waren.

Er schüttelte verwirrt den Kopf.

Nein, Hir und den anderen Dorfbewohnern ging es sicherlich gut. Wahrscheinlich sitzt sein Freund Rem immer noch wach in Hirs Hütte und kann wie immer nicht schlafen...ganz sicher.

Es war etwa eine Stunde vergangen, die Räuber hatten sich bereits zum schlafen niedergelegt, als er ein ihm wohlbekanntes und gefürchtetes Kribbeln auf seiner Haut spürte.

Er schluckte unbehaglich und versuchte sich anders hinzusetzen, doch nicht nur seine Hände waren hinter seinem Rücken gefesselt, sondern auch um seine Fußgelenke befanden sich feste Stricke.

Knurrend machte sich sein Magen bemerkbar und er schluckte vergebens gegen den Hunger an.

Neben ihm lehnte Luka, dessen Atemzüge ruhig und gleichmäßig waren.

Er war wohl eingeschlafen.

Das Jucken begann nun und auch wenn er es nicht sehen konnte wusste Tian wie seine Arme nun aussehen mussten. Seine Fesseln wurden nun wirklich unangenehm an der Schuppigen Haut und seine zu Krallen gewordenen Fingernägel stachen ihm in die Handflächen.

Das Gefühl wanderte weiter seinen Arm hinauf und fokussierte sich in seinen Schultern.

Nun spürte er zum ersten Mal auch ein schmerzhaftes Ziehen an seinen Füßen und seine Augen weiteten sich schockiert, als seine Zähne sich in seine Lippe gruben.

Was passierte nur mit ihm?

Panisch riss Tian an seinen fesseln und mit erstaunen gaben sie tatsächlich etwas nach.

Seine harten Schuppen rieben an den Stricken und sie zerrissen so allmählich.

Luka schlief immer noch tief und fest, als er ein Knacken im Gebüsch wahrnahm.

Alarmiert horchte er auf, und beobachtete wie mehrere gedrungene Gestalten aus dem Schutz des Waldes geschlichen kamen.

Mächtige Körper mit grauem Pelz glänzten rot im letzten Schein der Glut.

Wölfe, schoss es ihm blitzartig durch den Kopf.

Langsam rieb er weiter an seinen Fesseln, bis sie endlich nachgaben und er die zerfledderten Stricke vorsichtig abstreifte.

Sofort griff er sich an den Kopf und riss das Leder von seinem Mund, um endlich tief durchatmen zu können.

Etwas Blut klebte an seinen Lippen, von der kleinen Verletzung, durch seine Zähne.

Grob kniff er seinen Freund in die Wange und hielt ihm schnell den Mund zu, ehe Luka sich beschweren konnte und bedeutete mit seiner anderen Hand still zu sein.

„Wölfe.“, flüsterte Tian und zeigte zu den Tieren die sich knurrend an die Männer heranschlichen.

Die Pferde wurden sichtlich unruhig, schnaubten wild und stampften hart auf den Boden, während sie an ihren Stricken zerrten.

Doch Luka beachtete das alles garnicht und sah ihn verwundert an.

„Deine Augen! Sie sind....“

„Psssst!“, unterbrach er ihn.

Er konnte sich gut vorstellen was Luka sagen wollte, denn er konnte den leichten Druck in seinen Augen spüren und die Konturen des Waldes wurden mit jeder Minute schärfer und heller.

Sie mussten wieder ihre Farbe gewechselt haben.

Vorsichtig machte er sich an seinen Beinfesseln zu schaffen und riss sie mit seinen Krallen einfach auseinander.

Gerade wandte er sich Lukas Fesseln zu, als ein tiefer Schrei durch den Wald drang.

Einer der Räuber war wach geworden und hatte im Angesicht der Bestie mit dem grauen Pelz seine Fassung verloren.

Die Wölfe sprangen nun die herumirrenden Räuber an und das widerliche Geräusch von zerreißendem Fleisch und Knurrenden Tieren erfüllte die Luft.

Luka ergriff nun reine Panik und keuchend zappelte er so heftig, dass es ihm kaum gelang die Seile zu zerreißen ohne ihm weh zu tun.

Als er Lukas rechtes Handgelenk griff, um ihn zum gehen zu bewegen, spürte er Blut das aus einigen Schnitten lief.

Schnell schlichen sie durch einige Büche, die ihnen das Gesicht zerkratzten, bis ein tiefes Grollen sie innehalten ließ.

Vor ihnen erschien einer der Wölfe und erst jetzt bemerkte er ihre unglaubliche Größe.

Geifernde Kiefer schnappten nach ihm und sie rannten wieder zurück zum Lagerfeuer, mit dem Wolf auf ihren Fersen.

Krachend stießen sie durchs Unterholz und fanden sich auf der anderen Seite des Lagers wieder. Einige Schritte entfernt stand der Ochse mit dem Wagen und brüllte laut.

Ein verwirrtes Pferd hatte sich von seinen Fesseln befreit und galoppierte in rasendem Tempo auf sie zu. Sie konnten gerade noch zur Seite springen, als das Pferd krachend mit dem Wolf hinter ihnen zusammenstieß.

Tian zog seinen Freund Keuchend weiter, nun Richtung Wagen.

Er half Luka auf den Rücken des Ochsen und begann eilig damit ihn von den Ketten zu befreien.

Als er auch auf den Ochsen steigen wollte traf ihn unvermittelt etwas hartes von hinten und stieß ihn zu Boden. Der schwarze Ochse Riss sich los und hätte ihm beinahe den Kopf zertrampelt.

Einer der Wölfe hatte Tian von hinten angesprungen und setzte nun auf ihn zu.

Er hob schützend den Arm und spürte wie das scharfe Gebiss sich um seinen Unterarm schloss. Seine Schuppen boten einen guten Schutz, doch trotzdem waren sie noch zu weich und so gruben sich einige Zähne in seinen Arm.

Wild knurrte er den Wolf an und zerkratzte mit seiner unverletzten Hand das Gesicht. Winselnd ließ das Tier ab und Tian nutzte die Gelegenheit um auf die Beine zu kommen.

Als der Wolf wieder nach ihm schnappte, holte er weit aus und rammte ihm die Faust in den struppigen Körper.

Jaulend brach dieser zusammen und wand sich qualvoll am Boden.

Schnell rannte der Junge los, dem Ochsen hinterher, der mit dem schreiendem Luka auf den Rücken nun durch den Wald preschte.

Sie wurden von mehreren von den riesigen Wölfen verfolgt und als einer kaum noch einen Meter hinter ihm war, drehte Tian sich um und griff ihn an. Er stieß ihm seine Krallen in die Lunge und lief so schnell er konnte weiter, ohne sich umzusehen.

Bald war er mit dem Ochsen auf einer Höhe und ergriff Lukas ausgestreckten Arm um sich nach oben zu ziehen.

Mit den Füßen stützte er sich an einigen Taschen ab, die am Rumpf des Tieres befestigt waren und krallte sich so gut es ging ins Fell.

Er konnte die Panik durch die Glieder des Ochsen fließen spüren und konzentrierte sich auf sein Herz.

Mit aller Kraft die er aufbringen konnte dachte er: „Lauf! Lauf nach Teirr!“

Immer und immer wieder sagte er sich diese Worte und horchte so tief wie es ihm möglich war in das Tier hinein, bis er seinen schweren Herzschlag beinahe körperlich spüren konnte.

Luka saß nun hinter ihm und hielt sich krampfhaft an seinem Rücken fest. Er zitterte stark, wahrscheinlich durch die Aufregung, aber ansonsten schien er unverletzt, wenn man von den Kratzern an seinen Handgelenken absah.

Schnell ließen sie den dunklen Wald hinter sich und befanden sich nun auf dem gleichen Weg den sie hergekommen waren.

Der Wind strich kühlend durch ihre Haare und brachte einen neuen Morgen mit, der den Rotfarn mit Morgentau übersäte.

Mit dem Tagesanbruch verschwanden auch die Schuppen wieder und seine Hände hatten bald ihre normale Form zurück.

Der Ochse rannte und rannte, als wären die Wölfe immer noch dicht hinter ihm, auch als es schon lange Tag war.

Heiß schien die Sonne herab und langsam schien der Hunger und Durst ihnen wirklich Probleme zu machen. Das Tier schnaufte schwer und wurde mit jedem Schritt den sie zurücklegten langsamer und schließlich konnte er den Ochsen zum halten bringen.

Erschöpft ließen sie sich ins weiche Gras sinken, während der Ochse geräuschvoll aus einem Bach trank.

Tian kroch mühselig zum Ufer und schöpfte mit der Hand Wasser.

Ein wundervolles Gefühl war es, wie das kühle Nass seinen ausgetrockneten Rachen hinunterlief und er endlich diesen quälenden Durst löschen konnte.

Luka tat es ihm gleich.

In den Taschen fanden sie ein Stück Brot und getrocknetes Fleisch, dass sie gierig verspeisten.

Als sie wieder auf den Rücken des Tieres kletterten, setzte er sich sofort wieder in Bewegung und lief im schnellen Tempo voran.

„Wohin gehen wir eigntlich?“, fragte Luka erschöpft.

„Ich glaube nach Teirr...“, Tian sah unsicher über die Schulter.

„Zumindest habe ich Teirr gedacht und ich glaube es hat funktioniert.“

Sein Freund sah skeptisch aus, doch sagte nichts weiter dazu.

Hatte er es wirklich geschafft und einem Tier einen Gedanken eingepflanzt? Er war sich nicht sicher, doch der Ochse schien ein eindeutiges Ziel zu haben, und das war nicht mehr die Hauptstadt Tameran, da war er sich sicher.

Sie kamen schneller voran als auf dem Hinweg und bald wurde die Umgebung vertraulicher und Tian erkannte die Felder und Wiesen wieder.

Doch seine Vorfreude wurde durch seine Gedanken getrübt.

Was sollte er nun Hir sagen, wenn er ohne die erhoffte Hilfe wiederkam?

Aber vielleicht ging es ihm auch schon besser, zumindest hoffte er es inständig.

Bald Kamen sie über den letzten Hügel vor dem Dorf und Tian sah endlich wieder die vertrauten Häuser von Teirr wieder.

Das Lächeln auf seinem Gesicht erstarb sofort, als er den Rauch sah und verbranntes Holz roch.

„Was zum...“, keuchte Luka hinter ihm entsetzt.

Am Dorfeingang stiegen sie vom Ochsen ab und sahen sich verstohlen um.

Das Dorf war ausgebrannt worden bis auf das letzte Haus.

Und nun gingen sie langsam durch Kohlschwarze Ruinen.

Der Wind frischte auf und blies Tian trockene Asche ins Gesicht.

Sein Kopf war leer und seine Glieder fühlten sich seltsam stumpf an, während er das schwarze Holz betrachtete. Seine feine Nase filterte noch einen anderen, widerlicheren Gestank aus dem Rauch heraus und als sie den Dorfplatz erreichten wusste er was es war. Verbranntes Fleisch, dutzende Körper die wie Schlachtvieh auf dem Platz lagen und ein erschreckend groteskes Bild erzeugten.

Frauen mit halb verbranntem Haar und aufgeschnittener Kehle an der geronnenes Blut klebte. Tausende Fliegen tummelten sich zwischen den Körpern, als wäre dies hier ein reich gedeckter Tisch.

In der Mitte des Platzes stand ein Wagen, der immer noch glühte und feiner Rauch schlängelte sich von dort aus in den Himmel.
 

Hirs Haus war komplett niedergebrannt. Selbst die Wände waren eingestürzt und drinnen herrschte ein wildes durcheinander.

Sie fanden Hirs Körper, der noch immer zwischen den Resten seines Bettes lag.

Tian wurde das Herz schwer und eine bleierne Kälte kroch in seine Finger, als er Hirs Körper vom Schutt befreite. Sein Gesicht war zur Hälfte vom Feuer zerstört worden und auch sein Oberkörper war teilweise bis auf die Knochen verbrannt.

In seiner rechten Hand hielt er noch ein Stück vom Tuch umklammert, das einmal seinem Sohn gehört hatte.

Tian zitterte, doch die Kälte in seinen Gliedern und der Gedanke, was mit Rem geschehen war ließen in ihm keinen Platz für Trauer.

Ihm wurde furchtbar schlecht und würgend übergab er sich hinter dem Haus.
 

Sie suchten mehrere Stunden nach Rem, doch selbst in der verlassenen Scheunenruine fand er den Rotschopf nicht.

Die Idee, dass er vielleicht unter den Leichen auf dem Dorfplatz war, die zur Unkenntlichkeit verbrannt waren, schwirrte zusammen mit der puren Verzweiflung durch seinen Kopf und schien an den Innenwänden widerzuhallen.

Nun stand er da und blickte wieder mit trüben Augen über die Leichen. Der Wunsch sie zu begraben war stark, doch es waren zu viele und sie hätten selbst zu zweit, Tage oder Wochen gebraucht. Doch auch der Gedanke, die teilweise entstellten Körper zu berühren schien ihm einfach unüberwindbar.
 

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ich danke euch für die positiven Kommentare :)

Entscheidungen

Der kühle Wind ließ das Feld wie ein goldenes lebendiges Meer erscheinen, zumindest den Teilt, der nicht zu Asche verbrannt war. Die beiden Jungen standen auf einer kleinen Anhöhe, die Hände voller Erde.

Nachdem Tisn den ersten Schock überwunden hatte, als er das zerstörte Dorf vorfand, konnte er sich nicht überwinden Hir halb verbrannt im Schutt seiner Hütte liegen zu lassen. Sie wickelten den alten Mann in eine Zerlumpte Decke und mit der Kraft des Ochsen schleppten sie den Toten soweit aus dem Dorf, bis Tian eine geeignete Stelle fand für ein Grab. Mit ausdruckslosem Gesicht schaufelte er sich unermüdlich in den Boden. Immer und immer weiter, wobei ein starker Muskelkater Tian plagte, erzeugt vom stürmischem Ritt auf dem Ochsen. Luka, der erst unsicher daneben stand, Kniete nun ebenfalls und grub mit seinen krallenlosen Pfoten die feuchte Erde auf. Die Anstrengung ließ beide nach einiger Zeit keuchen und Schweiß perlte ihnen von der Stirn, während Tian nicht aufhörte zu graben. Er wollte es auch nicht, denn die monotone Arbeit tat ihm gut und half ihm dabei seine Gedanken zu ordnen.

Wer nur konnte so etwas tun? Und warum sollte jemand etwas so Schreckliches tun?

Teirr hatte keine besonderen Schätze, die es sich zu stehlen lohnte und stellte auch keine Gefahr für irgendjemanden dar. Zumindest wusste er nicht warum Teirr für irgendjemanden oder irgendetwas Gefährlich sein sollte.

Warum also...

„Wer war er?“, unterbrach Luka seine Gedanken und er schaute in das von blonden Haaren umrahmte Gesicht des Katzenjungen.

Auf seinen Wangen waren Spuren von Ruß und Erde, und seine Gelben Augen strahlten eine vorsichtige Neugier aus, während er kurzzeitig mit den Graben aufhörte. Das zermalmende Geräusch von großen Zähnen auf Gras erklang in der Nähe, wo der schwarze Ochse friedlich graste und mit seinem Schweif einige lästige Insekten verjagte.

„Hir hat uns damals geholfen und beschützt, als ich noch klein war.“, antwortete er mit einiger Verspätung.

„Er war ein Freund meiner Mutter, damals lagen unsere Häuser nebeneinander und er nahm mich immer zum Fischen mit, wenn meine Mutter zur Arbeit musste, sie war Kellnerin im Schankhaus.“

Luka hob eine Augenbraue. „Arbeit? Ich dachte immer Menschenfrauen arbeiten nicht, sondern kochen, waschen und hüten die Kinder und so ein Zeugs, während der Mann schuftet wie ein Ochse.“

„Ich habe keinen Vater, oder zumindest kenne ich meinen Vater nicht. Ich habe meine Mutter einmal, als ich klein war danach gefragt, aber sie lächelte nur und meinte das erkläre sie mir wenn ich älter bin.

Ich will es eigentlich auch gar nicht wissen. Stell dir vor, wenn du erfahren müsstest das dein Vater ein Mörder ist oder schlimmeres?“

Viel zu oft schon hatte Tian an diese Möglichkeit gedacht und sie behagte ihm ganz und garnicht.

Luka nickte beklommen. „Manchmal ist es wohl besser es nicht zu wissen. Mach dir nichts daraus, ich weiß auch nicht wer mein Vater war und es macht mir nichts, ich Fang meine Beute auch ohne seine Hilfe“, gab er grimmig zu verstehen und Tian hatte das Gefühl das Luka es seinen Eltern doch übel nahm, ihn als Waisenkind (oder besser Kätzchen) zurück gelassen zu haben.

Stumm gruben sie weiter, Seite an Seite, während die Sonne schleichend langsam den Himmel entlang kroch und ihnen die Arbeit nicht gerade vereinfachte. Einige Fingernägel waren ihm eingerissen, aber Tian störte sich nicht daran.

„Wie sah sie aus?, murmelte Luka ohne von seiner Arbeit aufzuschauen.

Überrascht starrte Tian ihn an und runzelte die Stirn um ein Bild seiner Mutter vor seinem Geist heraufzubeschwören und er sog die Erinnerung vergangener Tage durch die Luft um ihn herum ein.

„Sie hatte das Licht der Sonne und das Gold der Felder in ihrem Haar und wenn sie sang verstummten selbst die Vögel.“ Er lächelte in sich hinein, aber die schöne Erinnerung verschwamm schnell und er legte seine Stirn in falten.

„Ich....kann mich schon lange nicht mehr richtig an ihr Gesicht erinnern. Seit sie starb habe ich dauernd das Gefühl immer mehr von ihr zu vergessen. Seltsam oder?

So, ich denke das dürfte reichen.“, sprach Tian etwas lauter um von seinen trüben Gedanken abzulenken. Er klopfte sich den Staub von den Kleidern und stieg aus dem provisorisch ausgehobenem Grab. Es kostete sie Beide einiges an Kraft und Überwindung den toten Körper des alten Mannes hinein in das ausgehobene Loch zu wuchten und es wieder mit Erde zu füllen, doch schließlich war bald nichts mehr zu sehen, als ein großer Hügel mit frisch umgegrabener Erde, auf den Tian ein paar Steine legte.

Seufzend starrte er gen Himmel und kam nicht umhin zu bemerken, wie schnell die Zeit vergangen war, denn nun verfärbte langsam die unter gehende Sonne den Horizont und hinterließ orange leuchtende Wolken. Die Farbe brachte ihm ein Déjá-vu Erlebnis ein und er schüttelt verwirrt den Kopf.

Er hatte jetzt keine Zeit über Träume nach zu grübeln, so ging er zum Baaran-Ochsen und lehnte sich mit geschlossenen Augen erschöpft an den warmen, massigen Körper Morn's, während sich Luka in einer großen Pfütze die dunkle Erde von den Pfoten wusch.

„Was wirst du nun tun?“, fragte Tian Luka, der unbeholfen seine strubbeligen Haare ordnete.

„Schließlich bist du nun frei, du kannst hingehen wohin du willst.“

Luka legte den Kopf schief und schien als dachte er zum ersten mal wirklich darüber nach.

„Ich weiß nicht...zurück kann ich nicht und hier bleiben ist wohl auch nicht gerade sinnvoll. Was wirst du tun?“

Entschlossen blickte Tian zu den Trümmern des Dorfes Teirr, wo vereinzelt immer noch Rauch aufstieg.

„Ich gehe zum König!“

Luka fauchte erschrocken und seine blonden Haare sträubten sich wie das Fell einer Katze. „Welcher Floh hat dich denn wieder gebissen! Zum König, pah!“

Verzweiflung machte sich in Tians Gesicht bemerkbar.

„Irgendwer hat das hier getan, schau dich doch um! Das hat keine natürliche Ursache, die vielen aufgetürmten Toten, irgendwer war hier und hat dieses Dorf niedergebrannt, ich weiß nicht warum oder wer es war, aber ich kann nicht einfach herum sitzen und nichts tun! Die Stürme und überfallenen Dörfer, ich spüre das da irgendetwas Größeres hinter steckt und wenn jemand etwas unternehmen kann, doch wohl nur der König?

Ich glaube er weiß schon lange nicht mehr was in diesem Land vor sich geht, seine Soldaten machen was sie wollen, selbst ich habe bemerkt das etwas nicht stimmt.“

„Eben! Jeder merkt, das etwas nicht stimmt, nur in der Hauptstadt kümmert es keinen. Glaubst du wirklich, du kannst diese arroganten Adligen zu irgendetwas bringen?

Geh lieber in ein anderes Dorf, das sicher ist und genieß dein Leben, solang du es noch kannstt“ Der Katzenjunge fauchte wieder und blickte Tian eindringlich an.

Ein Insekt brummte lautstark vor sich hin, als es an ihnen vorbei flog und im hohen Gras verschwand.

Die gelben Augen von Luka verfolgten den Käfer begierig und seine Reaktion ließ ihn wieder mehr wie einen jungen Kater erscheinen, doch er schien dem Drang zu widerstehen das Insekt zu fangen und wandte seine Aufmerksamkeit abermals dem Gespräch zu.

Lukas Worte konnten Tians Entschluss nicht ändern, aber trotzdem kam er nicht umhin Luka Recht zu geben.

Die Adligen kümmerten die Probleme der Bauern nicht wirklich, zumal die zerstörten Dörfer weit entfernt zur Hauptstadt waren.

Das brachte ihn auf den Gedanken, dass es vielleicht wirklich niemand wusste? Oder sie hielten die Gerüchte einfach für Humbug.

„Ich muss nach Temeran, Luka.“

Zudem Bri in Temeran ist, Hirs einzige Verwandte, außer seinem Bruder. Außerdem erhoffte er sich mehr von der Heilerin, als er zugeben wollte. Es war allgemein bekannt, das Heiler weise waren und Tian konnte nicht umhin seine körperliche Veränderung weiter unbeachtet zu lassen. Diese Idee war sehr gewagt und ob Bri ihm überhaupt weiter helfen konnte, war vielleicht so wahrscheinlich wie das ein Pferd das Fliegen lernte.

„Ahh! Menschen! Du bist so Dickköpfig wie eine Horde Esel! Mach doch was du willst, aber sage nicht ich hätte dich nicht gewarnt, wenn wir am Ende in irgendeinem dunklen Kerker sitzen, weil wir für Ketzer gehalten werden, die den König stürzen wollen!“

„Wir?“, meinte Tian ehrlich überrascht.

„Natürlich wir! Ich kann dich ja wohl kaum alleine losziehen lassen, wo du doch kaum je zwei Schritte aus deinem kleinen Menschendorf hinaus getan hast“,

er kicherte leise.

Beleidigt schnaubte Tian, konnte aber nicht wirklich böse auf seinen ungewöhnlichen Freund sein und so lächelte er in sich hinein.

Er musste zugeben, auf eine gewisse Art mochte er Luka, wie ungewöhnlich er Tian auch erscheinen mag.
 

Sämtliche Karren im Dorf waren niedergebrannt oder zumindest stark genug beschädigt, dass alleine der Versuch Morn - Tian hatte beschlossen dem schwarzen Riesen einen Namen zu geben - anzuspannen schief gehen würde. Frustriert lief er vor Luka hin und her, der auf einer bröckeligen Stufe vor einem halb zerstörtem Haus saß und Kreise in den Staub zeichnete.

Schließlich hatte Tian einen Einfall und durchsuchte den Schuppen von Karlos ehemaligem Bauernhof und fand zu seiner Freude einen großen eingestaubten Sattel, dessen Leder schon bessere Tage gesehen hatte und einige Risse aufwies, aber fürs erste sollte er reichen.

Der Grund für den Sattel lieferte einfach die Notwendigkeit, dass die beiden Jungen schlecht zu Fuß bis nach Temeran reisen konnten. Zu seiner Zufriedenheit stellte Tian fest, dass der alte Sattel zwar nicht ganz optimal saß, aber er passte zumindest und das war mehr als Tian erwarten konnte.

Noch einen Ritt ohne Sattel über längere Zeit auf einem Ochsen würde er nicht ertragen wollen.

Er band die wenigen Säcke am Sattel fest, die der Ochse immer noch bei sich trug, seit sie mit ihm vor den Räubern geflüchtet waren und fügte etwas Proviant hinzu, Reis und getrocknetes Fleisch, dass Tian in einem der Häuser fand. Ihm war nicht wohl dabei Tote zu bestehlen, allerdings brauchten sie die Nahrungsmittel nicht mehr und Tian hatte langsam das Gefühl er würde bald komplett abmagern, wenn er nicht bald vernünftig aß.

In den Säcken waren noch andere Dinge, doch Tian kam noch nicht dazu sie komplett zu durchsuchen, nahm es sich aber vor, sobald sie endlich fort waren.
 

Sie waren übereingekommen lieber nicht in den Trümmern von Teirr zu übernachten und so gingen Luka und Tian, der Morn neben sich führte, an den Resten der letzten Häuser vorbei zum nördlichen Ausgang des Dorfes.

Tian erkannte jedes Gebäude an dem sie vorüber kamen wider, egal in welchem katastrophalen Zustand es sich auch befand. Sein ganzes Leben hatte er hier verbracht und nun betrachtete er mit tiefen Bedauern, die letzten Reste der alten schmiede, das Aushängeschild der Schänke auf dem man immer noch die Aufschrift „Zum brennendem Ochsen“ lesen konnte und ein Beet mit Stiefmütterchen, in dem ein großer Ast lag und die zarten Blumen zerdrückte. Ein scharfer Wind wirbelte ein wenig Staub auf. Die starke Mittagssonne hatte den durch den Regen aufgeweichten Boden schnell wieder trocknen lassen, trotzdem war die Hitze nicht einmal halb so schlimm, wie in den Wochen vor dem Sturm.

Bald ließen sie nun endgültig das Dorf hinter sich und Tian blieb kurz stehen um einen letzten Blick über seine Heimat zu werfen.

Er hatte das seltsam beklemmende Gefühl, als sähe er Teirr das letzte mal.

„Komm, wir müssen weiter, bevor die Nacht uns verschlingt“

Lukas gelbe Augen leuchteten im Dämmerlicht. Ein Ruck ging durch Tians Körper und mit ausladenden Schritten gingen sie weiter den schmalen Pfad entlang, vor sich eine fast unbekannte Welt und Tian war begierig darauf sie zu erkunden.

Ivans Schatz

'Es' kam in der Nacht, als alles schlief und selbst die letzten Lichter nur noch schwach glühten.

In einer Wolke aus schwarzem Rauch und dem Geräusch von Donnerschlägen, stürzte 'Es' hinab.

Feuer, so heiß wie die Sonne selbst verbrannte alles in seiner Umgebung, auch ihn selbst.

Mit einem leisen Stöhnen erwachte Rem aus seinem Traum, als die kühle Luft schmerzhaft über seine Haut strich.

Er fühlte sich seltsam und als er leicht die Augen aufschlug schien die Welt an ihm vorbei zu laufen.

Langsam konnte er das Gefühl zuordnen, doch die Erkenntnis, das er getragen wurde verschwamm sofort wieder in einem dunklen Nebel der in seinem Kopf vorherrschte.

Schmerzen plagten ihn und raubten seinem Verstand die letzten klaren Funken und spülten jeden Ansatz zum Denken augenblicklich fort.

Auf Wangen und Oberkörper spürte er ein schweres Pochen und wieder durchzuckte eine Erinnerung an Feuer Rems Bewusstsein.

Sterne blitzen vor seinen Augen unangenehm auf und kraftlos trieb er zurück in die Dunkelheit, die ihm die Schmerzen fürs erste nahm.
 

„Ihr habt den Falschen, ihr hirnverbrannten Dummköpfe!“

Rem konnte nicht sehen wer da sprach, aber die Stimme war dunkel und rau.

Und wem auch immer sie galt, diejenigen gaben nur ein unterwürfiges Wimmern von sich.

„Ich habe euch einen einfachen Auftrag erteilt, habe euch sogar 'Ihn' mitgegeben“, scheinbar deutete er auf etwas, das Rem nicht sehen konnte, doch er spürte Hitze auf Stirn und Wangen und hörte das klirren von sehr schweren Ketten, „und ihr bringt mir...DAS!“

Der Mann spuckte angewidert auf den Boden vor Rem und lief weiter vor ihm auf und ab.

„Verzeiht uns Herr, aber wir konnten den Auftrag nicht erfüllen, sie war nicht dort, obwohl ihr es sagtet. Aber dieser Junge scheint Kontakt mir ihr gehabt zu haben, deshalb brachten wir ihn her. Verzeiht, wir wollten Euch gewiss nicht verärgern.“

Andächtig besah sich der unbekannte Mann den Jungen der von jemandem aufrecht gehalten wurde und hob mit einer knochigen Hand sein Gesicht an. Wären Rems Augen nicht verbunden gewesen, so hätten sie sich wahrscheinlich in die Augen geblickt.

„Ich denke...ich kann ihn trotzdem gebrauchen.“

Er konnte fast körperlich spüren wie der Unbekannte dunkel und leise lachte.

„Ich bin gespannt wie stark du bist, Kleiner.“
 

Sie brachten ihn fort und keiner machte sich die Mühe ihm die Augenbinde abzunehmen oder gar seine Wunden zu versorgen. Der Überfall in Teirr hatte Rem mehrere großflächige Brandwunden eingebracht und er versuchte verzweifelt sich von den Schmerzen abzulenken.

Wo auch immer er sich nun befand, war es dunkel und kalt. Er saß auf kaltem, harten Boden, wahrscheinlich Stein und hörte nichts um sich herum.

Mehrere Stunden oder auch Tage, denn er konnte die Zeit ohne den Wechsel von Mond und Sonne nur schwer bestimmen, ließen sie ihn in seinem Elend liegen, doch das sollte nicht so bleiben.

Sie begannen ihn in regelmäßigen Abständen zu holen und jedes mal fügten sie ihm Schmerzen zu, stellten ihm Fragen und fügten ihm abermals schmerzen zu, wenn er nicht bereit war zu Antworten oder zu Schimpfen anfing.

Einmal gelang es ihm seinem Peiniger, dessen Gesicht er immer noch nicht sah, ins Gesicht zu spucken doch das kam ihm teuer zu stehen. Sie gaben ihm seltsame Medikamente die ihn nicht mehr klar denken ließen und immer wieder driftete er in Träume ab, die realer schienen als die grausamere Wirklichkeit.
 

Mehrere Männer zerrten ihn mit unnötiger Gewalt durch lange Flure und sein Stöhnen hallte an den Wänden wider. Blut lief ihm am Körper herab und seine Gedanken waren abermals vernebelt. Manchmal glaubte er sich zurück in Teirr zu befinden und er war glücklich, wenn er Tian lächelnd glaubte.

Einige male sah er sich wild tanzend mit einem Mädchen das er kannte an einem Lagerfeuer bei dem Jährlichen Frühlingsfest von Teirr.

Jedes mal rannen ihm heiße Tränen die Wange hinab, wenn er aus seinen Träumen erwachte, da die Wunden der Misshandlung ihn nicht mehr schlafen ließen.
 

Feuer wallte in seinem Inneren und seine eigenen Schreie hallten scharf wie eine Klinge durch seinen Kopf.

Er hatte gedacht körperlichen Schmerz könnte er widerstehen, aber das hier übertraf jegliche Vorstellungen die er hatte. Seine Gedanken, sein Geist wurden auseinandergerissen, verzerrt und wieder zusammengenäht mit einer Nadel aus glühendem Feuer. Wieder und wieder und wieder. In einem unheimlichen Takt, den Rem erst nach einiger Zeit bemerkte und auf den er sich konzentrierte. Er brauchte etwas an dem er sich festhalten konnte, irgendwas. Und so schrie er weiter, bis ihm selbst dazu die Kraft verging.

„Ergib dich mir. Du bist mein“

Die Stimme flüsterte ihm zu, löschte das Feuer in seinem kopf, versprach ihm Erleichterung und er müsste nichts weiter tun als....als...

Seine Gedanken wurden wieder zerrissen und neugeformt. Der Schmerz war fast schlimmer, als die stechenden Fesseln und das brennende Gift unter seiner Haut.

„Nein...“ Träge kippte sein Kopf zur Seite und die Zeit schien still zu stehen. Die salzigen Tränen schmerzten auf der geschundenen Haut, bevor diese den staubigen Boden trafen.
 


 


 

Einige Tage lang wanderten Tian und der Katzenjunge schon Richtung Norden. Das Waldstück in dem sie damals überfallen worden waren, umgingen sie zur Sicherheit, auch wenn sie damit fast einen ganzen Tag verschenkten. Nachts schlugen die Beiden ihr Lager im Schutz der Bäume auf und am Tage verbrachten sie die meiste Zeit auf dem Rücken von Morn, der sie mit seiner unerschütterlichen Ausdauer erneut überraschte. Doch obwohl sie viel schneller vorankamen, wenn sie auf Morn ritten, so schmerzten ihre Glieder jedes mal nach einigen Stunden so stark, dass sie es oft vorzogen zu Fuß zu gehen, während der Ochse hinter ihnen her trabte.

Sich zu orientieren fand Tian schwierig, denn der Weg war weit und das Land riesig im Vergleich zu den Feldern seiner Heimat, die man ohne Probleme überblicken konnte.

Diese weiten Wiesen waren kein Vergleich dazu und Tian hatte das Gefühl einige hatten gar kein Ende. Durch festgetretene Pfade war der Weg am Anfang noch leicht zu finden, doch nach und nach wurde es schwieriger, doch zum Glück fand Tian beim durchsuchen der Taschen eine alte, zerlumpte Karte, die ihnen wesentlich weiter half.

Leider hatten weder er noch Luka viel Erfahrung im Kartenlesen, zumal Luka überhaupt nicht lesen konnte und Tian war froh, dass seine Mutter ihm damals oft beim Erzählen der vielen Geschichten auch selbst gezeichntete Karten der Orte zeigte, wo dies passiert sein soll.

Bald nahm das Grün zu und gaben einen starken Kontrast ab zu dem roten Farn der wilden Wiesen des Flachlands.

Die ersten größeren Bäume kreuzten ihren Weg und nach nur wenigen Tagen sahen sie den Rand eines unvorstellbar riesigen Waldes, der sich über Kilometer zu erstrecken schien.

An kleinen Bachläufen füllten sie Unterwegs ihren Trinkschlauch auf, während sie ihre Nahrung größtenteils aus der Natur bezogen, denn die Vorräte, die Tian eingepackt hatte, hielten nicht sehr lange vor.

Luka erwies sich praktischer Weise als ein wirklich geschickter Jäger, auch wenn seine Beute meist nur kleine flugunfähige Vögel waren, die zwischen den Gräsern lebten.Doch einmal gelang es ihm sogar ein junges Kaninchen zu fangen und das erfüllte ihn mit großem Stolz, den Tian ihm auch nicht an neidete. Er war noch nie der große Jäger und es kümmerte ihn nicht, doch nun da seine Gehör so scharf war wie nie zuvor, konnte er nicht umhin zu bemerken wie viele Tiere sich unbemerkt um sie herum bewegten ohne entdeckt zu werden.

Seit dem Vorfall mit den Räubern hatten sich Tians Veränderungen nicht mehr gezeigt. Nur hin und wieder ein Jucken und Ziepen in der Nacht und ein unangenehmes Kribbeln im Nacken. Doch im großen und ganzen nichts, was ihn ungemein erleichterte, trotzdem konnte er dieses Thema niemals ganz aus seinen Gedanken verbannen.

In der ersten Nacht nach Teirr, sie hatten sich für die Nacht hinter einigen kargen Büschen ein Lager bereitet und das Trockenfleisch verzerrt, sprach Luka ihn das erste mal seit Teirr offen darauf an.

„Was bist du?“, fragte er unvermittelt, während Tian stumm dagesessen hatten und in die tanzenden Flammen eines kleinen Feuers blickten. Das Holz knackte leise, als das Feuer es fraß.

„Ein Mensch, zumindest dachte ich das bisher“

Luka sah ihn verwirrend an. Tian hatte seine Arme schützend um die Knie geschlungen und hob nun seine rechte Hand vor die Augen, wie um zu prüfen, dass sie noch so aussah, wie sie aussehen sollte.

„Hast du schon mal davon gehört, das sich ein Mensch verwandelt? Ich meine, kein Tierwesen, sondern ein normaler Mensch?“

Der Katzenjunge schüttelte bedächtig den Kopf.

„Nein, noch nie. Zumindest nicht so.

Die Gaukler haben mir einmal von Elfen erzählt, die so etwas konnten, aber das waren nur Legenden. Allerdings habe ich Tierwesen getroffen denen plötzlich ein Schwanz wuchs, aber das war nicht so....wie bei dir.“

„Vor ein paar Wochen fing es an, du hast es gesehen, als uns die Wölfe angriffen.“

Ein Schaudern schien Luka zu schütteln.

„Deine Haut war schwarz wie die Nacht“, flüsterte er. „Und deine Augen so Rot wie Blut.“

„Das ist nicht alles! Ich kann viel besser sehen und hören, als früher und stärker bin ich auch.“

„Wieso jagst du dann nicht?“, meinte Luka verschmitzt.

Zähne Knirschend gestand Tian ihm seine bisherigen Misserfolge beim Angeln und Jagen und Luka`s leises Gekicher verbesserte seine Laune nicht gerade.

„Ich bringe es dir bei! Wenn du so gute Ohren hast wie du sagst, dann sollte es zu schaffen sein“

Tian sah zu den Sternen auf und betrachtete den halbrunden Mond.

„Was soll ich machen, wenn es wieder anfängt? Was wenn ich noch jemanden verletze?“

„Ich denke, du machst dir zu viele Gedanken. Wenn es passiert dann passiert es eben und du kannst eh nichts daran ändern. Vielleicht findest du in Tameran die Antwort, aber bis dahin lass uns lieber schlafen.“ Bei den letzten Worten gähnte Luka herzhaft und seine scharfen Zähne blitzen im Mondlicht hell auf.
 

Allzu bald erstreckte sich der Wald den sie bisher nur aus der Ferne gesehen hatten vor ihnen und Tian erkannte ihn von der Karte wieder. Wenn es stimmte, dann zog er sich Richtung Süden weiter. Er und der Fluss Quester trennten sie von der Baaran Ebene. Um nach Tameran zu gelangen mussten sie am Wald, der auf der Karte als Karadar betitelt war, vorbei und dem Fluss Quester folgen.

Wie versprochen brachte Luka ihm einige Tricks für die Jagd bei und Tian hörte ihm gerne bei den schon manchmal kindisch erscheinenden Lektionen zu.

Im Gegenzug erzählte er dem Felis von seinem Leben in Teirr. Doch als Tian erwähnte wie Rem und er sich kennen lernten, wurde ihm schwer ums Herz.

Er konnte in Teirr nicht alle Leichen untersuchen, doch Tian hatte an einigen ihrer Lieblingsplätze geschaut und er war noch einmal bei den Trümmern von Hirs Haus, doch von seinem alten Freund fehlte jede Spur. Er hoffte inständig das Rem fliehen konnte und das sie sich eines Tages wieder begegnen mögen.
 

Am Waldrand hatte er eine gute Stelle gefunden wo sie rasten konnten und Tian band Morn an einer stabil aussehenden Weide fest, während Luka Feuerholz sammeln ging.

Die herunterhängenden Zweige des Baumes verbargen sie etwas, auch wenn Niemand in der Nähe zu sein schien der sie hätte finden können, doch die vergangenen Ereignisse machten Tian misstrauischer denn je. Kleine apfelgrüne Vögel hatten sich in dem alten Baum ein sicheres Zuhause gesucht und belebten die Umgebung. Tief atmete er die frische, kühle Abendluft ein und genoss den Moment der Ruhe, die ihn plötzlich überfiel.

Einer Eingebung folgend band Tian Ivans Gepäck los das Morn noch immer trug und setzte sich mit eingeschlagenen Beinen auf den Waldboden. In den meisten Beuteln waren nur unbedeutende Gegenstände, wie Besteck oder Kleidung. Und viele hatte er auch schon vor ein paar Tagen durchsucht und nichts wirklich brauchbaren gefunden.

Bedächtig knotete er einen dunklen Leinensack auf, den Tian noch nicht durchsucht hatte und kippte seinen Inhalt auf dem Boden aus. Ein in Stoff gewickelter Gegenstand lag nun vor ihm und mit schnellen Fingern entfernte er den purpurnen Stoff. Er fühlte kalten Stahl.

Nein, kein Stahl, überlegte Tian still.

Es war ein langer Dolch, oder zumindest ein sehr kurzes Schwert mit einer seltsamen, zweischneidigen Klinge. Sie schimmerte weiß und wenn er sie bewegte auch bunt und sie schien eine Tiefe zu besitzen, die in vollkommenem Gegensatz zu der schmalen, flachen Form bestand. Der Griff war aus demselben Material gemacht, allerdings grün gefärbt und ohne die Tiefe der Schneide zu besitzen die Tian so faszinierte. Um den filigranen Griff waren zudem geflochtene weiße Bänder geschlungen in denen ein Muster aus Adern sich abzeichnete.

In seinem ganzen Leben hatte er noch nie so einen Dolch gesehen, doch es war nicht nur das Äußere, was Tian so vollkommen aus dem Konzept brachte.

Aus den Tiefen der Kristallähnlichen Klinge ging ein Flüstern aus und das durchlief ihn bis auf die Knochen. Er erzitterte bei dem Gefühl, denn es kam ihm seltsam bekannt vor.

Das Wispern umschlang sanft seine Gedanken und er hatte das Gefühl sich darin zu verlieren, denn die Stimme war angenehm warm. Doch er konnte sie nicht verstehen, obwohl er sich so stark wie es ihm möglich war darauf konzentrierte, blieb es nur ein inneres Wispern das der glitzernden Klinge innewohnte.

Ein Knacken im Unterholz ließ Tian zusammenfahren, doch er atmete erleichtert auf, als Luka bepackt mit Feuerholz hinter ihm stand. Seine gelben Augen huschten zum Dolch und er schien überrascht.

„Wo hast du den denn her? Ich dachte der wäre mit Ivan im Fluss versunken oder die Diebe hätten ihn gestohlen.“

„Er war in Ivans Gepäck bei Morn. Was weißt du darüber?

Luka hockte sich neben ihn und bereitete das Feuer vor.

„Wegen diesem teuflischem Dolch kamen wir überhaupt nach Teirr. Ich habe fast jedes Haus danach absuchen müssen eh ich ihn fand.“

„Was? Ich kann mir nicht vorstellen das jemand aus Teirr so etwas besitzen könnte. Bist du dir wirklich sicher? Vielleicht verwechselst du was.“

Grummelnd sah Luka ihn an.

„Natürlich bin ich mir sicher! So einen Dolch gibt es kein zweites mal. Ich weiß nicht warum oder wie Jemand da ran kam. Das einzige was ich weiß ist, das ich jedes mal verprügelt wurde, wenn ich ohne dieses Ding zu Ivan kam. Es hat viele Nächte gedauert ehe ich ihn fand. Eigentlich wollten wir danach sofort weiter nach Tameran, aber das Scheusal musste sich in der Nacht vor dem Sturm betrinken und so mussten wir länger bleiben.“

Nachdenklich verpackte Tian die seltsame Klinge wieder in das purpurne Tuch und ließ es zurück in den Beutel gleiten, den er aber nicht wieder an Morn band wie die anderen, sondern bei sich behielt.

„Woher wusstet ihr von dem Dolch. Vor allem, woher wusstet ihr wo ihr ihn findet? Ich wette meine rechte Hand darauf, das er äußerst Wertvoll ist.“ Zumindest wertvoller als alles was er je zu Gesicht bekam.

„Ivan schickte mich danach aus, bevor ich ihn fand, wusste ich auch nicht genau was ich eigentlich suchen sollte. Wir kamen nicht durch viele andere Dörfer in Astorah, also nehme ich an er wusste es schon als er mich aufkaufte. Ich kann dir das wirklich nicht sagen. Es ist ja nicht so als wären wir dicke Freunde gewesen“, meinte er düster. „Ich bin froh das er endlich den Löffel abgegeben hat und ich hoffe er hat gelitten.“ Lukas Worte waren trotzig und hart, aber er verstand ihn auf irgendeine Weise.
 

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Hallo an alle meine Leser!

Diesmal geht es wieder etwas turbulenter zu, aber ich verspreche euch, dass bald das nächste Kapitel folgen wird

ich arbeite zur Zeit fleißig daran und versuche dieses mal es etwas länger zu gestalten, da mir meine Kapis einfach zu kurz vorkommen, was meint ihr?
 

liebe Grüße

Drachenseele

Es war mitten in der Nacht als Tian die Augen aufschlug. Die Nacht war klar und ruhig, dennoch drangen viele kleine Herzen an sein Ohr deren Besitzer tief und fest in der Baumkrone schlummerten. Ein unangenehmes, dennoch bekanntes kribbeln durchlief seinen Körper. Zuerst die Arme, dann die Beine und seinen Rücken hinauf bis zur Schulter.

Verzweifelt schloss er die Augen und verzog angestrengt das Gesicht, als er die dunklen Schuppen auf seinen Armen sah.

Die zu Anfang schwarze Farbe schien nun immer weiter ins Dunkelrote zu wandern und mit Unmut betrachtete er seine zu Klauen gewordenen Hände. Trotz der herrschenden Dunkelheit bemerkte er jede Einzelheit um sich herum, auch die kriechenden Insekten die sich am Waldboden tummelten, doch seine Konzentration galt ganz seinem Körper, während er voller Furcht im Herzen an sich prüfend entlang blickte.

Selbst seine Füße begannen nun sich zu verändern und er zog hastig seine Lederschuhe aus, weil er Angst hatte sie zu beschädigen, wenn ihm auch dort Krallen wuchsen.

„Verdammt“, flüsterte er leise. Er wollte Luka nicht wecken, der Zusammengerollt neben dem ausgebranntem Lagerfeuer lag und friedlich in einer Decke eingewickelt schlief.

Ein unangenehmes Knurren durchstach die Stille und er umschlang seinen Bauch mit den geschuppten Armen.

„Verdammt“, hauchte er.

Ihm war regelrecht schlecht vor Hunger und sein Magen knurrte abermals.

Dabei hatte er vor kurzen erst etwas zu sich genommen, wenn es auch etwas karg war.

Die Veränderung machte seinem Körper stark zu schaffen und nahm ihm scheinbar mehr Energie ab, als Tian vorzuweisen hatte.

Leise erhob er sich und ging ein Stück weit in den Wald hinein um sich zu Entspannen und in der Hoffnung ein paar Beeren finden zu können, als er etwas rascheln hörte. Aufmerksam blieb er stehen und richtete nun seine volle Konzentration auf die unmittelbare Umgebung.

Wieder ein Rascheln und plötzlich stob ein kleiner Schatten wenige Meter entfernt aus einem Gebüsch heraus und verschwand in der Schwärze der Nacht, doch Tian konnte das Tier immer noch hören, welches sich mit schnell wummerndem Herzschlag stetig entfernte.

Wie von selbst bewegte sich sein Körper, der Hunger hatte ihn gepackt und so nahm Tian die Verfolgung auf.

Mit einer Eleganz, die ihn gleichzeitig erschreckte und erstaunte glitt er durch den Wald wie ein junger Gott, wich Bäumen und Ästen geschickt aus, sprang über umgestürzte Stämme wie eine Bergziege und trotz allem waren seine Schritte leise und gut platziert. Kein Zweig brach, kein Blatt knirschte unter seinen geschuppten Klauen und er tat dies alles mit einer Selbstverständlichkeit, die ihm kaum bewusst war.

Das Tier stellte sich als einen Hasen heraus und Tian war nur wenige Schritte hinter ihm, als mit lautem Getöse ein aufgeschrecktes Reh dicht neben ihm durchs Unterholz brach. Tian, der etwas besseres witterte, drehte im Lauf um und stürzte dem Jungen Bock hinterher. Der Geruch von Angst schlug wie eine Faust in seine Sinne ein und ließ ihn fast vor unerfüllten Sehnsüchten straucheln.

Auf einer kleinen Anhöhe sprang er mit voller Kraft das Tier an.

Donnernd krachten sie ineinander und die Wucht ließ beide über den Boden schlittern.

Das Reh brüllte, trat um sich, doch Tian thronte auf ihm, nagelte den sich wehrenden, muskelbepackten Körper unter sich fest und hatte sich bereits knurrend in dessen Kehle verbissen.

Mit einem kräftigem Griff seiner Klauen, brach er dem Reh sein Genick. Das Geräusch der brechenden Halswirbel hinterließ eine Gänsehaut in Tians Nacken, während heißes, salziges Blut in Strömen über sein Kinn floss. Sein Herz pochte wie wild in seinen empfindlichen Ohren und das struppige Fell strich ihm über die Wange.

Keuchend glitten seine spitzen Zähne aus der Kehle des Tieres, als er sich vom Körper löste. Heißes Blut tropfte ihm von den Fängen und mit gierigem Blick, begann er zu fressen.
 

Der Mond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche eines kleinen Baches in vielen verschiedenen Farben.Seine bleiche Gestalt wurde halb verdeckt von einem schmalen Gesicht, das bedrohlich wirkte durch das viele Blut auf Kinn und Wangen. Rote Augen glühten wie heiße Kohlen, während lange,schwarze Wimpern sie umrahmten.

Der Mund und die Nase waren seltsam verzerrt, als wollten sie eine Schnauze formen und hätten es sich auf halber Strecke anders überlegt. Schwarzes Haar viel zerfranst über die Stirn und Zähne blitzten weiß und gefährlich auf, als sich die weichen Lippen teilten.

Wütend schlug Tian mit der Faust ins Wasser und sein Spiegelbild zersprang.

Ein kleines dunkelgrünes Blatt segelte sanft von einem Baum herab und landete auf dem sich nur langsam beruhigendem Wasser.

Ein leises schluchzen entrang sich seiner Kehle. Tians Hände waren vergraben in den schwarzen Haaren, während er auf dem Boden Kniete, wobei sich seine zu Klauen geformten Füße in die weiche Erde gruben um Halt zu finden.

Tian war entsetzt über sich selbst, über das was er getan hatte und vor allem hatte er Angst davor was aus ihm wurde. Sein Körper hatte sich verändert, schmerzhaft, auch wenn er sich versuchte dagegen zu wehren. Viele seiner Muskeln erschienen nun viel ausgeprägter als früher und seine Gestalt schien zu wachsen, sich auszudehnen. Das Hemd hatte er inzwischen ausgezogen, da es voller Blut und Dreck war, dass sich in die Fasern gesogen hatte.

Langsam Atmete er ein und seine Rippen stachen hervor, trotz der Schuppen die am Bauch am weichsten und hellsten waren.

Immer noch gab es viele Stellen an dem seine blasse Haut durchschimmerte. Seufzend streckte er sich auf dem Waldboden aus um sich zu beruhigen, doch ein stechender Schmerz durchzuckte plötzlich seine Beine und Tian sah entsetzt zu, wie die Knochen im Fuß und Gelenk sich verschoben und veränderten. Um einen Aufschrei zu unterdrücken presste er sich die linke Hand an den Mund.

„Es soll aufhören...ah.“ Nur leise keuchend kamen diese Worte über seine Lippen.

Trotz der feuchtkalten Luft ging eine glühende Hitze von ihm aus und Schweiß vermischte sich mit heißen Tränen.

Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein bis leise Schritte aus der Dunkelheit drangen und das Geräusch von zur Seite geschobenen Ästen und Blättern schlich durchs Unterholz. Und schließlich hörte Tian Lukas erschrecktes Keuschen.

„Tian!“, flüsterte sein Freund panisch. „Tian, was ist passiert?“

Hastige, tappende Schritte und er spürte wie Luka sich über ihn beugte.

„Meine Haut...sie brennt so furchtbar...“ Tian stöhnte und sein Atem schien ebenfalls heiß genug um als Dampfwolke seine Sicht zu trüben.

Augenblicklich spürte er Hände die ihn sacht berührten und plötzlich weggezogen wurden, als hätte er sich verbrannt.

„Verdammt! Warte hier, halt durch! Ich bin gleich wieder da.“, er klang schrecklich Nervös.
 

Es zischte und dann stieg Wasserdampf auf, kräuselte sich in schönen Mustern dem Sternenhimmel entgegen um schließlich zu verfliegen. Luka goss abermals Wasser aus einem Topf, den er geholt und mit dem Bachwasser aufgefüllt hatte, auf seinen heißen Rücken. Laute der Erleichterung, mehr brachte Tian nicht heraus. Das kühle Wasser fühlte sich angenehm und frisch an, wie es über die Schuppen lief und er sah beinahe gelassen zu, wie es immer wieder leise, zischend verdampfte. Die dunkelroten Schuppen glänzten nass wie poliertes Porzellan.

„Das wird wieder.“ Selbst dem Katzenjungen stand die Panik ins Gesicht geschrieben.

„Danke für deine...Hilfe“ Leise, gehauchte Worte.

Luka redete ihm die ganze Zeit weiter gut zu, auch wenn er nur selten oder gar nicht antwortete.

Und so benommen Tian auch war, er bekam die Unsicherheit seines Freundes mit, konnte aber nicht sagen ob es einfach an der ungewohnten Situation lag oder er schlicht und einfach ein wenig Angst vor Tian hatte.

Etwas in Tian hatte sich verändert, nicht nur äußerlich. Schon bei den ersten Anzeichen seiner Verwandlung, die nur wenige Wochen zurück lagen, hatte er es gespürt. Wie ein Verschluss der sich tief in ihm langsam öffnete, drangen neue, bisher verborgene...Dinge hervor. Tierisch und wild fühlte es sich an und es übermannte ihn, hüllte ihn ein und begann Teil seiner Persönlichkeit zu werden. Nie gefühlte Bedürfnisse hatte er gespürt, als das Reh vor ihm davon gerannt war. Er wollte es jagen, hatte gar nicht darüber nachgedacht was er tat. Aber er hatte es getan und es war nicht das erste Mal. Unwillkürlich dachte er an den Mann, der Räuber dem er damals im Wald bei der Brücke die Kehle aufgerissen hatte und ihm wurde schlecht. Nun hatte Tian bereits zwei Mal getötet, und eines seiner Opfer war ein Mensch. Etwas in ihm hatte sich bisher gesperrt darüber nachzudenken, doch nun schien alles wie eine unsichere Mauer zusammen zu fallen. Er hatte getötet, er!

Ihm schauderte. Warum passiert das alles nur? Er zählte doch gerade mal fünfzehn Jahre und sollte sich eigentlich nur sorgen darüber machen bald der Armee dienen zu müssen.

Hir ist tot, seine Mutter ist tot , wer sein Vater ist weiß Tian nicht einmal und sein bester Freund, Rem ist sehr wahrscheinlich ebenfalls tot. Und er selbst verwandelt sich in ein Monster das tötete.

Er musste irgendwann eingeschlafen sein, denn als Tian das nächste Mal die Augen aufschlug dämmerte es bereits und die Morgenröte überzog den Himmel mit einem wunderschönem Farbenspiel in den Wolken. Tau glänzte an den Halmen kleiner Blumen, die ihre Blüten noch geschlossen hielten und deren Blätter halb zusammengerollt waren.

Er fror ein wenig, denn nur die dünne Decke, die Luka ihm übergeworfen hatte bedeckte seinen nun abgekühlten Leib und die warmen Strahlen der Morgensonne drangen nicht bis zu ihm vor, da die Bäume sie abhielten.

Langsam setzte Tian sich auf. Die Decke rutschte dabei herunter und landete sanft auf den Boden. Etwas weiter weg im Gras lag der Topf in dem immer noch eine kleine Wasserpfütze glitzerte.

Prüfend besah er sich seinen Körper, doch er fand nicht abnormales mehr. Alle Veränderungen waren wieder einmal auf seltsame Weise verschwunden, als hätte es sie nie gegeben und hinterließen nur weitere unsichtbare Narben in seiner jungen Seele.

Sanft strich er mit einer Hand über den Rücken und spürte nur normale Haut und die Narben, wo er damals von dem Soldaten in Teirr ausgepeitscht wurde.

Luka saß nicht weit entfernt mit geschlossenen Augen an einen Baum gelehnt im Gras und atmete ruhig. Er sah schrecklich aus, befand Tian, denn sein Freund hatte tiefe Augenringen und er muss gefroren haben. Wahrscheinlich war der Junge fast die ganze Nacht wegen ihm auf gewesen ohne zu schlafen.

Sachte hob er Luka auf die Arme und konnte nicht umhin zu bemerken wie leicht und zierlich der Jüngere doch war.

Barfuß lief er mit dem noch immer schlafendem Luka im Arm zurück zum Lager. Morn hatte sich auf dem Boden unter der Weide ausgestreckt und döste friedlich. Schaute nur kurz zu ihnen herüber um dann wieder teilnahmslos an einem Grashalm zu kauen.

Er ließ den Katzenjungen weiter schlafen, während Tian sich daran machte ein Frühstück auf die Beine zu stellen.

Einige Stunden später saßen sie sich gegenüber und aßen schweigend eine kleine Mahlzeit, auch wenn Tian keinen Hunger hatte.

Luka hatte sich kaum gerührt und beobachtete ihn nur aus schmalen, grünen Augen. Die Sonne war inzwischen komplett aufgegangen, doch zum Leidwesen der beiden Jungen hingen am Horizont große, dunkle Regenwolken, die ebenso dunkle Schatten über die roten Wiesen warfen.

„Geht es dir wieder besser?“ Es waren die ersten Wort die Luka sprach, denn den ganzen Morgen hatten sie noch kein Wort miteinander gewechselt, doch er wusste sie konnten den Vorfall nicht für immer totschweigen.

„Ja“, Tian sah verlegen auf sein Frühstück das aus einer Suppe aus gekochten Früchten bestand. Rem hatte ihm das Kochen beigebracht, doch die Früchte die hier wuchsen waren andere, als die im angrenzendem Wald von Teirr. Trotzdem schmeckte die Suppe, wenn auch ein wenig bitterer als gewohnt.

„Ich danke dir. Wer weiß was sonst noch passiert wäre, wenn du nicht da gewesen wärst.“

Luka nickte nur, sah Tian aber nicht an.

Sie aßen wieder still weiter, bis er seine Schüssel sinken ließ.

„Hast du Angst vor mir?“

„Was?“ Luka klang ehrlich überrascht, doch Tian ließ sich nicht beirren.

„Hast du Angst vor mir? Sei bitte ehrlich!“

Sein Freund schwieg und sah verwirrt drein.

„Nein, warum fragst du? Ich dachte wir sind Freunde.“

„Ich bin ein Monster, du hast es doch selbst gesehen Luka!“, er konnte nicht umhin aufzustehen und lief nun angeregt auf und ab.

„Hinten im Wald liegt die Leiche eines Reh's! Ich habe es letzte Nacht getötet. Diese Schuppen...meine Zähne...meine Augen“, er brach kurz ab, blieb stehen um sich über die Arme zu streifen und schüttelte verzweifelt den Kopf, bevor er fortsetzte auf und ab zu gehen.

„Dieser Mann von damals im Wald, als uns die Räuber überfielen, erinnerst du dich? Ich habe ihm den Hals regelrecht zerfetzt.“

„Aber das war doch nicht deine Schuld!“, warf Luka ein.

„Das spielt doch keine Rolle! Ich habe es trotzdem getan. Ich bin ein Mörder. Eine Bestie. Ein...ein...“

„Ein Drache.“, unterbrach ihn Luka mit gehauchten Worten.

Tian stutzte überrascht und hielt an.

Die kurze Stille die darauf folgte wurde nur durch das morgendliche Trällern der kleinen Vögel unterbrochen, die zwischen den Zweigen der Weide huschten. Einige Blätter fielen herab, als der Wind sich aufbäumte.

„Was hast du gerade gesagt?“, flüsterte Tian mit geweiteten Augen.

„Mir ist der Gedanke heute Morgen gekommen und ich halte es für gar nicht so unwahrscheinlich nach letzter Nacht. Ich habe noch nie einen echten Drachen gesehen, aber Bilder habe ich schon gesehen und Geschichten gehört. Und in vielen wird berichtet, dass sie ihre Gestalt verändern können. Sie können aussehen wie Menschen. Verstehst du was ich...“, er verstummte.

Tian stand noch immer wie versteinert da, regte sich nicht und starrte vor sich hin, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders, doch er hatte Luka ganz genau zugehört

„Tian?“

Er blinzelte verwirrt und sah seinen Freund an.

„Denkst du das wirklich?“

Luka nickte beklommen.

„Es wäre möglich.“

„Dann...aber was wäre mit meiner Mutter? Dann wäre sie doch auch...?“

„Nimm das bitte nicht auf die falsche Schulter, aber vielleicht war sie gar nicht deine Mutter. Zumindest nicht deine richtige.“

Er setzte sich zitternd hin ohne den Blick von Luka zu nehmen.

Konnte das wirklich sein? Er, ein Drache und seine Mutter, nicht seine Mutter? Zum ersten mal in seinem Leben dachte er über diese Möglichkeit nach und er dachte als erstes an das goldene Haar seiner Mutter und die honigfarbenen Augen, während er sich durch sein schwarzes Haar strich. Ja es war möglich, aber er wollte es nicht glauben, konnte es nicht glauben.

Leise lachte er. Ein Drache also. Aber er musste sich Gewissheit verschaffen, er musste jemanden fragen, der sich damit auskannte und wenn es tatsächlich so sein sollte, was sollte er dann tun?
 

Die Luft war erfüllt von wilden Gedanken und niemand sprach ein Wort, als sie ihr Lager abbrachen und das Gepäck zusammen räumten. So gut wie möglich verwischten sie ihre Spuren, bevor sie los ritten. Morn hatte der Schlaf ungemein gut getan, so trug der Ochse sie Beide mit frischer Kraft voran immer am Ufer des Flusses entlang. Hinter ihnen kamen die dunklen Wolken im Laufe des Tages immer näher und gegen Nachmittag hatte das Unwetter sie schließlich eingeholt.

Trotz des leichten Nieselregens, hielten sie nicht an.
 

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ich habe einige neue Ideen für die nächsten Kapitel und ich bin gespannt ob es euch gefällt....

wenn ihr Anregungen, Lob, Ideen, Wünsche oder Kritik habt, dann könnt ihr mir gerne schreiben
 

wie immer sorry für eventuelle schreibfehler, die übersehen wurde ich bin immer noch auch der Suche nach einem Beta-leser >__<
 

Liebe Grüße

Rean

Rean
 

Zwei Tage später hielt der Regen immer noch an, bedeckte mit einem leichten Film ihre Kleider, egal wie gut sie versuchten sich davor zu schützen. Der Himmel war in dieser Zeit trüb und brachte eine unglückliche Stimmung mit, die sich sogar auf Morn auszuwirken schien.

Tians schlechte Laune allerdings, war eher eine Folge aus den endlosen Alpträumen die ihn nun quälten. Jede Nacht glaubte er sich immer wieder in einem dunklen Raum zu befinden, in dem ein hochgewachsener Mann mit ihm eindringlich sprach, manchmal auch schlug. Er erinnerte sich manchmal an den Schmerz auf seiner Wange, wenn er am nächste Morgen erwachte und oft erinnerte er sich auch an ein paar orange glühender Augen, doch der Rest war seltsam vernebelt.

Nie konnte er sich an den Inhalt der Gespräche erinnern oder an irgendwelche Gesichter. Das frustrierte ihn fürchterlich, vor allem da er das seltsame Gefühl hatte die Person mit den orangen Augen zu kennen. Nein, kennen wäre übertrieben, aber Tian fühlte sich auf eine gewisse Weise seltsam verbunden mit dem Menschen, der dort jede Nacht in seinen Träumen in dieser Zelle hockte.

Aber dies waren nicht die einzigen Träume, die ihn heimsuchten, denn immer wieder begann seine Vergangenheit ihn einzuholen sobald er die Augen schloss.

Hatte er je vorher je so intensiv geträumt?

Er beschloss nicht dauernd darüber nachzudenken, doch die Situation erlaubte ihm einfach zu viel Zeit für sinnlose Gedanken und Überlegungen, die unaufhörlich seinen Kopf verstopften.

Morn und Luka hatten ebenfalls mit dem Wetter zu kämpfen, der die Stimmung weiter erheblich nach unten drückte, und obwohl er sich gerne mit Luka unterhielt war im Moment keinem von beiden danach zumute.

Der Regen wurde immer heftiger, kroch in die Fasern ihrer Kleidung und lies sie bitterlich frieren. Der trockene Boden hatte bei den ersten Schauern noch gedampft, da der kühle Regen auf die heiße Erde traf, nun war er aufgeschwemmt und Morns Hufe rutschten immer wieder im Schlamm weg, so dass Tian schon fast befürchtete der Ochse würde stürzen und sich noch etwas brechen, denn dann wüsste er nicht, wie er das große Tier weiter fortbewegen sollte.

Als es zu windig wurde und der Regen wie Nadelstiche vom Himmel schoss, stiegen sie schließlich ab und kämpften sich zu Fuß weiter voran, wobei die starken Winde sie straucheln ließen.

Der Schlamm unter ihren Füßen gab dabei jedes mal ein schmatzendes Geräusch von sich, wenn er ihre durchnässten Füße verschluckte.

Durch den Regenschleier glaubte Tian verschwommen etwas zu erkennen und stieß Luka aufgeregt an, der neben ihm lief und sich eine der Decken um den Kopf gewickelt hatte. Mit seinen Pfoten versuchte er sich die klatschnassen Haare aus dem Gesicht zu wischen und schaute irritiert in die Richtung in die Tians Hand zeigte.

„Das... nicht Tameran, glaube ich, die Stadt müsste viel größer se.... Vielleicht i...ein Dorf....oder Vorort.“, rief Luka durch den pfeifenden Wind, der die meisten Wörter einfach verschluckte.

„Egal! Hauptsache wir kommen ins Trockene!“

Entschlossen und in der Erwartung aus dem Regen zu kommen ging Tian einen Schritt schneller und trieb Morn zur Eile an, auch wenn dieser protestierend brummte, während Luka hinterher stolperte.

Langsam und verschwommen kamen die ersten kleinen Häuser in Sicht, an denen das Wasser in kleinen Bächen vom Dach lief und große Pfützen auf dem Boden bildete. Das Geräusch der fallenden Tropfen donnerte schmerzhaft in Tians Ohren und verwirrten seine Sinne so stark, dass ihm schwindelte.

In letzter Zeit hatte er sich zu sehr an seine verstärkte Wahrnehmung gewöhnt und verlassen, und nun fühlte er sich verwundbar und unsicher, kaum das seine Sinne mit dem Krach überlastet waren, dazu lief ihm ständig Wasser in die empfindlichen Augen und ließ ihn heftig blinzeln.

Die Fenster waren, wie erwartet, alle geschlossen und Menschen sahen sie nirgends, trotzdem trabten sie zuversichtlich weiter hinein ins Dorf, während Tian mit seinen schmerzenden Füßen ständig im schlammigen Boden wegrutschte und nur halt an Morns Sattel fand.

Das Dorf machte für Tian eher den Eindruck einer kleinen Stadt, denn sie war weit größer als sein Heimatdorf und die Häuser wirkten anders. Stabiler und höher gebaut, mit ebenso stabilen Dächern. Nicht eines hatte ein einfaches Strohdach, wie er es kannte, allerdings mussten die Häuser in Teirr auch keinen so heftigen Dauerregen aushalten wie die Gebäude hier.

Es war ihm schier unmöglich jetzt auf die Karte zu schauen, um nachzuforschen wo sie hier gelandet waren. Das Wichtige war, einen trockenen Unterschlupf zu finden.

Sie kämpften sich weiter, versuchten dabei im Windschatten der Häuser zu bleiben, doch sie fanden nichts wo sie hätten hingehen können. Draußen waren sie dem Unwetter ausgeliefert, und es gab hier keine Ruine oder etwas ähnliches, wo sie sich hineinschleichen konnten.

„Was machen wir jetzt?“, rief Tian angestrengt Luka zu, als sie bereits die dritte Querstraße entlang liefen.

„Dahinten, das sieht aus wie ein Lagerhaus!“ Luka deutete auf ein kleines Haus am Ende der Gasse, das an einem größeren Wohnhaus angrenzte.

Unschlüssig blieben sie davor stehen, bis sich Luka die nassen Haare aus den Augen strich und sich mit geübten Pfoten am Schloss zu schaffen machte. Tian sah sich ängstlich um, in der Befürchtung Jemand könnte sie erwischen, doch bei dem Wetter verließ wirklich niemand freiwillig das Haus.

Sie stemmten die Tür vorsichtig auf und erst als sie sich sicher wähnten, dass niemand im Inneren der Hütte war, führten sie vorsichtig Morn ins Haus, der nur haarscharf hineinpasste. Beinahe stießen dabei die Hörner gegen den Türrahmen.

Keuchend und nass bis auf die Knochen machten sie sich zwischen den unzähligen Kisten ein Lager und legten die feuchten Kleider ab.
 

Eine Berührung an der Schulter lässt Tian müde die Augen öffnen und er schaute orientierungslos in das verschwommene Gesicht Lukas, der immer noch an seiner Schulter rüttelte. Gähnend rieb er sich seine vom Schlaf noch ganz verklebten Augen.

Es ist immer noch recht kühl, doch durch ein kleines, schmutziges Fenster schien die Morgenröte herein und die Stellen auf die das Licht traf erwärmten sich langsam.

„Schht“, zischte sein Freund leise und legte seine Pfote an den Mund um ihn zu deuten Still zu sein. Luka sah angespannt aus und hockte verkrampft neben ihm und schielte zur Tür. Tian richtete sich etwas auf und schlang die Decke fester um sich, denn er trug noch immer nichts weiter als Unterwäsche, da sie ihre Kleider zum trocknen auf die Kisten gelegt hatten, die hier im Raum gelagert wurden.

Durch das Licht sah er auch nun, dass weiter hinten eine Tür war, die wahrscheinlich in das angrenzende Haus führte.

„Draußen sind Leute, bin gerade auch erst wach geworden, aber ich glaube nicht, dass sie wissen, dass wir hier sind.“, flüsterte ihm Luka zu.

Seine Glieder fühlten sich steif an und schmerzten unangenehm, als er sich langsam vom Platz erhob und sich hastig etwas anzog. Luka tat es ihm gleich, und sie versuchten dabei so wenige Geräusche zu machen wie möglich.

Sie verzogen etwas die Gesichter, denn ihre Sachen waren noch immer feucht und klamm. Morn lag schnaufend und mit geschlossenen Augen nur wenige Fuß neben ihrem Lager und schlief. Die letzten zwei Tage im Regen hatten ihnen allen zu schaffen gemacht.
 

Die Stimmen, die schon die ganze Zeit gedämpft von draußen zu hören waren, wurden lauter und aggressiver.

Wer immer dort war, sie stritten sich ziemlich heftig.

Vorsichtig drückten Luka und Tian ihr Ohr an das Holz der schweren Tür um zu lauschen.

„Du bist ein Schwein! Alleine mich das zu fragen!“, hörten sie eine weibliche Stimme ziemlich aufgebracht rufen.

„Du Närrin! Ich habe dir einen guten Preis angeboten, es ist doch nur ein Tier!“, knurrte eine raue, männliche Stimme zurück.

„Nein, Barnd. Du bist hier das einzige Tier! Jetzt verschwinde, ich will dich nicht noch einmal vor meinem Haus sehen!“

Der Mann lachte schnarrend.

„Ich werde ihn trotzdem bekommen, du kannst ihn nicht ewig als Haustier halten, Monia!“

Schwere Schritte entfernten sich, dann wurde es ruhig. Doch Tian wusste, dass die Frau immer noch dort stehen musste, es war nur einer gegangen.

Vorsichtig blinzelte er zu seinem Freund, der nur ratlos zurückschaute.

Keiner von ihnen traute sich etwas zu sagen, denn man könnte sie in der Stille hören.

Plötzlich vernahmen sie wesentlich leisere Schritte, und nur nach wenigen Sekunden war schon klar wohin die Frau lief.

Panisch sahen sich die beiden Jungen an, nicht wissen was sie machen sollten, denn fliehen konnten sie hier nicht, zudem sie Morn nicht so schnell hätten mitnehmen können. So hetzten sie in den hinteren Teilt des Raumes und duckten sich hinter zwei aufeinander gestapelten Kisten.

Natürlich, war es eigentlich Unsinn sich zu verstecken, denn der Ochse lag mehr als auffällig mitten im Raum herum, doch was besseres fiel ihnen eben nicht ein.

Die Tür wurde grob aufgeschlossen, was Morn ein Schnaufen entlockte, und schon hörten sie wie jemand die Hütte kam.

Plötzlich stockten die Geräusche.

„Wie bist du denn hier reingekommen, Großer?“

Ihre Wut schien Überraschung gewichen zu sein, als sie Morn entdeckte, der nur dunkel zurück brummte.

Tian konnte hören, wie sie etwas großes abstellte und sich darauf suchend im Raum umsah.

„Komm raus, ich weiß dass du da bist. Ich sag es auch nicht deinen Eltern, Erin. Aber du sollst doch nicht dauernd Tiere stehlen. Ein Ochse, jetzt hast du es wirklich übertrieben...“

Tian starrte sie nervös an, als sie hinter die Kisten trat und die beiden ungebetenen Besucher entdeckte.

„Oh!“, sagte sie nur verblüfft, über ihren Irrtum.

Luka war wie erstarrt, so ergriff Tian das erste Wort.

„Es...es tut uns leid, Miss. Wir haben nur einen Unterschlupf gesucht wegen dem Unwetter. Gestohlen haben wir nicht“

Er rang nervös mit den Händen und hoffte, seine Erklärungen klangen so ehrlich wie sie waren.

Die Frau musterte sie beide nur nachdenklich.

„Kommt erst mal herein.“

Sie führte sie durch die Tür, die tatsächlich in ein etwas größeres Haus führte. Morn ließen sie dabei im Lagerraum zurück.

Der am Flur angrenzende Wohnraum war gemütlich eingerichtet mit einer kleinen Sitzecke und es hingen sogar dünne, bestickte Stoffvorhänge, ein Luxus den sich nicht alle leisten konnten.

Im Kamin brannte ein kleines Feuer und auf einem Stuhl saß ein kleiner Junge, der sie mit großen Augen anstarrte. Sofort bemerkte Tian das seltsame Äußere des Jungen, denn auf seinem Kopf waren kleine Erhebungen, wie winzig kleine Hörner sah das aus. Und da wo seine schmächtigen Kinderbeine hätten sein müssen, waren große, kräftige, mit dichtem hellbraunem Fell überzogene Gliedmaßen.

Wo man einen Fuß erwartete, da mündeten seine kräftigen Beine in große, paarige Hufe, halb verdeckt von seinem zottigen Fell.

Genauso verunstaltet waren die kleinen Hände, die sogar ein wenig denen von Luka ähnelten. Er trug nur ein leichtes Stück Gewebe um die Hüften, ansonsten war er alleinig mit rotbraunen Blättern bekleidet.

In seinem haselnussbraunem Haar sah man eingeflochtene Vogelfedern in den gleichen Tönen. An seiner Kehrseite hatte er einen kleinen, puscheligen Schwanz mit weißer Unterseite.

Braune Rehaugen schauten Tian weiterhin entgegen und der Kleine zuckte mit den langen, fellbesetzten Ohren, die ihm seitlich am Kopf herausragten. Er mochte vielleicht gerade mal acht oder neun Winter zählen, so jung wie das Tierwesen auf Tian wirkte. Er war ganz fasziniert von dem kleinen Rehjungen und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Noch nie hatte er ein Tierwesen gesehen, das so wenig menschlich wirkte, dass er sich unwillkürlich fragte, ob es überhaupt sprechen konnte.
 

Monia stellte sich als äußerst freundlich heraus. Sie war ende dreißig, und lebte davon Handel zu betreiben zwischen diesem Dorf und der Hauptstadt.

Sie kochte ihnen Tee und nahm es den Jungen nicht übel, dass sie ungefragt in ihrem Haus genächtigt hatten.

Sie erzählten ihr, dass sie auf den Weg in die Hauptstadt waren, wichen aber ihrer Frage aus, warum sie alleine mit einem riesigen Ochsen reisten, ohne erwachsene Begleitung.

Der kleine Rehjunge hieß Rean, und war recht aufgeweckt und neugierig. Und entgegen Tians erster Vermutung. konnte Rean sehr wohl sprechen! Er redete sogar recht viel und fragte ihn über alles aus was ihm gerade im Kopf herum ging.

„Ich habe Rean vor zwei Tagen draußen im Sturm gefunden, vollkommen durchnässt und orientierungslos.“, erzählt Monia, als Tian sie fragte, wie es kam, dass die Beiden zusammen wohnten, denn Rean konnte nicht ihr Sohn sein. Dafür war es zu offensichtlich, dass er nicht menschlich war, im Gegensatz zu der Frau.

„Wo wohnst du denn? Hier ist doch gar kein Dorf mehr in der Nähe, oder?“, fragte er Rean.

„Ich wohne nicht im Dorf. Wir wohnen im Wald!“, antwortete der kleine Junge mit vor Stolz geschwellter Brust.

Tian war ein wenig verwirrt.

„Im Wald? Alleine?“

„Nicht alleine, Papa ist da und beschützt Mama und mich vor bösen Tieren. Die kommen manchmal Nachts, aber bei Papa bekommen alle Angst!“, berichtete er mit glänzenden Augen.

„Aber warum wohnt ihr denn nicht in einem Dorf?“

Es war untypisch, sein Haus komplett abgeschieden im Wald zu haben als Familie, denn da war man ungeschützt und angreifbar für jeden, der sie dort fand. Ohne den Schutz der Gemeinschaft musste man entweder sehr stark sein oder sich gut verstecken können, wie es bei Rem und ihm damals war. Aber sie hatten auch nichts was sich zu stehlen lohnte.

Man musste seine Gedanken wohl angemerkt haben, denn Luka begann ihn aufzuklären.

„Weißt du, nicht alle Tierwesen leben als Menschen, manche leben in der Natur. Du siehst ja bei mir, dass das Verhältnis bei jedem anders ausgeprägt ist. Es gibt genauso welche die sich für ein Leben mit ihrer menschlichen Hälfte entscheiden, wie auch andersherum.“

„Papa sagt immer, das Dörfer gefährlich sind. Er wird bestimmt böse, wenn er weiß dass ich hier bin.“ Rean verzieht betrübt das Gesicht.

Monia erhebte sich von ihrem Stuhl, geht zum Fenster und schiebt nachdenklich den Stoff zur Seite. „Der Regen scheint vorbei zu sein. Den ganzen Morgen über ist es schon trocken, ich schätze, du kannst heute wieder nach Hause...“

Eigentlich eine gute Nachricht, doch Monia schien etwas zu bedrücken und Tian wurde das Gefühl nicht los, dass es etwas mit dem unangenehmen Mann heute früh zu tun hatte. War es etwa in dem Gespräch um Rean gegangen?

Es war nicht seine Angelegenheit, trotzdem machte er sich Gedanken.

„Ich will noch nicht weg!“, nörgelte Rean und zog dabei eine herzerweichende Schnute.

Monia lächelte ihn nachsichtig an. „Dann verschieben wir das auf Morgen, bis wir sicher sind, dass der Regen aufgehört hat.“
 

Als sie ihre Tassen gelehrt hatten, fragte Luka nach, ob Monia wüsste, wo sie hier an Arbeit kommen könnten. Denn ohne Geld, würden sie wohl kaum lange in Tameran bleiben können. Auf der Straße schlafen war nämlich keine Option. Es würden kaum zwei Stunden vergehen und schon hätte sie irgendeiner ausgeraubt oder gefangen genommen. Sie brauchten eine Unterkunft, nur Geld hatten sie nicht wirklich.

Eine Arbeit konnte sie ihnen leider nicht direkt vermitteln, aber sie bot ihnen an, wenn sie ihr halfen einige Waren zu verladen, würde sie ihnen ein wenig was geben können. Außerdem hatte sie noch eine Idee was ihr Problem mit der Unterkunft betraf.

„Euer Ochse sieht kräftig aus, mein letztes Pferd wird den Weg kaum noch schaffen mit den vollbeladenen Karren, und ein neues kann ich erst besorgen, wenn ich die Einnahmen habe aus dem

Verkauf auf dem Marktplatz. Ich mache mich, sobald ich alle Waren habe, auf den Weg nach Tameran, wenn euer Ochse meinen Wagen zieht, dann kann ich euch eine Unterkunft als Gegenleistung bei meiner Cousine besorgen. Sie wohnt mit ihrem Mann in der Stadt und hat genug Platz um euch für ein paar Tage aufzunehmen. Bis wir losfahren könnt ihr bei mir bleiben fürs erste.“

Sie willigten dankbar ein, und machten sich auf an die Arbeit. Zuerst holten sie bei dem Töpfer des Dorfes einige Kisten voller Vasen ab, die Tian und Monia trugen, da Luka nicht genug Kraft hatte und Rean noch zu klein war für solcherlei Arbeit.

Seit dem er angefangen hatte sich zu verändern, hatte Tian auch im unverwandeltem Zustand einiges an Kraft zugenommen, auch wenn man ihm das so gar nicht ansah. Genauso waren seine verstärkten Sinne ein ständiger Begleiter geworden, an den er sich nur allzu bald gewöhnt hatte.

Später gingen sie noch bei einer Weberin eine Kiste voller Stoffe abholen, sowie Lederhäute aus der Gerberei. Da durch ihren Ort nicht allzu viele Menschen vorbei kamen, weil sie alle lieber den direkten Weg in die Stadt suchten, fuhr Monia regelmäßig nach Tameran um Waren zu verkaufen und neue Dinge einzukaufen. Sie, und einige weitere Händler in der Stadt hielten so den kleinen Ort am Leben.
 

Der Tag wurde überraschen trocken, was die Hoffnung in ihnen weckte, dass der Regen wirklich ein Ende gefunden hatte und Monia war glücklich über die Aussicht bald aufbrechen zu können. Wegen dem Unwetter und Reans plötzlichem Auftauchen, musste sie eh schon ihre abfahrt unfreiwillig verschieben, wie sie ihnen erzählte, als sie am Abend zusammensaßen, und gemeinsam die heiße, nahrhafte Gemüsesuppe aßen, die Monia zubereitete. Auch Morn wurde versorgt, der inzwischen Unterschlupf in einem kleinen Stall gefunden hatte neben Monias altem Pferd.

Es tat gut, endlich wieder etwas Warmes essen zu können und trotzdem fehlte etwas entscheidendes. Das Essen konnte ihn irgendwie nicht befriedigen, nur warum wurde ihm erst später klar, als er sich mit immer noch knurrendem Magen auf seinem Lager hin und her wälzte. Die Anderen schliefen schon tief und fest, selbst Luka neben ihm war da unerschütterlich. Aber Tian konnte schon seit Stunden nicht mehr schlafen. Er war hungrig...

Unruhig hatte er Wachträume von der Jagd. Von einem Reh, dass er mit wild pochendem Herzen durchs Unterholz gejagt hatte. Die Vorstellung erregte ihn und verursachte ein Ziepen in seinem Bauch. Er wollte jagen...er wollte Fleisch und Blut schmecken!

Von der inneren Unruhe getrieben schlich er sich aus dem Haus. Draußen war es ganz still, selbst die Insekten schienen zu schlafen, als er durch eine weite Wiese außerhalb des Dorfes huschte, auf den direktem Weg hinein ins Dickicht. Er fühlte sich seltsam unmenschlich, wenn er daran dachte was er tun wollte, was er jetzt brauchte. Vollkommen losgelöst von seiner menschlichen Seite , konzentrierte er sich ganz auf seine Umgebung. Tian hatte sich lauschend auf den Boden gehockt, zwischen die hohen Gräser, deren rote Farbe in der Nacht kaum wahrnehmbar war. Der Boden war noch immer Feucht von dem Regen der letzten Tage.

In der Nähe konnte er plötzlich ein feines Geräusch hören, ein leises Schaben...nicht weit entfernt. Vorsichtig schleichend näherte er sich diesem, schickte seine Sinne aus und um so mehr er sich konzentrierte glaubte er etwas Warmen zwischen all den kalten Pflanzen zu fühlen. Ein klangvolles, schnelles Pochen ging von dort aus, und ihm wurde klar, dass er das Herz eines kleinen Tieres hörte.

Warm und pulsierend.

Mit einem Satz preschte er aus dem Dickicht, ergriff in einer einzigen, schnellen Bewegung den kleinen Körper mit seinen zu Klauen gewordenen Händen, so dass das Tier gar nicht schnell genug reagieren konnte, und fühlte warmes, seidiges Fell.

Mit einem gezielten Biss brach Tian dem zappelndem und schreiendem Hasen, den er jetzt als solchen erkannte, das Genick und stillte endlich seinen Hunger.
 

Auf dem Weg zurück zum Haus fühlte Tian sich merkwürdig schuldig und geistig ausgelaugt, weil er wieder getötet hatte. Natürlich hatte er schon früher zusammen mit Rem Hasenfallen aufgestellt, und selbst mit Luka hatten sie schon Hasen und kleinere Vögel gejagt. Aber nie so...unmenschlich. So tierisch. So wild.

Er war verwirrt, wusste nicht was er davon halten sollte, doch dass er das brauchte wurde ihm nun allmählich immer stärker klar. Sein Körper verlangte nach stetig mehr Nahrung in den vergangenen Wochen. Von Pflanzen alleine konnte er nicht leben. Er brauchte es genauso, wie eine Katze nicht von Brot leben konnte.

Und noch etwas wurde ihm klar, er musste in Zukunft sehr vorsichtig sein, denn würde jemand hinter sein Geheimnis kommen, würde man ihn wohl hinrichten lassen. Niemand würde es verstehen.

Niemand außer Luka...

Luka, dem er bisher alles anvertrauen konnte. Selbst Rem hatte er damals nichts von seinen Ängsten, von seinen Veränderungen erzählt, denn da war er sich sicher, Rem hätte es nicht verstanden. Vielleicht sogar Angst vor ihm bekommen. An Rem hatte er schon seit einigen Tagen nicht mehr gedacht und es tat ihm im Herzen weh, denn er wollte ihn nicht vergessen. Er war sein bester Freund, sein einziger, richtiger Freund, seit seine Mutter nicht mehr bei ihm war. Die Mutter die vielleicht gar nicht seine richtige Mutter war, sollte er wirklich das sein, was Luka glaubte.

Tian wünschte sich mit schwerem Herzen, sie wäre hier bei ihm. Er brauchte sie so sehr, und sie könnte ihm alle seine Fragen beantworten.

Wie sie es getan hatte, als er noch ein kleiner Junge war.
 

...



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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von: Futuhiro
2012-11-02T14:07:41+00:00 02.11.2012 15:07
Oh uaaaaaaah, es geht weiter!!!! *mega-freu*
Herrje, es war schon ein Weilchen her, ich musste mich erstmal wieder in die Story und die Charaktere hineinfinden. Der einzige, der mir noch so richtig lebhaft in Erinnerung war, war Luka.

Okay, das Kapitel hat eine Menge neuer Möglichkeiten eröffnet, zusätzlich zu den ohnehin noch vielen, offenen Fragen. Ich bin gespannt, was der kleine Faun noch für eine Rolle spielt. Und was Monia im Schilde führt (für meinen Geschmack ging das etwas zu einfach, sich bei ihr einzuquartieren. ^^) - Na, ich freu mich jedenfalls auf mehr.
Von:  Azahra
2012-01-15T20:03:28+00:00 15.01.2012 21:03
*In Hände klatsch*
Ein sehr schönes Kapitel :)
Ich fand den Anfang von dem Kapitel einfach toll. Einfach wunderbar geschrieben *Gänsehaut*

Nein! Lass die Kapitel so! Die Länge ist ganz okay! Ich an deiner Stelle würde nichts daran verändern.

cucu
Azahra
Von:  Azahra
2012-01-08T13:21:47+00:00 08.01.2012 14:21
Juppi Luka kommt mit :)
Das wird noch lustig werden hihi.
Wenigstens habe sie Hir beerdigt *schnief*
Hätte ihn auch nicht einfach so liegen gelassen.

cucu
Azahra
Von:  Azahra
2012-01-06T18:05:10+00:00 06.01.2012 19:05
Wie immer ein sehr gelungenes Kapitel :)
Mal sehen wie es weiter geht ^^

cucu
Azahra
Von:  Azahra
2012-01-04T08:27:26+00:00 04.01.2012 09:27
Ohje .... der ganzen Weg umsonst .... warum muss die Alte jetzt gerade weggehen!
Mal schauen ob Luka noch anderer seiner Art findet, also ich wünsche es ihm. Die ganze Zeit bei diesem Ivan zu sein ist bestimmt auch nicht gerade ... toll :)
Und auch noch ein Überfall ... die ärmsten :/



Von:  Azahra
2011-12-26T08:08:00+00:00 26.12.2011 09:08
Spannend wie eh und je :)
Mal sehen wie es weitergeht

cucu
Azahra
Von:  Azahra
2011-12-23T18:52:42+00:00 23.12.2011 19:52
Uhi ..... die Katze ist da :D

Bin schon gespannt wie es weitergeht.
Wie immer ein tolles Kapitel ^^

cucu Azahra
Von:  Azahra
2011-12-21T20:23:40+00:00 21.12.2011 21:23
O.o
Tolles Kapitel! Echt gut geschrieben :)
Wenn Tian so weitermacht, wird er schneller ein Drache als ihm lieb ist
(Obwohl er wohl noch gar nicht weiß was er ist ... oder wird ;P)

cucu
Azahra
Von:  KeyblademasterKyuubi
2011-12-18T21:17:03+00:00 18.12.2011 22:17
Ich verfolgte diese Fanfic ja bereits auf Fanfiction.de und finde es klasse, dass sie nun hier auch erhältlich ist
Ich habe dir ja schon mal gesagt, dass ich deine Geschichte supergerne mag und dass du daraus durchaus ein Buch machen könntest
Ich würde es mir natürlich sofort holen^^
Ich mag Drachen udn auch Transformationen
Ein Wunsch, den du allerdings nicht umsetzen musst währe, dass Tian seine Drachenseele irgendwann akzeptiert und sich gerne verwandelt^^
Ich bin schon gespannt, wann Feueratem und Flügel anfangen XD

Schreibfehler?
Also ich habe in diesem Kapitel keine gesehen
Ich würde einfach mal sagen: Du brauchst keinen Beta und WENN du doch einen haben möchtest übernehme ich das mit Freuden
Dein Schreibstil gefällt mir
Erzähl mir mal, wie das mit der Geschichte kam und so

Ich freue mich wahnsinnig auf das nächste Kapitel^^
Von:  Azahra
2011-12-18T19:34:13+00:00 18.12.2011 20:34
Hi :)

Deine Geschichte klingt interessant und ich finde du hast einen guten Schreibstil.
Man kann sich alles sehr bildlich vorstellen.
Weiter so :)

cucu
Azahra


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