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Regen und Meer

von

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Du bist nicht wie ich...

Regen und Meer
 

Elphaba lag neben Glinda. Die Blonde war schon vor Stunden eingeschlafen, doch Elphaba konnte nicht schlafen. Sie sah Glinda an und strich ihr einige Strähnen aus dem Gesicht. Glinda lächelte im Schlaf und kuschelte sich enger an die Hexe. Elphaba konnte nicht glauben, dass Glinda nach all dieser Zeit ihre Liebe noch erwiderte.
 

Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen an diesem Tag und Elphaba wusste, dass es Zeit für sie war zu gehen. Sie würde Glinda erneut verletzten müssen. Elphaba wusste, dass sie Glinda nie wieder sehen würde, jedenfalls nicht in diesem Leben. Am liebsten würde sie sich von ihr verabschieden, doch die Hexe wusste, dass wenn sie ihre Geliebte weckte, würde Glinda sie niemals gehen lassen.

So stieg Elphaba vorsichtig aus dem Bett und zog sich ihr schwarzes Kleid wieder an, das sie am Tag zuvor achtlos auf den Boden geworfen hatte. Glinda war immer so stürmisch... Elphaba lächelte bei dem Gedanken an den Vortag, wie sehr sie es sich wünschte, sich einfach wieder neben ihre Liebste zu legen und einfach nie wieder aufzustehen… Aber so leicht war das Leben nicht, es war, wie Elphaba schon lange wusste, ungerecht.
 

Elphaba sah zurück auf die Türme von Glindas Anwesen, während sie auf ihrem Besen in Richtung Westen, Kiamo Ko, flog. Ihr Herz war schwer und erneut fühlte sie den Schmerz, den sie damals schon in der Smargdstadt verspürt hatte. Gerade hatte sie wieder angefangen sich sicher zu fühlen, glücklich zu sein. Glinda erneut zu verlassen, brach ihr Herz in tausend Teile, die sie in diesem Leben wohl nicht wieder zusammenfügen konnte. Bei der Blonden hatte Elphaba sich immer so frei gefühlt, sie hatte sich fallen lassen und darauf verlassen können, dass Glinda sie hielt. Es war ein bisschen wie Regen, der ins Meer fiel und sich ganz darin verlor.
 


 

Immer wieder hatte Elphaba versucht von Glinda loszukommen, sie nicht mehr länger der Gefahr auszusetzten, die die Hexe umgab, doch sie hatte es nie geschafft. Sie hatte es nicht lassen können, nach Glinda zu sehen, sie zu küssen, zu lieben.
 

Vielleicht war es übertrieben, Glinda zu lieben, nach all dieser Zeit, nach all dem was sie sich gegenseitig angetan hatten. Wie oft hatte Elphaba versucht, Glinda zu vergessen, ja sogar zu hassen, für das, was sie ihr und Fiyero angetan hatte. Die Hexe wusste jedoch genau, dass sie Fiyero nie mehr geliebt hatte, als sie Glinda liebte. Er war eine Art Übergangslösung gewesen, in der Hoffnung, die Blonde zu vergessen.
 

Glinda war aufgesprungen, nachdem sie bemerkt hatte, dass Elphaba fort war. Sie lief durch die Straßen des Dorfes und suchte sie. Sie hatte keine große Hoffnung, die Hexe zu finden, trotzdem vertraute Glinda ihrem Gefühl, denn sie spürte, dass Elphaba ganz nah war. Die Grüne wäre an Glindas Stelle schon längst umgekehrt, sie hörte mehr auf ihren Verstand, als auf ihr Herz und das war der größte Unterschied zwischen den Liebenden. Während Elphaba lieber nachdachte, lief Glinda einfach los und hörte ganz auf ihr Herz, auf ihr Gefühl. Glinda hatte das Dorf verlassen und starrte in den Himmel. Sie sah einen kleinen Fleck, der sich hoch oben, kurz unter den Wolken in Richtung Westen bewegte, frei und schwerelos... Glinda liefen die Tränen über die Wangen und sie schrie Elphabas Namen, doch letztlich sackte die Blonde auf ihre Knie und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
 

Glinda erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit Elphaba auf Shiz. Sie hatte sie von Anfang an faszinierend gefunden. Elphabas ganze Art, geheimnisvoll, verschlossen, ganz anders als Glinda selbst, hatte Glinda immer näher an Elphaba gezogen. Ihr vorheriges Leben hatte sich in kurzer Zeit aufgrund von Elphaba völlig verändert. Es war nicht alles besser geworden, aber doch das meiste. Vor allem war sie nicht mehr allein gewesen. Bis Glinda sich eingestanden hatte, dass sie Elphaba liebte, war allerdings zu viel Zeit vergangen, es war zu spät gewesen, als sie allein nach Shiz zurückgefahren war, zu spät, als sie abends weinend allein auf ihrem Zimmer gesessen hatte. Als Elphaba dann Jahre später wieder vor ihrer Tür gestanden hatte, hatte Glinda sich einfach nicht mehr zurückhalten konnte. Sie hatte es einfach nicht fassen können, dass auch Elphaba sie nach all dieser Zeit noch liebte. Und jetzt sollte auch das einfach plötzlich vorbei sein?

Auch Elphaba, hoch über dem Land, erinnerte sich daran, wie sie Glinda zum ersten Mal gesehen hatte. Vorher war ihr Leben einsam und dunkel, ohne Freude oder Glück gewesen, mit Glinda hatte alles endlich einen Sinn bekommen. Die glücklichen Stunden, die sie mit ihrer Liebsten verbracht hatte, hatten ihre Leere ausgefüllt, Licht in ihre Dunkelheit gebracht.
 

Elphaba war in Glindas Leben gekommen und hatte alles verändert. Zwar leise und kaum merklich, aber trotzdem war aus dem einstigen Partygirl, das naiv und nur auf Spaß aus gewesen war, eine echte Lady, die einer Prinzessin würdig war, geworden...



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