Zum Inhalt der Seite

Kaizoku no Baroque

II. Der salzige Wind der See
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Lügen

Von dem was oberhalb des Wasserspiegels vor sich ging, bekam Robin nichts mehr mit. In weniger als 30 Sekunden war sie am Meeresgrund angekommen. Schneller, als sie erwartet hätte, hätte sie darüber nachgedacht. Das Meer war hier nicht sonderlich tief, vermutlich die ansetzende Landzuge vor der nächsten Insel. Um sie herum war es still, nichts drang von außen in ihr Innerstes. Nichts außer die Kälte. Es war wirklich bitterlich kalt. Nicht, dass sie das noch gestört hätte. Sie wollte ihre Augen wieder öffnen, um in das schwarze Nichts zu blicken, aber sie konnte nicht, konnte sich keinen Millimeter rühren. Vielleicht war es besser so.

Wie lange würde es wohl dauern? Dauern, bis sie die Luft nicht mehr anhalten konnte, bis das Wasser, das Leben spendete und nahm, in ihre Lungen Einzug erhielt und sie erdrücken würde, zerquetschen? Beinahe musste sie darüber lachen. Zerquetschen? Was denn? Sie war schon längst zerquetscht worden, lange bevor sie auf das Wasser getroffen war. Beinahe wollte sie weinen. Hier endete es alles? Dafür hatte sie so lange, so hart gekämpft? Dafür hatte sie alles aufgegeben, alles, an das sie jemals geglaubt hatte? Sie hatte nicht oft in ihrem Leben vertraut, so gut wie nie die Hoffnung in ihr Herz gelassen und es wäre besser für immer so geblieben. Menschen wie sie, Menschen wie Nico Robin waren nicht dazu gedacht zu lieben, zu vertrauen. Wie hatte sie sich nur so täuschen können? Wie hatte er sie so hinters Licht führen können? Auch jetzt noch, in ihren letzten Minuten konnte sie nur an ihn denken, daran dass sie noch immer nicht einsehen wollte, dass sie sich in ihm getäuscht hatte. Crocodile... da war doch so viel. Die vier Jahre auf Arabasta, jeder Moment, der sie ihm näher gebracht hatte. Die Reise und Suimin, die letzten Wochen... Elisa und dann Omoide... War es denn tatsächlich möglich, dass sie alles falsch verstanden hatte? War sie so leichtgläubig in dieses Gefühl gerannt? War es das, was Liebe war? Eine Verräterin, genauso wie Robin? Sie hatte sie in den Untergang geführt. In die lachenden Arme des Todes. Fast schmunzelte sie. Jetzt hast du mich also doch bekommen. Und was machst du jetzt mit dem Teufel von Ohara?

Es war ihr ganz egal. Was auch immer jetzt kommen mochte, es konnte unmöglich schlimmer sein als das Leben. Dann stockte ihr Atem und sie begann zu husten. Sie musste plötzlich an Sierra denken, an den Geist von Omoide. Sie war so dumm. Das Schlimmste vorbei? Das stand ihr doch erst noch bevor. Ewig dazu verdammt auf Erden zu wandeln, nur weil sie hier noch nicht fertig war. Sie war die Letzte aus ihrem Kreis, die Letzte, die das Geheimnis noch lüften konnte, die Allerletzte. Ohne sie wären alle umsonst gestorben, all das Leid, der Schmerz wären umsonst gewesen, aber... auch das schien gar nicht mehr so bedeutungsvoll zu sein, denn sobald sie sich darauf einließ, sprang wieder sein Gesicht in ihren Kopf. Liebe... wer hatte sich das nur ausgedacht? Wie hatte Crocodile Elisa überleben können, wenn es so sehr wehtat? Überraschte es sie jetzt wirklich noch, dass sie ihm nie wirklich etwas bedeutet hatte? Wie könnte er auch noch einmal lieben? Wer ließ sich schon freiwillig erneut darauf ein? Man musste lebensmüde sein. Das Husten wurde schlimmer und sie wusste: es war bald vorbei. Wasser lief bereits in ihren Mund und drang in ihre Kehle. Sie wollte einen letzten Versuch machen, noch einmal nach Luft schnappen, wo sie doch wusste, dass es vollkommen sinnlos war.
 

Ihr Körper ließ sie jedoch nicht. Ihre Brust begann zu brennen, ihr Kopf schmerzte und der Druck in ihren Ohren wurde so stark, dass sie fast das Bewusstsein verlor, als sie plötzlich angehoben wurde. Das Ganze ging so schnell, dass sie gar nicht richtig mitbekam, was passierte. Erst als ihr Kopf die Wasseroberfläche durchschlug und sie eilig Sauerstoff in ihre Lungen zog, versuchte ihr Gehirn die Sinneseindrücke wieder zu prozessieren. Jeder Atemzug glitt wie Feuer über ihre Haut, jedes Einatmen brachte einen Schwall Wasser zu Tage, der sich schon begonnen hatte in ihr einzunisten. Sie hustete sich die Seele aus dem Leib, aber ganz egal wie sehr sie sich schüttelte, sie ging nicht wieder unter. Erst nach einer ganzen Weile wurde ihr bewusst, dass sie tatsächlich jemand in seinen Armen hielt.
 

In der Dunkelheit konnte sie lediglich Schemen ausmachen, aber sie musste die Person gar nicht ganz genau erkennen, um zu wissen, wer sie da in seinen Armen hielt und wer es war, der sie durch das Wasser zurück zum Schiff zog. Sie konnte ihre Umgebung nicht wirklich gut ausmachen und so richtig wollte sie das auch gar nicht. Sie war frei gewesen, so nah dran und jetzt lief das Leben einfach weiter. Der dumpfe Schmerz in ihrer Brust wurde erneut zurück gedrängt, bis sie für den Ton ihres Herzschlages taub wurde.

Der Riese drückte sich wie ein Fisch durch das Wasser, schnell, als hätte er es eilig. Im Mondlicht glitzerte sein nasses Haar fast silbern. Kein Wort drang über seine Lippen, aber unterbewusst war Robin klar, dass es Miki niemals so gehen würde, dass Worte leichtfertig aus ihm heraus schlüpften. Gern hätte sie sich gewehrt, ihn angeschrien, aber sie fühlte sich so schwach, kaum mehr menschlich. Ausgepresst wie eine Zitrone, voller Bitterkeit und unheimlicher Angst. Was kam jetzt? Was hatten sie sich nun für sie überlegt? Reichte es denn noch nicht? Hatten sie Miki befohlen nach ihr zu tauchen, damit die Marine sie mitnehmen konnte? Hatte Crocodile ihm gesagt, er solle seinen Preis aus dem Ozean retten? Vermutlich hätten sie ihn sonst nicht bezahlt. Wut, nein, Zorn war es, der ihre Gedanken überflutete und wieder wünschte sie sich ihn zu hassen, konnte es noch immer nicht.

Sie erreichten das Schiff in Schweigen und es war Uma, der sie aus einer der untersten Luken begegnete. Sie streckte beide Arme aus, um Robin hinein zu hieven, Miki dicht hinter ihr. Uma zog sie in den Raum, in dem die Kanonen standen. Kein Licht brannte, um keine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken, aber darüber dachte Robin nicht nach. Sie sagte kein Wort, war noch viel zu schwach durch die Ketten, um sich zu bewegen. Erst als Uma ihr diese abnahm und ein Handtuch über die Schultern legte, reagierte sie, wich endlich zurück, krabbelte fast über den Boden und wusste selbst nicht, was sie antrieb. Was für einen Sinn hatte das bitte? Sie konnte sowieso nicht fliehen.

Miki hielt sie plötzlich wieder fest, drückte sie nach oben und brachte sie in eine sitzende Position. Völlig verängstigt und voller Fragen starrte sie erst ihm und dann Uma entgegen. Das war im wahrsten Sinne des Wortes Umas Stichwort gewesen. Endlich, endlich konnte sie es dem Mädchen erklären. Endlich war diese Scheiße vorbei.

»Robin, es tut mir ja so, so leid. Hör mal, echt jetzt. Das war alles fake, okay. Die ganze Übergabe war falsch, von uns in Szene gesetzt um die Marine zu veräppeln. Bossu hat-«

In diesem Moment spürte sie fremde Hände auf ihrem Mund, die sich fest gegen sie pressten. Im nächsten lag sie auf dem Boden, Robin über ihr gelehnt. Ihre Augen glühten gefährlich, bedrohlich, tödlich. Scheinbar steckte auch in Robin ein Monster, das den Namen Teufel durchaus verdiente. »Sei still! Ich will von euch nichts hören! Ich will gar nicht wissen, was ihr diesmal plant. Meint ihr wirklich, ich falle auf den Trick zweimal hinein?!«
 

Miki zog sie abrupt von Uma herunter, dass Robin für einige Sekunden in der Luft baumelte, ehe er sie sanft wieder herunter ließ. Er sagte kein Wort, gab Uma lediglich ein paar Zeichen, dass sie aufgebracht aufstöhnte.

»Aber wir müssen es ihr doch erklären! Ja, das müssen wir! Sofort!«

Wieder flogen Mikis Finger durch die Luft, worauf Uma sich knurrend abwandte und aus dem Raum trat, die Tür mit Schwung hinter sich zu krachen ließ. Miki ließ Robin los und stellte sich neben sie, sah sie an. Sie traute es sich kaum in seine Augen zu blicken. Sie hatte geglaubt, sie alle zu kennen und sich so schrecklich darin getäuscht. Sogar in Miki, dabei war er doch... nein, es war nur alles wieder eine Lüge. Eine Weitere, um sie mürbe zu machen. Wohl solange bis sie freiwillig ins Messer sprang. Sie grinste böse, ihre Stimme zittrig.

»Herzlichen Glückwunsch. Ihr habt es fast geschafft. Und was kommt jetzt? Noch mehr Zirkus?«

Doch natürlich antwortete Miki ihr nicht. Sein Blick war klar und aufgeschlossen. Zur Hölle damit! Sie konnte ihren Sinnen, ihren Eingebungen keinen Millimeter trauen. Ihre kausalen Ketten waren zum kotzen, ihre Intuition gehörte auf den Müll. Eigentlich hätte sie sich wirklich einfach erschießen können. So war sie doch gar nicht lebensfähig. Und warum lebte sie überhaupt noch? Das war alles ein großer, dummer Witz!

Mit den Nerven völlig am Ende zuckte sie schließlich vor Miki zurück und krabbelte in eine Ecke, kauerte sich dort zusammen, zog die Beine an den Körper und versteckte ihren Kopf zwischen diesen, legte die Arme darum und begann zu warten. Nicht lange und sie wippte vor und zurück, wie ein kleines Kind, dass aus einem besonders brutalen Albtraum erwacht war und nicht mehr schlafen konnte. Nie wieder. Miki blieb reglos und stumm in ihrer Nähe und wachte über sie. So kam er ihr vor. Wie ein gutmütiger Wächter. Fast musste sie lachen und weinte doch. Alles Lüge. Alles eine große, fette Lüge.
 

So verging die Zeit. Wie eine Ewigkeit lag sie über ihr, auf ihr, drückte sie herab, hielt sie am Boden. Sie war wie das Klopfen der Wellen am Holz, das Biegen des Schiffes, das laute Knarren der Seile und Kanonen neben ihr - sie trieb voran, ohne sich je zu verändern. Draußen war es noch immer tiefste Nacht, nur ein wenig Mondlicht erreichte das Innerste des Kanonenraums. Die Luft war kalt, nass und unangenehm. Zeit verstrich und hinterließ einen bitteren Beigeschmack. Sie bekam es kaum mit, als sich oben die Tür wieder öffnete und lange, tiefe Schritte näher kamen.

Geduldig, fast vorsichtig drückte sich die Gestalt durch die Dunkelheit und gab Miki dann das Zeichen zu gehen. Ohne zu zögern folgte dieser dem Befehl, sah sich noch einmal nach Robin um, Sorge auf seinen Zügen erkennbar. Robin bekam es kaum mit.

Als sie seine Gegenwart spürte, zog sie sich nur noch mehr zusammen, als könnte sie das Gefühl so aussperren. Scheinbar war sie noch immer nicht gestorben, innerlich noch genauso am bluten wie zuvor. Noch immer war es dunkel, die Welt bestand nur aus den Geräuschen des Schiffes und der See. Die Tür ging erneut ins Schloss, sie waren allein. Sein Atem kaum hörbar, nur wenige Schritte von ihr entfernt und doch mit sicherem Abstand. So stand er da und sie spürte seinen Blick auf sich. Momente lang, Minuten lang.

Sie wusste gar nicht woher sie die Kraft kam, wie ihre Augen es schafften, an ihm hinauf zu klettern. Und während sie dies tat, fragte sie sich, warum sie sich diesmal selbst verletzte. Warum wollte sie wieder in diese Augen blicken, erneut zerstört werden? Das war doch krank.

Erst als sie sein Gesicht erreicht hatte, wusste sie es wieder. Sie liebte ihn. Wütend drängte sie dieses Gefühl und jede weitere Sanftheit in sich zurück. Wie konnte sie so jemanden lieben? Wie abartig masochistisch war sie nur geworden?
 

Stumm erwiderte er ihren Blick, und sie fand in seinen Augen so unendlich viele Gefühle - zusammengequetscht in einer dunklen, braunen Iris. Seine Augen schienen zu vibrieren, fast zu ertrinken in der Flut, die er nun nach außen los ließ. Dort war kein Funkeln mehr, aber auch keine Leere. Viel eher ein Sturm, der über ihn hinweg fegte. Er ertrug es nicht, nicht lange hielt er es aus, ehe er den Blick nach unten lenkte. Seine Stimme ertönte, aber selbst diese wirkte wie ein Relikt seiner einstig tiefen, gefährlichen Tonlage. Sie hätte ihn fast nicht verstanden, so leise und kraftlos sprach er.

»Schön... dich noch in einem Stück zu sehen.«
 

»Warum?« kam es kalt. Sie wusste nicht, wie sie es sonst aushalten sollte. »Hast du damit gerechnet, dass mich die See in Stücke zerfetzt?«

»Ich habe mit vielem gerechnet...« erwiderte er leise, tonlos.

Fast hätte sie gelacht. Gott, sie spürte, wie es ihr wirklich aus den Fingern glitt, wie ihre Rationalität sich verabschiedete. Würde sie jetzt selbst dem Wahnsinn verfallen? Und warum hatte sie das nicht schon viel früher? Das machte es ja so viel leichter. Unendlich leichter. »Ich hätte jetzt gesagt: typisch, aber das scheint mir mittlerweile unpassend.«

Darauf erwiderte er nichts, blickte sie nur aus dem Augenwinkel an.

Endlich raffte sie sich auf und kam auf die Beine, stützte sich etwas an der Wand an. »Du musst mir schon sagen, was du jetzt willst. Ist ja nicht so, als wüsste ich, was in deinem Kopf vor sich geht. Nicht so, als hätte ich es jemals gewusst.« Oh, damit konnte man selbst das Wasser zu Eis gefrieren. Dabei war sie so wütend. »Warum ersparst du mir das nicht, huh? Habe ich es nicht mal verdient, dass du es schnell beendest? Muss das so ewig weiter gehen? Hast du noch nicht genug?!«

»Es tut mir leid.« war alles, was er darauf erwiderte, erwidern konnte.

Sie wandte den Kopf ab und hielt ihre Hand vor ihr Gesicht. Sie zitterte wie Espenlaub. »Was willst du noch von mir?«

»...« Sein Kopf sank ab, er musste den Blick abwenden.

Dann schrie sie ihn plötzlich an, kam auf ihn zu, griff nach seinem Hemd und krampfte sich darin fest. »HÖR ENDLICH AUF DAMIT!!«
 

Sie sah, dass sein ganzes Gesicht verkrampft war, er konnte sie nicht einmal mehr ansehen. Seine Augen wichen vor ihr zurück wie der Schnee vor der Sonne. »...Womit?«

Ihr Kopf fiel zurück, die Augen zusammen gepresst. »...Jetzt sehe ich schon wieder jemanden, den es gar nicht gibt. Warum tust du das? Was habe ich dir denn getan?«

»...Du hast nichts getan...«

Glut, wie Lava brannte aus ihren Pupillen, sprühte förmlich gegen ihn, versuchte ihn zu verbrennen, auszulöschen. »Am liebsten würde ich dich erwürgen!«

»Ich bin auf alles vorbereitet...« Nun zwang er sich doch sie anzusehen. Doch seine Mimik verriet, dass er nicht länger cool, nicht länger unnahbar war. Ihre Flammen waren längst auf ihn übergegangen, verkohlten ihn bereits. »...Ich werde mich dem fügen, was du willst.«

Sie stieß sich plötzlich von ihm, trat zurück, als wäre nun sie es, die verbrannte, bis ihr Rücken gegen die Wand stieß, an der sie sich nun wieder festhielt. Ihr Brustkorb senkte sich rapide und ihr Kopf schwirrte. Auf ihrer Stirn brach bereits der Schweiß aus und ihr Zittern wurde schlimmer »Was... soll das?«

Noch immer blickte er sie an, drückte den Rücken durch und hielt die Luft an. »Ich habe von Anfang an gewusst, dass das meine letzte Chance ist. Ich wusste, wie sehr es dich verletzt. Und doch sah ich keinen anderen Ausweg. Ich habe mir geschworen, dass ich alles ertrage, was du mir entgegenzusetzen hast. Komme, was wolle... Es ist dein Recht.«

Ihr Atem kam immer schneller, so dass sie kaum noch Luft bekam. »...Wovon... redest du da?«

»Uma hat es dir doch sicher bereits erzählt... sie kann ihre Klappe nicht halten...«

Sie giftete ihn an. »Du meinst die neuen Lügen?! Du musst sie nicht mehr alle beieinander haben, wenn du wirklich glaubst, dass ich irgendeinem von euch noch einmal ein Wort glaube!«

»Das ist dein gutes Recht. Ich habe nicht erwartet, dass du es tun würdest.«

Sie schwankte so sehr hin und her. Kaum ein Gedanke blieb in ihrem Kopf. »So ein Scheißdreck. Wo ist die Marine?!«

»Längst verschwunden... ich denke, sie haben es geschluckt.«

Sie verengte ihre Augen. »Was geschluckt?«

»Die Geschichte deines Todes.«
 

Jetzt wurden ihre Augen riesig »Komisch, ich fühle mich noch halbwegs lebendig.«

Es fiel ihm sichtlich schwer ihr weiterhin in die Augen zu sehen. »...Es war alles geplant. Seit Sonnenbrücken, seit Arabasta. Bons Verschwinden, seine Einschleusung in die Marinebasis von Quom, Toshi-o-Toru, um Iroko abzusetzen... die Fahrt hierher, in die Gewässer der zuständigen Marinebasis Quom. Ich denke, Bon hat seinen Job sehr gut gemacht... er ist sicherlich noch dabei die letzten Details zu erledigen... damit die ganze Welt glaubt, du seist tot und keine Gefahr mehr...«

Ihre Lippen bebten, ihre Augen wurden immer größer. Eigentlich überraschte sie es fast, dass sie ihr nicht aus dem Kopf fielen. »Bon?!«

»...Du hast ihn also nicht erkannt. Gut. ... Er war Offizier Esche... der dich gestoßen hat.«

Sie keuchte schwerer. »...Wa...s?«

Nun fiel sein Blick doch wieder ab. »Miki hatte bereits die ganze Zeit im Wasser gewartet, Uma genau hier. Sie alle wussten Bescheid und sie alle haben es aus freien Stücken mitgemacht. Außer Iroko natürlich. Sie sollte da nicht mit hineingezogen werden.«

Wütend ballte sie ihre Fäuste. »...Du...« Dann flogen wieder die Pfeile aus ihren Augen. »Lass das endlich. Hör auch mich zu belügen!«

»Was für einen Grund hätte ich noch, das zu tun? Du bist frei... du kannst tun und lassen, was du willst. Ob du der Welt zeigen willst, dass es Nico Robin noch gibt... oder ob du es ausnutzt, um ohne Verfolgung zu leben...« Wütend biss er sich auf die Lippe und drehte sich etwas weg. »Es tut mir leid... so wollte ich das nicht ausdrücken... Es... ist nur so, dass... Egal wie sehr ich darüber nachgedacht habe, wie oft... es lief immer nur auf das Gleiche hinaus. …Ich wollte versuchen, zumindest versuchen diesen Kreis zu brechen. Und dir zumindest die Möglichkeit zu geben nicht mehr verfolgt zu werden.«

Plötzlich knallte es schallend in der nächtlichen Stille. Der rote Abdruck war noch auf Crocodiles Wange zu sehen, den Robin hinterlassen hatte. Ihre Hand pochte leicht, aber das war es wert gewesen. »Was fällt dir ein?!«
 

Sie stieß gegen seine Brust, wieder und wieder und bemerkte dabei gar nicht, wie ihr die Tränen kamen. Noch einmal hatte sie die Kraft ihn zu schlagen, dann erfasste sie ein lähmendes Zittern. »Frei?! Du redest ernsthaft noch von Freiheit? In meiner Gegenward? Davon nicht verfolgt zu werden? Ja, ich sehe schon. Du denkst ich bin wirklich richtig bescheuert, dumm wie Stroh. Ich habe mich ja schließlich auf dich eingelassen, nicht wahr?!«

»...Ich weiß, wie sehr dich das verletzt... und selbst wenn du mich dafür hasst, ich... wollte es zumindest versuchen. Robin... es tut mir leid, aber ich sah wirklich keinen anderen Weg.«

Ihre Stimme brach völlig, Schmerz, Wut und das Gefühl der Niederlage schwang darin mit. »Verletzt? Ich weiß nicht was du meinst? Hätte mich eigentlich nicht überraschen sollen. Warum sollte der Mann, in den ich mich verliebt habe, auch anders sein als all die Anderen?! Du hast Recht, ich war blauäugig.«

Er blickte hinab in ihre Augen, verlor sich darin, bohrte sich in ihr Innerstes, dass sie seine Sprachlosigkeit fast fühlen konnte.

Sie schüttelte ihn ab, schüttelte tatsächlich ihren Kopf und schubste ihn zurück, legte die Hände auf die Augen. »HÖR AUF! Hör auf mir weiß zu machen, du wärst anders, als du es mir heute gezeigt hast! Ich ertrage das nicht! Das ist doch lächerlich! Freiheit? Kein anderer Weg?! Ich bin über 20 Jahre Nico Robin gewesen, freiwillig. Ich habe mich niemals verstellt! Meine Identität war das Einzige, dass ich ihnen entgegen zu setzten hatte und du willst mir erzählen, das ist deine Lösung?!« Sie presste sich erneut gegen die Wand, als könnte sie so all dem entkommen. »NEIN! Ich glaube das nicht! Hör auf! Hör auf damit. Warum quälst du mich noch immer?! Ich bin doch...« schluchzte sie nun und die Tränen rannen über ihre Wangen. »...schon längst besiegt!«

»Robin...« Für einen Moment stockte er, als wüsste er nicht weiter. Dann zwang er sich weiterzusprechen, die Stimme schwer und dick von Gefühlen. »Ich weiß wie stolz du auf deine Identität bist, ich weiß dass du sie nicht verleugnen willst. Aber... die Person, die heute gestorben ist, das bist nicht du... Das ist der Mythos, vor dem sich die Welt fürchtet. Du bleibst Nico Robin... Und du bleibst die Frau, in die... ich mich verliebt habe. ...Für die ich selbst bis nach Impel Down gereist wäre, hätte unser Plan heute nicht geklappt. Es... steht mir nicht zu dir zu sagen, was du tun sollst. Es ist deine Entscheidung. Selbst… wenn du mich tot sehen willst.«
 

Sie griff sich hart in ihre Brust und am liebsten hätte sie sich das verfluchte Ding endlich heraus gerissen »...Du... du... hast... was?« Ein letztes Mal schaffte sie es ihn anzusehen. »Geht... deine Grausamkeit soweit mir das vorzuspielen?«

»Ich spiele nichts mehr vor... Ich habe nichts mehr zu verlieren... Der Plan ist durch, ich habe, was ich wollte. Der letzte Schritt liegt bei dir.«

»So... du hast also was du willst. Herzlichen Glückwunsch, Sir Crocodile. Du hast geschafft, was vor dir niemand anderes fertig bringen konnte. Du hast mich zerstört.« Sie ging in die Knie, ihre Beine waren weich wie Pudding. Die Tränen kamen schlimmer und obwohl sie schon längst nicht mehr wusste was Wahrheit war und was Lüge, sprach sie es einfach aus. Er konnte ihr nicht noch mehr wehtun. »Welchen Schritt stellst du dir denn vor, hm? Soll ich freiwillig von der Reling springen?«

»...Wenn du willst, dass ich dir folge.«

Ihre Krallen gruben sich in das harte Holz unter ihr, aber sie spürte diesen schwachen Schmerz gar nicht. »Du... willst mir allen Ernstes weiß machen, das war alles gelogen? Ein Schauspiel... für mich?«

Sie hörte ihn tief Luft holen, sein Atem rasselte dabei immer heftiger. »Es tut mir so leid. Ich konnte es dir nicht sagen. das Risiko war zu groß... ich durfte mir keine Fehler erlauben. Es musste echt wirken...«

Sie grinste ihn an, doch in ihren Augen waren nur Tränen, die Augen dunkel, voller Verwirrung. »Ich habe mein ganzes Leben eine Rolle gespielt. Und dann kommst du daher und erzählst mir, ich hätte diese Szene nicht spielen können? Authentisch? Wo ich es doch schon so oft erlebt habe?! Und das soll ich dir glauben? Du musst mich wirklich für dumm halten.«

»Nein... nicht dumm, Robin.« Er schluckte, kam nur einen winzigen Schritt näher, blickte fast flehend zu ihr hinab. »Aber ich konnte das Risiko nicht einkalkulieren. Du kennst es... egal wie gut man lügen, wie gut man schauspielern kann... wenn nur Kleinigkeiten, Details auffallen, merkt man es sofort. Vor allem, wenn man so viele skeptische Blicke auf sich hat. Stets den Gedanken daran, dass man etwas falsch machen könnte, nicht authentisch erscheint, irgendetwas zu vergessen... Man merkt es immer, wenn zwei Menschen schauspielern... Ich konnte das nicht zulassen. …Es tut mir leid.«
 

»Du... hast mir nie vertraut...« Sie starrte mittlerweile nur noch auf den Boden. »...War ich jemals mehr für dich als eine Spielpuppe, als ein Bauer in deinem Schachspiel?«

»...Das hat nichts mit Vertrauen zu tun. Nicht das Geringste. Es war meine Aufgabe. Meine Idee.«

»...Wer bist du wirklich, Crocodile? ...Wer?« Sie schluchzte immer lauter »...Und warum interessiert mich das überhaupt noch?«

»...Ich war dir etwas schuldig. ...Dafür, dass du mich von Elisa befreit hast. Und...« nun lachte er leise, höhnisch. »...und alles, worüber ich danach nachdenken konnte, war wie ich es dir zurückzahlen konnte. Du hast Recht... mir ist keine bessere Idee gekommen, als dein ganzes Vertrauen in mich aufs Spiel zu setzen. ...Es tut mir leid. Alles was ich wollte, war... dass du ruhiger schlafen kannst.«

»Ich habe das getan, weil ich dich liebe, gott verdammt! Und du zahlst es zurück indem du über mein Leben entscheidest, als wenn ich ein kleines Kind wäre? Als wenn ich nicht allein auf mich aufpassen könnte? Ich habe doch... ich habe ruhig geschlafen. Hast du das nicht gemerkt?! War das... nichts wert?«

Er schüttelte den Kopf. »Es musste etwas passieren. Die Marine klebte mir auf den Fersen, sie waren misstrauisch. Und ich musste ihnen etwas vor die Füße werfen. Das hat nichts mit mir zu tun. Mein Leben ist mir nichts mehr wert. Was ich bei Sonnenbrücken gesagt habe, war die Wahrheit. ...Ich pfeife auf meine Freiheit, wenn du nicht an meiner Seite bist. Aber ich kann es ertragen, wenn du gehst. Wenn du es aus diesem Grund tust, kann ich damit leben.«

»Wie schön für dich... ich kann das nicht. Ich kann das schon lange nicht mehr.« Wütend wischte sie sich über die Augen, aber die Tränen kamen unkontrolliert. »Weißt du, was mich wirklich wütend macht? …Noch immer bilde ich mir ein, dich zu kennen. Bilde ich mir ein, dass das alles ja wirklich so gut zu dir passt. Dabei sollte ich keine Urteile mehr über dich fällen. Nie weiß ich, was die Wahrheit ist und was Lüge. Dabei habe ich mir immer so viel auf meine Menschenkenntnis eingebildet. Ich habe immer jemanden in dir gesehen und jetzt... weiß ich nicht, ob dieser jemand jemals existiert hat.«
 

Als er darauf nichts erwiderte, kauerte sie sich zusammen. »Warum tust du das?« Sie bemerkte nicht einmal, dass sie sich wiederholte, war sich nicht einmal sicher, ob sie seine Worte überhaupt verstand. »...Ich will das nicht mehr hören. Wie du mir weiß machst, dass ich dir irgendwas bedeute. Ich will mir nicht sagen müssen, dass du das für mich getan hast. Ich will das nicht!« Wieder brüllte sie ihn an. »Warum tust du dir das dann selbst an?! Wenn du mich wirklich gern hast, warum quälst du dich selbst? Warum lastest du dir das alles auf die Schultern? Meinst du das macht mich glücklicher?!«

»...Ich habe dich schon lange mehr... als nur gern.«

»Oh, natürlich. Ich habe dich gesehen. In deinem Kopf, ich habe gesehen, was du für sie empfunden hast. Und nicht zum ersten Mal frage ich mich, ob du danach überhaupt noch dazu fähig sein konntest so etwas noch einmal zu empfinden. Wenn es sich so anfühlt... wie könntest du?«

»...Meinst du wirklich... ich hätte mir so viel Arbeit gemacht, so viel Kraft hineingesteckt... so etwas durchgehalten, wenn ich dich nicht lieben würde?«

Sie schüttelte den Kopf. >So viel Schmerz... das bin ich nicht wert.«

»...Nein, das stimmt.« Er atmete tief durch und sie sah, wie er leicht zu zittern begann. »Du bist noch viel mehr wert als das.«

Sie fragte sich nicht, woher sie dieses Mal die Kraft nahm, als sie ihn ansah. Vielmehr, sie wollte sich nicht eingestehen, dass der Grund für ihren Schmerz der gleiche für ihren Mut und ihre Kraft war.
 

Crocodile wirkte vollkommen zerstört, als müsse er sich gleich übergeben. Sie spürte die Luft zittern, als würde sie widergeben wie schwer es ihm fiel sie anzusehen. Seine Stimme brach immer wieder, zerbröckelte wie Staub und raffte sich stets erneut auf. »Ich hätte niemals zugelassen, dass die Marine dich bekommt. Ich hätte dich zurückgeholt, wenn etwas schief gegangen wär. ...Um jeden Preis.«

»Impel Down?«

»...Hätte mich nicht aufhalten können.«

»Tze, das ist das Problem Crocodile. Das mit uns... das wird niemals funktionieren.«

Sein Blick krachte zu Boden und verlor seine Farbe. »...Du hast Recht.«

»Du weißt... nichts über mich. Du weißt nichts über die Dinge, die ich getan und erlebt habe. Du kannst nicht einfach über mich entscheiden ohne mir etwas zu sagen und dann erwarten, dass es tatsächlich funktioniert.« Ihr Blick war kalt, dabei sehnte sie sich bereits nach ihm. Warum? Sie war so töricht. Masochistisch und verrückt und töricht. »Sie hätten mich nicht nach Impel Down gebracht.«

»...Ich habe nie daran geglaubt, dass du mir verzeihst.«

»Verzeihen? Was denn? Das ist dich unterschätzt habe? Dass ich deine verfluchte Kontrollsucht unterschätzt habe?«

»...«

Ihr Blick verzerrte sich. »Du kannst das nicht mehr machen, Crocodile. Ich bin nicht mehr deine Agentin! Ich bin nicht einfach nur ein Mitglied deiner Crew! Ich bin anders, verstehst du?! Du kannst mich aus deinem Kopf nicht aussperren, wenn du mich willst!«

Unsicher öffnete er den Mund, schloss ihn wieder und klappte ihn wieder auf. Doch er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Sein Blick wagte sich noch immer nicht zu ihr.

»Ich habe eine Geschichte! Ich habe Feinde, die du nicht mal kennst. Behandle mich gefälligst nicht wie einen Anfänger. Ich habe nicht weniger Erfahrung gesammelt als du, kapiert?! Du kontrollierst jeden Schritt. Ich kenne das Prozedere, das sich in deinem Kopf abspielt. Zumindest habe ich das immer geglaubt. Wenn Plan A nicht klappt, dann eben Plan B oder C oder D oder E oder, oder, oder...« Sie wurde wieder lauter auch wenn sie kaum noch Puste hatte. »Gott verdammt noch mal! DU weißt doch gar nichts! So viele Faktoren, die das Ganze hätten in die Brüche gehen lassen können! Du hast einfach nur Glück gehabt, wenn es wirklich das ist was du wolltest!«

»...«
 

Sie rollte sich wieder zu einer Kugel zusammen, presste die Augen zusammen und schluchzte leise. »Und… all das sollst du getan haben, weil du mich liebst?«

Darauf schwieg er, den Blick ganz weit abgewandt.

Ihr Kopf schüttelte sich heftig. »Oder war auch das nur eine Lüge? Eine Farce? Wie kannst du mich lieben, wenn du mir so etwas antust? Wie kannst du mich lieben, wenn du damit rechnest, dass ich dich dafür umbringe, was du mir angetan hast? Das ergibt… einfach keinen Sinn.«

»…Ich weiß…« er lächelte irr und voller Schmerz. »…Aber das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Ich habe keinen Grund mehr dich länger anzulügen. Es tut mir leid. Es war der einzige Ausweg, den ich-«

»Hör endlich auf damit!« Ihr Kopf wirbelte nach oben und sie sprühte ihm Gift entgegen. »Es gab einen anderen Weg! Du wolltest ihn nur nicht sehen…« Wütend richtete sie die Augen von ihm ab. »…Du wolltest ihn nicht sehen. …Hast dir alles allein aufgebürdet… mich belogen und hintergangen… verraten. Aus Liebe.« Ihre Sicht wurde nebelig unter dem salzigen Wasser, das aus ihren Augen rann. Aus Liebe, ja. Genau wie sie es auf Suimin getan hatte. Wieso tat er ihr das an? Wieso tat er sich das selbst an? »…Aus… Liebe?«

»…Du bedeutest mir viel mehr als ich mit diesem Wort ausdrücken könnte.«

Das ließ eine neue Welle aus Schmerz über ihren Körper ziehen, dass sie sich die Fingernägel in ihr Fleisch rammte, bis es blutete.

Nur einen kleinen Schritt kam er näher, wagte nicht mehr. Seine Stimme war noch immer gebeutelt von Schmerz und Ehrlichkeit, zerstört und besiegt. »…Du bedeutest mir mehr als alles andere, Robin. Ich…« Doch er schüttelte nur den Kopf, ließ ihn sinken und senkte die Augenlider. »…Ich kann es ertragen, wenn du mich hasst. Ich habe es ja darauf angelegt. Ich erwarte nicht, dass du mir jemals verzeihen kannst, was ich heute getan habe. Ich wollte nur, dass ich einmal im Leben etwas richtig gemacht habe. Ich wollte, dass du nicht mehr verfolgt wirst. …Dass du in Ruhe gelassen wirst. Es bist nicht du, die heute gestorben ist… sondern Nico Robin. Du bist immer noch die Gleiche. Du kannst nach den Poneglyphen suchen, tun was du willst. …Ich wollte dir… diese Möglichkeit geben.«

»Du bist so dumm… Du bist viel dümmer, als ich es von dir erwartet hätte.« Sie starrte ihn an und in ihrem Blick war Unglauben. »…Glaubst du wirklich die Marine schluckt meinen Tod so schnell? …Es gibt… Menschen, die nach mir suchen werden, bis sie mich finden. …Die sich von so einer Lüge nicht täuschen lassen. …Hast du wirklich geglaubt, das gänge so einfach?!«

»…Ich…«

»Warum schließt du mich aus? Warum willst du immer alles allein machen? Warum vertraust du mir nicht? Wieso?!«

»Ich... wollte dich nicht damit belasten.«
 

Das ließ sie auftaumeln. Sie rannte auf ihn zu und warf sich gegen ihn, schlug ihm noch einmal direkt ins Gesicht. »Du blöder Mistkerl!«

Er ertrug es, presste die Augen aufeinander und biss dann die Zähne zusammen.

Sie wollte ihn durchschütteln, aber er war viel zu schwer dazu. Nicht, dass sie es nicht trotzdem versuchte. »Hör damit auf! Hör auf mich wie ein Kind zu behandeln! So zu tun, als wäre ich klein und schwach und sollte am besten nur im Bett liegen und mich besser nicht bewegen. Nicht belasten! Womit denn? Mit meinem eigenen beschissenen Leben?! Wie kannst du mich damit nicht belasten?! Vor allem wenn nicht nur ich darunter leide, sondern wir beide?«

»...Ich habe einfach keinen anderen Weg gesehen.«

»Und das war dir dennoch wichtiger, als eine Zukunft mit mir...« Nur langsam sackte die Bedeutung dieser Worte wirklich in ihr Bewusstsein. »Ich habe alles in mir überwunden, jede Erinnerung, jedes Versprechen, all den Schmerz, um bei dir zu sein... aber ich lasse mich nicht von dir in einen goldenen Käfig sperren.« Sie ließ ihn los.

»...Das habe ich nie gewollt.«

»Aber das hast du getan. Noch schlimmer… du hast mich getötet. Du hast einen Teil von mir getötet

»...Es tut mir leid, Robin... Ich wusste nicht, wie ich dich sonst beschützen konnte...«

»Ist dir klar, dass unser Deal schon lange vorbei ist? Du musst nicht mehr meinen Bodyguard spielen.«

»...Ich habe es nicht des Deals wegen gemacht.«

»Sondern weil du mich liebst, ja?«

»...Ja…«
 

Kraftlos ließ sie ihn los. Die Tränen belastete sie noch immer, drückten sich schwer auf ihren Kopf, in dem das Chaos wütete. So viele Eindrücke auf einmal und sie wusste nicht, was sie noch glauben sollte. Ihr Blick bohrte sich in seine Brust, wollte ihn verletzen und wusste doch, dass sie es nicht konnte. Sein Geruch stieg ihr in die Nase und machte alles noch schlimmer. Sie wollte sich in seinen Armen ausweinen und hasste sich dafür. Sie wollte ihn schlagen, bis er ohnmächtig wurde und hasste sich dafür. Sie hasste einfach alles.

»…Was war sonst noch gelogen?« Fragte sie endlich und wusste nicht, ob sie das überhaupt hören wollte.

»...Eigentlich alles, was nach Arabasta kam...« erwiderte er leise, fast zärtlich. Oder bildete sie sich auch das ein? Konnte dieser Mann wirklich zärtlich sein? Nachdem er ihr das Herz heraus gerissen hatte?

»…Das heißt… Bon ist nie zu dieser Insel gereist? Und… Quom?«

»...Dort habe ich eine alte Freundin getroffen... sie hat eingewilligt Bon zu helfen sich in die Basis zu schleichen und den Platz von Esche einzunehmen...«

»...Du hast wirklich alles durchgeplant, oder? Bis ins letzte Detail.« der Hohn war nicht zu überhören.

»...Zumindest wollte ich das.«

»…Ich wollte niemals sterben. Ich war stolz auf meinen Namen… meine Geschichte. Und du hast mich getötet… einfach so…«

»Solange es Menschen gibt, die wissen, dass Nico Robin lebt... ist sie nicht tot.«
 

»...Ich...« Wieder war ihr danach zu weinen. Jedes Mal, wenn sie sich in ihre Wut fliehen wollte, sagte er sowas. Etwas, dass sie erneut weich machte. Lügen. Alles Lügen »...Was ist mit den anderen? Musstest du sie zwingen mitzumachen, oder haben sie sich gefreut mich umbringen zu können?«

»Jeder einzelne hat sich für dich entschieden. Sie alle hatten die Wahl zu gehen.«

»Und jedem einzelnen von ihnen war mehr zuzutrauen, als mir. Ich sehe schon.«

Sein Kopf sank wieder ab. »So... war das nicht gemeint.«

»Wie denn dann? Sie wussten alle Bescheid. Das ist eine verdammt große Anzahl dafür, dass du das Risikio auf ein Minimum beschränken wolltest.«

Seine Augen waren noch immer geschlossen. Er atmete schwer. Er hatte es längst aufgegeben sich für jeden einzelnen Punkt zu rechtfertigen. Er wusste sehr genau, was er falsch gemacht hatte und was keinen Sinn ergab. Ihm blieb nichts anderes übrig, als es über sich ergehen zu lassen. Es war ihr Recht, es ihm vorzuhalten.

»…Was ist? Kannst du mir nicht einmal in die Augen sehen?« Sie starrte ihm entgegen und spürte seine Nähe, die sie fast krank machte.

Nur langsam, widerwillig öffnete er sie und sah zu ihr hinab. Und sie stürzte in das Meer hinab und wurde von dem Sturm erfasst, der in ihm wütete. Augen konnten niemals lügen und was sie in den seinen sah, verschlimmerte ihren Schmerz noch mehr. Er hatte wirklich aufgegeben. Er schien nur noch auf den Tod zu warten, den sie ihm geben sollte. Sie konnte alles sehen, direkt in sein Innerstes schauen. Zuneigung, Verzweiflung, Reue, Liebe, Angst, Kapitulation. Hatte er das wirklich alles auf sich genommen, wissend dass es ihre Gefühle für ihn zerstören würde, nur um ihr zu helfen? Für sie? War sie ihm wichtiger als seine eigene Zuneigung zu ihr? Konnte dieser Mann sie wirklich lieben?
 

Ihr Herz begann zu rasen, sie zu martern und zu quälen, doch sie blickte weiter in diese Augen, versank in ihnen und suchte nach der Wahrheit hinter seinen Worten. Selbst noch in diesem Moment fühlte sie den Drang ihn zu umarmen, seine Wunden zu heilen.

»Du sagtest ich solle für uns kämpfen… Aber du hast uns aufgegeben.« Es war lediglich eine Feststellung.

In seinem Blick veränderte sich nichts, er klammerte sich nur weiter an ihre Augen als würden sie ihn davon abhalten zu ertrinken. »...Um und für eine Liebe zu kämpfen ist etwas Anderes...«

»Was erwartest du wie es jetzt weiter geht? Was hast du dir vorgestellt, dass ich tue? Soll ich dich umbringen? Oder dir um den Hals fallen und dir danken, dass du mich gerettet hast?«

Nun krachte der Blick wieder zu Boden, die Stimme nur noch ein Relikt seiner alten Stärke. »Ich sagte bereits… mein Leben gehört dir.«

Darauf schallte es erneut, lauter als zuvor. Sie hatte ihn so hart geschlagen, dass sein Kopf zur Seite geflogen war und etwas Blut aus seiner aufgebrochenen Lippe quoll. »Hör endlich auf damit!«

Doch er tat es nicht. Er drehte den Kopf zurück und blickte sie direkt an, bettelte regelrecht darum, dass sie ihn weiter schlug. »Es ist dein Recht mir den Schmerz wiederzugeben, den ich dir zugefügt habe.«

Sie holte aus, schaffte es aber nicht ihn nochmals zu schlagen. Stattdessen kamen wieder die Tränen und sie stieß ihn von sich. »…Armer Irrer...«
 

Sie biss sich auf die Lippen und versuchte ihre Gefühle zu verstehen. Es brachte sie dazu zu zittern. Sie hatte solche Angst. Sie war so mächtig, dass sie den Schmerz fast überschattete. Wovor hatte sie Angst? Nicht einmal das wusste sie. Beschämt versteckte sie ihr Gesicht hinter ihren Händen.

»Warum hast du aufgegeben für mich zu kämpfen?«

Sein Mund klappte auf und schloss sich nur mit einigem Nachdruck. »…Das… habe ich nicht.«

»Dann sag so etwas gefälligst nicht! Woher soll ich noch wissen, was echt und was gespielt ist?! Woher soll ich wissen, ob du das überhaupt alles ernst meinst? Wie kann ich mir sicher sein…«

Er starrte ihr entgegen, senkte die Augen dann aber wieder, als ihm bewusst wurde, wie penetrant er war. »…Ich weiß es nicht.«

Das brachte sie dazu zu nicken. Sie schloss die Augen und floh vor ihm. Sie floh so schnell sie konnte, hastete die Treppen hinauf und erlaubte sich erst an der Tür wieder zu atmen. Keinen einzigen Blick schenkte sie ihm noch, konnte es nicht ertragen ihn zu sehen. Sie musste hier weg. »…Natürlich weißt du das nicht …hätte mich auch gewundert.«
 

Und damit schloss sich die Tür hinter ihr und Crocodile blieb allein in dem dunklen Raum zurück. Zum ersten Mal erlaubte er sich tief durchzuatmen. Doch es brachte keine Erleichterung, sondern nur Schmerz. Ihre Worte hatten ihn zerfleischt, bis auf die Knochen abgenagt. Er hieß es willkommen. Es war das Einzige, was er verdiente. Nur langsam kam die gesamte Wucht der letzten Stunden und Momente auf ihn zu. Sie würde ihn zu Boden reißen, das wusste er, wenn auch nur ganz langsam. Wie ein Gift, das ihn erst nach Stunden der Qual tötete. Verdient. Er hatte das verdient. Noch jedoch war er in einer Art Trance verfallen, die ihn davor bewahrte zu viel nachzudenken, irgendwelche Schlüsse zu ziehen, ihn vor der letzten Entscheidung beschützte. Noch war es nicht vorbei. Robin hatte Recht. Er und sie, das war unmöglich. Er hatte weder das Recht noch die Möglichkeit bei ihr zu sein. Vor allem jetzt nicht, nachdem er sie so in den Abgrund gezogen hatte. Er würde warten. Keines seiner Worte war gelogen. Was sie auch wollte, er würde es tun. Diesen letzten Wunsch war er ihr schuldig zu erfüllen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aja1992
2011-10-21T07:40:02+00:00 21.10.2011 09:40
Hammer kapi^^
Aber auch ein wenig traurig^^


Zurück