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Rebellischer Schrei

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von

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Zwei

Tsuna war verzweifelt. Er hatte seinen halben Geburtstag damit verbracht den Mut aufzubringen, sie zu fragen, ihr das zu sagen, was schon so lange überfällig war, ihr seine Gefühle zu gestehen. Aber letztendlich hatte sie ihm nur einen mitleidigen, traurigen Blick geschenkt und gesagt, dass das nicht klappte, dass er für sie einfach nur ein guter Freund war und dass sie das nicht verlieren wollte. Tsunayoshi hatte gesagt, dass er das verstand und akzeptierte.

Das tat er auch, aber trotzdem hatte er seine Tränen danach, als er wieder allein gewesen war, nicht mehr zurückhalten können. Er hatte geweint, vielleicht eine gute Stunde und danach hatte er sich an diese überflüssige, große Feier erinnern müssen. Er hatte seinen besten Anzug angezogen, hatte sich das Gesicht ein, zwei Mal gewaschen und gehofft, dass es nicht auffallen würde. Hayato hatte es bemerkt, Takeshi auch, aber Tsuna hatte gesagt, dass alles in Ordnung sei. Er war sich sicher, dass Gokudera wusste, was passiert war, immerhin hatte Tsuna es ihm erzählt. Dass er Kyoko dieses Geständnis machen wollte, und Hayato hatte gesagt, dass er das schaffe und dass er ihm die Daumen drückte. Einem Boss wie ihm konnte niemand widerstehen, hatte er gesagt und war wohl fest davon ausgegangen, dass sie Ja sagen würde.

Das hatte sie aber nicht. Und dummerweise war Xanxus der erste, dem er das erzählt hatte. Wieso ausgerechnet der das wissen wollte, war ihm immer noch schleierhaft. Wahrscheinlich hatte er zu viel Alkohol intus und wollte ein wenig in seinen Wunden herumstechen. Das hatte er auch gemacht, aber Tsuna war zu fertig um ihn dafür zu verfluchen. Er war ausgelaugt, müde, geschafft und im Moment am meisten verwirrt.

Er stand auf der Türschwelle und blickte mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend zu Xanxus, der auf seine Aussage hin stehen geblieben war. Tsuna hatte gesagt, dass er warten sollte, und Xanxus tat es.

Und jetzt wusste er nicht, was er sagen sollte.

Was war das eben gewesen?

»W-was sollte das?«, fragte er schließlich und er konnte sehen, wie sich Xanxus langsam umdrehte und ihn abschätzend musterte.

»Was?«

»Das… das eben«, sagte er und hoffte, dass die peinliche Hitze in seinem Gesicht bereits wieder abgekühlt war.

»Nichts«, antwortete der Italiener und Tsuna biss sich auf die Lippen, schluckte runter. Und dann lief Xanxus wieder auf ihn zu, blieb ein paar Meter vor ihm stehen und betrachtete ihn mit diesen spöttischen Blicken. »Dachtest du wirklich, ich will dich küssen?« Xanxus schnaubte amüsiert und spätestens jetzt war sich Tsuna ziemlich sicher, dass er viel zu viel Alkohol getrunken hatte. Das war richtig gruselig.

»I-ich ... weiß nicht«, sagte er langsam, versuchte den Blick in seine Augen aufrecht zu erhalten und ignorierte die Schmerzen in seinen eigenen. »Du bist immerhin betrunken.« Tsuna sprach vorsichtig, leise und wusste selbst nicht, was er hier gerade tat. Wieso zur Hölle hatte er ihn aufgehalten? Somit machte er sich nur mehr Probleme und Sorgen.

Tsuna wusste, wieso er ihn hatte aufhalten wollen. Weil er verwirrt war, weil er nicht wusste, was das eben sollte und weil er nicht allein sein wollte. Er hatte Xanxus sein schmerzendes Herz ausgeschüttet und irgendwo erwartete er jetzt wohl tröstende Worte; dass er die von Xanxus nicht bekam, sollte er eigentlich wissen.

Xanxus blieb vor ihm stehen und Tsuna machte einen Schritt zurück, sah zu ihm hoch und versuchte sich zu beruhigen, versuchte klar zu denken, es reichte schon, wenn Xanxus das im Moment nicht konnte.

»Denkst du wirklich«, fing Xanxus mit einer unheilvollen, leisen Stimme an, »dass ich so etwas Absurdes und Abstoßendes vorhabe, Abschaum?«

Das stach. Tsuna konnte spüren, wie sich seine Eingeweide zusammen zogen. Wahrscheinlich dachte Kyoko das auch. Dass er abstoßend war und dass es absurd war mit ihm zusammen sein zu wollen. Tsuna senkte den Kopf wieder und starrte gegen den Boden, hatte große Lust sich zu übergeben, sich danach auf der Toilette einzusperren und dort weiter zu heulen.

»N-nein«, gab er schließlich zu. Ehrlich gesagt hätte er das nicht erwartet. Es machte keinen Sinn und Xanxus hatte wohl nur an ihm Interesse, wenn es um seinen Tod ging. Trotzdem war es komisch gewesen und da Xanxus betrunken war, war sich Tsuna nicht so sicher, ob da der ein oder andere Ausrutscher vielleicht einfach mal passierte.

»Und wieso fragst du dann?«, wollte Xanxus genervt wissen.

Gute Frage. »Wieso interessierst du dich dafür, ob ich geheult habe?« Eine Gegenfrage war in der Klemme immer eine gute Idee.

»Ich hatte Langeweile. Und ich hab es nicht verstanden. Ich hasse es, wenn ich Dinge nicht verstehe«, sagte Xanxus und Tsuna glaubte, dass der Alkohol ihn definitiv mehr reden ließ. Ob er das nun bevorzugte oder nicht, wusste er selbst nicht genau. »Du hast alles, was ich immer gewollt habe, und deshalb sehe ich keinen Sinn darin, dass du die Heulsuse spielst, wegen irgendeiner dummen Tussi.«

Tsuna biss sich auf die Unterlippen, betrachtete weiterhin den Boden und bemerkte, wie die Tränen erneut in seine Augen stiegen. Sie war nicht irgendein Mädchen, sie war Kyoko, die er seit mehr als vier Jahren angebetet hatte, die er hatte beschützen wollen, deren Mann er hatte sein wollen. Das wäre das gewesen, was er gewollt hätte. Eine Familie, ein normales Leben und nicht den Posten eines Mafiabosses.

»Komm ja nicht auf die beschissene Idee zu heulen, Abschaum«, sagte Xanxus und Tsuna versuchte sich erneut die Tränen aus den Augen zu blinzeln. Er wollte nicht weinen, nicht vor Xanxus. Möglicherweise würde er sich dann tatsächlich eine fangen und wenigstens das wollte er sich ersparen.

»Du bist der erste, dem ich das gesagt hab«, stellte Tsuna bedrückt fest und er konnte nicht sehen, wie Xanxus die Augenbrauen hob.

»Dass du noch nie jemand geknutscht hast? Das kann man sich auch so denken.«

Tsuna biss sich auf die zitternden Lippen und schloss die Augen, versuchte Xanxus‘ Spott zu übergehen. Dummerweise war das nicht so leicht. Er war achtzehn, unglücklich verknallt und hatte noch keine Erfahrungen gesammelt, wenn es irgendwie um Nähe und Intimität ging. Und das wollte er, das wollte er wirklich, weil er letztendlich auch nur ein normaler Junge war. »Dass sie Nein gesagt hat«, sagte er schließlich.

»Steck dir dein gewolltes Mitleid sonst wohin, Abschaum. Von mir bekommst du das sicherlich nicht«, sagte Xanxus und wahrscheinlich war es besser, dass Tsuna seinen abwertenden Blick nicht sah und den Boden geschlagen betrachtete. Er wollte kein Mitleid, er wollte einfach nur ein paar tröstende Worte. Von irgendjemand, egal ob von Gokudera, Xanxus oder dem Nachbarshund. Er wollte nur einfach irgendjemand, der ihm sagte, dass es nicht so tragisch war, dass es genug Frauen gab und dass sich alles noch ändern konnte.

Aber niemand sagte das zu ihm.

Tsuna hob die Hand, wischte sich damit über die feuchten Augen und dachte, dass er selbst schuld war. Hayato würde ihn trösten, Takeshi würde ihn aufmuntern, aber denen erzählte er es ja nicht, weil er sich nicht getraut hatte, weil er nicht wollte, dass sie sich Sorgen machten. Und ausgerechnet Xanxus tauchte hier auf und stellte ihn zur Rede. Das war doch so fürchterlich falsch.

Er versuchte ruhig durchzuatmen, hörte gedämpft die fröhliche Musik, den Gesprächspegel, der von dem Saal hierher drang, und wünschte sich, dass seine Situation besser werden würde.

»Das ist so lächerlich«, begann Xanxus irgendwann um die Stille, die zwischen ihnen lag, zu zerstören. »Du bist ein Mafioso. Wenn du etwas willst, dann nimm es dir einfach. So schwer ist das nicht, Volltrottel. Das solltest selbst du hinbekommen, vor allem wenn es nur um so etwas Banales wie einen Kuss oder eine Beziehung geht.«

Tsuna biss sich auf die Zähne und versuchte zu nicken, dummerweise wollte sich sein Körper nicht bewegen. Eigentlich sollte er Xanxus für seine Art und seine Worte verfluchen, aber letztendlich war er dankbar, dass er wenigstens mit ihm sprechen konnte. Er musste seine Sorgen irgendwie loswerden und vielleicht war es gut, wenn er das bei einer neutralen Person tat – obwohl Xanxus wohl eher negativ als neutral war.

Vorsichtig hob er den Kopf, seine braunen, gläsernen Augen lagen auf Xanxus‘ Lippen und für einen kurzen Moment kamen die Gedanken der Situation vor ein paar Minuten zurück. Wahrscheinlich lag es am Alkohol. Alles, überhaupt, dass Xanxus mit ihm sprach. Er wusste, dass er sich entwickelt und verändert hatte, seit dem Kampf in Japan, aber irgendwie war er im Moment völlig anders, als er es gewohnt war. Tsuna wusste nicht, ob er das gut, oder schlecht finden sollte.

Hatte Xanxus ihn wirklich küssen wollen? Er hatte gesagt, dass man so etwas ändern konnte und war ihm unglaublich nah gewesen, dass er seinen Atem, der nach Alkohol gerochen hatte, vernehmen hatte können. Aber letztendlich machte es keinen Sinn. Wieso sollte Xanxus so etwas tun wollen? Nein, wahrscheinlich hatte er ihn nur provozieren wollen. Wäre es wirklich Xanxus‘ Plan gewesen, hätte er es auch trotz seines Protestes gemacht. Weil man Xanxus nicht aufhalten konnte.

Ihm war warm, er konnte nicht wirklich klar denken und er fühlte sich elendig. Er wollte nicht an Kyoko denken, wollte, dass man ihn ablenkte, und letztendlich wollte er doch nur an das Mädchen seines Herzens denken. Weil er es sich zu seinem Geburtstag gewünscht hatte, weil er sich fest vorgenommen hatte, das zu tun und endlich irgendeine Person lieben zu können und zu dürfen.

Aber daraus wurde nun ja irgendwie nichts.

Es sei denn, er würde es so machen, wie Xanxus es ihm gerade geraten hatte. Aber er wollte Kyoko nicht einfach dazu zwingen, er wollte niemand lieben, die ihn nicht mochte. Zwang war etwas Grausames, aber letztendlich strebte sein Körper nach Nähe.

Und dann tat er etwas, was er nicht erklären konnte, und was auch keinen richtigen Sinn ergeben wollte. Wahrscheinlich war es seine eigene Verzweiflung und dieser komische Moment dieser absurden Situation. Und vielleicht war dieses eine kleine Sektglas doch zu viel gewesen.

Er wollte, er wollte nicht, es war so furchtbar falsch und doch schien es im Moment irgendwie die einzig richtige Lösung zu sein. Tsuna schluckte den Kloß in seinem Hals herunter, machte einen großen Schritt auf Xanxus zu und stand im nächsten Moment auf den Zehenspitzen. Er konnte noch erkennen, wie Xanxus die Augenbrauen hochhob und im nächsten Moment griff seine rechte Hand um Xanxus‘ Kragen.

Wieso er seine Lippen gegen die einer Person drückte, die ihm den Tod auf den Hals wünschte, wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht, weil er ihn provoziert hatte, vielleicht, weil er selbst gesagt hatte, er sollte sich einfach trauen, vielleicht, weil er es angedeutet hatte, und vielleicht, weil Tsuna einfach irgendetwas tun wollte um sich nicht weiter elendig zu fühlen.

Dummerweise war der Kuss wohl nicht die klügste Idee gewesen.

Tsunayoshi konnte den harten Stoß von Xanxus‘ Händen gegen seine Brust spüren, unterbrach dadurch die Berührung ihrer Lippen, gab ein erschrockenes Geräusch von sich, stolperte zurück in den Raum und fiel nach einigen Schritten auf seinen Hintern.

Sein Herzschlag hatte erneut zugenommen und er konnte erst jetzt, während Xanxus langsam in den Raum trat, die Tür hinter ihm ins Schloss warf, realisieren, was er gerade angestellt hatte. Und gleich darauf fragte er sich, ob ihn jetzt endgültig alle guten Geister verlassen hatten.

Seine braunen Augen waren aufgerissen und instinktiv schob er sich auf dem Boden zurück, wich vor Xanxus zurück und versuchte sich zu erklären. Er hatte den Mund schon geöffnet, starrte geschockt von sich selbst hoch zu Xanxus, der alles andere als begeistert wirkte, und fand nicht die richtigen Worte.

Xanxus kam näher, Tsuna wich zurück und stieß nach einigen Augenblicken mit seinem Nacken und den Schulterblättern gegen das Sofa, das in dem Raum stand. Sein Herz schlug ihm bis hoch in den Hals, er versuchte die Angst herunterzuschlucken und starrte mit seinen ängstlichen Augen hoch zu Xanxus. »E-es tut mir… mir Leid, X-Xanxus«, brachte er panisch hervor, versuchte sein Körpergewicht gegen das Sofa zu stemmen, musste jedoch feststellen, dass sich das Möbelstück keinen Zentimeter weiter nach hinten bewegte. Und ehe er sich aufraffen konnte, um wegzurennen, zu flüchten, setzte Xanxus seinen linken Fuß neben seine rechte Seite, den rechten auf die andere.

Oh, Scheiße.

Was zur Hölle war in ihn gefahren? Wieso hatte er das getan? Tsuna hatte große Lust sich selbst zu bestrafen, aber dummerweise würde Xanxus das nun für ihn übernehmen und das würde nicht besonders gut enden. »X...Xanxus, i-ich... e-es… es tut mir Leid!«

Nur leider schienen seine Worte ihn nicht zu erreichen. Der Schwarzhaarige ging in Hocke, drückte sein linkes Knie gegen Tsunas Brust und die Panik in ihm stieg erheblich, als Tsuna bemerkte, dass er eine seiner X-Guns zog. Tsunas Atem stockte für einen Moment und seine Augen weiteten sich noch ein Stück, sahen fassungslos, ängstlich und starr gegen die schwarze Pistole.

Er wollte ihn erschießen, er wollte ihn erschießen. Oh Gott, was hatte er getan? Oh Gott, oh Gott, er wollte doch noch nicht sterben.

»Mund auf«, sagte Xanxus und Tsunas Herzschlag drohte seine Rippen zu zerbersten.

Was? Er sollte…

Tsunas Blick wanderte wieder zu der Pistole, dann panisch zurück in Xanxus‘ ausdrucksloses Gesicht und seine roten Augen, die ihn dominierend niederstarrten. Und wenige Augenblicke später, konnte er das kalte Metall an seinem Mund spüren. Reflexartig drückte Tsuna seine Lippen aufeinander und sah Xanxus mit großen Augen an, schüttelte den Kopf und gab ein Geräusch von sich, das nach einem Nein klingen sollte.

Xanxus schien das nicht zu beeindrucken, er starrte weiterhin mit einem kalten Blick zu ihm nach unten, ignorierte den flehenden, panischen Blick in Tsunas großen Augen. »Ich wiederhol mich nur ungern, Abschaum«, raunte er leise und Tsuna schluckte laut.

Er konnte doch nicht... Xanxus würde ihn erschießen wollen. Ja, es war die sicherste Methode, einen Schuss direkt durch den Kopf zu feuern, aber Tsuna hatte eigentlich nicht vorgehabt, an seinem Geburtstag zu sterben.

Und dann griff Xanxus grob um seinen Kiefer und Tsuna hob seine Hände, legte selbige um Xanxus Armgelenk und versuchte ihn von sich zu drücken, fletsche im selben Moment angestrengt die Zähne und bemerkte erst danach, dass das eine beschissene Idee gewesen war. Das Metall berührte seine Lippen und Tsuna versuchte den Kopf weg zu drehen, wurde jedoch durch Xanxus‘ festen Griff daran gehindert. Sein Puls raste, seine Angst stieg und seine Augen waren in Xanxus‘ rote gerichtet, die ihn gnadenlos ansahen.

»Mund auf, Sawada«, wiederholte er und etwas zögernd, ohne eine andere Möglichkeit zu sehen, tat Tsuna selbiges schließlich. Er spürte das kalte Metall um seine Lippen, an seiner Zunge, in seinem Mund und kniff die Augen zusammen, glaubte jeden Moment an Herzversagen sterben zu müssen. Aber Herzversagen war ihm deutlich lieber, als ein Schuss durch den Kopf.

»Schau mich an«, forderte Xanxus und Tsuna versuchte seinen Kopf zu schütteln, spürte im selben Moment jedoch, wie Xanxus die Pistole in seinem Mund nach oben bewegte. Tsuna legte seinen Kopf etwas in den Nacken und blinzelte schließlich durch seine Lider, geradewegs in Xanxus’ Gesicht.

»Du bist so fürchterlich erbärmlich«, sagte Xanxus, betrachtete ihn weiterhin und Tsuna versuchte immer noch den Griff um sein Kinn, verursacht durch den Italiener, zu lösen. »Scheinst es ganz schön nötig zu haben, mh?« Er verspottete ihn und alles, was Tsuna tun konnte, war, auf das Metall zu beißen und zu hoffen, dass Xanxus ihm nicht gleich den Kopf wegpusten würde.

Der Idiot verstand einfach nicht. Aber wahrscheinlich war Tsuna trotzdem erbärmlich. Weil er vier Jahre lang gebraucht hatte, eine Frau zu fragen, für die er wirklich Gefühle gehabt hatte, ob sie seine Freundin sein wollte. Und jetzt, wo er sogar den Segen von Ryohei bekommen hatte, er sich endlich dazu überwunden hatte, sie zu fragen, bekam er einen Korb und fühlte sich unglaublich verzweifelt.

So verzweifelt, dass er – aus welchen absurden Gründen auch immer – Xanxus geküsst hatte. Xanxus. Den Xanxus!

Den Xanxus, der ihm gerade eine Pistole in den Mund schob und wohl demnächst abdrücken würde.

Tsuna hatte Schiss. Er wollte hier weg. Am liebsten würde er einfach den Tag zurückdrehen. Anscheinend hatte er nur Fehler gemacht und das auch nur, weil er eben endlich etwas wagen wollte. Dieser Tag hatte so viele, unerwartete Wendungen genommen und Tsuna bereute vor allem die letzten Minuten.

Aber alles, was Tsuna tun konnte, war, zu Xanxus hochzusehen, ihm seine ängstlichen, großen Rehaugen zu präsentieren und ihn gedanklich anzuflehen, nicht abzudrücken.

»Weißt du, was mich davon abhält abzudrücken, Abschaum?«

Nein, Tsuna wusste das nicht, aber er war dem, was auch immer es war, verdammt dankbar.

»Deine Augen. Deine verfickten großen und unschuldigen Augen. Und wenn ich mir es recht überlege, ist diese Situation durchaus köstlicher, als der Gedanke dich tot zu sehen.«

Ach, du Scheiße. Wie viel hatte Xanxus getrunken?

Tsuna versuchte etwas zu sagen, hatte aber nicht besonders viel Erfolg und versuchte deswegen den Speichel in seinem Mund herunter zu schlucken, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Er schmeckte das kalte Metall und fragte sich, ob er dieses durchaus beängstigende und widerliche Gefühl je wieder aus seinem Mund bekommen würde.

Der Griff um seinen Kiefer wurde gelöst und Tsuna ließ gleichzeitig auch Xanxus‘ Hand los, überlegte, ob er die Hand, die die Waffe hielt, wegschieben sollte, traute sich dann aber doch nicht und die Arme fielen zurück auf den Boden. Sein Herz schlug ihm immer noch hoch bis zum Hals und seine Panik verflog nur minimal, seine braunen Augen starrten hoch zu Xanxus und er ignorierte die Wärme in seinem Gesicht.

Xanxus legte seinen freien Arm stellenweise auf den Sitz des Sofas, griff mit seinen Fingern in Tsunas braune, dichte Haare und drückte seinen Kopf zurück. Der Japaner gab ein kurzes, erstickendes Geräusch von sich und legte seinen Schädel dann zurück in den Nacken, schielte zu Xanxus und konnte sich einen flehenden Blick nicht so recht verkneifen.

Xanxus senkte seinen Kopf weiter in Tsunas Richtung, kam neben Tsunas Gesicht zum Halt. »Wenn du brav bettelst, erfüll ich dir deinen dämlichen Wunsch. Sieh das als Geburtstagsgeschenk an.«

Tsuna verstand nicht recht. Welchen Wunsch wollte Xanxus ihm denn erfüllen? Den Tod wünschte er sich gewiss nicht. Eigentlich hatte sich Tsuna für heute Abend etwas ganz anderes gewünscht und zwar…

Tsuna verstand. Er weitete die Augen und schielte nach rechts, konnte jedoch nur Xanxus schwarze Haare erkennen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit, weil er jetzt glaubte zu wissen, worauf der Kerl hinaus wollte.

Langsam hob Xanxus den Kopf und Tsuna schielte ihn hilflos aus seinen großen, unschuldigen Augen an. »Du willst es, nicht wahr, Abschaum?«

Tsuna schmeckte Metall, konnte den Geruch von Alkohol wahrnehmen und spürte eine unglaubliche, peinliche Hitze in seinem Gesicht, überall in seinem Körper. Einige Wimpernschläge vergingen und Tsuna starrte in die roten Augen von Xanxus und glaubte, unter seinem Blick zu schrumpfen.

Was wurde das hier?

»Also?«, fragte Xanxus mit seiner tiefen, leisen Stimme und Tsuna konnte nicht verhindern, dass eine Gänsehaut über seinen Rücken fuhr, als er Xanxus‘ Atem auf seiner Haut spürte. Antworten konnte er nicht wirklich und er war sich auch nicht sicher, was er antworten sollte.

»Ich helfe dir zu vergessen, Abschaum«, hörte er Xanxus dicht neben seinem Ohr und Tsuna schloss langsam die Augen, atmete durch den geöffneten Mund, drückte seine Zunge an den Lauf der Pistole, weil sie sonst nirgends Platz hatte.

Er wollte vergessen. Er wollte nicht an Kyoko denken, wollte nicht an diese inneren Schmerzen erinnert werden, aber er wusste auch nicht, ob das hier richtig war.

Nein, er war sich sicher, dass es nicht richtig war. Das hier war einfach nur falsch, aber dummerweise schien er nicht so abgeneigt zu sein, wie er eigentlich sollte.

Tsuna war sich sicher, dass er seinen achtzehnten Geburtstag nicht so schnell vergessen würde.

Vorsichtig hob er die rechte Hand, legte sie auf Xanxus‘ Knie, das noch immer gegen seine Brust drückte und öffnete die Augen, schielte zu Xanxus, dem ein leichtes Grinsen über die Lippen huschte.

Und dann wurde die Pistole in seinem Mund bewegt, Tsuna zuckte zusammen, spürte, wie das Metall unsanft gegen seine Zähne geknallt wurde und verstand, dass Xanxus die Waffe entfernen wollte, weswegen er seinen Mund ein Stück weiter öffnete. Der Geschmack des Metalls verschwand augenblicklich und Tsuna machte einige hörbare Atemzüge durch den Mund, ehe er selbigen schloss und herunterschluckte.

Tsuna wollte vergessen.

Xanxus ließ die Pistole fallen, als Tsuna seine Arme hob und plötzlich um Xanxus‘ Schultern und Hals warf und den letzten Abstand zwischen ihren Gesichtern nahm, um erneut die Lippen Xanxus’ schmecken zu können.

Er hatte keine Ahnung, was er hier tat, aber er glaubte, dass es völlig in Ordnung war, weil er sich zu seinem Geburtstag heimlich gewünscht hatte, die Nacht nicht alleine verbringen zu müssen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  KawaiiBlueHero
2012-05-08T15:03:48+00:00 08.05.2012 17:03
Uhhh~ Das zweite Kapitel *O*
Also so toll wie das geschrieben ist, werd ich heute auch noch die anderen Zwei lesen.

Ich glaube ich muss nichts über OOC-Momente sagen, denn allein die Tatsache dass die zwei sich küssen ist OOC, aber dafür danke ich dir.
Dass du so tolle Phantasie hast und das so schön aufschreiben kannst.
Wirklich ich bin kein begeisterter FF-Leser und diese FF ist einfach nur WOW.
Ich finde es toll dass sich Tsuna das recht rausgenommen hat ihn zu küssen.
-> Xanxus wollte es nicht anders, er hat provuziert und er hat ihn ermutigt.
Die Aktion mit der Gun, die hingegen war einfach nur heiß.
Dieses Kopfkino, der Hammer.
Wie er ihn angepackt hat wie er ihn sich hörig gemacht hat, das ist der wahnsinn.
Von: abgemeldet
2011-03-12T16:38:19+00:00 12.03.2011 17:38
Also, zu allererst, Cliffhänger sind unglaublich böse.
Aber nun zum wichtigstens.
Wo ich das este Kapitel gelesen habe, dachte ich schon, wow, was geht den nun ab.
Aber das hier, hat mich ja wirklich vom Hocker gehauen. ich dacht echt, jetzt bringt Xanxus ihn um, nun ist es vorbei. Wobei, die ff dann ja kurz wäre.
Aber es ist ja nicht passiert>< Nein, sie haben sich wieder geküsst und da hörst ud wieder auf, schäm dich.

Aber, dein Schreibstill ist gut, man kann sich gut in tsuna hinein versetzten.
Ab und zu ist xanxus ein wenig ooc, aber hey, das macht der alkohol. Und mit der Knaare, das war ja eindeutig xanxus xD
ALso, ich hoffe das bald ein neues kapitel kommt!
ganz nebenbei, ich warne dich><
wehe es kommt wieder so ein cliffhänger!ò.ó
Von:  gluecklich
2011-03-11T23:58:25+00:00 12.03.2011 00:58
Zunächst, wie versprochen: deine verdiente Ladung Fangirl-Buchstabensalat.

ahglwiodkvethsdfulig4egfuitawuysduiKSÖKGÖHESROÖTGjhvo)EORZIHJKBNDJU%§()ESIOKLJg8biojkredgfhbuewitoer​kldfdhtuegdflknhv eruzkghlskdlstgerkdfnowetzgrujdkfnelwksfhdgvkj,sdjncals<kdfhg,smdEZTGKHYJDVBCKWIDGFGUhjjkg867z3iu4i5​o6zhkfglheurgihioklarehgifbugwbjnöagelrughblihd ckueg blkhs bflwjehgiukehrföliwurnicuhweiu5ihtKHF94ih6 ogidzh32oiwehfdkFIuezth2izwrhoiwfeÖHÖG§U%"OI/ZP)(IHGNÖlkfhiulehgöoeidzhlsidfhliwuekjhgnöoizsflkegauwhegöoeriziluwkehfweizsgdlikaehtöo2utegiskd​ghbuksdhgnaeriughlwegn2oewzglikhdghhlksdghiaelukthaöwoeizdghbaöeklghigekerawiughaöwozguh!!!!!!!!!!!!​!!!!!!!!"34356461°!!!!!!!1!!!!!1111111!!!!!!!!!!41809p!!!!

Hihi, hat das Spaß gemacht.

So, und nun zum Wetter!

Ach, du Scheiße. Wie viel hatte Xanxus getrunken?
PROOOOOO! Der Absatz des Kapitels. Glückwunsch dazu!

»Du bist so fürchterlich erbärmlich«, sagte Xanxus
Du ahnst nicht, wie ich gefeiert habe. 8DDDD

»Ich helfe dir zu vergessen, Abschaum«
Und hiermit kommen wir zum konstruktiven Teil! Ich hab dir ja schon gesagt, dass ich dich wegen dieser Vergessen-Sache für ziemlich genial halte, und ich möchte es hier noch einmal erwähnen. Ich halte dich wegen dieser Vergessen-Sache für ziemlich genial.
Es ist immer noch alles diskutabel, weil OoC, stellenweise. Tsuna hat schon Recht, als ihm auffällt, dass Xanxus mehr redet als normal. Aber er ist halt betrunken und ja. Deshalb ist das Ganze verzeihlich. Und die Knarren-Aktion wiederum finde ich seeehr IC, von daher passt das alles ganz gut zusammen. Meiner Meinung nach. Pro.
Prooo!


Ich glaub, ich hab meine Tastatur geschrottet.


Ja, der Porn-Part (DAS WAR NICHT LEBENSBEDROHUNG, DAS WAR PORN!) hat mich ein bisschen davon abgelenkt, dass ich auch Tsunas Aktion ein bisschen fragwürdig fand. Also, das Küssen, versteht sich. Auch er ist angetrunken, ja, und er will was wagen, und er ist abserviert worden, okay. Ich war skeptisch, weil es irgendwie doch ziemlich plötzlich kam und - glaube ich - nicht viel Zusammenhang hatte. Aber die Gründe dafür wurden ja nachher geliefert. Diese Reihenfolge lässt einen als Leser eben kurz stutzen, aber ich bin gar nicht sicher, ob das nicht sogar mal ganz gut ist. Stilistisch was anderes und so.
Ja.
Was auch immer.
Hallo, es ist ein Uhr nachts.


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